Zum Inhalt der Seite

In Ewigkeit - Dein

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Einsam lag die schmale Gasse im Schein des Mondes. Kein Licht leuchtete und auch die Straßenlampen waren schon vor Stunden erloschen.

Einige Meter war sie nur lang und die alten klobigen Pflastersteine lagen schon lange nicht mehr so, wie sie sollten. An ihrem Ende befand sich eine kleine, steinerne Brücke, sie hing über dem im Mondschein glitzernden Fluss, wie der Nebel im Tal an einem kalten Morgen.

‚Fast wie in einer Geisterstadt’, dachte Nel.

Die rothaarige, junge Frau stand an eine Wand gelehnt und strich sich langsam eine Strähne ihres gelockten Haares aus ihren grauen Augen. Ihr Blick war auf die Brücke gerichtet und nur ihr Schatten wurde vom Vollmondlicht auf den gepflasterten Boden geworfen. Er gab ihr zu verstehen, dass sie kein Geist war und dass dieses Stadtteil wohl bewohnt war. Auch von tierischen Bewohner, die nur allzu gerne mitten in der Nacht einen Höllenlärm machten und wegen denen sie leise sein musste, damit sie niemanden weckte.

Nel stand da und lauschte.

War das ein Schritt? Nein, nur eine Katze!

Rief da nicht jemand ihren Namen? Doch nur der Wind zwischen den Häusern!

Und das, war das nicht ein Schatten? Nur der Baum hinter ihr!

Sie seufzte. Hier hatte sie ihn zum ersten Mal gesehen und auch zum letzten Mal - Ben, so war sein Name - Mehr wusste sie nicht.
 


 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Einen Monat war es her, das sie ihn halbnackt mit zerfetzten Klamotten am Flussufer gefunden hatte. Im Morgengrauen hatten seine blonden Haare rot geschimmert und das Blut an seinem Körper war fast nicht aufgefallen, genauso wenig wie seine seltsam blasse Haut. Bewusstlos und schweißgebadet hatte sie ihn gefunden, sich neben ihn gekniet und ihm über die Wange gestrichen, gefangen von der Szene und dem Anblick seines wunderschönen Körpers.

Genau in diesem Moment jedoch war sein Arm hoch geschnellt und eine eiskalte Hand hatte sich um ihr Handgelenk geschlossen, während seine erdbraunen Augen sie aus dem makellosen Gesicht angestarrt hatten.

‚‚Wer bist du?’’, hatte er mit einer Stimme gefragt, die ebenso eiskalt war wie seine Hand.

‚‚Das gleiche kann ich dich auch fragen!’’

Völlig perplex und überrumpelt von dieser Reaktion hatte Nels Stimme giftiger als gewollt geklungen.

Sein Blick aber war an ihr vorbei gen Himmel gewandert und seine Augen hatten sich geweitet. Erschrocken und hektisch, ja fast in Panik, hatte er sich dann aufgerichtet. Die fast weiße Hand an seine Wunde fassend, hatte er sich suchend umgeschaut, bis sein Blick an der Brücke hängen geblieben war und er dann in Richtung des Schattens los gekrochen war.

‚‚Was... was tust du da? Bist du von allen guten Geistern verlassen?’’

Nel hatte keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Was um Himmels Willen tat dieser Irre da, der sich mit einer riesigen klaffenden Wunde am Bauch in Richtung Brücke schleppte?

‚‚Sei still! Das verstehst du nicht!’’, war seine Antwort gewesen.

Im Schatten der Brücke angekommen hatte sich der Unbekannte an die kalten Steine gelehnt und den Kopf vor Erschöpfung in den Nacken geworfen, während Nel unterdessen aufgestanden war. Sie war beleidigt und schwer gekränkt gewesen, denn mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

'Was bildetet sich dieser aufgeblasene Schönling eigentlich ein? Sie versuchte nur hilfsbereit zu sein und was bekam sie zurück!? Pampige Antworten und Ignoranz!'

Auf dem Absatz hatte sie sich umgedreht, zum Gehen bereit, da war sie schon wieder gewesen. Seine eiskalte und doch so süße Stimme:

‚‚Warte!’’

Wieder hatte sie sich umgedreht und noch im selben Moment gedacht, dass sie das besser gelassen hätte! Wie er da gesessen hatte, zusammengesunken und das Gesicht vor Schmerzen verzerrt, die Hand auf seine Wunde gelegt. Nel hatte versucht so kalt zu klingen wie er, doch das war ihr wohl mehr schlecht als recht gelungen, sodass man ihr Mitgefühl immer noch gehört hatte:

‚‚Was willst du?’’

‚‚Lass deinen Mantel da!’’, hatte der Fremde ihr in einem Befehlston zugerufen und die junge Frau hatte ihren Ohren nicht trauen wollen! 'Was sollte das jetzt wieder?', war ihr durch den Kopf gegangen und sie hatte sich schon halb umgedreht, als sie erneut seine Stimme vernommen hatte, die dieses Mal deutlich sanfter war:

‚‚...Bitte...!’’

Seufzend hatte Nel sich doch noch umgedreht und war in Richtung des Verletzten marschiert.

'Du hast ein zu gutes Herz, Nel!', war ihr durch den Kopf gegangen, als sie im Angesicht seiner zerrissenen Klamotten und der Wunde ihren Mantel ausgezogen hatte.

‚‚Ber sag mir zuerst, wie du heißt!’’, war es ihr über die Lippen gekommen, denn etwas hatte sie ja doch davon haben wollen, dass sie ihm geholfen hatte und wenn es nur ein Name gewesen war.

‚‚Ben... Benjamin Sayles’’

‚‚Ich bin Nel O´Grady. Schön dich kennen zu lernen’’

Mit diesen Worten hatte sie dem Fremden ihren Mantel hingehalten und ihn angelächelt.

Er hatte ihn genommen und war aufgestanden, federleicht, als ob er keine klaffende Wunde quer über seinem Bauch gehabt hätte und als er aufgestanden war, waren Klamotten so gefallen, dass sein Bauch wieder erkennbar gewesen war und in diesem Moment hatte Nel ihren Augen nicht mehr getraut.

Wo sie eben noch eine zentimeterlange Wunde gesehen hatte war nun nur noch getrocknetes Blut wahrnehmbar gewesen und als ob er ihrem Blick gefolgt wäre, hatte sie ein kühles Lachen vernommen. Daraufhin hatte sie dem Fremden ins Gesicht geblickt, der sie jedoch nur höhnisch angegrinst hatte.

Ihre Stimmung war von Entsetzen nach Wut umgeschlagen und sie hatte auf dem Absatz kehrtgemacht, war aber noch mit verschränkten Armen stehen geblieben und hatte gelauscht, ob nicht doch noch eine Erklärung folgte. Doch alles was sie noch hörte war dieses eiskalte Lachen, welches unter der Brücke widerhallte und Ben war mitsamt ihrem Mantel verschwunden.
 


 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Und nun stand Nel dort, an jenem Ort, wo sie ihn das erste und letzte Mal gesehen hatte. Ihre Beine machten sich selbstständig und sie lief langsam auf die Brücke zu, die ihr in den letzten Wochen so vertraut geworden war und die sie fast jeden Tag besuchte.

Wie lange war es jetzt schon her? Einen Monat bestimmt. Langsam schritt sie auf die Brücke und lehnte sich auf die steinerne Mauer. Ihr Blick fiel auf das vom Mondlicht glitzernde Wasser unter ihr und sie versank in dem Anblick und den Erinnerungen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Smokeydeviltry
2010-07-14T20:21:33+00:00 14.07.2010 22:21
Häääääh? Warum bin gerade ich die erste, die sich hierher verirrt??? Naja... also ich kanns immer noch nicht verstehen, dass hier noch keine anderen Kommis stehen^^ Dein Schreibstil is superschön, bringt Gefühl mit und es macht Spaß, es zu lesen. Wäre schön, wenn es nicht nur bei nem Prolog bleibt^^

Liebe Grüße

smokey


Zurück