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il mio caro amico

la morte non è l'estremità
von

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Written by Hao

beta by feuerregen

dedicated to Gepo

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Forlì, 08 Giugno, 1550

Teure Freundin,
 

Ich kann nicht sagen, wie viel Zeit vergangen ist, seit Ich Visionen von Dir habe. Ich habe schon immer daran gedacht, Dir zu schreiben, und Dich kennen zu lernen. Aber es gibt Dinge, die zuerst geschehen müssen. Ich spüre, dass die Zeit gekommen ist und dass die Veränderungen eintreffen werden. Mein Leben wird nicht mehr so sein, wie es jetzt ist. Und Deines bald auch nicht mehr.

Teure Freundin, noch haben wir uns nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen und dennoch spüre Ich unsere enge Verbundenheit. Nur deshalb schreibe Ich Dir diesen Brief, in der Hoffnung, dass Du ihn lesen wirst.

Dieser Bengel Borgia stand von einem Tag auf den anderen vor den Toren von Forlì. Ich hörte jeden Tag Meine Ratgeber an. Jeden Tag sagten sie etwas anderes. Meine Kinder wurden erwachsen. Still wandelten sie durch Mein Anwesen. Es sind gute Kinder. Du sollst wissen, dass Ich sie nie in Gefahr bringen würde. Doch Ich brachte sie in Gefahr, nur weil Ich sie bei Mir behielt. Ich brachte sie in Gefahr als Cesare Borgia, möge er auf ewig Qualen erleiden, sie Mir stahl und versuchte Mich zu erpressen. Teufel. Ich habe Mich gewehrt. Meine Hofdamen wollten Mich in Sicherheit bringen als Ich sah, wie dieser Flegel persönlich ein Messer an die Kehle Meiner Tochter hielt. Was dachte er sich dabei? Meine nächsten Taten geschahen als wäre Ich verhext worden. Ich kann Mich nur noch daran erinnern, dass Ich auf der Burgmauer stand. Mein Blut rauschte durch Meine Ohren und Ich schrie Cesare an, er solle Meine Kinder ruhig umbringen. Ich wäre noch jung genug um noch mehr Kinder zu gebären. Ich kann immer noch nicht glauben, was dort geschehen ist.

Meine Kinder sind tot. Alle. Und Teure Freundin, der Verlust Meiner geliebten Kinder wiegt schwer in Meinem Herzen.

Viele Menschen waren gestorben. Meine Bogenschützen hatten sie allesamt zur Strecke gebracht. Zum Glück lagen die Leichen nicht vor Forlì, sonst wären alle Anwesenden noch an einer Krankheit verreckt. Nicht, dass Mich das noch groß kümmern würde. Aber in diesem Momenten hätte Ich deine Hilfe dringend gebraucht. Doch Ich erbat nicht Deine Hilfe, wie könnte Ich auch? Du musstest erst noch geboren werden, dann musstest du noch wachsen und stark werden. Wie hätte Ich Dich erreichen können? Es war schwer, Mein Leben zu erleben. Schmerzen, die Ich nicht ertragen konnte. Nichts anderes, außer diesem Schmerz in Meinem nicht schlagenden Herzen.

Teure Freundin, Ich denke bei unserem Treffen wird es Dich nicht mehr nach Blut dürsten. Dieser Aufgabe hat sich schon einer angenommen. Diese Massenmorde werden aufhören. Ich habe es gesehen. So wie Ich alles sehen werde, was Du tun wirst.

Ich kann Dir nicht einmal mehr sagen, wann es geschehen war. Eines Abends bin Ich aus dem Schlaf gewacht und sah das Gesicht dieses Mannes. Im Fackelschein sah er wirklich anbetungswürdig aus. Doch Ich wusste, er war es nicht. Meine Hände juckten und Meine Füße waren schon taub. Er hing über Mir, wie über einem Stück Fleisch. Ich konnte ihn riechen. Ekelhafter Gestank. Er roch wie die Toten draußen vor den Toren. Ich konnte ihn nicht zurück drücken. Ich kann nicht beschreiben was Ich fühlte. Diese Veränderung. Diese Hilflosigkeit. Ich werde sie nie wieder spüren. Er verließ Mich mit kryptischen Worten, die Ich nicht verstand. Ich konnte Mich nicht rühren, auch als er schon längst Meine Kammer verlassen hatte. Ich schlief wieder ein und am Morgen erwachte Ich mit großen Schmerzen. Die Hofdamen mussten sich sehr erschrocken haben, als Ich schreiend im Bett lag und versuchte vor der Sonne zu flüchten. Ihre Gesichter waren sehr erheiternd in diesem Augenblick. Und doch, Meine Krankheit erschreckte sie. Ich aß nicht, Ich trank nicht. Bis Ich Meine Hofdamen anfiel. Mit Freuden. Ich liebte es. Herrlich frisch und zart. In diesem Moment, als ihr Lebenssaft Meine Kehle hinunter ran, sah Ich Dich. Mitten in einem Meer aus Leichen und Blut. Faszinierend. Blut, so viel Blut und dennoch faszinierend. Das Bild begleitete Mich all die Jahre nach Meinem Tod. Ich sah es, als Ich es diesem Bengel heimzahlte und ihn Jahrzehnte leiden ließ. Und Ich hoffe er leidet noch heute, so wie Ich.

Für Dich erflehe Ich seit Jahren schon die Freuden des Lebens, doch auch Dir werden diese Qualen zu Teil. Ich erhoffe, dass Du Mir vergeben wirst.

Ich erkenne Mich selbst in Dir. Erkenne, wie Ich nach Meinem Tod bin, in Dir vor Deinem Tod. Verwirrt, ängstlich, stark und mutig. Blutdurstig. All das Blut, dass an Deinen Fingern kleben wird, haftet schon längst Mir an. Oh wie sehr habe Ich auf Dich gewartet. Sechs Jahrzehnte und noch mehr. Im Schatten Meiner Visionen in der Hoffnung Dich zu finden.

Königreiche habe Ich gesehen, und keines war so wie Deines. Voller Wut und Hass. Liebe. Ich sah die Liebe zu Deinem Mann Franz Nádasdy. Du wirst ihn lieben. Das Volk wird ihn lieben. Deine Kinder, die alle sterben, werden ihn lieben. Du wirst sie alle überleben.

Teure Freundin, Ich kann Dir diesen Weg ersparen. Dennoch ist er vorgesehen, dass wir ihn gehen. Wir werden unsere geliebten Menschen überleben und das erleben, was ihre Welt hätte sein können. Ich möchte Dir zeigen, was die Welt für uns bereit hält, wenn die Zeit gekommen ist. Doch das ist noch lang hin. Bald wirst Du geboren und Dein Leben wird seinen Lauf nehmen, bis wir uns begegnen.

Ich sehne Mich danach Dein Leben anzusehen. Dir nahe sein zu können, weil Ich weiß, Du wirst wie Ich sein. Umgeben von Menschen, die Dich lieben, verlassen von ihnen. Im Stich gelassen. Eine einsame Gräfin, die unter der Last des Herrschens zu Grunde geht. Das Leben neu entdeckend im Sterben.

Jetzt verstehe Ich, was jener Mann damals meinte:

Lebe, um das Grauen zu erkennen

und

sterbe, um die wahre Glückseligkeit zu erlangen.

Das Blut der Menschen, die Mich hier umgeben, bringt Mich in Wallung, zeigt Mir, was Ich verpasst habe. Auch wenn der Preis das Leben Meiner mich liebenden Menschen sein musste. Ich liebe Mein Leben und Du wirst es auch. In diesem herrlichen Land, das so viel Potenzial enthält, dass es Mich zerreißt. Aber sterben habe Ich noch nicht vorgesehen. Erst wenn wir das goldenen Zeitalter erreicht haben, wo wir wieder herrschen und die Menschen unsere Sklaven sein werden. Auf dass wir ewig leben.

Es wird sich lohnen zu sterben. Habe keine Angst. All das kann Dein werden, wenn wir uns begegnen. Habe keine Scheu vor dem Ende, denn es ist nur der Anfang von etwas besserem. Du wirst es erleben. Mit Mir, den anderen, die so sind wie wir. Feinden wie Freunden.

Teure Freundin, das Leben beginnt schon sehr bald und Du wirst ein Teil davon sein. Dein Name wird in die Geschichte eingehen als der der blutrünstigsten Gräfin deiner Zeit. Man wird Deinen Namen fürchten und Dich verehren. Du wirst sehen. Du wirst mir vertrauen und gemeinsam können wir erreichen, was wir schon immer wollten. Die Vernichtung unserer Feinde!

Ich freue mich schon sehr. Der Tag des Wartens hat schon bald ein Ende und die Stunde Deiner Geburt rückt näher und näher. Die Visionen von Deinem Leben und Dir werden deutlicher, vielmaliger und, vor allen Dingen, blutiger. Du wirst so viele Leben beenden, ein Festmahl.

Elisabeth, es lebe das Leben.
 

Hochachtungsvoll und voller Zuversicht
 

Caterina Sforza

Gräfin von Forlì

Herrin des ewigen Lebens und Sehens

Tochter des Galeazzo Maria Sforza, Herzog von Mailand und Lucrezia Landriano



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Gepo
2010-11-29T17:27:14+00:00 29.11.2010 18:27
Meine teuerste Freundin, Gräfin von Forli,

meine Antwort habt ihr ja nun erhalten.
Meine Muse möchte in einem kurzen Anschreiben verschiedene poetische Anmerkungen hinzufügen:


>seit Ich Visionen von Dir habe

Ah ja, die majestätische Großschreibung XD

>Mein Leben wird nicht mehr so sein, wie es jetzt ist. Und Deines bald auch nicht mehr.

Lass mich raten - wir merken, dass wir untot sind? (scherz)

>Ich kann immer noch nicht glauben, was dort geschehen ist.

Keine Kaltblütigkeit?

>Ich sah es, als Ich es diesem Bengel heimzahlte und ihn Jahrzehnte leiden ließ.

Borgia? Der litt nämlich nicht lang. Nach der Vergiftung seines Vaters und ihm (er überlebte allerdings) übernahmen Fürsten sein Heer und vertrieben ihn. Er kam in Frankreich unter, lebte dort noch wenige Jahre und starb als einziger Verteidiger einer Burg (er ritt allein gegen eine Armee an).

>In diesem herrlichen Land, das so viel Potenzial enthält, dass es Mich zerreißt.

Welchem Land?

>Die Vernichtung unserer Feinde!

Welcher Feinde?

Ich habe mich sehr gefreut :) Auch dass das Rollenspiel damals so viel angeregt hat. Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Bis bald,
Gepo
Von:  Gepo
2010-07-25T16:25:31+00:00 25.07.2010 18:25
Du bist immer noch nicht vergessen...
Es tut mir Leid, dass ich so wenig Zeit habe v.v
Ich gelobe Besserung!

Gruß, Gepo
Von:  Gepo
2010-06-19T12:31:52+00:00 19.06.2010 14:31
Vielen, vielen Dank!
Ich will die ganze Zeit schon schreiben, aber nie habe ich Zeit - auch jetzt nicht. Aber ich wollte Bescheid sagen, dass du nicht vergessen bist und dass ein Kommentar folgen wird!

Gruß, Gepo


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