Zum Inhalt der Seite

Shadowwalkers II

Kampf und Flucht
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zeit zum Handeln

Der Regen fiel seit Stunden in Strömen. Und der Wind peitschte ihn unbarmherzig gegen das Fenster. Trinity stand davor, in dem Zimmer, welches sie seit zwei Tagen alleine bewohnte. Sie fokussierte den Waldrand, vor allem den Pfad, auf dem sie mit Ashley erst vor Tagen hier her gebracht hatte. Hier her, wo sie in Sicherheit gewesen war. Vor Duncan und seinen Schattengängern und vor Lucas und Charon, die ihr eine Schar Dämonen auf den Hals gehetzt hatten.

Doch Ashley hatte sich davon gestohlen, unbemerkt und unbehelligt. Und mit jeder Stunde, die verging, in der Trinity nichts von ihr hörte - auch Sam und die anderen keinerlei Informationen über sie hatten - wurde ihre Stimmung düsterer. Mehr als einmal war sie den Tränen nahe gewesen. Sie hatte so gut wie nicht geschlafen - Sam hatte sie gezwungen sich in ihr Zimmer zurück zu ziehen - und wollte eigentlich da draußen sein und suchen.

Als ihre Mutter vor Monaten auf sie zu kam und sie um Hilfe bat, dabei Ashley aus dem Krankenhaus "zu entführen", hatte sie ihr versprochen, alles zu tun, damit Ashley sicher war. Und auch in den Wochen, in denen sie von ihrer Verletzung genesen war, war Lilys Bitte nur eines gewesen: Pass auf sie auf, wenn ich es nicht kann.

Und darin hatte Trinity versagt. Und es schmerzte sie, sich vorzustellen, was mit Ashley passierte, wenn Duncan oder Lucas sie fanden. Sie hatte mit Protest hinnehmen müssen, dass Lily sich Duncan ausgeliefert hatte, um Ashley zu beschützen, doch wenn diese nun auch dieses Schicksal zuteil werden würde - diesem Gedanken konnte und wollte sich Trinity nicht stellen.

Und Sam hatte sie zum Warten verurteilt. Es habe keinen Sinn, wenn sie sich nun auch in Gefahr begäbe, hatte er gemeint. Doch Trinity wusste, dass er es einfach nicht ertragen konnte, noch jemanden zu verlieren. Sein ganzes Unterfangen hier - eine neutrale Umgebung für Dämonen, Schattengänger und Halbdämonen wie sie es war - war ihm wichtig. Doch wofür, konnte Trinity nicht sagen. Wofür versteckten sie sich vor aller Welt, schienen aber jederzeit kampfbereit zu sein? Wofür legte Sam so einen großen Wert auf ein großes Informantennetzwerk?

Diese Fragen hatte sie schon oft gestellt, aber Sam hatte ihr nie geantwortet. Sie hatte ihm vorgeworfen, er würde ihr nicht vertrauen, aber Sam hatte dann gemeint, dass er ihr nicht sagen könnte, ob sie den Zweck der "Ausgestoßenen" jemals erleben würde. Warum sie also mit Wissen belasten, welches sie vielleicht nie betraf. Was er damit gemeint hatte, hatte Trinity nicht verstanden, aber für eine Weile zumindest war das Thema vom Tisch gewesen.

Doch jetzt beschäftigte es sie wieder. Und es beschäftigte sie auch, warum gerade jetzt keiner von ihnen fähig war, Ashley zu finden. Keine der Hexenmeister konnte sie ausfindig machen. Es war, als hätte jemand einen Zauber auf sie gelegt, um sie zu verstecken. Das einzige was sie mit Sicherheit sagen konnten, dass sie noch am Leben war - und in Freiheit. Aber das beruhigte Trinity nicht.

Müde und traurig legte sie ihren Kopf in ihre Hände - um Tränen zurück zu halten. Das einzige Geräusch, auf das sie sich konzentrierte waren die Regentropfen, die nun etwas spärlicher gegen die Scheibe schlugen. Doch es half ihr, gegen ihre Traurigkeit anzukämpfen. Minutenlang verblieb sie so. Für einige Augenblicke vergaß sie alles um sich herum, vergaß die Lage in der sie und die anderen sich befanden, vergaß ihre Wut auf Sam, auf Ashley, auf alles und jeden.

Bis sie unsanft aus ihren Gedanken gerissen wurde. Auf dem Bett begann ihr Handy in einem schrillen und ziemlich nervtötenden Ton zu klingeln. Trinity erschrak fürchterlich und innerhalb einer Sekunde war alles wieder da. Wie eine Lawine brach es auf sie ein. Doch sie riss sich zusammen, hechtete auf das Bett und griff nach dem Telefon. Das Display zeigte eine unbekannte Nummer an. Und für einen Augenblick überlegte sie, ob sie ran gehen sollte. Doch noch bevor sie sich entschieden hatte, hatte sie instinktiv die Rufannahmetaste gedrückt und meldete sich.

Die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. "Trinity, bist du das?" fragte sie. Es war Ashley. Trinity hielt den Atem an. Für einen Moment schien ihr Herzschlag aufgehört zu haben. Laut sog sie die Luft ein und dann legte sie los. "Natürlich bin ich das. Verdammt Ashley, bist du von allen guten Geistern verlassen? Was hast du dir dabei gedacht und wo zum Teufel bist du bloß? Hier ist Ausnahmezustand, seit du abgehauen bist!" schimpfte sie.

Ashley unterbrach sie nicht. Das schlechte Gewissen, dachte Trinity, schadet ihr überhaupt nicht. Eine Sache, die sie mit Lily gemein hatte. "Es geht mir gut, ich bin in Sicherheit. Mach dir keine Sorgen." versuchte sie zu beschwichtigen, aber Trinity ließ sich nicht beschwichtigen.

"Ich soll mir keine Sorgen machen. Wenn du mir jemanden nennen kannst, der dir nicht ans Leder will, dann werd ich mir keine Sorgen machen. Wie kannst du nur so gedankenlos sein. Du kannst Mum nie und nimmer alleine da raus holen, egal was für Fähigkeiten du hast. Alleine kriegst du das nicht hin." Trinity hielt inne. Sie hoffte, dass sie Ashley durch ihre Schimpftirade nicht vergraulte und diese nicht auflegte. Doch Ashley blieb in der Leitung. "Ich weiß, dass ich das nicht kann. Aber ihr könnt das - du und Sam und die Anderen. Und ich weiß, wann ihr die Gelegenheit dazu habt."

Trinity war so verblüfft, dass sie kurz nicht wusste, was sie sagen sollte, ihre Wut war nicht verraucht, aber diese Aussage hatte sie überfahren. "Und wo zum Teufel hast du das her?" fragte sie schlicht. Ashley schien zu überlegen, dann antwortete sie: "Ich habe ein paar meiner alten Kollegen belauscht, als sie sich darüber unterhielten. Das war ein Glückstreffer." Trinity rollte mit den Augen - keine Sorgen machen, wie denn, wenn sie neben den Leuten steht, die sie haben wollten.

"Was ist mit dir?" fragte sie "Wo bist du, wir können dich holen kommen." Ashley klang gequält: "Das geht nicht. Da gibt es noch etwas, dass ich erledigen muss. Und es muss jetzt sein. Jetzt oder nie." Trinity versuchte sie zu überzeugen. "Ashley, du bist in Gefahr, du hast deine Kräfte nicht unter Kontrolle. Und du weißt nicht, wer sich an deine Fährte geheftet hat. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, wo du bist."

"Das musst du nicht. Ich will, dass ihr Lily befreit, das ist wichtiger für mich. Wenn ich habe, was ich brauche, dann rufe ich dich wieder an. Bleibt einfach in der Stadt, damit es schnell geht." Trinity spürte, dass sie Ashley nichts ausreden konnte, doch sie wollte noch nicht aufgeben. "Ashley, bitte... du musst das nicht allein machen - was auch immer das ist."

Doch Ashleys Antwort war eine endgültige: "Doch das muss ich. Ich muss etwas zu Ende bringen. Bevor es zu spät ist." Trinity hatte Tränen in den Augen - vor Wut und vor Angst - doch sie fügte sich, ihr blieb schließlich nichts anderes übrig als das. "Dann sag mir, wann und wo, wir Mum befreien können." schnaubte sie schließlich.

Ashley entkam ein erleichtertes "Danke!", bevor sie Trinity einweihte. Dann legte sie auf - obwohl Trinity sie lieber länger am Telefon gehabt hätte, nur um ihre Stimme zu hören, sich zu versichern, dass es ihr gut ging.

Doch es half nichts. Da gab es etwas für sie zu tun. Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie zu Sam in die Bibliothek. Bei ihm waren Colin und noch drei andere, ehemalige Schattengänger. Als sie eintrat, blickte Sam sie fragend an: "Habe ich dich nicht gebeten, dich etwas auszuruhen?" Trinity schüttelte den Kopf. "Später Sam, ich habe Neuigkeiten." sagte sie und schloss die Tür.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück