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My dark past and our painful future

Die Verschwörung Gottes
von

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Steves erste Arbeitsnacht im Gefängnis näherte sich dem Ende. In wenigen Minuten würden zwei Kollegen kommen und ihn ablösen. Vorsichtshalber hatte der Wärter Isaacs Akten schon vor etwa einer Stunde in seine Aktentasche gepackt. Jetzt wartete Steve nur noch im Büro darauf, dass er endlich nach Hause fahren konnte. Er war ziemlich gespannt darauf, was er noch alles über Isaac lesen würde. Vielleicht fiel es ihm dann endlich leichter, den Gefangenen besser zu verstehen... oder auch nicht. Das würde sich später noch herausstellen. Steve bezweifelte jedoch, dass er jemals für so jemanden wie Isaac richtige Sympathie entwickeln könnte. Dafür verachtete er solche Menschen zu sehr.

Gerade trat einer seiner Mitarbeiter in den Raum. Er begrüßte Steve und stellte sich mit dem Namen Matthew East vor. Steve richtete sich von seinem Stuhl auf, reichte Matthew die Hand und verriet diesem ebenfalls seinen Namen.

Steve musste seinen Blick senken, um seinem Kollegen in die Augen blicken zu können.

„Ich hoffe, dir hat die erste Nacht hier gefallen. Die Insassen, haben keinen Ärger gemacht, oder?“, fragte Matthew.

Steve schüttelte daraufhin seinen Kopf und gab ein knappes 'nein' von sich, denn er wollte eine lange Konversation gezielt vermeiden.

Steve nahm seine Tasche in die rechte Hand, verabschiedete sich von dem anderen Mann und verließ das Zimmer. Auf dem Weg zum Ausgang begegnete er noch einem anderen Kollegen, der allerdings kein Interesse daran zu haben schien, sich mit Steve zu unterhalte. Dies kam dem Wärter ziemlich gelegen. Dann verließ er das Gebäude und ging zu dem großen Parkplatz, auf dem Steve sein Auto, einen roter Ford Fiesta, vor seinem Dienst abgestellt hatte.

Sein Wagen stand nun zwischen zwei anderen Autos, die so dicht aneinander geparkt waren, dass Steve mit sehr viel Vorsicht seine Autotür öffnen musste. Dass er ansonsten Kratzer am anderen Auto verursachte, dessen war Steve sich ziemlich sicher.

Schließlich schaffte er es, ohne irgendwelche Schäden zu verursachen, in sein Auto zu steigen. Dann fuhr er zu seiner Wohnung in North Dallas.

Da die meisten Leute jetzt erst mit ihrer Arbeit begangen, verblieben sehr viele Parkmöglichkeiten am Wegesrand. Sein Auto stellte Steve nur ein paar Meter von dem Haus, in dem momentan wohnte ab. Als er seine Haustüre aufschloss, kam gerade der Briefträger, welcher Steves Post gleich in dessen Hand drückte. Steve bedankte sich bei dem Mann und trat in das Gebäude ein.

Auf dem Flur entdeckte Steve seine Vermieterin, eine ältere Dame, die gerade damit beschäftigt war, eine große Topfpflanze zu gießen, die Mitten in der Diele stand.

„Ah, Guten Morgen, Mr. Houston. Kommen Sie gerade von der Arbeit?“, fragte die Dame.

Steve nickte ihr zu und sagte: „Ja, und ich bin ziemlich kaputt. Werd mich wohl gleich erst mal aufs Ohr hauen.“

„Dann wünsch ich Ihnen einen angenehmen Schlaf:“

„Danke...“

Steve lief nun die Treppe bis zum ersten Stockwerk hinauf, denn dort lag seine Wohnung. Er entledigte sich seiner Schuhe und schloss dann die Tür auf. Es handelte sich um keine besonderes große Wohnung, sie bestand lediglich, aus einem größeren Raum, der zugleich Wohnzimmer, Esszimmer und Wohnzimmer darstellte, einem Schlafzimmer und einem kleinen Badezimmer. Doch für Steves Verhältnis reichte dies alle mal, denn er war weder verheiratet, noch hielt er sich irgendwelche Tiere. Besonderen Luxus konnte er sich auch nicht leisten, was ihn allerdings nicht weiter störte. Mit seinem Leben war er nämlich durch und durch zufrieden, denn es gab kaum etwas, über das er sich Sorgen machen musste.
 

Steve zog die Jacke seiner Wärteruniform aus und hing diese über einen der Stühle vom Esstisch. Seine Krawatte, die über seinem Hemd hing, zog er ein wenig locker und schmiss sich auf die Couch. Die Aktentasche hatte er neben das Sofa gestellt. Die Couch würde er wohl deutlich häufiger benutzen, als sein eigentliches Bett, denn es war ihm zu mühevoll, jeden Tag seine Decke ordentlich zusammen zulegen. Dass das Sofa nicht genauso weich wie sein Bett war, machte Steve nichts aus. Hauptsache er konnte seinen Schlaf genießen.

Nach dieser anstrengenden Nacht, in der erst zum ersten Mal in seinem Leben richtig glücklich darüber gewesen war, dass jemand den Kaffee entdeckt hatte, schaffte er es schon, im Gegensatz zu den meisten Tagen, schon nach wenigen Minuten einzuschlafen. Doch schon nach zwei Stunden wurde er von den Bauarbeitern geweckt, die am gegenüberliegenden Gebäude herum werkelten. Steve wunderte sich darüber, dass er die Geräusche so deutlich wahrnahm. Als er sich umsah entdeckte er die Antwort auf seine Frage: Das Fenster, durch das man direkt auf dieses Haus blicken konnte, stand nämlich offen. Steve sprang daraufhin auf und schloss das Fenster. Dann nahm er wieder auf dem Sofa Platz, doch seine Müdigkeit war plötzlich wie weggeblasen. Er beschloss die Gelegenheit zu nutzen, um weiter Isaacs Akten zu studieren. Er packte diese aus seiner Tasche und begann mit der ersten, die aus dem Jahr 1972 stammte. Endlich fand er ein psychologisches Gutachten und dieses schien nicht das erste gewesen zu sein, denn auf dem Deckblatt stand „Psychologisches Gutachten Nr. 4“. Allerdings sagte dieses nichts darüber aus, wieso Isaac damals diesen Amoklauf verübt hatte. Wie es aussah hatten die Psychologen schon selbst verzweifelt nach den Ursachen für Isaacs damaliges Verhalten gesucht, denn gleich am Anfang des ersten Berichts, war die Rede von schon vorherigen ergebnislosen Gutachten gewesen.

Isaac schien ein ganz normaler junger Erwachsener gewesen zu sein, dessen Eltern auch zu der Zeit noch zusammen lebten. In der Schule vollbrachte er glänzende Leistungen und gehörte zu den besten Schülern seines Jahrgangs. Also wieso zu Hölle brachte so ein Mensch so viele unschuldige Menschen um? Irgendwie passte das alles nicht zusammen.

Hatte ihnen Isaac etwa etwas verschwiegen? Etwas, das ihn schließlich zu dieser Tat bewogen hatte? Steve wusste es zwar nicht, aber für ihn war dies die plausibelste Erklärung.

Steve beschloss diese Nacht Isaac selbst damit zu konfrontieren.
 

Steve fiel außerdem auf, dass mehrere Briefe von einem gewissen Nathan von Schleusingen stammten. Dem Namen nach zu urteilen kam er aus Deutschland, aber wie es aussah beherrschte er die englische Sprache perfekt. Öfters erkundigte er sich nach Isaacs Verfassung und ein Brief kündigte auch einen Besuch von ihm im Gefängnis an. Außerdem hatte er noch mehrere Gutachten eingefordert und gewisse Dokumente und Zustimmungserklärungen unterzeichnet. Z.B. musste er der Erstellung des Gutachtens zustimmen, bevor dieses erstellt werden durfte. Steve verstand nicht, was es mit diesem von Schleusingen direkt auf sich hatte, aber er musste in irgendeiner Beziehung zu Isaac stehen.
 

Aber eine Antwort darauf bekam er nicht wirklich. Er wusste mittlerweile nur, dass der Mann anscheinend aus Köln kam. Dies fand er durch einen Brief heraus, der noch in seinem Umschlag verwahrt wurde, auf dem der Absender geschrieben stand. In diesem Jahr wurde außerdem Isaacs Urteil in lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt, was daran lag, dass zu der Zeit die Todesstrafe für verfassungswidrig erklärt wurde.
 

Da Steve den ganzen Ordner durchgeblättert hatte, widmete er sich den nächsten. Der erste war vom Jahr 1981, der zweite von 1987, ein dritter vom Jahr 1995 und der letzte vom Jahr 2003. Mehr hatte Steve nicht schleppen können, auch wenn es sich nicht bei jeder um eine besonders dicke Akte handelte.

Doch bis auf ein weiteres Gutachten, einige Berichte, die von verschiedenen Gefängniswärtern über Isaacs Verhalten, Auffälligkeiten und Tätigkeiten erstellt wurden, sowie ein paar Seiten voller Fotos, fand sich in der Akte von 1981 nichts von Bedeutung.

Steve legte die Akte bei Seite und griff zur nächsten. Er blätterte sie auf und fing an zu lesen.

Was er darin erfuhr ließ Steve extrem aus der Fassung geraten.

Im Jahr 1987 sollte Isaac nun doch hingerichtet werden, was daran lag, dass die Todesstrafe wieder eingeführt wurde und einige Bürgern verlangten dass das Urteil noch einmal vom Gericht überdacht wird. Und so kam es dazu, dass sich der Richter, Staatsanwälte und die Geschworenen im Jahr 1986 für Isaacs Exekution durch eine tödliche Injektion aussprachen.

Das alles stand in einem Zeitungsartikel auf der ersten Seite der Akte. Eine beglaubigte Kopie des Schreibens vom Gerichts befand sich hinter dem Artikel. Auch eine Verlegung Isaacs ins Huntsville Unit Gefängnis wurde in dem Schreiben erwähnt. Steve kannte das Gefängnis und er wusste, dass es sich um den Ort handelte, in dem ausschließlich die Hinrichtung der texanischen zum Tode Verurteilten stattfanden.

Doch was Steve dermaßen entsetzte, war die Tatsache, dass die Giftspritze bei Isaac keine Wirkung gezeigt hatte. Von so einem Fall hatte Steve noch nie gehört und er hielt es auch kaum für möglich. Aber es stand dort schwarz auf weiß.

//Unmöglich, unmöglich, das kann einfach nicht wahr sein..//

Steve schüttelte den Kopf. Was zu Hölle war dieser Isaac?

Er alterte nicht und auf Giftstoffe zeigte sein Körper keine Reaktion. Steve hatte das dumpfe Gefühl, dass die eine Tatsache mit der anderen zusammenhing. Eine Erklärung darauf fand der Wärter jedoch nicht. Dieser Typ blieb ein echtes Mysterium.

Da Steve noch nicht alle Akten durchstöbert hatte, hoffte er in einer anderen eine Antwort auf seine Fragen zu finden.

Er erfuhr, dass das Gericht ihn nun zu lebenslanger Haft verurteilt hatte und seine Strafe saß er auf seinen eigenen Wunsch jetzt wieder im Dellas County Jail ab. Der Grund dafür wurde nicht genannt.

Im Jahr 1995 sollte in der State University of Oklahoma eine Untersuchung von Isaacs DNA stattfinden, die von Nathan von Schleusingen höchstpersönlich angeordnet wurde. Doch diese Untersuchung blieb bis zu diesem Zeitpunkt noch ohne Ergebnis. Eine weitere Analyse sollte später erfolgen. Ein Termin dafür war damals allerdings noch nicht festgelegt worden.
 

In der letzten Akte fand Steve weitere Informationen diesbezüglich. Im Jahr 2001 hatte eine weitere Untersuchung stattgefunden, welche aber dieses Mal erfolgreich gewesen war.

Seine DNA hatte man zwar vollständig entschlüsselt, aber der Leiter der Forschungsabteilung der Universität. Dr. Henry Sullivan, weigerte sich, die Ergebnisse herauszurücken, da er im Austausch Isaac Taylor höchstpersönlich verlangte, was ihm aber verwehrt wurde. Vermutlich wollte er noch weiter an ihm herum experimentieren.

Scheinbar hatte der Mann dies schon einige Male von der Gefängnisleitung verlangt, denn in einem Brief bat Dr. Sullivan um eine erneute Übergabe.

Wie es aussah hatte eine solche aber nie stattgefunden.

//Ich würde zu gern wissen, was die herausgefunden haben....//, dachte Steve.

Es musste zumindest so unglaublich gewesen sein, dass sie Isaac unbedingt für weitere Experimente zu Verfügung gestellt haben wollten.

Steve legte auch die letzte Akte bei Seite und lehnte sich zurück. Die ganze Sache um Isaac beschäftigte ihn nun mehr denn je und er hatte plötzlich den Drang, alles über den Typ erfahren zu wollen. Irgendwie bezweifelte er, dass er weitere brauchbare Informationen im Gefängnisarchiv finden würde. Isaac selbst konnte ihm vielleicht einige seiner Fragen beantworten, aber sicher keine über seinen genetischen Code. Diese Informationen musste Steve sich auf einen anderen Weg besorgen, auch wenn er noch nicht wusste, wie er das anstellen sollte.
 

Steve fiel ein, dass er noch recherchieren wollte, um wen es sich bei diesem Nathan von Schleusingen handelte. Zu diesem Zweck setzte Steve sich an den Esstisch, auf dem sein Notebook bereits aufgeklappt lag. Steve schaltete das Gerät und wartete darauf, dass der Hochfahrprozess endlich zum Ende kam. Dann öffnete er seinen Browser und gab bei Google den Namen des Gesuchten ein. Sofort fand er einen kurzen, aber informativen Wikipedia-Artikel über den Mann. Dieser besagte, dass von Schleusingen Theologie an der Illinois Wesleyan University studiert hatte und dass er bis 2004 noch Bischof von Köln war, aber seinen Posten aus gesundheitsbedingten Gründen aufgeben musste, was mit seinen 67 Jahren auch nicht besonders verwunderlich war.

Offensichtlich handelte es sich wirklich um ein und dieselbe Person, denn der Wohnort des Absenders des Briefes und der von diesem Mann stimmten überein. Der Wärter glaubte nicht, dass es sich dabei um einen Zufall handelte. Steve rätselte bloß, was Isaac und von Schleusingen verband. In dem Artikel fand sich zumindest nichts darüber.

Er hoffte, dass er in der nächsten Nacht mehr erfahren würde. Dass Isaac sich dazu bereiterklärte, ihm alles über sich zu erzählen, zweifelte Steve stark an, denn Isaac schien nicht gerade der Typ zu sein, der gern über sich redete. Das hatte Steve ihm schon bei ihrer ersten Begegnung angemerkt.

//Ich werd ihn schon irgendwie dazu bringen, zu reden... Vielleicht macht er es ja auch freiwillig//, dachte er.
 

Der Wärter klappte sein Notebook wieder zu und erhob sich von seinem Stuhl. Dann fing er damit an, die Akten wieder zurück in seine Tasche zu packen. Er konnte es sich nicht leisten, die Ordner zu vergessen. Ihm reichte nämlich schon der Ärger, den er bekommen würde, wenn herauskam, dass er sie ohne zu Fragen mit nach Hause genommen hatte. Möglicherweise war es auch noch keinem aufgefallen. Steve wusste es nicht, aber er würde es wohl in ein paar Stunden herausfinden. Dann konnte er auch endlich Isaac zu Rede stellen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  eden-los
2011-01-13T15:06:59+00:00 13.01.2011 16:06
der anfang is wirklich spannend und macht auf jeden fall lust, herauszufinden, welches GEheimnis Isaac umgibt. bin schon neugierig drauf ;P

lg eden ^^


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