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Gabriel

Wie entscheidest du dich?
von

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Yeux verts - Green Eyes

Coldplay - Green Eyes

http://www.youtube.com/watch?v=QbAZiVRG6h0

Honey you are a rock

Upon which I stand

And I come here to talk

I hope you understand
 

That green eyes, yeah the spotlight, shines upon you

And how could, anybody, deny you
 

I came here with a load

And it feels so much lighter, now I’ve met you

And honey you should know, that I could never go on without you
 

Ich hatte keine Ahnung, wie so ein Fotoshooting ablief und ich wusste auch nicht, wann ich wem im Weg stand. Hier waren so viele Menschen und alle gingen so vertraut mit einander um, dass mir klar war, dass sie oft zusammen arbeiteten. Viele waren von „Mars Productions“, kannten sich und unterstützten die Leute des Fotografen.
 

Ich blieb meistens an der Wand stehen und blickte Edward an, denn ich wusste eh nicht, wie ich jemanden helfen konnte.

„Okay, Edward, jetzt schau nach rechts“, forderte der Fotograf, hinter der Kamera und blickte wieder in den Sucher.

Edward rekelte sich auf einem Bett, unter seinem Körper lag ein weißes Laken. Sein Oberkörper war nackt und war ein absoluter Hingucker. Man hatte ihn geschminkt, sogar Lippenstift trug er.

Ich sah immer wieder auf den Laptop, wo man die so eben aufgenommenen Fotos direkt auf dem Bildschirm sehen konnte. Er sah toll aus. Faszinierend. Edward blickte in die Kamera, als wäre es das normalste der Welt, halbnackt auf einem Bett zu liegen und fotografiert zu werden. Gut, für ihn war es vielleicht sogar normal. Mal lächelte er, mal sah er weg. Mal schloss er die Augen, er öffnete leicht die Lippen oder blickte todernst hinein. Er strahlte pure Erotik aus.

Er sah einfach genial aus. Jedes Bild war besser als das davor. Er schien nicht müde zu werden und es schien ihn auch nicht zu langweilen.
 

Ich bewunderte den Fotografen, denn dieser wusste absolut wie er Edward in Szene setzen musste.

Dann gab es einen Szenewechsel, Edward zog sich ein weißes Hemd und eine schwarze Weste über, sofort wirkte er eleganter, wirkte Gentleman-like. Nun tauchten auch wieder die anderen Mitglieder der Band auf. Sie hatten ihre Solobilder schon hinter sich gebracht und hatten sich in den Pausenraum zurückgezogen. Der Schlagzeuger, der sich mir als Emmett vorgestellt hatte, meinte, ich soll doch mit ihnen kommen, da es mir doch langweilig werden könnte. Doch das war absolut nicht der Fall gewesen. Edward zu beobachten, wie er in andere Rollen schlüpfte, war mehr als nur interessant. Sie trugen alle weiße Hemden, schwarze Hosen. Jasper und Carlisle trugen auch eine Krawatte. Emmett trug ebenso eine, doch diese hing ihm nur locker um den Hals. Jacob hatte sein Hemd paar Knöpfe geöffnet, entblößte seine dunklere Hautfarbe.
 

Die jungen Männer der Band >Gabriel< grinsten nun frech in die Kamera. Zumindest Emmett und Jacob. Edward blickte wieder ernst hinein, Jasper ein wenig besonnen und Carlisle desinteressiert. Anne hatte Recht, die Männer waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten und dennoch verband sie die Musik. Vielleicht wurden sie gerade deshalb als Newcomer gefeiert, weil sie so unterschiedlich waren, weil sie keinem Klischee von Boygroups entsprachen. Sie sangen nicht von unerfüllter Liebe, sondern von brennender Leidenschaft. Genau das strahlten sie auch aus. Der Fotograf war begeistert und knipste ein Foto nach dem anderen. Sie wirkten so locker, regelrecht ausgelassen, schienen wirklich Spaß zu haben. Es war irgendwie überwältigend, die verschiedenen Facetten der Band zu sehen.
 

„Und, hat dich das inspiriert?“, fragte mich die dunkle Stimme, die ich immer und überall erkennen würde. Sie erweckte alle meine Sinne, drang in jede Zelle meines Körpers ein und brachte sie zum Vibrieren.

Ich blickte Edward an, der neben mir lässig an der Wand lehnte. Ein wenig überrascht war ich schon, dass er so plötzlich neben mir stand, da bis eben noch Fotos geschossen wurden.

„Und?“, hakte er noch mal nach. „Wie sieht’s aus?“

„Ja. Mein Arbeitseifer ist wohl geweckt“, sagte ich zu ihm und versuchte enthusiastisch auszusehen. „Deine Augen sahen einfach toll aus in dem Licht.“ Ich mochte seine grünen Augen. Sie waren so klar, strahlten im Sonnenlicht und waren die Türen zu seiner Seele. „Kontaktlinsen könnten niemals so strahlen.“

„Tja, ich bin praktisch gebrandmarkt“, sagte er ernst und kühl. Sein Blick war ebenso kälter geworden, als er mich ansah.

„Wie?“, fragte ich überrascht, doch Edward sagte nichts mehr, drehte sich einfach um und ging in Richtung des Pausenraums. Fragend blickte ich ihn hinterher und wusste nicht, warum er nun einfach ging. Hatte ich ihn beleidigt oder war ich ihm zu nahe getreten? Je näher ich ihm zu kommen schien, desto rätselhafter schien er zu werden. Würde ich jemals den richtigen Edward kennen lernen?

„Nimm’s ihm nicht übel, was auch immer er gesagt hat“, sagte jemand zu mir. Ich drehte mich um und Carlisle stand in meiner Nähe und sah mich einfach nur an. Er hatte die Krawatte um seinen Hals gelockert und sie hing ihm in zwei Stoffstreifen um den Hals. „Er ist manchmal so.“

„Hmmm? Was meinst du?“

„Er spielt immer den Unnahbaren und lässt kaum jemand an sich heran. Was auch immer du an dir hast, er scheint dich zu mögen, was echt selten ist. Daran solltest du einfach denken, wenn er mal wieder so abzieht, wie jetzt.“

„Carlisle, kommst du mal?“, wurde er gerufen, er sah mich noch einen Moment noch mal und ging dann zu dem, der ihn gerufen hatte.

Edward spielte also den Unnahbaren. Das war mir auch schon aufgefallen. Es schien verschiedene Facetten, verschiedene Gesichter von Edward Masen zu geben.
 

Ich seufzte und ging zu einen der Getränkeautomaten, um mir etwas zum Trinken zu holen. Ich wollte mich nicht an dem Buffett bedienen, das man für die Mitarbeiter von „Mars Productions“ aufgestellt hatte. Außer die Band nahm mich hier keiner wahr, also gehörte ich auch nicht zu diesem Team. Ob sich das je ändern würde?

Ein wenig Kleingeld fischte ich aus meinem Geldbeutel und warf es in den Automaten. In der Maschine rumpelte es und eine gekühlte Dose fiel in das Fach, wo ich sie heraus nahm. Ich drückte die Lasche hinein und setzte sie mir an die Lippen. Sofort schmeckte ich den gekühlten, süßen Geschmack der Coke und fühlte mich direkt besser. So eine Dose Cola konnte doch echt Wunder bewirken.

„Was will er mit der Kleinen? Die geht doch noch zur Schule.“

„Zuerst dachte ich, sie sei ein Groupie.“

Ich drehte mich um und blickte die Frauen an, die sich angeregt unterhielten. Sie standen mit dem Rücken zu mir und wussten deswegen wohl nicht, dass ich hier war. Denn es war klar, dass sie über mich sprachen. Ich konnte solche Lästereien schon in der Schule nicht leiden. Doch dort betrafen sie nie mich.

„Das wird ja wohl kaum seine Freundin sein.“

„Und was ist mit dieser Sängerin? Wie hieß sie noch? Jessica Stanley?“

Die eine lachte und schüttelte den Kopf. „Die ist doch schon Schnee von gestern. Zurzeit ist die Schauspielerin Chloé Jade bei ihm voll angesagt.“

„Die ist doch doppelt so alt wie er“, meinte die eine der Beiden entsetzt. „Die könnte seine Mutter sein.“

„Scheint Edward nicht zu stören. Aber das er auf reifere Frauen steht, ist ja bekannt“, meinte die andere wieder.

Ich seufzte. Eigentlich sollte ich mich nicht wundern, Aro Gérard hatte mir von Anfang an gesagt, dass Edward ein Frauenheld war. Er spielte mit den Frauen, vermutlich noch mehr als mit mir. Vielleicht waren alle Frauen für ihn nur Spielfiguren, nicht mehr und auch nicht weniger. Die Damen die über Edward sprachen, gehörten zu „Mars Productions“, somit kannten sie die Band und vor allem Edward. Sie würden bestimmt auch oft genug mit bekommen, wenn er jemand abschleppte.

„Bella, kommst du?“ Ich drehte mich um und sah Emmett, der mich angrinste. Er stand in ein paar Meter Entfernung zu mir, dennoch war sein breites Grinsen sichtbar. „Wir machen noch ein paar Ausnahmen im Freien. Du willst die bestimmt nicht verpassen.“

Ich nickte, warf meine Dose in den Abfalleimer und ignorierte, dass die beiden Lästertanten mich anstarrten. Sie hatten offensichtlich wirklich nicht bemerkt, dass ich in ihrer Nähe gewesen war.

Emmett grinste mich an und legte seinen Arm locker und mich, nahm mich mit ins Freie, wo Edward und der Rest der Band warteten. Edward sah mich kurz an und sofort funkelte er Emmett wütend an, dieser ließ den Arm um meiner Schulter gleiten und trat zur Band.
 

Zwei Stylistinnen kümmerten sich wieder um die Gesichter der Band, puderten sie noch mal ab, zogen Mascara und Lippenstift nach.

Ich sah mich um und erblickte Frauen, die in einer gewissen Entfernung standen und aufgeregt schrien. Sie schrien, den Namen der Band, so wie die Namen der einzelnen Bandmitglieder. Offensichtlich war nicht nur Edward bei den Frauen beliebt, sondern auch jeder andere.

Ich blickte wieder zu Edward, welche den Arm um Emmett und Jasper legte. Zu dritt strahlten sie in die Kamera und ich musste sagen, dass Edward mal wieder umwerfend aussah.

„Hey! Was machst du hier!“ Ich wurde am Kragen gepackt und weg gezogen. Das passierte so schnell und ich konnte gar nicht wirklich reagieren. Die Stimme hinter mir klang wütend und ich wusste nicht mal warum. „Auch Groupies müssen sich an die Regeln halten.“

Groupies? Er dachte, ich gehöre zu den Fans. „Hey, Moment…“, versuchte ich zu sagen, doch der Mann zog mich einfach mit sich, wollte mir gar nicht zuhören. „Ich schreibe Songs für >Gabriel<“, versuchte ich ihm zu erklären.

„Eine bessere Ausrede fällt dir nicht ein?“, fragte er genervt. Offensichtlich versuchten Fans ihren Stars näher zu sein und dachten sich die eine oder andere Ausrede dafür aus. Allerdings war ich kein Fan.

„Aber… es stimmt doch“, versuchte ich ihm zu sagen und konnte nicht glauben, dass man mir nicht glaubte. Mein Blick wanderte zu Edward, doch meine Augen weiteten sich entsetzt, als ich ihn nicht mehr sah. Edward stand nicht mehr bei der Band, er war weg und plötzlich fühlte ich mich schrecklich alleine. Es war doch seine Idee gewesen, dass ich die Songwirterin von >Gabriel< werden würde und nun ließ er mich alleine. In dem Moment, wo ich ihn am meisten brauchte.

„Was willst du von meinem Mädchen?!“, hörte ich im nächsten Moment die Stimme Edwards und mein Herz schien schneller zu schlagen. Er ließ mich nicht alleine, sondern war plötzlich ganz nah bei mir.

Der Mann, der mich gepackt hatte, sowie ich sahen Edward überrascht an, der den Mann, wütend ansah. Edward packte seine Hand und riss diese von meiner Kleidung weg, danach legte er den Arm um mich. „Merkt euch dieses Gesicht.“

Alle von der Crew sahen ihn erstaunt an. Nein, sie sahen uns an und ich errötete sofort in seinen Armen. So viel Aufmerksamkeit mochte ich gar nicht. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die sich gerne in den Mittelpunkt stellten. Ich gehörte zu den Menschen, die Geschehenes lieber am Rand beobachten würden.

„Sie wird mich überall hin begleiten.“
 

Mein Herz schlug einen Takt schneller, als ich seine Worte hörte. Ich konnte es gar nicht verhindern, aber seine Worte drangen direkt in mein Herz. Auch wenn es nur eine Lüge von ihm war. Eine weitere, mit der mich köderte, um mit mir zu spielen. Dennoch sorgte diese Lüge dafür, dass ich mich sicher fühlte.
 

„Dann sollte sie einen Crewpass tragen“, sagte irgendjemand.
 

Ich bekam es nicht mit, da ich zu sehr mit meinem eigenen Herz beschäftigt war. Edwards Arm lag immer noch um meine Schulter und ich starrte den Boden an. Das Gemurmel wurde lauter und ich konnte die einzelnen Wortfetzen hören.

„Seine Freundin?“, „Ist sie auch Sängerin?“, „Quatsch! Irgendein Flittchen!“, „Die kenne ich. Sie war beim Konzert auf der Bühne“, „Dann ist also nur ein Fan?“, „Von der lassen wir uns nicht die Schau stehlen.“

Ich seufzte leise auf.
 

„Bella gehört ab jetzt zur Crew!“, sagte Jasper an alle Anwesenden.

Ich war überrascht, dass gerade der ruhige Jasper das Wort für mich ergriff. „Behandelt sie anständig.“ Er trat zu Edward. „Okay, aber hältst du das für eine gute Idee?“

Edward musterte Jasper einen Moment und eine stumme Unterhaltung schien zwischen den Beiden von statten zu gehen. Sie sahen sich tief in die Augen und Edward schien zu seufzen, nachdem sein Kiefer sich hart aufeinander presste.

„Verstehe“, sagte Edward nur und nickte Jasper zu.

Ich sah ihn fragend an, doch Edward ging wieder zu den anderen der Band. Das Foto-Shooting war noch nicht fertig, doch ich selber konnte mich nicht mehr auf die einzelnen Bilder konzentrieren. Das was eben passiert war, verwirrte mich. Was hatten Jasper und Edward eben besprochen, ohne dafür Worte zu verwenden?
 


 

„Aber das ist nicht richtig.“ Offensichtlich war es ihm aber egal was ich ihm sagte und mein ernster Blick schien Edward auch nicht zu interessieren, als ich zwei Tage später, bei ihm in der Maske stand und mit ihm diskutierte. Dabei diskutierten wir ja eigentlich gar nicht richtig. Ich versuchte ihm meinen Standpunkt näher zu bringen, doch er schien mir gar nicht zu zuhören. „Warum kann ich nicht unter den Zuschauern sitzen? Euer Manager hat mir ein Ticket gegeben.“
 

Edward blickte mich durch den Spiegel hindurch an, seine Mundwinkel aufeinander gepresst. Offensichtlich schien ihm nicht zu gefallen, was ich von ihm wollte. Er saß in der Maske und wurde für das Konzert heute Abend fertig gemacht. „Der Bühnenrand ist doch okay“, sagte er nur, ohne mich direkt anzusehen. „Warum willst du unbedingt im Publikum sitzen?“

„Lass Sie doch, Edward. So erlebt Sie die das Feeling der Fans“, meinte Aro Gérard.
 

Überrascht sah ich ihn an, denn ich hätte nicht erwartet, dass er vor Edward mich unterstützen würde. Gut, er hatte mir das Ticket gegeben, doch ich hatte ihn darum gebeten. „Ja. Ich will wissen, auf welche Songs sie stehen“, unterstützte ich Aros Aussage.
 

Edward blickte mich an und stand schließlich von seinem Stuhl auf. Er trat mit langsamen Schritten auf mich zu und presste mich mit seinem Körper gegen die Wand. Kein Blatt hätte zwischen uns gepasst und überrascht und mit roten Wangen sah ich ihn an. Sein Blick war ernst und unerbittlich, dennoch versuchte ich seinem Blick stand zu halten. Er legte seine Stirn auf meiner Schulter ab und ich hörte ihn seufzen. „Okay.“

Ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit.

„Aber wenn irgendetwas ist, kommst du sofort auf die Bühne.“ Er blickte mich wieder ernst an. „Von mir aus auch direkt.“
 

Ich sah ihn fragend an, denn sein Blick war voller Sorge und nickte schließlich. Machte Edward sich etwa Sorgen um mich? Das konnte ich mir nun beim aller besten Willen nicht vorstellen. Aber warum war er sonst so ernst? Doch bevor ich ihm eine Frage stellen konnte, hatte er sich auch schon wieder auf den Stuhl gesetzt und blickte in die Zeitung. Es war eine Wirtschaftszeitung. Es hätte mich auch irgendwie gewundert, wenn er ein Gossip-Magazin gelesen hätte, wo Berichte und Gerüchte über ihn und seine Band verbreitet wurden. Ich löste mich von der Wand und verließ die Maske. Dieses Mal hatte ich einen Punkt in diesem Spiel bekommen. Gut, er hatte gut zehn mehr als ich, aber dieser eine Punkt ging an mich und ich war stolz, dass er mich das machen ließ, was ich wollte und dieses Konzert wollte ich mir nun mal unter den Zuschauern ansehen.
 


 

Und wenig später saß ich wirklich auf meinem Platz in der riesigen Halle und hatte einen tollen Blick auf die Bühne. Ich hätte mich auch mit einen weniger guten Platz abgegeben, doch vermutlich hatte Aro sich das nicht getraut. Edward wäre ihm bestimmt an die Gurgel gegangen. Es war schon schwer genug, ihn endlich überreden zu können, dass ich hier sitzen durfte.

>Gabriel< hatte nun alle Lieder von ihrem neuem Album gespielt und die Masse tobte.

Links und rechts tuschelten die Fans, freuten sich alle, gleich die Band zu sehen. Sie himmelten >Gabriel< an. Sie himmelten, Edward, Jasper, Emmett, Carlisle und Jacob an. Jeder von ihnen hatte seine Fans. Sie alle hier waren Fans, glückliche Fans, wenn ihre Stars auf der Bühne standen. Und genau deswegen wollte ich zwischen ihnen sitzen, mich unter ihnen mischen. Ich fühlte mich nicht wirklich als Songwriterin, denn seit dem einen Song, den Edward mir bei unserem beinahe Unfall geklaut hatte, hatte ich noch keinen weiteren für >Gabriel< geschrieben. Und hier zwischen all den anderen Fans, fühlte ich mich nicht ganz so dämlich, weil ich Edward anhimmelte und ihm einfach verfallen war.

Man tippte mich an der Schulter an. Fragend blickte ich neben mir, die Person neben mir reichte mir einen Zettel. „Gib das weiter.“

Ich nickte und las mir durch was auf dem Zettel stand. Jedes Wort brannte sich in mein Gehirn und ich erstarrte. „Unter uns befindet sich eine Verräterin. Sie will Edward für sich alleine haben. Das müssen wir verhindern. Ihr Name und ihre Adresse lauten: Isabella Swan, 75008 Quartier des Champs-Élysées, Paris. Telefonnummer: 33-1-33-567“

Es war schrecklich, als ich meinen Namen und meine Adresse auf den Zettel las.

Sie meinten mich. Ich war die Verräterin? Edwards Fans sahen in mir eine Verräterin?

Der Zettel fiel aus meiner Hand und ich starrte weiterhin wie gebannt auf die Buchstaben, auch als ich sie gar nicht mehr vor mir hatte. Sie erschienen mir leuchtend vor meinen Augen.

Aber wer war an meine Adresse gekommen? Das konnte doch nicht sein.

„Das arme Ding. Sie soll auf die Abschussliste?“

Sie wollten mir drohen? Fans wollten mir drohen?

Dabei war ich doch gar nicht so viel anders als sie. Ich war doch selber nur ein Fan. Ich wollte es nicht glauben, aber ich musste der Tatsache wohl in die Augen sehen. Sie drohten mir. Aber was konnte ich jetzt tun?
 

Ich wollte doch nicht so ein kleines, hilfloses Mädchen sein, das gleich petzen geht und was würde Aro oder Edward schon unternehmen können?

Gar nichts. Also vielleicht sollte ich das einfach ignorieren. Würde ich das hinkriegen?

Aber woher hatten sie meine Adresse?

Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
 

„Gleich kommt die Zugabe!“, hörte ich noch jemand von der Bühne rufen, doch es war mir egal. Ich achtete nicht mehr auf die Bühne und fühlte mich unter all diesen Menschen, die die gleiche Musik, der gleichen Band mochten, entsetzlich einsam.
 


 

Ich wartete im Pausenraum auf Edward und den Rest der Band. Sie gaben sicherlich zwei Lieder als Zugabe und beantworteten dann ein paar Fragen der Presse, die man hinter die Bühne gelassen hatte. Es war komisch hier alleine in diesem Raum zu sitzen, den „Crew-Pass“, der um meinen Hals hing, hatte mich sofort in den Gängen verschwinden lassen, wo sonst kein Fan sein durfte. Ich war wohl eben doch nicht nur ein einfacher Fan, denn sonst würde ich hier nicht sitzen und auf Edward und Co. Warten können. Ich würde in ihre begeisterten Gesichter sehen, ihnen was zum Trinken bringen und mir anhören, wie sie es selber fanden. Emmett und Jacob würden wieder Witze mit mir reißen, nur um mich zum Lachen zu bringen. Jasper würde seine Ehefrau anrufen und ihr ebenfalls erzählen, dass alles gut gelaufen war. Carlisle würde sich ein paar Minuten vor dem Fernseher gönnen und die Nachrichten hören und Edward…

Ein paar Zeitschriften lagen auf dem Tisch und ich griff mir eine davon. Doch mit Edwards Wirtschaftszeitung konnte ich wirklich nicht viel anfangen, konzentrieren konnte ich mich sowieso nicht mehr. Ich musste immer wieder an den Zettel denken.
 

Die Tür wurde plötzlich aufgerissen und Edward trat atemlos herein. „Isabella“, rief er erleichtert aus.
 

Ich stand ein wenig perplex auf und sah ihn lächelnd an. „Warum bist du denn so aufgeregt?“ Er wirkte vollkommen durch den Wind.
 

„Bella“, brachte er regelrecht tonlos über die Lippen und schien irgendwie erleichtert zu sein. Fragend musterte ich ihn, erwartet das freche Grinsen in seinem Gesicht zu entdecken. Doch es blieb fern. „Du warst nicht im Publikum. Ich habe mir…“

Ich nickte nur und rieb mir mit der rechten Hand über meinen linken Arm, was ich oft tat, wenn ich mich nicht wohl in einer Situation fühlte. „Ich saß auf den Stufen. Dort konnte ich die Stimmung besser mitkriegen. >Fake< ist ziemlich gut angekommen“, erzählte ich ihm und mein Blick wanderte von ihm zu den Teewagen der im Flur vor dem Pausenraum stand, welcher mit Geschenken für Edward gefüllt war. Blumenstrauße. Tagebücher. Eingepackte Geschenke in bunten Papieren. Kuscheltiere und Liebesbriefe stapelten sich darauf. Alles fand sich dort wieder. Es war offensichtlich, dass ihm die Fans viel bedeuten.

Wie würde er reagieren, wenn ich ihm von der Nachricht erzählen würde? Würde er mir überhaupt zuhören? Ich würde ihm nichts von der Nachricht erzählen können. Nein, ich würde schweigen.
 

Ich drehte ihm dem Rücken zu, damit er nicht in meinem Gesicht lesen konnte, das nicht alles okay war. Das ich eigentlich Hilfe brauchte, weil ich nicht weiter wusste, ihn aber nicht bitten konnte. Ich konnte ihm nicht sagen, was vorgefallen war. Ich wollte ihn nicht gegen seine Fans aufbringen und vermutlich würde er eh kein Verständnis für mich haben. „Kein Wunder, der Song hat Sex“, meinte ich und biss mir auf die Unterlippe. >Fake< war ein Song, den Edward geschrieben hatte. >Gabriel< sang diesen Song schon eine Weile, denn er kam immer wieder super an.
 

Dann umschlagen mich Arme und Edwards Brust drückte sich an meinen Rücken, als er mich umarmte. Ich erstarrte augenblicklich, überrascht von seiner Nähe. Er legte sein Kinn auf meine Schulter ab und hielt mich einfach fest.

Ich schloss meine Augen und atmete seinen Geruch ein. Der Geruch von Männlichkeit und Freiheit mischte sich mit seinem natürlichen Geruch, welcher uns beide umgab.

„Verschwinde nie wieder einfach aus meinem Blickfeld“, sagte er ernst und hielt mich weiterhin fest.

Ich seufzte auf, ließ alles von mir gleiten. Einfach nur weil Edward mich festhielt, konnte ich den Kummer für einen Moment vergessen.

Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass er unter den 10 000 Leuten nur nach mir gesucht hatte. Für ihn war ich doch nicht mehr als die Texterin, er spielte mit mir. Aber dass er nur einen winzigen Augenblick an mich gedacht hat, ließ mein Herz regelrecht explodieren. Dieses Wissen gab mir Kraft und ich wusste, dass ich so die Sache mit der Drohung überstehen würde. Einfach nur, weil er mich jetzt festhielt.
 


 

Der nächste Morgen war anstrengend. Ich war hundemüde, hatte tiefe Augenringe und ich konnte kaum durch die Augen schauen. Die Nacht war zu lange und der Schlaf kam zu kurz. Die Wahrheit war eigentlich, dass ich gar nicht geschlafen hatte. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht, lag in meinem Elternhaus in meinem Bett und konnte einfach nicht einschlafen.

Als ich heute Morgen in den Briefkasten gesehen hatte, lagen dort eine Menge Briefe. Alle an mich. Alles Drohbriefe. Ich war überrascht, dass meine Eltern dazu noch nichts sagten.

Würde sich das je ändern?

Ein Teil von mir hoffte, dass ich wenigstens an unserer Schule Ruhe haben würde. Doch ich hätte es besser wissen müssen.

„Bist du Isabella Swan?“, wurde ich vor der Schule angesprochen. Ich hatte noch nicht mal das Schulgelände betreten.

Ich drehte mich um und blickte ein Dutzend Mädels an, die mich empört ansahen. Die Eine hatte die Arme vor der Brust verschränkt, ihr Blick war unerbittlich. Die andere hatte die Arme in die Seite gestemmt und alle sahen mich wütend an. „Wir müssen mit dir reden“, sagte die andere.

Sie waren alle auf meiner Schule, denn sie trugen den gleichen Blazer wie ich, das gleiche Emblem war auf ihrer Brust gestickt. Die Person welche die Arme vor der Brust verschränkt hatte, trat von der Gruppe hervor, direkt auf mich zu. „Was treibst du mit Edward?“

„Ich… ich treibe es mit nie…“

Doch da wurde ich auch schon nach hinten geschubst. Ich verlor den Halt und fiel auf meinen Hintern. Es tat weh und entsetzt blickte ich die Mädchen an. Was wollten sie von mir? Was hatte ich ihnen getan?

„Lüg uns nicht an“, sagte die eine. „Das mögen wir nicht“, meinte die andere, während noch eine andere sagte: „So leicht kommst du uns nicht davon.“ Plötzlich hatten sie einen Eimer Wasser in der Hand und nur einen Herzschlag später, kippten sie das eiskalte Wasser über mich. Es fühlte sich entsetzlich an, plötzlich mit dieses Wasser übergekippt zu bekommen. Meine Kleidung war vollkommen durchdrängt, das Wasser durchdrang den Stoff bis zu meiner Haut. Sie lag wie eine zweite Haut auf meiner eigentlichen, nur dass diese unangenehm kalt und schwer war.

„Weißt du, was wir mit Schlampen wie dir machen“, schrie die eine wütend.

„Du wirst noch dein blaues Wunder erleben.“

Entsetzt sah ich auf und plötzlich packten zwei Mädchen meine Arme und eine drückte meinen Kopf in einen Eimer, voller Wasser. Eiskaltes Wasser.

„Bild dir bloß nicht ein, du wärst etwas Besonderes“, hörte ich sie sagen, während ich versuchte die Luft anzuhalten, so lange es ging. Doch war ich war noch nie im Tauchen gut gewesen und wusste, dass ich das nicht lange durchhalten würde.
 

Ich wollte schreien und mich wehren. Doch keine andere Schüler waren in unserer Nähe und wenn, dann schienen sie sich wohl nicht einmischen zu wollen. Ich konnte ja nicht mal meinen Kopf aus dem Wasser drücken, da der Druck gegen meinen Hinterkopf einfach zu stark war.

Sie wollten mich nur ärgern, versuchte ich mir einzureden. Doch das Wasser war so entsetzlich kalt und meine Haut fing an zu brennen.

Mein Kopf wurde wieder nach oben gerissen und ich atmete erleichtert ein, versuchte so viel Luft wie möglich in meine Lungen zu bekommen.

„Halt dich von Edward fern, kapiert!“

„Hört auf“, sagte ich bittend. Ich hielt das nicht mehr aus. Sie würden mich bei dem kalten Wasser noch umbringen. Wenn ich nicht ertrinken würde, dann würde ich garantiert eine Lungenentzündung bekommen.
 

Dann wurde es still, einen Raunen ging durch die Menge und dann hörte ich das Quietschen von Bremsen.
 

Der Druck an meinem Hinterkopf war plötzlich weg und ebenso die Hände an meinen Oberarmen.

Ich öffnete die Augen und sah nur den Motorradfahrer in seinen schwarzen Lederklamotten an, der eben quietschend vor uns angehalten hatte und die Mädchen, meine Peinigerinnen, nass gespritzt hatte.
 

Der Fahrer zog sich den Helm ab und ich erkannte Edward. Er schüttelte sich kurz das Haar und sah die Frauen entschuldigt an. „Wo kommt denn diese riesige Pfütze her?“, fragte er und ich erkannte sofort an dem Ton seiner Stimme, dass er nicht sehr erfreut war. „Ups! Habe ich euch nass gespritzt.“
 

Einerseits war ich froh, dass er da war und mir endlich jemand zur Hilfe kam. Aber warum musste er es gerade sein? Ich sah aus wie ein nasser Pudel und roch vermutlich auch genauso.

Edward ließ den Blick von meinen Peinigern zu mir wandern und kniete sich zu mir. Besorgt griff er nach einer meiner Haarsträhnen, das Wasser tropfte in dicken Wassertropfen herab. „Hast du ein Bad genommen?“

Ich sah, dass er seine Kiefer aufeinander presste. „Oder haben dich meine heiß geliebten Fans schikaniert?“ sein Blick wanderte vorwurfsvoll zu ihnen.

„Nein. Nein“, sagte die, die mich zuvor geschubst hatte. „Sie ist über… den Eimer gestolpert.“ Sie trat zu mir und reichte mir die Hand. „Alles okay? Ist dir kalt?“
 

Edward gab ein knurrendes Geräusch von sich, die Brünette zuckte zusammen und zog sich mit ihren Freundinnen sofort zurück. Sie ließen uns alleine und ich war irgendwie erleichtert, dass es nun überstanden war. Das alles geschah so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte. Ich wollte sie anschreien, Dinge erklären, doch irgendwie kam ich nicht dazu.

Ich musste niesen und wusste, dass ich mir wirklich mindestens eine Erkältung zuziehen würde.
 

Im nächsten Moment spürte ich ein schweres Gewicht um meine Schultern und ich sah, wie Edward mir seine Jacke umlegte.

Fragend blickte ich ihn wegen der netten Geste an. „Aber deine Jacke… Sie wird ganz nass.“
 

Edward lächelte. „Oder soll ich dich mit meinem Körper wärmen?“ Wie konnte jemand nur so etwas sagen und dabei so verdammt sexy aussehen? Der Mann war die pure Versuchung.

Ich errötete mal wieder, stand schnell auf und nahm meine Tasche mit.

„Warum zeigst du mir nicht mal deine Schule?“

Verwirrt sah ich ihn an. „Du willst meine Schule sehen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ja, klar, warum denn nicht.“ Er knöpfte den obersten Knopf seiner Motorradjacke, die ich trug zu, so konnte sie mir nicht von den Schultern rutschen. „Ich habe das mit der Schulleitung abgesprochen und gesagt, dass du diejenige sein sollst, die mit mir die Führung machen soll.“

Eigentlich hätte ich nicht überrascht sein soll, einfach weil er mich immer wieder aufs Neue überraschte. Dennoch war ich es. Edward schaffte es immer wieder, mich zu überraschen.
 


 

Wenig später hatte ich ihm unser Schulgebäude gezeigt. Allerdings waren wir nie alleine. Ständig wurden wir verfolgt, beobachtet und ich fühlte mich unwohl. So viel Aufmerksamkeit mochte ich gar nicht. Schüler verließen einfach das Klassenzimmer, wenn wir an ihre vorbei gingen, egal was die Lehrer sagten und starrten uns hinterher.

„Die sind ja alle völlig aus dem Häuschen“, formulierte ich es höflich und was absolut untertrieben war. Sogar manche Lehrerin starrte Edward an. Ja, alle schmachteten ihn an. Es war ja nicht so, dass ich seinem Charme nicht selber verfallen war, dennoch war es komisch, neben ihm herzulaufen, wenn ihn alle so ansahen.

„Ihr bekommt wohl nicht oft Besuch von Popstars“, stellte er fest, seufzte kurz auf.

Garantiert nicht. Aber wie sollte ich es den anderen Mädchen verübeln, wenn ich selber ganz durcheinander war.
 

Wer hätte denn auch schon geahnt, dass er einfach so in meine Schule kommt? Garantiert hatte er etwas Besseres zu tun. Auch wenn es diesen Vorfall heute Morgen gab, fühle ich mich in seiner Nähe irgendwie glücklich.

Ich öffnete die Tür zum nächsten Zimmer. „Das ist der Musikraum. Die Instrumente stehen nebenan. Der zweite Musikraum wird fast nur von der Blasgruppe benutzt“, erzählte ich ihm, allerdings wusste ich nicht ob ihn das interessierte.

Ich ging weiter, als ich hörte, wie jemand am Flügel saß, denn sanfte Klänge ertönten. Ich drehte mich um und sah ihn tatsächlich am Flügel sitzen. Er sah unglaublich faszinierend aus, starrte auf die Tasten, über die seine langen Finger hinweg flogen.

„Was ist das für ein Song?“, fragte ich ihn, denn es war absolut was anders, als eine sonstige Musik. Diese Melodie war sanft, zärtlich, regelrecht unschuldig und hatte nichts von der Energie aus purer Erotik und Leidenschaft.

„Ich habe ihn gestern komponiert. Es wird sicher ein Hit“, meinte er überzeugt und blickte mich sanft an. „Willst du mehr hören?“

Ich nickte sofort begeistert. Ich wollte nicht nur mehr hören, ich wollte ihm auch zusehen.

„Dann komm zu mir“, er deutete auf die Bank am Flügel und einen Moment starrte ich ihn einfach nur an. Ich wusste nicht mal, warum ich mich so schämte, mich neben ihn setzen zu sollen. Aber ihm so nah zu sein, brachte meinen Körper zum glühen.
 

Edward legte seinen Arm um mich und spielte wieder die süße Melodie der Unschuld. Ich beobachtete wie seine langen Finger über die Tasten glitten, mein Herz schlug zum Rhythmus den sie vorgaben. Er hatte seine Augen geschlossen und wiegte den Kopf leicht im Takt mit.

Vermutlich würde ich jetzt nicht nur Drohbriefe bekommen, sondern regelrecht Morddrohungen wenn bekannt wurde, dass diese Geste, die er sonst vor so vielen Menschen tat, nun in diesem Moment nur für mich machte. Ich hatte ihn hier und jetzt ganz für mich alleine und genoss jeden einzelnen Augenblick. Für einen Moment wie diesen, wo ich ihn nur für mich hatte, ich die einzige war, deren Herz bei seiner Musik höher schlug, würde ich einfach alles geben.

Edward legte seinen Kopf auf meine Schulter, als er mir ins Ohr hauchte: „Ich möchte, dass du den Text dazu schreibst.“

„Einen Text über Sex? Zu diese Stück?“, fragte ich überrascht.

Sein Kopf lehnte sich etwas zurück und er sah mich mit einem Lächeln an. „Auf dem Klavier hört es sich unschuldig an, aber in der Melodie steckt viel prickelnde Erotik“, sagte er und ich konnte sehen, wie das Grün seiner Augen wieder etwas dunkler wurde.

„Also bei mir prickelt nichts“, sagte ich ehrlich zu ihm. Es war toll ihn am Klavier spielen zu sehen, ihm so nahe zu sein, dennoch spürte ich hier nichts von der packenden Erotik, dich ich vernahm, wenn ich ihn auf der Bühne beobachtete.

„Dann muss ich wohl nachhelfen“, sagte er und griff nach meinen Haaren, schob sie über meine Schultern und küsste meinen Hals, während er mich nach hinten drückte.

„Was?“, fragte ich etwas überrascht und versuchte ihn von mir zu schieben. Doch es war zwecklos, er griff nach meinen Händen und legte sie auf seine Seite, wo sie erstarrten.

Doch Edward küsste meinen Hals, ließ keinen einzelnen Hautfetzen frei. Ich spürte die Hitze seines Körpers, das Brennen seiner Lippen, wie sie über meine Haut fuhren. Und seine Finger, wie sie über meinen Körper fuhren, mich zu necken versuchten.

Welche Melodie würden sie mir entlocken, wenn sie mich berühren würden und mir den Verstand rauben würden?
 

Ich seufzte auf.
 

Seine Lippen küssten mein Ohrläppchen, bevor seine Zunge über meine Ohrmuschel fuhr. Sein heißer Atem drang in mein Ohr hinein und ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Plötzlich war ich einfach wie von Sinnen. Ich konnte nur noch daran denken, wie sehr ich mich nach seinen Berührungen verzerrte. Ich wollte von ihm wirklich berührt werden. Es sollte kein Spiel mehr sein.

Edward knöpfte den oberen Knopf meiner Bluse auf und ich schloss genüsslich die Augen.

Doch es war nicht seine Zunge, auch nicht seine Lippen, die ich an dieser Stelle spürte, sonder etwas Eckiges.

Ich öffnete die Augen und sah die CD-Hülle an, die er mir in die Bluse gesteckt hatte.

„Hier ist das Demotape“, sagte er mit seiner dunklen, erotischen Stimme. „Lass deiner Fantasie freien Lauf.“ Er lächelte mich sanft an und küsste mich auf die Stirn.

Und da war es wieder. Die Tatsache hatte mich eingeholt. Edward Masen war für mich nun mal einfach unerreichbar. Und vielleicht würden wir auch keine lange gemeinsame Zeit haben, aber ich konnte doch hoffen, dass er irgendwann an mich zurückdenken würde.
 


 

Ich rannte durch die Flure unseres Schulgebäudes und blickte hektisch auf meine Uhr. Allerdings konnte ich kaum was erkennen, ich wusste aber auch so, dass ich zu spät war. Die Live-Übertragung vom Musik-Festival schon begonnen und auch wenn >Gabriel< erst später dran waren, waren sich sicherlich schon am proben. Ich hätte eindeutig die letzte Unterrichtsstunde schwänzen sollen. Konzentrieren konnte ich mich ja eh nicht. Wenn meine Gedanken nicht selber immer zu Edwards neuen Text abgeschweift wären, dann hätten mich die Blicke meiner Mitschüler daran gehindert, mich auf das Tafelgeschehen zu konzentrieren.

Wie in letzter Zeit zu oft, wurde ich gepackt und wie heute morgen gestoßen.

Ich landete hart gegen einen Schrank und schwere Medizinbälle rollten vom Regal, direkt auf mich. Es war dunkel, dennoch konnte ich erkennen, dass ich im Geräteraum der Sporthalle war.
 

„Du gehst nicht zu Edward“, hörte ich die Stimme, des Mädchens von heute Morgen. Sie standen draußen vor der Tür und hatten mich vermutlich einfach nur hier eingesperrt.

Doch plötzlich ging das Licht an und ich sah, dass ich nicht alleine war. Drei Jungs, in der Uniform der Jungenschule standen mir breit grinsend gegenüber. „Das ist sie?“, fragte der eine.

„Nicht übel die Kleine.“
 

Ich schluckte schwer und rutschte nach hinten. Doch da war sofort der Schrank und die Seite presste sich gerade in meinen Rücken. „Was wollt ihr?“

„Bedient euch Jungs“, hörte ich das Mädchen von draußen. „Sie ist noch Jungfrau. Aber nicht mehr lange hoffe ich…“
 

Ich erstarrte und spürte einen schweren Kloß, der sich in meinem Hals ausbreitete und nicht am atmen hinderte. Sie wollten… Mein schlimmster Albtraum schien nun wahr zu werden.

„Ich stehe auf Jungfrauen“, meinte der eine und klatschte sich erfreut in die Hände. Mit dem Schrank in meinem Rücken rutschte ich diesen hinauf um mich hinzustellen. „Kommt nicht näher…“, sagte ich. Doch meine Stimme klang viel zu zitternd und kleinlaut, als dass die Kerle sie ernst nahmen.

Zwei der Typen packten mich, während der eine meine Brüste in die Hände nahm und zudrückte. Es tat weh und ich versuchte mich zu wehren. Doch sie waren einfach stärker. Und sie waren zu dritt.

„Lasst mich los!“, schrie ich und versuchte zu treten und zu beißen, zu kratzen, doch nichts half.
 

Edward, schrie ich seinen Namen in meinen Gedanken und hoffte, dass er mich finden würde. Aber wie sollte das geschehen. Er war auf dem Konzert, besprach vermutlich gerade mit Emmett, Jasper, Carlisle und Jacob welchen Song sie zuerst spielen würden.
 

Die Knöpfe meiner Bluse wurden aufgerissen und ich konnte nur schreien, in der Hoffnung, dass mich jemand hören würde.
 

Meine Hände suchten hilflos nach einer Waffe. Ich tastete nach einem Stiel und dachte nicht lange nach. Irgendwie schaffte ich es, nach einem Besenstiel zu greifen, diesen würde ich als Waffe nehmen. Ich holte aus und traf den einem am Kopf.
 

Sie wichen von mir zurück, doch die Gier schien nicht gestoppt zu sein.

Wütend blickte er mich an. „Na, warte“, drohte er mir sofort. „Du hast es so gewollt…“
 

„Was glaubst du, was ich bin?“, schrie ich ihn an. Doch mein Satz wurde unterbrochen, als der Typ mir in den Magen boxte. Mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte nach vorne, verlor den Halt um den Besenstil.
 

„Die ziert sich ja ganz schön“, hörte ich sie sagen.

„Damit ist es jetzt Schluss, verlass dich darauf“, sagte der andere zu ihm und drückte mich auf den Boden.

Mir war speiübel und ich wollte mich nur übergeben, als sie mir die Bluse öffneten und den BH von meinen Brüsten zogen. Der Eine hielt meine Hände fest, so dass ich mich nicht wehren konnte. Aber die Kraft wich eh aus meinem Körper.
 

Ich presste meine Lider zusammen und konnte nur an Edward denken. Es war verrückt, aber ich hoffte, dass ich mir wenigstens vorstellen konnte, dass es seine Hände waren, die mich berührten. Hände die grabschend und wild über meine Beine fuhren, die Oberschenkel hinauf. Doch so sehr ich meine Fantasie auch anstrengte, diese Berührung löste nicht die Hitze in mir aus, nur Brechreiz.
 

„Bella!“, hörte ich jemand meinen Namen rufen.
 

Die Tür wurde aufgerissen und ich konnte nicht erkennen, wer da stand. Das Licht war zu hell, es umstrahlte die Person, die herein trat.
 

„Das ist Edward“, sagte einer der Jungs entsetzt.

„Ich dachte, der wäre bei den Proben.“ Sie ließen meine Hände los.

„Niemand rührt diese Jungfrau ohne meine Erlaubnis an“, erklang die dunkle Stimme Edwards und füllte den ganzen Raum mit Wut.

„Niemand, kapiert“, sagte er und schlug die Jungs.
 

Ich blickte nicht auf, hörte es nur knacken und dann ein Wimmern.

Ich zog mir die Bluse so gut es ging über, verdeckte meinen nackten Oberkörper, so gut es ging und traute mich nicht ihn anzusehen.

Was würde er von mir denken?

Ich war ein hilfloses Mädchen, das sich nicht mal wehren konnte. Weder vor seinen weiblichen Fans , noch vor männlichen Peinigern. Ich war zu nichts fähig.
 

„Ihr wolltet doch Blut fließen sehen“, hörte Edward sprechen und starrte weiterhin nur auf seine Füße. Er drehte sich von mir weg und ich schluchzte auf. Er hatte offensichtlich den Gefallen an mir verloren und ich konnte es ihm nicht mal übel nehmen. Edward war stark, hatte ein imposantes Auftreten, wenn er den Raum betrat, dann verstummten alle Gespräche. Jeder bewunderte ihn. Er hatte alles was ich hatte. Er war mutig und stark und ich war gar nichts davon.
 

Er trat nach draußen und blieb dort stehen. „Was seid ihr nur für eine feige und kranke Bande“, hörte ich ihn wütend sprechen.

„Du verstehst das nicht, Edward“, sagte die Sprecherin der Mädchengruppe. „Wir wollten uns doch nur…“

Er schrie seine Fans an? Wegen mir?!

Das durfte ich nur zu lassen. Ich setzte mich auf und blickte ihn an. Sein ganzer Körper war angespannt. Er war mehr als nur wütend.

„Ich verstehe sehr gut.“
 

Schnell stand ich auf und rannte in ihn herein, umklammerte ihn. „Hör auf!“, bat ich ihn. „Lass Sie in Ruhe!“
 

„Isabella“, sagte er ruhig und ernst. „Nach allem, was sie dir angetan haben…?“
 

„Bitte. Ich kann verstehen, wie sie sich fühlen.“ Auch wenn ich sagte, dass ich das konnte, würde ich nie so handeln können wie sie. So verzweifelt. So gemein.

Seine Fans folgten ihm überall hin. Sie reisten von einer Stadt zur anderen, gingen in eine Bar zur anderen, kauften Karten für Konzerte, nur um ihm nahe zu sein. Aber er würdigte sie keines Blickes. Selbst wenn sie genau hinter ihm saßen, bei einem Interview im Fernsehen zum Beispiel, wirkte er absolut desinteressiert. Sie saßen direkt hinter ihm, waren ihm so nahe, nur eine Armlänge von ihm entfernt und ich vermutlich daheim vorm Fernseher und dennoch ärgern sie sich über mich. Aber wenn ich sie wäre, würde ich genauso fühlen.

„Ich kann sie verstehen.“

Ich wusste, nämlich wie das war, wenn man alles tun würde, um in seiner Nähe zu sein. Mein Gesicht presste ich in sein schwarzes Hemd und hoffte, er sah meine Mimik nicht.
 

Ich spürte, wie er sich etwas entspannte und ruhiger wurde. „Hey“, sagte er und ich wusste, dass er die Mädchen meinte. „Wenn ihr mich wirklich mögt, dann seid nett zu ihr. Vielleicht zeige ich mich irgendwann dafür erkenntlich.“

Ich schluckte, als ich das von ihm hörte, denn das war so gar nicht Edward. Er war wütend und impulsiv gewesen, genau das war er. Aber als er erkannt hatte, dass seine Wut nur das Gegenteil verursachen würde, was er erreichen wollte, hatte er seinen Plan geändert. Vermutlich war das alles wieder nur ein Spiel von ihm, doch dieses Mal hatte er die Spielregeln richtig geändert.

Die Mädchen drehten sich mit einem Lächeln um und gingen. Jetzt bewunderten sie ihn vermutlich noch viel mehr. Es war offensichtlich, dass er seine Fans unter Kontrolle hatte. Sie würden alles für ihn tun, nur damit er sie einmal anlächelte.
 

Ich seufzte. Doch es blieb mir im Halse stecken, als sich seine Arme um mich legten und er mich an sich drückte. Seine Arme umschlangen mich, hielten mich mit meinem Rücken an seine Brust gedrückt, während er sein Gesicht in meine Haare vergrub. „Ich habe mir Sorgen gemacht“, flüsterte er mir zu.

Edward wusste genau, wie man mit Frauen umgehen musste. Er hatte alle Trümpfe in der Hand, damit sie ihm verfielen. Sie waren Wachs in seinen Händen und ich zählte dazu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  bella-swan1
2010-07-13T08:19:36+00:00 13.07.2010 10:19
Hi das Kapi ist echt super.
Nur gut, das Edward Bella immer rechtzeitig rettet.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
lg.^^
Danke für die ENS.^^
Von: abgemeldet
2010-07-12T21:44:25+00:00 12.07.2010 23:44
omg.
ich liebe diese ff jetzt schon!
schreib so schnell weiter, wie dir ideen nur aus dir rausfließen könne ;D
es ist einfach genial!!!

ich freu mich schon sooo aufs nächste kap!
lg vickyhasi
Von:  simone123
2010-07-12T16:07:32+00:00 12.07.2010 18:07
Ich schließe mich shila1 an.....aaaaahhhhhhh schreib GANZ schnell weiter..bitte bitte !!!!!
Von: abgemeldet
2010-07-11T19:16:36+00:00 11.07.2010 21:16
aaaaaaaaaa schreib schnell weiter!!!!!!!!!

ich bin wirklich gespannt wies weitergeht!!!!
Von: abgemeldet
2010-07-11T00:22:42+00:00 11.07.2010 02:22
Du hast dir echt mal wieder ein super Geschichte einfallen lassen.
Ich bin echt beeindruckt.
Wie alt sind eigentlich Edward, Bella und co???
Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.
Schreib schnell weiter. :)))
Von: abgemeldet
2010-07-10T19:12:20+00:00 10.07.2010 21:12
es hätte richtig übel für bella enden können. das kapitel war super, sehr spannend und unvorhersehbar...schreib schnell weiter...


ps: hoffe auch bald mit "Like the ocean, so deep" ;-)


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