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Schweinehunde unter sich

von

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Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.

Wenn man die blaue Murmel, die ihre Bewohner „Erde“ nannten, aus dem All katalogisieren würde, hätte man normalerweise einiges zu tun. Unzählige Tier- und Pflanzenarten existierten friedlich nebeneinander her, wenn sie nicht vom Raubtier Nummer 1, dem Menschen, platt gemacht wurden. Gut – der Mensch, das muss man zu seiner Verteidigung dabei sagen, macht das ja nicht freiwillig. Er wacht ja nicht morgens auf, wirft einen Blick in den Kalender und sagt „Oh, heut is Donnerstag, welche Tierart rotte ich denn heute aus?“

Wobei – wir wollen fair sein – vielleicht gibt es auch solche Menschen. Aber die Meisten haben ein Problem. In Zeiten knapper Ressourcen wollen sie das stillen, was Betriebswirtschaftler „Grundbedürfnisse“ nennen. Dazu zählen Schutz und Nahrung. Seit Jahrmillionen, seit der Mensch gelernt hat, Knüppel zu benutzen, um zuerst dem Reh und dann dem Nachbarn den Schädel einzuschlagen, versucht er, die Grundbedürfnisse zu stillen. Das kann man ihm eigentlich nicht vorwerfen. Und wenn mehr Menschen da sind, wollen eben auch mehr Mäuler gestopft werden. Was will man da machen? Menschen verhungern lassen? Das schlägt man nicht mal im Spaß vor. Das geht nicht. Der Mensch ist in allererster Linie eine Maschine, die versorgt werden muss, wenn sie weiter funktionieren soll.
 

Wenn man die Erde also aus dem All katalogisieren würde, stellte man normalerweise fest, dass dort einiges los ist. Wäre man allerdings an jenem Montag, dem 31.10. an der Erde vorbeigeflogen und hätte sie untersucht, wäre man ins Stutzen gekommen, vor allem, wenn man wüsste, dass sich dort Lebewesen aufhalten.

Denn an jenem Montag hätte man nur zwei Lebenszeichen gefunden – auf dem kompletten Planeten.

Das eine wäre das eines normalen Menschen gewesen, eines Homo Sapiens, wie sie eigentlich zu Sieben Milliarden auf der Erde hätten existieren sollen. Das andere Lebewesen war gar nicht zu erkennen. Es hatte sich eines anderen Menschen bemächtigt, aber was das Wesen selbst war… das wäre selbst Starfleetoffizieren, die „kühn dorthin gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist“ nicht bekannt gwesen.
 

Wie auch?

Wie hätten diese Offiziere wissen sollen, dass in einem Paralleluniversum etwas erstarkt war, das so entgegen jeglicher Logik ist, dass ein vernunftbegabtes Lebewesen, egal ob Mensch, Klingone, Romulaner oder Goa’Uld jemanden ausgelacht hätte, wenn man ihm davon berichtet hätte.

Und niemand hätte je ahnen können, dass diese alles umfassende Macht aus einem Videospiel stammt.
 

Der urbane Mythos der „Missing No.“ Verrät dem Interessierten folgende Geschichte.

Im Videospiel Pokemon existiert ein sogenannter „Glitch“, also ein Fehler. Um ihn absichtlich herbeizuführen muss man in einer bestimmten Stadt mit einem alten Mann sprechen, der einen auf eine Insel schickt, wo ein Pokemon zu fangen ist – diese Quest schien damals nie wirklich komplettiert worden zu sein, weswegen man bei diesem speziellen Pokemon von einer „Fehlenden Nummer“ oder eben „Missing No.“ Spricht.
 

In unserem Universum, in dem die Griechen wieder sparen müssen, weil sie ansonsten kein Geld von der Troika bekommen, kursieren zwar Gerüchte, das dieser Glitch das Spiel insofern geschädigt hat, dass, Grafikfehler auftreten, der Speicherstand gelöscht wurde oder ähnliches. Das ist nun ein kleiner Rückschlag, wie Darkwing Duck sagen würde.
 

Im Universum, in dem unsere Geschichte spielt, sind die Konsequenzen durchaus allumfassenderer Natur, denn hier musste sich Comic-Reviewer Linkara über die letzten Monate mit unterschiedlichen Fehlern, Menschen, die es auf ihn abgesehen hatten und ähnlichem herumschlagen – und das ist schon ein hartes Brot, wenn man schlechte Comics kritisiert. Nun, am 31.10., zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Geschichte spielt, hatte sich der Urheber dieser gesamten Situation ihm gegenüber offenbart. Missing Number hatte den Körper von 90’s Kid besetzt und seit Monaten immer wieder dafür gesorgt, dass Leute verschwinden. Zuletzt waren es Harvey Finevoice, den Tony noch von der Veranstaltung auf der Dragonfly kannte, und die Kampfesgefährtin Linkaras, Iron Liz.
 

Nun standen sich Missing Number und Linkara zum letzten Gefecht gegenüber und nachdem er das getan hatte, was er immer tut – ein schlechtes Comic zu reviewen – hatte er die Idee, wie man mit der Entität fertig werden konnte.
 

Es war eine einfache Frage, die den Fall der Kreatur einleitete, so wie die geneigten Star Trek Fans wissen, dass es immer eine einfache Frage ist, die den Fall von etwas einleitet. Auch Colombo-Fans sind sich dieser Tatsache bekannt und wissen, dass der Mörder eigentlich erst durchatmen kann, wenn Colombo aus dem Haus ist. Wenn er noch einmal wiederkommt, und „ach, eine letzte Frage noch, Sir“ von sich gibt, weiß man, das kann nichts Gutes bedeuten.

Die Star Trek Fans kennen diese eine Frage auch.

Eigentlich war es eine einfache Frage: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“

Solche einfachen Fragen bringen gestandene Bösewichter durcheinander und sie so dazu, sich selbst zu richten.

So auch hier.

Linkaras einfache Frage war: „Und was tust du hiernach?“
 

Was macht eine mächtige Entität, die sich alles Leben angeeignet hat, die alle Möglichkeiten durchgespielt und erlebt hat?

Vermutlich bricht die große Langeweile aus, es gibt dann ja nicht mal Kreuzworträtsel.
 

Zumal Linkara durchaus zu Recht feststellte, dass „wenn Existenz das Ziel als solches sei“, hätte die Entität ihre Aufgabe schon von vornherein erfüllt. Die unter diesem Schicksalsschlag wankende fehlende Nummer bemerkte nicht, dass sie gerade in eine Falle getappt war – aber mit ihr ist es, wie mit jedem anderen Bösewicht auch. Anstatt das sie zuschlagen, lassen sie sich auf logische Diskussionen ein.

Und dann wurde der Comic-Reviewer richtig kreativ.
 

„Hier ist eine Frage, äußerer Gott, eine Möglichkeit, die Du durchspielen könntest.“, sagte er und die Entität lies das Gesicht des Nineties-Kid süffisant lächeln: „Du kannst sprechen.“

„Was passiert mit einem äußeren Gott“, fragte Linkara und schaute Missing No. an, „wenn er stirbt?“

Das Wesen brauchte keine Millisekunde, um zu überlegen, es lächelte erneut und sagte: „Das werde ich herausfinden“.
 

Und so wurde unsere blaue Murmel, die wir so liebevoll „Erde“ nennen, wieder bevölkert, denn die Entity beging so eine Art Selbstmord. Alles, was vorher verschwunden war, von ihr konsumiert, tauchte wieder auf.
 

Gerade war noch alles verschwunden gewesen, jetzt spürte Agatha Silverbird ihren Körper wieder. Ihre Augen nahmen wieder Farben, Formen und Gestalten wahr, ihr Gehör die Brückenkulisse – dieses charakteristische Piepsen, Fiepen und Biepen – und ihre Nase die Geruchsmischung, die in der Luft lag, von Parfum, Deos, Shampoo, das alles traf sie für den Bruchteil einer Millisekunde wie mit einem Holzhammer, ehe sie sich wieder aklimatisiert hatte.

„Entschuldigung.“, sagte in diesem Moment Cal und schaute Gina an, „Ich… es… ich… es…“

Die XO seufzte, trat neben den Captain und legte ihm einen Arm auf die Schulter: „Es ist gut, Cal.“

Sie verlieh ihren Worten und ihrer Stimme eine Sanftheit, die Cal zu elektrisieren schien, denn sein Kopf ruckte hoch und er begann, sich um die eigene Achse zu drehen.

„Okay“, sagte er, als haben neue Lebensgeister von ihm Besitz ergriffen, „Jill, wie ist unser Status?“

Die angesprochene taktische Offizierin runzelte fragend die Stirn, ging dann zu ihrer Konsole und berührte einige Eingabefelder.

Dann blickte sie zu Cal: „Wir haben wieder volle Sensoren.“

„Gut.“, nickte der Captain, wandte sich an Agatha und klopfte ihr spielerisch auf die Schulter, „Ich glaube, dann können wir.“

Er begab sich zu seinem Platz, stockte und schaute wieder zu Jill herüber: „Sage mal, was ist eigentlich mit der George Hammond und der Comicron-One?“

Erneut befragte die hübsche Blonde ihren Computer, wandte ihre Aufmerksamkeit dem Captain zu und meldete: „Alle Schiffe vollzählig.“

„Dann sei doch mal so nett und ruf sie. Zuerst die Hammond, vielleicht haben die ja eine Ahnung, was das war?“

„Aye, Sir.“, meldete Jill und einen Sekundenbruchteil später erschien das attraktive Gesicht Samantha Carters auf dem Bildschirm.

Cal erhob sich: „Hey, Sam. Wie geht es euch?“

Die hübsche Blonde lächelte: „Oh, ganz gut – abgesehen davon, dass wir offenbar von einer Art Entität verspeist wurden.“

„Nun ja, der Kölner würde dich zwar ein ‚lecker Mädsche’ nennen und auch im Hochdeutschen findet man die Floskel ‚du siehst zum Anbeißen aus’, aber ich hätte nie gedacht, dass das jemand wörtlich ni…AU!“

Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass sich Agatha und Gina hinter Cal postiert hatten, die hübsche Rothaarige links, die Blonde rechts und ihm zeitgleich einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatten. Mit der flachen Hand, versteht sich.

Der Captain drehte sich zu den beiden Frauen um: „Hey, darf man hier nicht mal in Ruhe freundlich sein?“

Agatha zwinkerte: „Doch, schon, solange Du nicht vergisst, wen Du hier eher anbeißen solltest.“

„Oder sonst wie verwöhnen.“, schloss Gina und lächelte.
 

Cal merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. War sich die hübsche Ärztin eigentlich klar, was sie da implizierte? Seine Gedanken rasten noch schneller, als er Sam sah, die grinste. Nicht nur frech, sondern wissend . Verdammt, wie konnte diese Frau schon wieder wissen, oder zumindest ahnen, was er selbst erst seit ein paar Minuten wusste?

Und – ahnte Gina, was ihm vor ein paar Minuten klar geworden war? Oder besser gesagt, seit Traceless diese Sache angesprochen hatte?

Er hörte, wie Agatha sich räusperte und war froh, über diese Ablenkung.

„Wie sind eure Schäden, Sam?“, fragte die hübsche XO und die Colonel wandte sich kurz ab, um auf ihrem Tablett-PC etwas nachzulesen.

Dann schaute sie die drei Offiziere aus ihren blauen Augen an: „Wir wurden ein bischen durchgerüttelt, aber nichts Ernstes. Wir können also unsere andere Mission antreten.“

„Andere Mission?“, echote Cal und Sam nickte: „Ja, wir wollen nachprüfen, in wieweit die Goa’uld wieder zu alter Macht kommen.“

Innerhalb von Millisekunden kühlte sich die Stimmung auf beinahe antarktische Werte ab.

Der Captain versuchte, ruhig zu bleiben, auch, wenn er spürte, wie Herz und Kopf um die Wette rasten. Der Kopf sagte ihm ganz eindeutig, dass er hier nicht eingreifen durfte, das Herz jedoch schrie: „Halt die Schnauze, sie ist eine gute Freundin und die lasse ich nicht sterben.“
 

Er erinnerte sich daran, was er noch vor ein paar Wochen zu Gibbs gesagt hatte.

„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“

Crew – Familie… wenn man seine Zeit beim SGC in Betracht zog, war auch Sam Crew und Familie. Famillisch.

Er konnte sie nicht sterben lassen.

„Sam?“, setzte er an und merkte, wie sein Kopf ihm immer wieder einredete, dass das, was er nun zu tun bereit war, das komplette Raum-Zeit-Kontinuum gefährden würde.

Agatha nahm seine Hand – normalerweise war dies eine beruhigende Geste, er konnte die Wärme, die Sanftheit, die ihren Körper und ihr Wesen ausmachte, spüren und fühlen, wie sie ihm Kraft gab. Dieses Mal war die Hand eiskalt. Die Sanftheit war gewichen und es fühlte sich eher an, als hielte er einen Stein fest.

„Ja?“, fragte die hübsche Blonde und schaute ihn neugierig an.

Kurz wechselte er einen Blick mit Agatha, in dem er dieselbe Zerrissenheit sehen konnte, schaute zu Gina, die mit dem SGC noch am Wenigsten zu tun gehabt hatte. Doch auch die Augen der Italienerin zeigten, dass es keine einfache Entscheidung war.

Der Captain räusperte sich und schaute Sam an: „Wenn Du mich kurz entschuldigen würdest…“

Damit gab er Jill ein Zeichen, sodass sie die Verbindung unterbrach.

Und nun gab es kein Halten mehr.

Tränenkanäle nahmen die Arbeit auf, der Captain packte Agatha bei beiden Schultern, schaute sie an und sagte: „Ich kann es nicht. Ich kann sie nicht guten Gewissens in den Tod schicken. Ich muss sie warnen.“

Die XO nickte.

„Du weißt, ich könnte dich dazu bringen, dass Du ihr einfach gute Fahrt wünschst.“, sagte sie und schlang beide Arme um ihn, „Aber…“

Gina legte ihre Hand auf die Agathas, fuhr beruhigend über die Finger und schaute die XO an: „Nein. Wir können das nicht. Ich kann das nicht. Es wäre ein Verstoß gegen den Hippokratischen Eid.“

„Und was ist mit dem großen Wort von Spock?“, fragte in diesem Moment Jill von ihrer Konsole her, „Das wohl von vielen wiegt schwerer, als das Wohl von wenigen oder des Einzelnen?“

Cals Kopf ruckte hoch und er funkelte Jill an: „Zum Teufel mit dem grünblütigen Waldschrat. Wenn das Universum sich morgen im Gegenuhrzeigersinn dreht, nehm ich die ganze Scheiße auf meine Kappe.“

Er machte sich von Agatha los, schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die kochend-heißen Tränen ab, ehe er sich an Jill wandte: „Ruf die Hammond .“

Die taktische Offizierin räusperte sich: „Cal – ich … wollte nur sagen, ich habe nichts gegen Sam… ich möchte auch, dass sie lebt. Aber können wir das verantworten?“

Es folgte eine lange Pause und beinahe war die Atmosphäre wie in diesen Science-Fiction-Filmen, in denen man zu der Erkenntnis kommen musste , dass die Geschichte sich so wiederholen muss, wie sie sich seinerzeit zugetragen hatte.

Cals Kopf ruckte hoch: „Zum Teufel. Ja – ich bin Willens diese Bürde zu tragen.“

Die taktische Offizierin nickte, betätigte einen Knopf, der den Kanal wieder öffnen sollte – aber es geschah nichts.

„Was ist da los?“, fragte Cal, wandte sich zu Jill um, die mit den Schultern zuckte, „Ich scanne…“

Dann blickte sie den Captain an: „Sie sind weg, Cal.“

„Weg?“, echote der Offizier, bei dem das Wort wohl deshalb so gut passt, weil Cal allerhöchstens im Off eine Zierde wäre. Die Taktikerin scannte erneut und nickte: „Ja, sie ist offenbar gerade in den Hyperraum gesprungen.“

Und gerade, als Cal Luft holte, um sich aufzuregen, piepste die Konsole erneut.

„Captain“, sagte Jill plötzlich, in einer Förmlichkeit, die anscheinend selbst sie überraschte. Der Captain fokussierte sie: „Ja, was gibt es?“

„Ich empfange gerade einen medizinischen Notruf von der Erde… es ist dein Kommunikator.“

Erneut war der Captain wie unter Strom. Er lief auf die taktische Konsole zu, wandte sich im Laufen zu Gina und sagte: „Scha… ich meine, Gina? Mach die Krankenstation bereit.“

Die angesprochene Ärztin nickte und eilte von der Brücke.
 

Irgendwie war es beruhigend, dass die Entität nichts von all dem lange genug verspeist hatte, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Die Krankenstation sah genau so geleckt aus, wie vorher auch.

Und als Gina Intrupper ihre Wirkungsstätte betrat, sich die Tür mit einem pneumatischen Zischen hinter ihr schloss, war es so, als würde sie, zusammen mit dem Doktorkittel, in den sie gerade schlüpfte, in ihre Rolle als Ärztin schlüpfen. Sie blickte sich um, in verwunderte Augen ihrer Krankenschwestern und – Pfleger.

„Okay, Mädels.“, sagte sie, klatschte in die Hände, „Versuchen wir, mal n bischen Schwung hier rein zu bringen. Wir haben einen medizinischen Notfall.“

Sie betätigte den Kommunikator: „Intrupper an Menacer?“

„Menacer hört?“

„Beschreibe die Art des Notfalls.“

Kurz pausierte die taktische Offizierin, dann räusperte sie sich: „Offenbar eine starke Unterkühlung. Der Kommunikator des Captain ist in einen eiskalten Fluss gefallen und wurde von der Ströhmung ein paar Kilometer landauswärts getragen. Wir beamen Ziva gleich rüber.“

„Verstanden.“, erklärte die Bordärztin, rief die medizinische Datenbank auf, um mehr über die Physiologie der attraktiven Israeli zu erfahren, als der Gesang des Transporters den Teleport einleitete. Und tatsächlich, auf einem Krankenbett materialisierte die komplett durchnässte Gestalt Ziva Davids.
 

„Verdammt“, fluchte in Nunuvat Special Agent Anthony DiNozzo, „Ich hätte sie auffangen sollen. Ich hätte… ich weiß auch nicht… hinterherspringen müssen oder so.“

Er musste für den Bruchteil einer Millisekunde weggedöst sein. Peinlich mitten im Stehen.

Wo war Ziva? Schnell blickte er sich um, sah sie auf der Brücke stehen, die in diesem Moment nachgab und in sich zusammenkrachte. Leider war Ziva, so leicht und athletisch sie auch war, nicht in der Lage, in der Luft stehen zu bleiben und so folgte sie der Schwerkraft.
 

Er war immer wieder fasziniert, wie es diese Frau schaffte, sich so zu bewegen, dass sie, im Falle eines Sturzes keine allzu schweren, bleibenden Schäden davontrug – so auch hier. Sie rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen und kam auf der zugefrohrenen Obefläche des breiten Flusses unter ihr zu liegen. Tony Herz raste. Ging es ihr gut? War alles in Ordnung?

„Ziva!“, rief er, „Ziva, bist Du okay?“

Für den Bruchteil einer Millisekunde geschah nichts, dann reckte sie ihre Faust gen Himmel und zeigte den nach Oben gerichteten Daumen.

„Mir geht’s gut, DiNozzo“, rief sie und streckte sich aus, um das Eis nicht punktuell zu beschweren, sondern ihr Körpergewicht zu verteilen.

Ihre braunen Augen suchten die Eisfläche ab, offenbar versuchte sie, irgendwie von dort herunter zu kommen.

Ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Ziva, die ehemalige Eiskönigin, auf dem Eis, das war schon irgendwie lustig.
 

Knack

Tonys Gesichtszüge verrutschten. Was war das für ein Geräusch?

Brach etwa das Eis?

Das hässliche Knacken und Knirschen wurde lauter.

„ZIVA!“, schrie er ihr zu, „BEEIL DICH!“

Und da spürte er, wie ihn jemand von Hinten ergriff und festhielt.

Wut eruptierte in ihm: „Was soll das, lassen Sie mich los!“

Der Schlag, der seinen Hinterkopf traf, kam nicht in der Absicht, die große Dunkelheit zu bringen, sondern ihn mehr oder weniger aufzuwecken. In diesem Moment wusste er, dass es Gibbs war, der ihn festhielt.

„Verdammt, DiNozzo!“, sagte er, „Konzentrier dich!“
 

Konzentration. Schön und gut, so wunderbar einfach dahergesagt, aber, wenn die eigene Freundin auf dem Eis liegt und selbiges bedrohlich knackt, dann…

Das Knirschen wurde noch lauter. Er warf den Kopf herum, schaute zu ihr, sie fixierte ihn mit diesen haselnussbraunen Augen, er verlor sich in ihnen… bis er die grausige Erkenntnis in ihnen sah.

Ziva war sich sicher, sie würde sterben.
 

„Gibbs!“, rief sie, „Sucht einen anderen Weg!“

Damit zog sie ihre Waffe, lud sie durch, richtete sie auf das Eis… und drückte ab.

Der Schuss gellte so laut, dass er Tony beinahe taub werden lies und von einem Moment zum nächsten war Ziva verschwunden. An der Stelle, an der sie gelegen hatte, befand sich ein großes Loch.

Gerade jetzt, wo die Erinnerungen hochkamen, merkte er, wie seine Tränendrüsen die Arbeit aufnahmen. Nein – nicht jetzt, nicht hier, nicht so.

Er blickte zu Gibbs, sah in dessen eisblauen Augen einen leichten Anflug von Mitgefühl, als er die Hand nach ihm ausstreckte und sie ihm auf die Schulter legte.

„Komm“, sagte er und klang nicht mehr so befehlsgewohnt wie vorher, „Wir gehen.“
 

Es war Tony eigentlich inzwischen egal. Die komplette Situation – ob Traceless entkam oder nicht, ob das Raum-Zeit-Kontinuum sich veränderte oder nicht, es interessierte ihn nicht mehr.

Ich habe erneut eine Partnerin verloren.

Dieser Gedanke war da, traf ihn völlig unvorbereitet.

Natürlich blieb es in einer solchen Art von Dienst nicht aus, dass man jemanden verlor, der einem nahe stand und vermutlich stellten sich Polizisten, Feuerwehrleute, Ärztinnen und Ärzte, Soldatinnen und Soldaten – also alle Berufsgruppen, die das Risiko beherbergten, in Ausübung der Pflicht ums Leben zu kommen – regelmäßig die Frage, ob dies nun der Einsatz war, von dem sie nicht mehr zurückkamen und was man ihren Angehörigen wohl sagen würde.
 

Er musste zugeben, er hatte sich diese Frage selbst nie wirklich gestellt. Wenn es ihn erwischte, erwischte es ihn halt. Es gab genug Situationen, in denen er beinahe ums Leben gekommen wäre, so erinnerte er sich noch sehr deutlich an die Sache mit der Pest, damals.

Aber – jemanden zu verlieren, den man geliebt hatte, das war etwas vollkommen Anderes, selbst, wenn ihm Ziva da widersprechen würde.

Du bist ein Dummkopf, DiNozzo. , hörte er sie und sah vor seinem inneren Auge Zivas Körper aus dem Wasser entsteigen, wie die Göttin Aphrodite persönlich. Der ein oder Andere Leser mag sich jetzt vermutlich fragen, wieso Tony, der bisher nie wirkliches Interesse für Mythen und Legenden gezeigt hatte, die Göttin Aphrodite kennen würde, aber da weiß ich rein zufällig zu berichten, dass Daniel ihm seinerzeit einen kleinen Crashkurs in Gottheiten gegeben hatte. Und das tat er natürlich nur, weil es in die Geschichte passte.

Zivas Vision entstieg dem Wasser, wie ihr Schöpfer sie geschaffen hatte und, wie die Göttin Aphrodite vor der Küste Zyperns, ihre Blöße durch einen Mythenstrauch bedeckte.

Ob die Mythe darüber gemault hatte, und wo Zivas Vision in der kalten Landschaft eben jenen Strauch gefunden hatte, darf sich nun jeder Leser selbst fragen.

Es war ihm egal – sie stand vor ihm, nackt, stolz und schön und gerade, als er ihr zulächelte, verschwand die Figur der Frau, die er liebte, wie ein Schneemann im Tauwetter.

„NEIN!“, schrie er und merkte, wie seine Tränenkanäle wieder die Arbeit aufnahmen.

Er hatte Ziva nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal verloren.
 

Der entsetzte Schrei drang zu Leroy Jehtro Gibbs Hirn durch. Natürlich hatte er schon etliche Leute verloren. Die diversen Kriegseinsätzen, zu denen man ihn entsandt hatte, waren sichlich nicht damit geendet, dass er mit den meisten seiner Kameraden wiedergekommen war und er fühlte sich jedes Mal schuldig. Er hätte seiner Pflicht besser nachkommen sollen, hätte besser aufpassen müssen – was auch immer, das Schuldgefühl war jedes Mal, wann immer er einen Kameraden verloren hatte, anwesend. Aber niemals war dies so deutlich gewesen wie zu diesen sechs Zeitpunkten in seinem Leben, als er jemand Besonderen verloren hatte.

Kelley und Shannon – wie vermisste er sie, wie war er damals bestrebt gewesen, die beiden zu rächen und was hatte er damals, nachdem er seinen Plan kaltherzig in die Tat umgesetzt hatte, für eine Leere gefühlt.

Caitlynn ‚Kate’ Todd – gefallen durch den verrückten Ari, weil er Gibbs zuerst durch eine emotionale Hölle senden wollte, bevor er ihn umbrachte.

Jenny – gestorben in einem alten Diner, gestorben, wie eine wahre Kämpferin, in dem sie soviele von ihren Angreifern mitgenommen hatte, wie es ihr möglich gewesen war.

Mike – einer der sinnlosesten Tode seiner gesamten Laufbahn. Der Port-to-Port-Killer hatte ihn angegriffen und, ohne dass es eine Konsequenz für sein Leben gehabt hätte, wenn er den ehemaligen Bundesagenten nicht umgebracht hätte, hatte er ihm das Leben genommen.

Und nun Ziva David, die Tochter des Mossadchefs Eli, den mit Gibbs und dessen neuen Chef Leon Vance eine besondere Beziehung verband. Es war nicht wirklich Freundschaft, aber Eli wusste, dass er sich auf die Ehrlichkeit des leitenden Chefermittlers, dieses alten Wolfes, verlassen konnte.

Die Ziva, die er schon seit dem ersten Tag in sein Herz geschlossen hatte und bei der er der Meinung war, dass ein Ausserkraftsetzen seiner Regel, das Zusammenleben sie und Tony betreffend, eine völlige Legitimation erhielt.

Ziva und Tony – ein tolles Paar. Die beiden ergänzten sich und nahmen einander nicht so ernst und hätten das Potential gehabt, eine wunderbare Beziehung zueinander aufbauen zu können.

Und nun das.
 

Nun der Tod. Anders als Mike, dessen Tod sinnlos war, hatte sie ihren Abgang selbst gewählt. Es war ein Opfertod gewesen, berechnend und eiskalt ausgeführt, mit dem präzisen Ziel, ihren Freund davor zu bewahren, eine Dummheit zu begehen und sich selbst in Gefahr zu bringen. Sie musste schon, als sie auf dem Eis aufgeschlagen war, gewusst haben, dass sie keine Chance haben würde, von dort rechtzeitig zu entfliehen.
 

Gibbs war Marine gewesen. Den letzten Wunsch eines im sterben liegenden Kameraden zu erfüllen, war eines der ungeschriebenen und dennoch heiligsten Gesetze, die er sich vorstellen konnte. Nichts, nicht einmal der Tod selbst, würde Gibbs davon abhalten, den Wunsch Zivas zu respektieren, eine alternative Route zur anderen Uferseite zu finden und sich zu dem Bürokomplex durchzuschlagen.

Er wollte verdammt sein, wenn sie es nicht schafften.

Und dann die Reaktion von Tony.

Er hatte zuerst einfach ins Leere geblickt und dann eine Art Vision gehabt, denn die Gesichtszüge des Halbitalieners zeigten eine Vielzahl an Emotionen. Von Trauer über Freude bishin zu nackter Panik reichte das Spektrum, die Bandbreite.

Der Marine in Gibbs wusste, dass man sich endlich in Bewegung setzen musste. Wenn Traceless tatsächlich hier war, wenn er in diesem Gebäude auf sie lauerte, dann würde er nun wissen, dass sie hier waren und dann wären sie momentan ein viel zu leichtes Ziel.

Ausserdem mussten sie in das geschütztere Bürogebäude.

Und ehe Gibbs realisierte, was er gerade getan hatte, hatte sich seine Hand in Bewegung gesetzt und seinem Untergebenen eine schallende Ohrfeige versetzt. Im ersten Moment spürte der blauäugige Leitwolf die Schmerzen in seiner eigenen Hand und als zweites eine Art schlechten Gewissens. Nicht so sehr, weil er Tony eine Ohrfeige versetzt hatte, sondern vielmehr, weil es ein Verstoß gegen seine eigene Regel war. Und diese hatte er von Shannon übernommen. Er hatte etwas in den Schmutz gezogen, das seiner ersten, seiner wahren Liebe eigen gewesen war. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Millisekunde, bis er sich wieder gefangen hatte, aber in dieser Zeit ging er durch die Hölle. Dann fing er sich wieder, war wieder er selbst, stark, streng, selbstsicher und kontrolliert.
 

Die grünen Augen DiNozzos tauchten vor ihm auf und er konnte eine starke Verwunderung in ihnen lesen.

„Hast Du mich gerade geohrfeigt?“

„Ja.“, machte Gibbs, einerseits tief verletzt, andererseits froh, dass sie wieder in Aktion fallen konnten und stockte, als DiNozzo ihn plötzlich umarmte.

„Danke, Boss.“, sagte er nur knapp und lies ihn dann wieder los, „Das habe ich gebraucht.“
 

Das war noch nicht einmal gelogen. Zwar war mörderische Wut in ihm aufgestiegen, als er den Schlag gefühlt hatte, aber dann war die Ratio, der Verstand, wieder in Aktion getreten und er hatte sich daran erinnert, weswegen sie hier waren.

Um Ziva trauern, das konnte, das musste er auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Jetzt galt es erst einmal, diesen Typen zu finden, der die ganze Sache eingebrockt hatte, wozu sie diesen Fluss überqueren mussten. Die fehlende Brücke war natürlich ein Problem, denn dem ersten Blick nach zu urteilen fand sich keine weitere Überquerungsmöglichkeit.

Es gab nur den Weg, den Ziva genommen hatte und das hieß, sie war nicht nur umsonst gestorben, sondern hatte ihnen die Aufgabe zusätzlich noch unmöglich gemacht.

Eine tiefe, urwüchsige Irrationalität ergriff von DiNozzo Besitz, er musste irgendwas tun, also beugte er sich vor, formte den vor ihm liegenden Schnee zu einem Schneeball und feuerte ihn mit schnellem Schwung und dahintersitzender Kraft über den breiten Fluss.

Gibbs sah zu ihm und nickte anerkennend. Doch Tony sah, dass es nicht ernst gemeint war und hörte den Sarkasmus, der aus den nächsten Worten des Ermittlers troff: „Toll. Wenn Du mich jetzt auch noch rüberwerfen willst…“

„Ich musste meine Wut an irgendwas auslassen.“, stellte der Halbitaliener fest und sah seinen Freund und Chef an, der erneut nickte.

„Versteh ich“, sagte er dann und ließ seinen Blick erneut über das Areal schweifen, ehe er sich zu Tony wandte: „Regel 53. Niemals aufgeben, niemals kapitulieren.“

Der Halbitaliener schaute ihn an, murmelte ein „Jetzt klaut er auch noch aus ‚Galaxy Quest’ und zuckte fragend mit den Schultern. Er hatte nicht einmal den Schatten einer Ahnung, was Gibbs nun wieder meinte, also schaute er sich erneut um, blickte dann zur verfallenen Ruine des Fertigungsbereiches und deutete auf die Fließbänder.

„Sag mal, meinst Du, dass jemand, der hier bei MadCow-Middleton in dieser Eiseskälte arbeitet, mehr Meter geht, als er eigentlich müsste?“

Gibbs schaute ihn aus eisblauen Augen an, und Tony wusste, er hatte mit dieser Vermutung ins Schwarze getroffen.
 

Sie waren nun schon ein paar Minuten damit beschäftigt gewesen, den Fließbändern zu folgen. Tatsächlich war das Gebäude über eine Art „Wartungsschacht“ mit dem Hauptgebäude verbunden und so fanden sich Tony und Gibbs nach ein paar weiteren Minuten in einer abgrundtiefen Schwärze wieder, die sie durch spontanes Anknipsen ihrer Taschenlampen vertrieben.

„Wie gut, das wir die Dinger mitgenommen haben“, lächelte Tony seinem Chef zu und es war beinahe so, als haben sie den Verlust ihrer guten Freundin für den Bruchteil einer Sekunde vergessen.
 

Calvin Nathan Cat saß auf einem Stuhl, die Lehne zur Tür der Krankenstation ausgerichtet und betrachtete nachdenklich das schöne Gesicht der Israelin, die gerade unter diversen Decken vor sich hindämmerte. Die Hand des Captain spielte mit dem Insignienkommunikator, der Brosche, die er von der durchnässten Kleidung der Frau geborgen hatte, ehe man ihn herausgeschickt hatte, um sie zu entkleiden und dann unter etlichen Decken zu begraben. Er konnte sich nicht helfen, seufzte und schüttelte den Kopf.

Erneut schaute er zu Ziva: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“

Dann spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter, wandte sich um und sah in die blauen Augen Gina Intruppers.

„Hey“, lächelte sie und schaute ihn dann ernst an: „Cal, du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld.“

„Doch“, erwiderte er mit Grabesstimme, „Ich hätte die drei nicht auf die Mission schicken dürfen, ich hätte sie gar nicht erst in die Sache mit hineinziehen dürfen.“

Sanft ließ die hübsche blonde Ärztin ihre Hand über die Wange ihres Captains gleiten: „Mein Lieber, wenn Du an einer Sache Schuld bist, dann daran, dass Du die Besten an dem Fall haben wolltest. Und das sind die Mitglieder des Major Case Response Teams.“

Dies schien jedoch wenig Erfolg zu zeitigen, denn der Captain sprang auf und schaute sie, mit einem Anflug irrationaler Wut in den Augen, an: „Das ist doch Scheiße! Traceless is irgendwo auf dem Planeten, Gibbs und Tony können momentan auch nicht gefunden werden, weil wir all unsere Kapazitäten für die Suche nach Tracyboy einsetzen, der wieder verschwunden ist, und Ziva ist … tiefgefroren!“

Und gerade, als Gina etwas sagen wollte, krümmte sich der Captain, verzog sein Gesicht und ballte die Fäuste so kräftig, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Besorgt trat sie auf ihn zu: „Cal? Alles in Ordnung?“

Der Angesprochene knirschte mit den Zähnen, richtete sich auf und für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als würde ein orangener Glanz von ihm ausgehen.

Schnell griff Gina ihren Tricorder, richtete ihn auf ihren Chef, scannte ihn und stutzte.

Zeigte das Ding gerade zwei…

Der Bildschirm flackerte und Cal räusperte sich.

„Alles in Ordnung, Gina?“

Kurz blickte die Doktorin verdattert auf, wandte sich dann wieder ihrem Tricorder zu und nickte dann: „Ja… hier war nur gerade eine merkwürdige Anzeige. Nach diesem Tricorder hattest Du für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“

Cal grinste, zuckte mit den Schultern und sagte, sich kurz schneuzend: „Zwei Herzen? Was bin ich denn? Ein Timelord? Womöglich noch der Doctor, was?“

Erneut grinste er, klopfte Gina auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.

Verblüfft schaute die Ärztin ihm hinterher. Vermutlich war es einfach nur ein sehr eigener Weg mit Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen umzugehen.

Oder er wurde langsam, aber sicher völlig verrückt. Dann müsste sie Maßnahmen ergreifen.
 

„Es gibt keine größere Quelle der Angst, als eine verschlossene Tür.“, zitierte Tony und er war geneigt, Alfred Hitchcock, der diesen Satz angeblich gesagt haben soll, zuzustimmen. Man wusste nicht, was sich dahinterbefand. Während der Altmeister des Films diesen Satz darauf bezog, dass man hinter verschlossenen Türen wunderbar seinen Mörder in Stellung bringen konnte – sei es Anthony Perkins als Norman Bates in Psycho oder Cary Grant als Johnny Aysgarth in Alfred Hitchcocks „Verdacht“-Verfilmung – konnte DiNozzo hier festhalten, dass es stimmte. Nach allem, was sie bisher erlebt hatten, könnte sich hinter dieser verschlossenen Tür ein schleimiges Alien befinden, Traceless, der sie mit einer Kanone angreifen wollte, die sie in ihre Atome auflöste – der amerikanische Sprachgebrauch verwendet hier gerne den Ausdruck „to blow to Smithereens“, wobei Tony nicht wusste, wo, wer oder was die Smithereens waren. Es könnte auch sein, dass eine gute, altmodische Sprengfalle an die Tür angebracht war.
 

Und hier zeigte sich, dass Leroy Jethro Gibbs Vollprofi war. Er untersuchte die Tür mit dem Gespür eines trainierten Agenten, klopfte einige male sanft dagegen und öffnete sie dann.

Nichts.
 

Keine Explosion, die ihr Leben beenden würde – nichts.

Beruhigt schlichen Gibbs und Tony weiter.

Zwar waren die eingeschlagenen Fenster, denen sie unterwegs begegneten sehr freundlich und einladend für die kalte Luft, allerdings war es hier nicht so kalt wie draußen. Dies war ein beruhigender Fortschritt, dem sie allerdings nicht mehr allzulange ausgesetzt waren. Gibbs wandte sich an Tony, plötzlich hörte der Halbitaliener ein singendes Geräusch und alles verschwand um ihn herum.
 

Es war ein furchtbares Gefühl gewesen, zu wissen , dass man sterben würde, zu wissen , dass kein Ausweg existierte, kein Trick, kein gar nichts. Und Ziva David wusste es. Es war ihr auf elementarste Art und Weise bewusst. Sie lag auf dem Eis, die Kälte biss ihr trotz gefütterter Kleidung in den Körper – und das Knacken und Knirschen von brechendem Eis kam immer näher.

Sie hörte das Kämpfen Tonys um sie, hörte, wie er sich mit Gibbs anlegte, um auf das Eis und sie zuzukommen und hoffte, dass Gibbs ihm bald genug sagen würde, dass dies nicht nur sinnlos, sondern auch dumm war. Sie schaute ihn an, sah, wie er den Kopf herumwarf und sie ansah – und realisierte, dass er ihre Angst sah.

Kurz schloss sie die Augen – es gab keinen anderen Weg.

Oh, sie könnte versuchen, sich nach vom Eis zu robben, aber die Kälte hatte ihren Körper so gut wie betäubt. Sie spürte unter sich das erste Knacken und wusste, dass sie nicht mehr lange auf dem Eis bleiben würde.

Sie holte Luft, hoffte, dass ihre Stimme stark bleiben würde, während sie den Namen ihres Chefs rief: „Sucht einen anderen Weg!“

Es war eigentlich nur logisch gewsen, das zu tun, was sie nun tat. Sie griff nach ihrer Waffe, zog sie und überprüfte, ob sie noch geladen war. Befriedigt und grimmig nickte sie, richtete die Waffe auf das Eis unter ihr und drückte ab.

Ehe sie realisierte, das das Eis gesplittert war, fiel sie schon ins Wasser, wurde nach unten gezogen und versuchte, wieder nach oben zu kommen. Die Kälte biss ihr nun in den kompletten Körper, das Rauschen des Wassers, die Strömung, das alles trug dazu bei, dass sie die Orientierung verlor. Wasser drang in ihre Lungen, sie versuchte, gegen die Panik anzukämpfen, die in ihr aufstieg und hoffte, dass sie ohnmächtig sein möge, bevor ihr die Luft ausginge.

Dann veränderte sich die Umgebung. Erst hörte sie ein Singen, dann sah sie das bekannte Mosaikmuster des Beamens und dann – ehe sie das Bewusstsein verlor, nahm sie die Umgebung der Krankenstation wahr. Dann umfing sie Dunkelheit.

Als sie wieder zu sich kam, war das beißende Gefühl der Kälte fort. Stattdessen umfing sie Wärme, einer Bettdecke gleich. Und als sie sich genauer konzentrierte und ihren Kopf hob – eine Prozedur, die momentan ziemlich schwer war – stellte sie fest, dass man sie in mehrere Decken eingewickelt hatte.

Gleichermaßen wurde ihr gewahr, dass neben ihr eine Person saß. Wer es war, konnte sie momentan noch nicht sagen, aber sie war sich eigentlich sicher, dass es Tony sein musste. Wer würde sie sonst auf der Krankenstation der Dragonfly besuchen?

Die Person bemerkte sie jetzt, beugte sich über sie und nun konnte sie die Gesichtszüge des Captains erkennen.

„Ziva?“, fragte er, hob den Kopf und wandte sich an Personen, die sie noch nicht wahrgenommen hatte, „Hey, Leute, sie ist wach.“

Die attraktive Agentin versuchte den Kopf zu drehen, was ihr nur Millimeter für Millimeter gelang und spürte immer noch die Auswirkungen der Ohnmacht, die sie übermannt hatte. Ein Blinzeln später hatte sich ihr Blick wieder scharfgestellt und sie erkannte Tony, Abby, McGee und Gibbs, die sie besorgt anblickten.

Der Halbitaliener war der Erste, der vortrat, anscheinend nach einem längeren Wortgefecht zwischen ihm und Abby, so wie die Laborgoth ihn anblickte. Aber als die angeschlagene Agentin in die grünen Augen ihres Partners schaute, sah sie, wie krank er vor Sorge um sie gewesen sein musste. Diese Augen, die lebhaft funkeln konnten, in denen der Schalk glitzerte, wirkten leblos und fahl.

„H… hey“, murmelte sie und merkte, wie ihre Stimme noch nicht das vollständige Sprechpotential erreicht hatte. Es war eher ein schlaffes Atmen, dass ihre Kehle hervorbrachte und sie war sich sicher, dass sie ebenfalls nicht unbedingt wie ein Model wirkte.

Sie haben geweint , so realisierte sie, als sie die Augen Tonys, als auch Gibbs betrachtete, Hielten sie mich für tot?

Das mochte eine logische Schlussfolgerung sein, sie selbst war sich sicher gewesen, diese Angelegenheit nicht lebendig zu überstehen.

Kurz räusperte sie sich, schaute Tony wieder an, der gerade versuchte, irgendwas zu sagen, aber offenbar das monumentale Problem hatte, das ihm die Worte fehlten.

Wie so häufig , schoss es ihr durch den Kopf und lächelte, wenngleich es vermutlich eher blass und kraftlos wirkte.

„DiNozzo, du siehst mitgenommen aus.“, krächzte sie, was den gewünschten Erfolg zeitigte. Die Mundwinkel des Anglo-Italieners zuckten verräterisch und in seinen grünen Augen funkelte Amüsement. Sie sah, wie er begann, sich besser zu fühlen und spürte, wie die Wärme durch ihren eigenen Körper pulste.
 

Calvin Nathan Cat betrachtete diese Versöhnung von einigen Metern Entfernung, mit sichtlicher Erleichterung. Er hatte sich in den Halbschatten zurückgezogen, um diesem Bild der Hoffnung beizuwohnen, mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Wie gut“, dachte er sich, „das wir mit Scotty einen so fähigen Mann auf dem Schiff haben.“

Er wusste nicht, wie der Hühne mit den raspelkurzen Haaren es hinbekommen hatte, dem störrischen Computer beizubringen, dass sie sich nicht darum scherten, dass es nicht empfohlen wurde, einen Suchlauf abzubrechen, vermutlich hatte er einige Male geflucht, gegen den Computer geschlagen und getreten und hatte ihm den Mittelfinger gezeigt – aber wie auch immer der Mann es gemacht hatte – es hatte funktioniert.

Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Silverbird? Lass den Computer mal weiter nach Traceless suchen. Wir haben Gibbs und Tony auf die Krankenstation gebracht und sie sind wohlauf.“

„Verstanden.“, erklang die angenehme Stimme seiner X.O., seiner Freundin und gerade, als er die Verbindung abbrach, spürte er wieder leichte Schmerzen, die durch seinen Brustkorb jagten.

Er hob seine linke Hand, brachte sie vor seine Augen – zitterte er? Leuchtete er orange?

Dann war alles wieder vorbei und Cal atmete tief durch. Er blickte zu Ziva, die ihn anschaute, nickte ihr zu und wandte sich dann ab.
 

Die Israeli blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. Dann wandte sie sich an Gibbs: „Mit ihm stimmt was nicht.“
 

Was bewog ihn eigentlich, das zu tun, was er gerade tat? Wieso folgte er diesem Mann gerade durch die Gänge seines eigenen Raumschiffes?

Weil Ziva ihm gesagt hatte, dass sie glaube, dass mit Cal etwas nicht stimme – und auf das Bauchgefühl seiner Mitarbeiter gab er genau so viel, wie auf sein Eigenes. Eine seiner Regeln besagte, dass man Menschen entweder so folgen sollte, dass sie nicht bemerkten, dass sie verfolgt wurden, oder so, dass sie nur den Verfolger, aber niemand anderen bemerkten. Gibbs entschied sich für die erste Auslegung des Regel und machte sich daran, unter optimaler Ausnutzung diverser Versteckmöglichkeiten, dem Captain der Dragonfly zu folgen, denn, wenn er ehrlich war, glaubte er Ziva und hatte bei dem Offizier sowieso ein merkwürdiges Gefühl. Der Captain benahm sich seit ein paar Minuten irgendwie merkwürdig, schien unter Strom zu stehen, so, als habe man seine komplette Persönlichkeit ausgetauscht. Konnte es tatsächlich sein, dass dieser Mann, dem er gerade folgte, jener ominöse Traceless war? Gab es ihn überhaupt?
 

In den letzten Wochen hatte man zwar intensiv nach Traceless gesucht, ihn aber nicht gefunden. Vielleicht hatte man ihn nicht finden können, - wie auch, wenn der Mann in Wirklichkeit auf der Brücke der Dragonfly war und die Suche nach sich selbst koordinierte?

Hier stimmte wirklich etwas nicht.

Und gerade, als Gibbs diese Erkenntnis getroffen hatte, zuckte Cal zusammen und bog sich, wie unter Krämpfen, sich den Magen haltend. Sich aufrichtend, ging Cal weiter – zuerst langsam, dann schneller, bis er schließlich rannte. Gibbs reagierte so, wie er es sich selbst innerhalb von Jahren mühevollen Trainings eingeimpft hatte. Er zog seine Pistole, trat aus der Deckung und brüllte: „BUNDESBEAMTER! KEINE BEWEGUNG.“

Der Captain stoppte, wandte sich um und schaute den Mann an, der da gerade seine Waffe auf ihn richtete. Erneut verzog er das Gesicht und krümmte sich. Seine Hände krampften sich zusammen und die Knöchel traten weiß hervor, ehe eine Last von ihm zu fallen schien, denn plötzlich atmete er wieder durch, richtete sich auf und schaute Gibbs an: „Entschuldigung, ich… ich glaube ich… ich müsste mal.“

Damit deutete er auf die Tür neben sich: „Wenn ich… also, ich möchte nicht unbedingt, dass an Bord meines Schiffes ein Malheur passiert.“

Die Waffe immer noch erhoben, schaute Gibbs den Captain über den Lauf der Pistole an, gab ihm durch ein leichtes Kopfnicken zu verstehen, dass er ihm die Chance geben würde, sich zu erleichtern, aber dass er, wenn Cal Dummheiten machen würde, nicht zögern würde, abzudrücken. Dankbarkeit schien in den Augen des Offiziers aufzuflackern, er wandte sich zur Tür und betrat das, was offenbar eine öffentliche Toilette war.
 

Gina Intruppers Mantel wehte, als sie schnellen Schrittes die Brücke betrat, hinter ihr her, wie das Cape einer Superheldin. Sie trat auf Agatha zu, blickte zu ihr und nahm Haltung an.

Agatha, die gerade in der Lektüre der Kurzgeschichte „Gibt es ein Leben nach der Todesanzeige“ von Ephraim Kishon gesteckt hatte, legte das PADD zur Seite und blickte die drahtige Ärztin mit unverhohlener Neugierde an. Die XO wusste, dass nun der Satz von ihr erwartet wurde, der an diesen Stellen immer kam: „Steh bequem.“

Diesem Befehl kam die hübsche Ärztin bereitwillig nach, blickte kurz auf den Platz, auf dem Cal sonst immer saß, ehe sie Platz nahm und die langen Beine übereinanderschlug.

„Was liest Du?“, fragte Gina – Agatha ahnte jedoch, dass diese Frage lediglich eine Floskel war. Nichtdestotrotz antwortete sie, nahm sich das PADD wieder hervor und las eine besonders amüsante Stelle aus der Kurzgeschichte des Satirikers und Humoristen vor.

Sie schaute die italienische Ärztin an und war sich sicher, dass in ihren Augen so etwas wie Neugierde zu sehen sein würde, als sie fragte: „Was meinst Du, was würde wohl uns Ziva dazu sagen?“

„Keine Ahnung“, zuckte die chief medical officer (CMO) mit den Schultern und erwiderte ihren Blick. Agatha erkannte, dass in diesen verzaubernden, blauen Augen viel Sorge funkelte. Sie legte das PADD beiseite, runzelte die Stirn und deutete auf das Büro des Captains: „Ich nehme an, du möchtest etwas Berufliches mit mir besprechen?“

Noch bevor die Ärztin genickt hatte, machte Agatha eine Geste, das sie bitte vorgehen möge.
 

Das Büro Cals war nicht wirklich dekoriert. Zwar handelte es sich um ein Schiff der Intrepid-Klasse und besaß somit die entsprechenden Raumkonfigurationen, die dem geneigten Voyager-Fan geläufig sind, allerdings konnte man nicht behaupten, dass der Captain dem Thema „Innenausstattung“ viel Bedeutung beimaß. Man fand – neben den üblichen Polstermöbeln, einem Schreibtisch und zwei Stühlen, zwei künstliche Pflanzen, ein schönes, gebundenes Buch mit einem Umschlag, der aus rotem Samt bestand, und in den eine Art Medallion eingelassen war, das zwei Schlangen zeigte, die einander in den Schwanz bissen und – wo wir gerade bei Schlangen sind – ein Terrarium mit zwei ausgewachsenen und einer Baby-Schlange. Als die Tür zischend aufglitt, schien selbige Baby-Schlange es nicht einmal einer Erwähnung wert. Sie hob kurz den Kopf, züngelte, und ließ ihn dann wieder sinken.
 

Ginas Mantel flatterte immer noch wie das Cape Supergirls, als sie den Raum betrat und sich zu der ihr folgenden Agatha umwandte. Diese schaute sie kurz amüsiert an, legte dann fragend den Kopf schief.

Doktor Intrupper stemmte die Hände in die Hüften, bemerkte, dass dies ihr Superheldenimage noch mehr zementieren würde und lies sie sinken.“

„Agatha“, setzte sie an, „ich…“

„Ja?“, fragte die XO und ging zum Replikator: „Computer, einen Raktajino, doppelt schwarz, doppelt stark, doppelt süß.“

Es piepste, und das bestellte Getränk erschien im Ausgabefach.

Schlechte Gastgeberin! , schoss es ihr durch den Kopf und sie schaute zu Gina: „Sorry… möchtest Du auch was?“

Die CMO schüttelte den Kopf: „Nein, muss nicht sein. Ich bin sowieso ein wenig konfus.“

Nickend setzte sich die XO auf die Couch, schlug ihre Beine übereinander und trank einen Schluck, ehe sie die Tasse auf den Tisch stellte. Dann schaute sie ihre CMO an: „Was bedrückt dich?“

„Ich weiß es noch nicht einmal.“, erklärte Gina, trat näher und ließ sich auf der Couch nieder, wobei sie ihre Beine ausstreckte, „Ich… es ist so. Cal hatte gerade eine Art Anfall – einen Krampf oder so.“

Agatha merkte, wie ihr Herz schneller schlug und sie wandte ihren Kopf so heftig zu Gina herum, dass ihr Nacken sich anscheinend beschweren wollte und ihr Schmerzimpulse sandte.

„Au!“; machte sie kurz, schaute die Ärztin dann an und fragte: „Eine Art Anfall?“

Gina nickte bestätigend: „Ja – er … er krümmte sich vor Schmerzen, schien dann orange zu glühen und …“

Sie machte eine Pause, schaute der XO in die Augen und atmete durch: „Agatha, ich habe ihn gescannt. Er hatte für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“
 

Die Tür der öffentlichen Toilette blieb für eine Weile geschlossen, aber Gibbs konnte aus ihr Schmerzensschreie hören. Und wenn man bedachte, dass diese Türen dazu gedacht waren, schallisoliert zu sein, mussten die Schreie, die auf der Toilette abgegeben wurden, verdammt laut sein.

Gibbs hatte dem Captain einige Minuten gegeben, um sich zu fangen, aber er schien immer noch Schmerzen zu haben. Vorsichtig trat der Agent näher, die Tür glitt auf und er stockte.

Was hatte er eigentlich erwartet?

Natürlich das, was man sich allgemeinhin unter einer Öffentlichen Toilette vorstellte – unter anderem katastrophale hygienische Zustände. Aber dieser Raum war sauber. Und nicht nur sauber, es würde Gibbs sogar nicht überraschen, wenn dieses öffentliche Klosett keimfrei wäre.

Der Schrei, der aus der hintersten Kabine kam, war laut und schmerzerfüllt. Gibbs fuhr herum, seine Waffe schussbereit gemacht und bereit, im Zweifelsfall abzudrücken. Er stockte abermals, als er sehen konnte, wie unter der Türrille orangenes Licht pulste. Und jedes mal, wenn Cal schrie, wurde das organene Leuchten immer greller, bis es sogar nach Gelb changierte.

Und dann eruptierte eine ungeheure Energie aus der letzten Kabine. Die Schreie Cals wurden lauter und lauter, bis sie nicht mehr nach der Stimme des Captain klangen. Gibbs trat näher, hämmerte an die Tür: „Cat, sind Sie in Ordnung?“

Täuschte es ihn, oder klang der Captain wirklich anders? Jünger, vitaler?

„Ja, mir geht es gut.“, antwortete er, ehe sich die Tür öffnete und der verschwitzte Kopf Captain Calvin Cats aus der Kabine lugte: „Könnten Sie mich eventuell entschuldigen? Ich… ich glaube, ich hab das Chilli nicht vertragen.“

Das war eine so offensichtliche Lüge, dass Gibbs sich fragte, ob er ihn darauf ansprechen sollte, aber als der Captain die Tür schloss, schüttelte der Chefermittler den Kopf. Der Captain war einfach merkwürdig, daran würde sich vermutlich nie etwas ändern.
 

Gina verengte ihre Augen zu Schlitzen. Gerade hatte Agatha viel zu offensichtlich versucht, die Theorie, dass Cal kurzzeitig zwei Herzen hatte, als „Irrtum der Technik“ abzutun. Eigentlich war sie sogar geneigt, dies zu glauben, das Problem an der Sache war, dass sie danach etliche Tests mit genau diesem Tricorder durchgeführt hatte und dieses Messgerät einfach mit Spitzeneffiziens operierte. Das heißt – es konnte kein Messfehler sein, kein Irrtum. Und wenn man bedachte, was ihnen alles passiert war, wäre ein kurzzeitig auftretendes doppeltes Herz nicht gerade etwas, was sie mit größter Vorsicht beäugen müssten.

Normalerweise hätte sie es Agatha berichtet, die hübsche XO beruhigt und ihr gesagt, dass sich alles wieder finden würde, aber der Fakt, dass ihre beste Freundin viel zu offensichtlich versucht hatte, das ganze abzuwiegeln, machte sie neugierig.

Was wusste Agatha, was Gina über ihren ehemaligen Freund nicht wusste?

Sie schaute die XO an: „Einen Messfehler kann ich zu 90 Prozent ausschließen.“

„Versuch, hundert draus zu machen.“, entgegnete Agatha, was Gina ein leichtes Stirnrunzeln entlockte: „100 %? Wie soll das gehen?“

Die schöne Rothaarige lächelte, lehnte sich zurück und schaute ihre Freundin und Ärztin an: „Klar geht das nicht. Aber, du kannst nicht…“

„Ich weiß, was ich gesehen habe. Mein Exfreund – dein Freund – hat orange geleuchtet und…“, setzte Gina an, als die Stimme des Chefingenieurs, aus dem Kommunikator kommend, unterbrach, „Middlegate an Silverbird?“

Irgendwie schien Agatha froh über diese Ablenkung zu sein, betätigte ihren Kommunikator und beantwortete den Ruf.

Was war mit der XO los? Wieso war sie so … Gina konnte es noch nicht einmal sagen, was ihr an dem Verhalten merkwürdig vorkam – doch dieser unbekannte Faktor störte sie.

Dann hörte sie die Stimme Scottys: „Irgendetwas stört unseren Antrieb. Ich habe mich schon mit Jill kurzgeschlossen – es ist eine Art Strahlung, die aus der hintersten Kabine der öffentlichen Toilette Epsilon gedrungen ist. Sie tauchte eruptionsartig auf und ist nun wieder verschwunden.“

„Verstanden.“, sagte die XO und betrat die Brücke.

Gina blickte ihr verdattert hinterher – was war da wieder passiert?
 

Gibbs schloss die Tür hinter sich, öffnete den Reißverschluss seiner Hose hörbar und schloss ihn dann wieder leise.

„Entschuldigung“, sagte er so, dass der in der Kabine neben ihm sitzende Cal ihn hörte.

Die Stimme des Offiziers klang ein wenig angespannt, denn das orangene Leuchten, das Gibbs wieder sah, wurde wieder stärker: „Wenn Sie nicht sterben wollen, Gibbs, gehen Sie. Gehen Sie und versuchen Sie, soviel Platz wie Möglich zwischen sich und mich zu bringen.“

„Warum?“, fragte der leitende Chefermittler und sie schien ihm richtig, weil angemessen.

Der Mann in der anderen Kabine knirschte hörbar mit den Zähnen: „Ich… ich kann es ihnen nicht erklären, es ist… viel zu … kom… pliziert.“

„Ich bleibe hier!“; erklärte Gibbs entschieden und die Stimme des Captains überschlug sich: „Wenn Sie hier wie Murtaugh sterben wollen, bitte!“

Und dann eruptierte die Energie wieder, dieses mal noch gewaltiger, so stark, dass die Trennwand zwischen der Kabine des Captains und der Kabine Gibbs von einem Strom aus grell-oranger Energie durchschlagen wurde.

Erneut schrie der Captain, dann hörte es auf.

Aus der Kabine, in der sich Cal verbarrikadiert hatte, hörte er das Geräusch eines fallenden Körpers, spähte unter der Trennwand hindurch und sah in das Gesicht eines anderen Mannes.

Und gerade, als er etwas tun wollte, öffnete der Andere die Augen, wurde von einer unsichtbaren Macht angehoben und dematerialisierte mit ihr.

Dann klopfte es an der Tür, die seine Kabine abschloss, Gibbs öffnete und schaute in das verblüffte Gesicht des Captain.

„Was machen Sie hier?“, fragte er und Gibbs runzelte die Stirn: „Wie, was mache ich hier? Sie waren doch gerade in dieser anderen Kabine?“

Der Captain rollte mit den Augen: „Hat sich Traceless wieder für mich ausgegeben?“

„Das würde auch erklären, dass er plötzlich wie jemand Anders aussieht.“, nickte Gibbs, ehe er ihn ansah: „Aber was war das denn für eine grell-orange Energie, die er abgab?“

Kurz ihn anschauend, wandte sich Cal dann ab, richtete seine Uniform, von der Gibbs erst jetzt bemerkte, dass er sie offenbar gewechselt hatte und schaute den leitenden Chefermittler durch den Spiegel an: „Jedes Mal, wenn Traceless sich verwandelt, wird eine ungeheure Menge an Energie frei. Die Metamorphose, die er normalerweise durchlebt, dieses Schmelzen, das wir auch von den Gründern kennen, hängt damit zusammen, dass er …“

Er stockte, als er den genervten Blick seines Gegenübers wahrnahm.

„Okay – knapp gesagt: Manchmal schmilzt er, besonders wenn er angeschossen wurde, aber er kann auch anders. Besonders, wenn er lange Zeit nicht metamorphiert hat. Er kann zwischendurch nicht stehen bleiben, also muss er andere Formen, Gesichter oder sonst was annehmen. Wenn er es nicht macht, wird er … instabil. Und dann passiert sowas.“

„Ich verstehe.“, nickte Gibbs und schaute den Captain durch den Spiegel an: „Und wer sagt mir, dass Sie Sie sind?“

Der Mann zuckte mit den Schultern: „Und was meinen Sie, was sich dann gerade auf dem Klo verwandelt hat? Cal? Meinen Sie, ich metamorphiere jetzt auch vor mich hin?“

„Captain?“, knurrte Gibbs und zog seine Pistole.

Kurz auf den Lauf der Waffe schielend, schluckte der Captain, legte eine Hand sanft auf die Waffe und ballte die Andere zur Faust, um sie in das Spiegelbild zu treiben. Rotes Blut tropfte von der Wunde und vom Spiegel in das Waschbecken.

„Au!“, machte der Offizier, bewegte probehalber seine Hand und schaute zu Gibbs: „Sind Sie nun zufrieden?“

Der Special Agent nickte.
 

Mit verbundener Hand und einer etwas mißmutigen Miene saß Cal im Besprechungsraum der Dragonfly, zusammen mit Gibbs, Ziva, Tony, Agatha und Gina.

„Ich find es eigentlich fast schon ein wenig beleidigend, dass Ihr mich nicht von Traceless unterscheiden konntet.“, grinste der Captain amüsiert, was ein unterdrücktes Seufzen von Agatha und ein Augenrollen von Ziva als Erfolg zeitigte. Offenbar bemerkend, was für einen Bock er da geschossen hatte, legte der Offizier eine Hand auf die Agathas, um ihr sanft zuzulächeln: „Aber ich bin sicher, du hast dein Bestes gegeben, mein Rotschopf.“

Die XO schaute ihn mit einer Mischung aus Amüsement und Genervtheit an: „Jaja, du mich auch.“

Dann wandte sie sich an das Major Case Response Team: „Und was habt Ihr herausgefunden?“

McGee räusperte sich und stand auf: „Dort, wo ihr Tony, Ziva und den Boss abgesetzt hattet, bevor das alles passierte, befand sich eine Zweigstelle der Firma „Mad Cow Middleton Inc“. Ich habe mal einige Erkundigungen eingezogen. „Mad Cow Middleton“ war ein Katzenfutterhersteller, dessen Hauptsitz in Washington D.C. hatte, bevor er im Zuge der Bankenkrise insolvent wurde. Interessant ist hierbei, dass die Middleton Inc. nicht nur in Katzenfutter machte. Ich habe die Aktivitäten der Firma bis in die frühen Achtziger zurückverfolgen können, damals noch unter der Leitung der beiden Geschäftsführer Walter Harriman und Peter Sell. Ihre erste Firma, Harriman und Sell, verkaufte Sport-Utensilien, wobei sie mit der sogenannten „Lurzer K.G.“ zu Lurzer, Harriman und Sell fusionierten…“

„Wirklich rasend interessant.“, meldete sich Tony zu Wort, ehe er sich an Gibbs wandte, „Ich habe währenddessen mal meine Kontakte zum Washington P.D. spielen lassen. Das wirklich Interessante ist, dass in D.C. vor dem Firmenhauptquartier von „Mad Cow – Middleton Incorporated“ zwei Fahrzeuge stehen, deren Halter vermisst sind. Ein Jeep Cherokee, der auf einen Franz Meyer zugelassen ist und ein Polizeiwagen, der für einen Dave Speed zur Verfügung gestellt wurde.“

„Klingt auf jeden Fall nach einer Spur, der man nachgehen könnte.“, meinte Ziva und Cal nickte: „Klar – aber dieses mal gehen wir keine Risiken ein. Ich schicke euch ein komplettes Team mit, ausgestattet mit Phasergewehren vom Typ Drei – zu Deutsch: Die richtig dicken Dinger. Und Agatha, Gina und ich kommen auch mit. Wenn Traceless da ist, brenne ich darauf, ihm eine Revange zu geben.“
 

Gibbs saß im Besprechungsraum und starrte auf die gestirnte Unendlichkeit, die sich jenseits dieses Fensters erstreckte. Es war erschreckend, wenn man bedachte, was sich dort alles abspielen konnte – und man hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Wer weiß, was sich jenseits der Kontrollmöglichkeiten des Planeten Erde so abspielte? Wer weiß, wer dort Krieg führen mochte oder sich daran machte, mit einer anderen Rasse zu verbünden? Und wer weiß, als was diese Lebensformen die Menschen ansahen? Alliierte? Partner? Nahrung?

Vermutlich würde er nie erfahren, was dort alles passierte und wenn er ehrlich war, war er darüber ganz froh. Zumal es wesentlich wichtigere Sachen gab, die nach Aufmerksamkeit schrien. Der entflohene Traceless zum Beispiel.
 

Der Captain dieses Raumschiffs hatte es sich in seinen Kopf gesetzt, den Gangster selbst jagen zu wollen und weder die Ermahungen seiner Freundin, noch die, die sein Team ausgesprochen hatten, schienen irgendwelchen Erfolg zu zeitigen.

Eigentlich konnte der SpecialAgent den Captain verstehen. Damals, als er selbst in der Situation gewesen war, sich an dem Waffenhändler zu rächen, hatte er nicht einmal gezögert. Und nun wollte er Cal sagen, dass er dieses ureigenste Bedürfnis, Rache an der Person, die ihn in diese Situation gebracht hatte, zu nehmen? Kein Stück. Schon gar nicht, wenn der Verbrecher für den Mord an Captain Stone verantwortlich zeichnete. Gut, eigentlich sollte er den Captain eher dazu ermutigen, sich gar nicht erst solchen Rachephantasien herzugeben und er würde ihn im entsprechenden Moment auch aufhalten, allerdings sahen 12 Augen bekanntlich mehr als nur Sechs.
 

Mit einem pneumatischen Zischen glitt die Tür zum Besprechungsraum auf und nicht nur Cal, Agatha und Gina betraten die Örtlichkeit, sondern auch Sebastian ‚Scotty’ Middlegate und ihm total unbekannte Personen, die zwar älter als die anwesenden Führungsoffiziere wirkten, dennoch – wie sich Gibbs durch einen Blick vergewissern konnte – waren sie im Rang unter den Jüngeren.
 

Tim McGee schaute verblüfft auf und stieß Ziva in die Seite: „Das… Das ist doch…“

Die hübsche Israeli reagierte, in dem sie ihn erst verwundert-wütend anblickte und dann zu den Typen herüberschaute. Dann zuckte sie mit den Schultern: „Keine Ahnung. Kennt man die?“

„Hey“, sagte McGee, „Du hast … hast Du nie Elite-Force gespielt? Das ist Fähnrich Munroe vom Hazard-Team!“

Einer der vier räusperte sich, deutete auf seine Rangpins und korrigierte, mit einem freundlichen Lächeln: „Lieutenant Munroe. Aber der Rest stimmt.“

Der Computer-Experte schaute den Captain verblüfft an: „Wieso haben Sie das Hazard-Team an Bord?“
 

Diese Frage lies den Captain schmunzeln. Ja, wie war das passiert?

Diese Menschen waren die Einzigen, die nicht in der damaligen Klassengemeinschaft Cals waren. Einige hatte man ihm zugeteilt, andere hatte er selbst ausgewählt.

So hatte er beispielsweise darauf bestanden, den Bolianer Chell, die Menschenfrau Telsia Murphy, die Betazoidin Juliet Jurot und Alexander Munro an Bord zu haben - diese Offiziere hatten als Hazard Team an Bord der Voyager gedient, ebenfalls während einer Krise, an Bord der Enterprise Dienst getan.

Gut, eigentlich hatte er nicht die große Wahl gehabt - Telsia, Jurot und Chell waren ihm laut Akte sehr kompetent erschienen, ebenso Alexander Munro und da er Telsia unbedingt an Bord haben wollte, hatte sich Munro, der mit ihr in einer festen Beziehung befand, ebenfalls um eine Versetzung gebeten.

Es hatte ein langes Hin und Her gegeben, als sich Cal mit Picard unterhielt, aber letztenendes hatte der Captain der Enterprise gelächelt und ihm, mit leicht französischem Akzent gesagt, das er die beiden haben könne, und hatte ihm dann ‘bonne chance’ gewünscht, was ‘viel Glück’ auf Französisch bedeutete.

Der Zwischenfall bei Vektor Sigma kam Cal dabei zu Gute. Damals war ihnen Q erschienen, hatte die Crew der Dragonfly in Kindergartenkinderkörper auf der Erde gesteckt und zugesehen, was passierte. Dieser Zwischenfall erbrachte Cal und seiner Crew nach der Erfolgreichen Lösung die Reputation, sich ebenfalls mit Q herumschlagen zu können. Dies ließ ihn wieder in Kontakt mit diversen Crewmitgliedern der Enterprise, der Station Deep Space Nine und der Voyager treten, die alle diverse Erfahrungen hatten und begierig darauf waren, sie auszutauschen.

Dieser Zwischenfall war es offenbar gewesen, der dem Captain die Chance gegeben hatte, die Eliteeinheit zu bekommen.

Das die Anwesenheit dieses Teams nur aufgrund puren Zufalls passiert war, mussten die NCIS-Mitarbeiter natürlich nicht unbedingt erfahren, also räusperte sich der Captain und schaute zu Munroe, der ihm lächelnd zunickte und sich dann an McGee wandte: „Captain Cat hat uns angefordert und wir wurden hierher versetzt. So einfach ist das.“
 

„Ah!“, machte der Computerexperte und schüttelte innerlich den Kopf. Das Hazard-Team… hier. Wie oft hatte er die Nächte zum Tage gemacht, weil er diese verdammte Mission auf dem Alienschiff oder auf der Scavenger-Basis nicht geknackt hatte. Wie häufig hatte er geflucht und wie häufig hatte er nur noch die Ausflucht in den Cheatcode gewusst?

Und nun sprach er mit diesen Charakteren mano-a-mano.

Das war doch einfach nur verrückt, oder?
 

Das Räuspern Cals lies den Computergeek aus seinen Gedanken fahren und er schaute ihn an.

Luft holend schaute der Offizier in die Runde.

„Gentlemen und Ladies“, setzte er an, stand dann auf und ging zu dem Bildschirm herüber, über den sich in der Sendung der Doktor hin und wieder gemeldet hatte, betätigte mehrere Tasten und deutete auf das nun auftauchende Bild eines Firmengeländes.

„Dies hier ist Mad Cow Middleton Inc.“, erklärte der Offizier und deutete der Reihe nach auf verschiedene Gebäudeteile: „Wie Ihr alle sehen könnt, besteht die Firma aus vier separaten Gebäuden, von denen drei – nämlich das Hauptgebäude, mit den Büros, die Fertigungs- und die Lagerhalle untereinander verbunden sind. Das Parkhaus ist das vierte Gebäude.“

Während Cal die unterschiedlichen Bauten aufgezählt und bezeichnet hatte, leuchteten sie auf dem Bildschirm kurz rot auf. Der Offizier räusperte sich, blickte mit ernstem Blick in die Runde und fuhr fort: „Wir haben allen Grund zur Annahme, dass sich der Verbrecher Traceless hier aufhalten könnte – wir wissen es aber noch nicht genau. Diese Mission, bei der ich Euch alle benötige, wird eine Aufklärungsmission sein – sollte es zu Feindauseinandersetzungen kommen, ist die Benutzung betäubender oder tödlicher Gewalt nicht mit Strafen sanktioniert. Ich würde es jedoch bevorzugen, wenn Ihr eure Phasergewehre aus Betäuben gestellt belassen würdet.“

Erneut räusperte er sich, deutete zu Agatha und nickte ihr zu. Die hübsche Rothaarige erhob sich anmutig und blickte in die Runde: „Da der Captain den Wunsch verspürt, sich ebenfalls in diese Sache zu stürzen, wird das erste Team aus mir, Doktor Intrupper, Agent David und Captain Cat bestehen. Im Funkverkehr sind wir als Team Rot zu bezeichnen.“

Sie machte eine Pause und schaute zu Gibbs herüber: „Sie, Special Agent Gibbs, werden Team Blau leiten. Es besteht aus Ihnen, den Agents McGee und DiNozzo, sowie unserem Chefingenieur, Lieutenant Middlegate.“

Damit schaute sie zu Munroe herüber, der nickte, aufstand und seine Teamkameraden anschaute: „Wir werden Team Gelb und Grün sein. Chell, Sie und Telsia werden mit mir in Team Gelb sein, während Odell, Jurot und Chang die Rolle des Teams Grün übernehmen.“

Auf dem Bildschirm begannen, unterschiedliche Positionsmarkierungen in den genannten Farben zu leuchten. Munroe nutzte dies und trat an den Bildschirm heran.

„Dies“, sagte er und deutete auf die Punkte, „Sind unsere Extraktionspunkte. Das Team Rot wird im Norden des Gebäudes auftauchen, Team Blau ‚schräg gegenüber’, also hinter dem Lager. Team Gelb materialisiert hinter dem Hauptgebäude, während Team Grün hinter dem Parkhaus erscheinen wird.“

Damit setzte er sich wieder, schaute noch einmal in die Runde, ehe er sagte: „Und vorsicht. Wir haben das Gelände zwar gescannt, aber es könnten sich immer einige unliebsame Überraschungen dort befinden.“

„Das Ziel der ganzen Sache“, setzte Agatha fort, „ist es, herauszufinden, ob unser Freund und Kupferstecher dort ist. Wenn ja, versuchen wir, ihn zu betäuben und zu verhaften, sollte er euch in eine Situation bringen, in der ihr zwischen dem Leben eines Teammitglieds oder Traceless zu wählen habt, seid ihr authorisiert, ihn mit allen möglichen Mitteln auszuschalten, solange es nicht bedeutet, dass ihr euer Teammitglied erschießen müsst.“
 

Gibbs merkte, wie sein Herz schneller schlug. Es war eine ganz einfache Aufklärungsmission, aber die Problematik, die mit einem Formwandler einherging, war im deutlich. Von daher konnte er verstehen, dass Agatha so auf das Offensichtliche hinwies. Dennoch kam er sich gerade vor, wie ein Schuljunge. Vielleicht lag es daran, dass er es im Vergleich zu der Technik, die zum Einsatz kam, ein wenig war. Auch die Benutzung des Phaserkompressionsgewehres war ihnen geläufig, daher erachtete der Special Agent die minutiöse Einführung, die der Captain zelebrierte, für – gelinde gesagt – sinnlos, schließlich hatten sie darüber schon einmal gesprochen. Aber, er würde ihn nicht darauf hinweisen, zumindest nicht vor den Untergebenen des Offizieres – zwar war es nicht so, als wäre der Captain tatsächlich eine Person höheren Ranges und man könnte eben jenen höheren Rang beschädigen, in dem man ihn vor versammelter Mannschaft auf Fehler hinwies, aber ein wenig Freundlichkeit dem Offizier gegenüber konnte nicht schaden.
 

Zumal gerade in diesem Moment Agatha den Captain auf das Offensichtliche hinwies.

„Cal“, sagte sie, „Darüber haben wir schon gesprochen.“

Die Gesichtszüge des Offiziers verrutschten, er schaute sie fragend an, legte den Kopf in den Nacken, schien zu überlegen und schnippte dann mit den Fingern: „Natürlich, tschuldigung.“

Damit wippte er auf den Füßen auf und ab, was bei Gibbs das Gefühl verursachte, als habe er Abbys Caf-Pow-Vorräte in einem Schluck ausgetrunken.

Und dann schauten die braunen Augen des Captain ihn an und er konnte den Willen, sich zu beweisen in ihnen feststellen. Na wunderbar.

Gibbs richtete sich auf, schaute in die Runde und als er sprach, war es gar nicht notwendig, seine Stimme zu erheben. „Wann genau werden wir aufbrechen?“

Es war eine ganz einfache Frage - doch diese Frage genügte, um ein komplettes Chaos starten zu lassen. Der Captain warf einen Blick auf den Bildschirm, auf dem eine Uhr sichtbar war und nickte nur: „Jetzt.“

Und automatisch setzten sich alle in Bewegung.
 

Sie hätte nie gedacht, dass der Transporterraum einmal überfüllt aussehen könne, aber Ziva David wurde eines Besseren belehrt. Dabei befanden sich maximal 16 Personen im Raum – 17, wenn man den Transporterchief mitzählte. Und wie sie so an das Wort „Transporterchief“ dachte, war sie selbst von sich erstaunt. Wie schnell sie diese für sie eigentlich komplett bedeutungs- und sinnlosen Wörter einem Nutzen zuführen konnte, war verblüffend.

Das Gewehr lag temperaturneutral in ihrer Hand und war faszinierend leicht. Sie schätzte, es würde nicht mehr als zwei bis vier Kilo wiegen, was im Kampfeinsatz durchaus praktisch war. Das M 240, von dem Gibbs erzählt hatte, das man es im amerikanischen Militär verwendete, wog 10,85 Kilo und im Vergleich zu dem eher stromlinienförmigeren Starfleetpendant war das Militärgewehr eher sperrig.

Die braunen Augen der Israeli fokussierten die Umgebung. Kurz machte sie eine Zielübung, visierte den Captain an, der dies bemerkte und grinsend die Hände hob: „Hey, Ziva, du könntest damit jemandem ein Auge ausschießen.“

Sie ließ das Gewehr sinken und legte den Kopf schief: „Und wenn ich jetzt Traceless gewesen wäre?“

„Dann hättest Du mich hier über den Haufen geknallt, wärest von 15 anderen Personen gleichzeitig anvisiert und von mindestens der Hälfte von ihnen mit Phaserstrahlen ins Reich der Träume geschickt worden.“, schmunzelte Agatha und schaute sie an: „So schnell kommt nicht mal Traceless aus der Falle..

„Aber es ist eine gute Idee, vorsichtig zu sein.“, meinte Gina von ihrer Position her, ehe sie in die versammelte Runde schaute und mit den Schultern zuckte: „Wir sollten auf jeden Fall dafür sorgen, dass wir uns im Zweifelsfall identifizieren können.“

Ziva rollte innerlich mit den Augen. Daran hatte wirklich keiner gedacht? Sie wandte sich an Gibbs, der ihr wie ein ruhender Pol vorkam und sich in diesem Moment räusperte: „Passwörter, Captain?“

Ja, das was typisch Gibbs. Effizient, wortkarg, immer im Einsatz und allen mindestens einen halben Sprung voraus. Ziva stutzte. Sagte man jetzt Sprung? Oder Schritt?

Es war eigentlich nicht zu fassen, dass sie sich immer noch mit einigen dieser verdammten Idiome schwertat. Das Problem war, dass sich die Sprache so schnell veränderte, dass man da gar nicht mitkam. Sagte man noch „geil“, beziehungsweise „porno“? Ihr fiel da eine reizende Kurzgeschichte ein, die irgendein deutscher Kabarettist geschrieben hatte. Sie hieß „Über Porno“ und die Quintessenz der Story war das, was sie gerade schon festgestellt hatte – manchmal kommt man echt nicht mehr hinterher.

Eine sanfte Berührung riss sie aus ihrer Überlegung. Sie sah in kristallgrüne Augen und wusste, wem sie gehörten. Als sie dann die Lippen des Halbitalieners auf den ihren spürte und das gehauchte „Ich wünsche dir viel Glück“ könnte sie nicht anders, als lächeln. Tony hatte halt ein Gespür für – nennen wir es mal : effektreiche – Auftritte und schämte sich derer auch so gut wie fast nie.

„Pass auf dich auf.“, hauchte sie gegen sein Ohr, fuhr ihm sanft über dieses markante Kinn und zwinkerte ihm zu: „Ich mach das selbe.“

Hinter ihr räusperte sich jemand. Sie fuhr herum und sah in die nussbraunen Augen des Captains.

Er lächelte: „Ich will eure traute Zweisamkeit ja nicht stören, aber – wir müssen.“

Damit legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sie spürte einen leichten Schock und hörte ein leichtes Knistern, wie nach einem elektrischen Schlag. Es war, als stünde Cals Körper unter immenser Spannung.

Sie schaute ihn an, er erwiderte ihren Blick und zwinkerte ihr zu: „Wird schon gut gehen.“

Dann wandte er sich an Tony: „Keine Sorge, ich bring deine Freundin wohlbehalten zurück.“

„Das hoffe ich für dich.“, sagte der Halbitaliener und Ziva spürte, dass dieser leicht spaßige Ton, den er angeschlagen hatte, keineswegs nur Spaß war.

Sie konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln, wenn auch nur innerlich. Warum wurde bei Männern eigentlich jeder Satz zu einer Art sprachlichem – verdammt, wie hieß das Wort? – Rutenvergleich?

Ziva konnte sich ihrer eigenen Haut erwehren und ihre eigenen Kämpfe austragen, dafür brauchte sie weder einen sie patronisierenden Captain der Sternenflotte, der de facto vier Jahre jünger als sie war, noch Tony, der eben diesem Jungspund sagte, dass er besser auf seine Freundin aufpassen sollte.

Sie konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, klopfte dann dem Captain auf die Schulter und lächelte ihm zu: „Also, wenn Du mich fragst, können wir.“

Einerseits war dies ein Zeichen, dass sie bereit war, sich – was auch immer dort auf sie wartete – zu stellen, zum Anderen sollte es Tony zeigen, dass sie seine Art und Weise in diesem Moment absolut nicht guthieß. Und dies wirkte, wie sie mit einem leichten, einem Anflug, einer Ahnung eines Lächelns feststellte.

Den Kuss, den ihr Tony zuwarf, beantwortete sie, zwinkerte ihm nocheinmal aufmunternd zu und wandte sich dann um, um dem Captain, der ersten Offizierin und der Ärztin auf die Transporterplattform zu folgen.

Bisher hatte sie nichts gesagt, obwohl sie den Plan für strategisch extrem fragwürdig hielt. Wenn Cal, Agatha und Gina hier etwas zustieße – wer hätte dann das Kommando?

Sie wandte sich an Cal: „Sag mal, hältst Du es eigentlich für besonders klug, dich, deine XO und deine Chefärztin einer potentiell gefährlichen Situation auszusetzen?“

Der Angesprochene schaute sie an und zuckte mit den Schultern, ehe er mit einem schwer zu deutenden Lächeln auf den Lippen antwortete: „Meine gute Ziva, ich erachte Dich als gute Freundin.“

„Wir kennen uns kaum.“, unterbrach die Israeli ihn und Cal nickte: „Stimmt, aber wir hatten auf den letzten knapp 400 Seiten eine Menge Spaß. Und von daher – ich bin mal so frei und zähl Dich zu meinen Kumpels dazu. Und ich weiß, dass Du und das Team um Gibbs die Besten seid, aber – Du kamst hier hoch und da unten fast draufgegangen. Und ich versuche meine Freunde so gut zu beschützen, wie ich kann.“

Ziva versuchte, eine neutrale Haltung zu wahren, das Problem war, dass die unglaubliche Unlogik, die Cal ihr da um die Ohren schlug, ihr offenbar deutlicher war, als ihm.

„Wenn Dir deine Freunde so wichtig sind, Cal, warum setzt Du sie dann immer der Gefahr aus, dass sie von Traceless getötet werden?“

Der Captain holte tief Luft: „Das tu ich garantiert nicht freiwillig.“

„Ah“, machte die Israeli und zuckte mit den Schultern: „War mir klar, dass Logik nicht funktioniert.“

„Bitte, wie meinst Du das?“, fragte der Captain und Ziva grinste: „Hey, Du bist ein Star Trek Charakter. Das Erste, was ein Captain macht, wenn er einem unbekannten Planeten einen Besuch abstattet, ist, sich mit seinem ersten Offizier und seinem Chefarzt runterzubeamen. Schon klar.“

Sie klopfte ihm gut gelaunt auf die Schulter, wohl wissend, dass sie sagen oder tun könnte, was sie wollte, es würde nichts bringen. Und dann konnte man sich auch ein bischen Spaß gönnen.

Der Captain blickte sie ein wenig irritiert an, schüttelte dann den Kopf und wandte sich an den Transporterchief: „Fritz? Energie.“

Die Welt verschwand in einem Energieregen, der ihren Körper auflöste.
 

Regen.

Sie wusste nicht was schneller fiel – die Energiepartikel, die den Transport visuell darstellten, oder der tatsächliche Regen, der gerade vom Himmel fiel.

Toll – da waren sie kaum 5 Sekunden auf der Erde und schon waren sie durchnässt bis auf die Knochen.

Ziva David blickte zu Agatha Silverbird, deren rote Haarpracht ein wenig an Schein verloren hatte und ihr nach einigen Sekunden strähnig ins Gesicht hing.

„Brrrr“, machte neben ihr Cal und schüttelte sich, „Das is ja wirklich mal… nass.“

Die Situation hatte nun wirklich etwas zu komisch-abstraktes. Da war dieser Offizier, der sicherlich oder besser gesagt: vermutlich etliche gefährliche Missionen absolviert hatte und er stellte fest, dass Regen nass ist. Was würde er wohl als nächstes herausfinden? Der Boden ist hart? Die Luft kann man atmen?

Doch gerade, als Ziva sich dazu äußern wollte, bemerkte sie, wie sich auf dem Dach des ihnen gegenüberliegenden Gebäudes etwas – oder jemand? – bewegte. Was mochte das sein? Sie tippte Cal auf die Schulter und deutete auf das Dach des Gebäudes. Der Captain kniff die Augen zusammen, nickte und betätigte seinen Kommunikator.

„Cat an Menacer? Möglicherweise ein Bandit auf dem Dach des Hauptgebäudes. Schau dir das mal an.“

„Roger.“, erklang die Stimme aus dem Kommunikator.

Kurz warf der Captain seinen Begleitern einen Blick zu, den Ziva als „Besorgnis“ zu deuten geneigt war. Als der Kommunikator piepste und Jills Stimme aus dem Gerät erscholl, betätigte er das Gerät und sagte: „Ja, ich höre?“

„Ich weiß nicht, was es ist“, sagte die taktische Offizierin, „Aber es sieht nicht unbedingt freundlich aus.“

„Okay, behalte es im Blick. Wir schleichen los.“

„Roger“

Damit machte Cal sich auf den Weg, mit erhobenem Phasergewehr. Ziva lies die Frauen an sich vorbeigehen und übernahm die rückwärtige Absicherung des Grüppchens.

Und gerade in dem Moment fiel ihr auf, dass diese komplette Umgebung irgendwas bedrohliches an sich hatte. Sie konnte nicht ganz „den Finger drauflegen“, wie die amerikanische Redensart ging - „Toll“, schoss es ihr durch den Kopf, „to put a finger on it“ merkst du dir?“ – aber Fakt war, dass die Umgebung alles Andere als heimelig wirkte. War es der Regen, war es die Tatsache, dass das komplette Gebäude seit einem knappen Jahr leerstand und sich schon die einen oder anderen Verfallserscheinungen zeigten? Vor allem aber musste man nicht unbedingt unter Paranoia leiden, wenn man feststellte, dass die Umgebung Augen hatte. Sie hatte sie. Hasen, wilde Hunde, Vögel, sogar kleines Getier wie Küchenschaben fanden hier sicherlich zuflucht.

Sie hörte einen schrillen Schrei und einen Schuss, wirbelte herum und sah Cal, der sein Phasergewehr auf etwas an einer Wand gerichtet hatte. Sie folgte seinem Blick und sah eine Art Kugel aus Lehm, in der nun ein rauchendes Loch war.

Sie seufzte: „Hey, sehr schön – ich glaub, das Wespennest wird es sich zwei mal überlegen, uns anzugreifen. Wie es mit den Wespen aussieht, weiß ich jedoch nicht.“

„Alle betäubt.“, keuchte Cal und schüttelte den Kopf: „Sorry, ich hasse, hasse, hasse diese Biester.“

„Auf jeden Fall weiß, wer nicht wissen sollte, dass wir hier sind, dass wir hier sind.“, sagte Agatha mit einer Mischung aus Genervtheit, Resignation und Amüsement in der Stimme.

Der Captain schaute sie an und zog den Kopf ein: „Ja, sorry.“

„Mit ‚Ja, Sorry’ ist es auch nicht getan.“, murmelte die Rothaarige und ging weiter: „Ich bin jetzt an der Spitze.“

Das war mal eine klare Ansage. Cal ließ das Phasergewehr in dem Transporterpuffer verschwinden, zog seinen Phaser aus dem dafür vorgesehenen Halfter und folgte seiner Freundin.
 

Man konnte den Gebäudeteilen nicht unbedingt eine phantasievolle Architektur zugestehen, aber eigentlich ging es darum auch nie. Schließlich war der Gebäudekomplex von „Mad Cow Middleton Inc“ – so häufig, wie der Name fällt, müsste man meinen, dass der Autor auf Provisionsbasis schreibt, aber weder tut er es, noch gibt es diese Firma in der Realität, und wenn es sie gibt, stellt sie kein Katzenfutter her – eine Geschäftsadresse. Da Geschäftsleute mitunter recht konservativ rein können, würde es sich vermutlich weniger gut machen, ein wirklich ausladendes und phantasievoll entworfenes Gebäude zu beziehen, wenn man in Geschäfte verwickelt sein möchte. Und hier, bei „Mad Cow Middleton“ war eine sehr funktionelle Architektur gegeben. Vier Gebäude, davon ein Parkhaus, die meisten Gebäudeteile untereinander mit Brücken verbunden – das war schon der einzige Luxus, den sich die Firma leistete.
 

Ziva David schaute sich weiter um. Das, was einstmals sicherlich eine funktionale, dennoch mehr oder weniger ansprechende Fassade und Struktur gewesen sein mochte, lud nun dazu ein, als Kulisse für einen Horrorfilm zu dienen. Ihre militärischen Sinne waren in voller Aktionsbereitschaft, sie revoltierten gegen die Leitung des Teams durch den unfähigen Captains. Eigentlich mochte sie ihn ja – er war lieb, nett, freundlich, man konnte mit ihm reden, aber für eine militärische Führungsrolle war der Mann in etwa so geeignet, wie ein Eisbär als Vertreter für eine Fünf-Sterne-Sauna. Agatha war in der Rolle weitaus besser geeignet und ihr war klar, dass sie nicht nur das Gesicht, sondern auch das Hirn hinter den Aktivitäten des Teen Squad war. Cal hatte die große Klappe, versuchte, sich den Anschein des Machers, des Mackers zu geben, aber die Fäden liefen eine Position hinter dem Captain zusammen. Ihr war klar, dass, solange das Projekt funktionierte, es eigentlich vollkommen egal sein konnte, wer der Chef des Unternehmens war. Oder, wie man im kapitalistisch-geprägten 21. Jahrhundert sagte: „Es ist vollkommen egal, wer die Schecks ausstellt, solange Arbeit vorhanden ist.“

Nur, im 24. Jahrhundert, aus dem Agatha, Cal und der Rest der Dragonfly-Crew, sogar der Kriminelle Traceless, kamen, war die Föderation zwar noch in finanzielle Transaktionen verwickelt, aber innerhalb des Staatenbundes gab man sich den Anschein, dass es kein Geld gäbe.

Zumindest war dies Ziva so aufgefallen.

Hatte Gene Roddenberry eine sozialistische Zukunft entworfen, in der jeder den gleichen Stand hatte, nur „für Spaß“ arbeitete und Geld unnötig war?
 

Sie schüttelte den Kopf. Darum ging es doch eigentlich gar nicht, zumal immer wieder gezeigt wurde, dass diese Zukunft nicht so ganz ohne Geld auskam. Aber es gab offenbar keine Gier mehr – und da fragte sie sich, wie das geschehen sollte. Wie hatte man im 23. Jahrhundert die Gier abgeschafft?
 

Sie hatte keine großartige Gelegenheit, sich weiter über solche Probleme und Fragen Gedanken zu machen, denn, gerade als sie den Eingangsbereich betraten, konnte sie hören wie die Architektur der Brücke über ihnen zuerst mit einem Geräusch das vage an Knäckebrot erinnerte und dann immer lauter wurde, immer mehr nachgab, bis sie schließlich der Schwerkraft folgte.

Ziva ließ ihre lebensrettenden Instinkte das Kommando übernehmen – das heißt – eigentlich war es kein willenlichter Akt, sondern mehr eine Notwendigkeit des Körpers. Sie sprang vor, riss dabei Gina, Cal und Agatha um, als Millimeter hinter ihr mit einem ohrenbetäubenden Lärm die Brücke herunterkrachte.

Der Captain rollte sich auf den Rücken, schaute sich verwundert um und dann zu den Überresten dessen, was vor ein paar Minuten noch ein Weg aus der Fertigungshalle in das Hauptgebäude gewesen war.

„Hat da einer was gegen uns, oder war das Altersschwäche?“, fragte er und Agatha, die mit ihrem Tricorder den Beton scannte, zuckte mit den Schultern: „Vermutlich einfach nur schlechte Wartung, Cal. Mach dir keinen Kopf.“

Der Angesprochene schaute sie mit hochgerissenen Augenbrauen an. „’Mach Dir keinen Kopf’?“, echote er, „Soll ich dich mal ganz dezent darauf hinweisen, dass uns das Ding auf denselbigen hätte fallen können, wenn Ziva und nicht das Leben gerettet hätte?“

‚Ich glaube, das weiß sie.’, dachte sich die Israeli und der Blick, mit dem die XO ihren Kommandanten bedachte, der die komplette Umgebung beinahe augenblicklich zumindest gefühlt schockfrostete, korrespondierte mit dieser Überlegung, genauso wie das gezischte: „Als ob ich das nicht wüsste.“
 

Tony DiNozzo war nie wirklich ein Fan von Fabrikgebäuden gewesen. Dies erinnerte ihn zu sehr an seinen Onkel, Vincenzo, der in Long Island als Metzger tätig war und dem er zwischendurch geholfen hatte, das Fleisch vom Großmarkt zu seinem Lager zu transportieren. Nicht, dass er ein gutes Steak abzulehnen wusste, aber diese kurze Arbeit hatte ihn dann doch in eine ebenso kurze, wie heftige „Vegetarier-Phase“ katapultiert.

Und komplett leere Fabrikgebäude waren auch nicht unbedingt dazu geeignet, ihn zu beruhigen. Hier war viel Raum, in dem sich potentielle Angreifer verstecken konnten, besonders, wenn sie in der Lage waren, sich zu tarnen, so wie Traceless.

Er konnte sich nicht helfen, irgendwie vermisste er die alten Tätigkeiten, die der NCIS für ihn bereit hielt – die kleinen Freuden des Alltags, wenn ein sogenannter „BOLO“, ein „bo on the lookout“, also eine Fahndungsausschreibung, erfolgreich war, wenn der Böse, der Terrorist, der Kriminelle, der – was auch immer – hinter Gittern saß und man es einfach gut sein lassen konnte.

Er musste grinsen.

Bei einem ihrer ersten gemeinsamen Einsätze hatte Ziva tatsächlich den in den USA gängigen Term „To call it a day“ – also „den Kehraus machen“, bzw. „es gut sein lassen“, in „to call it a night“ umgewandelt. Der Logik der attraktiven Israeli zufolge war es nun vollkommen egal, ob man es „einen Tag“ oder „eine Nacht“ nannte.

Recht hat sie. Und auch wenn er sie mit Leidenschaft auf die Schüppe nahm, sie mit ihren Fehlern aufzog, eigentlich war es doch vollkommen schnurz, solange die Intention, in der es gesagt worden war, aufzeigte, was gemeint war.

Vermutlich würde er beim nächsten Mal…

Das Geräusch, das da an seine Ohren drang, war ihm schon aus unzähligen Situationen bekannt. Irgendwas war eingestürzt, was ihn eigentlich, ob der Situation und vor allem des Zustandes, in dem sich das Gebäude befand, nicht großartig verwunderte.

Wenn da nicht der Fakt wäre, dass Cal gesagt hatte, dass Ziva sein Team verstärkte - und wenn er in den letzten Tagen und Wochen eines gelernt hatte, dann, dass man in der Nähe von Captain Cat nicht unbedingt in Sicherheit war. Die Versicherungsprämien, die er zahlen musste, müssten gewaltig sein.
 

In diesem Moment spürte Tony, wie sein Herz immer schneller zu schlagen begann und – quasi wie zur ausgleichenden Gerechtigkeit – die Zeit um ihn herum langsamer zu werden schien. Allein die Kraft, die er aufwenden musste, um diesen Kommunikator zu betätigen, schien unmenschlich zu sein. „DiNozzo an…“

Weiter kam er nicht, denn die Hand Gibbs schnitt ihm kompromisslos, schnell und effizient die Möglichkeit ab, zu sprechen.

„HMPH!“, machte der Halbitaliener noch, doch Gibbs zischte ihm ein „Sei still“ zu.

Er könnte jetzt versuchen, sich herauszuwinden, könnte versuchen, Gibbs in die Hand zu beißen und dann Ziva zu rufen, aber – wenn der Chef ihm die Sprechmöglichkeit entzog, würde da schon was dran sein. Also ließ er jeglichen Widerstand fahren, schaute Gibbs nur fragend an.

Dieser senkte seine Stimme, bohrte seinen Blick in den DiNozzos und setzte an: „Denkst Du, dass, was immer das für ein Krach war, zufällig passiert ist?“

Tony schüttelte den Kopf. Natürlich nicht – Gibbs glaubte nicht an zufälle und wenn es eines gab, das man ihm sofort am ersten Tag beigebracht hatte, war es, niemals den großen Meister zu verärgern. Der Halbitaliener schaute seinen Chef an, der gerade vollkommen im Marine-Modus aufging.

Mit erhobenem Gewehr ließ er den Tricorder aufschnappen und benutzte ihn anscheinend, um einen Scan der Gegend anzufertigen. Ausgerechnet er – ausgerechnet Gibbs, der mit Technik nicht viel am Hut hatte. Es gab Sachen, die waren einfach zu komisch.
 

Einer abgebrochenen Spitze einer Stahlverstrebung nur um Milimeter entgangen zu sein, belebte Ziva David ungefähr genau so, wie eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Zwar gönnte sie sich diesen zeitlichen Luxus, durch eine Hand voll eiskalter klarer Flüssigkeit aus der Leitung, die ins Gesicht gespritzt wurde, in den Tag zu finden, aber diese Spitze, die gerade einmal zwei Millimeter von ihrem schönen Gesicht plötzlich aus dem Boden ragte, war etwas, das nicht nur den Kreislauf weckte, sondern ihn mit Adrenalin vollpumpte. Vorsichtig robbte sie zurück, rollte sich dann über den Rücken ab und stand schon wieder aufrecht, ehe die Anderen in die stehende Position gelangt waren. Ziva sah den drei Offizieren an, dass sie sich gerade von einem ziemlichen Schock erholten, wandte sich an Cal und lächelte ihm beruhigend zu, als sie plötzlich hinter dem Captain etwas durchs Glas blicken sah – etwas, das nicht menschlich war.

Den Phaser zu ziehen, den man ihr als Sekundärwaffe mitgegeben hatte und hinter den Captain zu deuten, war eines. Der Offizier wirbelte herum, schaute das… was auch immer es war…an und wurde in einem Schein beunruhigenden Rotes gebadet. Er brummte überrascht auf und kollabierte. Agatha erwiderte das Feuer, was darin endete, dass der Alien vollkommen unbeeindruckt stehenblieb, die Waffe auf die hübsche Rothaarige schwenkte und abdrückte.

Zivas Phaser spieh nun ihrerseits Energie, gleichzeitig hatte sie einen Schritt zur Seite gemacht und die Hand Ginas ergriffen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ehe die hübsche Blonde realisiert hatte, was los war, wurde auch sie getroffen und erschlaffte. Nun war Ziva allein, gab nocheinmal einen Schuss ab und rannte, so schnell sie ihre muskulösen Beine trugen.
 

Das Waffenfeuer blieb bei Gibbs Team nicht unbemerkt. Da brauchte es nicht einmal einen Befehl ihres Chefs, Tony und McGee hatten ihre Waffen gezogen und sich in die Richtung gewandt, aus der die Schüsse kamen. Der Chefermittler hob die linke Hand, als Zeichen dafür, stehen zu bleiben, legte dann den Kopf schief und schloss die Augen. Für den einen oder anderen Uneingeweihten mochte dies tatsächlich so aussehen, als ob er diese Zeit für einen Mittagsschlaf verwendete, aber tatsächlich horchte er in den Regen hinein, versuchte, ihre Entfernung zum Waffenfeuer abzuschätzen. Dann ließ er den Kopf sinken – sie waren viel zu weit entfernt.
 

Die Idee war eigentlich einfach. Man locke den Feind aus der Deckung und kümmere sich dann um ihn. Also rannte Ziva David, scheinbar in kopfloser Flucht, über die Straße, auf der früher vermutlich ein reger Verkehr von Lieferwagen und Gabelstablern – oder Stapelgablern? – geflossen war. Jetzt war die brüchig-löchrige Straßendecke voller Schlaglöcher, die mit Regenfasserpfützen gefüllt waren. In Kombination mit den gerade heruntergekrachten Brückentrümmern wirkte die komplette Szenerie ein wenig, wie aus einem Kriegsgebiet. Zivas hübscher, schlanker, athletischer Körper wusste sich effizient in dieser Umgebung zu bewegen, sprang über größere Trümmerteile hinweg, duckte sich mit wehenden Haaren, als ein Laserstrahl – oder was auch immer das war – herangeflogen kam, warf sich auf den Boden, rollte sich ab und erwiderte das Feuer. Dummerweise immer noch mit demselben, sehr überschaubaren, nämlich gar nicht vorhandenen Effekt.
 

Und dann krachte es keine 10 Meter hinter ihr.

Sie wirbelte herum, Schlamm hinterließ seine Spuren in ihrem Gesicht, und sie sah mit diesen nußbraunen Augen etwas auf sie zukommen, das einer Art Albtraum entsprungen zu sein schien. Es erinnerte sie an einen Comic-Charakter, von dem sie einmal bei Tim McGee etwas gehört hatte. Aber wieso kam gerade der unglaubliche Hulk auf sie zu?

Und ehe sie eine Gelegenheit hatte, sich diese Frage zu stellen, rammte das Biest ihr die Faust gegen das Kinn. Wenn sie durch den Treffer nicht schon bewusstlos gewesen wäre, nahm in diesem Moment ein insektoides Wesen neben dem Hulk Stellung, legte mit der Waffe auf sie an und feuerte. Zivas Körper verfiel in Zuckungen, die das Bewusstsein nun entgültig aus ihrem Körper verbannt hätten, wenn sie es nicht schon gewesen wäre.
 

Das Erste, was Ziva David merkte, als sie wieder zu sich kam, war, dass über ihr das Gesicht Cals schwebte, der sie besorgt anblickte. „Hey, geht es Dir gut?“, fragte er und sie konnte sich eine Grimasse nicht verkneifen.

„Natürlich“, sagte sie, mit vor Ironie triefender Stimme, „Ich wurde von etwas, das aussah wieder Unglaubliche Hulk, k.o. geschlagen – mir geht es fabelhaft.“

„Hulk?“, echote Cal und schüttelte sich: „Mit dem Biest konnte ich noch nie etwas anfangen.“

„Wie auch immer.“

Ziva und der Captain drehten sich zur Quelle dieses Satzes um. Gina Intrupper stand, an eine Wand gelehnt und machte eine Geste, diesem Raum galt, in dem sie sich befanden und erst jetzt stellte Ziva fest, wo sie waren.

Es musste so eine Art Büro oder so sein, das ihnen gerade als Unterkunft diente. Allerdings waren die Hochzeiten dieses Büros schon ein paar Jahre her, wie sie vermutete. Sie stemmte sich in die sitzende Position, wobei Gina ihr Hilfestellung gab. Kurz ergriff eine leichte Benommenheit Besitz vom Körper der attraktiven Israeli, die sie mit einem Kopfschütteln vertrieb.

„Okay, was war das?“, fragte sie.

Captain Cat und Doktor Intrupper warfen einander kurz unsichere Blicke zu, ehe ein Geräusch die beiden Sternenflottenoffiziere herumfahren ließ. Wie eine leblose Puppe wurde Agatha Silverbirds Körper in den Raum geworfen und ehe Cal neben ihr in die Knie gehen konnte, stand auch schon Hulk vor ihm und schaute ihn an.

Der Captain machte sich gar nicht erst die Mühe, sich umzudrehen, sagte mit einer plötzlich aufbrechenden Autorität: „Gina, kümmere dich um Agatha.“, ehe er das Wesen anfunkelte: „Ich bin Captain Calvin Cat, von der USS Dragonfly. Wenn Sie mit jemandem reden wollen, nehmen Sie mich.“

Hulks Antwort war ein Hieb in den Magen, der Cal in die Knie gehen ließ, worauf das Wesen ihn packte und hinter sich herzog. Kaum, dass die Tür geschlossen war, waren Gina und Ziva auf den Beinen, um zur leblosen Agatha zu eilen.

Diese rollte sich in diesem Moment auf den Rücken, was Ziva stocken ließ. Nicht so ganz der Fakt, dass sich die hübsche XO umdrehte, sondern einfach der Fakt, wie sie aussah, war es, das Ziva ins Stocken brachte, denn die Verletzungen, die der Rothaarigen beigebracht wurden, erinnerten sie verdammt an ihre Eigenen, die sie aus ihrer Folter in Somalia erhalten hatte.

Sie ging neben der Commander in die Knie: „Hey, geht es Dir gut?“

Es ist faszinierend, dass man immer wieder diese Frage stellt und immer wieder ist man als derjenige, der so sehr durch die Mangel gedreht wurde, dass er gefragt wurde, ob es ihm gut gehe, fasziniert davon, wie Dämlich manche Menschen sein können – aber dennoch ist es die erste Frage, die einem in der Situation durch den Kopf schießt.

Die XO bedachte sie mit einem Lächeln: „Ich stell immer wieder fest, dass ich mit den Modernitäten bei solchen Vorladungen nicht ganz einverstanden bin. Sie hätten wenigstens was zu Essen oder zu Trinken bereitstellen können. Ich werde mich bei der Reiseleitung beschweren.“

Gerade, als Ziva lächeln wollte, hörte sie ein Geräusch.

Etwas, das nach einem „Plopp“ oder „Popp“ klang – vielleicht war es doch eher eine Art von Zischen?

Es schien aus weiter Ferne zu kommen, aber es war ihr klar, was da gerade passierte. Die Rettung nahte.

Sie lächelte Agatha zu: „Hey, ich weiß auch nicht wie, aber die haben uns gefunden und wir kommen hier bald raus.“

Ginas Blick war eine Spur kälter und irgendwie war die Frage, die sie in diesem Moment stellte verdammt verständlich: „Was macht Dich da so sicher?“

Das war in der Tat eine verdammt gute Frage – sie wusste auch keine Antwort auf sie – aber sie wusste aus purem Instinkt, dass ihre Leute unterwegs waren, und sie hier rausholen würden.
 

Tatsächlich, keine Millisekunde, nachdem sie diesen Gedanken gefasst hatte, öffnete sich die Tür und Tony DiNozzo stand, mit einem entsicherten Phasergewehr, wie Rambo persönlich, im Türrahmen.

„So, Leute“, grinste er, „Dann wollen wir mal. Gibbs holt euern Captain.“
 

Leroy Jethro Gibbs pirschte sich durch die dunklen Gänge des Gebäudes. Hier war wirklich viel Spielraum, um ihm aufzulauern – er als Marine war sich dessen bewusst. Aber, einer seiner Leitsätze war, dass man niemals einen Mann zurückließ und als sie, dem Tricorder folgend, festgestellt hatten, dass da dieser eine Raum war, in dem eine Regelrechte Personenfluktuation stattfand, hatte man sich diesen Raum als Ziel gesetzt. Gerade, als ein riesiges Wesen den Captain vor sich her trieb, waren sie im Korridor aufgetaucht. Dass dies ein riesiger Zufall ist, war nicht nur Gibbs klar, sondern auch dem Autoren. Mit schussbereitgemachten Waffen begann man den Angriff, der darin endete, dass Cal von dem Wesen in einen Raum geschubst wurde, den das Wesen danach betrat und offenbar begann, ihn zu verhören.

Es war überhaupt interessant, dass das Ding sprechen konnte und gerade, als Cal eine besonders pffifige Antwort, die ihm Gibbs tatsächlich mal als solche anerkennen wollte, gab und dafür – dem Geräusch nach zu urteilen – mindestens einen Kinnhaken erhielt, hatte der Special Agent die Tür eingetreten und das Wesen anvisiert.

Das Wesen schaute Gibbs an – aus hasserfüllten Augen – und gerade, als es einen Angriff starten wollte, zersprang das Fenster, vor dem das Wesen stand in seine Bestandteile und Hulks Cousin krachte zu Boden.

Captain und Special Agent schauten verblüfft zuerst zu dem Wesen, dann zum Fenster – und schließlich schluckte der Captain.

„Bilde ich mir das nur ein, oder zielt hier tatsächlich jemand auf mich.“, fragte er, was Gibbs dazu brachte, ihn genauer zu betrachten. Tatsächlich, auf Höhe der Stirn des Offiziers, befand sich ein roter Punkt, wie von einem Laserpointer. Gibbs handelte schnell und effektiv, warf sich gegen Captain und Stuhl und ging mit dem Offizier zu Boden.

Über ihnen rieselte der Putz aus einem ganz frischen Loch.

Beide Chefs ihres jeweiligen Teams schauten sich an.

„Ari“, murmelte Cal.

„Traceless“, murmelte Gibbs.

Beide schauten einander an und sagten, wie aus einem Mund: “So ein Schweinehund.”

Dann versuchte Cal, sich aufzurichten, was spätestens nach dem zweiten Versuch erfolg zeitigte, und er, sowie Gibbs rannten an das zerstörte Fenster.

Sie zielten mit ihren Waffen auf die Flüchtenden, der in diesem Moment hinter einem Bauzaun verschwand.

Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.



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