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Der Morgen nach einer regnerischen Nacht

Sesshomaru & Kagome
von

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Kapitel 3

Notiz von der Autorin: Es kommt in diesem Kapitel ein bisschen… nun ja, erotischen Szenchen. ;-) Mir ist bei einem Kommentar aufgefallen, dass es hiess, Sesshomaru sei etwas kindlich. Ich hoffe, dass ich das jetzt etwas verbessern konnte.

Zunächst ist es etwas langweilig, aber die grausamen und etwas härteren Szenen kommen gegen Mitte bis Ende dieses Kapitels. Viel Spass mit den folgenden 20 A4-Seiten.
 

Kapitel 3
 

„Oh wow…“, war alles, was aus Kagomes Mund kam und sie sah weiterhin vollkommen verdutzt auf dieses riesige Schloss.

Bis vor kurzem dachte sich Kagome, dass Sesshomaru kein wirkliches Zuhause hatte und deshalb frei in der Natur lebte. Mittlerweile leuchtete es selbst ihr ein, dass er, als Daiyoukai, ein König, doch gewiss mindestens ein Schloss hatte.

Ein heisses Bad, ein weiches Bett und ein sonniges Kind mit dem Namen Rin. Ihr fiel in diesem Moment ein, dass sie einen Kimono dabei hatte, aus ihrer Zeit, so war sie froh, nicht ganz auf Sesshomaru angewiesen zu sein. Nicht, dass sie keine Kleider hätte, aber nach zwei Jahren waren diese auch nicht mehr das, was sie einst mal waren. Der Kimono, den sie von ihrer Mutter bekam, war feuerrot mit goldenen und gelben Stickereien von Kranichen. Sie gestand sich selber, dass es etwas von einem Hochzeits-Uchikake hatte. Aber sie konnte es ihrer Mutter nicht übel nehmen. In ihrer Zeit war es einfach ein gewöhnlicher Kimono, während es hier, in der Vergangenheit etwas wie ein Brautkleid war. Sie verstand auch, warum ihr ihre Mutter ausgerechnet so einen Kimono geschenkt hatte. Es hatte eben die Erscheinung eines Hochzeitsgewandes.

Der Gesichtsaudruck ihrer Mutter damals sagte mehr als tausend Worte. Sie hatte sich gewünscht, dass Kagome mit Inuyasha glücklich werden würde. Dies war jedoch nicht der Fall.

Inuyasha liebte Kikyou. Nur Kikyou allein. Er hatte ganze 2 Jahre dafür gebraucht um zu verstehen, wen er nun mehr liebte. Zwei Jahre von Kagomes Leben, in denen sie für die Schule hätte lernen können. Dann noch ein Jahr, und schon wäre sie an den Abschlussprüfungen. Danach wäre sie vielleicht an einer anerkannten Universität aufgenommen worden. Sie hätte eine Ärztin werden können. Staatsanwältin oder sogar Richterin. Kagome verfluchte ihre Dummheit und ihre erste, grosse und einseitige Liebe.

Als sie am Hof ankamen und sich zur Landung begaben, hielt sich Kagome an Sesshomarus Schweif fest. Zu ihrem Erstaunen, sie hing mit dem Schwanz nicht nach unten, sondern war mit Sesshomaru in derselben Höhe, als sie schwebten.

Nach der Landung gab der Herr des Hauses Anweisungen an die Versammlung um sie herum und führte die kleine Gruppe hinter sich zum Eingang ins Schloss selbst. Dort angekommen, eilten die zwei Wächter am Eingang zu Kanaan und schleppten ihn ab. Kagome fragte gar nicht erst nach, wohin man ihn hinbrachte. Es war ohnehin klar.

Rin, die einen Moment lang hinter Kagome und Sesshomaru folgte, holte auf und hielt die Miko an ihrer Hand fest. „Kagome Nee-Chan, du warst noch nie hier, nicht wahr?“, fragte sie mit ihrem süssesten Lächeln im Gesicht.

„Nein, Rin-Chan.“, sagte sie, „Ich schätze, du bist hier schon des Öfteren gewesen?“

Das war eher eine Feststellung aber das Kind antwortete darauf, als wäre es eine Frage gewesen: „Oh ja! Ich habe sogar ein eigenes Zimmer, gleich neben Sesshomaru-Sama! Da gibt es alles Mögliche an Spielzeug. Willst du es später sehen und mit mir spielen?“

„Natürlich. Warum nicht?“, antwortete Kagome und lächelte in das Gesicht des wortwörtlichen Sonnenscheins.

„Sesshomaru-Sama?“

„Ich höre, Rin.“, antwortete Sesshomaru ohne zu ihr zurück zu schauen und mit ruhiger Stimme.

„Darf Kagome Nee-Chan mit mir schlafen?“

„Sei nicht dumm, Rin!“, sagte Jaken, „Was hat dieses Weib schon im Familienflügel des Palastes zu tun? Ausserdem wird sie in einem der Gästeräume untergebracht.“

„Jaken.“, Sesshomaru hielt an und sah seinen kleinen Minister mit tödlichen Blicken an.

Jaken hörte das Bedrohliche in seiner Stimme, der ihm nur sagte, dass sein Leben gerade um mindestens 50 Jahre verkürzt wurde. ‚Wenn das Weib jetzt auch noch im Familienflügel übernachten darf, weiss ich auch nicht weiter. Dieses Gör kriegt immer alles was sie will!’, dachte Jaken verärgert, zeigte aber nur ein verzweifeltes Gesicht.

„Rin.“, Sesshomaru sah nun das kleine Mädchen an und dann Kagome, „Wenn du sie bei dir haben willst, kann sie bei dir sein. Bis dahin, wird sie in einem der nächsten Gästeräume sein.“

„Siehst du Rin?“, sagte Kagome und versuchte, das plötzlich traurige Gesicht des Kindes zu ermuntern, „Ich werde also nicht weit von dir sein.“

„Die nächsten Gästeräume sind aber vier Gebäuden entfernt.“, sagte das Kind im Flüsterton.

Kagome dachte an die vielen Nebengebäuden des Palastes. „Macht nichts, Liebes. Ich kann sehr schnell rennen, wenn ich will.“, sagte Kagome mit einem selbstsicheren Grinsen.

Ja, das konnte sie. Schnell rennen. Neben Sprachen, Geschichte und Hauswirtschaft, war auch Sport eines ihrer Lieblingsfächer. Nebenbei hatte sie sogar hier in der Sengoku-Jidai des Öfteren an Biathlonen teilgenommen. Mal fuhr sie mit dem Fahrrad mit, weil Inuyasha sie geärgert hatte und dann gab es noch zusätzlich Zeiten, wo sie von Narakus Abkömmlingen wegrennen mussten. Oh ja, sie war mittlerweile wirklich gut darin.

„Weib, du kannst lesen und schreiben.“, riss Sesshomaru Kagome aus ihren Gedanken und bekam ein wortloses Nicken als Antwort, „Du wirst Rin tagsüber das Lesen und Schreiben beibringen, wie auch in anderen, verschiedenen Bereichen unterrichten.“

Das haute die junge Frau aus den Socken. Rin unterrichten? Sie wollte zunächst fragen, worin alles unterrichten, aber sie liess es sein. Diese Frage würde sie für später aufheben. Ausserdem war es ihr lieber, mit dem Kind unterwegs zu sein und ihr einpaar Dinge bei zu bringen, als sich auf dem Weg in den Palast zu verirren und von den Dämonen hier in der Umgebung aufgefressen zu werden.

„Klar.“, antwortete sie und sah wieder dieses sonnige Gesicht von Rin.
 

Im Empfangssaal angekommen, gab Sesshomaru wieder einpaar Anweisungen an die Bediensteten und kam wieder zurück zu der Gruppe.

„Jaken, du wirst die Frau zu den Gästegemächern führen. Es wird vorbereitet.“, gab er Jaken die Anweisung und wandte sich dann zu Kagome, „Noch ehe morgen die Sonne aufgeht, wirst du aufgeweckt. Danach wirst du dich vorbereiten und dich in meine Bibliothek begeben. Ich werde dir den Lernstoff zur Verfügung stellen. Bei Sonnenaufgang wirst du Rin wecken, sie waschen, kleiden und etwas zu Essen geben. Nachdem das alles erledigt ist, beginnt der Unterricht. Die Bibliothek wird euch als Unterrichtsraum zur Verfügung stehen.“

„Ehm, ja.“, bestätigte Kagome nur und sah zu, wie er Rin dazu aufforderte, ihm zu folgen.

Es dauerte auch nicht lange, bis der Gnom sie dazu aufforderte, dasselbe zu tun, nur dass sie nicht Sesshomaru folgen musste, sondern einem Gartenzwerg.
 

Die Shikon-Miko nutzte die Gelegenheit und sah sich um. Sie versuchte, jede Kleinigkeit in ihrer Umgebung sich ein zu prägen. Falls es mal wirklich dazu kommen sollte, sich zu verlaufen, so hätte sie wenigstens einpaar Dinge, an denen sie sich orientieren konnte. Jaken führte sie durch einen Gang zum Garten. Neben einpaar Verstecksmöglichkeiten sah sie die Kunst, die das Paradiesfleckchen zusätzlich zu bieten hatte. Grosse Skulpturen von Hunden. Hundedämonen, um genau zu sein. Sie liefen auf einzelnen Steinplatten, die flach auf dem Gras einen Weg bildeten, in Richtung eines kleinen Häuschens, inmitten des Gartens, welcher mit den exotischsten Bäumen und Blumen umzingelt war. Es hatte einen perfekten Blick zum Schloss, wie auch das Schloss zum Häuschen. Das kleine Haus sah aus, wie ein Ryokan. Vom hinteren Teil des Heims konnte sie etwas Rauch sehen, der in die Höhe hinauf quoll und sich schnell auflöste. ‚Oh toll! Eine heisse Quelle. Und ich darf da nicht rein. Vier Gebäude waren die Gästeräume entfernt.’, dachte Kagome und sorgte dafür, dass die aufsteigende Euphorie in ihrem Inneren sich wieder löste.

„Was ist das?“, fragte sie stattdessen laut.

„Ein Ryokan. Siehst du doch.“, sagte Jaken und sah zu ihr zurück, „Dort werden die Ehrengäste untergebracht.“

„Und was tun wir hier?“

„Du wirst dort bleiben.“, sagte er spitz.

„Häh? Waren die Gästeräume nicht 4 Gebäuden entfernt? Und ich als ein Ehrengast?“

„Das nervige Geschöpf hat keine Ahnung. In die Gästeräume dieses Gebäudes werden Frauen untergebracht, die einen politischen Status haben.“

Politischer Status? Hiess das, dass Sesshomaru sich zwischendurch dorthin begab und sich mit den Frauen über Politik unterhielt? Ja, unterhalten. Das konnte sie sich sehr gut vorstellen. Aber gewiss nicht über Politik. Nun ja, unterhalten wohl auch nicht. Eher Handlungen. Politische Handlungen.

‚Wenn dem wirklich so ist, ist er ein Hentai-Youkai!’, dachte Kagome entsetzt, ‚Jetzt sehe ich, dass ich ihn nie wirklich kennengelernt habe, in diesen Jahren. So wenig wissen wir über ihn.’

„Sesshomaru-Sama hat sich leider noch keine Partnerin auserwählt, die eines Tages die Herrin des Westens werden könnte.“, sagte Jaken, nachdem er ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck sah und ergänzte dann, „Wie jeder mächtige Mann hat auch er seine Bedürfnisse, welche er mit diesen Frauen beseitigt. Viele Frauen mit Einfluss und Macht, so wie auch Stärke und Schönheit, sind dort untergebracht. Also kannst du es vergessen, dass er dich überhaupt ansieht! Und noch etwas! Du wirst hier Sesshomaru-Sama nicht respektlos behandeln. Du wirst ihn mit seinem Titel ansprechen und dich vor ihm verbeugen, wenn du ihn siehst. Er hat es bisher toleriert, dass du ihn ohne ‚Sama’ angesprochen hast, aber das gilt hier nicht! Verstanden?!“

Kagome riss die Augen auf und nickte hastig. Ja das stimmte. Sie hatte ihn wirklich nicht mit Respekt behandelt. Eher wie einen Kumpel, den sie seit Jahren kannte. Gut, sie kannte ihn jetzt schon seit über zwei Jahren, aber Kumpels waren sie deswegen noch nicht. Aber sie waren auf dem besten Weg dazu, jedenfalls versuchte sie es, sich das ein zu reden.

‚Sesshomaru ist ein Lüstling.’, dachte sie wieder entsetzt, ‚Er hat ein Harem. Was?! Moment Mal, hatte der Gnom gerade gesagt, dass ich es vergessen sollte, dass er mich überhaupt ansehen würde?! Um Kamis Willen. Er möge mich vor Sesshomaru „Liebe“ beschützen.’
 

Sesshomaru hatte jedes Wort gehört, das Jaken von sich gab. Er würde den Wicht für seine Ausdrucksweise und das Einmischen in sein Leben noch bestrafen. Von seinem Balkon aus sah er zu, wie der Gnom Kagome ins Ryokan führte. Von seinem Balkon aus, und nur von seinem aus, konnte er auch die heisse Quelle auf der anderen Seite sehen, wenn auch nur begrenzt. Sie war, letzten Endes ein Mensch, Miko-Kräfte hin oder her, sie wäre all den Dämonen in seinem Schloss und auch in den anderen Gebäuden schutzlos ausgeliefert. Das wollte er Rin nicht antun. Er wusste, dass das Kind Kagome geradezu anhimmelte. So wie sie ihn anhimmelte.

Und so, konnte er wenigstens ein Auge auf der Priesterin haben, egal was sie nun am Abend tat.

Er ging mit einem inneren Seufzer wieder herein und legte seine beiden Katanas, Bakusaiga und Tensaiga, auf sein Bett. Er öffnete den Knoten seines Obis und schlüpfte schnell und elegant aus seiner Rüstung, welchen er später an die gegenüberliegende Wand auf einem Altar platzierte. Die beiden Schwerter, die auf seinem Bett gelegt worden waren, wurden dann kreuzförmig über seiner Rüstung an die Wand gehängt.

Er war schon seit einer Weile nicht mehr in seinem Heim. Er hasste diesen Ort. Zumal seine Mutter des Öfteren auch da war und ihm auf die Nerven ging, wenn sie ihm über den Weg lief. Ihn speziell auf zu suchen, würde ihr nicht einfallen, worüber der Daiyoukai einfach nur zufrieden war.

Sein Blick glitt zu seinem Wandschank, von der er die Türe zur Seite schob und sich seine Hakamas und Haoris ansah. Die meisten seiner Kleidungsstücke waren weiss mit verschiedenen Farbendekorationen und natürlich mit den Familienwappen bestickt, so wie sein übliches Haori. Er zog einen langen Kimono heraus, ein weisses mit wenigen, lilafarbenen Halbmonden und Sakurablüten auf seiner Schulter bestickt, heraus. Nachdem er dieses Stück einen Moment lang angestarrt hatte, hatte er seine Entscheidung getroffen. Das würde er heute anziehen.

Seine Gedanken schweiften wieder zu der Miko. Sie konnte nicht in diesem Miko-Hakama in seinem Schloss herumlaufen. Und erst recht nicht mit diesen Kleidungsstücken, die sie früher trug. Dieses kleine, grüne Röckchen und weissem Haori, wenn es eins war. Sie musste passende Kleider tragen, solange sie hier war. Und er war sich sicher, dass sie keine passenden Kleidungsstücke hatte, jedenfalls nicht die, die ihm gefielen. Darum würde er sich noch kümmern.
 

Die Sonne würde bald untergehen und Kagome hatte sich schon in ihrem Zimmer im Ryokan eingerichtet. Jedenfalls so weit es ihr möglich war. Es war ein schlichtes Gemach mit einem Futon auf dem Boden und einer Decke. Fenster hatte es keine. Dafür aber, zu Kagomes Freude, ein kleiner Tisch neben dem einen Eingang ihres Zimmers. Es war nicht der Tisch, an dem sie Freude hatte, sondern der Pinsel und die dazugehörende Tinte mit einer Papierrolle. Sie würde später darauf eine Liste mit den Fächern aufschreiben, in denen sie Rin unterrichten konnte.

Aber zuerst würde sie ein Bad nehmen. Ein heisses Bad. Als sie noch verletzt war, hatte sie nicht die Möglichkeit, sich zu waschen. Sie fühlte sich ekelhaft. Sie ging zu ihrer Tasche und nahm daraus eine kleine Tube, worin sie ihr selbstgemachtes Shampoo aufbewahrte, einen Kamm und … und den Kimono. Auch nahm sie daraus die roten Zoris heraus. Sie wusste, dass sie mit diesen „gewöhnlichen“ Kleidern an so einem Ort nicht herumwandern konnte. Deshalb passte der Kimono einfach.

Bevor sie von der Aussenseite ihres Gemaches hinausging, wanderte sie zurück zum Eingang und schob die Türe auf. Sie trat hinaus und suchte eines der Bediensteten auf. Die Dienerin, die sich zuvor als Ran vorgestellt hatte, missgönnte ihren Aufenthalt im Ryokan, das konnte Kagome zu deutlich spüren. Aber das Gute war, sie war weder unhöflich, noch frech oder sonst irgendetwas in der Art. Sie wurde auf eine Art und Weise respektiert. In Gedanken ergänzte sie sich, dass es einfach daran lag, dass Sesshomaru sie als Ehrengast mitgebracht hatte.

Als sie die Erlaubnis dafür erhielt, dass sie baden durfte, und das auch noch, wann immer sie wollte, bedankte sie sich mit einem leichten Beugen vor der Dienerin, die einfach nur rot anlief. Sie eilte zurück und trat hinaus. Anscheinend, durfte sie allein in dieser heissen Quelle ein Bad nehmen. Es war nur ihre Tür, die geöffnet werden konnte und auch noch die einzige, die überhaupt in diesen Teil des Gartens führte.

Sie überlegte nicht weiter und entlegte sich ihres Hakamas. Eilte mit ihrem Badezeug zum Rand der Quelle und tippte ihre Zehen zuerst herein, um die Temperatur zu bestimmen. Perfekt. Sie ging langsam in die Mitte und tauchte kurz ein. Als sie wieder auftauchte, konnte sie erkennen, dass die Schiebetüre ein Spalt offen stand. Dabei war sie sich sicher, die Türe hinter sich geschlossen zu haben. Da. Die Türe öffnete sich noch ein Stück und jetzt konnte sie etwas erkennen. Einen kleinen Schatten. Nicht dämonisch. Rin.

Kagome beruhigte sich innerlich und lächelte in ihre Richtung.

„Komm her, Rin.“, rief sie lachend.

Die Türe wurde nun ganz aufgeschoben und das schüchterne Gesicht des Kindes kam zum Vorschein. „Darf ich mit dir baden?“, fragte sie.

Kagome verstand nicht, was das Mädchen sagte, die Entfernung war zu gross.

„Rin, ich verstehe dich nicht.“, rief sie zurück, „Komm einfach her und bade mit mir. Wir können auch etwas spielen.“

Das war besser, als dass Rin es erhofft hatte. Sie strahlte in Kagomes Richtung, die nun mit dem halben Körper über Wasser stand und die Arme nach ihr ausstreckte. Das Kind zog sich schnell aus und rannte zu ihr. Im letzten Moment, am Rande der Quelle, sprang sie in die Höhe und landete gleich vor Kagome ins Wasser, die sie damit mit einer kleinen, heissen Welle und fliegenden Tropfen noch mehr durchnässte.

„Oh RIN!“, schrie Kagome in Gelächter und spritzte das Kind nun an, die dasselbe mit ihr tat.
 

Sesshomaru sass nach einem Bad in seinem Gemach auf seinem Bett und ruhte sich aus. Er überlegte sich, zu welcher Frau er heute Nacht gehen sollte. Jaken hatte in diesem Punkt recht. Er war ein Mann und er hatte seine Bedürfnisse. Deswegen hatte er auch diesen Kimono ausgewählt. Es war schnell weg, wenn er es wollte. Der Gedanke jedoch an die nervigen Frauen im Gästegebäude löschte ihm jegliches Verlangen schnell wieder ab.

Sie waren alle schön. Kein Zweifel. Doch Schönheit war nicht immer das, was ihn interessierte. Jedenfalls nicht bei diesen Frauen. Es waren ihre Fähigkeiten im Bett. Und natürlich der Fakt, dass sie ihm nützlich waren, natürlich rein politisch betrachtet. Sie musste Einfluss bieten können, Intelligenz und Stärke. Neben diesen positiven Dingen, kam noch der Fakt, dass sie schrecklich laut waren. Und das machte alles Positive mit dem Negativen wieder wett.

Nicht nur, dass das Lachen überhaupt von einer Frau so vollkommen falsch war, es war zudem auch noch so laut, dass das ganze Gebäude davon mitbekam. Aber das Meiste davon bekam er selber ab. Seine Ohren. So empfindlich und empfänglich für jedes noch so kleine Geräusch. Da konnte er diesen Lärm nicht auch noch aushalten. Jedenfalls nicht heute. Er war sich sicher, er würde sie in diesem Moment töten.

Er legte sich zurück und schloss die Augen. Gelächter. Er hörte und ignorierte es. Einen Moment lang. Doch es schien ihm so, als ob es ständig lauter werden würde, so stand er auf und sah sich um. Versuchte zu orten, woher dieser Lärm kam. Sein Blick schweifte finster zu seinem Balkon, dessen Türen weit auf standen.

Ein fröhlicher Schrei von dort unten und er konnte es als Rins Stimme ausmachen, wobei seine finsteren Gedanken wie weggeblasen waren. Er stand auf und lief elegant auf seinen Balkon und hielt Ausschau. Seine Blicke durchforsteten den naheliegenden Garten. Eine Braue hob sich in die Höhe, als er sie nicht sehen konnte. Noch ein Gelächter, dieses Mal von einer Frau. Kagome. Er sah zum Ryokan herüber und sah eine Gestalt, die am Rand der Quelle sass. Gerade dort, wo er es erkennen konnte. Gut, dachte er sich und sah genauer hin. Es war die Miko, die dort sass, mit Rin im Wasser und zwischen ihren Beinen. Sie schrubbte am Kopf des Kindes, welcher mit weissem Etwas bedeckt war. Zwischendurch spritzte Rin Kagome mit Wasser voll und beide lachten. Nicht laut, aber fröhlich. Sein Blick ruhte hauptsächlich auf dem Kind, bis er der Frau neben ihr seine Aufmerksamkeit schenkte.

Er fixierte Kagome mit seinen Augen, die nach wie vor dort sass und Rin mit ihren Utensilien einrieb und damit schrubbte. Er konnte erkennen, wie das Handtuch um ihren Körper langsam nach unten glitt und nun nichts mehr da war, was ihren Körper bedeckte. Ihr Körper war wohlgeformt. Runde Brüste über einer winzigen Talje und einer breiten Hüfte. Pfirsichfarbene Haut, welche ebenso weich und zart sein musste. Langes, nachtschwarzes Haar bis zu ihrer Talje, welches die Spitze ihrer Brüste bedeckte. Kilometer lange, zierliche wie auch wohlgeformte Beine. Schönheit war etwas, was ihr nicht mangelte. Wahrscheinlich hätte er sie für die heutige Nacht ausgewählt, wären da nicht einpaar gewisse, dagegensprechende Fakten. Sie war Inuyashas, seinem Halbblut-Bruders, Weib. Selbst wenn er über diese Tatsache hinwegsah, sie war ein Mensch. Und zu allem Überfluss auch noch eine Miko. Aussagekräftige Argumente, dachte er und ging wieder herein.

Bevor er herein trat, hielt er kurz inne. Er roch etwas. Etwas Fremdes, wie auch Bekanntes. Ein seltsamer, angenehmer Geruch erreichte seine empfindliche Nase. Es war fruchtig und blumig. Er drehte sich langsam um und sah interessiert zurück zu Kagome, die jetzt mit ihrem unteren Teil des Körpers im Wasser war und ihr eigenes Haar in diesem weissen Schaum einrieb. Jetzt, wo sie ihr Haar einschrubbte, konnte er ihre Brüste genauer erkennen. Sanfte, rosa farbene Brustwarzen gaben ihrem Busen einen dekorativen und schönen Schein.

Sesshomaru wunderte sich in diesem Moment über etwas, das ihm bisher noch nie aufgefallen war. So gut seine Augen auch waren, aus so einer Entfernung sollte er nicht in der Lage sein, Details ausmachen zu können. Er forderte seine Sinne heraus, beziehungsweise einen seiner Sinne, seine Augen. Kleine, goldene Kugeln richteten sich wieder auf Kagomes Körper und untersuchten ihre Haut nun genauer. In diesem Moment floss der Schaum von ihrem Kopf langsam von ihrem Hals auf die Spitze ihrer Brüste herab. Während der junge Herr des Westens diesen Anblick genau begutachtete, bemerkte er etwas, das ihm bisher nicht aufgefallen war oder einfach nur ignoriert hatte. Sein Verlangen. Es war wieder da.

Und er erwischte sich dabei, dass er zuvor mit dem Gedanken spielte, dass es seine Hände sein sollten, die über ihrer Haut streichen sollten und nicht dieses niedere, schaumige Etwas, das es auch noch wagte, eine Spur hinter sich zu lassen und so auch noch ihre Haut vor seinen Augen abdeckte.

Nein. Solche Gedanken durften nicht existieren. Er würde für die heutige Nacht eine der Frauen aufsuchen. Wenn er schon dazu in der Lage war, eine niedere Menschenfrau attraktiv zu finden, so waren die Dämonessen einfach nur willkommen.

Er drehte im Absatz herum, ging herein und schloss die Türe hinter sich. Noch mehr Ablenkungen von seinem Entspannen, waren nicht erwünschenswert.

Jetzt war er wieder dort, wo er am Anfang war. Er lag auf seinem Bett und dachte nach. Welche Frau kommt für heute Nacht infrage. Eine Wahl schrecklicher nach der anderen. Ihm blieb über diese Unwissenheit nichts anderes übrig, als dort hin zu gehen und jede Frau noch mal genau in Augenschein zu nehmen. Das Lachen einer Frau war schon zu viel für ihn. Aber gleich 53 einzeln oder sogar alle auf einmal?

Alle auf einmal. Ein kleines, böses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht bemerkbar. Auch das wäre für ihn keine Herausforderung, würden sie nicht reden und lachen.
 

Den Gedanken, ins Gästegebäude zu gehen und für die heutige Nacht eine Frau aus zu suchen schminkte er sich ab, nachdem ihm Kanaan und die Verhandlungen wieder in den Sinn kamen. Er gab einem seiner Bediensteten die Anweisung, eines der Empfangräume für die Verhandlung vor zu bereiten, das in den kommenden Tagen statt finden sollte. Daran sollte der Daiyoukai des Nordens teilnehmen und mit gebührendem Respekt empfangen werden. Ebenso auch seine Berater. Sesshomaru selber brauchte keine Berater, er war es letzten Endes, der darüber entschied, was mit Kanaan geschehen würde. Aber Jaken würde anwesend sein und ihn vielleicht auf etwas aufmerksam machen, was er selber übersehen könnte. Der Gnom war manchmal nützlich, wenn es um Verhandlungen ging.

Er lief den langen, weissen Flur entlang, bis er ans Geländer der Treppe ankam, welches nach unten, zum Speisesaal, führte. Dort würde Rin auf ihn warten, um zu essen. Jeder Bedienstete, der ihm über den Weg lief, hielt an und verbeugte sich ehrwürdig. Mit der Arbeit wurde erst wieder fortgesetzt, nachdem Sesshomaru an ihnen vorbei ging und ausser Sichtweite war. Respekt ihm gegenüber war gross geschrieben in seinem Haus. Wer seine Regeln nicht befolgte, wurde bestraft.

Er lief die Treppe langsam und grazil hinab und bog nach links, Richtung Speisesaal. Zu seinem Erstaunen, hörte er Rin nicht reden oder mit dem Geschirr spielen. Als er einen Schritt in den Saal tätigte, stand er still. Begutachtete seine Umgebung. Es war leer. Die zwei kleinen Tische am Boden, natürlich traditionell, mit Essen gefüllten Tellern standen bereit. Doch Rin war nicht da. Er setzte sich an seinen Platz, mit dem Wissen, dass das Kind noch bei der Miko war und wahrscheinlich noch spielen würde. Oder sogar bei ihr auch noch essen würde. Alleine zu essen war bis vor zwei Jahren eine Selbstverständlichkeit für ihn. Doch jetzt vermisste er das trällern, lachen und das sinnlose Reden des Kindes.

Bei all den Gedanken, die er hatte, hatte sich sein Gesicht nie wirklich um einen Millimeter bewegt oder verzerrt. War er zufrieden, lachte er nicht. War er wütend, zuckten seine Augenbrauen nicht. Nichts.

Es war nicht der Fall, dass er emotionslos war. Wäre er emotionslos, würde er die Anwesenheit des Kindes nicht geniessen, oder sich über andere, gewisse Dinge aufregen. Oder sogar vermissen, wie er es in diesem Moment tat. Nein, er war nicht emotionslos. Nicht, seit Rin bei ihm war. Er hatte gelernt, sich um jemanden zu sorgen. Zu trauern. Zu geniessen und zu freuen. Und jetzt hatte er ein neues Gefühl kennengelernt. Vermissen. Dieses gefiel ihm nicht, ebenso wenig wie die Trauer und Sorge.

In diesem Moment fragte er sich, wie weit dieses Kind noch gehen und ihn dermassen schwächen würde. Gefühle waren für ihn, nach wie vor, ein Zeichen für Schwäche. Und doch waren sie da; diese niederen Gefühle. Angewidert von diesem Wort schweiften seine Augen über sein Menü.

Ihm gefiel der Anblick seines Abendessens. Langsam nahm er die Reisschale und ass los.
 

„Rin? Hast du keinen Hunger?“, fragte Kagome Rin, die schon den ganzen Abend mit ihr verbrachte und noch nichts gegessen hatte.

Rin hielt inne und musste tatsächlich über diese Frage nachdenken. Wie es der Zufall so wollte, war es ihr Magen, der antwortete. „Oh. Ich habe vergessen, Sesshomaru-Sama isst immer mit mir. Ich möchte aber, dass du dabei bist.“, flüsterte sie und hielt der Priesterin an der Hand.

„Aber ich bin doch ganz in deiner Nähe. Nun geh schon zu Sesshomaru. Er wartet bestimmt.“, sagte sie motivierend und schickte das Kind raus.

Sie verstand ihre Geste und eilte davon.
 

Sesshomaru ass gerade einpaar Bissen mit den Stäbchen, als er den Geruch seines kleinen Schützlings vernahm. Nach wenigen Momenten hörte er, wie sie keuchend in seine Richtung rannte. Er legte seine Schüssel ab und wartete auf ihre Ankunft.

Sie erschien mit einem breiten Lächeln am Eingang und strahlte herein. „Sesshomaru-Sama. Bitte verzeih die Verspätung.“, sagte sie und lief herein, „Es hat so viel Spass gemacht mit Kagome Nee-Chan. Ich habe die Zeit vergessen. Und sie hat mich daran erinnert.“

Sie nahm Platz und fing an, ihren Vormund über alles zu informieren, was sie diesen Abend alles getan hatten. Obwohl er die Sache mit dem Bad in der heissen Quelle schon wusste interessierte er sich trotzdem für dieses Thema. Shampoo soll es gewesen sein, womit sie sich ihre Haare eingeschrubbt hatten. Und er konnte gerade den Effekt dieses Shampoos erkennen. Rins Haare glänzten geradezu. Sie hatte immer sauberes Haar, aber so glänzend hatte er es noch nie gesehen.

„Shampoo ist wie Seife, Sesshomaru-Sama, aber es ist für das Haar und nicht für den Körper.“, erzählte sie munter weiter und ignorierte es, etwas zu essen.

„Rin.“, sagte er schliesslich und sah sie an, „Iss auf.“
 

Kagome lag nach ihrem Essen in ihrem Futon und dachte für den nächsten Morgen nach. Oh wie sie das ankotzte, hier zu sein. Dabei wusste sie noch nicht einmal, warum Sesshomaru sie mitnahm. Sie fühlte sich wie eine Marionette, die genau das zu tun hatte, was der Puppenmeister mit ihr spielte. Er hatte bestimmt etwas Böses mit ihr vor. Nun ja, nicht unbedingt Böses aber da war etwas. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht mehr hinter Tetsusaiga her war und sie für seine Zwecke ausnutzen wollte. Sie schloss ihre Augen. Erst jetzt spürte sie, dass sie einen Muskelkater in den Armen hatte und dass es nun anfing, zu ziehen. Den ganzen Tag lang an Sesshomarus Schweif festklammern und dann noch zwei Köpfe sauber schrubben. Das war wohl zu viel für ihre seit einem Monat nicht benutzten Arme. Das würde aber bald zu ende sein, dachte sie und glitt langsam in eine Traumwelt hinein.
 

Kagome spielte mit Shippou schon den ganzen Tag ohne von Inuyasha oder sonst irgendwem unterbrochen zu werden. Erst recht nicht von Naraku. Sie hatte ihren kleinen Liebling schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. Es war die pure Freude, die in ihr hervorkam. Shippou, ihr kleiner Sohn. Ihr ein und alles. Nur zu gerne war sie seine Adoptivmutter und sie war sich ihrer Verantwortung als Mutter bewusst.

„Kagomeee!“, schrie er auf der Wiese und rollte sich durch die Gegend, nur um sie zum Lachen zu bringen. Er verwandelte sich in einen Ballon und zeigte ihr die Umgebung.

Nach einer Weile des Fliegens und das Begutachten der traumhaften Landschaft, fing alles an, zu erblassen. Sie sah zu Shippou, dessen Gesicht langsam verzerrt wurde.

„Wach auf.“, hörte sie jemanden sagen. Urplötzlich fühlte sie, wie sich alles anfing, zu rütteln.
 

„Miko.“, Sesshomarus Stimme holte sie aus ihrer Traumwelt zurück und sie öffnete ihre Augen, so schnell es ging.

‚Was tut der denn hier?’, dachte sie verärgert und richtete sich auf, nachdem sie mit der Decke ihren Körper bedeckte.

„Was tust du hier?“, flüsterte sie entsetzt.

„Es ist Zeit.“, antwortete er kalt. Im Dunkeln konnte Kagome seine leuchtenden zwei Kugeln erkennen, mit denen er sie ansah.

„Ja. Ich schätze, Zeit zum Schlafen.“, schnappte sie zu.

„Zeit zum Aufstehen.“, sagte er und drehte sich um, „Mach dich bereit. Sesshomaru erwartet dich in seiner Bibliothek.“

Mit diesen eiskalten, morgendlichen Worten ging er aus dem Zimmer heraus und verschwand.

Kagome dachte sich nichts weiter dabei und stand auf. Sie spürte die Müdigkeit in jedem Winkel ihres Körpers und der Muskelkater in ihren Armen war nach wie vor da, wenn nicht sogar noch schlimmer. Früh am Morgen auf zu wachen und Sesshomaru als erste Seele zu sehen, war für Kagome nur zu irritierend.

Sie ging an die Wand und erleuchtete eine kleine, traditionelle, rote Schirmlampe. Sie drehte sich schnell zum kleinen Tisch, worauf sie ihren gestrigen Kimono gefaltet ruhen liess. Kagome verbrachte die Nacht in ihrem Pyjama, den sie noch von ihrer Zeit hatte. Ihr Blick schweifte dann wieder zu ihrem Bett und abrupt bemerkte sie ein Bündel daneben. Sie kniete daneben und hob es auf. Nach einigen Momenten begriff sie, dass es ein Kimono war. So eine wundervolle Bearbeitung hatte sie noch nie gesehen und strich sanft mit den Fingerspitzen darüber. Als sie es aufmachte und es in Augenschein nahm, war sie überrascht. Es war noch nicht einmal ein gewöhnlicher Kimono. Es war eine Furisode. Ein Kimono mit langen Ärmeln, für unverheiratete Frauen. Wusste Sesshomaru etwa, dass sie nie etwas mit Inuyasha hatte? Wusste er, dass sie niemals Inuyashas Frau werden würde, solange Kikyou die Welt der Lebenden belästigte? Nun ja, so oder so, sie würde niemals die Frau von Inuyasha werden. Nicht nach dem, was er ihr angetan hatte. Aber in diesem Moment gestand sie sich, dass sie es nach wie vor wollte. Sie wollte Inuyashas Frau sein. Einige Momente der Überlegungen vergingen und sie gab es dann auf. Es blieb beim Nein. Ausserdem wusste Sesshomaru, sei es auch nur ein kleines bisschen, bescheid. Er war es, der von ihr gehört hatte, dass sie für immer von hier weggehen wollte.

Wie dem auch sei, dieses Geschenk würde sie nicht annehmen. Es war viel zu edel und viel zu schön. Sie war ein niemand in diesem Schloss. Sie faltete es genauso wieder zusammen, wie es bei ihr ankam und legte es neben ihrem Kimono auf den Tisch. Sie räumte ihr Zimmer auf, jedenfalls das, was es zum Aufräumen gab und zog sich ihren eigenen Kimono an. Es hatte die Farben und Stickereien eines Brautkleides, war aber trotzdem ein normaler Kimono mit kurzen Ärmeln. Wenigstens etwas, dachte sich und ging aus ihrem Zimmer heraus. Die Zori, die sie trug waren äusserst bequem. Sie dankte der modernen Zeit, dass sie mittlerweile weiche Sandalen geschaffen hatten und ging weiter ihres Weges Richtung Palast.
 

Nachdem sie im Empfangssaal ankam, blieb sie abrupt stehen.

„Wo ist eigentlich die Bibliothek?“, fragte sie laut in der Hoffnung, dass jemand sie gehört hatte und ihr weiterhelfen würde.

Zu ihrem Bedauern, war es nicht der Fall und sie überlegte sich krampfhaft, in welche Richtung Sesshomaru am gestrigen Tage mit Rin verschwand. Das war die Richtung ‚gerade aus’. Aber von diesem Kurs wusste sie nur, dass es zum Familienflügel führte, wo sie nichts zu suchen hatte. Bis auf die Tatsache, dass sie es war, die Rin aufwecken musste. Ein Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit. Diese Idee ging schnell wieder unter, als ihr Blick nach draussen fiel, wo es noch dunkel war. Die Vögel zwitscherten noch nicht einmal, was nur bedeuten konnte, dass es noch mindestens 1 Stunde dauern würde, bis die Sonne aufging. Sie wartete noch eine Weile. Seufzte hörbar und wartete weiter.

Unentschlossen, was zu tun, spürte sie plötzlich seine Energie. Sein Yuki strömte ihr entgegen und zeigte ihr, wo er sich befand. Kagome überlegte nicht lange und folgte seinem Yuki, welches immer stärker zu werden schien. In diesem Teil des Gebäudes konnte sie die Malereien an den Wänden sehen, welche mit Fackeln beleuchtet waren. Es war immer wieder Inuyoukai, die abgebildet waren, die triumphierend über den Feinden standen. Die Kunst und die Arbeit waren einmalig. Geradezu perfekt in ihren Augen. Sie lief weiter, bis sie zu einer Schiebetür ankam und davor anhielt. Sesshomaru war auf der anderen Seite dieser Tür, da gab es keine Zweifel.

Sie klopfte formal an der Türe und wartete. Sie schob die Türe zur Seite, als sie dazu aufgefordert wurde, herein zu treten.

Sie stand in einer riesigen Halle, das zwei Stockwerke vor zu weisen hatte. Etwa im Zentrum gab es einen kleinen, wieder traditionellen Tisch, an dem Sesshomaru sass und irgendetwas auf eine Papierrolle schrieb. Er sah sie nicht an. Ignorierte ihre Präsenz.

Kagome trat einpaar Schritte nach vorne und näherte sich ihm. Sie hatte vor, sich für den Kimono zu bedanken, und es ab zu lehnen. Sie stand nun 10 Schritte entfernt von ihm stehen und wartete darauf, dass er zu ende schrieb und sie ansehen würde.
 

Die Stille machte sie nervös. Die junge Priesterin hörte den Pinsel, wie es auf dem Blatt geschwungen wurde und eine dunkle, nasse Spur hinter sich liess. Es war anscheinend wichtig, dass er sie ignorierte und an dieser Rolle schrieb. Schliesslich unterschrieb er den Papyrus und rollte es zusammen. Er versiegelte es mit seinem Siegel und legte es zur Seite.

Jetzt sah er sie mit seiner gewöhnlichen, eisigen Maske an.

„Du bist zu spät.“, sagte er und sah sie von Kopf bis Fuss durchdringend an, was er sah, missfiel ihm.

„Ich wusste nicht wo die Bibliothek war.“, sagte sie gereizt und sah ihn ebenso durchdringlich an, wie er sie.

Diese Antwort schien ihm ebenso wenig zu gefallen. In seinen Augen konnte sie die pure Wut erkennen und auch sein Yuki flatterte langsam auf. Ein seltenes Ereignis, das sie nur dann mitbekam, wenn er wütend auf Inuyasha war. Wirklich wütend.

„Achte auf deinen Ton. Ich habe dich als Meisterin für Rin ausgewählt, weil sie dich leiden kann.“, sagte er mit seiner ruhigen, tiefen Stimme, welche durch ihren Körper zu durchbrechen schien und ein Beben auslöste, „Wenn noch einmal etwas in dieser Art vorkommen sollte, wirst du bestraft. Ignoriere meine Warnung nicht, Miko.“

Das war ja wohl die Höhe! Was fiel ihm ein? Kagome ging auf ihn zu und hielt vor ihm an. Ihre Blicke wuterfüllt in seine Augen gerichtet:

„Ich wüsste nicht, warum ich hier bleiben und Lehrerin spielen sollte. Der einzige Grund, warum ich damit einverstanden war, ist Rin! Ich mag sie. PUNKT! Du hast nicht das geringste Recht, über mich, mein Leben und meine Art zu entscheiden oder mich nach belieben zu bestrafen!“, sagte sie bestimmt, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen und ergänzte, „Und nebenbei, ich danke dir für die Furisode, aber ich lehne es ab. Ich habe nicht vor, noch mehr von deiner „Güte“ in Anspruch zu nehmen, weil du anscheinend denkst, mich mit solchen Dingen besser kontrollieren zu können!“

Seine Güte?! Sie machte ihn mit ihrem Geschwafel wahnsinnig. Mit einem Sprung packte er sie am Hals und knallte sie auf den Boden. Sein Blick eisig und vor Wut dennoch feurig.

„Du schuldest mir dein Leben.“, sagte er drohend und strich mit seiner Klaue über ihren Hals, wobei er ihr einen leichten Kratzer zufügte.

„Ich tue rein gar nichts. Ich habe dich erstens nicht darum gebeten, zweitens hattest du nicht vor mir zu helfen, sondern Naraku aus dem Weg zu räumen. Und drittens, es war Rin, die mich gerettet hat, nicht du.“, quetschte sie zwischen ihren Zähnen hervor, als er ihrem vollkommenen Hals einen Kratzer schenkte.

Sie hatte recht. Sie hatte ihn nie darum gebeten. Und er hatte nie vor, ihr zu helfen, geschweige denn, sie mit zu nehmen. Die Tatsache aber, dass sie aus der Zukunft war, überwältigte ihn und es war ihm sehr nützlich. Er löste sich von ihrer Kehle und richtete sich wieder auf. Sein Blick ruhte nach wie vor auf Kagome, die sich langsam wieder aufrichtete und mit der rechten Hand ihren Hals rieb. Als Kagome ihre Hand wieder auf ihren Schoss legte und ihn böse ansah, konnte er das Ausmass seines Griffes deutlich sehen. Ein knallroter Handabdruck zierte ihren zarten Hals, so wie eine kleine Blutlinie, die sich langsam auf ihren Eri herabbahnte.

„Du wurdest gewarnt.“, mahnte er sie erneut und ging auf ein Regal zu.

Kagome sagte dazu nichts und stand auf. Natürlich dachte sie an allen möglichen Schimpfwörtern, die für ihn passend waren aber verkniff es sich, diese laut aus zu sprechen.

„Den Kimono hast du erhalten, weil ich die Kleidung aus deiner Welt als geschmacklos empfinde. Die Miko-Hakama gehört nicht hierher. Du wirst von nun an das tragen, was dir gegeben wird. Und nichts anderes.“, sagte er und griff in eine Rolle aus dem Regal vor ihm.

„Ich ziehe das an, was ich will.“, sagte sie und bekam einen giftigen Blick von ihm wobei er so langsam anfing zu knurren, „Versteh mich nicht falsch. Es ist ein schönes Geschenk, das ich erhalten habe, aber ich mag es nicht, wenn ein fremder Mann mich ohne Grund beschenkt. Dann noch mit so etwas edlem und teurem.“

Sein Knurren hörte abrupt auf und Kagome konnte einen verwunderten Eindruck in seinen Augen erkennen. Seine Braue hob sich in die Höhe und sah sie nun wieder genauer an.

„Eine jede Frau mag edle und teuere Geschenke.“, sagte er schliesslich und behielt sie und ihre Reaktionen genauer im Auge, „Du bist von nun an Rins Meisterin und hast dich als Vorbild zu geben.“ Was würde sie darauf antworten?

„Hier ist es vorbildlich für eine Frau, zu schweigen, wenn ein Mann redet. Das zu tun, was er von ihr will. Sich so zu kleiden, wie er will. Nur dann zu reden, wenn sie dazu aufgefordert wird.“, sagte sie mit gehobener Augenbraue und erhielt für jeden Satz ein Nicken von ihm als Bestätigung. „Wieso willst du dann, dass Rin unterrichtet wird, wenn sie für nichts eine eigene Meinung haben darf? Wenn sie ihr Wissen für rein gar nichts anwenden darf?“

Diese Frage hatte er erwartet. Nur ihr würde es in den Sinn kommen, so etwas zu fragen. „Sie soll intelligent sein. Mehr wissend als du. Sie soll wissen, wann sie wo die richtigen Entscheidungen zu treffen hat.“, antwortete er gelassen und nagelte sie mit seinen Blicken fest.

„So? Dann war es eine falsche Entscheidung von mir, hierher zu kommen?“

„In diesem Punkt hattest du keine Wahl für eine Entscheidung.“, antwortete er ihr, „Genug jetzt. Nimm diese Papierrolle und bereite dich auf den Unterricht vor.“

Er hielt ihr eine Rolle entgegen. So wütend wie sie war, ging sie zu ihm, riss den Papyrus aus seiner Hand und begann, diesen zu lesen. Sie ignorierte das Flattern seines Yukis und sein Knurren. Sie wusste, dass sie im Moment noch eine Monopol-Stellung hatte, da Rin Kagome haben wollte und niemand anderen. Auch wusste sie, dass sie seine Geduld nicht noch mehr strapazieren sollte. Sie hatte nun ihre Grenzen gefunden.

Die Priesterin hatte nicht vor, den Rest ihres Lebens als Lehrerin für Rin da zu sein, auch wenn es ihr nichts ausmachen würde, das Kind über das Leben auf zu klären.

Unwillkürlich glitt ihre Hand an ihren Hals und an die Kette. Die Juwelensplitter. Sie dachte an Inuyasha. Ob er schon zurück war und feststellen durfte, dass sie weg war? Ob er sauer wurde? Wenn ja, dann bestimmt wegen den Juwelensplitter. Er würde bestimmt versuchen, in den Brunnen zu springen und ihr zu folgen. Aber das ging ja nicht mehr. Er wird bestimmt denken, dass sie die Splitter gestohlen hatte. Dann war er definitiv sauer.

Sesshomaru sah ihr stumm zu. Er fragte sich, was im Kopf dieser niederen Kreatur nur vorging. Ein kleines, unmerkliches Grinsen zierte sein schönes, glattes Gesicht. ‚Ihre Haut ist vollkommen glatt und weich. Meine Klaue könnte sie jeden Moment, ohne die geringste Gegenwehr von ihr, ihren Hals zerquetschen.’, dachte er und durchbohrte sie weiter mit seinen Blicken.

Kagome fühlte sich in diesem Moment von ihm beobachtet und warf den Kopf nach oben, um ihn an zu starren.

„Du willst, dass ich ihr gleich alle drei Schriftarten beibringe?“, fragte sie nervös und versuchte seine eindeutig bösen Gedanken ab zu lenken.

„Ganz genau so ist es.“, antwortete er, ohne die geringste Regung in seiner Porzellanmaske, „Die Sonne geht gleich auf. Geh.“

Kagome liess sich das nicht zweimal sagen und eilte der Türe hinaus, ohne dabei ihn merken zu lassen, dass ihr Herz gleich stehen bleiben würde. Sie schloss die Türe hinter sich zu und wollte gerade nach rechts abbiegen, als sie abrupt stehen blieb. So sehr sie das nicht tun wollte, so musste sie es. Sie drehte sich herum und schob die Türe wieder auf.

„Ehm…“, begann sie, nachdem sie ihren Kopf durch den Spalt hindurchquetschte und ihn ansah.

„Rechts. Du wirst die Türe zu meinem Gemach erkennen. Das rechte ist ihres.“, antwortete Sesshomaru und sah sie nicht an.
 

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„Oiiiiiiiii Kagomeeeeeeeee!“, schrie Inuyasha der Hütte entgegen und sprang von der Lichtung vor das Haus der alten Frau.

Kaede, die an diesen frühen Morgenstunden heraustrat sah Inuyasha mit neutralem Gesichtsausdruck entgegen.

„Inuyasha.“, sagte sie, als er bei ihr ankam, „Kagome ist zurück in ihre Zeit.“

„Waas?!“, flippte er aus, „Wieso?“

„Ich schätze, sie wollte nach langer Zeit wieder ihre Familie sehen.“, antwortete sie sorglos.

Das war das erste Mal, dass Kaede den Grund für Kagomes Gehen nicht wusste. Das missfiel dem Hanyou. Er konnte riechen, dass Kikyou nun hinter ihm stand, die durch die Seelensammler getragen wurde und auch Sango mit Miroku waren mittlerweile in Sichtkontakt. Sie kamen mit Kirara und Shippou geflogen.

„Ich gehe und hole sie zurück.“, sagte er und wollte gerade losrennen, als er von Kaede aufgehalten wurde.

„Inuyasha. Sie ist erst seit einpaar Tagen weg. Gönne ihr etwas Zeit.“, sagte sie, „Sie hat ihre Familie bestimmt sehr vermisst. Zumal ihr seit etwa 30 Tagen nicht mehr hier gewesen seid.“

„Ja. Ich verstehe.“, sagte er und blieb kurz ruhig, so dass Kaede schon fast den Eindruck hatte, dass er mit ihrer Schwester doch ein Stückchen erwachsener geworden war, doch ihre Freude hielt nur von kurzer Dauer, „Und?“

„So, Kagome-Sama ist also nicht da?“, fragte Miroku, der zusammen mit dem Rest angekommen war, „Zu schade. Ich hätte gerne mit ihr einpaar Worte gewechselt.“

„So auch ich.“, sagte Sango betrübt.

„Da hast dus, Kaede. Ich gehe und hole sie.“, Inuyasha wartete auf keine Antwort ab und eilte davon.

„Es ist wichtig, Schwester.“, sagte Kikyou kalt zu Kaede.

„Was ist denn los?“, das gefiel nun der alten Frau nicht.

„Nichts Grosses.“, damit winkte Kikyou jede weitere Konversation ab und ging zu der Treppe in der Nähe der Hütte und setzte sich hin.

„Ich schätze, es geht um die Juwelensplitter, Kaede-Sama.“, sagte Miroku und hielt eine Hand betend vor seine Brust.
 

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Inuyasha stand vor dem Brunnen und schnüffelte in die Luft. Er konnte von der Höhe aus erkennen, dass es ein Kampf stattgefunden hatte. Er sah den tiefen Krater in der Nähe des Brunnens. Naraku und Sesshomaru hatten einen Kampf. Was ihn aber noch mehr irritierte, war der Geruch von Kagome. Er ging zu der Stelle, wo Kagome ihr Bewusstsein verloren hatte und schnüffelte noch mal an diesem Fleckchen.

„Das Arschloch hat sie mitgenommen!“, sagte er sauer. Und er witterte noch weiter. Er folgte dem Geruch von Kagome bis zu einer Höhle, das nicht weit entfernt war vom Brunnen. Dort hatten sie sich ausgeruhen. Aber hörte nicht hier auf. Er folgte erneut seiner Nase und er kam wieder zum Brunnen. Kagomes Geruch war im Brunnen, so wie auch Sesshomarus. Hatte Kagome etwa Sesshomaru mit in ihre Zeit genommen?! Dieser Gedanke machte ihn krank vor Angst und Wut zugleich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten vor Entsetzen und schlug einmal auf den Balken ein. Das würde er weder ihr noch ihm verzeihen. Er sprang hoch in die Luftleere und zielte seine Landung genau in den Brunnen.

Inuyasha grinste in sich schon breit auf, er würde Kagome übelst dafür bestrafen. Doch seine Gedanken wurden abrupt mit einem ‚AAGHH’ für einen Moment beendet. Der harte Boden liess ihn für einen Moment lang benebelt daliegen. Er richtete sich wütend wieder auf und sprang aus dem Brunnen. Erneut sprang er hinein, dieses Mal aber darauf vorbereitet, dass er auf dem Boden aufprallen würde.

„Verfluchter Mist!“, fluchte er und sprang wieder aus dem Brunnen, „Hat sie etwa auch noch den Brunnen blockiert?! Will… sie allein mit ihm sein?! Allein mit ihm zusammen?!“

Der Gedanke sorgte für ein krankes Gefühl in seinem Bauchbereich, das sich so langsam in seinem Körper zu verbreiten schien. Das gefiel ihm nicht. Er konnte es nicht akzeptieren. Er roch genauer hin. Nein, bestätigte und beruhigte sich durch seine neuesten Kenntnisse. Er folgte ihrem Geruch, zusammen mit Sesshomarus. Sie sass am Rand. Und dann, war da noch der gemischte, schwache Geruch von Sesshomarus Begleitern. Sie sind weitergezogen. Aber warum? Warum war Kagome bei Sesshomaru? Er musste sie einfach entführt haben. Eine andere Erklärung fiel ihm nicht ein.

Mit diesen Gedanken lief er betrübt zurück zum Dorf. Auch fragte er sich, warum er nicht durch den Brunnen reisen konnte, aber das war im Moment weniger wichtig. Im Dorf angekommen, suchte er Kikyou auf und unterrichtete sie mit den Geschehnissen.

„Ich brauche meine Seele, Inuyasha.“, sagte sie schliesslich mit einem besorgten Gesichtsausdruck.

Es zerfetzte dem Halbdämonen das Herz in tausende Fetzen, sie so zu sehen. Die wenigen Emotionen die er ihren Gesichtszügen überhaupt deuten konnte, waren Trauer, Wut, Besorgnis und sogar Angst. Aber er wollte lieber die Freude und Glückseligkeit, die er bei Kagome sah, auch bei Kikyou sehen. Sie verdiente es, nicht Kagome. Nicht eine billige Kopie seiner Liebsten.

Es kam ihm der Gedanke auf, dass Sesshomaru sich in Kagome verliebt hatte und sie deswegen mitnahm. Unerträgliche Eifersucht machte sich in ihm breit und drückte Kikyou besitzergreifend an sich. Jeder der Kagome begehrte, begehrte auch Kikyou. Das würde er nicht erlauben. Niemandem!

Die Priesterin spürte das Aufflattern seiner Energie. Bald, dachte sie sich und umarmte Inuyasha als Ermutigung für seine neuen Gedanken und Erkenntnisse. Sie hatte dieses Mal noch Glück, dass Kagome nicht in ihre Zeit zurück gekehrt war. Kanaan würde seine Arbeit gut erledigen, dessen war sie sich sicher. Aber warum war er noch nicht zurück? Er musste wohl noch nach ihr suchen. Jedoch liess sie der Gedanke nicht los, dass der Prinz zu voreilig gehandelt hatte. Ohne Inuyashas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, schickte sie ihre Seelensammler los, um nach dem Nordischen Prinzen zu suchen.
 

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Sesshomaru sass erneut an seinem kleinen Tisch in der Bibliothek und schrieb, wieder einmal, einige Zeilen in die Papyrusrolle. Kagome war sich sicher, dass es um Kanaan und die Verhandlungen ging.

Sie waren jetzt schon den ganzen Tag lang in der Bibliothek und Rin machte grossartige Fortschritte, obwohl dies erst ihr erster Tag war. Jedenfalls sein sollte. Allein die Tatsache, dass das Kind schon einiges wusste, machte der Priesterin klar, dass sie hier schon von jemandem unterrichtet worden war.

Ihr Blick glitt zu Sesshomaru, der seine Arbeit verrichtete und den Anschein machte, die beiden Mädchen voll und ganz zu ignorieren. Aber sie war sich sicher, dass er sie auf seine eigene Art und Weise im Auge behielt.

Wieder schweiften ihre Gedanken zu Kanaan, während sie zusah, wie Rin langsam mit dem Pinsel verschiedene Namen aufschrieb. Was der verrückte Youkai-Prinz gerade tat? Sie wüsste nur zu gerne, was Kikyou wirklich im Schilde führte. Wollte sie den Prinzen ausnutzen, indem er sie, Kagome, für die Juwelensplitter tötete? Oder wollte sie sogar, dass Naraku auf Kanaan aufmerksam wurde? Aber welchen Nutzen hätte Kikyou davon? Sie war ratlos. Und dass sie das noch mit niemandem ausdiskutieren konnte, machte sie wahnsinnig. Mit Sango und Miroku, ja sogar mit Shippou war es ganz anders. Sie kamen auf die verschiedensten Theorien, wobei am Ende immer eines davon stimmte. So konnten sie sich auf alles Mögliche vorbereiten. Aber so…

„Miko.“, unterbrach Sesshomaru die langsam stickig werdende Stille, „Konzentriere dich.“

„Ich bin konzentriert!“, schnappte sie zu, als er ihre wichtigen Gedanken störtte, „AGH!“

Sie konnte es nicht fassen. Sesshomaru hatte gerade eine volle Tintenpatrone auf den Haaransatz ihrer Stirn geworfen. OFFENE Tintenpatrone, wohl gemerkt! Ihr ganzes Gesicht war nun mit einem grossen Fleck Tinte bekleckert, was sie nur rasend machte. Das Kichern von Rin hielt sie nicht davon ab, Sesshomaru mit ihren Blicken zu töten. Sie versuchte, sich zu beruhigen.

„Wofür war DAS?!“, fragte sie mit künstlich ruhiger Stimme.

„Noch ein unkonzentrierter Gedanke und du wirst noch einmal bestraft.“, mahnte er sie und schrieb mit einer leicht gekräuselten Lippe weiter.

War das… war das ein Grinsen, und noch ein sarkastischer Unterton in seiner Stimme?! Kagome wischte sich die Farbe vom Gesicht mit ihrer Handflächen weg und stand auf. Ging neben Sesshomaru vorbei an die Türe und verschwand.

Rin lachte nun laut los und Kagome konnte das hinter sich gut mithören.

‚Dieser Mistkerl. Das wird er noch bereuen.’, dachte sich Kagome und suchte ein Bad auf, worin sie sich ihr Gesicht waschen konnte und sie war schnell fündig.
 

„Sesshomaru-Sama, ist sie jetzt sauer?“, fragte Rin nach einer Weile.

„Hn.“, kam es nur von ihm.

„Sie ist nicht wie Jaken-Sama.“, sagte Rin und sah ihn an.

Sesshomaru bemerkte, dass Rin es auf etwas anspielen wollte, so richtete er seinen Blick in das süsse Mondgesicht des Kindes.

Nun hatte sie seine volle Aufmerksamkeit und eilte zu ihm herüber, wobei sie sich Platz auf der anderen Seite seines Tisches nahm.

„Sie ist eine Frau.“, sagte sie und grinste.

Er hob eine Augenbraue in die Höhe. So wie er sie kannte, verstand sie seine kleinen Gesten und sie antwortete auf seine unausgesprochene Frage, „Sie ist sehr nett und freundlich. Sie ist auch sehr lustig.“

Das interessierte ihn nicht. Indem er seine Arbeit wieder aufnahm und weiter schrieb, setzte Rin mit Nervosität fort: „Rin wünscht sich Kagome Nee-Chan als Mutter.“

Er sah das Kind nun genau an. In ihrem Gesicht war es so deutlich zu sehen, dass sie sich nach einer Mutter sehnte. Auch war ihm klar, dass er, ein König, ein Mann, für sie keine Mutter sein konnte.

Das brachte ihn in eine Zwickmühle. Wenn er es zulassen würde, dass die Miko zur Mutter von Rin wird, müsste die Miko in den Familienflügel des Palastes einziehen, wenn er das Kind noch in seiner Nähe haben wollte. Das missfiel ihm. Übelst. Auch da wurde ihm klar: Wenn die Miko die Mutter von Rin werden würde, und die Frau irgendwann einmal den Palast verlassen wollte, so würde das Kind ihrer Mutter folgen und nicht bei ihrem Herren bleiben.

Da war es wieder. Dieses Gefühl. Sorge war es. Dieses niedere, schwache Gefühl wagte es tatsächlich ihm in die Quere zu kommen. Er musste einen Weg finden, wie er die Priesterin dazu animieren konnte, für immer im Palast zu bleiben, um Rin zu bemuttern. Nun, wenigstens für etwa 10 Jahre. Danach müsste Rin alt genug sein und würde keine Mutter mehr brauchen.

Das Kind sah in seinen Augen den Kampf, den er mit sich selber führte und wagte es nicht, etwas zu sagen, um ihn nicht zu stören. Nicht, dass er sie deswegen bestrafen würde, aber er könnte wütend werden und die anderen in der Umgebung angreifen. In diesem Fall: Kagome. Und zum Grossen Unglück von Rins Befürchtungen, trat die bedachte Priesterin gerade wortlos ein und starrte die beiden an.

„Das musst du selber entscheiden, Rin.“, sagte er schliesslich und setzte mit seiner Arbeit fort.

„Heisst das: ich darf?“, fragte sie mit grösster Freude.

Sesshomaru sah sie weder an noch gab er ihr eine Antwort. Und das war für das Kind mehr als tausend Worte. Sie stand hastig auf und eilte zu Kagome, wobei sie sie an der Hand nahm und zu ihrem Lernplatz führte.

„Kagome Nee-Chan, darf ich dich etwas fragen?”, fragte sie nervös und drückte beide Zeigefinger aneinander.

„Schiess los.“

Der Herr des Westens hielt kurz inne mit seinem Schreiben und wartete auf die Antwort der Priesterin ab. Er erwartete ein klares NEIN von ihr, schliesslich hatte sie selber keine Kinder und wusste wahrscheinlich selber nicht, wie sie mit Kindern um zu gehen hatte. Sein Blick glitt zu ihr hinüber und beobachtete jeden kleinen Muskel in ihrem Gesicht.

„Weißt du, Nee-Chan.“, setzte sie fort, „Ich kann mich nicht an meine Familie erinnern. Mein Vater und meine Mutter, so wie meine Brüder wurden von Banditen getötet.“

Kagomes Augen weiteten sich vor Entsetzen. Schnell packte sie das magere Kind und zog sie zu sich in die Arme. Sie hatte schon eine Vorahnung, was sie fragen wollte. Shippou hatte es ähnlich gemacht, so streichelte sie mit einem sanften Lächeln ihr Haar.

„Rin wollte fragen, ob du.. ob du…Nee-Chan…“, sagte sie stotternd und suchte nach passenden Worten.

Die junge Miko wusste, wenn das Kind anfing, von sich in dritter Person zu reden, dann weil sie sich schämte mit ICH an zu fangen und zu sagen, was sie sich wünschte. Ausserdem fiel es ihr leichter, von einer dritten Person zu reden, weil sie da den Bezug auf sich selber unterbrach.

„Ja, ich bin einverstanden.“, sagte Kagome mit einem gütigen Lächeln in den Augen und sah das Kind auch so an, während sie ihr Haar weiter nach hinten streichelte.

Rins Augen, so wie auch Sesshomarus weiteten sich in Ungläubigkeit. WAS?!

„Rin hat nicht zu Ende gefragt…“, setzte an und ihre Stimme verzagte.

„Du wolltest fragen, ob ich deine Mutter sein möchte.“, ergänzte Kagome mit einem Lächeln, „Weißt du, Rin. Ich habe noch einen Adoptivsohn. Sein Name ist Shippou.“

„Was? Wirklich?“, das Leuchten in ihren Augen strahlte schon so stark, dass Kagome schon meinte, eine Sonnenbrille anziehen zu müssen, „Shippou? Das ist doch der Kitsune? Ich liebe seinen Schwanz.“

‚Den Kitsune hat sie schon adoptiert? Und ihn zurück gelassen?’, dachte der Daiyoukai verbittert.

„Warum ist er nicht hier?“, fragte Rin Sesshomarus Gedanken laut.

„Er ist mit Inuyasha unterwegs und hat mich wahrscheinlich vergessen.“, ihr Blick verfinsterte sich.

Ein „aha“ für Sesshomaru. Eine Möglichkeit, sie für einen längeren Zeitraum im Schloss zu behalten. Aber das war im Moment nicht notwendig. Sie hatte sich dazu bereit erklärt, Rins Mutter zu sein, also würde sie nicht auf die Idee kommen, jedenfalls nicht in nächster Zeit, das Kind zu nehmen und zu verschwinden. Aber diesen kleinen Fakt heftete er sich trotzdem als Notiz in sein Gedächtnis. Der Pinsel wieder in seiner Hand, schrieb er weiter, bis er wieder unterbrochen wurde.

„Sesshomaru-Sama! Hast du das gehört? Ich habe eine Mutter und einen Bruder und jetzt…“, sie hörte dort, an dieser Stelle des Satzes auf und sah zu ihm mit grossen Augen herüber.

Ein Vater, dachte sich Kagome. Sie hatte jemanden, der so war wie ein Vater, es aber am Ende doch nicht wirklich war. Nicht offiziell.

Diesen Teil der ganzen Sache hatte sie nicht beachtet: Der Herr des Westens und sein Temperament.

Wenn Sesshomaru wie ein Vater für das Kind war, inoffiziell, und sie nun die offizielle Mutter… Wie würde er reagieren, wenn sie irgendwann einen Mann heiraten würde und ein fremder, oder sogar ein wohl bekannter, Mann, sprich Inuyasha, der Vater von Rin werden würde?

Seine Reaktion war in diesem Moment so deutlich vor ihren Augen. Es würde ein Blutbad geben. Und innerlich heulte sie schon auf, doch noch als vertrocknete, lieblose Jungfrau zu enden.

Da gab es noch die andere Seite. Sie war Rins Mutter. Sesshomaru war NICHT der Vater. Also hatte sie das alleinige Recht, darüber zu entscheiden, was das Beste für Rin war.
 

Die Gedanken der Dreien in der Bibliothek wurden abrupt beendet, als ein Wächter unerwartet in die Bibliothek herein trat und versuchte, etwas hervor zu keuchen. Doch da kam kein Wort raus. Seine Augen weiteten sich und er fiel mit einem blutigen Husten zu Boden und erlag an seiner tiefen Verletzung im Rücken. Sesshomaru eilte über dem Toten hinweg und folgte dem Geruch eines kleinen Kampfes ausserhalb des Gebäudes.

Kagome packte Rin und drückte sie an sich, so fest sie nur konnte. Rin war ein kleines Kind für ihr Alter, was es für die Priesterin leicht machte, sie auf zu heben und die Bibliothek zu verlassen. Sie vergrub das Gesicht des Kindes an ihre Schulter und mahnte sie, nicht auf zu sehen, bis sie die Erlaubnis dazu erhielt.

Es gefiel ihr nicht, was da gerade eben geschah. Sie waren im Schloss von Sesshomaru und sollten eigentlich sicher sein. Vielleicht gab es Streit unter den Soldaten und es eskalierte? Verzweifelt versuchte sie sich zu beruhigen und drückte das Kind fester an sich, als sie den langen Flur in Richtung der privaten Gemächer rannte. Irgendetwas in ihr sagte, dass es kein Streit unter den Soldaten war. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Schliesslich kam Kagome an Rins Zimmertür, entschied sich aber, lieber in Sesshomarus Zimmer zu verstecken, wo sie sich sicher war, dass der Daiyoukai von dort aus jeden Winkel seines Schlosses im Auge behalten konnte.

Sie öffnete hastig die Türe und schloss es hinter sich zu. Sie liess ihr Reiki durch das Zimmer gleiten und stellte fest, dass keiner da war. Zu ihrer Beruhigung setzte sie Rin ab und erlaubte ihr, die Augen wieder zu öffnen. Es wunderte sie, dass dieses Zimmer Fenster hatte, so ging sie zu diesen hin und öffnete die Bambus-Jalousien einen Spalt. Sesshomaru stand unten, unbewaffnet und bekämpfte etwas. Sie sah genauer hin und konnte nur einen Schatten erkennen, und es wurden immer mehr. Der Anblick gefiel ihr nicht. Die Soldaten, die herbei eilten und die Eindringlinge bekämpften, schienen schwächer zu werden und einer nach dem anderen erlag an seinen Verletzungen. Jedoch kein einziger der Schatten starb oder bekam auch nur einen Kratzer. Kagome öffnete den Spalt der Jalousie weiter auf und sah genauer hin. Das waren SCHATTEN, die Sesshomarus Schloss angriffen. Erst jetzt fiel ihr der Regen auf, der herabregnete. Von denen formten sich die schwarzen Gestalten und erhoben sich in die Höhe. Der Herr des Hauses konnte sich noch gut aufrecht erhalten, aber sie konnte sehen, dass das nicht ewig so sein würde. Er konnte, so schnell und stark er auch war, seine Gegner nicht berühren. Sie waren Schatten.

Kagome ergriff die Initiative und sah sich um. Sie konnte die beiden Schwerter von Sesshomaru an der Wand erkennen und eilte dort hin. Ohne gross zu überlegen ergriff sie Tensaiga und dann Bakusaiga. Sie schrie kurz auf und kippte nach hinten, als sie Bakusaiga fallen liess. Sie vergass, welche Wirkung ein Dämonenschwert bei Menschen und besonders bei Mikos hatte. Sie wurden verbrannt, wenn sie zu schwach waren. Aber das hielt sie nicht davon ab, eine Decke von Sesshomarus riesigem Bett zu nehmen, es darin, zusammen mit Tensaiga, ein zu wickeln und wieder ans Fenster zu eilen.

„Rin, versteck dich dort im Schrank, gib keinen Ton von dir und komm nicht raus, bis ich oder Sesshomaru dich da rausholen. Verstanden?“, forderte Kagome das Kind auf, die nur mit grossen Augen nickte und in Sesshomarus Kleiderschrank hineinkroch.

Kagomes Blick glitt zu einem weiteren Schrank, neben dem Kleiderschrank, in dem sich Rin gerade versteckt hatte. Etwas leuchtete darin auf, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie eilte dort hin und öffnete es.

Ein Waffenschrank des Mittelalters. Pfeil und Bogen hingen an der Wand, so wie viele verschiedene andere Waffen. Kagome ergriff Pfeil und Bogen mit Erleichterung und eilte wieder zum Fenster.

Erneut öffnete sie einen Spalt der Bambus-Jalousie und sah hinaus. Kanaan war frei und schlich sich von hinten an Sesshomaru heran. Er hatte ihn bestimmt bemerkt, aber er war zu beschäftigt, mit all den Schatten, die ihn angriffen. Auch konnte sie auf seinem weissen Hakama sein Blut sehen, welches aus offenen Wunden hinaus quoll. Sie zog die Jalousie bis zur Hälfte in die Höhe, so dass keiner dort unten sie erkennen konnte und zielte mit Pfeil und Bogen in Sesshomarus Nähe.

„Schütze ihn und vernichte den Rest.“, befahl sie leise dem Pfeil, bevor sie es abschoss. Schnell ergriff sie die Schwerter neben sich und beobachtete das Geschehen dort unten. Ihr Pfeil erleuchtete den ganzen Platz mit ihrem rosa Licht und die Schatten wichen vor Sesshomaru, beziehungsweise dem Pfeil, der neben ihm auf dem Boden hinausragte, zurück.

Der Inuyoukai wandte sich nun zu Kanaan zurück und durchbohrte ihn wütend mit seinem Blick.

„Was hat das zu bedeuten.“, fragte er ruhig und sah aus den Augenwinkeln, wie Kagome die Griffe seiner Schwerter aus den Laken befreite, um ihm zu signalisieren, dass sie auf sein Zeichen wartete.

Kanaan antwortete nicht. Sesshomaru verstand nicht, was um ihn herum geschah. Die Schatten näherten sich nicht und umzingelten den Daiyoukai und den Prinzen. Aus der Ferne hörte er, wie seine Truppen langsam aber sicher zu ihren Herrn eilten.
 

Das wurde für Kagome zu bunt. Sie hielt die Schwerter auf ihrem Schoss und zog erneut einen Pfeil aus dem geflochtenen Korb und richtete es an die Schatten. ‚MOMENT!’, schrie sie in Gedanken, ‚Sie bilden sich vom Regen!’ Diese Erkenntnis liess sie noch mal erschauern und richtete ihr Geschoss gen Himmel und die dunklen Wolken, die nur über dem Palas hingen.

Wolken über einem Schloss auf Wolken? Viel zu verdächtig für Kagomes Geschmack.

Sie schoss das Geschoss ab. Noch ehe der Pfeil die Wolken am Himmel traf, leuchtete es stark durch Reinheit auf und die ominöse Wolke löste sich Stück für Stück auf, so dass die Nachmittagssonne wieder auf das Schloss scheinen konnte und die Schattenwesen sich auflösten.

Sie sah zu Sesshomaru hinunter, der sich kampfbereit machte aber noch zögerte. Das war das Zeichen, das Kagome gewartet hatte. Sie packte die Schwerter von ihrem Schoss und warf diese raus. Sesshomaru sprang in diesem Moment etwas in die Höhe und ergriff seine Schwerter, welche er schnell an seine Seite befestigte und Bakusaiga ebenso schnell und gekonnt aus der Scheide zog.

Doch zu seinem Erstaunen verlor Kanaan das Bewusstsein und fiel zu Boden, wo er auch so verblieb.

Grazil landete er neben dem Kriegsgefangenen und begutachtete ihn, bis er Kagome mit einem Blick nach oben dazu aufforderte, herunter zu kommen. Sie nickte als Antwort und verschwand vom Fenster.

„Rin, du wartest hier!“, schrie Kagome und eilte davon.
 

„Ich frage mich, was er hat.“, sagte Kagome, als sie Kanaan noch an Ort und Stelle genau untersucht hatte.

Er wollte nicht aufwachen, so viel war sicher. Er hatte keine physische Verletzung oder sonst irgendetwas. Aber die junge Priesterin war sich sicher, dass er bald aufwachen würde.

Nach einem Nicken Sesshomarus kamen einpaar Wachen herbei und zogen den Bewusstlosen mit in das private Schloss.

„Was? Warum bringen sie ihn dorthin?“, fragte Kagome verwundert und sah Sesshomaru nun fragend an.

Dieser forderte sie dazu auf, ihm zu folgen, dorthin, wo man Kanaan hinbrachte.

Sie gingen ins Schloss selbst und, statt wie gedacht nach oben zu gehen, sah sie eine versteckte Tür hinter einem Vorhang an der Wand. Der Wächter hob den Vorhang nach oben und liess seinen Herren und seine Begleiterin passieren. Dieser Teil vollkommen dunkel. Wären nicht die brennenden Fackeln an der Wand, welche die Treppen beleuchteten wäre Kagome schon längst am glibberigen Fels ausgerutscht und auf Sesshomaru gefallen. Vielleicht wäre sie sogar mit ihm zusammen bis zum Grund hinuntergerollt.

Unten angekommen, nahm Sesshomaru eine Fackel und führte sie tiefer in die dunkle Höhle unterhalb des Schlosses.

Was ist das für eine Wolke, schossen Kagome durch den Kopf und sie näherte sich Sesshomaru mit hastigen Schritten.

Dieser roch ihre Angst und Verwunderung und erklärte: „Jedes Schloss hat ein spezielles Gefängnis unter dem Palast.“

„Das ist mir schon klar.“, Sesshomaru hielt an und sah sie an, „Ich frage mich nur, wie es auf einer Wolke eine dunkle Höhle aus Fels und Stein existieren kann.“

Sie dachte über mehr Dinge nach, als er es von ihr erwartet hätte. Intelligentes Mädchen. Anscheinend war sie die perfekte Wahl für Rin.

„Wir sind seit einer Weile nicht mehr auf einer Wolke.“, antwortete er und ging weiter.

„Heisst das, wir sind gelandet, wo?“

„Bei meiner Hauptstadt, auf der Spitze eines Berges.“, antwortete er und ging weiter.

Jetzt konnte Kagome weitere Fackeln am Ende der Höhle sehen und je näher sie kamen, umso genauer vernahm sie Umrisse. Es hatte einen vermoderten Geruch, auch roch es nach süsslichem Metall: Blut.

„Ist hier etwa die Folterkammer?“, kam es aus Kagomes Mund heraus, ohne dass sie wirklich dagegen etwas unternehmen konnte.

„Yuki neutralisierendes Gefängnis, Herrin.“, antwortete an Sesshomarus Stelle ein Wächter, der ihnen entgegen kam und Kagome genüsslich von Kopf bis Fuss bemusterte.

Sesshomaru missfiel, dass ein Soldat, sei es auch von höherem Status, seine Begleitung mit seinen Blicken belästigte, sagte aber nichts.

„Soun.“, sagte der Daiyoukai den Namen des vermeintlichen Offiziers, der sich ehrwürdig vor ihm verbeugte, ein Zeichen dafür, dass er die volle Aufmerksamkeit hatte.

„Er ist in seiner Zelle. Ein Soldat hat mitgeteilt, dass er so langsam zu sich kommt. Das tat er schon, als er die Treppe hinuntergeschleift wurde.“, antwortete er die unausgesprochene Frage seines Herren und sein Blick glitt wieder gierig zu Kagome, die sich hinter Sesshomaru versteckte, „Habt keine Angst, Herrin. Euch wird hier nichts geschehen.“

Er hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass die Miko Angst bekam und sich hinter IHM versteckte. Sie war, nach seinem Geschmack, wieder viel zu nahe, so ging er an Soun vorbei, wieder dicht gefolgt von Kagome.

Er hielt vor der Zelle Kanaans an und öffnete die schwere Tür und sah in die Finsternis, die sich dahinter verbarg. Eine finstere, dunkle Aura kam ihnen entgegen. So dunkel und böse, dass es Kagome schon beinahe schlecht ging und sie spürte, wie die Juwelensplitter um ihren Hals langsam verunreinigt wurden. Sie legte ihre Hand auf ihre Brust und reinigte die paar Teile des Juwels der vier Seelen. Die junge Priesterin beugte sich danach zur Seite und schaute von Sesshomarus Arm hinweg zu Kanaan, der nun auf den Knien sass und mit glühenden, grünen Augen zu ihnen starrte. Das bisschen Licht, das durch die Fackel von Sesshomaru hinein schien, zeigte die komplette Gestalt von dem Gefangenen.

„Wer bist du.“, fragte Sesshomaru plötzlich.

Kagome sah ungläubig zu dem Inuyoukai hoch und dann wieder zum „Fremden“.

„Dein Untergang.“, kam eine tiefe, raue Stimme aus Kanaans Kehle und er fing an, keuchend zu lachen.

„Ich wiederhole mich nicht.“, forderte Sesshomaru ihn auf, trat aber nicht in die Zelle.

„Willst du es mir ausprügeln? Komm rein!“, keuchte der fremde Kanaan auf.

‚Was sagte Soun doch? Yuki neutralisierendes Gefängnis. Das heisst, das Gefängnis wird also auch Sesshomarus Yuki anfressen.’, dachte sich Kagome und beobachtete alles, was gerade geschah.

„Ich gedenke, dich hier in der Dunkelheit sterben zu lassen.“, antwortete Sesshomaru.

„Gefiel dir meine winzige Machtdemonstration von vorhin?“, fragte der Fremde kichernd und hob sein Kinn auf sein Gegenüber, „Hast ja bestens etwas abbekommen. Du wirst mich noch kennenlernen, verlass dich drauf.“

Nach diesen Worten richtete er seine Augen auf Kagome, die nichts weiter als Hass, Wut und Böses vor zu weisen hatten. Nicht mehr die spöttischen Augen von dem jungen Mann, der sie neulich angegriffen hatte.

Ein Husten und Keuchen entrann Kanaans Kehle, ehe er plötzlich wieder normal zu sein schien. Doch in seinem Blick war die blanke Angst zu erkennen.

„Sesshomaru…!“, sagte sie entsetzt.

Der Inuyoukai blieb ruhig und beobachtete. Kanaan, der echte, schien plötzlich Schmerzen zu haben und er sah sie Hilfe flehend an.

„Helft mir!“, schrie er, bevor er seinen Bauch festhielt. Ein Schrei entrann aus seiner Kehle und er richtete seinen Kopf gen oben und schrie, „WARUM?!“, noch ehe er platzte und seine Eingeweiden und Überreste sich auf dem Boden verteilten.

Kagome bohrte ihren Kopf in Sesshomarus Rücken, der das Ganze mit Faszination beobachtete und nicht bekam, was die Miko tat. Sie weinte. Und durchnässte überflüssigerweise seinen Rücken.

„Soun. Beseitigt die Misere.“, befahl er und löste sich von Kagome, die sich anschliessend an seinem Mokomoko festhielt und ihm folgte.

Ein Hauch, schon geradezu ein Flüstern zwang sie jedoch, an zu halten und wieder in die Zelle zu blicken. „Was?“, flüsterte sie und bekam nun die Aufmerksamkeit des Daiyoukais, der ihr Tun genau beobachtete. Sie liess das Mokomoko los und ging langsamen Schrittes in die Zelle, wo die Wächter mit den Reinigungen begonnen hatten. Sie traten zur Seite, als sie die Miko sahen, die wie in Trance an die Stelle ging, wo Kanaan zuletzt lebend sass.

Sie nahm das blutige bisschen Fetzen, das an der Stelle war, zur Seite und starrte mit grossen Augen auf ein goldenes Objekt.

„Um Kamis Willen, das ist unmöglich.“, flüsterte sie entsetzt und hob es auf. Sie sah sich geschockt um und blickte in die verwunderten Gesichter der Youkai, die mit ihrer Arbeit aufgehört hatten und nun sie anstarrten. Sie war sich dessen bewusst, dass sie sie gehört hatten.

Ihr Blick blieb bei einem Youkai haften, der sie mit seiner kalten Maske anstarrte. Wartend auf eine Antwort, die er im Moment nicht bekommen würde. Sie ging langsamen Schrittes auf ihn zu, sah ihn an und ging dann an ihm vorbei Richtung Ausgang. Erst mit langsamen Schritten. Dann mit mehr Panik in ihrer Aura, rannte sie die Treppen hinauf, raus aus der Gruft und in einem dieser Empfangssäler warf sie sich auf die Knie und warf das goldene Objekt vor sich auf den Boden und begutachtete es mit weiten Augen. Ihr Atem wurde schwerer. Von Panik wurde es zur hysterischen Panik-Attacke und sie bekam kaum noch lauft, bis sie anfing schnell zu atmen. Sesshomaru stand nun vor ihr und begutachtete das Objekt.

„Was ist das?“, fragte er und holte Kagome aus ihrer Panikstarre und starrten sich gegenseitig an.
 

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Ich hoffe, euch hat dieses lange Kapitel gefallen. Ich möchte meine lieben Leser darauf aufmerksam machen, dass ich keine Story plane und so umsetze. Alles wird so geschrieben, wie es mir in diesem Moment in den Sinn kommt. Das heisst, es hat keinen geplanten Ablauf und kein bestimmtes Ende. Es hängt alles von meiner momentanen Kreativität ab. ;-)
 

P.S. Ich möchte von euch gerne wissen, ob es zu viele Seiten hier sind. Ich kann es jederzeit etwas verkürzen. Bitte um euer Feedback.
 

Liebe Grüsse



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2013-10-24T22:47:48+00:00 25.10.2013 00:47
cooles kapi^^ die story is voll spannend
Von:  Itoe89
2011-02-24T19:14:07+00:00 24.02.2011 20:14
Hier war "dormir"s Kommi. Ich hoffe, sie kann mir verzeihen, dass ich so ungeschickt war, und ihr Kommi gelöscht habe. :-S

Liebe Grüsse
Von: abgemeldet
2010-07-24T11:36:49+00:00 24.07.2010 13:36
Habe gerade deine ff entdeckt und finde sie einfach ganz toll. Und die Antwort auf deine frage lautet NEIN! Ich finde sogar dass es so einfach perfekt ist. Bin sehr gespannt wie es weiter geht, was es auf sich hat mit das goldene Ding.

Bitte schreib schnell weiter !!!
Von:  NaBi07
2010-07-21T20:47:46+00:00 21.07.2010 22:47
OMG bist du verrückt

es sind auf keinen fall zu wenig seiten! XD

ich bin froh so viel lesen zu dürfen ;)

man machst du es spannend >.< was ist dsa für ein goldenes dingens??
*seufz*
wie ungerecht mich so zappeln zu lassen.

mir gefällt die idee mit sesso´s schloss immer besser und auch die vorstellung eines harems XD
bin ja mal gespannt was noch so alles auf kagome zukommen wird und wann inu und shesso sich das erste mal begegnen und vielleicht um kagome steiten.

hätte rin mich gefragt ihre mutter zu werden dan hätte ich auch glatt zugestimmt.
die kleine ist einfach zu goldig.
vor allem ihr einfluss auf shesso ist genial.

ob es shessomarou auffällt, dass er in kagomes nähe zu grinsen anfängt oder seine maske vernachlässigt?
bin echt gespannt wann er diese erkenntniss erhält Xd

also bis zum nächsten kommi

weiter so

hina
Von:  Kagome-Chan17
2010-07-21T20:25:11+00:00 21.07.2010 22:25
huhu also mal wieder klasse kapi xD jaja sess du olle sau =D
also ich fand ned das es zu viele seiten waren! war schon ok so =)

schreib bitte schnell weiter

lg
Kago
Von:  DemonicSister
2010-07-20T21:29:55+00:00 20.07.2010 23:29
Hy.
Mir gefällt deine Art, zu schreiben und dich auszudrücken sehr.
Mit dem Schreiben selber halte ich es ähnlich, ich habe immer mehr Ideen im Kopf, die sich nicht wirklich in ein Storyboard packen lassen, deswegen schreibe ich immer nur weiter, wenn ich wieder eine, zumindest mir selbst gefallende Idee habe. Kann mich selber auch nicht wirklich festlegen, wie es weitergehen soll.
Bin schon gespannt, wie es weitergehen wird.
lg
Von:  Shahla
2010-07-20T18:00:34+00:00 20.07.2010 20:00
Oh man.
Du greifst richtig in die Ideenkiste.
Und eine wirklich schöne Kiste ist das.
Du hast dir eien schöne Struktur für die Ränge ausgesucht und die Aufteilung.
Und das Muttersein ist hier mal etwas neuartig gelöst, weil Rin mal Kagome nur als Mutter will, nicht gleich als Sesshoumarus Gefährtin.
Du gibst klasse 'erste Andeutungen'.
Vor allem aber hast du bisher die Waage gut gehalten, zwischen Sesshoumaru und Kagome.
So das Staunen, Erstaunen und Überraschung auf beiden Seiten existieren, denn das ist die Grundlage bei der Beziehung von Sesshoumaru und Kagome.
Nur so schaffen sie es in den anderen hinein zu blicken.
Ich bin froh das du in den Kapiteln Inuyasha wenigstens eine kleine Rolle zu teilst, so dass man ihn nicht vergisst.
Mach schnell weiter

HDGDL*Hana
Von:  Pusteblume1991
2010-07-20T17:42:47+00:00 20.07.2010 19:42
Huhu^^,
ich schon wieder. =)
Also es war mal wieder ein tolles Kapitel.
Ich finds gut, wie du die Charaktere darstellst, es passt richtig.^^

Am besten hat mir, persönlich, die Stelle gefallen, als Sesshoumau die beiden beobachtet hat XD.

Ich finde die Kapitel persönlich nicht zu lang^^, aber das ist bei jedem anders, denke ich. =)

Eine ENS wäre supiiii, wenn es weiter geht.

Mach weiter so^^ *Daumen hoch*

Lg Stella


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