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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Des Geheimnis Enthüllung

Am Samstag schlief Aleidis fast bis Mittag. Dann wurde sie von Fäusten die gegen ihre Zimmertüre hämmerten geweckt. Müde öffnet sie die schweren Augen und sah auf. „Aleidis!“, rief ihr Vater mit wütender Stimme durch die verschlossene Türe und rüttelte an dem Griff, „Wach gefälligst auf du faules Stück!“ „Bin doch schon wach!“, rief Aleidis genauso wütend zurück und stand auf. Ihr Blick fiel auf Mara's Ballkleid, dass sie über den Stuhl geworfen hatte! Ihr Vater durfte das nicht sehen! Blitzschnell schnappte sie sich das Kleid und stopfte es unter ihre Bettdecke, dann öffnete sie die Zimmertüre einen Spalt weit.

Das Gesicht ihres Vater war dunkelrot und die Augen funkelten wütend. „Verdammt! Du sollest schon längst lernen!“, schrie er stinksauer, „Mittagessen gibt es für dich nicht! Ich werde den Flügel absperren und dich erst am Abend wieder rauslassen! Und bis dahin lernst du! Ist das klar!?“ Die letzten Worte hatte er gebrüllt. „Ja!“, grollte Aleidis ebenso wütend. Ihr Vater drehte sich um und ging davon. Schweigend stand Aleidis an der Türe. In der Ferne krachte eine Türe in den Rahmen, jetzt war sie wieder eingesperrt.

Langsam schloss Aleidis ihre Zimmertüre und drehte den Schlüssel herum. Ein paar Sekunden stand die einfach nur an der Türe, eine Hand an der Klinke, die andere am Schlüssel. Dann, urplötzlich, donnerte sie beide Fäuste gegen die Türe. Heiße Tränen rannen ihr aus den Augen und tropften auf den Boden. Sie hasste das Leben in dieser Welt. Hätte ihr Vater sie doch nur auf die Kunstakademie gehen lassen! Dann wäre sie jetzt glücklich. Aber wenn das geschehen wäre, dann hätte sie niemals herausgefunden, wer sie wirklich war!

Aleidis sah zu ihrem Schreibtisch. Dort lag das Amulett von Hilarion, es leuchtete! „Ja! Dahin!“, dachte Aleidis und zog sich schnell die normalen Elfenkleider an. Schnell legte sie die Kette um den Hals, fuhr einmal mit dem Finger um den Anhänger herum und berührte den Edelstein. Nur Sekunden später tauchte sie aus einer leuchtenden Nebelwolke im gebannten Tal auf.

„Aleidis!“, rief Hilarion, der eben von der Dämonenseite in das Tal kam. „Hilarion!“, rief Aleidis glücklich zurück und winkte dem Dämon zu. Er sprang einfach vom Waldrand aus weg und landete punktgenau bei Aleidis. „Du siehst ganz schön fertig aus!“, stellte der Dämon fest, nach dem sie sich begrüßt hatten und zu dem großen Felsen mitten im See des Tals gegangen waren. „Das kann man wohl sagen!“, erwiderte Aleidis und setzte sich auf den Inselfelsen, „Bis heute Früh um halb vier war ich auf den Herbstball der Hochelfen! Und vor gut 20 Minuten hat mich mein Vater geweckt und natürlich gleich angebrüllt!“

„Also, schön langsam müsste ich echt was gegen ihn unternehmen!“, empörte sich Hilarion und nahm die schon wieder weinende Aleidis in die Arme, „Irgendetwas müssen wir doch tun können! Aber was!?“ „Ich weiß nicht!“, erwiderte Aleidis mit roten Wangen. Es war irgendwie etwas peinlich, dass Hilarion sie so in die Arme nahm, aber irgendwie war es auch sehr schön! Der Dämon war ihr so vertraut, als würden sie sich seit Jahrhunderten kennen.

„Geht es dir auch so, dass du das Gefühl hast, dass wir uns schon seit Ewigkeiten kennen? Mir geht es zumindest so!“, meinte Hilarion plötzlich und fuhr Aleidis sanft durch die Haare. „Mir geht es genau so!“, erwiderte Aleidis und sah auf in Hilarion's hübsches Gesicht. Er lächelte. „Verdammt!“, dachte Aleidis, „Ich hab mich wirklich in ihn verliebt! Aber er ist ein Dämon!“

„Wie geht’s denn in der Schule?“, fragt Hilarion, nachdem er Aleidis wieder losgelassen hatte. Aleidis lachte. „Seit unserem letzten Treffen vor vier Wochen ist einiges passiert! Und was alles passiert ist!“, lachte Aleidis, „Also, irgendjemand hat im Chemieraum Schwarzpulver liegen lassen. Und die Decke darüber war mit Spiegel verkleidet! Und irgendwie hat sich Licht in den Spiegel gebrochen und das Pulver entzündet! Der ganze Raum ist ausgebrannt!“ „Ach du Schande!“, lachte Hilarion, „Und wer war das?“ „Eine gute Bekannt von mir!“, lächelte Aleidis, „Zusammen mit ihrem Freund! Die haben das ausgeheckt!“

„Noch etwas?“, fragte Hilarion ganz neugierig. „Ja. Ein anderer Bekannter hat ganz aus „Versehen“ einen kleinen Topf mit Säure stehen gelassen und diese Säure hat die Schule über Nacht so vollgestunken, man konnte nicht mehr reingehen! Und wie hatten ne Woche lang frei!“, erzählte Aleidis, „Und eine Gruppe von Freunden haben sich den Schlüssel zur Schule besorgt und haben dann alle Tafeln mit Zitronensäure eingeschmiert! Die Tafeln konnte man nicht mehr benutzen! Und noch jemand hat alle Drucker und Kopierer manipuliert. Die haben eine ganze Woche nicht funktioniert! Und, das beste war ja, dass die Sprechanlage ferngesteuert wurde und immer wieder Durchsagen gekommen sind, durch die wir früher aus hatten!“ „Ja toll!“, lachte Hilarion keuchend, „Da wäre ich gerne dabei gewesen! Sind noch mehr Aktionen geplant?“ „Ja! Bin gespannt, was am Montag ist!“, meinte Aleidis.

„Hörst du das?“, fragte Hilarion plötzlich und lauschte. Auch Aleidis lauschte. Und sie hörte auch etwas! Ein Klirren, wie von Schwertern, die aufeinander schlugen. Und ein Jaulen und knurren, wie das der Blutwölfe! „Was ist?“, wisperte Aleidis und sah zu Hilarion hoch, der aufgestanden war. „Klingt nach einem Kampf!“, meinte er, während Aleidis aufstand, „Aber bei den Blutwölfen gibt es keine Krieger! Es kommt von der Elfenseite!“ „Sehen wir nach!“, meinte Aleidis und huschte in Richtung Elfenseite, durch den Waldgürtel und durch die Spalte hinaus auf die Ebene.

Als Aleidis hinaus auf die Ebene trat sah sie, wie eine große in einen schwarzen Kapuzenumhang mit aus den Säumen züngelnden Flammen gehüllte Gestalt den letzten Elf einer Spähertruppe mit einem brennenden Schwert erstach! Aleidis schrie auf und lenkte damit die Aufmerksamkeit der brennenden Gestalt und aller Blutwölfe in der Umgebung auf sich! Die Gestalt sah Aleidis direkt an. Das Gesicht war nicht zu sehen, nur zwei leuchtende rote Punkte im dunkeln der Kapuze.

„Aleidis!“, rief Hilarion, der hinter ihr war, „Zurück!“ Aleidis drehte sich um und schrie noch einmal! Über Hilarion auf einem Felsen war ein Blutwolf! Die Spalte zum Tal war belagert von Wölfen! Hilarion und Aleidis waren eingekreist von den Blutwölfen! Rücken an Rücken standen sie da, ohne Waffen, umzingelt von gut einhundert Wölfen! Die brennende Gestalt lachte. Es war ein kaltes, grausames Lachen, wie aus weiter Ferne hallend!

Die Gestalt drehte sich um und ging weg, das Grenzgebirge entlang. Aber eine andere Gestalt stellte sich ihr entgegen! Das war das letzte, was Aleidis sehen konnte, dann zogen die Wölfe den Kreis um sie und Hilarion immer enger. „Und was jetzt?“, rief Hilarion über das Heulen der Wölfe hinweg, „Wir haben keine Waffen! Nur ...“ „Egal wie stark die Wölfe sein mögen!“, schrie Aleidis mit fester Stimme, „Kampflos gebe ich nicht den Löffel ab! Egal was ich tun muss! Ich kämpfe!“ „Also dann!“, knurrte Hilarion angriffslustig, „Zeigen wir mal, dass wir uns auch ohne Waffen verteidigen können! Sieg für uns!“

Jetzt hatte Aleidis keine Angst mehr. Sie wollte kämpfen, bis sie starb, oder siegte! Kämpfen, zusammen mit Hilarion! Und sie würde ihre Kräfte einsetzten, egal, ob die Dämonen dann wussten, dass sie die neue Mondentochter war. Hauptsache, sie und Hilarion lebten!

Aleidis hob die Arme über den Kopf und kreuzte die Unterarme. Sie musste sich gar nicht konzertieren, einfach so bildete sich zwischen ihren Händen eine Kugel aus blauem licht. Jetzt, mit einem grässlichem Jaulen schossen die Wölfe auf Aleidis zu! Sie senkte die Arme nach vorne und ließ die blaue Lichtkugel lossausen. Mitten in die Gruppe aus Blutwölfen! Aber sie erwischte nur die Hälfte!

Aleidis zog beide Hände an den Körper und schoss abwechselnd kleine Eiskugeln auf die Wölfe! Wurden die Wölfe von den Eiskugeln getroffen leuchteten sie kurz blau auf und zersprangen in glitzernden Eisstaub.

Je mehr Wölfe auf sie einstürmten, desto ruhiger und kälter wurde Aleidis. Und immer schneller wurden ihre Angriffe, immer machtvoller jeder einzelne. Aleidis spürte direkt, wie die Macht über das Eis immer stärker und größer wurde. Und sie spürte die Angst, die sie um Hilarion hatte!

Aleidis wich ein Stück zurück, riss beide Hände hoch und schoss eine gigantische Eiskugel auf einen besonders großen Wolf ab. Er zerfiel mitten in der Luft zu Eisstaub, der sanft zu Boden rieselte.

Plötzlich riss Hilarion sie zur Seite und feuerte aus seiner Hand einen Feuerball ab! Der verbrannte den Wolf, der an ihnen vorbei schoss! Aleidis registrierte, was sie gesehen hatte, machte sich aber keine Gedanken darüber, sondern kämpfte einfach weiter mit ihrer Macht - dem Eis!

Sie schleuderte Eiskugeln in die Wolfsmeute und tötete sie so. immer wieder sah sie Feuer aufflackern und roch verbranntes Fleisch und Haare. Aleidis' Angriffe wurden immer schneller, gefährlicher und präziser! Sie drehte sich und schoss dabei zielgenau Wölfe ab, indem sie die Wölfe einfror und die Wölfe auf dem Boden oder an den Felsen zerschellten.

Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie die beiden schwarzen, brennenden Gestalten miteinander kämpften. Die eine Gestalt brannte rot, die andere blau! Als die beiden Gestalten sich gegenseitig erdolchten schloss Aleidis den letzten Wolf ab! Er wurde zu Eis und zersprang an einem Felsen.

Aleidis und Hilarion standen Rücken an Rücken. Aleidis sah die Landschaft, eine Hälfte unter klarem Eis begraben, die andere schwarz und verbrannt. Verbrannt von dem Dämon hinter ihr. War er ....?

„Manche Traditionen haben durchaus ihren Sinn!“, meinte Hilarion mit beherrschter Stimme, „Manche vermitteln uns Weisheit, andere zeigen uns Wege. Aber, nur weil man gegensätzlich ist, sich zu töten, sich zu bekriegen und immer mehr Leid über die Wesen zu bringen, die im Grunde doch gleich sind, das ist absolut sinnlos! Und ich will gar nicht erst damit anfangen. Was meinst du? Mondentochter!“

„Gegensätze machen die Welt bunt.“, erwiderte Aleidis, „Feuer und Eis sind zwar verschieden, aber die Träger sind fast gleich! Sie empfinden und denken gleich. Es ist sinnlos sich gegenseitig zu töten, nur weil man anders ist. Und jene Tradition, dass sich Mondentochter und Sonnensahn gegenseitig töten, ist die sinnloseste, die es gibt. Sonnensohn!“

Aleidis drehte sich zu Hilarion um. Er lächelte sie an. Sie waren sich einer Meinung. Sie warnen Freunde, keine Feinde. Und damit endete die Tradition, nach der sich Sonnensohn und Mondentochter gegenseitig töteten.



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