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Stay (Faraway, So Close!)

[Itachi/Sasuke- Centric]
von

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Where the streets have no name

Kapitel 22: Where the streets have no name
 

We're beaten and blown by the wind

Trampled in dust.
 

Shizune legte großen Wert auf gesundes Essen. Sie war Ärztin, natürlich tat sie das. Und sie liebte Reis. Seit sie aus Afrika heim gekommen war, liebte sie Reis noch viel mehr. Doch Reis mit Curry, das war das Großartigste, hatte sie Sasuke gesagt, als sie angefangen hatte zu kochen. Reis mit Curry, kam natürlich nicht aus Afrika, hatte sie dann noch erklärt, aber sie liebte es. Es schmeckte wirklich großartig, das musste Sasuke im Stillen zugeben, als er mit ihr und Itachi am runden Esstisch im Wohnzimmer saß. Itachi war erst vor einer guten Viertel Stunde gekommen und fast sofort hatten sie mit dem Essen angefangen, damit es nicht kalt wurde. Sasuke blickte rüber zu Itachi, der gerade einen Schluck Wein aus einem großen Glas trank. Der Jugendliche war froh, dass der Student wieder da war, denn auch wenn er vor Shizune keine Angst hatte, fühlte er sich in ihrer Wohnung nicht besonders wohl. Sie war nett gewesen, unheimlich nett, keine Frage, aber sie war eine Fremde und Sasuke fühlte sich grundsätzlich unsicher bei Fremden. Im Grunde war Itachi für ihn auch noch ein Fremder, aber… irgendwie war er das auch nicht. Seit er da war fühlte Sasuke, dass ein bisschen seiner Anspannung abgeflaut war.
 

Sasuke hörte, wie Shizunes ihm mittlerweile bekannte Stimme im Raum hallte, als sie Itachi von ihrer Afrikareise erzählte. Auch wenn Sasuke fast die ganze Zeit, nachdem sie das Bilderalbum durchgeschaut hatten, in seinem Buch gelesen hatte, hatte sie ihn immer wieder angesprochen. Gefragt, ob er was trinken wolle, ob es ihm gut ginge, ob ihm auch nicht langweilig sei. Sie hatte sich gekümmert, ja das hatte sie und dennoch hatte Sasuke keine besondere Lust morgen wieder herzukommen. Natürlich, alles war besser als die Straße, aber er fühlte sich hier einfach noch so unwohl, unwohler als bei Itachi, obwohl dieser eine viel wohlhabendere ausgestattete Wohnung hatte.

Ruhig nahm Sasuke noch einen Löffel von dem Curry. Dieses Mal hatte er nicht gezögert zu essen. Er würde Itachi nicht vor Shizune blamieren. Er würde höflich sein, essen und sich dann bedanken. Er hoffte jedenfalls, dass es so richtig war. Dass es Itachi so gefiel.

Doch anscheinend achtete er gar nicht auf ihn. Schien im Gespräch mit Shizune genauso vertieft zu sein, wie sie es war. Beide sahen unheimlich zufrieden aus. Sasuke ließ den Löffel auf den Teller sinken und senkte seinen Blick. Was machte er eigentlich hier? Beide, Shizune und Itachi, schienen mit der Situation der gefühlten Zweisamkeit zufrieden, glücklich, zu sein. So zufrieden, dass sie ihn ausblenden konnten. Er störte hier nur, stellte er fest, fragte sich zum ersten Mal, wer Shizune eigentlich war. War sie eine Freundin Itachis oder war sie seine Freundin. Er wusste es nicht. Wusste aber, dass man nicht zusammen leben musste, um zusammen zu sein. Gott! Wenn sie wirklich ein Paar waren und sie jetzt wieder aus Afrika zurück war, würde sie vielleicht auf öfter bei Itachi sein, logisch! Und da würde er stören. Vor allem wenn sie intim sein wollten oder einfach… einfach so. Sasuke biss sich kurz auf die Lippe und entschied, den beiden ein wenig Zeit für sich zu geben und sich selbst etwas frische Luft zu gönnen, die er nun dringend brauchte.
 

„Ich…“, erhob Sasuke kurz seine Stimme und stand auf. „Darf ich… ein wenig raus?“

Er hoffte, dass Itachi antworten würde, ihn kurz wahrnehmen und er hoffte, dass er ihn lassen würde. Und er ließ ihn.

„Ja. Nicht zu weit weg und nicht zu lang.“

„In Ordnung“, murmelte Sasuke leise, ging in den Flur und zog sich die Schuhe und die dicke Jacke an. Itachi hatte ihn gelassen, Sasuke hatte ihn gehört, aber was er nicht wahrgenommen hatte, war der Blick mit dem Itachi ihn zuvor bedacht hatte. Die Sorge in den Augen und die Zweifel ob er zustimmen sollte. Und auch nicht gesehen hatte er Shizune hauchzarte Berührung an Itachis Hand und ihr nicken, auf das Itachi es ihm erst erlaubt hatte, hinaus zu gehen. Ansonsten hätte er es, aus riesiger Sorge, verboten.
 

~~
 

Shizune sah Itachis Blick, mit dem er Sasuke folgte genau. Sie fragte sich in dem Moment, ob sein Blick ihr irgendwann mal so gefolgt war und sie glaubte ziemlich sicher zu wissen, dass es nie so gewesen war. Selbst dann nicht, als sie durch die Gates gegangen war und Itachi wusste, dass sie sich für ein ganzes Jahr nicht sehen würde. Irgendwie war sie schon ein wenig eifersüchtig, auch wenn sie das gar nicht sein wollte. Auch wenn das vollkommen falsch war auf diesen Jungen eifersüchtig zu sein. Denn im Grunde… im Grunde war Sasuke…

„Er ist hilflos“, sprach sie ihre Gedanken laut aus. Ja und er war aus Hilflosigkeit bei Itachi. Das war es was zwischen den beiden war. Nichts anderes. Nicht mal Freundschaft. Und das war zwischen ihnen. Zwischen ihr und Itachi.
 

Ja, wollte Itachi zuerst sagen, doch dann schüttelte er den Kopf. Er glaubte es besser zu wissen.

„Er ist nicht hilflos. Er hat auf der Straße überlebt. Er ist zäh, aber er ist…“ Itachi schaute zur Seite, trank einen Schluck Wein und entschied, dass das Wort verstört zu hart war, aber er kein anderes fand, weswegen er es doch sagte: „Er ist verstört.“

Itachi sah, dass Shizune nickte und ebenfalls einen Schluck Wein trank, bevor sie zustimmte.

„Ja“, murmelte sie dann, vielleicht ist er das wirklich. Ich frage mich nur warum… Klar, er lebt auf der Straße, aber er muss einen Ort haben an den er hin kann. Und solange er nicht nach Hause flüchtet, kann es ihm doch nicht all zu schlecht gehen.“

„Shizune… manchmal“, Itachi suchte die richtigen Worte. „Manchmal kann man eben nicht dort hin, wo man zu Hause ist. Ich glaube, ich weiß, warum er es nicht kann. Ich glaube, man hat ihm sehr wehgetan, da wo er her kommt.“

Shizune wurde zögerlicher. Mit beiden Händen hielt sich das Weinglas, als sie fragte: „Wie… wie glaubst du haben sie ihm… weh getan? Und wer?“

„Seine Eltern vielleicht, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht genau, was sie ihm angetan haben, aber es muss schlimm gewesen sein. Er braucht meine Hilfe.“

„Ja, aber wie willst du ihm helfen, dass er anders wird?“ Sie griff hinüber und nahm Itachis Hand. „Aufgeschlossener“, setzte sie an.

„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht“, gab Itachi zu. Stille trat ein. Eine drückende Stille, die Itachi nicht besonders mochte und deren Shizune dann nach einigen langen Momenten Herr wurde.

„Du musst ihn zur Schule schicken oder… du kaufst ihm ein Haustier!“, sagte sie begeistert aus. „Du könntest ihm ein Zimmer einrichten.“

„Er ist nicht mein Kind“, brummte Itachi, zum ersten Mal etwas ausschlagend, was Verbesserung für Sasuke bedeuten könnte. „Und ich weiß nicht mal, wie lange er bleiben wird.“

„Dann kauf ihm einen Hund, denn kann er nachher mitnehmen.“ Shizune verlor nicht die Überzeugung ihrer Vorschläge.

„Nein“, sagte Itachi schlicht und schaute aus dem Fenster. Das war absoluter Bullshit, was Shizune erzählte. Wie sollte er Sasuke zur Schule schicken, wenn er nicht mal einen Personalausweis mit sich trug, geschweige denn dessen Hinternamen wusste oder sonst welche Unterlagen hatte, um ihn an einer Schule anzumelden? Wie sollte er dem Jungen ein Zimmer machen, wenn er nicht mal eines frei hatte? Und ein Haustier? Idiotisch! Was für ein Quatsch!
 

„Dann such doch seine Familie und reden mit ihnen, damit er wieder heim kann oder… such ein Jugendheim für ihn oder sonst was, einfach damit der von der Straße weg ist.“

„Als ob ich nicht selbst drüber nachgedacht hätte“, fuhr er ärgerlich aus, stand abrupt auf und löste dann seine Hand aus Shizunes. Wie sollte er Sasukes Familie denn finden, wenn er nicht mal dessen Nachnamen kannte? Und was, wenn sie Sasuke wirklich das angetan hatten, was er glaubte, sie hatten es? Und ihn in ein Heim stecken. Er wusste nicht mal ob Sasuke das wollte. Ob er es an seiner Stelle wollen würde. Dann, urplötzlich, fragte er sich, wie er sich fühlen würde, wenn er an Sasukes Stelle wäre. Er konnte es sich nicht vorstellen. Konnte einfach nicht und deswegen wurde er wütend.

„Wie soll ich das machen, hä?!“, schrie er Shizune an. Schrie sie so an, wie er diesen guten Menschen immer angeschrieen hatte, als sie noch zusammen gewesen waren. Gott, und dann, als er ihre Augen sah, wurde er traurig und spürte die Reue tief in sich drinnen. Sie konnte nichts für Sasukes Leiden, sie wollte nur helfen, deswegen ging er auf sie zu und schloss sie in seine starken Arme. Mit Worten hatte er sich bei ihr noch nie entschuldigen können, er würde es wahrscheinlich nie können, aber sie hatte seine stummen Entschuldigungen schon immer verstanden.
 

~~
 

Sasuke stand einige Zeit vor der Haustür. Es schneite nur noch ein bisschen, kaum merkbare Flocken, aber ihm war ausnahmsweise mal nicht kalt. Die dicke Jacke wärmte ihn gut und die im Gegensatz zu seinen Alten nicht kaputten Schuhe, ließen die Nässe des liegenden Schnees nicht bis zu seinen Socken durchdringen. Er entschied ein paar Schritte zu gehen und ganz plötzlich, obwohl er die warmen Sachen trug und in einer ganz anderen Gegend war als sonst – die hier wäre viel zu verlassen um hier zu betteln, nur ein paar Kneipen, ein paar Familienhäuser und schon geschlossene kleine Läden – fühlte es sich wieder so an, als müsse er sich einen Platz zum Schlafen für die Nacht draußen suchen. Er wusste natürlich, dass es nicht so war und dass er schon bald zurück konnte, zu Shizune und dann mit Itachi zu dessen Wohnung, wo er schlafen konnte, noch bis Weihnachte. Noch über zwei Wochen. Das war schön.
 

Ein paar Straßen von Shizunes Elternhaus entfernt, gegenüber einer Kneipe, setzte er sich dann auf eine Mauer. Es hatte aufgehört zu schneien, seine Fußspuren sah er noch genau, sie waren die Einzigen auf dieser Straße. Wie einsam es hier war. Irgendwie schön. Friedlich. Er blickte zur Seite. Dort war eine Gasse zwischen zwei Hauswänden. Ein alter Zigarettenautomat, Mülleimer und doch nicht so gepflegt wie der Rest der Straßen, die er zuvor passiert hatte, so als würde sich keiner darum kümmern. Als fühlte sich keiner dafür verantwortlich und er wusste, wie die Gasse sich fühlen müsste, wenn sie Gefühle gehabt hätte. Aber es war eine Gasse. Etwas lebloses, was von den Menschen einen Namen bekommen hatte und es konnte nicht fühlen. Sasuke wandte seinen Blick ab, schaute in das Licht der Straßenlaterne und auf den hellen Punkt den es im Schnee hinterließ. Itachi war für wenige Wochen der helle Punkt in seinem Leben und er musste daran festhalten, auch dann, wenn er wieder auf der Straße sein würde. Er glaubte, die Erinnerungen an Itachi würden ihn nach Weihnachten für einige Monate am Leben halten. Sasuke zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und putzte sich die Nase, ehe er es wieder zurück steckte und die Augen nachdenkend schloss. Noch immer wusste er nicht, was Itachi Uchiha dazu gebracht hatte, ihn auf Zeit bei sich wohnen zu lassen und dafür nicht zu verlangen. Er fand keine Antwort darauf und als er wieder die Augen öffnete und sah, was er sah, hatte er auch keine Zeit mehr darüber nachzudenken.
 

~~
 

Itachi saß neben Shizune auf dem Sofa. Es war noch nicht viel Zeit vergangen seit Sasuke fort gegangen war. Ein wenig hinaus, an die frische Luft. Doch Itachi wünschte sich schon jetzt, er wäre wieder hier. Es war keine Sehnsucht, wie man sie nach einem lange vermissten Freund spürte. Es war schlicht und ergreifend das Wissen, dass Sasuke die Straße nicht gut tat. Itachi griff nach dem Weinglas – erst das Zweite des Abends – und trank einen Schluck, während er Shizunes Erzählungen aus Afrika lauschte.
 

Sie mochte den Moment der Zweisamkeit, freute sich, dass Itachi ihr zuhörte, denn irgendwo tief drinnen liebte sie diesen Mann noch immer. Sie hat es immer getan, auch dann als Itachi mit Deidara zusammen gewesen war. Er war ein guter Kerl gewesen, ein lieber Junge, würde sie fast sagen, aber eifersüchtig war sie immer gewesen. Auch auf Sasuke war ein wenig Eifersucht da, auch wenn sie wusste, dass er nur bei Itachi lebte, weil er Hilfe brauchte, einen Ort, an dem er es sicher und warm hatte. Es ging da nicht so sehr um Itachi, glaubte sie. Es ging um Sasukes Wohlergehen und das warf sie dem Jungen nicht vor. Nur würde sie auch gerne mit Itachi zusammen leben, denn sie mochte seine Anwesenheit, mochte es seine Präsens zu spüren, wenn er neben ihr saß. Gott, sie erinnerte sich an eine Zeit, in der sie nackt nebeneinander im Bett gelegen hatten und wie sie es genossen hatte, Itachi zu spüren. Sie errötete nicht, an ihrer Beziehung, die sie einst gehabt hatten, gab es nichts zu erröten. Sie lehnte sich schlicht an seine starke Schulter und streichelte seinen Arm.
 

~~
 

„Hübsche neue Kleidung, hast du an, Sasuke. Na, bei wem hast du dafür die Beine breit gemacht?“, fragte die Stimme, die Sasuke schon immer, seit er sie kannte, Angst eingejagt hatte. Mit Schockgeweiteten Augen starrte er die Person an, die vor ihm stand und ihn hämisch angrinste. „Na, erzähl schon. Schon zu lange musste ich darauf verzichten deine Stimme zu hören.“ Eine Hand streichelte Sasuke über die kalte, glatte Wange, der Mann kam ihm immer näher. Und Sasuke hasste es. Den Geruch, das Gefühl an seiner Wange…

Er musste sprechen. Er musste einfach, denn Sasuke wusste, wie sehr der Mann es hasste, wenn er nicht tat, was von ihm verlang wurde.

„Für niemanden“, murmelte Sasuke leise und senkte seinen Blick. Er würde aus der Situation nicht raus kommen, dass wusste er. Warum dann kämpfen? Warum? Es brachte doch nichts. Er würde es einfach über sich ergehen lassen. Wie immer. Brav sein, dann tat es vielleicht weniger weh. Dann war der Mann nicht so wütend auf ihn. Und wenn er nicht wütend war, war er meistens ein bisschen weniger brutal.

„Was hast du dann gemacht, Sasuke? Hast du ihm einen geblasen?“

Sich auf die Lippe beißend schüttelte Sasuke den Kopf, ehe er eine Hand an seinem Kinn spürte und ihn zwang auf zu schauen.

„Erzähl schon. Du weißt doch, ich liebe es deine kleinen Geschichten zu hören, meine süße Schlampe.“

Panisch atmete Sasuke ein und aus, versuchte sich zu beruhigen, aber er hasste es, wenn man so mit ihm sprach. Wenn diese Person so mit ihm sprach. Wenn er ihn so nannte. Er hasste es! Aber er konnte rein gar nichts dagegen tun.
 

„Ich musste nichts… nichts tun“, murmelte Sasuke ehrlich. Sasuke spürte wie der Mann sich neben ihm auf die Mauer sinken ließ und den Arm um seine schmalen Schultern legte. Er näherte sich mit seinem Mund Sasukes Ohr und flüsterte, während er die Hand zu Sasukes Schritt gleiten ließ: „Ist es nicht ein großartiger Zufall, dass einer meiner Jungs dich hier sitzen gesehen hat? Er hat mich natürlich gleich angerufen und ich bin so schnell gekommen wie ich konnte. Wenn du dich mir schon so auf dem Präsentierteller zeigst, muss ich natürlich für einen guten Fick herkommen.“ Er leckte über Sasukes Ohrmuschel und hauchte: „Du bist unvorsichtig geworden, Sasuke.“

Der Jugendliche zog die Nase hoch und biss sich auf die Unterlippe, als der Mann aufstand und ihn mit sich in die Gasse zog. Die Gasse, mit der Sasuke noch so viel Mitgefühl gehabt hatte, würde nun zu dem Schauplatz eines schmerzvollen Aktes werden, dass wusste Sasuke in diesem Moment und das war es, was ihm die erste, klitzekleine Träne entlockte.
 

Sasuke wurde gegen die Hauswand gepresst, das Knie des Mannes bohrte sich schmerzhaft in seinen Schritt und es war absolut Ekel erregend die Zunge und die Hände dessen an seinem Körper zu spüren, auch wenn er noch angezogen war. Als der Mann anfing, den Reisverschluss Sasukes Jacke aufzuziehen und seine Hände dann unter Pullover und T-Shirt auf nackte Haut gleiten ließ, war Sasuke zunächst kalt. So kalt, dass er schauderte, ehe er begriff, dass der Kerl nun seine pure nackte Haut anfasste und wieder schoss ihm durch den Kopf, wie sehr er das hasste und wie hilflos er war, nichts dagegen tun zu können. Sich nicht selbst schützen zu können. Wie ein kleines Kind.

Doch mit der nackten Haut am Brustkorb hielt sich Sasukes Peiniger nicht lange auf. Er öffnete zuerst seine eigene Hose, dann die Sasuke und zog sie, samt Boxershorts, hinunter, sodass sie Sasuke nun in den Kniekehlen hing. Er fror, als der kalte Wind seine emblösten Beine und den Unterkörper erreichte.

„Bitte“, wisperte Sasuke und hob seine Hände ein wenig an, die zuvor schlaff herunter gehangen hatte. „Bitte, hör auf.“

„Meine kleine Schlampe“, hörte er die Stimme des Mannes, spürte seine Küsse auf der Haut am Hals, wo der Kerl zuvor den Schal gelöst hatte, der nun auf dem Boden lag. „Es ist doch viel zu schön um aufzuhören.“

Sasuke presste die Augen fest zusammen und spürte, wie die Tränen über sein Gesicht liefen. Er wollte das nicht. Er wollte nicht. Sasuke schluchzte auf und hörte wieder die Stimme seines Peinigers. „Nicht doch, wer wird denn heulen. Wir werden unseren Spaß haben, Sasuke. Wir genießen es doch beide.“ Der Mann kicherte ein wenig, was Sasuke so unheimlich wütend machte. Es gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Er hasste es. Er hatte es schon immer getan. Sasuke legte die zuvor angehobenen Hände auf die Schultern seines Gegenübers und versuchte ihn das erste Mal in seinem Leben wegzudrücken, doch sein Peiniger griff beide Hände und zog sie über Sasukes Kopf zusammen. Er fasste sie so stark, dass Sasuke ein erstes schmerzvolles Aufkeuchen nicht unterdrücken konnte.

„Du miese kleine Schlampe! Seit wann sind wir denn so aufmüpfig, hä?! Sei froh, dass ich noch so zärtlich mit dir war, aber das kannst du jetzt vergessen!“
 

Sasuke riss panisch seine Augen auf und starrte auf die freie hand die sich unter seinen Oberschenkel legte und anhob.

"Bitte… Bitte… ich flehe dich an, lass ... lass das bitte…" Sasuke wollte seine Beine schließen, aber ihm fehlte die Kraft, ihm fehlte alles dazu und dann spürte Sasuke nur noch Schmerz. Schmerz der an seinem Gesäß begann und sich durch seinen ganzen Körper zog. Immer wieder, während des ganzen Aktes, schluchzte Sasuke, weinte und hatte irgendwann nicht mehr die Kraft die Schmerzenslaute zu unterdrücken, so weh tat es.

Als der Mann mit ihm fertig war, hing Sasuke nur noch schlapp in den Armen seines Peinigers, er spürte das Blut und spürte den kalten Schnee unter seinem Körper, als der Ältere ihn auf den Boden schmiss, wie ein Stück Dreck, ein nicht mehr gebrauchtes Spielzeug. Und das letzte was Sasuke durch einen Tränenschleier sah, bevor er in die erlösende Dunkelheit der Bewusstlosigkeit oder des Schlafes driftete, war Kabutos Rücken, als dieser die Gasse verließ.
 

~~
 

Itachi und Shizune hatten sich auf die Suche nach Sasuke gemacht, als der auch nach einer Stunde nicht wieder zurückgekommen war. Schon an der Haustür sahen sie die ersten Fußspuren im Schnee. Es waren nur drei paar. Zwei Paar Stiefel in Richtung Innenstadt und die anderen in die andere Richtung. Sasukes. Zum ersten Mal war Itachi erleichtert, das Shizune hier so abgeschottet mit ihrer Familie lebte. Nicht viele Menschen waren zu der Urzeit noch auf den Straßen. In der Oberstufe hatte er das immer blöd gefunden, da nicht mal eine anständige Busverbindung hier hielt, doch jetzt war es perfekt. Itachi und Shizune gingen Sasuke Fußspuren hinterher, bis sie zunächst an einer Mauer endeten und dann wieder in eine Gasse daneben führten, in die Itachi trat. Und was er sah, schockte ihn zutiefst. In dieser Gasse, einer der Namenlosen zwischen den vielen benannten Straßen, lag Sasuke im Schnee, mit nacktem Unterkörper, offener Jacke und offene Hosen, die nur noch lose an seinen Beinen hingen. Itachi schüttelte den Kopf, öffnete den Mund und machte ihn wieder zu, ehe er flüsterte: „Das ist nicht wahr.“
 

Shizune blickte hilflos auf die Szene, auf Sasuke, der so schrecklich verloren dort im Schnee lag und dann spürte sie, dass sich eine Träne der Hilflosigkeit aus ihren Augenwinkeln stahl, ehe sie näher an Itachi ran trat. War es das, was Itachi meinte? Wusste er davon? Schon vorher?

„Itachi“, sie wisperte seinen Namen und sah, wie er sich auf die beweglose, unheimlich blasse Gestalt zu bewegte und trat ebenfalls näher. Sie war Ärztin verdammt! Sie hatte schlimme Dinge in Afrika gesehen, dort wie die Straßen auch keine Namen hatten. HIV-Infizierte Babys, Sterbende Frauen, Schwangere AIDS-Kranke, Infektionen, verletzte Soldaten, abgetrennte Gliedmaßen, vergewaltigte Mädchen. Und doch konnte sie sich jetzt nicht rühren, denn in ihrer Heimat, in Irland, da durfte so was nicht in einer Gasse, ganz in der Nähe ihres Hauses passieren.
 

Itachi bückte sich zu Sasuke herunter. Die vergangenen, kleinen Momente waren ihm so lang vorgekommen und sie waren die schmerzvollsten in seinem ganzen Leben. Er wollte Sasuke nicht so sehen. Er wollte ihn nicht leiden sehen. Und er wollte nicht daran denken, ob Sasuke nur bewusstlos war oder vielleicht sogar Schlimmeres. Schluckend strich er über Sasukes bleiche Wange, spürte am Hals noch den Puls und war erleichtert. Natürlich lebte Sasuke noch. Itachi zog seinen Mantel aus und als er ihn über Sasukes entblößten Körperstellen legte, fiel ihm auf, dass sich da, wo kein Blut sein dürfte – da wo er es befürchtete – der Schnee rot färbte. Itachi hockte im Schnee, neben Sasuke, hatte die Hände im Schoß vergraben, schaute in das Gesicht des Kindes und dann weinte er stumm. Er weinte.
 

to be continued
 

by Jess-



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  sissyphos
2011-02-03T21:34:48+00:00 03.02.2011 22:34
o gott, das war so schrecklich...ich konnt das kaum lesen, super geschrieben, aber ich stimme den anderen nicht zu, dass es ein "schönes" kapitel war, denn das war es ganz und gar nicht und das sollte es auch sicher nicht sein
dieses erlebnis wird das ganze vertrauen mit sicherheit wieder zerstört haben...alles, wofür ita bis jetzt gekämpft hat ...oder aber sasu ist so fertig mit der welt, dass er einfach nur noch seinen halt braucht...ich könnte mir beides irgendwie vorstellen
fast geweint habe ich, als du am schluss geschrieben hast, dass ita stumm geweint hat..wo er doch bis jetzt immer der starke war :-( oh mann, und auch das mit shizu, dass sie das alles in afrika gesehen hat, aber hier neben ihrem haus, da durfte es nicht passieren...das sind irgendwie die menschen, man sieht das leid der welt, aber kann sich nie vorstellen, dass es einem selbst oder ganz in der nähe passiert...weil alles andere ist immer so unglaublich weit weg
schreckliches kapitel, aber du hast es ziemlich gut und dramatisch verkauft
und ey, ich hasse kabuto ab jetzt...ich mag ihn sowieso nicht sonderlich, auch im original nicht, aber jetzt HASSE ich ihn :>

lg
Von:  Turiana
2010-12-05T15:32:39+00:00 05.12.2010 16:32
shizune wird wohl kaum aufhören, itachi zu lieben- aber gut, dass sie sich trotz ihrer eifersucht bereit erklärt hat, sich tagsüber um sasuke zu kümmern. auch wenn sasuke sich nicht wohl bei ihr fühlt. er wird sich garantiert nicht bei itachi beschweren, wie auch? er ist ja schon mehr als dankbar für alles, was itachi bisher für ihn getan hat. und shisui ist ja auch nett zu ihm.
dass sasuke glaubt, er sei überflüssig, ist verständlich. und seine vermutung ist auch nicht so verkehrt, itachi war ja mal mit shizune zusammen, und shisui liebt den schwarzhaarigen ja immer noch, zudem haben sich die beiden ein jahr lang nicht mehr gesehen... klar will sasuke dann lieber an die frische luft.
dass itachi ihm erlaubt hat, rauszugehen, wird den älteren wohl nicht so schnell loslassen. nicht jetzt, wo er sasuke gefunden hat. kabuto findet sasuke wohl überall... und selbst, dass sasuke versucht hat, sich zu wehren, hat ihm nicht geholfen. wird es wohl auch nie, nicht, solange er sich nicht richtig verteidigen kann. es war schon so überraschend, dass sasuke sich zu wehr setzen wollte. ohne itachi hätte er alles nur über sich ergehen lassen, auch wenn es ihm so nicht geholfen hat. vllt ist es ganz gut, dass sasuke das bewusstsein verloren hat. er hätte vielleicht versucht, wegzulaufen vor itachi, weil er sich schämt- und weil er angst hat. und itachi wird ihn so schnell nicht aus den augen lassen wollen >.< dass er und shizune sasuke gesucht haben, war gut; und itachi hätte ihn ohnehin gesucht, so besorgt, wie er um sasuke ist. zu recht. ob itachi sasuke jetzt helfen kann ist fraglich. ich traue es ihm zu, wieder mehr angst zu haben- wie auch nicht?-, und auch itachi zu fürchten >.< hofftl kann der ihm helfen!
super kapi *sniff* im nachhinein bereut wohl auch sasuke, shizunes haus verlassen zu haben >.< kabuto findet ihn wirklich überall- ich traue es ihm zu, auch irgendwann vor itachis haustür zu stehen und sasuke "zu besuchen". einfach nur grausam >.< schreib bitte bald weiter!
lg
Von:  ashtray_soul
2010-11-30T17:49:09+00:00 30.11.2010 18:49
wundervolltrauriges kapitel
hoffe du schreibst schnell weiter ^^
lg
ashtray_soul ^^
Von:  _sasuu
2010-11-30T07:17:57+00:00 30.11.2010 08:17
mein gott, armer Sasuke :(
Armer itachi T_T
Aber irgentwie schönes kapitel :)
Wie alle anderen auch :D


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