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Im Wirbel der Zeit

von

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„Willkommen bei New Scottland Yard!“ Watson hatte vor einem blank polierten Hochhaus gehalten. Sein Begleiter schien unbeeindruckt und versuchte verzweifelt aus dem Auto zu kommen.

„Der Knopf in der Mitte“ wurde es ihm hilfreich erklärt, während Watson selbst ausstieg.

„Ich danke ihnen!“, erklang es freundlich aber unwillig, als Holmes ihm folgte.

Bevor sie aber in das Hochhaus gehen konnten kramte Watson zwei Klemmausweise hervor und reichte Holmes einen davon. „Machen sie sich den ans Hemd, damit man sie auch rein lässt.“ Der Detektiv tat, was man ihm sagte und folgte ihm dann.

Das erste was sie sahen, war eine große Rezeption, die hinter kugelsicherem Glas verborgen war. An einer Seite davon tummelten sich Menschen, die eine Anzeige machen wollten, die andere Seite war frei und genau diese steuerte Watson nun an. Noch immer sprach Holmes nicht, sah sich jedoch sehr genau um, damit er sich alles einprägen konnte.

„Hy, Susi! Der Chef erwartet uns!“ Flirtend lächelte Watson die alternde Dame an der Rezeption an.

„Ich weiß bescheid!“, lächelte sie verlegen zurück und musterte Holmes. „Nette Wiederbelebung!“

„Mrs!“, grüßte Holmes anständig und sah sich weiter um.

„Heißes Fahrgestell, ich weiß“ grinste Watson und zwinkerte ihr zu.

„Ich glaub, er weiß nicht, wovon du sprichst!“, kicherte sie vergnügt zurück und betrachtete Holmes Gesichtsausdruck amüsiert. „Ich wünsche euch viel Spaß!“

„Werden wir haben!“ Ihr wurde eine Kusshand zugeworfen, bevor er Holmes durch eine Tür lotste, die sie ihnen elektronisch öffnete. Kurz darauf kamen sie an eine weitere Tür. „Nicht erschrecken. Sie müssen erst ihren Ausweis vor diesen Sensor halten und dann das Kinn auf dieser Halterung ablegen, dabei ja nicht blinzeln!“

„Würden sie mir das mit dem Blinzeln erklären?“, fragte der Detektiv ihn distanziert.

„In der Tür ist ein Gerät, welches quasi ein Bild ihres Auges macht und dieses speichert. So erkennt man sie wieder.“

„Also wie ein Fingerabdruck.“, zeigte er, dass er verstanden hatte und das ihm bewusst war, dass jedes Auge genau so einzigartig war.

„Sie haben es durchschaut!“ lobte Watson und deutete ihm an es auszuprobieren.

Das tat Holmes auch und sogar genau nach Anweisung. Er hielt seinen Ausweis von seinem Hemd an das Gerät und hielt dann sein Gesicht vor die angegebene Stelle. Doch als seine Augen gescannt waren, taumelte er zurück und rieb sich die Augen. Watson verkniff sich ein Grinsen und fing ihn quasi auf.

„Vorsichtig!“

„Ich bin blind!“, erklärte Holmes und tastete nach der Wand, die Augen weiter zusammen gekniffen.

„Sie sind nicht blind! Sie haben sich nur erschreckt!“ versicherte sein Begleiter und hielt ihn aufrecht.

Holmes massierte sich noch einmal die Nasenwurzel, bevor er langsam und blinzelnd seine Augen öffnete. „Ich werde da nicht noch einmal hinein sehen!“

„Sie müssen davor keine Angst haben, ihren Augen kann überhaupt nichts passieren.“

„Meine Augen sind mir zu schade dafür! Ich werde es nicht mehr machen.“, erklärte Holmes und trat endlich durch die Türe. Jene schloss sich direkt wieder hinter ihm und ließ Watson erst durch, nachdem er dieselbe Prozedur über sich hatte ergehen lassen.

Da sah Holmes bereits neugierig in einen kleinen Fensterlosen Raum, dessen Tür sich immer wieder schließen wollte, doch durch seine Anwesenheit gehindert wurde.

„Sie haben den Fahrstuhl gefunden!“ lobte Watson und trat neben ihn. Nun traf ihn ein noch größerer, beleidigter Blick.

„Das ist ein Raum und kein Stuhl! Außerdem glaube ich nicht, dass Räume fahren können!“

Der Arm des Detektivs wurde ergriffen und er in den ‚Raum’ geführt.

„Ich zeig es ihnen.“

Als sich die Türe hinter ihnen schloss, sahen sich graue Augen intensiv um und warteten darauf, was geschehen würde. Watson drückte den Knopf für die oberste Etage und schon setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Er wurde mit großen Augen angesehen.

„Was...?“

„Das Büro des Polizeichefs ist im 20. Stock, irgendwie muss man da ja hinkommen.“

Bereits kurz danach hielt der Fahrstuhl wieder und Holmes flüchtete regelrecht aus diesem, als sich die Türe öffnete.

Gelassen verließ Watson hingegen den Fahrstuhl. „Wenn sie wollen. können wir nach dem Gespräch machen, was immer sie sich aussuchen.“

„Auch das Gebäude zu Fuß verlassen?“, fragte Holmes nach. Für einen Moment sah Watson ihn an, als hätte er den Verstand verloren, dann gab er nach.

„Na gut.“

„Danke sehr!“

Holmes hatte kaum zu Ende gesprochen, als er auch schon hörte, wie sie angesprochen wurden. „Da sind sie ja, Dr. Watson! Wo bleiben sie denn so lange? Ah und da ist mein Mann!“

„Hier, wie bestellt, Chef!“ erklärte Watson und trat zur Seite, damit der Polizeichef den Detektiv begrüßen konnte.

Der trat auch gleich näher und reichte dem Wiedergeborenen seine Hand. „Guten Tag, mein Name ist William Lestrade und ich habe sie in Auftrag gegeben.“ Im Gegensatz zu dem Polizeichef konnte Watson sehen, dass das den Detektiv nicht im Geringsten beeindruckte.

„Ich habe Mr. Holmes bereits gesagt, dass er aus einem Grund hier ist.“

„Ah, ja! Wieso gehen wir nicht in mein Büro, dann können wir alles in Ruhe besprechen!“
 

Sie kamen eine knappe Stunde später wieder aus dem edlen Büro des Polizeichefs und Holmes seufzte. „Es wird sich nie ändern!“

„Was wird sich nie ändern?“ fragte Watson, als er ihn zum Treppenhaus führte.

„Lestrade gibt sich als Polizeichef aus und hat noch nicht mal ein Buch in seinem Büro!“, erklärte sich der Detektiv und war froh, dass er die Treppe benutzen konnte.

„Auf seinem Schreibtisch lag ein Ebook, darin kann man über 100 Bücher speichern.“

„Was auch immer das ist, man sah deutlich, dass er es noch nie verwendet hat!“, schnaubte Holmes abfällig und wurde etwas schneller. Kichernd folgte Watson ihm flicken Schrittes.

„Lassen sie ihn das nur nicht hören!“

„Ich hab es ihm nie gesagt!“, schmunzelte Holmes nun auch wieder und lächelte dem anderen zu.

Der Blonde strahlte ihm entgegen. „Wissen sie was? Sie dürfen sich aussuchen, wo es hingeht, denn laut ärztlicher Anweisung, müssen sie sich noch akklimatisieren!“ Er wurde mit einem schiefen und amüsierten Blick betrachtet.

„Es ist zwar mein Traum, aber ich kenne mich hier nicht aus! Jedoch wäre ich dankbar, wenn ich vernünftige Kleidung bekäme.“

„Dass lässt sich bewerkstelligen!“ Watson griff nach seiner Hand und zog ihn schneller die Treppen runter und Holmes ließ sich bedenkenlos ziehen.

„Ich danke ihnen!“

„Ich hab mir erlaubt, die Sachen, die man für sie beschafft hat, mit zu mir zu nehmen. Wenn ihnen das nicht passt, suchen wir ihnen was Eigenes.“

Wieder bedankte sich der Schwarzhaarige und wurde langsamer, als sie das Erdgeschoss erreichten. „Das heißt, wir fahren nun zu ihnen?!“

„Wenn es ihnen recht ist…“ ließ Watson die Einladung offen.

„Sehr gern sogar!“, bestätigte Holmes und war wirklich begeistert und neugierig.

„Dann kommen sie!“ lachend zog Watson ihn aus dem Haus heraus, nicht ohne Susi zweideutig zu zuzwinkern.

„Sie haben diese Mrs. Susi sehr gern!“, stellte Holmes am Auto fest und stieg ein.

„Sie ist eine herzensgute Frau und kann toll backen“ erklärte Watson als Bestätigung.

„Es ist nichts ungewöhnliches daran, wenn sich Menschen mit großem Altersunterschied mögen. Nur das ich es noch nie so in der Öffentlichkeit präsentiert gesehen habe.“, gab Holmes zu.

„Sie müssen bedenken, in welchem Jahr sie sind. Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich. Die Teenager knutschen sogar auf offener Straße!“ Der Arzt fuhr los und das schnell, aber sicher. Er wurde empört betrachtet.

„Wie ungehörig!“

„Es stört sich keiner daran, also was solls.“

„Meinen sie es denn ernst mit Mrs. Susi?“, fragte Holmes kopfschüttelnd nach. „Oder ist eine feste Verbindung heute nicht mehr von Wichtigkeit behaftet?“

Gäbe es in dem Wagen kein Sicherheitssystem, wäre Watson beinahe gegen einen Baum gefahren. „Ich und Susi?? Also selbst wenn das Alter nicht wäre, so ist sie doch so überhaupt nicht mein Typ!!“

„Es sah mir aber danach aus.“, erklärte Holmes unbedarft.

„Da haben sie sich eindeutig versehen!“ erklärte der andere bestimmt.

„Sie waren sich sehr vertraut und zugewandt. Außerdem war ihr Augenkontakt auch sehr zärtlich miteinander.“, berichtete Holmes seine Beobachtung weiter.

„Ich mag sie, sie ist eine Art mütterliche Freundin, aber da ist nicht das geringste sexuelle Interesse!“ versicherte Watson ihm.

„Oh.“ Holmes grinste verlegen. „Verzeihen sie bitte!“

„Schon ok, es gibt schlimmeres.“

Der Detektiv bedankte sich und sah aus dem Fenster. „Es ist alles so anders...“

„Es muss schwer sein. Ich könnte mir ja nicht mal vorstellen in ihrer Zeit zu leben.“ Aus dem Augenwinkel wurde Holmes mitfühlend angesehen. „Wenn ich ihnen helfen kann, sag mir einfach bescheid.“

„Wir könnten uns nach einer Bleibe für mich umsehen und sie könnten mir verraten, wie ich meinen Beruf hier ausführen kann, damit ich die Wohnung bezahlen kann.“, bat Holmes nun.

„Sie können gerne erst einmal bei mir bleiben, ich habe mehr Platz als ich brauchen kann!“

Das Lächeln das Watson nun gezeigt wurde, war allein für diesen bestimmt, denn Holmes erinnerte sich nur zu genau daran, dass er schon einmal eine ähnliche Unterhaltung mit einem anderen Watson gehabt hatte. „Wenn sie mit mir leben können, will ich es gern annehmen.“

„Dann sollten wir es versuchen! Ich bin sicher wir kommen toll zurecht!“ Strahlend gab der junge Arzt Gas. Derweil krallte sich Holmes doch ein wenig in den Sitzt.

„Davon bin ich auch überzeugt!“

Da näherten sie sich auch schon ihrem Ziel. „Sehen sie die Häuser dahinten? Da wohne ich.“

„Ich kann mich erinnern, wann sie gebaut wurden.“, erzählte Holmes stolz und war zufrieden.

„Man bemüht sich alles vom alten London zu erhalten, dass die Kriege und die Zeit überstanden hat. Drinnen ist es dagegen wesentlich moderner.“

Sie stiegen aus, als sie das Haus erreichten und Watson traf wie so oft ein fragender Blick. „Kriege?“

Der Arzt schlug sich gegen die Stirn. „Das können sie ja gar nicht wissen. Es gab drei Weltkriege“ wurde es ihm ruhig erklärt.

„Die ganze Welt hat Krieg geführt? Alle Länder? Und das ganze drei Mal?“ Holmes erschauerte und fühlte sich mit einem Mal sehr unwohl.

„Nun, zumindest die großen Länder waren involviert. Idiotisch wenn sie mich fragen. Als würde es etwas geben, dass wichtig genug wäre, um dafür massenweise Menschen in den Tod zu schicken.“ Als Watson wieder neben dem Detektiven stand, hielt sich dieser automatisch an dessen Arm fest und ließ sich ins Haus führen.

„Ich mag ihre Einstellung!“

„Man wünscht sich nur jeder Mensch würde so denken?“ fragte Watson schmunzelnd nach und schloss die Haustür auf.

„Dann wäre ich wohl arbeitslos.“, versuchte sich Holmes abzulenken. Der Arzt ergriff seine Hand.

„Kommen sie, ich zeige ihnen die Wohnung.“

„Gern!“, erwiderte Holmes und staunte schon im Flur. „Das sind ja sehr helle Gaslaternen und so klein! Ich hatte mich schon bei dieser Mrs. Gray gewundert. Da war so ein helles Licht, als ich aufwachte.“ Dann zuckte er zusammen, als eine Stimme Watson begrüßte und niemand da war, dem eine Stimme zuzuordnen war. Beruhigend wurde ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.

„Keine Panik, sie halluzinieren nicht. Das war Jane. Sie ist die Stimme einer künstlichen Intelligenz, die sich um die Wohnung kümmert.“

„Eine künstliche... Intelligenz?“ Watson wurde fragend angesehen.

„Schwer zu glauben, was? Aber fragen sie, sie nur, was sie wollen!“ Der Arzt hing seine Jacke auf und streckte sich.

„Sagen sie, Jane, hätten sie nachher Zeit, einen Tee mit mir zu trinken, damit wir uns einmal ausgiebig unterhalten können?“, fragte Holmes, der jetzt lieber weiter bei Watson bleiben wollte.

Wieder erklang die, neutral klingende, Frauenstimme. „Ich stehe jederzeit für eine Konversation zur Verfügung, Tee allerdings wäre schlecht für meine Schaltkreise.“

Und wieder runzelte Holmes die Stirn. „Was auch immer Schaltkreise sind...“, murmelte er leise, bevor er laut antwortete. „Gut, wie sie möchten. Wie kann ich sie erreichen, wenn ich mit ihnen sprechen möchte?“

„Sie können mich überall in dieser Wohnung erreichen, indem sie einfach das Wort an mich richten oder über einen Internetzugang.“

„Danke sehr, Jane!“ Holmes trat wieder näher an Watson. „Sie sagten, sie hätten Kleidung für mich?“

„Na klar!“ kommen sie nur mit, sie liegen im Gästezimmer!“

So ließ er sich ins Gästezimmer führen und sah sich um. „Ich nehme an, dass ist der Kleiderschrank?“, fragte er Watson und deutete auf eine Türe.

„Sie haben es erkannt. Wenn was fehlt schreien sie, ich mach uns solange Tee fertig.“ Watson zwinkerte ihm zu. „Natürlich nur, wenn sie mir sagen, was für Tee sie wollen.“

Da knöpfte sich Holmes bereits das Hemd auf und ließ es von seinen Schultern gleiten. „Ich überlasse ihnen die Wahl des Tees.“

Blaue Augen wanderten über den Entblößten. „Irgendwelche… Allergien, von denen ich wissen sollte?“

Holmes entkleidete sich weiter und schüttelte den Kopf. „Völlig unempfindlich gegen fremde Stoffe.“, erklärte er dabei ruhig und ließ die Hose zu Boden gleiten.

„Ekel? Gegen irgendwas?“

„Nein, sie haben vollkommen freie Hand!“, bestätigte Holmes sich noch einmal und zog seine Schuhe und seine Socken aus.

Watson verließ den Raum und wedelte sich kühle Luft zu, während er flüsterte: „Jane, Mach mir ein paar Fotos von dem Anblick.“

„Sie sind ein Spanner, John!“, flüsterte sie zurück bevor sich ihre Stimme abschaltete.

Fröhlich pfeifend schlenderte Watson nun in die Küche und füllte dort den Wasserkocher. „Wasser erhitzen.“ Das Gerät schaltete sich ein, bevor sich wieder Janes Stimme meldete.

„Ihr Auftrag ist erfüllt. Möchten sie das Ergebnis sehen?“

„Heute Abend, wenn ich ungestört bin“ bestimmte er. „Sag mir lieber ob ich Emails bekommen habe oder jemand angerufen hat.“

„Sie haben mehrere Anrufe von der Arbeit bekommen und ich soll ihnen ausrichten, dass sie sich ausschließlich um Mr. Holmes kümmern sollen, bis der Fall abgeschlossen ist. Natürlich dürfen sie ihm alles in der Pathologie zeigen, wenn er Interesse zeigen sollte. Außerdem haben sie mehrere Emails von ihrer Mutter erreicht. Sie ist die nächsten Wochen auf den Luft gepolsterten Seschellen mit ihrem neuen Freund.“

Da wurde der junge Mann hellhörig. „Neuer Freund? Wer und der wievielte ist es?“

„Es ist der fünfzehnte.“, kam es monoton. „Sein Name ist John Barrowman. Er ist dreißig und der Sohn eines Großindustriellen.“

„Momentane Vermögenslage?“

„Unbekannt.“

Ihr Eigentümer brummte nachdenklich. „Behalte das im Auge und setz für mich eine Antwort auf, von wegen ich wünsche einen schönen Urlaub, sie soll mir was mitbringen etc.“

„Natürlich John, ich werde alles zu ihrer Zufriedenheit erledigen!“, versprach Jane und schaltete sich wieder ab.

Watson bereitete inzwischen die Tassen vor und holte Teebeutel hervor. Doch genau da schaltete sich seine elektronische Haushälterin wieder ein. „Verzeihen sie, wenn ich mich wieder einschalte, John. Aber bei jemandem wie Sherlock Holmes sollten sie keine Teebeutel verwenden, sondern frische Blätter brühen. Sie finden sie im 3. Schrank, zweite Ablage, dritte Dose.“

Er kramte alles hervor. „Und wie genau mach ich das jetzt?“

„Ich werde ihnen das Wasser auf 80 Grad erhitzen. Sie geben dieses mit den Blättern in die Teekanne. Dann lassen sie das ganze ruhen, bis das Wasser in der Kanne 64 Grad hat. So können sie ihn servieren. Wenn sie dabei die Teekanne ihrer Großmutter verwenden, haben sie ein eingebautes Sieb, dass die Blätter später nicht mit in die Tassen lässt.“

„Meine Güte, dass ist ja viel zu aufwendig“ grummelte der Arzt, tat aber was Jane ihm gesagt hatte.

„Das ist die gute, englische Art, Tee zuzubereiten.“, erklärte ihm diese und schaltete sich wieder ab, genau in dem Augenblick, als das Wasser heiß genug war. „Sie haben nun 80 Grad Wassertemperatur!“

„Ok, dann wollen wir mal.“ Er goss das Wasser in die vorbereitete Kanne und dann in seinen Becher.

„Wenn ich ihnen noch einen Tipp geben darf, John?“, meldete sich Jane wieder.

„Immer her damit!“

„Legen sie Mr. Holmes noch Zitronenscheiben dabei und Zuckerstücke. Es wäre für einen wahren Engländer zwar ein Frevel Zucker zu verwenden, doch es kann möglich sein, dass er welchen möchte.“

„Wird gemacht!“ erklärte der Arzt und kramte die Utensilien hervor.

„Dann wünsche ich ihnen eine angenehme Teestunde mit dem berühmtesten Detektiven aller Zeiten!“, verabschiedete sie sich wieder.

„Jaja, lass mich nur allein“ murmelte der junge Mann und schnitt die Zitrone.

Als er schließlich wieder bei Holmes an der Zimmertüre klopfte, war dieser bereits fertig gekleidet und fühlte sich nun wieder deutlich sichtbar wohl in seiner Haut. So öffnete der Detektiv die Türe und lächelte ihn an. „Ihr Tee duftet köstlich, Watson!“

„Ich hoffe er ist so in Ordnung, Jane sagte mir, dass sie keinen Teebeutel haben wollen würden.“ Watson trug das Tablett hinein und stellte es auf einen Beistelltisch, in einer kleinen Sitzecke.

„Teebeutel?“ Holmes überlegte, bevor er vehement den Kopf schüttelte. „Ich habe von dieser Erfindung gehört, doch ich kann mir nicht vorstellen, einen ordentlichen Tee mit solchen Dingern serviert zu bekommen!“ Er schnaubte. „Danke, keine Teebeutel sind völlig in Ordnung.“

„Nun, ich kann mir nicht vorstellen ihn so zu trinken wie sie.“

Watson wurde mit einer erhobenen Augenbraue betrachtet. „Schließen sie die Augen!“ Gehorsam tat der junge Mann was ihm gesagt wurde. Dann füllte Holmes seine Tasse mit Tee, gab noch einen Spritzer Zitrone hinzu und blies ihn etwas kühler. Schließlich hielt er die Tasse an Watsons Lippen. „Versuchen sie!“

Vorsichtig nahm der Arzt einen Schluck und nickte dann. „Nicht schlecht.“

„Möchten sie eine ganze Tasse davon trinken?“, fragte Holmes nun lächelnd und zog seine Tasse wieder zurück.

Watson hob seinen eigenen Becher an. „Ich hab, aber vielen dank.“

Sie blieben ein paar Minuten still und tranken genüsslich ihren Tee, bevor Holmes wieder die Stimme erhob. „Mit vernünftiger Kleidung am Leib fühle ich mich gleich besser.“

„Mir reichen meine Jeans und meine Shirts“ grinste Watson und zupfte sich an seinem weißen Shirt rum. Daraufhin schüttelte sein Gegenüber den Kopf.

„Ich kann nicht nachvollziehen, wie man so freizügig herum laufen kann.“

„Es ist bequem“ konterte der Arzt.

„Es ist nackt!“, stellte Holmes fest. „Ganz besonders diese jungen Frauen die ich auf unserem Weg gesehen haben. Selbst bestimmte Damen in verschiedenen Etablissements sind besser gekleidet!“

Watson verfiel beinahe in einen Lachanfall. „Das mag wohl sein, aber wenn sie das einer Frau von heute sagen würden sie es bereuen!“

„Bereuen?“, fragte Holmes nach.

„Haben sie die Schuhe gesehen, die diese Frauen tragen? Stellen sie sich mal vor, so ein Absatz bohrt sich an eine bestimmte Stelle!“

„Trotzdem ist ihre Kleidung sehr billig gehalten!“, bestand Holmes und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er seinen Tee abgestellt hatte. „Ich bin mir hingegen sicher, dass sie in einem entsprechenden Anzug sehr gut aussehen würden und sich präsentabel in der Partnersuche geben würden.“

Grinsend streckte Watson sich, so dass ein wenig Bauch entblößt wurde. „Ich kann auch so nicht klagen.“ Er wurde gemustert, als der Detektiv grinste.

„Sie machen Sport?“

„Wenn ich Zeit habe“ erklärte Watson gelassen.

„Ich boxe gelegentlich.“, erzählte ihm Holmes da freiwillig von sich.

„Boxen? Dafür ist ihre Nase aber noch ziemlich grade“ erklärte Watson grinsend. „Ich trainiere bloß ab und zu als Ausgleich für die Arbeit.“

„So ähnlich geht es mir auch!“, lächelte der Andere und schüttete sich Tee nach.

„Und boxen hilft ihnen sich zu entspannen?“

„Ja. Ich habe zwar schon lange keinen guten Gegner mehr gehabt. Doch es ist sehr entspannend und wohltuend.“, erklärte er weiter.

„Ich habe ein Trainingszimmer, wenn sie wollen können wir da einen Sandsack aufhängen.“

„Das wäre sehr zuvorkommend!“, lächelte Holmes und wechselte Abrupt das Thema. „Was für ein Doktor sind sie eigentlich?“

„Ich bin Pathologe“ erklärte Watson stolz. „Ich bin aber auch ausgebildeter Chirurg.“

„Und sie sind es gern!“, stellte Holmes grinsend fest.

„Es ist ein toller Job und ich hatte bis jetzt noch keine Patienten, die sich beschwert haben!“ Grinsend fuhr sich der Arzt durch die Haare.

„Dann wäre der Patient auch beim falschen Arzt!“, grinste der Andere fröhlich mit.

Watson kicherte. „Ich würde wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen, wenn eine der Leichen plötzlich ‚Au!’ schreit!“

„Dann ist es ja gut, dass ich nicht bei dir erwachte.“

„Stimmt, dann könnten wir jetzt nicht Tee trinken.“

„Was können sie mir denn empfehlen, was wir heute machen können?“

Genüsslich trank Watson seinen Tee leer, bevor er antwortete. „Das kommt darauf an, wonach ihnen der Sinn steht. Ich bin von offizieller Seite angewiesen worden auf sie aufzupassen, ich habe also alle Zeit der Welt. Wir könnten uns London ansehen, oder wir könnten daran arbeiten ihnen einen Überblick zu geben über die vergangenen 200 Jahre.“

„Vielleicht bekommen sie ja eine Kombination von Beidem hin.“, grinste Holmes zurück.

„Wir gehen rum und ich erzähle ihnen was ich weiß?“

„So in der Art dachte ich mir das!“, stimmte er zu und nickte.

Überlegend nickte Watson. „Wir könnten zu erst die nähere Umgebung erkunden, dann sind wir nicht weit weg, sollte es ihnen zu viel werden.“

„Wenn sie meinen das es richtig ist, werde ich mich dem anschließen.“

„Schön! Dann ziehen wir gleich mal um die Häuser!“

Sie erhoben sich und Holmes stieg über seine auf dem Boden liegen gelassene Kleider, als er zur Tür ging. Schon kurz darauf standen sie auf der Straße und Watson ergriff seinen Arm.

„Links oder rechts?“

Holmes führte ihn elegant nach links, weil ihm das miteinander gehen bekannt war. War das in seiner Zeit doch nichts besonderes, dass auch Herrn so etwas taten. „Frage beantwortet?“

„Absolut.“ Grinsend sah der Arzt ihn an. „Davon ist übrigens der Supermarkt.“

Holmes Blick glitt zu dem was Watson ihm sagte. „Ein Geschäft?“

„Genau, da kann man Lebensmittel und alles andere kaufen, was man so braucht.“

„Alles?“

Der Arzt nickte. „So gut wie.“

„Ich würde mir das gern betrachten!“, erklärte Holmes und sah ihn fragend an. „Ist das für sie in Ordnung?“

„Klar!“ Unbekümmert zog Watson ihn in den Supermarkt. Doch bei den Einkaufswagen blieben sie wieder stehen.

„Wofür ist das?“

„Die benutzt man, um die Waren während des Einkaufs bequem zu transportieren. Wollen sie einen benutzen?“

„Ja!“, bestimmte Holmes, fragte aber dennoch weiter, als er versuchte so ein Ding an sich zu nehmen und zu fahren. „Was ist mit einem ganz normalen Korb?“

„Die gibt es auch noch, aber besonders, wenn man viel kaufen muss, ist es leichter zu schieben, als zu tragen.“ Watson zog seine Geldbörse hervor und holte eine Münze raus, mit der er den Wagen löste.

Der Detektiv gab ein Geräusch von sich, das zeigte, er hatte verstanden, dann versuchte er endlich den Wagen. „Gibt es heute nur noch Großfamilien?“

„Ganz im Gegenteil, die Geburtenraten gehen zurück, aber viele kaufen nur einmal die Woche ein und brauchen dem entsprechend viel.“

„Aber die frischen Waren, wie Wurst, Käse und Fleisch verderben doch so schnell!“, stellte Holmes fest.

„Dagegen gibt es inzwischen Mittel und Wege“ versicherte der junge Mann und trat vorweg an die automatische Schiebetür.

„Faszinierend!“, hauchte der Detektiv und folgte ihm, wobei er aus dem Staunen nicht mehr heraus kam.

„Gefällt es ihnen?“ Watson strahlte wie ein Kind im Süßigkeitenladen, bei dem Erstaunen seines Begleiters.

„So viele Sachen!“, begeisterte sich Holmes und fasste alles an, an das er heran kam. Watson ließ ihn machen, auch wenn sie manche Leute begannen seltsam anzusehen. „Was ist das?“, fragte er auch immer mal wieder und hielt die unterschiedlichsten Früchte hoch, was in diesem Fall eine Pitahaya war.

„Eine Drachenfrucht, sie kommt glaube ich aus Mittelamerika.“ Watson besah sich die Äpfel. „Sie werden importiert, schmecken fürchterlich wenn sie nicht reif geerntet werden.“

„Bei der Geschwindigkeit, welche die Fortbewegungsmittel haben, kann man natürlich exotische Früchte aus aller Welt herholen.“, stellte Holmes fest. „Ich wüsste zu gern, wie sie schmeckt.“

„Dann kaufen wir sie!“

Da legte Holmes die Frucht wieder weg. „Es tut mir leid, aber ich habe hier kein Geld.“

„Machen sie sich darüber keinen Kopf, Scottland Yard zahlt ihre Ausgaben.“ Watson packte zwei Früchte ein. „Was wollen sie noch probieren?“

„Alles was ich noch nicht kenne!“, kam es prompt zurück.

Der junge Mann lachte auf. „Dann packen sie alles ein!“

So gingen sie durch den Supermarkt und Holmes packte tatsächlich alles in den Einkaufswagen, was er probieren wollte. Doch an der Kasse stockte er und erblasste sogar etwas, als er den Preis erblickte. „Das ist ja...!“ Doch sein Begleiter zuckte nicht mal mit der Wimper, sondern zahlte brav.

„Ich hoffe ihnen schmeckt auch alles, was sie da eingekauft haben.“

„Wer weiß...“ Holmes beobachtete, wie ihr Einkauf verpackt wurde und staunte, als es ihnen dann nicht übergeben wurde. „Ähm...“

„Man liefert sie direkt nach Hause. So müssen wir sie nicht schleppen“ erklärte Watson ihm ruhig.

„Und woher...? Die Adresse...?“

„Die ist auf meiner Kreditkarte gespeichert.“ Watson hielt das Plastikgeld hoch. „Damit zahlt man auch.“

„Das ist Geld?“, verblüfft, nahm Holmes ihm die Kreditkarte ab und betrachtete sie genau.

Watson führte ihn unterdessen nach draußen, wo sie den Wagen wieder abstellten. „Quasi. Mein Geld ist auf der Bank und mit dieser Karte habe ich Zugang zu meinem Konto.“

„Ich finde es ist keine gute Erfindung! Die Gefahr sich damit in Schulden zu begeben ist viel zu hoch! Alternativ muss man ständig seine Finanzen im Kopf haben.“, stellte Holmes fest.

„Sollte man das nicht eh?“ fragte Watson grinsend nach und nahm ihn wieder am Arm. „Jeder sollte doch wissen, wie er im Leben steht, auch finanziell. Kann man sich die Miete leisten oder das neue Sofa? Dafür muss man die Zahlen doch eh im Kopf haben.“

„Sehr wohl, das sollte jeder vernünftige Mensch. Doch ich sagte lediglich, dass die Gefahr für Schulden mit so einer Karte sehr groß ist, weil es genügend Menschen gibt, die der Versuchung nicht widerstehen können.!“

„Da haben sie natürlich recht. Aber diese Gesellschaft kümmert sich nicht um die Gefahren, solange es das Leben bequemer macht.“ Der Junge Arzt nickte zu einer Häuserwand, wo eine Kamera befestigt war. „Damit wird die Straße hier überwacht, diese Kamera sendet Bilder in eine Zentrale, wo sie jederzeit angesehen werden können. Wen interessiert unsere Privatsphäre, wenn es doch so ‚sicherer’ ist. Diese Welt ist leider nur technologisch fortschrittlich.“

Sein Freund schürzte die Lippen. „Seltsame Zeit! Warum sollte man mich bei so einer Überwachung brauchen? Außerdem...“ Er schüttelte sich. „...ich bin nicht der Typ, der sich derartig überwachen lässt!“

„Tja, der Nachteil einer Demokratie ist, dass auch die Idioten wählen gehen und dann denen die Macht geben, die so was veranlassen.“

„Politik ist eben nun einmal die Herrschaft der Dummen über die Blöden.“, beendete Holmes dieses doch zu ernste Gespräch für ihre Unternehmung und sah die Straße entlang. „Ich bin viel mehr gespannt, was sie mir noch so alles zeigen werden, Watson!“

„Ochlokratie, was?“ Der junge Arzt schmunzelte. „Aber sie haben recht, wir sollten weiter gehen!“ So gingen sie weiter und Holmes war von den unterschiedlichsten Fahrzeugen beeindruckt, die an ihnen vorbei kamen. Manch einmal musste Watson ihn sogar daran hindern, hinter etwas her zulaufen. Dann wurde er immer missbilligend angesehen.

„So lassen sie mich doch!“

„Sie werden noch überfahren“ erwiderte Watson ruhig und zog ihn weiter. Daraufhin brummte der Detektiv nur und sah von weitem etwas das mit viel Licht warb. Watson folgte seinen Blick und wandte dann den Kopf, etwas verlegen ab. „Watson?“, fragte er nach.

„Ich weiß nicht, ob das was für sie ist.“

„Erklären sie sich!“

„Das… ist ein Gay Club…“

„Aber das ist doch hervorragend!“, begeisterte sich Holmes und ging weiter auf den Club zu. Doch der junge Arzt hielt ihn zurück.

„Ich glaube sie verstehen nicht.“

„Was sollte es da nicht zu verstehen geben?“, bekam er sofort eine Gegenfrage.

„Mit Gay meine ich Homosexuell!“

Noch immer wurde Watson fragend angesehen, war das Wort Homosexuell doch in dem Sinne eine Erfindung der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. „Mh? Ich muss gestehen, dass ich diesen Begriff hin und wieder mal hörte, doch man ihn mir nie erklären konnte.“

„Nun, die offensichtliche Herleitung beschreibt es schon gut.“ Watson fuhr sich durch die Haare und zerwühlte diese. „Im Klartext: Das hier ist ein Club für Männer, die sexuelle Kontakte zu anderen Männer suchen.“

Holmes hingegen blinzelte und fand es niedlich, wie er mit den zerzausten Haaren aussah. „Nun, für ein geheimes Etablissement ist es aber ganz schön offensichtlich!“

„Wieso geheim?“ Watson sah ihn verwirrt an. „Die verteilen sogar Kondome am Eingang, daran ist nichts geheim.“

„So eine Liebschaft ist gesetzlich verboten!“, stellte der Detektiv sofort klar. Blaue Augen blinzelten ihn verwirrt an.

„Es war mal verboten?“

Dem konnte Holmes nur nickend zustimmen. „Es stand unter Strafe und man landete dafür gut und gern einige Jahre im Zuchthaus!“

„Das wusste ich gar nicht“ erklärte Watson sich. „Also heutzutage ist es legal! Gleichgeschlechtliche Paare dürfen sogar heiraten!“ Dafür erntete er ein Lächeln.

„Ich mag ihre Toleranz!“

Der Arzt zuckte die Schultern. „Ist doch das natürlichste der Welt.“

„Das gab es zu meiner Zeit noch nicht.“, erklärte sich Holmes noch einmal und sah ihn wieder fragend an. „Was ist eigentlich ein Kondom?“

„Ein Verhütungsmittel.“ Watson kramte sein Portmonee hervor und zog ein kleines silbernes Päckchen hervor. „So was hier.“ Neugierig wurde es ihm aus der Hand genommen und Holmes fühlte, dass sich darin etwas glitschiges befand.

„Und wie funktioniert das?“

„Ich glaub so was gab es in ihrer Zeit auch, nur aus Tierdärmen. Man streift es sich über und hat so Schutz vor Krankheiten und Schwangerschaft.“

Holmes bekam es aufgerissen und zog eine Augenbraue hoch. „Schutz? Die Dinger sind so sicher wie eine Granate in den Händen eines Kindes!“

„Die hier sind zu 99% sicher. Ich wollte nur erklären, dass die Handhabe dieselbe ist.“

Noch immer war der Detektiv nicht überzeugt und betrachtete sich das Kondom genauer, bevor er es begann aufzublasen. Schmunzelnd wurde er angesehen.

„Ich glaube das macht jeder beim ersten Mal.“

Er entließ die Luft wieder und packte es in seine Jackentasche. „Ich werde das in meinem Zimmer genau prüfen. Kommt Luft heraus, ist es undicht!“

„Ich hab zu Hause noch mehr, falls sie mehr Material benötigen.“

„Davon können sie ausgehen.“, erklärte Holmes lächelnd. Watson erwiderte den Blick grinsend.

„Wollen sie mal rein sehen?“

„In diesen Club?“, fragte Holmes nach.

Watson nickte und zuckte dann die Schultern. „Falls es sie interessiert.“

„Ich bin an allem interessiert und wenn es nur daher ist, um Informationen zu sammeln!“, erklärte der Detektiv und schlug den Weg ein.

„Seien sie nur nicht schockiert“ bat der Blonde ihn, als er zu ihm auf schloss. „Und gehen sie mit niemandem in einen Hinterraum.“

„Was auch immer sie damit meinen...“ Vor der Tür des Clubs richtete Holmes noch einmal seine Jacke und nahm seinen Hut ab.

Um diese Zeit war nicht viel los, weshalb auch der Eintritt frei war. Nicht einmal der Türsteher hatte bereits seinen Dienst angetreten. „Dann kommen sie, verpassen wir ihnen einen Kulturschock.“

Im Innern fanden sie einen modernen Nachtclub vor, der dennoch fast 24 Stunden am Tag geöffnet hatte und Holmes sah sich staunend um. Sein Arm wurde da wieder ergriffen.

„Und? Wohl nicht das, was sie erwartet haben?“

„Es ist...“ Holmes fand nicht die richtigen Worte und ließ sich zur Bar ziehen. „...so etwas kenne ich nicht.“

„Das macht nichts, das Leben wäre ja auch langweilig würde man alles kennen.“

Der Barkeeper lächelte sie an und trat zu ihnen. „Schon so früh am Tag in Feierlaune, meine Herzchen?!“

„Das Leben ist eine einzige Party!“ erwiderte Watson grinsend und zwinkerte dem anderen Mann zu. „Trotzdem will ich nur ein Wasser.“

„Gern!“ Er zwinkerte zurück und lächelte Holmes dann eindeutig an. „Und was kann ich für dich tun, Schätzchen?“ Der stutzte etwas und fragte dann höflich nach der Karte, die ihm auch sofort gereicht wurde.

„Danke, ich werde ihnen gleich sagen, was ich möchte.“ Dann wand er sich an Watson. „Was können sie mir empfehlen?“

Der Arzt lehnte sich ihm entgegen und studierte die Karte. „Was trinken sie denn unter normalen Umständen?“

„Bis jetzt habe ich noch alles überlebt!“, schmunzelte Holmes.

„Dann…“ Watson ließ einen Finger über der Karte kreisen. „Versuchen sie das hier!“ Er deutete auf einen Drink.

„Ein Swimmingpool?“, fragte Watson nach und nickte. „Gut!“ Dann wandte er sich an den Barkeeper und bestellte den Cocktail. Zur selben Zeit bekam der Arzt sein Wasser.

„Ich hoffe es wird ihnen schmecken.“

„Ich bin gespannt!“ Holmes lächelte und sah sich von seinem Platz aus weiter um. Ganz nebenbei kommentierte er die verhältnismäßig leise Musik, die er eher für schlechten Krach hielt und Watson fragte, woher sie kam. Jener deutete auf mehrere Lautsprecher.

„Die funktionieren quasi wie der Trichter bei einem Grammophon.“

„Interessant!“ Holmes überlegte. „Gibt es auch die Möglichkeit, kleinere Trichter aufzuhängen?“

„Janes Stimme ertönt über Lautsprecher und die sind so gut wie nicht zu sehen“ erklärte Watson zustimmend.

Holmes schüttelte nun den Kopf. „Ich dachte eher, ob man es auch leiser machen kann!“

„Das hat nichts mit der Größe zu tun, aber man kann es tatsächlich leise drehen, wenn man wollte.“

Er nickte und bekam endlich seinen Drink. „Danke sehr!“

Watson hob sein Glas Wasser. „Dann auf ein neues Erlebnis!“

„Auf eine neue Zeit!“ Auch wenn er von seiner Traumidee noch nicht abgebracht war, stieß Holmes lächelnd mit ihm an.

„Auf ein neues Leben!“ stimmte der Arzt zu und trank von seinem Wasser gespannt auf Holmes Reaktion, bezüglich des Drinks. Jenem schmeckte es sogar besonders gut, weshalb er den Cocktail schnell leerte.

„Köstlich!“

„Schön, dass ihnen etwas ihrer neuen Zeit so mundet!“

„Ihre Begleitung ist auch sehr angenehm!“, lächelte Holmes und bestellte noch einmal nach.

„Ja?“ Geschmeichelt lächelte Watson und lehnte sich gegen den Tresen. „Sie haben also nichts dagegen mit mir durch London zu wandern?“

„Warum sollte ich?“, fragte der Schwarzhaarige nach und lächelte offener.

Watson zuckte die Schultern. „Vielleicht werde ich ihnen bald lästig.“ Ihm wurde auf die Schulter geklopft.

„Das hat ihr Ur- Großvater auch zu Beginn gehofft.“

Watson lachte auf. „Das kann ich kaum glauben.“

Holmes bekam seinen zweiten Drink und lachte mit. „Wer weiß...“

„Ich weiß das, ich hab schließlich seine Notizbücher gelesen, da wirkt es nicht so.“

Nun errötete der Detektiv und wand kurz seinen Blick ab. „Führen sie auch Notizbücher?“

„Nur sporadisch“ erklärte der Blonde. „Ich führe genau Buch über meine Arbeit und habe einen privaten Blog… Verzeihung, damit meine ich, dass ich es nicht niederschreibe. Ich arbeite mit einem Computer, wo ich meine Notizen auch gespeichert habe.“

„Was auch immer ein Computer ist...“

Der Barkeeper lachte, hatte er das doch mitbekommen und gesellte sich wieder zu ihnen. „Du scheinst wie ein Kind, Süßer! Woher kommst du, dass du all das nicht kennst?“

„Er kommt vom Land“ warf Watson da schnell ein, bevor Holmes antworten konnte.

Holmes selbst rümpfte daraufhin die Nase und erhob das Wort. „Ich hätte gern noch so einen Saft!“

„Wenn sie es vertragen, Süßer!“ erklärte der Barkeeper und mixte ihm noch einen.

Da rutschte der Detektiv etwas näher zu seinem Begleiter und flüsterte in sein Ohr. „Sind die Bedienungen in dieser Zeit alle so aufdringlich?“

„Nur, wenn man einen süßen Hintern hat“ versicherte Watson ihm.

Dennoch stimmte ihn das nicht zufrieden und er sah zum Ausgang. „Ich würde gleich gern gehen!“ Sein Begleiter nickte gelassen.

„Das können wir gern machen, wollen sie dann gleich zurück?“

Wieder sah sich Holmes um, bevor er nickte. „Ich würde gern zurück!“

„In Ordnung. Wollen sie noch auf ihren Drink warten oder lieber gleich gehen?“

„Der Drink ist sehr lecker, ich werde ihn noch schnell trinken.“, erklärte Holmes und wirkte trotz allem sehr entspannt.

„Dann sollten sie es sich munden lassen!“

Und das tat Holmes auch, nachdem er ihn bekommen hatte, genau in einem Zug. „Mhhh, sehr gut!“

Watson zahlte die Drinks und erhob sich dann. „Wollen wir dann?“ Sein Begleiter erhob sich ebenfalls und nickte.

„Gern!“

Automatisch wurde Holmes Arm wieder gegriffen. „Nur nicht hetzen.“

Dennoch ging Holmes schnellen Schrittes aus dem Club. „Draußen ist es bestimmt angenehmer!“

„Draußen ist es recht frisch“ warnte Watson ihn da aber bereits vor und kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, wurde der Schritt des Detektiven schon nicht mehr ganz so gerade.

„Sehr angenehm!“

„Dann gehen wir jetzt ganz gemütlich zurück zu meinem Haus.“

„Wissen sie, dass hat ihr Ur- Großvater auch immer gesagt, wenn wir Abends spät unterwegs waren.“, erzählte Holmes dabei vergnügt.

„Hatten sie da auch immer getrunken?“

„Oh nein, ich trinke nicht so oft!“, versicherte Holmes. „Es gibt wesentlich bessere Wege, den Geist zu erweitern!“ Watson hatte eine gute Vorstellung davon, was er meinte.

„Wollen sie mir sagen, welche das sind?“

„Das kommt ganz auf die Situation an. Wenn ich keinen Fall habe, benutze ich gern Morphium. Kokain ist in einer 7%tigen Variante auch sehr angenehm.“, erklärte Holmes da ganz unbedarft.

Nervös fuhr Watson sich durch die Haare. „Ich sage es ja nur ungern, aber inzwischen sind diese Substanzen illegal…“ Da wurde er vergnügt im Gehen angestoßen.

„Den Witz finde ich gut!“

„Das war kein Witz“ wurde es dem Detektiv ruhig erklärt.

Holmes lachte und schüttelte den Kopf. „Das können sie gern jemand anderes erzählen!“

Watson seufzte nur frustriert, als er merkte, dass er gegen eine Wand redete. „Wir reden morgen noch mal drüber.“

„Sie geben zu schnell auf, mein Freund!“, stellte sein Begleiter fest und hatte inzwischen wirklich mit seinem Gleichgewichtssinn zu kämpfen.

„Ich weiß einfach, wann ich geschlagen bin.“ Watson nahm seinen Arm und legte ihn sich um die Schultern. „Sie sind ganz schön groß für nen Mann aus dem 19ten Jahrhundert.“

„Und sie sind ganz schön clever für einen Mann aus ihrer Zeit!“, konterte der Wiederbelebte und schmiegte sich perfekt an Watson, ganz so, wie er es früher immer getan hatte.

„Ich gebe mein Bestes!“ versicherte ihm der Arzt und stützte ihn auf dem Weg zurück.

Im Haus angekommen, hielt sich Holmes gleich an einer Wand fest und begann die Stirn zu runzeln. „Seltsamer Alkohol! Er schmeckt gar nicht danach.“

„Das liegt daran, weil die anderen Zutaten im Geschmack dominanter sind.“ Sanft umfassten ihn die Arme des Arztes. „Ich helfe ihnen in ihr Zimmer.“

Er sah diesen mit roten Wangen an, aber kicherte. „Hinterhältig!“

„Sehr hinterhältig“ stimmte der Blonde zu und zog ihn von der Wand weg. „Kommen sie, nur schnell die Treppe hoch.“

Für einen Mann dieser Zeit und seines Formates, schmiegte sich Holmes unglaublich sanft an Watson, als dieser ihn ein Stockwerk höher brachte. „Sie wollen mich jetzt aber nicht zum Schlafen bringen?“

„Nicht doch. Sie legen sich bloß etwas hin. Schlafen können sie wann immer sie es wollen.“

„Aber ich will doch mit Jane Tee trinken!“, bestand Holmes. „Und ich wollte von ihnen noch so viel erfahren!“

„Dafür haben sie doch alle Zeit der Weilt“ erklärte Watson ihm ruhig. „Also nur nicht hetzen.“

Sie erreichten das Zimmer des Detektiv und der lachte. „Nur so lange, bis ich erwache!“

„Wollen sie denn aufwachen? Wenn das hier tatsächlich nur ein Traum ist, warum ihn dann nicht bis aufs letzte auskosten?“

Da glitzerte etwas in Holmes Augen und als Watson ihn aufs Bett setzen wollte, zog er diesen einfach mit. Nebeneinander liegend, nutzte dieser die Gelegenheit und antwortete. „Sie haben Recht, warum nicht...!“ Dann küsste er den Arzt.

Blaue Augen weiteten sich, bevor sie sich gänzlich schlossen und sich Arme wieder um den Wiedererweckten legten.

Der Kuss war kurz und unbeholfen, vor allem da sie beide nicht genau wussten, wie der Andere weiter reagieren würde. Dennoch grinste Holmes danach breit. „Das wollte ich schon immer mal tun!“

„Du wolltest immer schon mal jemanden küssen?“ fragte der Andere ihn außer Atem.

„Nein, ich wollte schon lange einmal mit dir küssen!“, erklärte Holmes und sah ihn an.

Watson kicherte und blieb weiter neben ihm. „Solange kennst du mich gar nicht!“

Da wiederholte Holmes seine Tat und strich ihm danach über die glatt rasierte Wange. „Du warst es, der mir sagte, ich könne hier alles tun, was ich schon immer tun wollte. Also habe ich das getan, was ich in der Realität nie machen würde!“

„Ach und in deiner Realität würdest du nie mit einem so hübschen Kerl wie mir rum knutschen?“

„Dafür kämen wir ins Zuchthaus, mein lieber Watson!“, erklärte er ruhig und wollt ihn erneut küssen.

Blonde Brauen zuckten zusammen und der Arzt wich ihm aus. „Mich gibt es in deiner Realität nicht…“

„Aber dich gibt es hier...“, säuselte der Betrunkene und hielt ihn am Hals fest. Seufzend zog Watson ihn fest in die Arme.

„Wieso schläfst du nicht erst einmal deinen Rausch aus?“

Er hörte ein leises schnauben, auch wenn sich der Detektiv zufrieden an seine Brust schmiegte. „Das sagst du immer...“ Sanft begann Watson ihm durch das Haar zu streichen.

„Ja? Und was mach ich noch immer?“

„Du hältst mir den Rücken frei und bist immer da...“, erzählte Holmes und gähnte.

„Ich muss wohl auf dich aufpassen“ erwiderte der Blonde ruhig, ohne das Streicheln zu unterlassen.

„Du bist meine Familie!“, säuselte der Schwarzhaarige nun und begann langsam einzuschlafen.

„Und du bist meine“ versicherte Watson, in dem Wissen, dass sein Vorfahre wirklich so gefühlt hatte.

„Nur deine Weibergeschichten... das solltest du unterlassen!“, kam es noch einmal gegrummelt, bevor Holmes endgültig im Land der Träume versunken war.

„Darüber musst du dir bei mir wirklich keine Sorgen machen“ murmelte Watson dem Schlafenden noch zu.
 

Am nächsten Morgen wurde Watson unsanft geweckt, denn ein Alarm von Jane drang penetrant an sein Ohr und die hübsche Stimme rief eindringlich seinen Namen. „John, sie müssen erwachen!!!“

Unwillig öffneten sich da seine blauen Augen. „Was willst du?“

„Mr. Holmes ist in Gefahr, er braucht dringend einen Arzt!“

„Ich bin Arzt…“ nuschelte Watson und taumelte aus dem Bett. „Wo ist er?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LinkMuto
2010-06-28T02:00:46+00:00 28.06.2010 04:00
woah des is wirklich gut und ihr bringt die beiden echt gut rüber, muss man sich die beiden eigentlich wie im neuen film vorstellen vom aussehen her?? und was soll ich noch sagen da fehlen einem die worte so gut find ich des und genau deswegen kann ich es kaum erwarten wenn ein neues kapi oder zwei^^ erscheinen
also macht weiter so

lg


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