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Waldtraum

von

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Als ich fertig war, alles zusammen hatte, fiel mir eins auf: Der See… er war so tief das man den Grund nicht sehen konnte. Was wäre wenn…?

Auf einmal klingelte es und riss mich aus meinen wirren und tiefen Gedanken. Schnell einen Zettel für Melissa geschrieben, übersprang ich danach schon einige Stufen der Treppe und rannte zur Tür, öffnete Jason die Pforte. Was für ein merkwürdiger Anblick? Er stand dort mit einer Badehose und einen Hemd, bei dem oben einige Knöpfe geöffnet waren und es wirkte dämlich.

Nicht er an sich, sondern diese Situation!

„Sicher, dass wir baden fahren wollen?“, fragte ich leise, sah ihm über die Schulter in den düsteren Himmel. Dunkle Wolken zogen auf…

„Na klar, stell dir vor, wir haben hier auch eine Schwimmhalle. Denkst du, bei diesen Wetter lasse ich dich baden, wo du eh schon krank warst von deinen letzten Planschen?!“, fragte mich Jason grinsend. Seine Mimik.. ich wusste noch immer nicht was ich von ihm denken sollte. An diese Kreaturen, diese Seelenfresser, sein Haus, seine Eigenarten, seine Augen...? An was sollte ich denken? Das waren wohl die Prägnantesten Merkmale von allen. Nun ja, nicht ganz…das prägnanteste von allen ist mein Traum.

„Hey, alles klar?“, fragte er besorgt und erinnerte mich an meinen Exfreund. Leicht nickte ich nur und ging zu seinen Wagen, er folgte mir geschwind.

Auf der Fahrt an sich sprachen wir gar nichts.

Nichts..? Gibt es das? Wie kann eine große Menge von Leere denn gleich null sein? Ist denn Null gleich nichts? Warum sagt man denn nicht immer: „Ich denke null.“?

Komisches Volk. Komisch, komisch. Ich denke null.

Die unangenehme Stille legte sich immer weiter über uns, es schien wie ein bestialischer Geruch in unser Bewusstsein und kam nicht mehr aus den Gedanken raus.

Es fing an zu regnen. Nur ganz leise. Das Prasseln der Tropfen auf den Scheiben sorgte dafür, dass die Ruhe wich.

Auch Jason wurde unruhig. Ich merkte seine Blicke, hörte wie er schwer atmete und wie er den Wagen stoppte. „Wir sind da“, so leise, wie er sprach, erinnerte mich das Ganze an eine Beerdigung. Nur war hier die Frage wer zum letzten Mal reingelegt wurde. Die Schwimmhalle an sich war klein, aber schön. Man sah schon von außen dass das Wasser glitzernd und sauber vom See kam. Die Fliesen waren mosaikförmig angeordnet und wirkte wie aus einer anderen Zeit.

Ich blieb stehen und sah mir noch die Schwimmhalle von draußen an, als Jason den Wagen zu schloss und sich umsah. „Wow, das Mädchen lebt immer noch? Das wusste ich gar nicht“, gab er schmunzelnd zu, doch ich sah nur eine etwas ältere Frau die gerade hinein ging. Unsicher schaute ich zu Jason, der seine Sachen nahm und mich dann munter ansah.

Ob er sie wirklich meinte?

„Nun komm schon, oder bist du wasserscheu?“, fragte er grinsend und lief zum Eingang, mittlerweile wurden die Tropfen immer mehr.

Nicht dass ich wirklich wasserscheu wäre, aber irgendwie war mir das alles nicht geheuer, mir war auch so an sich nicht wohl.

Ich ging einen Schritt, hörte noch das Rauschen des Windes. Noch einen Schritt. Das monotone Rauschen entwickelte sich zu einem tobenden Wind. Ich bekam einen Tropfen ab. Ich ging immer weiter. Alles wurde dunkel.

Ich ging nicht mehr mit Jason zu der Schwimmhalle, sondern stand mitten im tiefsten Wald. Als ich mich umdrehte, fielen mir blonde Strähnen ins Gesicht. Blond?

Hinter mir war niemand. Meine Augen suchten jeglichen Meter ab, aber nichts. Mein Herz schlug schnell, langsam ging ich rückwärts und hörte außer meinen keuchenden Atem vorerst nichts.

Auf einmal jedoch ertönte ein lautes, gequältes Schreien… ein Seelenfresser!

Mein Körper schreckte zurück und drehte sich um, wollte weiterlaufen, doch man sah nur die Augen des Widersachers.

Dunkle rote Augen, die gerade zu dursteten einen umzubringen…

Meine Arme hoben sich zur Verteidigung, doch das Monster sprang mich an, wir beide fielen nach hinten, ich versuchte zu schreien und schlug um mich, doch das Wesen rammte kreischend seine spitzen, langen Zähne in meine Schulter.

Es war, als ob alles aus meinen Körper herausgezogen wurde und es tat so unglaublich weh…

„Lou? Louise! Hallo? Hey, wach auf... Lou!”

Ich schlug die Augen auf und drehte kurz meinen Kopf, doch irgendwie sah ich nichts… mein Gesicht war nass.

Ganz verwundert blickte ich ihn an, seine Augen waren groß vor Schreck und ebenso voller Neugier.

„Hey, alles klar?“, fragte er leise, strich mir vorsichtig über die Wange. Ganz weit entfernt so gesagt nahm ich wahr, dass ich halb auf den Boden lag, halb in Jasons Armen lag und die Frau, das ‚Mädchen‘ wie Jason sie vorhin betitelt hat, uns merkwürdig anschaute.

Ich versuchte mich aufzurichten, doch er raffte mich nur mit einem Mal hoch und behielt mich in seinen Armen. „Jason.. ein Mädchen wird angegriffen, wir müssen sie retten“, jammerte ich herum und wollte aus seinen Armen mich befreien, doch Jason nahm mich einfach hoch, als wäre ich eine.. Puppe und kein Mensch.

Komisch, dass mir gerade dieser Vergleich einfällt… kein Mensch.

„Hey, schon gut“, murmelte er nur leise und sah mich sorgenvoll an. „Lass mich runter oder ich brech dir die Nase“, antwortete ich ihm in der gleichen Tonlage und tatsächlich, er ließ mich hinunter.

Er deutete nur auf das Auto und beobachtete mich genau. Ich versuchte gerade zur Beifahrertür zu gehen, als ich nach oben sah und einen Tropfen auf meine Nase abbekam. Irgendwie war mein Körper überhitzt, ich spürte diesen kalten einzelnen Tropfen auf meiner Haut, wie er herunter glitt…

Und alles wurde dunkel, der Wind heftiger.

Wieder ein Schrei. Und mit einem Mal lag ich auf den Fußboden, spürte den nassen Asphalt unter meinen Händen und wie sich auf einmal etwas unter mir bohrte und mich hochhob.

Jetzt wirkte ich erst recht wie eine Puppe in seinen Armen.

Jason sah mich ängstlich an und strich mir über die Wange. „Hey, kleine, kleine!“

Meine Augen schienen hin und her zu rollen, ich schaffte es partout nicht ihn anzugucken. Ich spürte nur seine Wärme und den Regen… Meine Augen schlossen sich wieder.

Schlafen…

Auf einmal wurde es eiskalt und ich schreckte auf, holte tief Luft.

„Alles klar wieder?“, fragte Jason grinsend und ich paddelte im Wasser umher. Hatte er mich tatsächlich ins Wasser geworfen, in den See?

Ich stand wie ein nasser Pudel da, sah ihn an und holte tief Luft.

„Nun komm..“, meinte er nur und holte die Decke. Langsamen Schrittes ging ich zum Ufer und wusste nicht ob ich mich nun wie ein Hund schütteln sollte oder einfach nur abtropfen sollte, doch Jason übernahm diese Entscheidung schon für mich, indem er mich in die Decke einrollte und wieder hochnahm.

„Nicht wieder einschlafen, hörst du?“, murmelte er nur leise und ich kam mir vor wie eine Mumie, bewegungslos und fest eingeschlagen. Er setzte mich auf den Beifahrersitz und als er dann selber im Auto saß, drehte er die Heizung hoch und fuhr los.

Ich zitterte und zitterte und sah zu ihm. „W-w-wa-warum- d-d-darf ich n-nicht schla-schlafen?“, fragte ich bibbernd und er sah mich mitleidig an und streckte den Arm raus.

Was denn nun? Merkwürdig blickte ich ihn an als er seinen Arm um meine Schulter legte und mich zu sich ran zog.

„Entschuldige..ich erkläre es gleich, wenn du im trockenen bist…versuch bis dahin nicht krank zu werden und nicht einzuschlafen.“

Was für eine bedeutende Aufgabe ich doch habe, dachte ich sarkastisch. Versuch nicht krank zu werden.

Aber wenn ich es gerade versuchte, nicht zu werden, war es doch genau das was man am Ende bekam, oder?

Versuch nicht krank zu werden, und man wird krank.

Versuch nicht dich zu verlaufen, und man verläuft sich.

Versuch dich nicht zu verlieben, und man verliebt sich.

Fall nicht hin, und doch fällt man.

Doofe Menschheit. Macht immer genau das Gegenteil.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  blechdosenfee
2010-10-24T10:11:34+00:00 24.10.2010 12:11
Hui.
Mit dem letzten Sätzen über die Menschheit hast du Recht. Es trifft immer genau das ein, was unbedingt verhindert werden soll.
Das Kapitel an sich fand ich... ich weiß auch nicht, lustig. Na ja, obwohl es schon erschreckend ist, dass sie - wie es scheint - sich genau in den Menschen wiederfindet, die gerade angegriffen werden. Schon erschreckend.
lg


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