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Waldtraum

von

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Wir beiden standen nun in der Badewanne, Jason war am bluten und ich am zittern. Konnte ich ihm vertrauen oder nicht?

Lange Zeit, zumindest kam es so für mich vor, starrte der junge Mann mich weiter an, bis er dann aus der Wanne stieg und mich einfach hinterher zog.

„Ich nehme dich wieder mit nach oben. Ich bringe dich zum Bett und du setzt dich dahin. Wehe du läufst wieder weg, dann muss ich dich zu deiner eigenen Sicherheit fesseln, Louise“, sagte er brummend und ich nickte nur, wisperte ein kurzes ‚ja‘ damit er es auch vernahm, dass ich gehorchen wollte. Wieder fasste er sich an die Stirn und stöhnte nur leicht und ich kräuselte die Stirn, doch dann fiel es mir wieder ein, dass ich ja an der ganzen Misere schuld war. Hatte ich ihm doch das Glas an den Kopf geworfen, selbst wenn er der Böse sein sollte, solche Kopfschmerzen hatte wohl niemand verdient.

„Wo hast du Verbandszeug und Arznei? Das muss irgendwie behandelt werden“; sagte ich leise und schämte mich selber, dass meine Stimme so zittrig war. Jason starrte mich noch einmal an, schaute vermutlich, ob ich es ernst meinte und nickte dann und deutete auf den Badezimmerschrank hin. Ich bückte mich und sah einen großen Korb mit allen was wir brauchten. Flugs holte ich ihn heraus und sah ihn an, er nickte nur und ging die Treppe hoch und schaute immer wieder, ob ich ihm folgte. Selbst wenn er der Böse war…. Diese Geschichte eben mit dem Seelenfresser oder was das für Gestalten waren, das war mir eine Lehre, heute Nacht gehe ich nicht mehr vor die Tür.

„Wie kommt es, dass diese Viecher nicht die Hauswand durchbrechen oder so?“

Meine Frage schien ihn zu amüsieren, denn ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Deswegen brauche ich die Augen… auch wenn einige Kräuter und Rituale sie abhalten in Häuser einzubrechen, es sei denn jemand macht mutwillig das Fenster auf“, betonte er extra und sah mich nur vorwurfsvoll an, doch erzählte dann weiter als wir im Schlafzimmer wieder waren „so an sich aber können Schweineaugen vom Metzger sie nicht töten.“

Ich musste fast lachen bei dem Gedanken. Als ob er einen Blumenstrauß voller Kräuter hier aufhängt, Salz um das Haus streut und die Augen quasi als Traumfänger auf hängt. Im gleichen Moment schaute ich an die Decke des Schlafzimmers und kontrollierte alle Fänger, nicht dass es wirklich so war.

Wieder ließ Jason ein fast lachendes Geräusch von sich und ich sah ihn böse an. „Das sind ganz normale Traumfänger… wie man sie halt braucht“, sagte er nur zur Beruhigung und setzte sich auf das Bett. Ich stellte die Kiste neben ihn hin und stellte mich vor ihm, sah mir die Wunde an. „Tut mir leid...“, sagte ich leise und zog eine Miene, doch er brummte nur vergnügt. „Mir haust du ein Glas gegen den Kopf, so einen doofen Seelenfresser starrst du nur an. Was soll ich dabei denken?“; sagte er neckend und ich zog nur eine Miene. Das Vieh hätte mich angreifen können und normale Wesen hau ich eins mit dem Glas rüber. Wie dumm ich doch war…

Ich sah in die Kiste und suchte alles raus was ich brauchte. Desinfektionsspray, Nadel und Faden, damit man wenigstens im Notfall einen Stich machen konnte, und Pflaster.

„Hey… schau nicht so. Das sollte ein Witz werden“, sagte er dann leise und ich spürte seinen Blick auf mich ruhen, doch ich sah ihm nicht in die Augen.

„Haha. Stille halten.“, brummte ich nur leise. Jetzt wollte er mich auch noch beruhigen, na toll. Hallo schlechtes Gewissen. Gründlich tat ich meine Arbeit und sah ab und zu zum Fenster, doch es war alles still. Keine Viecher, die einen noch irgendwie bedrängten.

„Sie kommen diese Nacht vorerst nicht mehr, keine Sorge. Sie hauen ab, beraten sich… sofern das möglich ist. Vermutlich schreien sie sich nur wieder an“, kam es leise von meinen ‚Patienten‘. Ich nickte nur und klebte vorsichtig ein Pflaster auf seine Stirn und sah Jason etwas lächelnd an.

„So.. und noch einmal Entschuldigung. Es tut mir wirklich leid.“, murmelte ich nur leise und setzte mich neben ihn.

Einen Moment sahen wir uns beide lange an, musterten den anderen und dann seufzte ich leise.

„Ich denke ich sollte schlafen… darf ich...?“, fragte ich und deutete auf das Bett und er nickte nur.

„Gute Nacht, Lou. Und entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten…. Ich mach die Kerzen aus, dann kannst du besser schlafen“, sagte er liebevoll und stand auf. Während ich mich ins Bett legte und die Decke so hoch wie möglich zog, stand Jason auf und machte eine Kerze nach der anderen aus, bis das Zimmer dunkel wurde und meine Müdigkeit erstickend wurde und ich in einen tiefen Schlaf fiel.

Es dämmerte gerade, als ich wieder aufwachte. Nachdem ich meine Augen rieb und mich einmal umdrehte, fing ich an zu schreien. Vor mir lag ein Junge!

Mit einem Ruck hatte ich ihn aus dem Bett befördert.

„Hey!“, sagte dieser ganz böse und versuchte wieder ins Bett zu krabbeln, wuschelte sich durch die Haare. Jason.

Ich räusperte mich nur und zog die Decke etwas höher bis zur Nase und sah mich um. Genau, ich war ja immer noch bei ihm. Bedächtig schwang ich meine Beine aus dem Bett und ging zum Fenster, öffnete die Vorhänge und zog die Augenbrauen hoch. Hier war tatsächlich ein Draht gespannt. Ganz dünn und mit winzigen Stacheln versehen zog er sich quer vorm Fenster hin.

„Kommen sie morgens denn nicht oder am Tage?“, fragte ich nur nach. Schließlich waren wir ja auch im Wald tagsüber und so ist mir ja auch nichts passiert.

Der junge Mann legte sich wieder ins Bett und schloss seine Augen wieder. „Nein.. irgendwas haben die mit der Sonne. Früher dachte ich es wären irgendwie …sowas wie Vampire. Mit den Zähnen und der Sonnenphobie und so… nur leider half damals kein Kreuz gegen sie“

Wie er das sagte, als ob er etwas bereut… Ich drehte mich wieder um und ging zum Bett.

„Was ist passiert?“

„Nichts. Nichts Wichtiges…“

Damit schien die Unterhaltung beendet zu sein. Nach einer halben Stunde meinte er nur, dass er mich nach Hause bringen würde und wenn ich Lust hätte, würde er mich heute Nachmittag abholen, mit Blexy in den Wald gehen.

Ich nickte nur und er brauchte mich nach Hause, ohne noch etwas zu sagen. Seine Wunde am Kopf war verkrustet und ich hatte ein schlechtes Gewissen.

An manchen Tagen fragte ich mich echt, was Leben hieß.

Ob die Wunden schneller heilen, die man einen zu fügt. In einer Parabel wurde einmal beschrieben, dass egal was für eine Wunde ist, und egal wie sehr man der Person verzeiht die einen das zugefügt haben, man immer eine Narbe als Andenken trägt.

Die äußerlichen Wunden kann man überschminken.

Einige tun das, andere tragen die Narben die ihnen das Schicksal zufügte mit Stolz, wieder andere um sich mit Schrecken vor Augen zu halten was passiert wenn und wieder andere verbinden Erinnerungen mit ihnen.

An gute wie auch schlechte Zeiten.

Aber Wunden die tiefer gehen... Die lassen sich nicht einfach überschminken, heilen oder sonst was.

Wie sollte man auch ein gebrochenes Herz reparieren, wie könnte man den Stolz, der einem zerbrochen ist, wieder zusammenflicken?

Und wie bringt man eine Seele, die schon lange ihren Glanz verloren hat wieder zum strahlen?

Kann man das Vertrauen in sich selbst einfach wieder herstellen?

Ich denke, dass Jason ganz gewaltig Hilfe bräuchte. Und ich würde versuchen diese ihm zu geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  blechdosenfee
2010-09-06T21:31:19+00:00 06.09.2010 23:31
Hi, bin eben in den Genuss deiner Story gekommen. Ist ein wirklich interessanter Ablauf und Aufbau der Geschichte.
Bin echt gespannt, was es mit Jason auf sich hat. Ich frag mich nur, warum greifen die Seelenfresser die Menschen nicht in ihren Häusern an, wenn diese Schlafen. Schließlich hat nicht jeder Panzerglas und Draht vorgespannt.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

lg ^^


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