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Lächelnde Fische

von

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Das Gesicht des Blauhaarigen spiegelt sich im Glas des Aquariums, die Fische schwimmen jedoch ungeachtet dessen weiter. Was für alberne, unwürdige Kreaturen... warum begeistert sich dieser Idiot nur so sehr für diese Tiere? Es sind doch nur Fische! Viel uninteressanter als eine Person wie ich! Ich meine... ich bin der große Ren Tao! Aber heute stehe ich nur am Tisch und beobachte diesen Deppen, wie er ein paar Fische anstarrt. Im Glas sehe ich, direkt neben ihm, auch mein Spiegelbild mit den goldenen, mit verdienter Wut gefüllten Augen. „Hey Ren, wo willst du sitzen?“ Es ist die Stimme des wohl kleinsten Mitglieds unserer Gruppe, dieses Menschenbalg mit dem Yoh sich irgendwann einmal angefreundet hat – ein kleiner Nichtsnutz, aber einfach zu beeindrucken. Aber das dieses Gör jetzt das Wort an mich richtet... was denkt der sich?! Ein eiskalter Blick ist alles, was ich für ihn übrig habe, ein leises „Hmpf!“ gönne ich mir dann aber doch noch – das sollte ihm Antwort genug sein. Glücklicherweise ist es das auch. Den Blick wieder auf den Eisdeppen richtend ignoriere ich den Knirps wieder beflissentlich, was will der überhaupt von mir? Und... was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Nach dem Kampf gegen Yoh hat dieser mich eingeladen, genauso wie diesen Schneedeppen, seinen kleinen Kumpel, den Holzschwert-Spinner und seine verrückte Verlobte, um mit uns allen in dieses völlig überteuerte Restaurant zu gehen. Aber gut, ich muss es ja nicht bezahlen, auch wenn das für meine Verhältnisse noch billig ist. Was mich aber so aufregt ist dieses verdammte Lächeln – diese Fratze, die Mister Frostbeule aufgesetzt hat seid er diese verdammten Fische begafft. Das ist nicht das übliche Grinsen von dieser optimistischen Ratte, das ihn nur dümmlich wirken lässt, was er wohl auch ist - nein, das ist ein anderes Lächeln... und es regt mich auf. Ich weiß nicht warum, aber es macht mich so ungeheuer wütend – dabei weiß ich nicht mal, was an diesem blöden Lächeln so besonders sein soll, erst recht aus dem Gesicht von diesem doofen Horokeu. Genervt lasse ich mich schließlich auf irgendeinem freien Stuhl nieder, ich weiß nur, dass rechts von mir Yoh sitzt, aber links? Keine Ahnung, was juckt's mich?

Erst die Stimme des Kopfhörers bringt meine Aufmerksamkeit zurück an den Tisch. Er ruft zwar nicht nach mir, aber mir wird erst zu spät bewusst, dass der letzte freie Platz - wohl für den Schneemann reserviert - direkt neben mir ist. Na toll! Bestimmt kann der Kerl mit keiner uns bekannten Art von Besteck umgehen und saut mir meine chinesische Tracht noch völlig ein! Aber immerhin muss ich dieses Lächeln nicht mehr ertragen, schließlich sitzt er jetzt neben mir und damit schön am äußersten Rande meines Blickfeldes. „ist ja gut Leute, bin ja schon da!“ Krakeelt er fröhlich mit dieser nervtötenden Stimme, natürlich direkt in mein Ohr. „Na endlich! Zeit genug hast du dir aber auch gelassen!“ Dämlicher Idiot. Zwar habe ich keine Ahnung wie lange er da stand, aber er war der Letzte am Tisch, natürlich war es zu lange. Der Knall, den seine Hand auf dem Tisch verursacht, schreckt mich zwar nicht direkt auf, aber er sorgt dafür, dass ich desinteressiert den Blick aus einem meiner Augen auf ihn richte. „Oh man! Als ob du viel schneller gewesen wärst!“ Das alt bekannte Seufzen der Tischrunde ignoriere ich - was wissen die schon? - während ich dem Deppen wieder meine komplette Abweisung zeige. Warum sollte ich mich für den seine dummen Sprüche interessieren? „Immerhin war ich schneller als du, bist wohl fest gefroren, was?“ Jetzt muss er meine Aussage erst einmal verdauen, was dafür sorgt, dass ich mir die Karte schnappe. Aber noch bevor ich dazu komme sie zu lesen schlägt er sie wieder zurück auf den Tisch, seine Hand darauf ruhen lassend. „Hey Mister Haiflosse, neidisch auf die anderen Fische, nur weil die interessanter sind als du?“ Was ist denn bitteschön in den gefahren?! Den Blick nun wütend auf ihn gerichtet spüre ich, wie meine bisherige Selbstbeherrschung den Geist aufgibt. Berechtigter weise, oder? „Ach, der Herr Igel hat gesprochen, was?! Was kann ich denn dafür, dass du dich von den wohl langweiligsten Tieren dieser Welt so sehr beeindrucken lässt? Das ist wohl dein großer Traum, so hirnlos in der Gegend herum zu dümpeln und dafür auch noch gefüttert und begafft zu werden!“ Die Worte des Knirpses, der mir erklären will, dass Fische auch zu den ältesten Tieren dieser Welt zählen gehen völlig unter in dem kläglichen Versuch des Fisch-Verehrers, mir Konter zu bieten. „Immerhin verlange ich nicht, dass man mir alle Aufmerksamkeit schenkt, nur weil ich dekorativ in der Gegend rum stehe!“ „An dir ist überhaupt gar nichts dekorativ, außer vielleicht das kleine Schild 'Hier sollte sich ein Gehirn befinden' in deinem Kopf!“ So in der Art ging es weiter, nicht nötig zu erwähnen, dass ich den Streit natürlich gewann, ich war schließlich ein Tao. Jedenfalls bekam ich darüber nicht mit, dass der Kellner kam, und so bestellten die Anderen für uns. Als Horokeu endlich aufgab servierten sie gerade das Essen. Mir war relativ egal was man mir vor die Nase stellte, bis mir plötzlich der penetrante Geruch von gebratenem Fisch in die Nase stieg. Erst jetzt sah ich auf den Tisch vor mir und von diesem dann auf in die Gesichter Yoh's und der Anderen. Sie grinsten. Ein Grinsen, das ich ihnen am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. Was hatten sie uns bestellt? Natürlich, Fisch. Und dann auch noch uns beiden exakt das selbe Gericht - irgendein Fisch, den ich nicht sofort zuordnen konnte mit Kartoffeln in Dillsoße. Eine Weile lang herrschte Schweigen während die Wut über diese Dreistigkeit in mir aufstieg und über zu kochen drohte. Schließlich brachen die Anderen das Schweigen indem sie los lachten, was für mich dann schon zu viel war, was erlaubten die sich eigentlich?! Ich bekam nicht einmal mit wie ich aufsprang, nur das Scheppern der Teller bemerkte ich. „Hört auch zu lachen ihr verdammten Idioten!“ Natürlich lachten sie nur umso lauter, lächerliche, dumme Geschöpfe... „Was erlaubt ihr euch eigentlich, wisst ihr nicht wer ich bin?!“ Gut, diese Worte klangen selbst für mich lächerlich - natürlich wussten sie wer ich bin und ich hatte es nicht geschafft, Yoh zu besiegen, was meine Drohung noch lächerlicher gestaltete. Aber das gab ihnen nicht das Recht so über mich zu lachen! „Hört sofort auf!“ Nein, sie lachen nur noch lauter... warum zur Hölle gebe ich mich auch mit diesen dämlichen Idioten ab? Ich sollte längst weg sein! Genervt stoße ich meinen Stuhl noch etwas weg und stapfe regelrecht aus dem Lokal - allerdings habe ich nicht bedacht, darauf zu achten, in welche Richtung ich es verlassen, natürlich gerate ich an den Nebenausgang, der über einen kleinen Hinterhof führt. Hier ist eine kleine Teichanlage, über die eine Brücke gespannt wurde; alles, im Gegensatz zu dem Essen im Restaurant, im asiatischen Stil gehalten. In den Teichen schwimmen einige Brokatkarpfen, auch als Koi bekannt, in den unterschiedlichsten Farben. Am Ufer des flachen Gewässers halte ich inne, meinen Blick auf die Fische richtend. Sofort überkommt mich wieder die Frage - warum? Warum fahre ich so leicht aus der Haut, wann immer sie es darauf anlegen? Und warum geht mir dieses verdammte Lächeln nicht mehr aus dem Kopf? Es war nur ein Lächeln! Dieser blöde Idiot weiß wahrscheinlich nicht mal, dass er daran Schuld war... mit einem leisen Seufzen entspanne ich meine Muskulatur wieder etwas, hier draußen gibt es keinen Grund mich auf zu plustern. Wen will ich beeindrucken, die Fische? Lächerlich...

Zu spät höre ich die Schritte auf dem Kies hinter mir, zu Anfang ignoriere ich sie. Vielleicht möchte noch jemand zu diesen dummen Karpfen raus, frische Luft schnappen oder dergleichen, was interessiert's mich. Erst als direkt neben mir jemand stehen bleibt blicke ich auf, die blauen Augen genau dessen erblickend, den ich jetzt nicht habe sehen wollen. Wie hatte Horokeu wohl auf den Fisch reagiert? Ich hatte nicht darauf geachtet... warum auch? Sein Blick war auf die Wasseroberfläche gerichtet, die Hände hatte er in seinen Hosentaschen versenkt. Er wirkte ungewohnt nachdenklich, vielleicht sogar ein wenig verlegen. Gut so, das sollte er in meiner Gegenwart auch sein! Mit ein wenig Genugtuung im Blick beobachtete ich wieder die Fische, wie sie unbeirrt umher schwammen in ihrer kleinen, heilen Welt, die keinen Hass und keine Verzweiflung kannte. Wie gut es denen gehen musste...

„Ich glaube, die Anderen sind schon los gegangen.“ Überrascht sah ich wieder auf, meine Augenbrauen hebend. „Bitte?“ Standen wir schon so lange hier? Das verlegene Grinsen auf dem Gesicht des Blauhaarigen ließ mich erahnen, dass dem wirklich so war. „Fische sind wohl doch nicht so langweilig, was?“ Sofort stieg wieder Wut in mir auf; ich wand mich zu ihm um und ergriff seinen Kragen. „Oh doch, Igel, das sind sie!“ Er hebt die Hände, versucht mich zu beruhigen. „Hey man, du musst doch nicht gleich so aus rasten!“ Genervt werfe ich ihn einfach in den Teich, wo er auf dem Hinterteil landet, einer der armen Karpfen zappelt hilflos auf seinem Kopf. Ich hingehen stehe wieder völlig ruhig am Ufer, die Arme über kreuzt. Was denkt der sich eigentlich? „Na, gefällt es dir bei deinen neuen Freunden?“ Ein hinterhältiges, zufriedenes Schmunzeln dürfte meine Lippen nun zieren - genau das, was dieser Kerl verdient hat. Er schaut mich nur mit einem Blick an, der doch sehr stark an eben jene Tiere erinnert, ehe er plötzlich zu grinsen beginnt. „Ach, magst du meine neuen Freunde?“ Leicht besorgt mustere ich ihn. „Was meinst du...?“ Ein scharfer, tieferer Ton liegt in meiner Stimme, ich ahne Schreckliches... nur eine oder zwei Sekunden später sehe ich den Karpfen von seinem Kopf aus auf mich zufliegen, den ich natürlich noch aus der Luft heraus fange - nur leider habe ich den Kies unter meinen Füßen vergessen, der mir natürlich sofort den Streich spielt, nach zu geben, wodurch auch ich vorn über im Wasser lande, den Fisch lasse ich aus Schreck los und während ich mich auf raffe sehe ich ihn unter mir hindurch schwimmen. Er ist völlig weiß, bis auf den schwarzen Tupfen auf seinem Rücken, der entfernt an meine Tätowierung erinnert. Genervt stehe ich auf und sehe zu ihm, wie er da hockt mit diesem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Du...! Du widerlicher Bastard!“ Mit erhobenen Fäusten - meine Hellebarde habe ich leider vergessen und Bason hat sich wohl irgendwohin verdrückt - renne ich auf ihn los, doch ich rutsche auf dem glitschigem Teichgrund aus und falle vorn über, natürlich... wie immer. Dämlicher Teich, dämlicher Idiot, dämlicher Tag! Als ich mich traue die Augen wieder auf zu schlagen und den Kopf etwas zu heben blicke ich direkt in sein verwirrtes, fragendes Gesicht – ich liege auf seinem Schoß! Erschrocken weiche ich zurück, sodass ich ihm nun gegenüber sitze und die Hitze mein Gesicht empor steigen fühle. Na toll! Wahrscheinlich bin ich jetzt auch noch hochrot angelaufen, schlimmer könnte der Tag nun wirklich nicht laufen! Ich kann dieses Grinsen nicht ertragen, also senke ich den Blick, vor Wut zitternd. Das kann doch alles nicht wahr sein! Aber dann spüre ich plötzlich seine Hand an meinem Kinn, die mich vorsichtig, aber bestimmt zwingt, wieder auf zu sehen. Zorn breitet sich über meine Augen aus, was will der noch von mir?! Doch was ich sehe verblüfft mich und sorgt nur dafür, dass das Rot, das so langsam aus meinem Gesicht verschwunden war, in voller Pracht zurück kehrte. Es war ein Lächeln, das Lächeln - oder zumindest sah es dem von vorhin ganz ähnlich, nur dass dieses irgendwie... noch besser aussah und mich noch viel mehr aus der Bahn warf als vorhin. Was sollte das? Ich konnte mich weder rühren noch wehren, als er mir plötzlich langsam näher kam, und kurz bevor wir uns berührten, schloss ich die Augen - ich war einfach zu verwirrt, was mich jedoch nicht davon abhielt, diesen kurzen Kuss zu genießen.
 

Es war schon Abend als wir endlich wieder im Gasthaus En ankamen - Horokeu der Idiot hatte unbedingt eine „Abkürzung“ nehmen wollen und sich dabei verlaufen - und die Anderen empfingen uns als wäre nichts gewesen, nur vermutete ich auf den Lippen unseres Anführers ein wissendes, zufriedenes Schmunzeln wann immer ich nicht hinsah. Als hätte er es gewusst, dieser verdammte Idiot...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sehun
2010-06-27T20:23:40+00:00 27.06.2010 22:23
OMG! - Horo hat nen Fisch.Fetisch xDD.
..
Haha. Soetwas ist überhaupt nicht das, was ich erwartet hätte.
Wirklich. Die Idee ist außergewöhnlich xD.
Und mir gefällt der Schluss. Niemand kann Usui Horokeu wiederstehen >D
Kniet nieder Bitches, CHA! ..
*räusper*
Und ich finde du hast Ren sehr gut rübergebracht. Zwar hatte er so wie ich finde, dieses starke selbstbezogene nicht mehr so arg nach den Kampf mit Yoh, aber trotzdem hast du Rens altes Ich gut beschrieben.
Und ich musste schmunzeln :D
..
Was ich nicht so toll fand, war die Form. Bring ein paar Absätze rein. Das macht es viel angenehmer und flüssiger zu lesen, dazu verliert man nicht ständig die Zeile (;
Und ein paar Fehler hab ich entdeckt, aber das war nichts so störendes.

Ich jedenfalls freue mich sehr über diese FF, außerdem ist es deine erste WichtelFF und das sollte man auch berücksichtigen.
Ich bin stolz auf meine Wichtelmama, muss ich schon sagen.

Vielen Dank!
Ganz liebe Grüße, dein Wichtelkind aka (:


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