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Hold me!

von

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Sie standen im Regen. Regungslos.
 

Die kalten, schweren Tropfen prasselten erbarmungslos auf die beiden jungen Menschen, doch sie bemerkten es kaum. Viel zu tief waren sie in dem Moment versunken. Ein nahezu unendlicher Moment, in dem es nur sie beide zu geben schien. Da war kein Regen, der pausenlos vom tristen, grauen Himmel fiel. Die Krähen, die in den hohen Bäumen saßen und krächzten, hörten sie schon lange nicht mehr. Es war, als existiere all das nicht.

Zärtlich hatte der blonde Junge seine Arme um das zierliche Mädchen gelegt. Er hielt sie fest, sah sie aber nicht an. Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet, jedoch schien er auch dort nichts Bestimmtes anzusehen. In seinen hellen, blauen Augen lag eine tiefe Trauer, die selbst das Mädchen in seinen Armen nicht zu lindern vermochte. Kein Mensch würde sie ihm jemals nehmen können...
 

Das junge Mädchen hatte ihre Augen geschlossen. Sie lehnte mit ihrem Kopf an seinem Brustkorb und hatte eine Hand auf sein Herz gelegt. Ihre langen, braunen Haare waren vom Regen nass und klebten in tropfenden Strähnen an ihrem Rücken. Die Tropfen durchdrangen alles. Ihr dunkelblaues T-Shirt schien schwarz und lag auf ihrer Haut, vom Regen perfekt angepasst. Auf ihrem Rücken lag ganz eben die Hand des Jungen. Obwohl er sie kaum berührte, war sie nicht im Stande, sich aus seiner Umarmung zu lösen. Er hielt sie fest; wollte nicht, dass sie ging.
 

Seine Haare hingen regennass vor seinen Augen. Die sonst so hellen Strähnen wirkten dunkel. Auch, durch die Schatten, die die grauen Regenwolken auf die beiden Liebenden warfen. Kein Sonnenstrahl drang zu ihnen hinab und auch wenn es nicht regnen würde, so verfinge sich doch jedes Licht in den Kronen der uralten Bäume. Fast jedes.

Über den beiden brach die Wolkendecke auf. Ein winziger Spalt klaren, blauen Himmels öffnete sich direkt über ihren Köpfen. Alles, die Krähen, das Rascheln der Blätter und der Regen um sie herum, war plötzlich wieder laut und gegenwärtig. Der junge Mann verstärkte seinen Griff um das zarte Mädchen. Die Hand an ihrem Rücken zog sie enger an ihn, grub sich in ihr nasses T-Shirt.

Stumm bat er sie, zu bleiben.
 

Da öffnete sie die Augen, hob den Kopf und sah ihn an. Ein Lächeln, warm wie die Sonne, umspielte ihre Mundwinkel. Sie hob eine Hand und streichelte sanft über seine Wange. Den Kopf ein wenig schiefgelegt, sodass ihre nassen Haare zur Seite fielen, blickte sie ihm stumm in die Augen. In ihnen lagen alle Worte, die sie ihm noch hatte sagen wollen. Alles, was sie nicht hatte sagen können.
 

Das Licht traf sie und erhellte das Paar. Das sanfte Lächeln des Mädchens erstrahlte, ehe es verblasste. Sie verschwand und er war nicht in der Lage, sie zu halten. Mit der Figur des Mädchens verschwand auch das Licht und der Himmel war nun wieder trüb und grau. Der Blick des Jungen wanderte zu der Stelle, vor der das Mädchen gestanden hatte. Er sah mit scherzerfülltem Blick auf den vom Regen dunklen Stein, der sich dort aus der Erde erhob. An ihm lehnte ein Bild, das dasselbe lächelnde Gesicht zeigte, das eben noch in hellem Licht erstrahlt war.
 

Nun stand er alleine im Regen. Regungslos. Seine Tränen mischten sich mit dem Regen, der seine Wange von der Erinnerung reinzuwaschen versuchte.
 

Doch er würde nicht vergessen. Niemals.



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