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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Weihnachten

Aleidis und Hilarion übten weiter, jeden Tag. Sie wollten ihre Macht bis in jeden Winkel beherrschen und kennen. Aleidis bekam in der Elfenstadt immer mehr von den Feindlichkeiten gegen die Dämonen mit und auch davon, wie der Plan für den Angriff lautete.

„Sie wollen, sobald die Felsengrenze komplett verschwindet losziehen. Das Heer steht schon und wartet nur noch auf den Moment, in dem das letzte Hindernis verschwindet. Dann greifen sie an.“, erzählte Aleidis am Tag vor Weihnachten als sie mit Hilarion wieder einmal im gebannten Tal war. „Genauso sieht auch der Plan meines Vaters und seiner Feldherren aus.“, murmelte Hilarion genervt und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Morgen kann ich erst sehr spät kommen. Nach der Bescherung.“, meinte Aleidis dann nach einigen Minuten, „Ich freu mich nicht so recht darauf.“ „Kann ich verstehen. Mir gefällt dieser Brauch, Weihnachten, sehr gut.“, meinte Hilarion nachdenklich lächelnd zu Aleidis, „Wäre schön, wenn wir hier auch so ein Fest mit dem selben Sinn hätten. Das wäre schön.“

Aleidis und Hilarion unterhielten sich noch lange, bis nach Mitternacht, dann musste Aleidis nach hause. Aber zuvor bekam sie von Hilarion wieder einen Abschiedskuss, sie waren schließlich offiziell zusammen. Kaum in ihrem Zimmer angekommen holte Aleidis das Geschenk, dass sie für Hilarion gebastelt hatte hervor und stellte es auf den Schreibtisch.

Es war eine selbstgebastelte Sanduhr. Zwei Plexiglaskugeln die mit Kleber miteinander verbunden waren und an der Verbindungsstelle ein kleines Loch. Dadurch rieselte glitzernder, bunter Sand, 100 Minuten lang. Die beiden Kugeln waren in einem Gestell aus dunklem Holz eingebaut, dass Aleidis mit Glitzersteinen und Farbe verziert hatte. Der Sand symbolisierte Aleidis' Lebenszeit, die sie voll und ganz Hilarion schenken wollte. Nach ein paar Minuten verpackte Aleidis das Geschenk liebevoll in silbriges Papier. Sie hoffte sehr, dass Hilarion ihr Geschenk gefallen würde.

Der nächste Tag war der 24. Dezember, Weihnachten. Das große Wohnzimmer war zugesperrt, schon seit ein paar Tagen. Ein Vorhang verhängte das Glasfenster in der oberen Hälfte, damit man nicht den geschmückten Baum, die Geschenke und die große Krippe sehen konnte.

Aleidis war den ganzen Tag über in ihrem Zimmer und starrte die Decke an. Die Geschenke für ihre Familie hatte sie schon ihrer Mutter übergeben, die sie unter den Baum gelegt hatte. Aleidis hatte nichts zu tun.

Wehmütig dachte sie an die letzten Weihnachten, an die sie sich erinnern konnte. Damals, vor ein paar Jahren, hatte sie noch nicht auf ihren Vater hören müssen. Er hatte ihr keine Vorschriften gemacht, welche Schule sie besuchen musste, oder was sie werden sollte. Damals war Aleidis eben einfach nur ein Kind gewesen! Ein Kind, dass noch fröhlich und unbeschwert war. Ein Kind, dass sich noch nicht gegen einen Vater wehren musste, der ihr alles mögliche aufzwang.

So verging der Tag. Gegen fünf Uhr gingen sie in die Christmesse, in die sie gingen, seit Aleidis laufen konnte. Aleidis war dieses Mal nicht langweilig. Die Worte, die sie hörte machten sie nachdenklich. Auch wenn sie über zeugt war, dass zu Weihnachten und Ostern der Teufel aus dem Mund des Pfarrers sprach. Denn an diesen Tag gingen all die Leute in die Kirche, die das ganze Jahr über nicht kamen.

Um halb sieben schließlich konnte man durch den Vorhang die Lichter des Baumes und der Krippe sehen. Und nur wenige Minuten später würde endlich die Türe geöffnet uns man durfte hinein. Der Baum war rot und golden geschmückt mit goldenem Lametta. Die Fläche, auf der sich die Krippenlandschaft ausbreitete hatte etwa drei Quadratmeter. Und unter dem Baum lag ein wahres Meer aus großen und kleinen Geschenken, bunt verpackt mit Schleifen.

Aleidis' Vater las mit ruhiger Stimme die Weihnachtsgeschichte vor. „Das bedeutet dir doch gar nichts!“, dachte Aleidis und verbarg ihre Wut, „Es geht dir doch nur um die Tradition! Um die Stimmung zu Heilig Abend!“ Danach sang ihre Mutter und ihre Schwester „Stille Nacht, heilige Nacht“ und schließlich ging es an die Geschenke unter dem Baum.

Ihr Vater holte jedes Geschenk unter dem Baum hervor und übergab es demjenigen, für den es bestimmt war. Schließlich hatte jeder einige größere und kleinere Geschenke bei sich und es wurde mit dem auspacken begonnen. „Das ist von mir!“, sagte Aleidis' Vater als sie ein Päckchen nahm, das etwa so groß war wie ein Ordner. Mit einem blöden Gefühl im Bauch packte Aleidis aus. Es war eine Mappe aus schwarzem Leder mit ihr Initialen in Gold darauf.

„Für deine Karriere als Rechtsanwältin!“, grinste ihr Vater, „Ich muss doch ein wenig vorsorgen!“ „Danke!“, sagte Aleidis und unterdrücke ihren Zorn und ihre Trauer. Nach einer guten halben Stunde waren alle Päckchen geöffnet, die Platten mit den Häppchen hereingebracht und die ersten Tassen Glühwein getrunken.

Aleidis betrachtete ihre Geschenke. Von ihrem Vater hatte sie einige Gesetzbücher, die Aktenmappe und eine dieser schwarzen Roben, die man im Gerichtsaal trug, bekommen. Von ihrer Mutter hatte sie zwei Blusen in rosa und pink bekommen. Von Markus und Martin hatte sie eine große Schneekugel bekommen, die ein Lied spielte und leuchtete. Und von Lisa hatte sie ein großes, dickes Sparschwein bekommen, das mit Bonbons gefüllt war.

Gegen Zehn Uhr verließ Lisa das Zimmer und ging schlafen. Und nur zehn Minuten später ging auch Aleidis in ihr Zimmer, aber nicht schlafen. Sie kramte aus ihrem Schatzschrank das eingepackte Geschenk für Hilarion hervor. Dann holte Aleidis ihr Amulett unter ihrer dicken, gestrickten Bluse hervor. Sie reiste durch den magischen Portaltunnel ins Gebannte Tal.

Voller Vorfreude trat Aleidis aus dem Licht und erstarrte. Ihre Augen weiteten sich und beinahe wäre ihr das Geschenk für Hilarion aus den Händen gefallen. Im gebannten Tal lag weißer Schnee! Dabei regnete es in der Menschenwelt! Und direkt vor ihr, auf der Lichtung, stand eine große dunkelgrüne Tanne. Und an ihren Ästen hingen leuchtende Kugeln aus geballtem, silbernen und roten Glitzerstaub. Auf der Spitze des Baumes leuchtete ein besonders große, silberne Kugel.

„Frohe Weihnachten, Aleidis!“, sagte da die Stimme von Hilarion aus dem Nichts. Er trat hinter dem geschmückten Baum hervor, in den Händen ein in silbernen Stoff gepacktes Etwas, ein Geschenk!

Aleidis war einfach nur sprachlos, hatte Hilarion das alles hier aufgebaut? „Danke, dir auch frohe Weihnachte, Hilarion!“, erwiderte Aleidis verdattert, doch so glücklich wie schon lange nicht mehr. Sie ging auf Hilarion zu und fühlte sich mit jedem Schritt freier. Als sie bei ihm war fiel sie dem Dämon um den Hals. Sie war einfach so glücklich, überglücklich!!

„Gefällt es dir?“, fragte Hilarion dann, als Aleidis ihn wieder losgelassen hatte, und deutete auf den Baum. „Ja, es ist wunderschön!“, erwiderte Aleidis und sah auf die strahlenden Kugeln. „Es hat zwar ewig gedauert, bis ich all die Kugeln gemacht hatte, aber es hat sich gelohnt!“, lächelte Hilarion und schloss Aleidis in seine Arme. Aleidis genoss einfach dieses wunderbare Gefühl, das Hilarion's Nähe ihr gab.

„Und das hier, das ist für dich!“, meinte Hilarion nach einigen Minuten und löste sich wieder von Aleidis. Er überreichte Aleidis das Geschenk, etwa so groß wie ein großer Schuhkarton und sehr weich, wie Stoff. „Danke!“, freute sich Aleidis und übergab Hilarion ihr Geschenk, „Und das hier ist für dich! Ich hoffe es gefällt dir!“ Lächelnd nahm Hilarion Aleidis' kleines Geschenk entgegen.

Die beiden setzen sich auf eine dicke Decke, die Hilarion unter dem Baum vorsorglich ausgebreitet hatte, und begannen die Geschenke auszupacken. Aleidis beobachtete, während sie ihr Geschenk auspackte, genau wie Hilarion seines auspackte und die Sanduhr herausnahm. Staunend hielt er sie in den Händen und kippte sie um den Sand zu sehen. Man konnte nicht mehr wegschauen!

„Eine Sanduhr!“, lächelte Hilarion dann, „Und zwar selbstgemacht, nicht wahr?“ Aleidis nickte und ließ ihr Geschenk kurz in Ruhe. „Und ich glaube, ich weiß auch, was sie bedeuten soll!“, sagte Hilarion dann umarmte Aleidis und küsste sie auf die Lippen. „Schön, dass sie dir gefällt!“, erwiderte Aleidis mit roten Wangen. „Mach endlich auf, ich will wissen, ob es dir gefällt!“, drängte dann Hilarion sah Aleidis gespannt an, er wirkte ziemlich aufgeregt.

Aleidis löste das blaue Band, das die silberne Stoffhülle um das Innere zusammenhielt. Sie zog den silbernen Stoff weg und hielt etwas aus violettem und türkisem Stoff in den Händen. „Was ist das denn?“, fragte sie und hielt es hoch. „Du musst aufstehen, dann kannst du es besser erkennen.“, erklärte Hilarion.

Aleidis gehorchte, stand auf und hielt das Stoffteil hoch. Und jetzt erkannte sie, was Hilarion ihr geschenkt hatte. Es war ein recht einfaches, schulterfreies Kleid aus Seide. Von der violetten Brust wurde es nach unten zum Saum hin dunkeltürkis. Es sah wunderschön aus. „Hilarion...“, stammelte Aleidis überwältig, „Das ... das ist wunderschön! Danke!“ Damit fiel Aleidis Hilarion um den Hals und warf ihn auf die Decke. Der Dämon lachte und schlang seine Arme um Aleidis.

Die beiden blieben noch lange eng an einander geschmiegt auf der Decke liegen und unterhielten sich. Für ein paar Stunden konnten sie vergessen, was ihre Pflicht war. Dass die Nacht in der das alte starb und das neue erstand nahe war. Und dass sie Mondentochter und Sonnensohn waren.



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