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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Eiskalt

Aleidis passte am nächsten Tag in der Schule gar nicht auf. Sie war mit ihren Gedanken bei Hilarion und dem gebannten Tal. Sie hätte ihn an diesem Tag so gerne getroffen, aber er hatte Unterricht und sie musste auch mal wieder ihre Macht trainieren. Bestimmt hatte sie schon etwas verlernt.

Inzwischen war herausgekommen, dass das Schild nicht offiziell war, sondern ein Trick. Der Rektor war empört, genau so wie die gesamte Lehrerschaft. Aleidis wusste nur zu gut, dass sie alles daran setzen würden den Schuldigen zu finden. Aber, da konnten sie wirklich lange suchen. Hilarion war in der Parallelwelt und niemand hatte ihn gesehen, wie er das Schild aufgehängt hatte. Da hatte eine Nachbarschaftsbefragung durch die Polizei ergeben.

Als Aleidis zuhause war durfte sie sich eine Standpauke von ihrem Vater anhören. Erstens hatte sie in der ersten großen Lateinschulaufgabe in der letzten Woche eine glatte Sechs geschrieben und ihr war es auch noch egal. Ihr Vater war unglaublich wütend! Und zweitens war sie am Montag, als das mit dem Schild war, nicht sofort nach Hause gekommen und hatte gelernt. Aleidis schaltete auf Durchzug und ignorierte es im großen und ganzen.

Das Ende des Liedes war, dass ihr Vater sie wieder in ihrem Flügel einschloss und sie zum Lernen verdonnerte. Aleidis beobachtete ungerührt wie er die Türe, die zum Gang gehörte der zum Treppenhaus führte, zuschloss und den Schlüssel von außen abzog. „Wenn du wüsstest, wie egal mir das ist!“, dachte Aleidis gelangweilt und ging zurück in ihr Zimmer. Schnell zog sie sich um und trat vor den Spiegel. Er wurde wieder wasserähnlich und leuchtete von innen. Aleidis trat hinein und schwebte durch das helle Licht und die Farben in die Hochelfenstadt.

Sie trat aus dem Portal in den Garten. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr und duckte sich schnell! Ein Pfeil durchschnitt genau dort die Luft, wo eben noch ihr Kopf gewesen war! „Aleidis!“, schrie Mara aus einiger Entfernung und stürmte auf Aleidis zu, „Oh mein Gott! Wenn ich dich getroffen hätte! Es tut mir Leid! Es tut mir so Leid!“

„Ist ja nichts passiert!“, meine Aleidis beruhigend und richtete sich wieder auf, „Ich hab deinen Pfeil ja rechtzeitig bemerkt und bin ausgewichen!“ „Ich hätte dich trotzdem töten können!“, beharrte Mara kreidebleich, sie war nun bei Aleidis, „Ich hätte dich fast erschossen!“ „Es ist vorbei und es ist nichts passiert!“, meinte Aleidis, „Ich lebe noch und alles ist gut!“

Jetzt lächelte Mara wieder. „Willst du wieder üben mit dem Eis umzugehen?“, fragte die Hochelfe und ging zusammen mit Aleidis wieder zurück auf den gepflasterten Platz, der fürs Training benutzt wurde. „Ja, ich fürchte, ich bin etwas aus der Übung!“, lächelte Aleidis, „Wird wieder zeit, dass ich etwas tue! Wenn ich in der Schule schon nichts mache!“

Mara lachte und holte einen Korb mit tischtennisballgroßen Bällen. „Also, ich werfe und du versuchst sie im Fliegen einzufrieren, okay?“, schlug Mara vor und schnappte sich ein paar Bälle. Aleidis stabilisierte ihren Stand und hob die Hände, dann nickte sie. Mara warf einen Ball und aus Aleidis rechte Hand schoss ein großer blauleuchtender Lichtball! Er schoss auf den kleinen Ball zu, verschluckte ihn und stürzte als Eisbrocken herunter auf die Erde.

Mara warf die Bälle nun immer schneller und immer mehr in die Luft. Bald setzte Aleidis beide Hände abwechselnd ein, wie ein Maschinengewehr. Abwechselnd stieß sie eine Hand vor und dann wieder die andere.

Plötzlich hielt Aleidis inne und sah hinauf in den mit grauen Wolken verhangenen Himmel. „Was ist denn los?“, fragte Mara erstaunt und einige Bälle prasselten auf den Boden. „Sieh mal!“, sagte Aleidis und deutete in den Himmel hinauf, „Was ist das da!? Diese leuchtenden Kugeln?“ Mara kam zu Aleidis und sah hinauf in den Himmel, grau und schwer.

„Dämonen!“, zischte Mara, „Sie beobachten uns!“ „So sieht Hilarion als Lichtkugel wohl auch aus.“, dachte Aleidis und zuckte zusammen. Ein Wassertropfen war auf ihrer Wange gelandet. „Toll!“, knurrte Mara, „Es fängt an zu regnen!“ „Dann lieber schnell rein!“, meinte Aleidis, „Im Herbst ist das doch nicht ungewöhnlich! Da regnet es doch ständig!“

Aleidis und Mara stürmten durch den Garten und hinein in das Schloss. Er im großen Wohnsaal blieben sie stehen. „So ein mieses Wetter!“, knurrte Mara und schüttelte sich. Aleidis lachte und ließ sich in einen Sessel mit blauem Samtüberzug fallen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Aleidis, als auch Mara sich gesetzt hatte. Die Hochelfe zuckte mit den Schultern, „Wenn ich das wüsste!“

„Wie wär’s, wenn ihr einfach ein wenig üben würdet!“, rief Lorana, die mit einem Stapel Bücher in den Händen durch den Wohnsaal ging, „Ihr könntet zusammen im großen Saal trainieren! Für dein Eistraining ist da genug Platz! Und Mara, du könntest ruhig mal den Umgang mit Kampfstäben lernen! Wenn du deine Pfeile verschossen hast, kannst du den Bogen als eigenständige Waffe benutzen!“ Damit verschwand Lorana wieder aus dem Saal.

„Eigentlich eine gute Idee!“, meinte Mara und stand auf, „Gehen wir in den großen Saal! Du kannst versuchen deine Magie aufzubauen und ich übe den Umgang mit einem Kampfstab!“ „In Ordnung!“, stimmte Aleidis zu. Sie folgte Mara durch ein Gewirr aus Gängen und Treppe, dann erreichten sie endlich den großen Saal. Er war so groß wie ein halbes Fußballfeld!

Mara suchte sich aus der Waffenkammer neben dem Saal einen einfachen Kampfstab und Aleidis öffnete die großen Fenster mit Kristallglas. Kühle Luft strömte herein und das gleichmäßige Prasseln der Regentropfen wirkte beruhigend. Aleidis nahm eine Hälfte des Saales für sich in Anspruch und überließ die andere Hälfte Mara und ihrem Kampfstab.

Aleidis setzte sich im Schneidersitz mit kerzengeradem Rücken auf den Holzboden und lauschte dem Regen. So gleichmäßig und so stetig. So viele Jahrtausende schon fiel der Regen immer wieder. Aleidis sah auf den Boden und konzentrierte sich auf den Regen. Sie stellte sich vor, das sich um sie eine Kugel aus kleinen, schwebenden Eiskristallen bildete.

Aleidis sah auf und das schimmernde Eis, das sich wirklich um sie bildete. Es war eine dicke Schicht aus Eiskristallen, schön und eisig kalt. Aleidis konzentrierte sich weiter. Sie stelle sich vor, wie die Eiskristalle fünf dicke schimmernde Schlangen bildeten und Aleidis umkreisten.

Und jetzt war Aleidis wirklich von Eisschlangen umgeben, die sich im Abstand von einem Meter um sie wanden. Aleidis ließ die Konzentration langsam abklingen, aber die Schlangen blieben weiterhin da!

„Das ist der absolute Hammer!“, rief Mara, die Aleidis gebannt zusah, „Du bist ja richtig gut! So wird niemand gegen dich ne Chance haben!“ Aleidis lächelte, „Vielleicht. Vielleicht auch nicht! Es kann immer jemanden geben, der besser ist als ich!“ „Garantiert nicht!“, meinte Mara überzeugt, „Niemand beherrscht Magie so gut wie du! Niemand!“

Aleidis ließ die Eisschlangen aus glitzerndem Eisstaub verschwinden und stand auf. Sie überlegte kurz, was sie tun könnte, dann lächelte sie in sich hinein. Aleidis hob die rechte Hand und ließ darin eine magische Kugel aus bläulichem Licht und Eisstaub entstehen. Insgesamt 25 Kugeln jagte sie in den Saal. Als Ziel – sie selbst. Ungerührt sah Aleidis zu, wie die Kugeln kehrt machten und wieder auf sie zukamen. Sie hob die Hände, fing die Kugeln ein und absorbierte sie.

Diese Übung wiederholte Aleidis dann noch zehn mal. Und jedes Mal wurden es mehr Kugeln, die sie losschickte und wieder auffing. „Ich hab keine Lust mehr!“, ächzte Mara und ließ sich auf den Boden plumpsen. Ihr Kampfstab fiel klappernd zu Boden. Aleidis lächelte und ließ in ihren Handflächen Flammen aus Eisstaub und blauem Licht auflodern.

„Woher nimmst du nur diese Energie?“, fragte Mara, „Wir üben seit drei Stunden. Ich bin fix und fertig und du scheinst so, als hättest du gar nichts getan!“ „Frag mich nicht, warum das so ist!“, lachte Aleidis, „Ich hab keine Ahnung. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich die neue Mondentochter bin! Keine Ahnung!“ „Da wird’s wohl sein!“, meinte Mara nachdenklich, „Es muss daran liegen, dass du die neue Mondentochter bist! Was anderes kann ich mir nicht vorstellen!“

Aleidis zuckte mit den Schultern. Sie wusste nicht, was sie hätte sagen können. „Sag mal, kannst du eigentlich tanzen?“, fragte plötzlich Mara und Aleidis ließ die Eisflammen verlöschen. „Warum?“, fragte Aleidis verdattert, „Ich kann nicht tanzen!“ „Dann muss ich’s dir beibringen!“, lächelte Mara, „Im November ist der Herbstball! Und du muss anwesen sein! Und auf einem Ball tanzt man natürlich!“ „Ich kann nicht tanzen!“, rief Aleidis und setzte sich zu Mara, „Und ein Kleid für einen Ball hab ich auch nicht!“ „Das kriegen wir schon hin!“, lächelte Mara und stand auf, „Komm mal mit! Ich hab da was im Sinn!“

Aleidis folgte Mara durch einige Gänge und Hallen in ein großes Zimmer mit Himmelbett, Schränken, Regalen und einem Tisch mit Stuhl. Das Zimmer war groß und hell. Auf den Eichenholzboden lagen mehrere Teppiche. Mara ging zu einem der drei Schränke und öffnete ihn. „O je!“, rief Aleidis als sie die vielen Kleider sah, „Wie viele sind das denn?“

„Nur etwas 250 Kleider.“, meinte Mara, „So viele Kleider hab ich nicht. Und die abgelegten hebe ich immer auf!“ 250 Kleider! Aleidis war fassungslos, so viele hatte sie noch nie gesehen! Mara begann in den hängenden Kleider zu wühlen und warf insgesamt wohl 25 Kleider aufs Bett. Dann durchwühlte sie sämtliche Schubladen des Schrankes und förderte noch mal einige Kleider zu Tage. „Ich glaube, die Auswahl ist groß genug!“, lachte Mara zufrieden.

Aleidis nickte sprachlos. Das Bett war gar nicht mehr zu sehen unter den vielen Kleidern! „Dann wollen wir mal!“, meinte Mara und begann die Kleider der Reihe nach Aleidis zu zeigen. Das war die erste Auswahlrunde. Danach waren nur noch zehn Kleider übrig. Die musste Aleidis nun alle anziehen! Nachdem einige zu groß waren blieben nur noch drei Kleider übrig.

„Also, das dunkelrote scheidet aus!“, meinte Mara als die drei Kleider auf dem Bett lagen und die anderen unordentlich in den Schrank gestopft worden waren. Aleidis nickte, dieses Rot gefiel ihr gar nicht! „Dann bleiben noch das grüne Satinkleid und das blaue Samtkleid.“, meinte Mara nachdenklich, „Grün oder blau!“

„Mir gefällt ja das blaue besser!“, meinte Aleidis und strich über den saphirblauen weichen Samt, „Der Pelz am Halsausschnitt und an den Ärmelsäumen. Und der Stoff schimmert etwas silbrig!“ „Ja, da hast du Recht.“, murmelte Mara, „Mir würde das blaue für dich auch fast besser gefallen. Es ist aber schulterfrei! Und im November wird das ganz schön kalt!“ „Kalt wie das Eis!“, murmelte Aleidis.



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