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Stay (Faraway, So Close!)

[Itachi/Sasuke- Centric]
von

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Do they know its christmas?

Kapitel 27: Do they know its christmas?
 

It's Christmas time

There's no need to be afraid

At Christmas time

We let in light and we banish shade
 

Kochen konnte Sasuke. Das war kein Problem. Er hatte immer für seine Mutter sorgen müssen. Das sie was zu Essen bekam und dass ihre Freunde, die regelmäßig zu Besuch waren, ebenfalls versorgt waren. Bier bringen, Sandwichs machen, Nudeln kochen, Pizza aufwärmen. Darin war er ein Meister. Wenn es nicht schnell genug ging, schlug ihn der beste Freund seiner Mutter vor allen Anwesenden. Manchmal sogar, wenn er noch einen Teller in der Hand hatte. Einmal, daran konnte Sasuke sich noch genau erinnern, hatte er drei Tassen Kaffee in den Händen gehabt und er war, nach dem Ermessen Kabutos, nicht schnell genug gewesen, diese zu bringen. Bei dem Klaps auf den Hinterkopf war es Sasuke noch möglich gewesen, die Tassen zu halten, sodass nur ein wenig überschwappte und auf dem Teppich vor dem Sofa landete. Genau vor Kabutos Füße. Hätte das heiße Getränk ihn getroffen, hätte er Sasuke tot geprügelt, davon war der Junge überzeugt. Stattdessen hat er ihm nur eine heftige Ohrfeige verpasst, bei der eine Tasse gefallen war und die anderen beiden gänzlich auf Sasukes Oberkörper schwappten. Vor Schmerzen hatte er geschrieen, so weh hatte das getan, und war in sich zusammen gesackt. Niemand hatte ihm etwas zum kühlen gegeben, er wurde gezwungen das T-Shirt vor allen Anwesenden auszuziehen und hatte an diesem Tag kein Neues bekommen. Unter Schmerzen hatte er die Scherben der gefallenen Tasse aufheben müssen, neuen Kaffee machen und bringen und dann den Boden wischen müssen. Vor Kabutos Füßen hatte er gekniet und den Teppich gereinigt. Er war sich so wertlos vorgekommen.
 

„Kannst du die Nudeln abschütten?“, drang Itachis Stimme an sein Ohr. Sasuke nickte eilig, als er sah, dass Itachi keine Hand frei hatte, sondern in der Soße rumrührte und Gewürze zugab und dabei auch noch auf das dünstende Gemüse achtete. Mit leicht zitternden Händen, durch die Erinnerungen an die Verbrennung, nahm er den Topf vom Herd und goss das heiße Wasser samt Nudeln in das dafür vorgesehene, in der Spüle stehende Sieb ab. Das Sieb mit den Nudeln reichte er Itachi herüber, der diese in eine Ofenschüssel gab, als im Radio das Lied ausklang und die Nachrichtensprecherin zu reden anfing.

„Es ist 6.30 Uhr am Abend, Sie sind bei Drivetime, mein Name ist Mary Wilson, Guten Abend.“ Sasuke beobachtete Itachi dabei, wie er das Gemüse zu den Nudeln in die Ofenschüssel gab und dann die Soße vorsichtig darüber schüttete und Käse obendrauf verteilte, während sie beide stumm den Nachrichten im Radio lauschten.

„Auf den Tag genau vor dreiundzwanzig Jahren starben sechs Menschen bei dem Bombenanschlag auf das englische Kaufhaus Harrolds. Als Täter wurden damals Mitglieder der IRA vermerkt. Heute, zu Zeiten in der die Wirtschaftskrise unser Land besonders hart trifft, sind die Gedanken an die IRA, die sich selbst als Unabhängigkeitskämpfer sahen, präsenter denn je“, dröhnte die sonore Frauenstimme aus dem Radio. Sie bat um Gedenken für die Verstorbenen und informierte über die IRA, was Itachi dazu bracht, das Radio abzudrehen.

„Ich kann mir das nicht anhören.“ Er ging zurück, nahm die Ofenschüssel in die Hand und schob sie in den Ofen, den er schon vorgewärmt hatte und nun höher stellte, bevor er sich einen Kaffee einschenkte und an den Küchentisch setzte.
 

„Mein Vater hat immer gesagt, sie hätten irgendwie Recht“, warf Sasuke ein, blieb dort stehen, wo er stand und blickte Itachi an, wartete seine Antwort ab. Er konnte schließlich nicht wissen, ob es Itachi doch zu nervig wurde, Dinge über Sasukes Vater zu hören.

„Die IRA? Bullshit!“, murrte Itachi und trank einen Schluck Kaffee, als ihm bewusst wurde, dass er Sasuke indirekt den Mund verboten hatte, auch wenn seine Äußerung auf einen ungebeutelten Jugendlichen keinerlei Anlass gegeben hätte, nicht zu antworten.

„Warum dachte dein Vater das?“, fragte Itachi mit freundlicher Stimme nach.

„Er meinte… jeder Mensch hätte ein Recht auf… auf Freiheit und auch dieses Land hätte es.“

„Ja“, sagte Itachi nur, schaute auf die Platte des Tisches, bevor er sich an seinen jungen Mitbewohner auf Zeit wandte.

„Was denkst du darüber?“

„Ich…“, fing Sasuke an und lies das Thema im Raum stehen, bevor er endlich die Worte fand, die raus sollten. „Ich glaube irgendwie hat er Recht, aber… der Weg der IRA war falsch.“ Gewalt konnte nicht mit Gegengewalt bezwungen werden. Er glaubte das zu wissen, auch wenn er sich nie gewehrt hatte, gegen die Menschen, die ihm seine Freiheit hatten nehmen wollen, indem sie ihn zerstörten.
 

Itachi war sich bewusst, dass Sasuke eine ziemlich erwachsene Einstellung zu dem Thema hatte, was fast einen jeden Iren irgendwann beschäftigte. Die IRA. Wahrscheinlich wusste er darüber Bescheid. Von seinem Vater. Von damals. Sasuke war kein dummer Junge, dessen war Itachi ich auch bewusst. Wahrscheinlich war er sogar ziemlich intelligent und wissbegierig, nur wurden diese Seiten von ihm verdeckt und überschattet von seiner Angst, seiner Zurückhaltung und von den Dingen, die ihm zustoßen waren.

„Wie auch immer“, murmelte Itachi dann, bevor er einen weiteren Schluck seines Kaffees nahm. „Lass uns nicht über Politik reden. Reicht schon, dass mein Vater immer versucht hat, mich dafür zu begeistern.“

„Magst du… magst das Thema nicht?“, hörte Itachi Sasukes schüchterne Stimme. Der Ältere blickte auf und stellte fest, dass Sasuke immer noch so dastand, wie vorher. Er konnte sich doch ruhig setzten, was zum Trinken nehmen. Aber ihm das immer sagen würde auch nicht gut sein. Itachi glaubte, das lies sich Sasuke nur noch schlechter fühlen. Sich mit ihm zu unterhalten war eindeutig besser, auch wenn es über Themen war, die ihn nicht interessierten.

„Es hat mich nie interessiert“, gab Itachi deswegen zu und grinste leicht. „Dich etwa?“

„Schon… ein bisschen, ich meine… ich hab ja nicht sonderlich viel mitbekommen… die letzten Jahre und…“, er verstummte. Sasuke war schließlich seit über einem Jahr nicht mehr in der Schule gewesen. Er hatte so viel Stoff verpasst. Er selber fand sich sogar richtig ungebildet. Er schämte sich.

„Schon okay“, hörte er dann Itachis Stimme und schaute dem Älteren in die Augen. „Ich versteh schon was du meinst, Sasuke.“
 

Itachi erhob sich, griff an Sasuke vorbei nach zwei Gläsern, füllte eines mit Cola und wandte sich dann an seinen Schützling.

„Magst du auch was?“ Itachi hatte seine Meinung geändert. Er hatte wieder gesehen, wie verschüchtert Sasuke zuvor gewesen war und wollte den Jungen unbedingt dazu bringen, sich nicht dafür zu genieren zu Trinken oder zu Essen anzunehmen.

Sasuke hingegen zweifelte. Wie immer wenn Itachi ihm etwas anbot. Doch eigentlich musste er ja zustimmen, schließlich hatte der Uchiha ihm schon ein Glas hinaus genommen. Aber Sasuke mochte keine Cola. Er hatte nie welche gemocht. Fanta und so was war okay gewesen, aber auch davon war er nie ein großer Fan. Lieber hatte er als Kind so was wie Saft oder Eistee getrunken. Aber auf der Straße hatte er gelernt, nicht wählerisch zu sein, weswegen er schlicht nickte. Er würde das nehmen, was Itachi ihm gab.

„Was willst du denn?“, erreichte ihn dann Itachis Frage. Sasuke biss sich leicht auf die Lippen, während er seien Kopf gen Boden senkte. Er hoffte, dass es Itachi nicht sah. Der wollte schließlich nicht, dass er sich auf die Lippe biss. Sasuke würde gerne nach Saft fragen. Nach dem roten, den er im Unterschrank gesehen hatte, aber er wollte schlicht nicht unhöflich sein. Auch wenn sein Verhalten wahrscheinlich total dämlich war und vielleicht auch kindisch, konnte er nicht einfach um irgendwas bitten. Das ging nicht, nachdem Itachi schon soviel für ihn getan hat.

„Kann ich Wasser haben?“, fragte er deswegen. Wasser schmeckte ihm nicht nur viel besser als Cola, es war auch noch billiger im Laden und auch wenn es nicht der leckere Saft war, würde es den Durst löschen.

„Klar“, hörte er Itachis Stimme, sah wie dieser in den Unterschrank griff und eine Flasche Mineralwasser herausholte. „Du kannst aber gerne auch was anderes haben. Ehrlich.“

Sasuke nickte nur, in der Zustimmung, dass er das wusste, nahm dennoch aber das ihm hin gehaltene Wasserglas an sich und gab sich damit zufrieden. Für ihn war sauberes Wasser zum Trinken schon gut genug. Auf der Straße hatte er des Öfteren nur vom Regenwasser in Abfallbechern oder Leitungswasser aus heruntergekommenen Waschbecken in Bahnhoftoiletten gelebt.
 

Nachdem sie beide ihr Getränk ausgetrunken hatten, deckten sie gemeinsam den Tisch. Das heißt: Itachi gab Sasuke da Besteck und dieser legte es so hin, dass man davon essen konnte. Dann nahm Itachi den mittlerweile fertig gebackenen Auflauf aus dem Ofen. Da die Nudeln und die Soße schon vorgekocht waren und das Gemüse schon gedünstet, musste es nicht lange backen, nur so das der Käse schmolz. Als die Kochvorgänge hatte Itachi aus dem Stehgreif gekonnt. Nudelgemüseauflauf war eins seiner leichtesten Übungen. Da konnte er noch so einiges mehr. Itachi schöpfte zunächst auf Sasukes Teller auf und dann auf seinen, bevor er sich vor den Getränkeschrank kniete und fragte: „Was darf es sein?“

„Ich… Wasser ist okay“, murmelte der schon sitzende Sasuke und nickte zustimmend.

„Komm, Sasuke. Trink mal was anderes. Ich hab soviel gekauft und wenn nicht wir beide davon trinken, wird es nachher schlecht. Also, was willst du?“

„Das… das…was du…“, fing der Junge an, wurde jedoch vom Älteren unterbrochen.

„Nein, du suchst dir selbst was aus. Nicht, dass was ich auch nehme, außer du willst es wirklich. Mach schon, Sasuke. Ich hab Hunger.“ Normalerweise würde Sasuke sich nun fürchten. Er würde denken, er verschwendete Itachis Zeit mit seinem dämlichen und kindischen Verhalten, aber dieses Mal dachte er es nicht. Denn die Stimme mit der Itachi das Gesagte gesagt hatte, war feixend und sein Grinsen verriet dem Jungen zusätzlich das er spaßte.

„Dann…“, murmelte der Teenager deswegen und linste auf die Tischplatte. „Kann ich was von dem Saft haben? Dem Roten.“

„Natürlich“, vernahm er Itachis Stimme, sah wie der Erwachsene sich erhob, ihm ein Glas von dem süßlichen Saft eingoss und sich selbst etwas von dem Mineralwasser, dass noch auf der Küchentheke stand, bevor er sich ebenfalls hinsetzte und einen guten Appetit wünschte.

„Dir auch“, sagte Sasuke leise und nahm ein bisschen mit der Gabel vom Teller, was er dann probierte.

„Und ist es gut?“

Zuerst nicht Sasuke nur, nahm noch einen bisschen und sagte dann: „Ja, sehr gut.“

„Freut mich. Wir machen den Rest morgen Mittag warm, okay? Nach dem Tannebaumkaufen.“

Wieder nickte Sasuke und freute sich im Geheimen schon unheimlich auf den morgigen Tag. Sie würden einen Baum holen und schmücken. Das hatte er schon so lange nicht mehr gemacht.
 

~~
 

Die Heizung im Auto war hoch angedreht. Es war wieder kälter draußen geworden. Schneite ein bisschen. Schnee in Irland war nicht ungewöhnlich, aber es war auch nicht die Regel. Überhaupt regnete es mehr. Aber dieser Winter war für irische Verhältnisse recht hart, sodass zwischenzeitlich sogar der Flugverkehr nach Dublin gesperrt wurde. Nicht für lange, aber dennoch. Itachi wendete an der Kreuzung, weil er die Ausfahrt verpasst hatte und schielte zu Sasuke. Der trug eine der neuen Jeans, einen neuen Pullover unter der dicken Winterjacke und Handschuhe. Itachi glaubte, es machte Sasuke doch nicht so viel aus, die Kleidung zu tragen, in der er vergewaltigt wurde, wahrscheinlich verband er das gar nicht wirklich miteinander. Die Sachen waren gewaschen. Deswegen hatte Sasuke wohl kaum Probleme damit gehabt, die Jacke anzuziehen. Er wusste schließlich, dass sie ihn wärmte. Die neuen Sachen, die Itachi ihm noch am morgen gegeben hatte, waren Sasuke jedoch nur wieder unangenehm gewesen. Itachi glaubte, dass der Junge sich denken konnte, wie viel die Sachen ungefähr gekostet hatten, deswegen war es auch nur natürlich, dass er sich schämte oder sich schuldig fühlte, aber Itachi verlangte keines von diesen Gefühlen. Ein einfacher Dank reichte für ihn allemal aus. Und später hatte Sasuke ja auch eingesehen, dass er was Ordentliches zum Wechseln brauchte, vor allem dann, als Itachi mit dem Argument kam, er könne und wolle nicht jeden Tag waschen. Der Ältere hatte schon gemerkt, dass er Dinge, die er für Sasuke tat, oft so unterlegen musste, dass der Jüngere glaubte, sie wären auch für ihn eine Erleichterung und nicht nur für Sasuke.
 

Schon von weitem, als Itachi dann endlich die richtige Ausfahrt erwischt hatte, sah Sasuke den Platz, an dem die Bäume verkauft wurden. Sie parkten in der Nähe und gingen darauf zu. Sie hatten Glück, dass wusste Sasuke, als er die hübschen Tannen sah, die in nicht allzu weiter Entfernung verkauft wurden. In Irland war die Tradition der Christbäume noch nicht so verbreitet wie Beispielsweise in Deutschland oder in den USA, hatte sein Vater ihm damals erklärt und die meisten Iren mussten weit fahren, um einen zu besorgen oder ihn selber fällen, so wie sein Vater es immer getan hatte. Die Verkäuferin war nett, bot ihnen einen nicht so großen, aber durchaus guten Baum zu einem fairen Preis, denn ihr Mann dann noch fest verpackte und ihn Itachi reichte, sodass er angenehm zu Tragen war. Keine große Sache, nur das Kaufen eines Baumes, normaler Ablauf vor Weihnachten im Leben einer Familie, doch für Sasuke war es eine besondere Sache gewesen, denn er hatte schon lange auf normale Dinge, die in normalen Familien gemacht wurden, verzichten müssen. Eigentlich seit sein Vater tot war, denn schließlich hat da seine Mutter aufgehört sich um ihn zu sorgen. Mit gerade mal elf Jahren, als er schon die ersten Schläge von Kabuto kassiert hatte, war er – als der verdammte Kerl endlich abgehauen war – mit von den Schlägen geröteten Wangen zu seiner Mutter gegangen, die im Wohnzimmer mit eine Bierflasche gehockt hat. Sasuke wusste noch genau, wie er sie leise gefragt hat, ob Kabuto wiederkommen würde und als sie nickte und freudig sagte, er käme ab jetzt öfter, da ihr Ehemann nicht mehr da war, fragte er nach dem Warum, woraufhin sie nur mit den Achseln zuckte. Weil sie ihn mochte, hatte sie damals gesagt, weil er ihr bester Freund war und vielleicht irgendwann auch mehr. Mehr war er nie geworden, denn anscheinend interessierte er sich nur für kleine Jungs. Aber das wusste er damals noch nicht und hatte mit kindlicher Naivität seine Mutter umarmt, den Alkoholgeruch in ihrem Atem vernommen und trotzdem gesagt, dass er nicht wollte dass der Mann zurückkam. Wieder hatte sie damals nur nach dem Warum gefragt und teilnahmslos auf seinen Rücken geklopft, woraufhin er sich mehr an sie gedrückt hatte – an seine Mama, die er liebte und die für ihn da sein sollte – und hatte ihr gesagt, dass der Mann ihm wehtat. Deswegen wollte er nicht, dass er zurückkam.
 

Aber er kam zurück. Immer und immer wieder und immer wurde es schlimmer. Sasuke schüttelte den Kopf, als sie am Auto ankamen und Itachi schon den Baum verstaut hatte. Er musste diese Gedanken verdrängen, schoss es ihm durch den Kopf, als er einstieg und hörte, wie Itachi zuerst den Motor startete und dann die Musik andrehte. Sasuke mochte die Musik, die der Ältere hörte. Sie waren nicht zu hart, aber auch keine Schnulzen. Hörten sich gut an, angenehm, obwohl die Texte ihn manchmal traurig stimmten, denn hauptsächlich hörte Itachi traurige oder wenigstens melancholische Lieder, die eine gewisse Schwere besaßen. Aber Sasuke glaubte, Itachi hatte einen Drang nach dem Traurigen, sonst hätte er ihn doch niemals so uneigennützig aufgenommen.
 

„Hey, alles okay?“, wandte sich Itachi an der roten Ampel an den Jungen, der so abwesend wirkte. Er erhielt nur ein Nicken.

„Okay“, sagte er deswegen, schaute den Jugendlichen noch einmal an, schaltete dann, als die Ampel umschlug und fuhr weiter. Schon bald kamen sie an dem Haus an, in dem Itachi wohnte. Sie parkten in der Garage, Itachi nahm den Baum raus und trug ihn hinaus in seine Wohnung, während Sasuke aufschließen musste, weil der Ältere keine Hand frei hatte. Auch wenn es eben Gründe dafür gab, dass Itachi nicht aufschloss, sondern er, fühlte Sasuke sich damit nicht besonders wohl, schließlich war das nicht seine Wohnung. Aber er stellte die Gedanken hinten an, schloss einfach auf und öffnete dann auch die Wohnzimmertür, wo Itachi den fest verpackten Baum erstmal auf dem Laminat ablegte, bevor er den Schlüssel wieder an sich nahm, sie beide ihre Jacken auszogen und Itachi sich auf das Sofa schmiss. Dort sprichwortartig wie ein Schluck Wasser in der Kurve sitzend, schloss er die Augen und wandte sich an Sasuke.

„Kannst du Kaffee kochen?“

„Klar“, murmelte der Jugendliche nur.

„Machst du mir einen?“

Wieder ein Nicken, bevor Sasuke in die Küche verschwand, Kaffeepulver aus dem Schrank nahm und Filtertüten. Er gab Wasser in die Maschine, dann die Tüte aus milchigem Papier und das Pulver, bevor er den Schalter drückte, eine Tasse heraus nahm und Zucker. Er wusste, dass Itachi keine Milch in seinem Kaffee mochte. Dunkel musste er sein und ein bisschen süß.
 

Als Sasuke die Tasse neben die Kaffeemaschine setzte, das Zeug das er gebraucht hatte wieder wegräumte und darauf wartete, dass das heiße Getränk fertig wurde, sah er, dass er mit dem Pulver gekleckert hatte und nun viele kleine Krümel auf der Arbeitsfläche lagen. Sasuke blickte sich kurz um, fand einen kleinen Schwamm, schrubbte darüber und trocknete dann mit einem Tuch ab, bevor er auch das alles wieder an seinen Platz räumte. Gerade rechtzeitig als der Kaffee fertig wurde. Er nahm die Kanne heraus, gab etwas in die Tasse, Zucker dazu und einen Löffel, räumte auch den Zucker wieder ordentlich weg und stellte die Kanne zurück in die Maschine, bevor er ins Wohnzimmer zurückging.
 

Itachi saß nicht mehr auf der Couch. Im Gegenteil. Er war schon fleißig gewesen und hatte den Baum aufgestellt. Dort in der Ecke, wo zuvor seine Gitarre gestanden hatte, stand nun die Tanne, nur wenige Meter vom Plattenspieler weg. Das Instrument hatte nun seinen Platz räumen müssen und stand dicht am Wohnzimmerschrank.

„Gefällt’ dir? Ich meine wir müssen noch schmücken, aber sieht doch gut aus da, oder?“, fragte Itachi, kam auf Sasuke zu und nahm den Kaffee mit einem leisen Dank an sich, bevor er trank.

Sasuke nickte wieder eilig, zustimmend. Der Baum sah wirklich toll dort aus. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Minderjährigen. Deswegen hatte Itachi ihn also Kaffee kochen geschickt. Wie lieb. Aber Sasuke musste auch zugeben, dass es ihm eindeutig nichts ausgemacht hatte. Tatsächlich fad er es sogar sehr gut, was für den Älteren tun zu können, selbst wenn es nur so Kleinigkeiten waren. Dass lies ihn sich nicht mehr ganz so überflüssig vorkommen, auch wenn er wusste, dass er all das, was er hier erlebte, nur Itachis Gnaden zu verdanken hatte.
 

Noch bevor Itachi einen zweiten Schluck Kaffee nahm, stellte er die Tasse auf den Wohnzimmertisch.

„Bin schnell das Dekozeug holen.“ Damit war er auch schon davon gesaust. Sasuke setzte sich in den Sessel und blickte auf das Bettzeug. Sie hatten schon Donnerstag. 18. Dezember.

Am Sonntag war schon der vierte Advent und dann noch drei Tage; dann war Heiligabend. Ob Itachi ihn schon da fortschickte? Bis Weihnachten hatten sie gesagt. Was hieß für Itachi bis Weihnachten? Bis zum 27. Dezember, wenn alles vorbei war, bis zum 23. Dezember, sodass er vorher fort musste? Bestimmt, schoss es Sasuke dann durch den Kopf. Schließlich würde Itachi die Feiertage doch sicherlich mit seiner Familie und mit Freunden verbringen. Mit Menschen die ihm wichtig waren. Und nicht mit einem dummen, heimatlosen Jungen. Sasuke verstand das. Tat er wirklich.
 

Völlig in seinen Gedanken versunken, bemerkte Sasuke Itachi erst, als dieser den Karton neben dem Weihnachtsbaum abstellte. Der Jugendliche beobachtete, wie Itachi die große Pappschachtel öffnete und ging näher. Der Uchiha hatte schöne Kugeln. Es waren zwar nicht unheimlich viele, aber der Baum war ja auch nicht riesig; es würde mit Sicherheit ausreichen.

„Na, dann lass uns mal anfangen“, sagte der Ältere, griff ein paar Kugeln und hängte sie nacheinander gekonnt an den Baum.

„Egal welche?“, fragte Sasuke deswegen nach. Der wollte den Plan des Uchiha nicht durcheinander bringen, sofern dieser denn einen hatte.

„Häng einfach irgendwo irgendwelche hin. Am Ende wird’s schon gut aussehen.“
 

Das tat es. Am Ende sah es wirklich richtig gut aus! Sasuke und Itachi hatten nicht viel geredet, während sie den Baum geschmückt hatten. Aber es war trotzdem eine schöne Sache gewesen, fand Sasuke. Er hätte vor ein paar Wochen nicht geglaubt so kurz vor Weihnachten in einem warmen Wohnzimmer eine Tanne mit Christkugeln zu schmücken. Hätte man ihm das erzählt, hätte er denjenigen für verrückt erklärt. Doch hier war er nun. Und er fühlte sich wohl. Das war etwas ganz besonderes für ihn.

„Danke“, sagte er deswegen, den Blick zu Boden gesengt, während Itachi den Baum prüfend betrachtete.

„Danke wofür?“, hörte Sasuke dann die Stimme des Älteren und zwang sich ohne zu stottern oder zu stocken zu sagen: „Für alles. Irgendwann… irgendwann mach ich dir das alles wieder gut. …. Versprochen.“

„Ja“, sagte Itachi und schaute weiterhin starr geradeaus zum Baum hin. Auch er war sich im Klaren, dass Sasuke irgendwann um die Weihnachtstage herum – wie sie es ausgemacht hatten – oder spätestens am Anfang des neuen Jahrs fort müsste. Er konnte ihn nicht auf ewig bei sich behalten, doch diese Gewissheit schmerzte Itachi.

„Ich weiß, Sasuke“, flüsterte er deswegen und schaute zu dem Jugendlichen, lächelte ihm zu, „Aber bis dahin… reicht es mir, wenn du die Dinge… die Hilfe einfach annimmst.“
 

Itachi sah, wie Sasuke seine Hände in der Hosentasche verschwinden lies und auch den Baum anblickte. So standen sie also da, bemerkte Itachi seufzend. Er und dieser Junge. Aus dem Augenwinkel blickte Itachi ihn an, schluckte und fällte den Entschluss Sasuke nicht ohne weiteres fortzuschicken. In die Kälte, in die Einsamkeit – dorthin wo Gefahr war.

Er würde einen Weg finden, damit Sasuke ein zu Hause bekam und auch wenn er noch nicht wusste, welcher dieser Weg war, wusste Itachi, dass er alles dafür tun wird, was ihm möglich war.
 

~~
 

Am Abend, nachdem sie den Auflauf vom Vortag warm gemacht und gegessen hatten, saßen sie im Wohnzimmer zusammen, schauten einen Film, den Itachi zuvor eingelegt hatte. Als dieser zu Ende war, war es noch nicht besonders spät, obwohl die Straßenlaternen schon an waren und der Mond hoch, fast von Wolken verdeckt, am Himmel stand. Es schneite wieder.

„Morgen kommen paar Freunde vorbei“, warf Itachi in den Raum. „Kakashi, Iruka und Shizune. Und Konan, sie ist meine Arbeitskollegin. Sie bringt ihren Mann mit und ihr Baby. Ist das okay für dich?“

Sasuke blickte auf seine angezogenen Beine und nickte. Warum auch nicht? Shizune hatte sich als wirklich nett herausgestellt und Sasuke brachte sie nicht mit der Vergewaltigung in Verbindung. Auch Kakashi war… nett. Sasuke war ihm nicht böse, dass er ihn zum reden gebracht hatte. Er hatte nur helfen wollen. Ihm helfen. Vor allem Itachi helfen. Das war okay. Iruka war auch okay. Er würde ihm nichts tun, er fragte zwar zu viel und sein Taktgefühl war auch nicht das größte, aber es war wirklich okay. Vielleicht war er das letzte Mal ja auch nur völlig überrumpelt gewesen, denn böse schien er nicht. Mit der fremden Konan würde er wohl auch kein Problem haben. Sie war schließlich eine Frau – vor denen hatte er immer weniger Angst als vor Männern – und sie war Mutter eines kleinen Kindes. Und ihr Mann würde ihm wohl auch nichts tun. Sasuke wusste mittlerweile, dass nicht alle Männer schlecht waren, auch wenn er vor jedem ein wenig Furcht verspürte.
 

Itachi hatte Sasukes Nicken nicht wahrgenommen und er sorgte sich, weil der Jugendliche nicht antwortete.

„Weißt du, es ist nicht so, dass du keine Wahl hättest. Du kannst was sagen und dann blas ich das ab. Kein Problem. Es ist nur so… das wir die Treffen lange planen, jeden Monat bei wem anderen und diesen bin ich eben dran.“ Es war der erste, an dem Shizune wieder dabei war. Deswegen – und überhaupt – bedeuteten ihm diese Treffen mit seinen Freunden einiges.

„Du musst das nicht… abblasen“, sagte Sasuke leise. „Wenn du mich… dabei haben willst… ist das für mich… für mich in Ordnung.“

„Gut. Dann ist das beschlossene Sache. Du kannst mir ja morgen vielleicht wieder beim kochen helfen bevor die kommen.“

„Okay“, stimmte Sasuke sofort zu. Wo er helfen konnte, half er. Keine Frage.

„Und wenn du willst, kannst du mir auch am Samstag helfen Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Ich hab noch nichts. Für niemanden und ich hab auch keinen blassen Schimmer was ich holen kann.“

Itachi grinste und schüttelte den Kopf. Er war so ein richtiger Kerl in der Beziehung. Wenn er nicht Urlaub hätte, hätte er die Geschenke wohl noch am Morgen vom heiligen Abend besorgt. Schrecklich.

„Ja“, stimmte Sasuke zu. Auch da konnte er dem Älteren helfen. Das war gut. Solange er sich nützlich machen konnte, fühlte er sich wenigstens nicht so überflüssig.
 

„Und Sasuke?“

„Ja?“

„Meine Eltern haben uns eingeladen. Zu ihnen am vierten Advent, zum essen. Ich hoffe, du kommst mit.“

Endlich war es raus. Endlich. Itachi hatte gar nicht gewusst, wie er Sasuke beibringen sollte, dass sein Vater verlangte, Sasuke kennen zu lernen. Er fand, er hatte seinen Satz gut verpackt und vielleicht würde Sasuke ja auch zustimmen. Itachi hoffte nur, dass Sasuke nun nicht den Entschluss fasste abzuhauen. Noch einmal würde Itachi es wohlmöglich nicht schaffen, den Jungen wieder zurück zu holen.

Sasuke hingegen nickte wieder. Natürlich würde er mitkommen, auch wenn er sich im Klaren war, dass sie wohlmöglich keine nette Einladung bekommen hatten. Dass er keine nette Einladung bekommen hatte. Itachi war volljährig und er konnte vielleicht noch so nette Eltern haben, aber sie hatten ihn wahrscheinlich nur mit eingeladen, damit sie den Straßenjungen kennen lernen konnten, den Itachi so uneigennützig und in den Augen von Eltern wahrscheinlich dumm und unverantwortlich, aufgenommen hatte. Aber auch das war okay. Auch das verstand er, weswegen er nun mit einem leisen „Ja, ich komme mit“, zustimmte. Das war das mindeste, was er tun konnte. Und er würde sich niemals wagen, nein dazu zu sagen. Niemals.
 

to be continued
 

by Jessa_



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  sissyphos
2011-02-11T23:01:50+00:00 12.02.2011 00:01
wieder ein super tolles kapitel...schön berührend, mitreißend, wie du es doch immer wieder schaffst ö.ö
und ich freu mich schon darauf, wenn sich eine liebesgeschichte entwickelt :> eigentlich muss sasu ja, wenn er sich in ita verliebt, in ihm wirklich die liebe seines lebens sehen...in gewisser weise verbindet er ihn mit seinem vater und ohnehin hat er ihn aus dem tiefen loch gerissen, in dem er steckte
eine frage: ist sasu dann in der fortsetzung älter? so um die 18 wäre schon ganz cool ^____^

lg und gute nacht
TDR
Von: abgemeldet
2011-01-07T13:16:43+00:00 07.01.2011 14:16
omg du kannst echt super genial schreiben!!!
ich war so süchtig weiter zu lesen, dass ich gar nicht schlafen konnte O.O
an mehreren stellen hab ich auch voll angefangen zu heulen so oft hab ich noch nie wegen irgendwas geheult
(=>eigendlich heul ich nie bei Büchern oder Filmen)
mach bitte schnell weiter
Ich liiiiebe deine fanfic!!!!
lg
Sasuke
Von:  Turiana
2011-01-02T15:00:04+00:00 02.01.2011 16:00
itachi hat vllt nicht bemerkt, dass sich sasuke an die zeit bei kabuto und seiner mutter erinnert hat, aber es war gut, dass er sich der nachrichten wegen mit sasuke unterhalten hat. vor allem hört er ihm zu, und er versucht wirklich, sasuke zu helfen. auch wenn er glaubt, das nicht so gut zu können, schafft er es doch. sonst würde sasuke sich nicht mit ihm unterhalten. und itachi merkt ja auch, dass er sasuke wohl doch noch etwas zu trinken anbieten, anderes getränk außer wasser fast schon aufdrängen muss. aber er hat es wirklich gut geschafft, sasuke dazu zu bringen, um den saft zu bitten. gerade weil sasuke gesehen hat, dass itachi spaß gemacht hat. so hilft er ihm wirklich. er hätte auch irgendetwas vor sasukes nase stellen können und ihn zwingen können, das zu trinken. aber das wird er wohl so bald nicht mehr machen müssen- wenn überhaupt.
schade nur, dass sich sasuke immer wieder an die zeit bei seiner mutter und kabuto erinnern muss. aber einfach vergessen wird er das nie können. aber er kann mit itachi darüber reden, vllt tut er das ja irgendwann mal. fragen kann der ältere zwar danach, aber wenn sasuke ihm von alleine davon erzählt, ist das etwas ganz anderes.
dass itachi sasuke in die küche gelotst hat zum kaffeekochen, um ihn zu überraschen, war wirklich klasse ^^ und er merkt ja auch selbst, dass sasuke sich wohler fühlt, wenn er itachi helfen kann. dass die beiden zusammen den baum geschmückt haben war schön, für beide *g* kein wunder, dass itachi sasuke nicht einfach wegschicken kann. hätte er wohl gar nicht erst gekonnt, selbst ohne ihren deal, dass sasuke bis weihnachten bleiben darf. möglich, dass er den besuch bei seinen eltern nutzt, um mit seinem vater darüber zu reden. der wird ihn da wohl eher noch unterstützen, wenn itachi ihm alles erzählen würde.
dass itachi sasuke fragt, ob der besuch seiner freunde am nächsten tag in ordnung sei, ist schön. er möchte sasuke nicht einfach überrumpeln, und es ist klasse, dass er sasuke die wahl lässt, nein zu sagen. auch wenn sasuke das nicht tut. dass er ihn auch auf den besuch bei seinen eltern vorbereitet, war wohl noch wichtiger- sasuke kennt itachis eltern ja gar nicht, und er glaubt, sie könnten ihn nicht mögen, weil er ein straßenkind ist. würde er es sich trauen, würde er vllt nein sagen- aber das will er ja gar nicht. vllt traut er sich aber irgendwann, auch mal nein zu sagen. eher unwahrscheinlich, aber möglich. er weiß immerhin, dass er nicht mehr alleine ist. nur ist es fraglich, ob itachi auch wirklich dafür sorgen kann, dass sasuke ein zuhause bekommt- immerhin müsste dieser ihm davon erzählen, schon alleine, damit sasuke wieder in die schule kann. itachi hat recht, einfach so als mitbewohner eintragen kann er sasuke nicht. könnte sein, dass sasukes mutter davon erfährt und auftaucht... >.<
schönes kapitel ;) itachi hilft sasuke wirklich, so gut er es eben kann. auch wenn sasuke nichts von itachis plan -wenn man das denn schon so nennen kann- weiß. aber der ältere wird ihn eher weniger einfach vor vollendete tatsachen stellen; er kann sich bestimmt denken, wie wenig sasuke ihm danach vertrauen würde, würde er ihn einfach übergehen. aber das kann er wohl gar nicht. ich hoffe nur, er kann sasuke wirklich ein zuhause geben... >.< schreib bitte bald weiter
lg
Von:  Cherrysony
2011-01-01T21:44:45+00:00 01.01.2011 22:44
eine super coole ff du solltest schriftstellerin werden!
hab sogar an manchen stellen geweint so rührend war es hoff du schreibst schnell weiter liebe grüßle Cherry


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