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Waldtraum

von

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Ich schlug meine Augen auf und befand mich im Wald. Was war los?

Meine Erinnerung schien mir einen Streich zu spielen, ich hatte wirklich keine Ahnung wie ich in den Wald gekommen bin. Alles war dunkel, in der Nähe hörte ich etwas knistern. War da jemand?

Schnell rappelte ich mich auf und versuchte die Geräuschquelle ausfindig zu machen, drehte mich immer wieder um meine eigene Achse und hielt sogar den Atem an. Was war das? Mal erklang es hinter mir, dann neben mir, und immer wenn ich mich drehte kam das Geräusch woanders her. Aber eins war sicher, es kam immer näher.

Die Panik packte mich und ich lief einfach los, versuchte im Wald mich irgendwie zu orientieren, doch es kam mir so vor als würde es immer dunkler werden, bis ich auf einmal auf einer Lichtung stand.

Ich keuchte, dieser kleine Sprint hatte mir irgendwie förmlich meine Luft weggeschnappt. Das Adrenalin ließ das Blut in meinen Adern einen Marathon laufen, bzw. fließen und ich hörte nur das monotone Pochen meines Herzens.

Bis..

Ein markerschütternder Schrei fiel, ein bekannter Schrei. Ich lief mitten auf die Lichtung zu, dort konnte ich wenigstens mehr sehen und sah mich um. Und noch ein Klageton und noch einer…

Ein Fehler, hier mitten auf der Lichtung zu stehen, wie mir schmerzlich bewusst wurde, als etwas mich anspring. Damit konnte ich nicht nur besser sehen, sondern wurde auch selber besser gesehen.

Der Schrei drang in meine Ohren, ich versuchte zu entkommen, drehte mich auf den Rücken um wenigstens meinen Angreifer zu sehen und blickte in das Gesicht eines Seelenfressers.

Noch einmal schrie es und ich sah mich um, überall kamen diese Viecher her, bildeten einen Kreis um uns, fast so, als würden dem Schauspiel beiwohnen wollen, wie ich gleich gefressen werde… die Wut stieg in mir auf.

Mein Blick ging schnell wieder zum Seelenfresser über mir, seine Klauen bohrten sich in mein Fleisch und seine langen Zähne blitzten gefährlich auf, als er mich mit seinen leeren, trüben Augen ansah. Doch so leer waren sie auf einmal nicht, sie kamen mir bekannt vor…

„Jason?“, fragte ich nur verwirrt, doch in dem Moment schlug der Seelenfresser seine Zähne in meine Brust, der Schmerz war schier unerträglich und ich schrie auf….

Mit einem Ruck saß ich gerade auf meinem Bett, das Shirt klebte an meinen Rücken und einzelne Schweißperlen suchten ihren Weg über meine Stirn.

Es war hell, meine Digitaluhr am Bett zeigte 14:38 an. Es war Tag, und ich saß in meinem Bett. Hier bei Tante Melissa. In meinen Bett.

„Es war nur ein Traum…“, murmelte ich als auf einmal die Tür aufgeschlagen wurde. Melissa hatte heute frei und nur komisch geguckt, als Jason mich heute früh nach Hause gefahren hatte.

Sie freute sich sichtlich, dass ich Anschluss gefunden hatte, aber ihr wäre es bei weitem lieber, wäre es ein Mädchen. Doch wenn sie nur wüsste…

Doch sie sagte nichts. Schließlich war ich alt genug und ‚ich‘ hatte ja Bescheid gesagt.

Melissa kam zum Bett und kniete sich neben mir, strich mir über den Kopf.

„Hey, hey.. alles klar?“, fragte sie und sah mich prüfend an. „Es war nur ein Traum, Honey, kein Grund zur Angst“, murmelte sie und lächelte mir gutherzig zu.

„Schon okay… entschuldige, ich habe gestern wohl zu viel Cola getrunken, man sagt ja von Süßes kriegt man Albträume und so“, sagte ich nur und schmunzelte. Aber hallo, wie viel Zucker musste ich denn intus haben, wenn ich mir das alles nur einbildete? Jeder Pfefferkuchenmann oder jede Zuckerwatte wäre neidisch auf mich!

„Hey.. Kleine, ich habe übermorgen Zeit, wollen wir ein wenig shoppen? Die Extraschichten in letzter Zeit werden gut bezahlt“, sagte sie grinsend und ich erwiderte es nur. Shoppen? Naja, warum denn nicht.

Ich nickte nur und sie wuschelte mir wieder über den Kopf. Wah…wie ich das hasse! „Ich gehe heute noch so einkaufen, brauchst du was, oder willst du mit?“

Erst war ich Feuer und Flamme gewesen, doch im selben Augenblick fiel es mir ein, dass ich zu Jason wollte.

Ich schüttelte also nur den Kopf und sie sah einen Moment verwirrt aus, doch stand auf und lächelte wieder. „Bring mit Chips mit“, sagte ich grinsend und schwang mich ebenfalls aus dem Bett.

„Ich geh noch einmal raus“, sagte ich eiligst und verschwand im Bad, ehe sie noch irgendetwas sagen konnte.

Nach ein paar Minuten konnte ich hören, wie sie das Haus verließ und ich beeilte mich, mich fertig zu machen, schnappte mir noch beim Anziehen das Telefon und rief Jason an, oder zumindest diese Nummer, die er mir gegeben hatte. Ich lag gerade auf den Rücken, versuchte diese dämliche Hose zu zukriegen, als auf einmal jemand ans Telefon ging. Und es klang gar nicht nach Jason, sondern nach einen älteren Herrn.

„Ja?“

Ich hatte meine Hüfte hochgehoben und blinzelte verdutzt.

„Entschuldigung, ich habe mich wohl verwählt…“, murmelte ich nur und wollte schon auflegen, als auf einmal... „Lou? Ich bin es, Jason.“

Mit einen Mal ließ ich mich auf den Boden krachen und stöhnte nur kurz, ich bin auf meine Bürste oder so gefallen.

„Oh Gott.. ich habe dich gar nicht erkannt!“, sagte ich nur leise und räusperte mich kurz, als ich ihn lachen hörte.

„Ja.. wenn ich genervt bin, und das war ich gerade von mir selber, kommt das schon einmal vor. Dann brumme ich meist…“, sagte er vergnügt und tatsächlich, es klang schon ‚heller‘, mehr nach ihm.

„Warum warst du denn genervt?“, fragte ich neugierig nach und wartete eine Antwort ab. Erst nach wenigen Sekunden hörte ich einen Seufzer, doch dann antwortete er: „Nun ja..ich dachte ich habe jemanden weh getan, indem ich nicht ganz ehrlich war. Teilweise etwas verschwiegen habe. Ich mag diese Person sehr gerne, sie …also die Person“, verhaspelte er sich schnell und ich musste grinsen, hob meine Hüfte und versuchte weiter mich in diese Jeans reinzukriegen. Dummes Ding aber auch!

„Nun ja.. und daher war ich genervt, weil ich nicht gedacht hatte, dass du noch anrufst“, sagte er auf einmal und ich lächelte wieder.

„Hm.. du magst mich also sehr gerne?“, stichelte ich ihn an, irgendwie war ich doch dämlich!

Bei dem einen Moment schlug ich ihm ein Glas gegen den Kopf, im nächsten hielt ich ihm ein Messer entgegen und dann scherzte und lachte ich mit ihm rum, dass wir beide im selben Bett geschlafen haben, lasse ich einmal außen vor.

Ein Glucksen war auf der anderen Seite des Hörers zu hören.

„Du meintest, wenn ich mich mit dir treffen mag und wir spazieren gehen wollen, soll ich anrufen…“, fing ich an und auf einmal verstummte das Glucksen.

„Noch da?“

„Ja ja… ich wunder mich nur gerade. Bist du dir sicher?“

„Sollte ich es nicht?“, fragte ich verwundert nach und erinnerte mich an die gefährlichen Augen, sein starrer Blick… eine leichte Gänsehaut überkam mich.

„Nein nein, ich freue mich. Ich hole dich ab, ich zeige dir ein paar schöne Schluchten am Strand. Wir können baden, die Sonne scheint ja und warm genug ist es auch. Also..falls du Lust hast…“, fing er gleich wieder an und ich musste grinsen.

„Gar kein Problem für mich.“

„Okay, ich komme gleich, bin in Zehn Minuten da“, sagte Jason dann munter und legte auf.

Ich lag auf meiner Bürste, immer noch oder besser gesagt schon wieder und schmunzelte nur. Er hatte sich tatsächlich Gedanken gemacht… doch ich hatte noch viele Fragen offen. Ich sah auf meine Uhr und stand schnell auf, verdammt, Baden fahren. Vielleicht sollte ich mich dann doch noch einmal umziehen!

Während ich in meinen Koffer verzweifelt kramte, fragte ich mich immer wieder selbst, warum er so war wie er war. Er war ein junger Mann, wie kam es, dass er ganz allein lebte, und sich der Jagd auf Seelenfresser versprochen hatte? Bis auf Blexy war alles ungewöhnlich im Haus. Und wo war seine Familie, gerade weil er noch so jung war, müsste es doch irgendjemand auffallen, was er da tat. Oder war es gerade, weil Jason anders war?

Schwamm der Fisch immer in der Menge, egal was passiert?

War es den anderen Antilopen gleichgültig, was geschah, weil der Löwe auf der Jagd war?

Einer für alle, aber niemand für ein Muskeltier?

Nennt man das eine funktionierende Gemeinschaft?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  blechdosenfee
2010-09-08T21:39:02+00:00 08.09.2010 23:39
Hey^^

Am Anfang war ich echt geschockt, als ich den Traum gelesen hab. Huh... verdammt, ey. Alpträume zu haben ist wahrlich nicht schön. Kann es sein, das in Jason ein Seelenfresser wohnt? Also, dass die Seelenfresser im Grunde ohne eine Hülle sind - eigentlich haben sie ja eine, weiß selber nicht, wie ich es beschreiben soll - und sich dann über gewisse Menschen her machen und Jason hat es nun auch erwischt, aber er kämpft dagegen an? Also, das ein Seelenfresser in ihm wohnt. Er teilt sich in gewissem Maß seinen Körper mit einem Seelenfresser.
Ich bin durch den Traum total verwirrt. Schließlich hast du ja im Alptraum geschildert, dass die Augen des Seelenfresser Lou an Jason erinnert haben. Hui... O.O Wer oder was ist er? Aber du hast ja geschrieben, das meine Fragen bald eine Antwort finden.

Was du auch gut hinbekommen hast, war diese Sache erstmal wieder in den Hintergrund treten zu lassen. Besonders als sie auf ihre Bürste gedonnert ist. Autsch! In dem Moment, während Lou mit Jason telefoniert hat, hab ich gar nicht mehr an den Traum gedacht, sondern nur daran, wie verrückt das Verhältnis der Beiden zueinander ist.

Freu mich schon aufs nächste Kap :)
P.S. hab gar nicht gewusste, das ein übermässiger Genuss an Zucker vor dem Schlafen gehen zu Alpträumen führen kann. ^^

lg


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