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Last Requiem 2

Lacrimosa
von

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Anruf

Es war fast komplett dunkel in dem kleinen Zimmer, nur das Licht des Monitors spendete genug Licht, damit man die Umrisse des Mobiliars erkennen konnte, ebenso wie die Gestalt, die vor dem PC auf dem Bürostuhl in einer mehr als merkwürdigen Sitzposition hockte und mit langen Fingern über die Tastatur ging. Außer dem Klackern der Tasten war kein anderes Geräusch zu hören, es war totenstill und einsam. Genauso mochte es Beyond Birthday und nicht anders. Das grelle Tageslicht war ihm immer schon ein Graus, nicht weil er die Sonne nicht vertrug, er hatte es noch nie wirklich gemocht. Auch zu viele Geräusche gefolgt von zu großen Menschenmassen konnte er nicht ertragen. Letzteres hatte mit seiner Gabe zu verdanken, mit der er die Lebenszeit und Namen aller Menschen in seiner Umgebung sehen konnte solange er ihr Gesicht erkennen konnte. Lange Zeit hatte er davon gelebt, die Lebenszeit seiner Mitmenschen zu verkürzen und hatte ein scheußliches Dasein als Mörder gelebt, zerfressen von Hass, Leid und Angst. All die Menschen, die ihm am Herzen lagen waren tot oder hatten sich von ihm abgewandt weil er anders war und irgendwann hatte er akzeptiert, dass er immer alleine sein sollte. Selbst seine Eltern wollten ihn nicht. Sein Vater gab ihm als Kind die Schuld daran, dass er seinen Job verloren hatte und als der kleine 8-jährige Beyond es nicht mehr ertragen hatte, lockte er ihn weg und tötete ihn mit 16 Schüssen. Seine Mutter verschwand dann schließlich und kam bei einem Zugunglück ums Leben. Bereits als Kind wurde er im Stich gelassen und hatte etwas wie Nächstenliebe oder Familienglück nie erfahren. Schließlich kam er in Wammys House, einem Institut, wo L’s Nachfolger ausgebildet wurden. Sein bester Freund nahm sich dort das Leben und er machte L dafür verantwortlich, weil dieser trotz seines Hilferufs nichts unternommen hatte. Lange Zeit lebte Beyond Birthday von dem Wunsch, L persönlich mit seinem Messer aufzuschlitzen, doch es kam alles ganz anders als er erwartet hatte. Er wurde Teil eines grausamen Regierungsprojektes und sollte durch eine DNA-Mutation zur Kampfmaschine umfunktioniert werden. Doch er konnte fliehen und wurde dann von einem Auto angefahren. Bevor er das Bewusstsein verlor, konnte er noch L um Hilfe bitten und danach konnte er sich an nichts mehr erinnern. Es war, als ob jemand einen inneren Resetknopf gedrückt hatte und zum ersten Mal traf er auf Menschen, die wirklich Himmel und Hölle in Bewegung setzten um ihn zu beschützen. Auch wenn er sein Gedächtnis wiedererlangt hatte, so sah er vieles aus einem ganz anderen Blickwinkel. Er hatte gelernt seinen Mitmenschen zu vergeben und hatte das erste Mal aufrichtige Nächstenliebe erfahren. Nun hatte er mit L Frieden geschlossen und konnte mit seiner Hilfe untertauchen und ein neues Leben beginnen. Jetzt hatte sich Beyond seit Tagen in sein Apartment in der Agony Street zurückgezogen und war nun dabei an seinem ersten Roman zu arbeiten. Dieser trug den Titel „Ohne Liebe“ und war sozusagen seine Biographie, doch er hatte einiges dran umgeändert, zumal er jetzt offiziell Rue Ryuzaki hieß.

Irgendwann, als er genug geschrieben hatte, begann er sich zu strecken und ging zum Fenster und öffnete den Vorhang: Es regnete in Strömen und Blitze durchzuckten den Himmel. Ein tiefes Donnergrollen erschütterte die Stadt und Beyond lächelte. Solch ein Wetter liebte er denn da versteckten sich die Menschen in ihren Häusern und es war düster. Auch schon als er klein war, hatte er niemals Angst vor Gewittern gehabt, ganz im Gegensatz zu seinen Mitschülern. Gedankenverloren starrte er aus dem Fenster und fühlte sich ein wenig traurig darüber, dass er schon morgen Los Angeles, ja ganz Amerika verlassen würde. Morgen ging ein Flug nach England und dort würde er sein neues Leben beginnen. Eigentlich hatte er zunächst vorgehabt, in ein ganz neues Land auszuwandern, weit weg von Amerika und England. Vielleicht Frankreich oder Russland, aber er hatte keine Lust dazu, noch eine Fremdsprache zu lernen und sein Französisch war leider nicht das Beste. Schon früh lernte er zur englischen Sprache Deutsch, ein wenig Französisch, Latein und Chinesisch. Japanisch lernte er mit vierzehn, jedoch konnte er nur ein paar Sätze und Vokabeln und hatte es nie für nötig gehalten, noch mehr zu lernen. Sein Entschluss, nach England zurückzukehren kam aber nicht ganz spontan. Er erinnerte sich an ein Versprechen, welches er vor zehn Jahren gegeben hatte und dazu musste er nach England zurück oder zumindest als alter Mann zum Sterben dorthin gehen. Er hatte seinem besten Freund am Grabe versprochen, dass er wieder zurückkehren würde wenn die Zeit dafür gekommen sei und er hatte sich vorgenommen, in England seine Ruhe zu finden. Plötzlich klingelte das Telefon und etwas erschrocken zuckte Beyond zusammen, denn dieses schrille wie grässliche Klingeln kam so laut und unerwartet, dass er gar nicht damit gerechnet hatte. „Verdammt noch mal“ fluchte er und griff zum Telefon. „Ryuzaki am Apparat.“ Es antwortete niemand, so rief Beyond „Hallo? Wer spricht da?“ hinein. Ein eiskaltes Lachen kam zur Antwort und jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er kannte dieses Lachen, er hatte es oft genug im Versuchslabor von Area 52 gehört. Agent Creeds Lachen. Vor Entsetzen ließ Beyond das Telefon fallen und sank zu Boden. Das entsetzliche Gefühl der Angst stieg in ihm hoch und sein Herz begann zu rasen. Nein, das konnte doch nicht sein… Agent Creed war Geschichte. Er hatte ihn eigenhändig bewusstlos geschlagen, nachdem Area 52 von L’s Leuten gestürmt wurde. Oder war es etwa möglich dass er…

Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er wählte die Nummer von Hester Holloway, einer sehr berühmten Ärztin, die auch in dem Fall mitgewirkt und direkten Kontakt zu L hatte. Persönlich konnte er ihn nicht anrufen, denn er musste verhindern dass man herausfand, wo er sich aufhielt. Mit zitternden Händen wählte er Hesters Dienstnummer und bekam sofort eine etwas unfreundliche Krankenschwester oder Sekretärin an den Hörer. „Schönen Guten Tag, mein Name ist Ryuzaki und ich möchte gerne mit Dr. Holloway sprechen.“ „Tut mir Leid aber Dr. Holloway ist gerade nicht zu sprechen. Wenn Sie einen Termin wollen…“ „Nein, es ist wirklich sehr wichtig. Sagen Sie ihr dass B ihre Hilfe braucht.“

Ein genervtes Seufzen kam von der anderen Leitung, gefolgt von einem „Einen Moment bitte“, dann wurde der Hörer beiseite gelegt. Es dauerte nicht lange, da hörte er die vertraute Stimme von Hester. „Dr. Hester Holloway, was gibt es?“

„Hier ist Beyond Birthday, es tut mir Leid Sie zu stören aber ich muss Sie bitten, für mich Kontakt mit L aufzunehmen. Es geht um Project Dragon.“ „Um Gottes Willen“ brachte Hester entsetzt hervor und schien ein wenig überrumpelt zu sein. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Fragen Sie L ob Agent Creed jemals festgenommen wurde. Sein richtiger Name lautet Logan Freeder. Ich glaube er hat mich gerade eben angerufen…“

„Was hat er gesagt?“

„Nichts, er hat nur gelacht aber ich schwöre es bei meinen Augen, dass ich es überall wieder erkennen würde. Bitte! Sie können mich ja übers Handy erreichen.“ Hester erklärte sich einverstanden und versprach, so schnell es ging Watari anzurufen und sich über den Verbleib von Logan Freeder zu erkundigen. Beyond nannte ihr seine Handynummer und damit verabschiedeten sie sich voneinander. Mit zitternden Händen ließ Beyond das Telefon sinken und fuhr sich übers Gesicht, dann durch sein zerzaustes schwarzes Haar. Er war vollkommen durcheinander und musste sich schnell beruhigen. Diese schrecklichen Erinnerungen an die Zeit im Versuchslabor hatten ihm einen Schock fürs Leben verpasst und das nicht ohne Grund, denn die Versuche erinnerten an diese scheußlichen Horrorfilme, wo man auf einen OP-Tisch geschnallt und irgendwelchen Schmerzen ausgeliefert wurde. Genauso war es in seinem Falle und die Schmerzen, die er durch dieses verfluchte Mittel bekommen hatte, hatten ihn mehr als nur einen Herzanfall beschert. Sie hatten fast seinen gesamten Körper zerstört und selbst die Therapie war schmerzhaft. Immer wieder hatte er sich gewünscht, dass man ihm endlich eine Kugel zwischen die Augen jagte wenn er nur endlich von diesem Alptraum erlöst würde und wenn endlich sein Herz versagte, wurde er wieder belebt und die Versuche gingen weiter bis er endgültig nicht mehr durchhielt. Und wenn er nicht gehorchen wollte, setzte man sein Gehirn durch einen Mikrochip im Kopf unter Strom, dass er oft das Gefühl hatte innerlich zu zerreißen. Selbst ein hart gesottener Mörder wie er litt immer noch unter diesem Trauma wahrscheinlich würde er niemals darüber hinweg kommen. Er musste so schnell es ging von hier weg. Wenn schon Agent Creed seine Telefonnummer kannte, dann wusste er auch sicher wo er wohnte.

Als er dies erkannte, packte er hastig alles zusammen, was er mitnehmen konnte und hatte keine Zeit, einen klaren Kopf zu bekommen. Er wollte alles einfach nur hinter sich lassen. Er wollte seine Kindheit hinter sich lassen, seinen Zwist mit L und dieses schreckliche Projekt, was fast sein ganzes Leben zerstört hätte. Als er zwei Koffer zusammengepackt hatte, zog er sich schnell einen Regenmantel an und schloss die Tür ab, den Schlüssel legte er der Vermieterin in den Briefkasten. An der Straße stieg er in ein Taxi, welches ihn zum Flughafen brachte. Dort befand sich ein Hostel, wo die Übernachtungen billig genug waren. In seiner Wohnung fühlte er sich nun nicht mehr sicher.

Im Hostel angekommen bezahlte er direkt und hätte in seiner Eile beinahe seinen Personalausweis vergessen. Dieser war zwar offiziell nicht sein richtiger, aber das tat nichts zur Sache. Er hatte sein Zimmer im dritten Stock und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben. „Ganz ruhig Beyond, du wirst noch verrückt… Morgen bist du eh weg und dann geht es nach England.“ Doch in dem Moment schien ihm auch England kein sicherer Ort mehr zu sein. Die ganze Welt schien ihm auf Dauer nicht mehr sicher vor diesem CIA-Agenten. Im Zimmer angekommen, warf er seinen Koffer aufs Bett und schaltete sein Handy wieder ein. Noch keine Antwort…. Die Zeit des Wartens schien sich über Stunden hinweg zu ziehen, obwohl es erst wenige Minuten waren, nachdem er das letzte Mal nachgeschaut hatte und so nutzte Beyond die Wartezeit für eine eiskalte Dusche. Er musste sich endlich beruhigen. Es passte doch gar nicht zu ihm, wegen einem seltsamen Anruf gleich wieder eine Panikattacke zu kriegen. Was für ein Weichei war er denn eigentlich? Wie erwartet war die Dusche wirklich eiskalt und schlagartig schien sie auch all seine Gedanken in eine logische Reihenfolge zu sortieren. Trotzdem blieb die Unruhe, was man ihm nicht verdenken konnte. Er war komplett untergetaucht unter falschem Namen und hatte dank L’s Hilfe all seine Spuren verwischt. Wie also konnte Agent Creed seine Telefonnummer herausfinden? Als seine Lippen blau anliefen, drehte er das warme Wasser auf um sich ein wenig aufzuwärmen. Dann stellte er das Wasser der Dusche ganz aus und trocknete sich ab. Gegenüber der Dusche befand sich ein Spiegel, die einige Narben zeigten, die er sich im Laufe der Jahre zugezogen hatte. Ein paar alte Schussverletzungen, eine Narbe an seinem Unterleib der von einer schweren Verletzung in seiner Kindheit kam, als aus dem Fenster auf den Zaun fiel, wobei sich eine tiefe Wunde gerissen hatte. Am Hinterkopf hatte er eine Operationsnarbe, als man ihm diesen Mikrochip herausoperiert hatte und am Rücken eine alte Brandnarbe, als sein alter Herr ihm als Kind das heiße Bügeleisen auf die Haut gedrückt hatte. All diese teils schweren Verletzungen hatte er überlebt und manchmal fragte er sich selbst, wie er das eigentlich schaffte. Sein Schutzengel musste da wohl ziemlich viele Überstunden geschoben haben…
 

Er zog sich eine Pyjamahose an und legte sich aufs Bett. Sein Handy begann zu klingeln und auf dem Display erschien die Mitteilung, dass er eine SMS bekommen habe. Der Absender war Hester Holloway und die Nachricht war knapp zusammengefasst. „Logan Freeder nicht verhaftet. L ist alarmiert! Hab Ihre Position orten lassen und werde Sie gleich abholten. Vernichten Sie das Handy!“

Großer Gott, es stimmte also doch. Agent Creed war noch frei und nun war er hinter ihm her. Der Schreck saß so tief, dass er erst mal zu keiner Handlung fähig war. Dann aber konnte er sich dazu aufbringen, sein Handy aus den dritten Stock zu werfen, wo es krachend auf dem Boden in seine Einzelteile zersprang. Dann zog er schnell seine Sachen wieder an, schnappte sich seine Koffer und fuhr mit dem Aufzug am anderen Ende des Flures nach unten, um dort auf Hester zu warten. Zur Verwunderung der Empfangsdame checkte er wieder aus und ließ sich im Eingangsbereich in einen der Sessel fallen. „Bitte Hester… beeilen Sie sich…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-07-16T22:07:43+00:00 17.07.2010 00:07
Halli hallo,
ich habe mich dazu entschlossen, schon mal das erste Kapitel zu lesen.
Konnte gerade irgendwie nicht widerstehen.
Es gibt auch einiges zu sagen.

Es war eine gute Idee von dir, am Anfang des Kapitels schnell die wichtigsten Ereignisse, die in den Vorgänger dieser FF passiert sind,
kurz und bündig zusammenzufassen. Das hast du wirklich ganz
toll gemacht, denn du hast es in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht.
Dadurch hast du dafür gesorgt, dass selbst jemand, der deine vorigen
FFs nicht gelesen hat, der Story folgen kann. Clever!

Ich glaube zu deinem Ausdruck und allgemein deinem Schreibstil,
brauche ich nicht mehr so viel zu sagen.
Deine Art zu schreiben gefällt mir einfach super gut.
Du beschreibst deine Geschichte immer so, dass man
richtig in die Szene rein "geschmissen" wird und das finde
ich immer sehr toll.

Was ich noch positiv finde, ist, dass du nicht so viel drum herum
redest, sondern dass du gleich zur Sache kommst. Andere brauchen
ewig, bis etwas in ihrer FF passiert. Unbedingt beibehalten!
Dadurch (ist zumindest bei mir so)kommt man nicht auf die Idee,
mitten im Kapitel mit dem Lesen aufzuhören. Denn dadurch, dass wirklich
was passiert, bleibt es natürlich spannend.

Eigentlich ist mir der BB, den du in dieser FF beschreibst, beinahe fremd. BB hat Angst ... ziemlich ungewöhnlich. Allerdings ist es
eine logische Folge seiner Vergangenheit, von daher ist das auf keinen
Fall als negativ zu bezeichnen. Wollte es nur mal erwähnt haben :D

Der einzige winzig kleine Kritikpunkt ist, dass du an einigen Stellen entweder zu viele oder zu wenige Kommas setzt. Dass stört zwar nicht, weil deine Rechtschreibung und Grammatik sonst erste Sahne sind, aber
das wäre etwas, woran du arbeiten könntest.

Gut, das soll reichen. In ein paar Tagen, kann ich die FF in Ruhe weiterlesen :D

LG


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