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Waldtraum

von

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Große Augen. Zwei große dunkle Augen starrten mich an, während eine schwarze lange Zunge über die blutverschmierten Fangzähne leckte. Und schrie.

Und mit einem Mal war es weg, das Monster verstummte.

Ich sah verwirrt zu Jason, doch er ging zum Fenster und beobachtete das Geschehen draußen.

„Komm her…aber ehe du schreist“, sagte Jason und deutete auf den Platz neben sich. Ich schlich mich vorsichtig an ihn heran, stellte mich jedoch hinter ihn und schaute über seine Schulter aus dem Fenster.

Ein kleiner Spalt in der Erde tat sich auf, aber es blieb nicht dabei. Er schien zu wachsen, Stück für Stück brach der Boden auf und gab eine Hand mit spitzen, langen Klauen frei. Kurz darauf gefolgt von einer weiteren. Die Pranken waren gigantisch und mit Sehnen überzogen, man konnte geradezu sehen wie das Blut in den Adern pulsierte – es war mit nichts irdischem vergleichbar, zumindest fiel mir gerade nichts ein. Meine Hände legte ich auf Jasons Schulter und sah ihn kurz erschrocken an, doch er deutete mit seinem Kinn nach unten, das Schauspiel war anscheinend noch nicht vorbei.

Der zuvor eher schmale Spalt wurde breiter und offenbarte einen monströsen, schwarzen Schädel, leere, tiefe Augen blickten hervor und spähten nach etwas Essbarem. Als die Kreatur ihren Kopf in die Höhe streckte, war erneut ihr markerschütternder Schrei zu hören. Sie schien sich über die Enge in ihrem Verließ zu beschweren.

Langsam suchten ihre Finger den Weg über den Boden, bis die Klauen sich urplötzlich in die Erde krallten, so zog sie sich vorsichtig aus ihrem Gefängnis, nun waren ihre ledrigen Flügel zu sehen. Stück für Stück kam der muskulöse Körper zum Vorschein, sie bleckte die Zähne bei dem Gedanken an verschmutze und traurige Seelen, die sie bald fressen könnte.

Zunächst konnte sie sich nur auf allen Vieren vorwärts bewegen, stumpf war das Knacken der Knochen zu vernehmen, als sie sich vollkommen durch den Spalt gezwängt hatte. Ihre Bewegungen wirkten unkoordiniert als es über den dreckigen Grund krabbelte und versuchte aufrecht zu stehen. Sein Freund von eben krabbelte auf ihn zu und gemeinsam schrien sie sich an, sahen zum Fenster hoch und verschwanden in der Dunkelheit.

„Scheiße, was war das denn?“, fragte ich Jason und war mir eben erst seiner Nähe bewusst, die ich hervorgerufen hatte durch das heran drücken.

„Seelenfresser“, sagte Jason und trat einen Schritt beiseite und legte seine Waffe wieder unter das Bett.

„Wie bitte?“, fragte ich und trat erst einmal weit vom Fenster zurück. „Du brauchst keine Angst haben, die Fenster sind aus Panzerglas. Bis die das geknackt haben, dauert es Stunden und wenn bin ich ja noch da.“, sagte er ganz seelenruhig, als würde er von einen Gewitter sprechen oder eine kleinen winzigen UNGEFÄHRLICHEN Spinne!

Ich zog nur die Stirn kraus und ging aus dem Raum raus, die Treppe hinunter und spürte wie Jason mir hinterher kam, mich festhielt. „Wo willst du hin? Da kannst nicht raus, es würde dein Tod bedeuten!“, sagte er scharf und zog mich gegen meinen Willen die Treppe wieder hinauf. „Lass mich…ich wollte zu Blexy…denn verzeih mir die Ehrlichkeit, du bist nicht gerade vertrauenswürdig mit deinen Augen im Glas und dem Schwert unter dem Bett!“, zischte ich.

Augenblicklich ließ er mich los, und sah mich einen Moment merkwürdig an. „Komm mit ins Schlafzimmer, da ist es am sichersten. Ich tu dir auch nichts. Und ich versuche zu erklären…“, sagte er leise und sah auf den Boden, wartete darauf was ich machen würde.Blexy war nur ein Welpe… „Wieso kommt sie nicht mit hoch? Wenn es oben doch am sichersten ist?“, fragte ich nach, doch er deutete nur auf den Raum mit den komischen Figuren und Farben.

Er sah zum Raum und deutete dann auf sein Schlafzimmer.

„Bitte komm mit. Ich will das hier nicht im Flur klären, das ist ein wenig dämlich.“

„Als ob es im Schlafzimmer mit uns beiden anders wäre“, antwortete ich nur bissig und ging dann wieder rein, anders würde ich ja nicht zu meinen Antworten kommen.

Ich setzte mich auf das Bett und nahm mir mein Glas, trank noch einen Schluck.

Er sah aus dem Fenster und setzte sich dann wie vorher so hin, dass er sich an die eine Stütze lehnen konnte.

„Also...“, fing er an und sah mich kurz an. „Das war ein Seelenfresser. Früher war es einmal ein Mensch, hatte ein Leben, Freunde, war ganz normal, wie du und ich“, doch dann stoppte er sich wieder selber. „Nun ja.. so normal sind wir nicht, das sind schlechte Beispiele… aber du weißt ja was ich meine“, sagte Jason grinsend. Wieso war ich denn nicht normal?

„Sie wurden grausam hintergegangen, sie wurden ermordet, vergewaltigt, was weiß ich, auf jeden Fall werden sie nie in Frieden ruhen können. Ihre Leiche geht in den Boden hinein und heraus kommt so eine Kreatur. Die langen scharfen Fangzähne, die du schon gesehen hast fressen jegliche Seele, die sie finden können. Sie bohren sich in jeden Leib, in der Hoffnung ihren Frieden durch diese Rache zu kriegen und ihren Körper zu behalten, doch sie zerfleischen wohl eher ihre Opfer. Eigentlich sind es arme Viecher...“, endete Jason seinen kurzen Vortrag und schaute wieder aufmerksam aus dem Fenster, doch es war alles still. Nichts war zu hören oder zu sehen.

„Und warum meintest du, ich wäre nicht normal?“, fragte ich leise an und Jason drehte sich zu mir, musterte mich einen Moment, bis er sich vorbeugte und mir gefährlich nahe kam, doch er legte nur seine Hand auf meine Stirn.

„Diese Seelenfresser suchen gleichgesinnte.“, antwortete er stattdessen und ich zog die Augenbrauen zusammen, doch dann fiel es mir auf, was er mir damit sagen wollte. „Willst du sagen ich wäre wie so ein Vieh? Was weiß ich..kann niemals in Frieden ruhen und suche nach Rache?! Also, das ist ja die...“, fing ich an, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass du so nach Rache dich suchst. Du bist eher ein kleines Mädchen, was viel zu neugierig ist“, fügte er stattdessen hinzu und ich verschränkte nur die Arme.

Er musste lachen.

„Ich habe deiner Tante eine Nachricht hinterlassen von deinem Handy, du pennst heute hier. Ich kann dich nicht mehr nach Hause bringen, es wäre zu gefährlich für uns beide. Zudem… können wir uns so besser unterhalten“, fügte er lächelnd hinzu, doch es minderte nicht gerade meine Angst. So machen es also heutzutage die modernen Kidnapper, schreiben einfach eine SMS nach Hause vom eigenen Handy und haben so mehr Zeit einen hier zu behalten, dachte ich sarkastisch, doch nickte nur. Würde ich ehrlich sein, wollte ich noch gar nicht Hause, aber das musste man diesen Neunmalklugen Jungen hier nicht sagen.

„Wieso wohnst du hier alleine, wenn sie dauernd einen angreifen?“, fragte ich nach und schon erlosch sein Lächeln.

„Ich sorge dafür dass diese Viecher keinen angreifen. Und keinen neuen verwandelt werden. Wenn man ein Monster sieht, muss man es doch vernichten, oder? Leider sehen zu wenige Leute diese Viecher.“, sagte er seufzend und meine Alarmanalgen innerlich schrillten auf. Das hatte ich schon einmal gehört. Von mir, wenn man es genau nimmt. Scheiße, was sollte das?

„Wer bist du, Jason?“, fragte ich nach und war mir nicht einmal sicher, ob es draußen wirklich gefährlicher sein sollte, als mit diesen Jungen.

Seine Zähne blitzten gefährlich auf und seine Augen wurden schon wieder so dunkel, leer… finster!

Ich schreckte zusammen.

„Ich bin wie du und doch nicht wie du. Ich bin ein Mensch und doch kein Mensch. Ich rette Leben und bin immer hilflos. Ich bin alles und ich bin nichts“, antwortete er flüsternd und schlich auch mich zu, doch ich schmiss mein Glas gegen seinen Kopf. Er zuckte zurück und hielt sich die Hand gegen die Stirn, stöhnte auf. Ich nutzte die Chance und sprang auf, rannte herunter, doch die Vordere Haustüre war verschlossen und kein Schlüssel war in Sicht. Ich rannte zum Wohnzimmer, Blexy sprang auf und bellte mich freudig an, dachte ich würde mir ihr spielen, doch ich rannte zu diesen Fenster, doch alles war versiegelt. Ich hörte oben Schritte. Scheiße. Scheiße!

Ich rannte in die Küche und nahm mir das lange Messer aus dem Schneideblock, flitzte in die Badestube und stieg in die Wanne um an das Fenster ranzukommen und tatsächlich, es ließ sich öffnen. „Halleluja“, seufzte ich und riss es auf und kletterte schon auf das Fenstersims und wollte hinausstürmen, als auf einmal ein schreiendes Gesicht vor mir erschien. Der Seelenfresser. Es fauchte und sprang auf mich zu, ich hielt das Messer nur oben, doch wirklich bewegen konnte ich mich nicht oder mich bewegen. Es würde seine langen Zähne in mein Fleisch versenken und mich zerstückeln. Scheiße. Scheiße! Verdammte Scheiße!

Doch auf einmal wurde ich am Kragen nach unten gezogen, ich fiel unsanft in die Wanne. Kurz war alles dunkel vor meinen Augen, doch als ich sie wieder aufmachte sah ich wie Jason über mir stand und das Fenster zugeknallt hatte, nachdem es mit einer Waffe auf das Monster geschossen hatte. Auf seine Stirn war rannte das Blut nach unten, mein Glas hatte ihn ziemlich verletzt. Und doch hatte er mich gerettet. Oder wollte er mich nur für sich haben?

Er drehte sich zu mir, seine Augen waren immer noch so dunkel und gefährlich. „Louise, was denkst du dir denn? Ich habe nicht umsonst gesagt, geh nicht raus, du dummes Ding“, schrie er mich an und fasste sich kurz an die Schläfe, seufzte und rieb sich die Augen. Als er mich wieder anschaute war alles wie vorher, normal. Immer noch traute ich mir nicht mich zu bewegen.

„Komm her… Komm aus der dummen Badewanne raus“, sagte er nur leise und gab mir seine Hand, die ich missachtete.

Er beugte sich runter und griff meinen Oberarm, zog mich mit einem Ruck hoch. „Autsch..“, wimmerte ich leise.

„Verstehst du nicht? Sie wollen deine Seele, gehst du raus bist du des Todes geweiht. Ich wollte dich nicht verschrecken…“, sagte er leise und sah mich wieder scharf an, als hätte er Angst ich könnte umkippen, oder wieder etwas nach ihm werfen. Das Messer hatte ich immer noch in der Hand.

„Ich muss dir einiges erklären… aber du musst verstehen, ich will dir nichts böses, egal wie ich bin und was ich mache.“, sagte Jason eindringlich und ließ seinen Blick nicht von mir.

„Und warum wollen sie meine Seele?!“, fragte ich leise nach, zitterte immer noch wie Espenlaub.

„Alles zu seiner Zeit…“



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