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Caught in my Phantasy

Ein Wandel zwischen Welten - und seine Folgen
von

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Kapitel 1

1. September
 

Ich atmete tief die kühle Nachtluft ein. Mein Blick wanderte hinauf. Die Sterne leuchteten hell vom Himmel herab und der Mond schien in seiner vollen Größe. Bei Vollmond, damit hatte ich Erfahrung, kamen Räuber selten aus ihren Verstecken. Ich war also halbwegs sicher. Unsicheren Schrittes bewegte ich mich vorwärts in Richtung unseren großen Gartens. Der kalte Nachtwind wehte durch meine gelockten kastanienfarbenen langen Haare. Als ich die kleine Treppe der Veranda zurückgelegt hatte stapfte ich barfuß durch den weiß strahlenden Kieselweg. Die Kälte der kleinen Steinchen war wie eine Massage für meine angespannten Füße. Lange Schatten fielen von den Bäumen herab und nach der zweiten Baumreihe war nichts als Dunkelheit. Die kleinen Rosensträuche, die den Weg umrahmten waren kunstvoll zu länglichen Rechtecken geformt, die gerade mal einen halben Meter hoch waren. Langsam schritt ich über die knirschenden Kieselsteine, die Ohren offen.

Plötzlich war da ein Geräusch, das nicht zur abendlichen Stille passte. Ein lautes Knirschen hallte aus dem Wald. Stocksteif blieb ich stehen. Mein Herz begann zu rasen und ich drehte mich ganz langsam um. Vor dem Losrennen versuchte ich mich zu beruhigen, um das Pochen, dass das Blut in meinen Ohren verursachte zu stoppen. Doch schon im nächsten Augenblick entdeckte ich einen Schatten zwischen den Bäumen huschen. Schon lief ich los. Doch, ich hatte es von meinem Glück auch nicht anders erwartet, verfing sich mein Kleid in einem der Sträuche. Panisch versuchte ich den beigen Stoff loszureißen, doch schon im nächsten Augenblick trat eine Gestalt aus den Schatten der Bäume. Eine furchterregende müskolöse Gestalt errichtete sich vor mir. Ein Räuber. Er grinste mich an und entblößte eine Reihe fauler Zähne. Seine schwarzen Augen musterten mich. Etwas Gieriges blitzte in ihnen auf. Hektisch riss ich an meinem Kleid und zog es lang. Ich versuchte zu kreischen, doch der Schrei erstickte unter meiner Angst. Und dann, mit einem lauten Reißen, blieb die Hälfte meines Kleides am Busch hängen und ich rannte los. Rannte um mein Leben. Vor lauter Angst vergaß ich zu atmen. Die Kieselsteine fühlten sich nicht mehr angenehm an sondern bohrten sich in meine kalten Füße. Kurz vor der Veranda wagte ich einen Blick über meine Schulter. Schon im nächsten Moment bereute ich es. Mein Fuß blieb an der kleinen Erhebung hängen und ich krachte Kopf voraus gegen den Holzboden. Ängstlich drehte ich mich um und erblickte den Räuber direkt vor mir. Langsam näherte er sich mir und ich versuchte mich zu erinnern, was mein Vater mir über die Schwachstellen der Räuber erzählt hatte. Ich versuchte mich loszureißen, schlug kreischend auf ihn ein. Der Dieb lockerte kurz seinen Griff und mir gelang es meinen Arm auszustrecken und den Lichtschalter nach unten zu drücken. Keinen Augenblick später erfüllte grelles Licht die Veranda. Verschreckt wich der Räuber zurück, warf mir einen hasserfüllten Blick zu und verschwand. Ein paar Minuten stand ich nur da und starrte geschockt vor mich hin. Mein Herz raste und ich hörte mein Blut in den Ohren pumpen. Dann schaltete ich das Licht wieder aus und stürmte hinein. Mein Vater lief mir schon entgegen und ich drückte mich heulend in seine beruhigende warme Umarmung. Sein breiter Körper war ganz warm. Mit weicher Stimme redete er mir ein, dass alles gut würde.
 

Nach einer halben Stunde hatte ich mich wieder halbwegs beruhigt und lag zusammengekauert in meinem Bett. Mein Herz schlug wieder normal und das Pochen hatte aufgehört. Doch ich war nach dem Schock kein bisschen müde. Rastlos wälzte ich mich in meinem Bett hin und her und fragte mich, wieso diese Räuber unbedingt mich immerwieder angreifen mussten. Das war nämlich nicht der erste Angriff gewesen. Seit ich 16 geworden bin, vor drei Monaten, griffen sie mich bei jeder Gelegenheit an. Langsam hatte ich es wirklich satt. Was um Himmels Willen war so toll an mir? Ein tiefer Seufzer entfuhr mir und ich richtete mich auf. Leise schritt ich zur gekippten Terrassentür und schloss sie. Mein Blick huschte nach draußen, und ich erblickte das Stück Stoff, das immernoch am Rosenbusch hing. Ich schaute an mir herab und betastete die abgerissene Stelle. So leise wie möglich öffnete ich die Tür meines Kleiderschrankes und wühlte in meinen Nachthemden herum, bis ich fand was ich suchte. Ein hellblaues, knielanges Kleidchen aus Seide. Die dünnen Spaghettiträger waren mit braunem Faden umrandet. Dann ging ich wieder zu meinem Bett und legte mich nieder. Ich behielt die Terrasse im Auge, aus Angst der Räuber könnte wieder auftauchen.
 


 

2. September
 


 

In dieser Nacht hatte ich kaum geschlafen. Erst als es dämmerte, waren meine Lider schwer geworden. Gerade mal zwei Stunden später kam mein Vater ins Zimmer.

"Violetta? Letty wach auf... Du musst zur Schule", machte er mir nach einem genervten und fragenden Blick klar. Wütend packte ich mein Kissen und drückte es gegen mein Gesicht. Ein lautes Brüllen durchdrang mein Zimmer.

"Dad, ich hab kaum geschlafen. Ich bin todmüde... muss ich heute zur Schule gehen...? Bitte, Dad!", flehte ich. Doch er schüttelte den Kopf.

"Nein, Sonnenschein, den ersten Schultag darfst du einfach nicht verpassen."

Genervt ließ ich einen etwas gespielten Seufzer los. Langsam und wackelig setzte ich mich auf. Ich bettelte und jammerte was das Zeug hielt, doch all das konnte meinen Vater nicht erweichen. Wenn es um Schule ging, war er peinhart. Als sogar mein Hundeblick nichts brachte, gab ich es auf. Schon jetzt wusste ich, dass mein Tag versaut war. Mit voller Wucht ließ ich mich zurück auf mein Kissen fallen.

Überwältigt von der betäubenden Müdigkeit saß ich mich auf meine Bettkante. Mit einem Ruck stand ich auf den Beinen. Einen etwas zu schnellen Ruck wie sich kurz darauf zeigte. Schon beim ersten Schritt wurde mir schwindlig und ich taumelte gegen die Tür. Es kostete mich ziemlich viel Selbstbeherrschung nicht loszubrüllen und mich wieder ins Bett zu legen. Kraftlos taumelte ich die Treppe hinab in die Küche.

Gähnend setzte ich mich auf einen Stuhl und ließ die Magd das Frühstück servieren. Ich zupfte an meinem Seidenkleid. Mein Vater verdiente sehr viel Geld mit seiner Firma. Wir hatten ein großes Haus in einem der reichsten Viertel Londons. Ich besuchte eins der größten Universitäten des Landes und war unter meinem Bekanntenkreis - meiner Meinung nach- ziemlich beliebt. Ich ließ mir Zeit mit dem Frühstück. Das Mindeste, was ich heute wollte, war, zur Schule zu gehen. Jeder wusste, dass mich, seit meinem Geburtstag, die ganze Zeit über Räuber angriffen. Nun würde ich mit Fragen überhäuft werden und auf das hatte ich heute überhaupt keine Lust!

So langsam wie möglich schlang ich die zwei Spiegeleier hinungter und trank ein Glas kalte Milch. Danach band ich meine Haare zu einem instabilen Knoten zusammen und stellte mich unter das kalte Wasser der Dusche. Geübt achtete ich darauf, dass meine Haare nicht nass wurden. Nachdem ich geduscht hatte, schleppte ich mich wieder in mein Zimmer. Durch das kalte Wasser war ich etwas wacher geworden, doch meine Beine waren immernoch schwer wie Blei.

Erneut öffnete ich meinen Kleiderschrank und wühlte darin. Ich beschloss heute mal etwas Förmlicheres anzuziehen. Eine dunkle Jeans und eine weiße Bluse würden schon reichen.

Meine geliebte Halskette, die mir meine Mutter vor ihrem Tod geschenkt hatte, durfte natürlich nicht fehlen. Es war ein rundes Medaillon aus reinem Silber. Wenn man es öffnete, war darin ein Foto meiner Mum befestigt. Auf der gegenüberliegenden Seite wollte ich ein Foto von der Liebe meines Lebens befestigen. Gedankenversunken saß ich vor dem Spiegel, als ich auf die Uhr schaute und bemerkte, dass ich mich auf dem Weg machen sollte.

Lustlos schleppte ich mich zum Wagen. Die Sonne brannte vom Himmel und es roch nach Morgentau. Die Blätter der Bäume schimmerten in den Farben des Herbstes. Wortlos schritt ich über die Stelle, an der mich gestern der Räuber angegriffen hatte. War das wirklich nicht einmal einen Tag her? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Der Stoff war schon längst entfernt worden. Die kleinen Stöckel meiner Schuhe vergruben sich im Kiesel, sodass es mir schwerfiel zu gehen. Genervt erreichte ich schließlich das Auto und der Chauffeur öffnete mir die Tür. Widerwillig stieg ich ins Fahrzeug ein und kurbelte das Fenster herunter.

Zehn Minuten später parkte der Chauffeur vor auf dem Parkplatz der Schule. Das Gebäude hatte fünf Stockwerke und hatte die Form eines halben Rechtecks.

Kaum war ich durch die Tür geschritten kamen Leute aus allen Richtungen auf mich zugeströmt und überhäuften mich mit Fragen. Das Gerede ging in einem Kanon aus den immerselben Fragen unter. Hat dich einer verletzt? Hat dich einer entführt? Bist du jetzt selbst ein Räuber? Einfach nur lächerlich... Wortlos drängte ich mir einen Weg durch die Menge, bis ich zu meinem Schließfach kam. Auch dort ließen sie mir keine Ruhe. Als plötzlich ein sehr stämmiger und großer Junge sich schützend vor mich stellte und allen sagte es gäbe nichts zu sehen, wurde mein Herz ganz leicht vor Erleichterung. Nachdem sich alle wieder verzogen hatten drehte er sich zu mir um und lächelte mich an. Er hatte kurze blonde Haare und sehr hellblaue Augen.

"Geht es dir gut?", fragte er und sah mich besorgt an. Zuerst wusste ich nicht was ich sagen sollte, doch schließlich fand ich meine Stimme wieder.

"Diese Aktion war total überflüssig. Ich wäre auch allein zurechtgekommen", antwortete ich schroff. Seinem überraschten Blick zu urteilen, hate er erwartet, dass ich ihm vor Dankbarkeit an den Hals springen würde.

"Es tut mir leid, ich dachte nur..."

"Du dachtest was?", unterbrach ich ihn als er zögerte, "dass du mich vor der Menschenmenge rettest, ich mich Hals über Kopf in dich verliebe damit du mich leichter an der Nase herumführen kannst?" Das klang etwas schärfer als beabsichtigt, doch ich wollte meinen Ruf als Eiskönigin schließlich beibehalten.

"Ja klar was hättest du denn gedacht", antwortete er lachend und zwinkerte mir zu. Auf diese Antwort war ich nicht gefasst gewesen. Völlig perplex sah ich ihn an, worauf er lachen musste. Irgendwo her war mit sein Lächeln bekannt vor. Ein verächtliches Schnauben entglitt mir. Das blieb ihm nicht verborgen. Er seufzte und klang nun etwas genervt.

"Mein Name ist Justin ", stellte er sich vor, "du bist doch Violetta Cont oder nicht?"

"Ja wohe..." Ich beendete meine Frage nicht. Mir war glasklar woher er wusste wie ich hieß und wer ich war. Seit ich nach der Schule, vor hunderten von Zeugen, an einem verregneten Junitag aus heiterem Himmel von eim Räuber angriffen worden war. Wochenlang war ich das Hauptthema aller Gerüchte gewesen. Man zeigte mich sogar in der Zeitung.

Er lachte. Dann zuckten wir beide vor einem Schrei am anderen Ende des langen Flurs zusammen. Meine beste Freundin Emily hatte wohl gerade gemerkt, dass ich das Schulhaus betreten hatte. Obwohl sie gute 2 Meter von uns entfernt war, schmerzten mir von dem Schrei die Ohren. Sogar Justin rieb sich mit verzogenem Gesich das rechte Ohr.

"Letty!", brüllte sie und stand im nächsten Moment schon neben mir und umarmte mich, "Oh mann ich hab dich ja ewiglange nicht gesehen, was hast du...", ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser als sie zu Justin aufblickte, der einen guten Kopf größer war als sie. Ein leises Krächzen, das wohl als Hi geplant gewesen war, gluckste aus ihrem Mund. Starr drehte sie sich zu mir und entschuldigte sich. Keinen Augenblick später stürmte sie durch die Tür des Mädchenklos. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf.

"Das gerade war Emily. Meine beste Freundin", erklärte ich Justin , "sie... ist etwas sonderbar, aber ein echt netter Mensch, wenn man sie näher kennenlernt."

Justin grinste. "Ich merks."

Ich musste lächeln. Unschlüssig verabschiedete ich mich von ihm und machte mich auf dem Weg ins Klassenzimmer.
 

Auch wenn ich die ganze Zeit vorgab total genervt zu sein, und das war ich auch teilweise weil ich vor Müdigkeit gleich umfallen hätte können, tat es doch gut ein paar Leute wiederzusehen.

Andere wiederum hätte ich sofort aus dem Fenster schmeißen können, als ich das Klassenzimmer betrat. Mishelle, die mit Angela und Nicole gerade jeden der durch die Tür kam mit verächtlichen Blicken beschenkte, saß auf meinem Platz. Obwohl ich heute eigentlich Problemen aus dem Weg gehen wollte, kam gerade eins direkt auf mich zu. Mishelle hatte sich doch wirklich für mich die Mühe gemacht, mit Angela und Nicole im Schlepptau natürlich, aufzustehen. Hochmütig schlackste sie zu mir.

"Hallo Lila", begann sie mir ihrer quietschigen Stimme. Ich hätte sie jetzt schon erwürgen können. "Hast du auch schön mit den Räubern getanzt?" Sie lachte, Nicole und Agela sahen sie verwirrt an.

"Das sollte ein Witz sein!", sagte Mishelle verächtlich. Als ihre zwei Anhängsel begriffen, fingen sie lauthals zu krächzen an.

Genervt verdrehte ich die Augen und versuchte an ihnen vorbeizukommen, um mich auf meinen Platz zu sitzen. Doch Mishelle hielt meinen Arm fest. Für ihre zierliche Figur war sie ziemlich kräftig.

"Wo willst du denn so eilig hin?", fragte sie.

"So weit weg von euch eingebildeten Tussen wie möglich", antwortete ich schroff. Ich hatte wirklich keine Lust mich auf sie einzulassen, doch das musste ich einfach loswerden. Die drei warfen mir einen verächtlichen Blick zu, doch sie ließ los.

Seufzend ließ ich mich auf meinen Platz plumpsen. Emily kam gerade durch die Tür, sah sich suchend um und stürmte dann - ohne Mishelle auch nur einen Blick zu würdigen - zu mir.

"Oh mein Gott, was hat er gesagt? Du musst mir alles erzählen!" Der Wall aus Worten stürmte so schnell auf mich ein, sodass mein Gehirn eine Weile brauchte, bis es begriff.

"Wovon redest du?", fragte ich verwirrt.

"Ich rede von Justin Anderson", erklärte sie aufgebracht. "Der heiße Typ der dich da gerade eben angesprochen hat. Er ist der Kapitän der Fußballmannschaft", schwärmte sie.

"Ja, ja, ich weiß wen du meinst", antwortete ich und lachte. Plötzlich fiel mir ein woher er mir so bekannt vorkam. Ich und Emily hatten mal ein Refarat über unsere Fußballmannschaft gemacht und sie hatte die ganze Zeit nur von seinem Lächeln geschwärmt.

"Was hat er gesagt nachdem ich in die Toilette gelaufen bin?", drängte sie.

"Nicht viel... Ich habe ihm erklärt wer du bist und er hat gelächelt", antwortete ich. Zwar log ich ein bisschen, jedoch wollte ich ihr meine Beschreibung ersparen.

"Ist er nicht einfach traumhaft?", durchlöcherte sie mich weiter mit peinlichen Fragen. Unsicher sah ich sie an und zuckte mit den Schultern als sie mir einen argwöhnischen Blick zuwarf. Aus der Liebe machte ich mir nicht viel. Ein erleichterter Seufzer entfuhr mir als die Glocke ihr Interview unterbrach.

Der Tag floss zäh dahin. Erleichtert streckte ich mich, froh meinen ersten Schultag hinter mir zu haben. Ich war in der zwölften Klasse, das war mein letztes Schuljahr an dieser Schule. Emily und ich hatten beschlossen auf die selbe Schule zu gehen, waren aber noch unsicher auf welche. Sie war eine ausgezeichnete Malerin und ich spielte Klavier. Also haben wir drei Schulen ausgesucht, in denen sie Musik und Malerei unterstützten. So könnten wir zwar in den Stunden nicht zusammen sein, wären aber in den Pausen unzertrennlich. Jedoch waren wir nicht sicher ob es nicht doch das Beste wäre, dass wir unsere eigenen Wege gingen. Wir hatten ja immernoch die Nachmittage.

Hastig stopfte ich meine heute Morgen erst erhaltenen Schulsachen in meine Tasche und sauste hinaus. Wie erwartet hatte der Chauffeur nah am Ausgang geparkt, damit ich nicht so weit gehen musste. Genau wie ich ihn gebeten hatte. Meine Schultasche schmiss hinten hinein und ging vor zum Beifahrersitz. Laut knallte ich die Tür zu.

"Guten Tag, Miss, wie geht es Ihnen?", begrüßte mich James, der Chauffeur.

"Könntest du jetzt bitte losfahren?", sagte ich schroff. Es war eher ein Befehl als eine Frage. James zuckte leicht zusammen, schaltete jedoch den Motor an und steuerte das Auto gekonnt aus dem Parkplatz heraus. Dem Schnurren des Motors lauschend schloss ich die Augen. Ich war hundemüde.
 

Ein Räuber kam mit rasender Geschwindigkeit auf mich zugestürmt. Seine schwarzen Haare wirbelten herum. Seine blauen Augen hatten mich fest im Blick. Er hatte drei kleine hellrosa Narben an der linken Wange, die sich gut von der aschfahlen Haut abzeichneten. Ahnungslos stand ich in der Mitte einer enorm großen Menschenmenge. Ohrenbetäubende Schreie mischten sich unter das laute Brüllen des Räubers. Er rief meinen Namen. Erschrocken fuhr ich herum, doch ich sah ihn nicht. Plötzlich spürte ich seinen warmen Atem an meinem Hals. Ein hämisches Lachen drang in meine Ohren. Starr vor Schreck stand ich da. Mein Herz setzte einen Schlag aus als seine Hände mich an den Schultern packten und mich mitzogen. Kleine schwarze Pünktchen verschwammen meinen Blick. Ein lauter Schrei hallte vom Nichts wider.

Geschockt riss ich die Augen auf. Schwer atmend und schweißgebaded lag ich in der Mitte meines Doppelbettes. Erleichtert drehte ich micht auf die Seite und krallte mich in mein Bettlaken. Es war nur ein Traum, redete ich mir ein um mich zu beruhigen. Glasklar hatte ich noch das Gesicht des Räubers vor Augen. Es war atemberaubend schön, mit Außnahme der drei Narben auf der linken Wange.

Mit einem lauten Knall wurde die Tür geöffnet. Mein Vater stand keuchend im Türrahmen. Anscheinend hatte ich nicht nur im Traum geschrien. Besorgt setzte er sich an meine Bettkante und strich mir beruhigend über mein langes Haar. Langsam und vorsichtig setzte ich mich auf. Er streckte die Arme aus und umarmte mich. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seiner fleischigen Brust.

Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, bemerkte ich, dass die Sonne gerade unterging. Verwirrt blickte ich zu der großen Uhr an meiner gelb gestrichenen Wand. Die Zeiger waren beide nach unten gerichtet. Ich hatte also ungefähr fünf Stunden geschlafen, und war immernoch total erschöpft.
 

Diesen Abend musste ich die ganze Zeit an den Räuber aus meinem Traum denken. Er kam mir so bekannt vor, als ob ich ihn mein ganzes Leben lang kennen würde. Aber wohin wollte er mich mitnehmen? Mir fiel auf, dass ich mir noch nie darüber Sorgen gemacht hatte, was wohl mit mir geschehen würde, wenn ich mich einmal nicht wehren konnte. Wenn sie mich entführen würden. Aber ehrlich gesagt wollte ich auch nicht darüber nachdenken. Ich schüttelte den Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken. Beim Durchstöbern meines Gehirnes schlief ich ein.



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