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Waldtraum

von

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Alles woran ich mich erinnern kann war folgendes.

Nachdem diese Stimme mich angesprochen hatte, den Satz gesagt hatte, der immer und immer wieder in meinen Gedächtnis herumschwirrte, fiel ich schon wieder. Doch diesmal lag es nicht am Raum, sondern an mir selber. Ich bin einfach in Ohnmacht gefallen. Umgekippt. Habe das Bewusstsein verloren.

Nach einer langen Zeit, in der schier die Dunkelheit siegte, wachte ich auf. Ich richtete mich auf und saß kerzengerade in einen Bett. Wie kam ich hierher?

Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit und ich konnte nichts sehen. Es war schon spät abends anscheinend, ich musste nach Hause. Dringend, sofort!

Melissa machte sich bestimmt schon Sorgen. Langsam schlug ich die Decke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett, doch merkte schon, dass alles in mir kribbelte. Egal, ich muss da nun durch. Schritt für Schritt ging ich langsam nach vorne und versuchte irgendwas abzutasten, bis ich gegen etwas trat und mir die Tränen in die Augen schossen. Was war das denn? Hatte hier jemand eine Gabel hingestellt?

Doch es war nicht eine Gabel, es war mehr so eine Art Draht, der hier gespannt war. Und dahinter… ein Fenster!

In der Ferne sah ich einige Lichter und dann fiel es mir wieder ein. Jason. Ich war bei Jason. Ich bin hineingegangen (Dass ich eingebrochen bin in Wahrheit…. Ließ ich mal unter den Teppich kehren. Schließlich war ich nicht diejenige, die Augen im Glas hatte!) und dann hoch zu dieser Tür, mit den Mustern… Während ich so überlegte versuchte ich verzweifelt das Fenster zu öffnen, doch immer wieder piekste ich mich an etwas. „Warum geht dieses scheiß Ding hier nicht auf..“, brummte ich leise und wollte gegen hauen, als mich jemand an den Schultern packte und nach hinten riss.

„Was machst du da denn bitteschön?!“, fragte Jason mich erbost. Ich schluckte, seine Stimme ließ vermuten, dass er nicht gerade mit mir Kaffee oder Tee trinken wollte.

„Ich wollte es öffnen, hier ist es so stickig gewesen“, sagte ich kleinlaut und stand vom Boden auf, auf den er mich geschmissen hatte.

Warum konnte er mich so gut sehen in der Dunkelheit?

Mit einen Mal wurde ich am Oberarm gepackt und hochgezogen, wieder zum Bett gebracht und drauf gesetzt.

„Leg dich hin, du bist noch zu instabil“, sagte Jason wieder wütend und diesmal traute ich mich nicht, irgendwas zu sagen und deckte mich wieder zu.

Seine Schritte hallten zum Fenster hin und er versuchte dort einiges zu machen, es klang als ob er einen Vorhang davor zog, der aber ein wenig metallisch war. Ein Kettenvorhang? Wohl eher nicht.

Er ging wieder auf mich zu und auf einmal holte er anscheinend ein Feuerzeug heraus und machte Licht an, zündete zwei drei Kerzen an, die den Raum in warmes Licht fluteten. Hatte er keine Nachttischlampe?

Ich sah zum Fenster und bemerkte, dass Jason einen stinknormalen Vorhang vor dem Fenster zugezogen hatte, doch ich war mir sicher, er wollte nur etwas damit verbergen. Die Frage war nur, WAS?

Mein Blick ging nun zu Jason, der noch andere Kerzen anzündete, bis er wohl der Meinung war, es reicht aus und kam dann zu mir und setzte sich auf die Bettkante.

Er sah müde aus, geschafft, wie letzte Nacht. „Ich..ich…“, fing ich an, wollte eine Ausrede mir einfallen lassen, was ich hier zu suchen hätte, doch er unterbrach mich flugs. Schnell und ehrlich. „Wie du dich da rausreden willst, dass du in mein Haus eingebrochen bist, das brauchst du mir nicht zu erklären. Die Frage ist wohl eher, warum du das getan hast und was du an der anderen Tür gesehen hast“

Bedächtig zog ich die Decke an mich heran und versuchte sie zu glätten, aber sie war zu stark dafür. Zu schwer. Also musste ich ihn doch anschauen und es erklären.

„Ich habe schon etwas Angst vor dir. Du tauchst auf und verschwindest und dann… und dann…Du bist komisch, Jason“, sagte ich zögerlich und auf einmal fing er an zu lachen. Was war daran denn zu lachen?

„Das Kompliment darf ich dir zurückgeben, Lou“, sagte er grinsend und lehnte sich an den einen Stützpfeiler. „Du hast Angst vor mir und brichst dennoch in mein Haus ein? Das nenne ich nicht mehr komisch, sondern lebensmüde“, sagte er grinsend und ich sah beschämt zur Decke. „Das war von mir auch eher eine Kurzschlussreaktion… denke ich mal, hoffe ich mal“, sagte ich nur leise und biss mir auf die Lippe. Er hatte Recht, das war wirklich nicht eine meiner besten Ideen gewesen. Er hätte mir etwas tun können! Stattdessen hatte er mich vom Boden aufgehoben und auf sein Bett gelegt, soviel zu gefährlich. (Naja… vielleicht hatte er sich ja einen runterholt, während ich hier Dornröschen gespielt habe. Oh Gott, ich will gar nicht daran denken…)

Ein leises Seufzen kam von mir und ich merkte seinen Blick auf mir ruhen.

„Woran denkst du, Lou?“, fragte er leise, der Spott in seiner Stimme war ganz weg. Jason war einfach nur neugierig. „Ich denke an dich, Jason. Ich frage mich, was die Augen wohl im Glas zu bedeuten haben, ob du die für Rituale brauchst, einfach nur pervers bist oder was die sonst für einen Zweck haben. Und all die anderen tausend Kleinigkeiten, die mir mehr oder weniger aufgefallen sind“, sagte ich ehrlich. Auch wenn ich vorher einen Augenblick an seine Hormonlanze gedacht habe, fragte ich mich diese Dinge wirklich.

Wieder verzogen sich seine Lippen zu einen Lächeln. „Typisch Frauen, hm? Gucken in den Vorratsschrank, um zu schauen was sie zum Kochen gebrauchen können, hm?“, fragte er und bekam dafür als Antwort ein Kissen gegen den Kopf gehauen.

„Nein nein..ich bin ja schon ehrlich. Ich brauche sie für ein Ritual.“, sprach er, doch ich unterbrach ihn sofort. „Wo ist Blexy?“, fragte ich schnell und sah mich um.

„Die ist unten in der Stube. Sie traut sich nicht hoch, sie hat Angst.“, bekam ich zur Antwort.

„Angst? Wovor denn? Dass du so dolle schnarchst?“

Sein Lachen war echt angenehm, tief, seine Stimme war immer etwas rau danach, ziemlich attraktiv.

„Nein. Sie hat Angst vor dem Raum, an dem du zusammengebrochen bist“, sagte er ruhig und sah mir genau in die Augen. Irgendwas in mir verlangte danach zu wissen, was in dem Raum sei, doch ich hielt mich zurück.

Es war vermutlich eine Art Blickduell, das wir hier veranstalteten. Wer zuerst blinzelt, hat verloren und muss in die Unterwelt, oder so.

Doch er legte den Kopf etwas schief und strich sich den Hals entlang, sah auf einen Punkt neben mir.

„Bitte trink etwas. Ich habe dir dort Tee und Wasser hingestellt. Du bist noch nicht vollkommen gesund, dass du umgekippt bist. Also wirklich. Nächste Mal, wenn du in ein Haus einbrichst, sei gesund und pass auf, dass du den Schlüssel zurücklegst, sonst kriegt es jeder gleich mit.“, tadelte er, doch lächelte immer noch.

Ich sah Jason noch einen kurzen Moment an. Hatte es einen Grund warum er diese Sachen anhatte? Alles in Schwarz und dann noch so eine komische Tasche um seine Hüfte, ebenso hatte er verschiedene Gurte. Ich verzog eine nachdenkliche Miene und nahm mir dann das Glas Wasser, nippte vorsichtig daran.

„Du hast doch Fragen auf dem Herzen. Trau dich doch“, sagte Jason leise, wisperte es mir förmlich zu. Er gab freiwillig zu, dass er etwas zu verbergen hatte und wollte mir nun alles sagen?

Das war doch eigentlich ein Wink mit dem Zaunpfahl, eigentlich schon ein Klaps auf den Hintern!

Ich stellte vorsichtig mein Glas ab, nahm es mir doch noch einmal und trank einen Schluck, stellte es wieder ab und schmiss die Decke zurück, krabbelte auf Jason zu und kniete mich vor ihm hin.

Seine mandelförmigen Augen ließen keiner meiner Bewegungen außer Sicht und man merkte, dass er förmlich verwirrt war.

„Okay. Jason?“, fragte ich dann leise, leckte mir über die Lippe.

Er nickte nur, doch ehe ich etwas sagen konnte, legte er einen Finger auf meine Lippen.

„Bevor ich dir irgendwas beantworte…versprich mir, nicht weg zu rennen. Du würdest es nicht überleben.“; hauchte er und schon stellte sich gleich mein Weglauf-Reflex ein. Ich würde es nicht überleben, weil… er mich köpfen würde?

„Okay. Also.. we..-“, ich wollte gerade einwilligen, als etwas an der Scheibe klopfte, anfing zu schreien. So hoch, dass mir die Ohren weh taten. Jason sprang auf und bückte sich und zog ein Schwert unter dem Bett hervor, näherte sich dem Fenster. Vorsichtig zog er den Vorhang zurück, während ich nach hinten an die gegenüberliegende Wand krabbelte.

Was zum Vorschein kam, hatte ich wirklich noch nie in meinen Leben gesehen.



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