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Last Requiem 2

Lacrimosa
von

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Hester

Die Erinnerungen an die Zeit im Labor kamen Beyond wieder hoch als er auf dem OP-Tisch gebunden war und er wurde nach und nach immer nervöser. Zwar hatte er noch vorhin den starken Maxe markiert aber in Wirklichkeit hatte er eine Heidenangst vor dem, was noch folgen würde. Hester trug jetzt wieder einen Laborkittel und auch Watari war dabei um ihr als Assistent zur Seite zu stehen. L beobachtete dies alles durch ein großes Fenster aus Panzerglas und hatte bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen, sollte Beyond wieder in den Rasereizustand verfallen, in welchen man ihn bereits erlebt hatte. „Alles in Ordnung?“ fragte L durch das eingebaute Mikrofon und Beyond versuchte ein Lächeln aufzusetzen, aber es erinnerte mehr an ein verzweifeltes Grimassenschneiden. „Ich werde das schon irgendwie überstehen…“ Die Stimmung war noch angespannter als sonst, während Hester die Injizierung vorbereitete. Bevor sie in dieses Labor gegangen waren, hatte sie ihn ausdrücklich noch einmal gewarnt, dass sie ihm selbst unter größten Schmerzen keine Narkose oder sonstige Medikamente geben durfte. Eine Vermischung mit irgendeinem anderen Medikament würde sich hochtoxisch auswirken und Beyond binnen weniger Minuten töten. Trotzdem war er nach wie vor bereit, die Mutation durchzuführen und so hatte man ihn auf einen Tisch festgeschnallt und alles nötige bereit gestellt, um ihn im Ernstfall zu reanimieren. Trotzdem fühlte er sich alles andere als wohl. „Watari und ich werden die ganze Zeit über bei Ihnen bleiben. Machen Sie sich also keine Sorgen.“ Hester wirkte alles andere als überzeugend denn auch sie hatte so ihre Zweifel, ob das alles wirklich so eine gute Idee war. „Versuchen Sie die ganze Zeit über entspannt zu bleiben. Wenn Sie sich absichtlich verkrampfen, dann wird es nur noch schlimmer.“ „Ja ich weiß, nun machen Sie endlich, bevor ich es mir noch anders überlege.“ Beyond wusste, dass sich die Nadel nun seinem Arm näherte und schloss die Augen um seine aufkommende Angst davor zu unterdrücken. Ein Stechen kam und es war ihm so als würde Säure in seinen Arm und schließlich auch durch seinen Körper fließen. Trotzdem versuchte er ruhig zu bleiben und eine Weile lang blieb dieses Gefühl noch erträglich, dann steigerte es sich immer weiter und bald schien es ihm so, als stünde sein gesamter Körper in Flammen. Er biss die Zähne zusammen um nicht los zu schreien, denn er wollte Hester nicht noch mehr Kummer bereiten aber bald merkte er, dass es keinen Zweck mehr hatte. Nun begannen sich seine Muskeln zusammen zu ziehen. In den Waden, den Armen, der Brust und auch in seinem Gesicht. Wer warf den Kopf nach hinten, bäumte sich auf, drückte gegen seine Fesseln und begann zu schreien. Er konnte den Schmerz nicht länger beschreiben, sein Hirn schien komplett auszuschalten und er war nicht mehr in der Lage, noch irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwann bekam er kaum noch Luft und glaubte, gleich seine Zunge zu verschlucken doch er bekam kein einziges Wort mehr raus, selbst sein Schreien erstarb. Doch zum Glück hatte Hester die Lage rechtzeitig erkannt. „Watari, versuchen Sie seinen Kopf ruhig zu halten, ich muss verhindern dass er noch seine Zunge verschluckt. Watari war sofort zur Stelle, legte seinen Kopf ganz zurück und hielt ihn wie mit einem Schraubstock fest, während Hester versuchte, das Schlimmste zu verhindern.

Dann schließlich klemmte sie ihn einen Gürtel zwischen die Zähne, damit so etwas nicht noch einmal passierte. Doch das nahm er wie durch Watte gefiltert wahr. Er spürte nur noch diesen unerträglichen Schmerz und glaubte fast, sein Herz würde explodieren. Tatsächlich wurde sein Herzschlag immer schneller und war bereits in einem kritischen Zustand. Watari wandte sich höchst besorgt an Hester. „Können wir denn gar nichts tun als nur tatenlos zusehen? Er wird sterben!“ „Das weiß ich auch Watari!“ rief Hester mit Tränen in den Augen und konnte das alles kaum mit ansehen. Wenn sie könnte, dann hätte sie ihm diesen Vorgang durch eine Narkose oder einer Betäubung erleichtert oder wenigstens dafür gesorgt, dass sein Herzschlag normal blieb. In dem Moment hasste sie es, dass sie hier die einzige Ärztin war und hätte am liebsten die Probe vernichtet, wenn sie nicht von so wichtiger Bedeutung wäre. Hauptberuflich war sie eigentlich nur Chirurgin, Pathologin und Psychologin, aber sie war auch Ärztin und einer von den Losern aus dem Labor, wenn es um einen Fall ging. Sie mochte Beyond sehr, auch wenn sie es nicht zeigte. Er war ein etwas zerbrechlicher junger Mann, der nach jemandem suchte den er lieben konnte oder der ihn lieben konnte und machte sich ziemlich viele Gedanken darum, wie er auf andere wirkte. Sie als erfahrene Psychologin hatte ihn schnell durchschaut gehabt und musste zugeben, dass er gar kein schlechter Kerl war. Wenn sie ganz ehrlich sein müsste, fand sie ihn mehr als nur sympathisch. Er hatte einiges mit L gemeinsam, doch war er viel emotionaler und ging die Sache mehr mit Herz an, genauso wie sie.

Plötzlich gab das EKG einen lang gezogenen Piepston von sich und zeigte an, dass Beyonds Herz aufgehört hatte zu schlagen. Regungslos lag er da, jede seiner Bewegungen erstarb und seine Muskeln erschlafften. Sofort begann Hester mit der Herzmassage. „Watari, machen Sie den Defibrillator bereit!“ Es dauerte nicht lange, da war das Gerät bereit und nachdem Hester es fachgemäß positioniert hatte, jagte sie die erste Stromladung in Beyonds Körper. Nichts, das EKG zeigte weiterhin Herzstillstand an und so wurde ein weiterer Stromstoß freigegeben. Auch hier wieder nichts und erst nach dem dritten Versuch begann das stehen gebliebene Herz wieder zu schlagen. „Gott sei Dank“ murmelte Watari erleichtert und legte den Defibrillator wieder beiseite. Hester untersuchte ihn genau und musste feststellen, dass die Krämpfe verschwunden waren. „Das Schlimmste hat er erst mal hinter sich. Er braucht jetzt absolute Ruhe damit der Prozess abschließen kann.“ Nachdem die letzten Untersuchungen abgeschlossen waren, wurden Beyonds Fesseln abgenommen und er wurde in einen Ruheraum gebracht. Während der ganzen Zeit wich Hester nicht von seiner Seite und während der ganzen Zeit, wo Beyond kein Lebenszeichen von sich gab, konnte sie kaum schlafen. Es war bereits der dritte Tag und Hester konnte kaum noch die Augen aufhalten, da kam L zu ihr ins Zimmer. „Du siehst ziemlich erschöpft aus. Leg dich ne Weile hin, ich übernehme das schon.“ „Nein, das kann ich nicht. Ich bin Ärztin und…“ „Du magst ihn sehr nicht wahr?“ Hesters Wangen wurden rot und etwas verdattert sah sie L an. „Seit wann…“

„Schon seit ihr euch das erste Mal getroffen habt. Du siehst ihn immer mit diesem Blick an, wenn ein schüchternes Schulmädchen ihren Schwarm sieht.“ Als Dankeschön für diesen mehr als unsensiblen Kommentar bekam L einen Faustschlag gegen den Oberarm. Er entschuldigte sich hastig und rutschte erst mal ein wenig von Hester zurück, da er Sorge hatte, gleich noch einen Schlag kassieren zu müssen, wenn er noch einmal etwas Falsches sagte. „Und wenn schon“ murmelte Hester und rieb sich übermüdet die Augen. „Das ist wirklich kein guter Zeitpunkt um sich mit so einem Thema zu beschäftigen, außerdem hat er sicherlich besseres zu tun.“

„So?“ fragte L sie eindringlich und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Und wann ist denn ein perfekter Zeitpunkt? Nun, zumindest wäre es ein guter Zeitpunkt gewesen als wir den Fall geschlossen hatten und Beyond Birthday untergetaucht war. Hester, ich verstehe nicht viel von solchen Dingen und das werde ich höchstwahrscheinlich auch nicht, aber dieses Wissen reicht aus um zu erkennen, dass du deinen eigenen Gefühlen aus dem Weg gehst. Seit du in Wammys House bist kümmerst du dich stets um das Wohl der anderen, egal wie es dir dabei geht. Nun fang endlich mal an dich selbst zu fragen, was du eigentlich willst. Und nun geh und leg dich erst einmal schlafen.“ Hester hatte nicht mehr die Kraft, überhaupt noch zu widersprechen und verließ den Raum. Erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie eigentlich war. Ihr Kopf fühlte sich wie Blei an, ebenso wie ihre Arme und der Rest ihres Körpers. Sie war völlig benommen, wusste gar nicht mehr wo sie eigentlich noch mal ihr Zimmer hatte und legte sich gleich ins nächstbeste Zimmer aufs Bett, wo sie sofort einschlief.
 

Die blechernde und rauschende Radiostimme riss Hester aus dem Schlaf und mehr als nur erschrocken fuhr sie hoch und war mit einem Male hellwach. Oh mein Gott, dachte sie und sah auf das Display. Wie lange hatte sie denn eigentlich geschlafen? Also als sie sich auf den Weg ins Zimmer gemacht hatte, war es so gerade mal 13 Uhr gewesen. Jetzt zeigten die roten Leuchtziffern halb eins an. Sie hatte fast einen ganzen Tag lang durchgeschlafen! Wie konnte das nur passieren? Noch nie hatte sie mehr als fünf Stunden geschlafen, selbst dann nicht wenn sie zwei Tage durchgearbeitet hatte. Jetzt fiel ihr auch wieder ein, wieso sie so erschöpft gewesen war: Beyond Birthday. Wie konnte sie denn einfach so seelenruhig schlafen wenn sie die Verantwortung für ihn trug? Schnell ging sie zum Kleiderschrank um sich schnell im Badezimmer zurecht zu machen, doch wo sonst Röcke, Blusen und Kittel hingen, fand sie weiße Pullover und Jeanshosen vor. Hatte sie etwa in L’s Zimmer geschlafen? Ihr Tag fing ja echt gut an…

Sie war gerade im Begriff das Zimmer zu verlassen, da fiel ihr ein kleines Büchlein auf dem Schreibtisch etwas weiter neben dem Bett auf. Es war mit einem Gummiband verschnürt und sah etwas mitgenommen aus. Eigentlich verbot es ihr Gewissen und das Gesetz, einfach so in anderer Leute Sachen herumzuschnüffeln, aber sie war schon als kleines Mädchen extrem neugierig. Vorsichtig entfernte sie das Gummiband und öffnete das Büchlein. Auf jeder der Seiten war nicht viel geschrieben, gerade mal zwei Sätze und mit einer sehr wackeligen Schrift. So etwas kannte Hester ganz gut, weil das eine Art Selbsttherapie war. Sie bestand darin, dass man das aufschrieb, was man gerade im Kopf hatte ohne sich dabei von Gedanken ablenken zu lassen. Warum Beyond das wohl getan hatte? Für jeden Tag gab es eine Eintragung, jedoch gab es eine große Lücke von ungefähr sechs Wochen. Ob das die Zeit war, wo Beyond Birthday im Versuchslabor von Area 52 festgehalten wurde? Auf den Seiten vor dieser Lücke waren wirklich unheimliche Dinge geschrieben unter anderem „Nehmt es raus! Holt es aus meinem Kopf raus!“

Auf der darauf folgenden Seite stand mit zitternder Hand geschrieben „Nach und nach werde ich zum Monster. Warum nur, was habe ich getan?“ Auch die darauf folgenden Seiten waren sehr verstörend und Hester hätte beinahe das Buch fallen gelassen vor Entsetzen. So wie sich das anhörte, glaubte Beyond zu dem Zeitpunkt, dass irgendein Fremdkörper in seinem Kopf wäre, eine Art zweites Ich, welches ihn quälte und das er unbedingt loswerden wollte. Sie blätterte vor bis zum letzten Eintrag nach der 6 Wochen-Lücke und sah dort einen Eintrag, der sich ganz und gar von den anderen unterschied. Er war wirklich sehr herzbewegend und Hester bereute in dem Moment, dass sie in Beyonds Sachen herumgeschnüffelt hatte. Schnell band sie das Büchlein wieder zu und legte es zurück auf den Schreibtisch. Dann ging sie schnell auf ihr Zimmer um sich fertig zu machen.
 

Als sie schließlich zu L und Beyond Birthday in den Ruheraum kam, schien alles in Ordnung zu sein. Beyond saß aufrecht und spielte mit seinem Gegenüber Schach, wobei er dabei war zu verlieren und schien sich zu amüsieren. „Hester“ begrüßte er sie freudestrahlend. „Ich hoffe Ihnen geht’s wieder besser. L sagte dass Sie ziemlich erschöpft waren…“ „Äh… ja… und wie geht es Ihnen? Haben Sie irgendwo Schmerzen?“ „Nein, ich könnte Bäume ausreißen!“ Ihm schien es wirklich mehr als gut zu gehen. Er sprang auf und streckte sich erst einmal um zu zeigen, dass er auch wirklich fit genug war. Hester staunte nicht schlecht dafür, dass er noch vor fünf Tagen vor Schmerzen geschrieen hatte und schließlich Herzversagen erlitt. Entweder lag es an diesem Mittel N33 oder sie träumte immer noch. „Dass er Bäume ausreißen kann, würde ich ihm zutrauen“ murmelte L etwas leiser und deutete auf einen Haufen zertrümmertes Metall, was mal einen Wecker darstellen sollte. Anscheinend hatte er auf den Wecker geschlagen und dabei sogar die Kommode zertrümmert. Hester merkte, wie sich nach und nach ihre Gesichtsfarbe verabschiedete. Beyond setzte eine etwas kindliche Schmolllippe auf. „So fest hab ich doch gar nicht zugeschlagen. Das war doch nur ein Klaps, mehr nicht.“ Nur ein kleiner Klaps… Hester ahnte schon dass da noch ein Haufen Arbeit auf sie wartete. „Nun, wenn Sie sich schon so gut fühlen, dann können wir ja mit dem Training beginnen.“ „Training?“ fragte Beyond stirnrunzelnd und legte den Kopf zur Seite. „Was soll ich denn bitteschön damit? Ich bin stark genug um gegen diese halben Hemden anzutreten.“ „Das schon“ entgegnete Hester mit strengem Ton „Aber hierbei geht es um alle anderen. Ein freundschaftlicher Schlag auf den Rücken kann verheerend für jemanden sein, der sich nicht der Mutation unterzogen hat und ein Händedruck kann das Zertrümmern sämtlicher Fingerknochen bedeuten. Ihre Kräfte sind immens, kein Zweifel aber Sie müssen erst lernen, damit umzugehen und sie auch angemessen zu kontrollieren. Sonst machen Sie noch Kleinholz aus dem Laden und werden für uns eine Gefahr.“ „Im vierten Stockwerk gibt es einen Trainingsraum, der dafür genutzt werden kann. Aber pass bitte auf, dass du die gute Hester nicht zu hart ran nimmst. Wir brauchen sie noch ein bisschen. Das Gleiche bitte ich auch dich Hester.“ „Keine Sorge L, wir werden das schon hinkriegen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-07-28T11:06:16+00:00 28.07.2010 13:06
Hester und Beyond Birthday?
Na da hast du dir ja was ausgedacht :D
Das war gar nicht vorherzusehen, weil sie ja
Ärztin ist und sich so oder so sehr um
ihre Patienten kümmert. Die Szene, wo L und
BB gegeneinander Schach spielen, fand ich richtig
toll. Frag mich nicht wieso :D
Wahrscheinlich ist sie schön, weil sie da wie alte
Freund wirken und der Hass seitens BB nicht mehr da ist.
Also das hat mir gut gefallen. Mal sehen, ob Hester
eine Chance bei BB hat. Ich denke schon. Vielleicht
aber beichtet sie es ihm nicht. Ich lass mich überraschen^^


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