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Time Changed Everything

HP/LV
von

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Sleep Tight

Danke an alle Kommischreibern des letzten Kapitels sowie – natürlich – meiner liebsten Beta für die Korrektur!! *sie knuddel* Schon interessant, wie viele neue Namen man lesen kann, sobald es eine Kussszene gab....

However, es gab ein paar Fragen, die sich gehäuft haben und die ich an dieser Stelle noch einmal für alle beantworten möchte.
 

Zum einen wurde ich gefragt, ob ich Ron Weasley nicht leiden kann, da er in dieser Fanfiction so schlecht dargstellt wird. Die Antwort ist: Doch, ich mag ihn sogar sehr. Er ist ein toller Charakter und in der Regel mag ich es nicht, wenn man ihn schlecht darstellt. Bei mir ist er so geworden, wie er ist, da er der Einzige ist, der in die Rolle passt, die ich ihm zugedacht habe.
 

Außerdem hat man mich gefragt, welche Rolle Wurmschwanz in dieser Fanfiction spielt. Es ist definitiv eine Nebenrolle und er ist diesmal weder „böse“ noch ein „Verräter“, sondern tatsächlich so nett, dass es sogar mir fast unheimlich wird. Jedenfalls haben wir (bzw. Harry) von seiner Seite nichts zu befürchten. ^^
 

So, ich hoffe, dass jetzt alle Klarheiten beseitigt wurden. ;)

Jetzt viel... Spaß beim Kapitel. Meine Beta fand es traurig, das heißt, ihr solltet vielleicht ein Taschentuch bereithalten....

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Sleep Tight
 

Obwohl ihr Meister ihr verboten hatte, dem Jungen zu nahe zu kommen, hatte Nagini sich an diesem Tag über die Anordnung hinweggesetzt und war zu dem Sofa geglitten, auf dem Harvey-Harry gerade eingeschlafen war. Langsam richtete sie ihren Körper auf, sodass sie in sein Gesicht sehen konnte, um ihn genauer zu mustern. Sie verstand immer noch nicht, was ihr Meister an ihm fand. Er war doch nur ein gewöhnlicher Junge! Gut, er sah hübscher aus, als manch andere Menschen und seine Aura war mehr als anziehend, aber für ihren Geschmack hatte sie zu viel Ähnlichkeit mit Duddelbores.
 

Außerdem hatte er einen mehr als schlechten Einfluss auf ihn. Er wurde weich, interessierte sich plötzlich für Blumen – ausgerechnet langweilige, nutzlose Blumen! Hätten es denn nicht wenigstens Mäuse sein können? – ging mit seinen Untertanen zu nachlässig um und – was am schwerwiegendsten war – er ignorierte sie. Sie, die immer für ihn da gewesen war, seit seiner frühesten Jugend! Die all seine Pläne unterstützt hatte und immer an seiner Seite war!

Und wozu das alles? Für einen einfachen Jungen!

Der einzige Grund, warum sie ihn nicht schon längst umgebracht hatte, war einfach, aber ebenso schwer zu akzeptieren. Harvey-Harry war in der Lage, ihn zu entspannen, ihm eine Auszeit zu liefern und ihn noch glücklicher zu machen, als er es mit Gellert gewesen war. Er war demnach gleichzeitig ein schlechter Einfluss wie ein wahrer Segen und das... war schwer zu verdauen.
 

Wenn er wenigstens ein Parselmund wäre! Dann könnte sie sich mit ihm verständigen und dafür sorgen, dass er gut auf ihren Meister Acht gab, aber so war er sicher zu nichts zu gebrauchen. Überhaupt sah er schwach aus. Einfach nicht für ihn geeignet, ja unter seiner Würde! Wie konnte ihr Meister sich weiter mit ihm abgeben?

Die Augen verengend näherte sie sich ihm und streckte ihre Zunge aus, um an ihm zu schmecken. Es war nicht... schlecht. Recht angenehm sogar. Doch selbst das änderte nichts daran, dass sie ihn niemals mögen würde. Er hatte die Aufmerksamkeit ihres Meisters nicht verdient!
 

Auf einmal begannen seine Lider zu flattern, bis schließlich zwei verschlafene Augen ihren Blick erwiderten. Kurz konnte sie Angst in ihnen sehen – kein Wunder, auch ihr Meister erschrak sich jedes Mal aufs Neue, wenn sie ihn so aus dem Schlaf holte – allerdings war sie so schnell wieder verschwunden wie sie gekommen war und stattdessen blinzelte er. „Kann ich dir irgendwie helfen oder hast du vor, mich zu beißen?“, fragte er ruhig.

Überrascht ließ sie ihren Kopf zurück schnellen. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer so sachlichen Frage. Normalerweise behandelten sie alle wie... ein einfaches Tier, das keinen Schimmer Intelligenz in sich trug. Aber dieser Junge... offenbar war er anders, als sie bisher angenommen hatte.
 

„Das interpretiere ich als ein Nein“, schlussfolgerte er und richtete sich langsam auf. Gähnend streckte er sich, ohne sich im geringsten von ihrer Anwesenheit stören zu lassen. Danach ließ er seine Augen kurz suchend durchs Zimmer wandern, bevor er sich wieder ihr zuwandte.

„Ich weiß nicht warum“, begann er, „aber du scheinst mich nicht zu mögen.“

Da hatte er Recht.

Doch zu ihrer Überraschung lächelte er leicht. „Dabei ist das so schade. Du bist so wunderschön. Es wäre mir eine Ehre gewesen, mich dein Freund nennen zu dürfen.“

Wäre sie ein Mensch, wäre sie nun rot geworden. Was sagte dieser Junge da?

„Nun, es sollte eben nicht so sein“, meinte er bedauernd, seine Augen immer noch auf die ihren fixiert. „Da kann ich wohl am wenigsten etwas machen.“
 

Bevor Nagini irgendwie reagieren konnte, hörte sie die Schritte ihres Meisters näherkommen, die verblüfft im Türrahmen inne hielten. Sofort drehte Harvey-Harry sich zu ihm um und lächelte. Es war ein Sonnenaufgangslächeln. Eines, dass selbst sie an das Gute in allen Dingen glauben ließ. Auf einmal schien es gar nicht mehr so abwegig, dass ihr Meister so sehr von ihm fasziniert war.

„Hey“, sagte er leise. „Du bist schnell gewesen.“

„Es war nicht schwer, sie zu überzeugen“, entgegnete ihr Meister und näherte sich ihnen langsam. „Wie ich sehe, hast du dich mit Nagini vertraut gemacht.“
 

Sein Tonfall war misstrauisch, weshalb sie sich aufgebracht zu ihm umdrehte und zischte: „Ich habe ihn nicht angerührt! Wir haben uns nur unterhalten!

Unterhalten?“, entgegnete er Stirn runzelnd. „Harry ist kein Parselmund. Er kann sich überhaupt nicht mit dir unterhalten.

Kann er sehr wohl! Er hat mich als wunderschön bezeichnet und es als eine Ehre empfunden, mich zu kennen! Eine Ehre! Wenigstens einer, der endlich meinen Wert erkennt!

Er schien leicht verwirrt. „Hast du ihn nicht ursprünglich gehasst?

Da wusste ich noch nicht, wie vernünftig und intelligent er ist! Eine Ehre!

Mit diesen Worten ließ sie ihren Kopf auf den Boden fallen und begann eilig, auf den Ausgang zu zu schlängeln.
 

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Harry sah der Schlange hinterher, bevor er wieder Tom ansah. Er wirkte leicht erschöpft – die Verhandlungen, die er soeben geführt hatte, mussten doch anstrengender gewesen sein, als er es zugeben wollte – aber gleichzeitig amüsiert. Mit einem leisen Glucksen ging er auf ihn zu. „Es scheint mir, als hättest du es geschafft, sie dazu zu bringen, ihre Meinung über dich zu überdenken. Eine beachtliche Leistung, wie ich dir versichern kann.“

Er kam direkt vor ihm zum Stillstand und beugte sich zu ihm hinab, um einen sanften Kuss auf seine Stirn zu drücken. Harry rührte diese für einen dunklen Lord ungewöhnlich liebevolle Geste. Er war sich beinahe sicher, dass er dies bei keiner anderen Person jemals getan hatte.
 

„Du siehst müde aus“, flüsterte Harry, als der Mann sich wieder von ihm zurückzog und stattdessen neben ihm Platz nahm. „Du solltest dich ausruhen.“

Als Antwort ließ Tom seinen Kopf auf Harrys Schulter gleiten und schloss die Augen. „Warum denkst du, bin ich hier?“

Wärme breitete sich in seinem Körper aus und er begann vorsichtig damit, mit einer Hand über den Kopf des Älteren zu streichen. „Ich weiß es nicht. Vielleicht lesen? Oder eine tiefgründige Unterhaltung über die Dialekte von Schlagen führen?“

„Deine Anwesenheit wird es immer schaffen, mir Unterhaltung zu verschaffen“, entgegnete er trocken. „Dennoch liegst du mit deiner Theorie nicht falsch, Schlagen verfügen tatsächlich über Dialekte.“

„Wirklich?“, fragte er. Seine Ravenclawneugier war geweckt.

„Wirklich“, bestätigte er und schlang einen Arm um Harrys Schulter, um ihn näher an sich zu ziehen.
 

Seit ihrem Kuss vor zwei Tagen war er sehr anhänglich geworden. Zwar hatte er bisher noch keine Wiederholung verlangt, doch dafür zog er ihn ohne Vorwarnung in eine Umarmung oder stellte auf andere Art und Weise Körperkontakt her. Nicht, dass es Harry störte. Es tat gut, ihm nahe zu sein, auch wenn ihn seine Geduld etwas misstrauisch werden ließ. Andererseits hatte er in ihrer „Beziehung“ immer eine mehr als bewundernswerte Geduld besessen.
 

Lächelnd schloss er die Augen und wollte gerade fragen, ob Tom ihm mehr über Schlagen und ihre Dialekte erzählen würde, als ein lautes „Plopp“ ertönte und Dobbys Stimme verkündete: „Es ist ein Brief für Master Harry angekommen!“
 

Er war von Neville. Nichts besonderes, nur ein paar nette Worte, eine Einladung in sein Haus, von der er bereits damit rechnete, dass Harry sie ablehnen würde und die Versicherung, dass er sich schon auf ihr Wiedersehen freute. Eine freundschaftliche Nachricht, die ihm ein mehr als schlechtes Gewissen machte. Würde Neville sich immer noch freuen, wenn er wüsste, dass Harry gerade im Haus seines schlimmsten Feindes war und ihn sogar geküsst hatte?
 

„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Tom mit einer Spur Besorgnis in der Stimme. Er hatte ihn offenbar beim Lesen beobachtet, hatte jedoch stillschweigend das Briefgeheimnis respektiert. Ein Fortschritt, wie der junge Potter feststellen musste. „Du bist plötzlich so verspannt...“

„Es ist alles bestens“, sagte er nur. Natürlich wurde ihm nicht geglaubt.

„Von wem ist der Brief?“

Harry zögerte kurz. „Neville.“
 

Die Temperatur im Raum schien plötzlich um einige Grade zu sinken und der Griff um seiner Schulter verfestigte sich. „Longbottom.“ Die Feindseligkeit war nicht zu überhören.

„Er ist mein bester Freund.“

„Er ist ein Nichts! Nur Glück...“

Harry riss sich von ihm los und drehte sich zu ihm um. „Er ist mein bester Freund“, wiederholte er.

„Weiß er, dass du ein Tempus Amicus bist?“

„Das hat damit nichts zu tun.“

„Weiß er, dass du hier bist?“

„Er...“

„Weiß er, wer du bist?“

„Das spielt keine Rolle.“
 

„Deine Freundschaft mit ihm ist eine Illusion!“, widersprach Tom, doch er war nun zu einem sanften Tonfall übergegangen für den Harry ihn unwillkürlich hasste. Er zeigte damit ein Verständnis, das er im Moment nicht sehen wollte. „Sie würde in dem Augenblick auseinanderbrechen, in dem er bemerkt, dass du nicht das bist, was er in dir zu sehen glaubt. Es ist besser, wenn du diesen Fakt jetzt akzeptierst, als wenn dir dadurch dein Herz gebrochen wird.“

Harry wollte ihm bereits ein Gegenargument liefern, als er plötzlich in eine feste Umarmung gezogen wurde. „Ich möchte nur verhindern, dass du unnötigen Schmerz erfahren musst“, flüsterte Tom in sein Ohr. „Ich hasse es, dich leiden zu sehen und er wird dir früher oder später weh tun.“

Wie einfach wäre es, ihm jetzt zu glauben, aber es wäre ebenso dumm.
 

„Hör auf damit, mich zu manipulieren“, zischte er, brachte es aber nicht über sich, sich von ihm zu lösen. „Das tut mir weh, Tom. Es ist, als wäre ich für dich nichts weiter als ein Spielzeug, mit dem du machen kannst, was immer du willst.“

Langsam hob Harry seinen Kopf und sah ihm ernst in die Augen. „Zwinge mich niemals dazu, mich zwischen dir und Neville entscheiden zu müssen, Tom. Es könnte für dich nicht so gut ausfallen, wie du momentan denkst.“

„Soll das eine Drohung sein?“, fragte Tom verstimmt.

„Nein. Es ist eine Warnung.“
 

Mehrere Sekunden lang starrten sie sich nur an, dann lehnte Tom sich plötzlich nach vorne und küsste ihn. Sofort schloss Harry seine Augen und erwiderte den Kuss. Er war kalt und besitzergreifend, doch das störte ihn nicht. Es gab ihm das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, jemanden zu haben, dem er etwas bedeutete, selbst, wenn es nur aus militärischen Zwecken sein sollte.

Doch jetzt wollte er all das vergessen. Jetzt gab es nur ihn und Tom.
 

Wenn es doch nur immer so sein könnte! Dumm nur, dass Happy Ends auf seinem Lebensweg nicht eingeplant worden waren.
 

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Lieber Harry,
 

Abraxas liegt nun endgültig im Sterben und möchte vor seinem Tod noch einmal mit dir sprechen. Komm bitte so schnell wie möglich zu uns, um ihm diesen letzten Wunsch erfüllen zu können. Ich weiß, dass er auch dir trotz allem viel bedeutet.
 

In Liebe,

Narcissa
 

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Das Haus war still.

Selbst die Korridore schienen in Schweigen versunken zu sein und im Garten hatten alle Pflanzen ihre Blätter gesenkt, so als würden sie sich der kollektiven Trauer anschließen. Alles wirkte kalt, traurig, leblos und Harry vermutete, dass diese Atmosphäre schon länger in Malfoy Manor herrschte.
 

Es war nicht immer so gewesen. Früher – vor Hogwarts – hatte man Kinderlachen und schnelle Schritte gehört, die sich gegenseitig durch die Gänge jagten. Damals war Lucius noch oft hier gewesen und hatte beide Jungen eingefangen und sie solange durch gekitzelt, bis sie nicht mehr in der Lage gewesen waren, weiter zu rennen. Meist hatte Narcissa dabei in der Tür gestanden und dieses Spiel beobachtet, während sie glücklich war, mit ihrer Familie gesegnet zu sein. Nachmittags war oft Großvater Abraxas vorbeigekommen und hatte beide Kinder das Cellospielen gelehrt, wobei nur eines von den beiden darin Begeisterung fand.
 

Es war eine schöne Zeit gewesen.
 

Obwohl alles traurig war, schien das Haus Harry freudig zu begrüßen, als er mit Tom an seiner Seite zu dem Zimmer lief, in dem Abraxas seine letzten Stunden verbringen würde. Dies bestätigte seine Theorie, dass auch Gebäude ein Eigenleben besaßen oder war es nur die Magie, die sich über die vielen Jahrhunderten hier angesammelt hatte?

Er wusste es nicht und wahrscheinlich würde er es auch niemals wissen.
 

Normalerweise wäre er nicht hierher zurückgekehrt, aber er war es Abraxas schuldig. Der Mann hatte viel für ihn getan und ihn widerspruchslos in der Familie aufgenommen. Nun wünschte er sich, noch einmal mit Harry zu reden und das war etwas, das er ihm nicht abschlagen durfte.

Er warf Tom einen Seitenblick zu. Der Mann wirkte gefasst, aber es war ihm anzusehen, dass ihn der Gedanke, seinen alten Freund bald sterben zu sehen, zutiefst erschütterte. Für ihn musste diese ganze Situation noch unerträglicher sein als für Harry, auch wenn er es nie offen aussprechen würde.
 

Sie bogen um die nächste Ecke und kamen endlich in dem Gang an, in dem sich auch Abraxas' Zimmer befand. Davor stand ein stilvolles – für Harrys Geschmack zu hartes – Sofa auf dem ein blasser Lucius saß, der in die Ferne starrte. Neben ihm stand Narcissa. Sie hatte tröstend eine Hand auf seine Schulter gelegt, sah aber weniger mitgenommen aus. Obwohl sie sich stets gut mit ihn verstanden hatte, standen sie und Abraxas sich nicht so nahe, wie Lucius oder Draco.

Sie drehte ihren Kopf, als sie ihre Schritte hörte. „Mylord“, flüsterte sie respektvoll. „Harry.“

Lucius blickte auf, als er den Namen hörte, sagte jedoch nichts. Er war in Trauer. Er verlor seinen Vater und auch, wenn dieser ein gutes, langes Leben gehabt hatte, würde es für ihn ein furchtbarer Verlust werden. Es war nicht einfach, seine Eltern zu verlieren. Harry wusste das nur zu gut.
 

Schweigend ging er auf die Frau zu, die immer seine Mutter bleiben würde und umarmte sie, während Tom sich an die nächste Wand lehnte und die Szene vermutlich beobachtete. Harry beobachtete.

„Draco ist bei ihm“, erklärte Narcissa leise. „Er möchte mit jedem einzeln sprechen. Mit mir und Lucius hat er bereits gesprochen.“

„Wie ist ein Zustand?“, erkundigte sich der dunkle Lord.

„Sein Körper ist schwach, doch sein Geist ist scharf. Er hat sich mit seinem Tod abgefunden und begrüßt ihn mit offenen Armen. Seine Einstellung ist bewundernswert.“

„Großvater war immer ein bewundernswerter Mann“, sagte Harry und löste sich von seiner Mutter, um einen Schritt zurückzutreten. „Er wird es immer sein.“
 

„Ja, das stimmt“, sagte sie und lächelte traurig. „Er wird froh sein, dass du hier bist. Er wird froh sein, dass ihr beide hier seid.“

„Es ist das mindeste, was wir für ihn tun können“, erwiderte Tom in einem beiläufigen Tonfall. „Und wenn es ihm eine Freude bereitet, ist es umso besser.“

Narcissa nickte und Schweigen legte sich über die Gruppe. Da Harry nichts besseres zu tun hatte, stellte er sich neben Tom an ein Fenster und sah auf den Garten hinaus. Früher war er für Harry der schönste Garten der Welt gewesen, doch nun da er Toms kannte, war das nicht mehr der Fall. Natürlich war er immer noch ein wunderschöner Anblick aber...

Hier gab es keine Lilien, die extra für ihn gepflanzt worden waren.
 

In diesem Moment wurde hinter ihm die Tür geöffnet und er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Draco herauskam.

„Mylord“, begrüßte er Tom mit brüchiger Stimme. „Harry, er... du kannst jetzt zu ihm...“

Kurz sah Harry weiterhin unbeweglich aus dem Fenster, dann drehte er sich mit einem Seufzen um und ging – ohne einen der anderen anzusehen – in das Zimmer.

Hinter ihm fiel die Tür zu. Es war Zeit, einem Sterbenden das letzte Mal ins Auge zu blicken.
 

Es war ein schöner Raum, den der Mann oft zum Übernachten genutzt hatte. Insgeheim vermutete Harry sogar, dass es sein eigener war, doch bisher war die Theorie noch nicht bestätigt worden. Er hatte einen wundervollen Ausblick über die Felder, die Malfoy Manor umgaben und große Fenster ließen viel Licht herein.

Abraxas saß auf seinem Bett. Hinter seinem Rücken waren mehrere Kissen aufgestapelt, die es ihm erlaubten, aufrecht zu sitzen. Er sah älter denn je aus, doch seine Augen funkelten, als sie den Ravenclaw erkannten und er klopfte neben sich auf das Laken. „Komm her“, sagte er mit überraschend lebendiger Stimme. „Komm und setz dich zu mir. Es ist so schön, dich zu sehen.“
 

„Ich konnte doch nicht einfach deine Bitte ignorieren“, entgegnete Harry lächelnd und setzte sich auf einen Stuhl neben Abraxas' Bett. „Nicht, dass mich nachher noch dein Geist verfolgt.“

Der alte Mann lachte. „Du hattest schon immer diesen einzigartigen Sinn für Humor. Ich hatte es beinahe vergessen.“ Sein Blick wurde für einen Moment unfokussiert, als er vermutlich in Erinnerungen schwelgte, ehe er wieder in die Realität zurückkehrte und Harry ernst ansah. „Ich habe dich in unsere Familie aufgenommen, mein Junge. Ich habe dich wie meinen eigenen Enkel geliebt und stets das beste für dich gewollt.“

„Das ist sehr großzügig von dir“, entgegnete er zögernd. Da kam doch bestimmt noch etwas.
 

„Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden“, fügte er tatsächlich hinzu. „Ich weiß, dass du ein Tempus Amicus bist.“

Harry nickte bedächtig. „Das habe ich mir gedacht. Du bist schon immer ein guter Beobachter gewesen.“ Er war tatsächlich nicht überrascht. Etwas in ihm hatte immer gewusst, dass der Mann über diesen Teil seines Lebens informiert war. „Warum sagst du es mir auf dem Totenbett?“

Er hatte zwar seine Theorien, doch er hoffte, dass er falsch lag.

„Ich wollte nur eine Bestätigung“, erwiderte Abraxas lächelnd, während seine Augen Harry geradezu aufzusaugen schienen. „Ich habe tatsächlich einen Tempus Amicus in meinem Haus gehabt. Ich habe ihn unterrichtet. Was für eine Ehre. Das Schicksal meinte es gut mit mir.“
 

Er streckte seine Hand nach Harry aus und der Junge ergriff sie. „Ich danke dir“, flüsterte der alte Mann. „Ich danke dir, dass du mich als deinen Großvater ausgesucht hast und dass du ein Teil deiner Liebe mit mir geteilt hast. Das ist ein unschätzbares Gut, auf das ich nie zu hoffen gewagt hätte.“

„Wen hätte ich mir sonst aussuchen sollen?“, fragte Harry heiter. „Du bist ein wunderbarer Mensch. Ich hätte mir keinen besseren Großvater wünschen können.“

Es war eine Lüge. Das wusste sie beide, aber manchmal waren selbst auf dem Totenbett Lügen erlaubt.
 

„Du wirst auf ihn Acht geben, nicht wahr?“, fragte der Mann.

Er hob eine Augenbraue. „Auf wen?“

„Auf Tom. Er kann sich so leicht in der Dunkelheit verlieren, wenn niemand auf ihn aufpasst. Bisher war ich da, um es zu verhindern, aber sobald ich tot bin, gibt es niemanden außer Nagini, die wirklich auf ihn aufpasst.“

„Und du glaubst, ich könnte ihm dabei eine Hilfe sein?“, fragte er zweifelnd.

Abraxas seufzte. „Er braucht dich.“ Harry blinzelte. Wie bitte? „Er wird es niemals zugeben, aber er tut es.“

„Du meinst, er braucht den Tempus Amicus.“
 

„Nein. Nein, Harry.“ Der Blick des Mannes war müde geworden, aber ebenso fest. „Er braucht dich. Harry James Potter. Er wird es niemals zugeben und wahrscheinlich noch seltener zeigen, aber es ist die Wahrheit. Du hältst ihn bei Verstand. Du lässt ihn über Dinge nachdenken. Außerdem stellst du eine Herausforderung dar. Du bist alles, was er sich je gewünscht hat. Dass ich ihn verlasse, wird ein Verlust für ihn sein und ihn mit etwas Glück für ein paar Wochen mitnehmen. Davon wird er sich jedoch schnell erholen. Wenn du ihn jedoch verlassen solltest auf welche Weise auch immer, würde es ihn zerstören.“
 

Eilig zog Harry seine Hand von dem Mann zurück und schüttelte mit dem Kopf. „Du irrst dich. Ich bin für ihn nichts weiter als eine Beschäftigung. Ein militärischer Schachzug. Solange er mich als Tempus Amicus braucht, wird er vielleicht freundlich sein und so tun, als würde er etwas für mich empfinden, aber sobald er diesen Krieg gewonnen hat, wird er mich fallen lassen und keinen zweiten Gedanken an mich verschwenden.“

„Du denkst sehr schlecht von ihm, dafür dass du ihm so nahe stehst.“
 

Harry beschloss, darauf nichts zu erwidern. Deshalb schüttelte Abraxas seufzend mit dem Kopf, ehe er wieder lächelte. „Du wirst die richtige Entscheidung treffen. Es ist zwar schade, dass ich den Frieden nicht mehr sehen werde, aber wenigstens weiß ich jetzt, dass er mit dir kommen wird. Ich danke dir, Harry. Für alles. Würdest du jetzt Tom hereinbitten?“

Er schien es nicht in Frage zu stellen, dass der dunkle Lord ihn begleitet hatte und eigentlich hatte er auch Recht damit. Abraxas und Tom standen sich wirklich nahe. Dieses letzte Gespräch hätte er sich niemals entgehen lassen.

„Natürlich“, sagte Harry und erhob sich. „Schlaf gut, Großvater. Ich bin sicher, eines Tages werden wir uns wiedersehen.“

„Das werden wir sicher, Harvey. Doch warte. Kannst du mir ein Versprechen geben, bevor du gehst?“
 

Harry, der bereits an der Tür stand, drehte sich mit gehobenen Brauen zu ihm um. „Was für ein Versprechen?“

Diesmal war es ein glückseliges Lächeln, das von wundervollen Erinnerungen sprach. Ein Lächeln, das er das letzte Mal vor seiner Zeit in Hogwarts gesehen hatte. „Fang wieder an zu spielen. Es ist eine Verschwendung, dass du es aufgegeben hast.“

Mit einem Mal begannen seine Augen zu brennen und er nickte als Antwort, da er seiner Stimme nicht traute.

Spielen. Cellospielen. Das einzige, was ihn jemals mit diesem Mann voll und ganz verbunden hatte. Ein letztes Stück seiner kurzen Kindheit.
 

Seine Augen tränten, als er das Zimmer verließ und seinen Großvater für immer hinter sich ließ.

________________________________________________
 

Dieses Kapitel war schwierig zu schreiben. Besonders der letzte Teil. Was sagt man zu einem Menschen, der im sterben liegt, besonders, wenn er zu deiner Familie gehört? Was sagt man nicht? Was wirkt unangemessen und was ist richtig? Und was würden Harry und Abraxas tun?

Ich bin sehr auf eure Meinungen gespannt.

Das nächste Mal gibt es dann das erste Zusammentreffen von Rufus und Harry. Mal sehen, was das wird...

Liebe Grüße, Ayako



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  MamorEngel
2014-02-20T00:36:56+00:00 20.02.2014 01:36
Nagini ist soo toll xD
Am Anfang fand ich sie nur solala. Ein bisschen störend eher, weil ihre Gedanken so einseitig sind und deshalb ihr Charakter sehr einfach gestrickt wirkt. Dieses Kapitel hat es nur bestätigt. Aber ich habe mich köstlich amüsiert, wie geschmeichelt sie von Harrys Worten war. Eine eitle Schlage hat unser lieber Tom sich geangelt. Sie ist herrlich. Ich musste wirklich lachen.

Ich finde die Szene mit Abraxas gut umgesetzt. Es ist ein gutes Gespräch, in dem man ihre gegnseitige Verbundenheit spührt. Es tut Harry sicher gut, wenn Leute in seinem Umfeld ganz selbstverständlich damitumgehen, dass er ein Tempus Amicus ist und ihn wegen dieser Tasache nicht herunterstuft.
Es ist schön, dass Abraxas anscheinend mit Selbstverständnis und Einsicht dem Tod entgegentritt.
Ich hoffe, Tom kann mit seinem Tod umgehen
Von:  vickysnape
2011-07-03T08:52:43+00:00 03.07.2011 10:52
Hallo,

hab dein Kapi schon vor ner Weile gelesen, jetzt endlich der Kommi. Ein nettes Kapi finde ich aber bei weitem nicht wirklich traurig. Abraxas ist ja nicht vor unseren Augen storben, sonder er tratscht jetzt noch mit Tom *g*. Zu schade das wir wohl mit Harry aus dem Raum geflogen sind und nicht mitbekommen was die zwei noch labern... wird aber wohl nichts gutes sein.

Ich bin gespannt ob wir mitbekommen wie Tom sich nun durch den Tod seines Besten Freundes verändert, ob er sich wirklich verändert oder ob er seinem Ziel den TA zu bekommen treu bleibt und weiter um Harry buhlt.

Nagini ändert ihre meinung über Harry? Wirklich? Oh schade ich dachte wenigstens einer von den Menschen ist gegen Harry Immun *g*... interssant aber das Nagini die Menschensprache versteht...

So mehr fällt mir gerade nicht ein...
Harrys zweifel teile ich auch... mit dem krieg und tom... allerdings vermute ich das doch hinter dem Pirmäziel von tom noch etwas anderes böses Lauert und er so der Krieg zu seinen Gunsten aus ist Harry nicht 'wegwirft' sondern ihn behält er ist auch in der Zeit des Friedens eine Große Waffe. *nigg*
Naja so uns Harry nicht noch überrascht... *kicher*

lg
vicky
Von:  mimaja56
2011-07-03T07:55:26+00:00 03.07.2011 09:55

Ich hasse Abschiede...
ich mag keine Beerdigungen ...
ich mag es nicht, mit unveränderlichen Dingen wie dem Tod konfrontiert zu werden ...
demnach kannst du dir sicher vorstellen dass meine Augen rot geheult sind, ich klinge als hätte ich die schlimmste Erkältung des Jahres ....

Vielen Dank für dieses Kapitel, dass ja nun wirklich reich an Emotionen war.
Der Abschied von Abraxas gehört mit Sicherheit zu den schlimmsten Ereignissen die Harry erleben muss, auch wenn er weiß, dass die Zeit einfach reif war und er ein glückliches und erfülltes Leben hatte.

Amüsant fand ich "das Gespäch" mit Nagini und wie dieser "nichtssagende" Junge doch ihre Meinung ändern konnte.

Auch bewundere ich die Konsequenz von Harry, wie er Tom klar macht das Neville sein Freund ist und er sich da nicht drein reden lassen wird.

Danke nochmal

und bis bald

mimaja
Von:  schickimicki
2011-07-01T13:34:33+00:00 01.07.2011 15:34
so, nach zwei Tagen, die ich damit verbracht habe, diese Geschichte zu lesen ist nun wohl mal wirklich ein Review fällig.

Also, was soll ich sagen. Ich bin beeindruckt! Ich habe selten eine solch tolle Fanfic gelesen und ich kann sagen, dass sie bei meiner persönlichen HP-FF-Favoliste Platz zwei eingenomme hat. Selten findet man ein solch tolle Idee, mit dieser wirklich guten, sprachlichen Umsetzung, der Dichte die du schaffst heraufzubeschwüren, die glaubwürdigen Charaktere und dieses ganz besondere, das den Leser mitweinen, mitlachen und mitfiebern lässt.

Das zeigt, dass du wirklich eine große Begabung hast und ich hoffe, dass du diese Geschichte schnell weiter schreibst, denn es wäre schade um die Geschichte und um dein Talent.

Kurz zur Story: ich persönlich mag all diese kleinen Cliffhänger, die später noch aufgegriffen werden. Das macht es spannend und regt den (mit unter doch bequemen) Leserintellekt an, sich selbst mit der Geschichte zu beschäftigen.
Warum z.B. hat Lucius James einen Unbrechbaren Schwur geschworen? Ich erinnere mich an die Erwähnung einer Weißmagierin... Da musste ich spontan an Lily denken. Aber vielleicht täusche ich mich auch!
Wie wird es mit Hermione und Draco weitergehen? Hat das Gespräch zwischen Abraxas und Tom damit zu tun? Was hat Abraxas zu Draco an seinem Sterbebett gesagt?
Wer ist Mira?
Was ist mit Felice?
Und und und?
Man könnte wahrscheinlich Tage damit verbringen über all diese Fragen nachzugrübeln (und ich denke viele Leser machen sich auch ihre Gedanken)

So, man wird sich lesen, aber auf FF.de, da ich dort mehr aktiv bin und deien Story auch schon gleich favorisiert habe.

So, nun wünsche ich dir alles Gute, dass die Muse dich weiter so küsst.

Man liest sich!

Schicki
Von:  strify09
2011-06-30T20:09:12+00:00 30.06.2011 22:09
das ist ein schönes kapi
echt supi, freu mich schon auf das nächste´, kommt da auch das gespräch von tom und abraxas vor???
gruß strify :D
Von:  mathi
2011-06-29T23:09:25+00:00 30.06.2011 01:09
huhu,
das Kapitel war wieder super gut.
Es ist eine Schande dass Harry so über Tom denkt, schließlich kann man ihm schon ansehen, dass er in ihn verliebt ist. Und doch ist es, als so ein besonderer Mensch nicht einfach sich auf eine Seite einzulassen. Schließlich ist Harry mit Neville befreundet, wobei er ganz genau weiß, dass es wahrscheinlich wirklich so kommt, wie Tom es gesagt hatte. Wenn Neville wüsste, dass Harry ein Tempus Amicus ist, würde er wahrscheinlich falsche Schlüsse ziehen. Ich fände es Schade, aber auch verständlich.
Wie Tom wohl reagieren wird, wenn Abraxas wirklich stirbt. Da er schon im Totenbett liegt, wird es wohl nicht mehr lange sein. Es muss eine ziemliche Qual sein, aber wenigstens konnten die Malfoys, Harry und Tom Abschied nehmen und ihn ein letztes Mal sehen. Solch eine letzte Gelegenheit, sollte man nutzen. (ich kenne das wohl zu gut, meine Mutter starb als ich noch sehr jung war, im krankenhaus)
Aber trotzdem bin ich gespannt wie es weiter geht. Besonders weil ich schon wissen möchte wie das Zusammentreffen mit Rufus wird :)
mathi
Von:  sasa56
2011-06-29T21:36:59+00:00 29.06.2011 23:36
super kapitel
freu mich aufs neue kapitel
lg
sasa56
Von:  kaya17
2011-06-29T21:08:07+00:00 29.06.2011 23:08
Ein schönes kapitel.

Gerade der schluss hat mich unheimlich mit genommen.
Man hat sich absolut in die Situation gezogen gefühlt und
hat direkt mitgelitten. Wirklich gut
Von:  Ranofa
2011-06-29T17:43:39+00:00 29.06.2011 19:43
Bei seiner letzten Bitte hatte ich eine richtige Gänsehaut.
Wirklich Spitze!
Von:  Buchi
2011-06-29T15:11:37+00:00 29.06.2011 17:11
das chap war wirklich voll traurig
hast du aber gut beschriebn
das du am ende das cello erwähnt hast fand ich richtig passend
hehe ich fand den anfang voll cool
aus Naginis sicht wird ja eher selten geschriben
fand ich voll gut xD
Lord Voldemord ist anhänglich? Süß >.< und es gab wieder einen Kuss ui ui
freu mich schon aufs nächste chap
lg buchi


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