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My dark past and our painful future

Die Verschwörung Gottes
von

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Steve Houston hielt in diesem Moment seine Hand auf, um einen Bund Schlüssel von dem älteren Mann ihm gegenüber zu empfangen. Nachdem die Schlüssel in seine Hand gefallen waren, ließ er den Bund in seine Hosentasche gleiten. Er hielt es nicht für nötig, die Schlüssel an seiner Hose zu befestigen, denn das Dallas County Jail, das Staatsgefängnis in Texas, galt als eines der sichersten im ganzen Bundesstaat. Steve hatte sich über diese Vollzugsanstalt gründlich informiert, bevor er sich dazu entschlossen hatte, seiner Versetzung von Florida nach Texas zuzustimmen.

Steve konnte man mit seinem schmächtigen Körper nicht wirklich als ein Paradebeispiel eines Gefängniswärters bezeichnen, aber er machte seinen Job meist sehr gut und gewissenhaft. Dies war schließlich der Grund für seine Versetzung inkl. besserer Zahlung gewesen.

Immerhin überzeugte er die meisten, die ihn gerade erst kennengelernt hatten, durch seine Größe von fast 1,90m. Nur seine kurzen, blonden Haaren hasste er, denn es kam schon mal vor, dass andere deswegen so taten, als wäre er von niederer Intelligenz. Das hatte allerdings seit seiner Schulzeit, vor knapp 13 Jahren, deutlich nachgelassen. Doch die Erinnerungen daran verlieben.
 

Heute war Steves erster Tag im Dallas County Jail und gleich heute hatte man ihm den Hochsicherheitstrakt zugeteilt, in dem man normalerweise die gefährlichsten Schwerverbrecher unterbrachte. Steve störte sich daran jedoch eher wenig. Ihm gefiel es allerdings nicht sonderlich, dass er jetzt schon den Nachtdienst übernehmen musste, denn dank seines stressigen Umzugs litt er zur Zeit unter massivem Schlafentzug. Er hoffte deswegen, dass ihm die Kanne Kaffee genügen würde, die er sich von zu Hause mitgebracht hatte. Ansonsten blieb ihm nichts anderes übrig, als in diesem riesigen Gebäudekomplex einen Kaffeeautomaten aufzusuchen. Seinen Kollegen jetzt darauf anzusprechen hielt er für keine gute Idee, denn dieser war gerade noch damit beschäftigt ihm die wichtigsten Sicherheitsregeln zu erläutern. Damit schien er aber gerade zum Ende zu kommen.

„Ach noch etwas Wichtiges. Halte dich lieber von Isaac Taylor fern“, sagte Steves Kollege,„Ist nur ein gut gemeinter Rat. Mit dem Typ würde sich glaub ich keiner freiwillig einlassen. Seine Zelle befindet sich am Ende des Ganges“

„Isaac Taylor? Was hat er denn so schlimmes verbrochen?“, fragte Steve neugierig.

„Ich kann es zwar nicht bestätigen, aber ich habe gehört, er soll über 50 Menschen auf dem Gewissen haben.“

Steve wurde leicht mulmig zu Mute, als er das hörte, auch wenn er schon von einigen Verbrechen gehört hatte, die fast genauso schlimm waren. Allerdings war er nie mit solchen Inhaftierten in Kontakt gekommen.

„Naja, ich komm schon klar. Ich habe vor solchen Typen keine Angst“, sagte Steve, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er markierte nur all zu gern den starken Mann.

„Gut, dann wünsch ich dir mal viel Glück an deinem ersten Arbeitstag.“

Der ältere Mann klopfte Steve auf die Schulter und wandte sich dann einer Tür zu, die aus dem Büro führte, in dem die beiden sich gerade befanden. Das Büro gehörte zum Hochsicherheitstrakt und man gelangt von dort direkt zu den Zellen der Gefängnisinsassen, aber auch der Ausgang befand sich nicht weit von hier. Allerdings musste man dafür in die entgegengesetzte Richtung laufen.

„Und vergiss nicht den Kontrollgang jede volle Stunde“, sagte Steves Kollege, der sich noch einmal kurz zu ihm umgedreht hatte.

Steve nickte ihm daraufhin nur noch kurz zu, bevor der ältere Mann sich auf den Heimweg machte.
 

Steve setzte sich zunächst an den Tisch in der Mitte des Raums und schüttete sich etwas Kaffee in eine Tasse ein, die er sich von zu Hause mitgebracht hatte. Dann nahm er einen großen Schluck aus dem Gefäß und schaute sich in Ruhe in dem Raum um. Auf dem Tisch, an dem er gerade saß befanden sich noch zwei moderne Computer mit Flachbildschirmen. Steve linste kurz auf den Desktop, um nach der Uhrzeit zu schauen. Die Uhr zeigte 23:06Uhr, was bedeutete, dass Steves Schicht schon vor über eine halben Stunden begonnen hatte. Außerdem war es schon längst Zeit für Steves ersten Kontrollgang. Aber er beschloss vorher, sich noch diese eine Tasse Kaffee zu gönnen.
 

Doch er kam nicht dazu, diese Tasse zu leeren, denn plötzlich hörte er eine Person singen. Das bewog ihn dazu, sich jetzt schon auf den Gang zu den Insassen zu bewegen, um nachzusehen, wer die nächtliche Ruhe durch seinen Gesang störte. Einige der Gefangen riefen schon, dass die Person die Klappe halten solle, aber das schien denjenigen nicht zu interessieren.

Steve hatte sich mit einer Taschenlampe bewaffnet, da er es für besser hielt, nicht den gesamten Gang zu beleuchten, um die noch Schlafenden nicht zu wecken.

Als Steve näher hinhörte, bemerkte er, dass es sich bei dem Lied um „Yesterday“ von den Beatles handelte. Anscheinend hatte da jemand guten Musikgeschmack, was zumindest Steve fand.

Einige der Gefangen musterten skeptisch den jungen Wärter, da sie das Gesicht zum ersten Mal sahen. Steve machte sich aber nicht viel aus den Blicken und marschierte weiter geradeaus. Und immer deutlicher nahm er den Gesang wahr, bis er schließlich am Ende des Gangs ankam.

Dort befand sich eine große Stahltür, an der sich auf Augenhöhe ein kleines Fenster angebracht war.

Dahinter musste sich der berüchtigte Isaac Taylor befinden, vor dem sein Kollege ihn eben noch gewarnt hatte. Der Wärter nahm seine Taschenlampe und leuchtete in die Zelle, in der sich ein junger Mann, der auf seinem Bett saß und vor sich hin sang, befand. Steve konnte kaum fassen, dass so ein junger Kerl ein solches Verbrechen begangen hatte.

Der junge Mann besaß schulterlange, braune, schon fast ins rötlich gehende Haare, trug einen Ohrring am linken Ohr und eine Jeanshose, sowie ein schwarzes Muskelshirt. Zwar konnte Steve es nicht genau erkennen, aber Isaac schien fast einen Kopf kleiner zu sein als er. Außerdem wirkte er genauso wie Steve nicht gerade muskulös. Isaac hörte plötzlich auf zu singen, als er das Licht der Taschenlampe bemerkte.

Dann schaute er zu dem Wärter, der ihn verblüfft anblickte. Auch Isaac war etwas verwundert über den Neuen.

„Ist was?!“, fragte Isaac.

„Naja, ich wollte nur wissen, wer dort gesungen hat und scheinbar habe ich ihn gefunden“, erklärte Steve,„Du magst die Beatles?“

„Das Lied zumindest“, antworte Isaac. ,,Kam zwei Jahre bevor ich hier gelandet bin heraus. Meine Mutter hat mir damals die Platte geschenkt und ich hab es rauf und runter gehört.“

Zwar wusste Steve nicht, wann das Lied genau veröffentlicht wurde, aber seines Wissens nach musste es schon mehrere Jahrzehnte her gewesen sein, was ihn verwunderte, denn sein gegenüber wirkte noch relativ jung, höchstens um die 20 herum.

„Und du bist wie alt?“, fragte der Wärter.

Nachdenklich blickte Isaac nach oben.

„Welches Datum haben wir?“, fragte Isaac.

„Heute ist der 02.08.2010.“

Daraufhin kam von Isaac nur die knappe Antwort „61“, was Steve dazu brachte, vor Schreck die Taschenlampe fallen zu lassen, sodass diese einen langen Strahl den Boden entlang erzeugte. Isaac überraschte Steves Reaktion nicht, denn er hatte so etwas nicht zum ersten Mal erlebt. Steve war inzwischen damit beschäftigt, seine Taschenlampe wieder vom Boden aufzuheben.

„Ach, wie ist eigentlich dein Name?“, fragte Isaac, der sich mittlerweile auf die harte Matratze seines Betts gelegt hatte.

„Mein Name ist Steve Houston.“

Die Lampe befand sich mittlerweile wieder in Steves rechter Hand und er leuchtete erneut mit ihr ins Zelleninnere. Isaac blickte auf die Decke, um so nicht wieder direkt ins Licht schauen zu müssen.

Der Wärter konnte Isaac Antwort keinen Glauben schenken, da Isaacs Aussehen mit dem vermeintlichen Alters nicht zusammenpasste. Er hielt es deswegen auch nicht für nötig, weiter darauf einzugehen.

„Mir wurde gesagt, du hast über 50 Menschen umgebracht“, sagte Steve. ,,Ist das wahr?“

„Nein... Es waren meines Wissens nach über 100.“

Diesmal hielt Steve seine Taschenlampe noch fester, so dass sie ihm nicht noch einmal aus der Hand fallen konnte. Dafür wurde er aber äußerst bleich im Gesicht, als er hörte, was Isaac ihm sagte. In diesem Moment fühlte er tiefste Verachtung gegenüber Isaac, da er so viele Menschen auf dem Gewissen hatte.

Steve senkte nun seinen Arm, in dem er die Lampe hielt und schaltete diese dann aus. Dann kehrte er Isaacs Zelle den Rücken. Isaac wunderte sich nach diesem Geständnis nicht über Steves plötzlichen und wortlosen Abgang. Steve beschloss, wieder zum Büro zurückzukehren, doch als er vor der Tür des Raumes stand, entschied er sich dazu, das Archiv des Gefängnisses aufzusuchen. Auch wenn es Steve selbst nicht so richtig verstand, hatte das Phänomen Isaac Taylor, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen konnte, seine Neugierde geweckt. Und das Archiv war der einzige Ort, der es dem Wärter ermöglichte mit Hilfe der Akten die Wahrheit herauszufinden.

Am anderen Ende des Ganges befand sich ein Fahrstuhl, mit dem Steve in den Keller gelangte. Er betätigte den Lichtschalter, der sich gleich neben dem Aufzug befand, um die ganze Ebene zu beleuchten. Mitten im Raum entdeckte Steve mehrere Aktenschränke, die immer in einem etwa 1m großen Abstand parallel zueinander aufgereiht waren. So war es problemlos möglich, zwischen ihnen hindurch zu gehen und das zu finden, was man suchte. Vorausgesetzt, der Suchende wusste ungefähr den Standort der jeweiligen Dokumente. Dabei half auch ungemein die chronologische Anordnung der Schränke, die bei bei 1967 begann. Steve nahm an, dass die Akten alphabetisch geordnet waren. Steve wusste zwar nicht genau, wann Isaac sein Verbrechen begangen hatte, aber wenn Isaacs Aussage wirklich stimmte, war es ein Jahr nachdem Erscheinen des Titels „Yesterday“ von den Beatles. Es musste also irgendwann in den 60er Jahren gewesen sein. Steve nahm sich also gleich den ersten Aktenschrank vor und wurde tatsächlich fündig, denn die einzige Akte, die sich von 1967 noch in Verwahrung befand, stammte von einem Isaac Taylor. Steve konnte es nicht glauben, dass es sich wirklich um dieselbe Person handelte, denn er hielt es für unmöglich, dass dieser Mann so langsam alterte. Um wirklich sicher zu gesehen, dass es sich um dieselben Personen handelte, riskierte der Wärter einen ersten Blick in die Akte, da er vermutete, dass sie mindestens ein Foto des Verbrechers enthielt. Steve riss erschrocken den Mund auf, als er gleich auf der ersten Seite ein Schwarz-Weiß-Bild von Isaac Taylor entdeckte, das mit einer Heftklammer an einem Blatt Papier befestigt war, auf dem jemand den Tathergang mit Schreibmaschine niedergeschrieben hatte. Wie es aussah handelte es sich wirklich um den Isaac Taylor, mit dem Steve eben noch gesprochen hatte. Auf der Rückseite fand Steve das Datum, an dem Foto scheinbar geschossen wurde. Es handelte sich dabei um den 12.11.1967.

Jetzt wandte sich Steve dem Bericht zu, der über Isaacs Morde verfasst geworden war. Steve zeigte sich nicht all zu überrascht, als er von dem von Isaac verübten Amoklauf las. Dieser geschah an der Denton High, Isaacs damaliger Schule, die in der texanischen Stadt Denton lag. Dabei kamen 99 Zivilisten und zwei Polizisten ums Leben.

Die Morde, Isaacs Alter, es entsprach also, auch wenn es noch so unglaublich klang, alles der Wahrheit. Aber welche Gründe gab es für Isaac, so viele unschuldige Menschen umzubringen?

Um sich auf diese Frage eine Antwort zu holen, blätterte Steve weiter in der dicken Akte, denn er hoffte darauf, irgendwo ein psychologisches Gutachten zu finden. Doch nichts in der Art ließ sich in dem Ordner auffinden, denn der Inhalt befand zum größten Teil aus Bildern vom Tatort und Zeugenaussagen. Zu einem Urteil kam es im Jahr 1967 scheinbar noch nicht, denn der erste Prozess hatte laut einem Schreiben vom Landesgericht in Dallas erst Anfang Januar stattgefunden.

Steve öffnete also den nächsten Aktenschrank und holte sich die Akte vom Jahr 1968 heraus. Natürlich konnte Steve sich denken, welches Urteil Isaac bekam, aber er wollte es trotzdem noch einmal genau nachlesen. Vielleicht bekam er sogar noch weitere, interessante Informationen über Isaac. Aber Steve glaubte kaum daran, dass es noch etwas gab, dass ihn noch mehr entsetzen konnte.
 

Das Gerichtsurteil fiel am 15. April 1968 und lautete die Todesstrafe. Allerdings fanden sich keine Angaben, wann die Exekution stattfinden sollte. Seit damals hatte sich scheinbar in dieser Hinsicht nichts geändert. Steve fragte sich nur, wieso das Urteil noch nicht vollstreckt wurde. Meistens geschah dies nämlich innerhalb von 20 Jahren.

Als der Wärter auf die Uhr blickte, bemerkte er, dass es schon längst ein Uhr nachts war.

Da er nicht schon an seinem ersten Tag Ärger kassieren wollte, packte er noch schnell ein paar von Isaacs Akten aus verschiedenen Jahrgängen zusammen und fuhr wieder zurück in den ersten Stock. Da alles Videoüberwacht wurde, stellte es für die Gefängnisleitung kein Problem dar, Steves An- und Abwesenheit zu überprüfen. Steve lief noch schnell ins Büro und legte dort die Ordner auf den Tisch, denn er wollte sie später mit nach Hause nehmen. Dann begann der Wärter mit seinem zweiten Kontrollgang. Dieser endete wieder bei Isaacs Zelle. Steve erhaschte noch einen kurzen Blick ins Innere, doch Isaac schien sich schon im Land der Träume zu befinden.

//Was hat es bloß mit ihm auf sich?//, fragte sich Steve.

Er selbst hätte nie von sich erwartet, dass ihn mal ein Mörder derart beschäftigen würde. Aber Isaacs Fall war einzigartig und gleichzeitig wirkte es so unwirklich. Aber welcher Mensch glaubte so etwas schon auf Anhieb? Doch Steve hatte den Beweis, dass alles der Wahrheit entsprach, er wusste nur nicht, was das alles bedeutete.

Dies galt es jetzt heraszufinden.



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