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Schweinehunde unter sich

von

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Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.

Kurz vorher

Ziva aktivierte den Kommunikationskanal und sagte laut und deutlich den Adressaten, zu dem sie durchgestellt werden wollte. Nach einigen Sekunden erklang eine genervte Stimme: „Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist. Ich bin gerade mehrfach ausgeknocked worden, Ziva.“

Die hübsche Israeli wandte sich an Tony, der mit den Schultern zuckte.

„Was machst Du denn bei Agatha im Quartier, Cal?“, fragte Ziva, was den Captain zu einem Stoßseufzer animierte und der genervten Frage: „Ich wohne hier?“

Irgendwie klang eine gewisse Feindseligkeit aus den Worten des Captains, eine Feindseligkeit die man von ihm sonst nicht kannte. Ziva schaute Tony in die Augen, suchte dort nach irgendwelchen wichtigen, nennenswerten Erkenntnissen, allein, es stand dort dieselbe Ratlosigkeit geschrieben, die sie auch bei sich vermutete. Es war ja auch nunmal so eine Sache. War Traceless tatsächlich wieder auf die Erde gebeamt oder hatte Tracy den guten Captain nach unten befördert. Und, wie sah es nun aus? War das wirklich Cal oder doch nur der Formwandler Schrägstrich Bösewicht Schrägstrich (und das ließ Ziva innerlich erkennend aufseufzen) der böse Bruder von Gina? Das mit dem bösen Bruder kannte sie nur allzu gut und es würde sie gar nicht mal allzusehr erstaunen, wenn Gina, genau wie sie, Ziva, durch dieselben Verdrängungsphasen gegangen wäre, was die Bösartigkeit ihres Bruders betraf. Sie sah die hübsche Italienerin schon vor sich, wie sie sich auf die Tischplatte des Captains abstützte, ihn mit ihren blauen Augen eiskalt fixierend und sich dann abstieß, um im Büro auf und ab zugehen. Dabei würde sie die Arme in die Luft werfen und immer wieder verkünden, dass diese Information, dass ihr Bruder, Buzz Intrupper, inzwischen böse geworden war, als vollkommen lächerlich zu werten war. Sie wusste es, weil sie selbst vor ein paar Jahren genau dasselbe gemacht hatte. Zwar war es der Schreibtisch ihres Vaters gewesen und es hatte der Beziehung zwischen ihr und Eli nachhaltig geschadet, aber es war vermutlich dasselbe Prinzip gewesen. Und, nach dem was Agatha ihr erzählt hatte, war Gina vorher die Freundin des Captains gewesen. Da konnte man ja drei mal raten, was dieser Beziehung den Todesstoß versetzt hatte. Sie wusste es nur allzu gut, die Freundschaft zwischen ihr und Tony hatte nach dem Tod von Rivkin extrem gelitten.
 

„Ich hab keine Ahnung.“, sagte Tony in diesem Momen tund schaute die Israeli an, die mit einem „Hm?“ aus ihren Gedanken aufschreckte. Der Halbitaliener schenkte ihr ein freches Lächeln: „Du fragst dich doch sicherlich, ob es wirklich Cal ist, mit dem Du da sprichst.“

„Ist das so unglaublich?“

DiNozzo schaute sie an, sein Lächeln verschwand, er wurde ernst und legte ihr beide Hände auf je eine Schulter. Sein Blick bohrte sich in den ihren, als er den Kopf schüttelte.

„Nein, Ziva. Mir schießen genau die selben Gedanken durch den Kopf. Es ist immer wieder das gleiche, mit diesem Traceless. Wem können wir vertrauen? Wer will uns verraten?“

Sie nickte, streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und streichelte ihm sanft über die Wange.

„Ich weiß nur eines.“, sagte sie dann und lächelte, „Ich kann spüren, dass Du der echte Tony bist.“

Ihre Stimme war ganz sanft, beinahe hypnotisch geworden.
 

Tony spürte, wie sein Herz raste und beinahe vor Glück zerspringen wollte. Sie … sie war einfach so… so…

„Ziva, ich li…“

Das Schöne an Klischees ist, dass sie in knapp 90 % der Fälle sogar zutreffen. So auch hier. Gerade, als der Halbitaliener mit vor Liebe überschäumendem Herzen das Geständnis aller Geständnisse ablegen wollte, gerade, als er all seine Verteidigungen abgebaut und ihr so die Möglichkeit gegeben hatte, den wahren, den echten Anthony DiNozzo Junior zu erkennen, klingelte es an der Tür.

Und – wie es weiterhin ein schönes Klischee ist – war der Besucher auch noch ziemlich hartnäckig. Das erste Mal konnten Tony und Ziva noch ignorieren, dass es klingelte, aber bereits beim fünften Mal fielen die Beiden aus der siebten Wolke, auf der sie beide bis dahin geschwebt hatten und kamen ziemlich unsanft auf.

„Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist.“, murmelte Tony, drehte sich um und ging zur Tür.
 

Der Anblick, der sich Tony bot, entschädigte sofort für die Störung. Zwar stand dort keine wunderschöne Frau vor der Tür, sondern der grauhaarige Special Agent Leroy Jethro Gibbs, aber der Fakt, dass er mindestens genau so genervt dreinblickte, wie sie vor ein paar Minuten, als sie festgestellt hatten, dass kein Wasser aus ihrer Dusche kam, ließ ein kurzes Lächeln über Tonys Gesicht huschen.

„Ein Wort, DiNozzo, und ich lass Dich zur Verkehrswacht im Baltimore PD versetzen.“, knurrte Gibbs und betrat unaufgefordert das Quartier.
 

Es ist wirklich faszinierend wie manche Geschichtsabläufe einander gleichen können. So auch hier, wenngleich Gibbs keine schöne Frau mit unter die Dusche genommen hatte. Aber auch er hatte festgestellt, dass die Dusche nur komische Geräusche von sich gab, anstatt Wasser auszuspeien und hatte sich erst einmal versucht, mit dem Chefingenieur in Verbindung zu setzen. Dieser war jedoch gerade dabei, irgendwas zu reparieren, von dem Gibbs zähneknirschend zugeben musste, tatsächlich nicht die geringste Ahnung zu haben. Selbst im Büro versuchte er, sich so selten wie möglich mit Technik abzugeben und deligierte die Aufgaben, die damit zu tun hatten, an diejenigen, die sich damit besser auskannten. Das hatte drei Vorteile. Erstens, erschien er, wenn er diese Aufgaben mit einem genervten Gesichtsausdruck an McGee weiterleitete, ziemlich badass – was ein Zusatznutzen war, wenn man das Image als „harter Hund“ pflegen wollte. Und dieses Image konnte nicht schaden.

Zweitens war es wirklich besser, wenn er die Aufgaben an die Leute weiterreichte, die sich damit auskannten, da war – das mussste Gibbs vollkommen wertefrei zugeben – die Fehlerquote geringer und drittens hatte er viel zu viel zu tun, um sich mit einem Aufbaukursus in EDV zu beschäftigen. Dieser moderne High-Tech-Krempel war einfach nicht seine Welt. Dafür die gute, alte Handarbeit – ein Mann und sein Boot. Oder was immer man baute. Handwerkliche Tätigkeiten, Deduktion, logisches Denken – das lag Gibbs und damit konnte er etwas anfangen. Wenn man sich beim Sägen versägte, dann lag es daran, dass die Hand-Augen-Koordination eventuell doch nicht so gut war, oder man sich ein wenig verkalkuliert hatte. Die Logik der analogen Welt verstand er vermutlich sogar besser, als der Rest seines Teams. Die verstanden dafür die Logik der digitalen Welt besser – besonders McGee.

Gibbs konnte sich nicht helfen, er hatte das Gefühl, dieser Blechkasten, mit dem sie in den letzten Jahren förmlich zusammengewachsen waren, hatte irgendwas gegen ihn. Es gab keinen Tag, an dem er ihn nicht mit irgendeinem sinnlosen „Ausnahmefehler“ ärgerte. Oder noch besser – mit einem „unerwarteten Fehler“. Was war das eigentlich für eine Fehlermeldung? Erwartete man die anderen Fehler? Oder was wollte man damit sagen?
 

Nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass seine Dusche anscheinend Musik machte, fragte er sich, ob das Radio – so es denn eines gab – Wasser ausspieh. Und dann hatte er die Nase voll gehabt. Er hatte sich wieder angezogen und war zum Quartier von Tony und Ziva gegangen.
 

„Unsere Dusche singt auch mehr, als dass da Wasser rauskommt.“, murmelte Tony und seufzte, „Um mal Charlie Chang aus ‚Eine Leiche zum Dessert’`zu zitieren ‚Was ist Bedeutung von dies’.“

Direkt neben ihm stöhnte Ziva auf und ließ sich auf das Bett sinken.

„Wir sind Idioten.“, stellte sie fest und schaute Tony und ihren Chef an: „Wir sind auf einem Schiff der Föderation. Die haben keine Duschen, die Wasser versprühen. Oder – vielleicht nur gegen Aufpreis.“

„Bitte?“, fragte Gibbs und setzte sich mißmutig auf den Fußboden. Er schaute die hübsche Israeli an, die aufstand und ihn und Tony mit verzaubernd-lebhaften Augen anblickte.

„Sonische Duschen – Schallduschen. Die brauchen kein Wasser in der Zukunft.“

„Kein Wasser?“, fragte Tony und schnupperte: „Uhh, das muss nach ein paar Tagen anfangen zu riechen.“

Ziva schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung, wie sie das hinkriegen, aber, wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht so genau wissen, wie das mit der Technik der Zukunft en detail funktioniert. Ich meine – nehmen wir den Replikator. Ich will nicht wissen, was die Lasagne, die Du vorhin gegessen hast, Tony, vorher war. Ich will auch gar nicht wissen, ob da überhaupt Nährstoffe drin sind.“

„Allzuviele können es nicht sein, wenn Du dir anschaust, wie die Frauen hier aussehen.“, grinste der Halbitaliener und Ziva schüttelte erneut den Kopf: „Tony, woran Du wieder denkst.“

Tony lächelte sie an – er versuchte dabei, gewinnend auszusehen. Dann räusperte sich der Chefagent, stand auf und schaute die Beiden an.

„Wenn ihr fertig seid, miteinander zu flirten, würde ich jetzt gern mit dem Kapitän dieses Kahns reden. Der wird ja wohl noch auf der Krankenstation liegen.“

„Entweder das, oder er ist in seinem Quartier, zusammen mit Agatha.“
 

Was nun folgte, konnte man entweder einfach nur Planlosigkeit nennen, oder es auf den Fakt schieben, dass man sich seit Tagen einem Gegner gegenübersah, der die Fähigkeit bewiesen hatte, andere Leute perfekt nachzuahmen. Gibbs begab sich, zusammen mit seinem Team ins Quartier des Captains und verlangte, dass dieser sich identifizierte.

Cal – oder Traceless – schien jedoch noch derart geschafft zu sein, dass er der Aufforderung nicht direkt nachkommen konnte, oder wollte, auf jeden Fall war er, als Agatha aus ihrer sonischen Dusche zurückkam damit beschäftigt, sich Gibbs vom Leib zu halten, der auf ihn zielte. Doch dann hatte sich das Blatt gewendet und auch der Captain – oder Traceless – eine Waffe in der Hand. Er zielte auf Gibbs und Gibbs zielte auf ihn. Ein schöner Mexican-Standoff, der jedoch allzu bald zerstört wurde, dadurch dass Ziva dem Captain den Phaser aus der Hand trat, die Waffe selbst griff und auf den Captain anlegte.

„Erm… ups?“, machte dieser und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“
 

Es gab Gelegenheiten, die waren Dr. Gina Intrupper einfach zuwider. Ein junges Pärchen mitten in der Nacht aus dem Bett zu beamen, um sie vor einem kriminellen Superhirn zu schützen, gehörte in sofern dazu, dass sie es auch nicht schätzen würde, einem Offizier der Sternenflotte nur in Unterwäsche gegenüberzutreten. Das Problem war aber, dass man nur in der Nacht diesen Transport unbemerkt durchführen konnte.
 

Der Transporterchef hatte den Private Riker, sowie PFC Troi und seine Frau die ganze Zeit über beobachtet, zumindest soweit es seine Kompetenzen und der Anstand erlaubten. Er, sowie Gina waren sich sicher, dass Troi und seine Frau die Anwesenheit des jeweils anderen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genossen hatten. Sei es durch eine tatsächliche Vereinigung der Beiden oder aber durch die bloße Nähe, die das Ehepaar in ein behagliches, warmes Gefühl der Sicherheit hüllte.
 

Weiterhin hatte der Transporterchef eine ungefähre Schätzung der körperlichen Konstitution des Ehepaars und des benachbarten PFCs Riker abgegeben, was eine genauere Dosierung des Anästhetikums, das die drei so lange in Morpheus Armen ruhen lassen würde, bis sie ausser Gefahr waren, ermöglichte.
 

Gina wartete in der Krankenstation darauf, dass der Teleport in die drei Biobetten vorgenommen werden würde und nach ein paar Minuten hörte sie das bekannte Singen des Transporters. Tatsächlich, auf dem Biobett am Eingang lag, gerade zu sich kommend, ein Mann, dem man die Ähnlichkeit zu Commander William T. Riker nicht absprechen konnte. Verblüfft blinzelte er die hübsche Ärztin aus blauen Augen an und fragte benebelt: „Wo bin ich?“

Weiter sollte er nicht kommen, denn Gina trat auf ihn zu, lächelte ihn beruhigend an und sagte nur ein „Schlafen Sie.“, ehe sie ihm den Injektor gegen den Nacken presste. Der Effekt trat sofort ein. Rikers Augen rollten nach oben, der komplette Körper erschlaffte und er war binnen Nanosekunden wieder eingeschlafen. Vermutlich – so dachte sich Gina – würde der PFC sich entweder gar nicht an diese Episode erinnern, oder sie für einen verrückten Traum halten. Der Teleport PFC Trois verlief genau so problemlos und hier injizierte Gina dem schlafenden Private das Betäubungsmittel, ehe er überhaupt aus seinem Schlummer erwachen konnte. Bei der als Nächstes an Bord gebeamten Misses Troi sah sie Sache allerdinds schon wieder anders aus.
 

Gerade, als Gina zu ihr getreten war, um sie ebenfalls wieder schlafen zu schicken, schlug die hübsche Blonde ihre blau-grauen Augen auf, fixierte die Ärztin und war so schnell auf den durchtrainierten Beinen, dass die italienische Ärztin nur verblüfft mit den Augen blinzeln konnte.

„Wo bin ich hier?“, fragte die Frau in ihrem Schlaftop und der Pyjama-Hose, ehe sie ihren schlafenden Mann erkannte.

Mit weit aufgerissenen Augen, in denen nun langsam, aber sicher Wut sichtbar war, schaute sie die blonde Ärztin an: „Was haben Sie mit meinem Mann gemacht?“

Gina atmete tief durch, konzentrierte sich auf ihre medizinische Ausbildung und hielt das Hypospray so, dass sie Misses Troi nicht direkt bedrohte, es allerdings im Zweifelsfall sofort einsetzen konnte.

„Sie brauchen keine Angst zu haben. Ihnen wird nichts geschehen.“

Misses Troi schien davon nicht unbedingt überzeugt. Sie funkelte Gina an: „Ach so – natürlich. Deswegen entführen Sie uns auch aus unseren Betten. Was haben Sie vor? Uns zu analysieren?“

Nun war die Ärztin ein wenig verblüfft: „Wieso… analysieren?“

Misses Troi stieß verächtlich die Luft aus: „Halten Sie wen anders zum Narren. Sie entführen doch seit Jahrzehnten Menschen nachts aus ihren Betten. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie gar nicht so… gar nicht grau sind.“

„Ma’am?“, fragte Gina verdattert und versuchte, mit schief gelegtem Kopf aus den ihr gerade genannten Informationen irgendeinen Sinn zu machen.

„Na… sie sind doch diese Greys, oder?“

„Greys?“, echote die Ärztin, schnippte dann mit den Fingern und lächelte: „Sie meinen die Asgard. Nein, mit denen haben wir nur bedingt etwas zu tun. Wir… sind Forscher, das ist wahr. Aber ich versichere Ihnen, wir sind Menschen, genau wie Sie.“

„Na klar.“, nickte Troi und schien absolut nicht überzeugt zu sein, „Und warum entführen Sie uns dann aus unserem Ehebett?“

Gina atmtete durch. Gut, das konnte jetzt ein wenig kompliziert werden, aber sie würde versuchen, ihr alles so zu erklären, dass es für Misses Troi glaubwürdig war, andererseits aber auch nicht zu viel verriet.

Sie schaute die Blonde aus ihren blauen Augen an und versuchte, ein vertrauenerweckendes Lächeln.

„Dass Sie nur schlafen, würden Sie nicht glauben, oder?“, fragte sie und nickte, als Troi den Kopf schüttelte: „War mir ja auch klar.“

„Ich bin nicht irgendwer, ich bin Diana Troi und ich schreibe für den DC-Chronicle. Und glauben Sie mir, diese Story wird erscheinen.“

„Diana Troi, ja?“, echote Gina und musste lächeln. Manche Sachen waren einfach nur zu komisch. William Troi und Diana Troi – natürlich. Es war klar, dass sich gewisse Variablen so – oder so ähnlich – wiederholen würden, aber dass ein späterer William Riker eine Deanna Troi heiraten würde – das war nur zu komisch.

„Warum lächeln Sie so dämlich?“, zischte Diana Troi und funkelte sie aus grauen Augen an, „Ich kann Sie mit einem einzigen Fingerschnippen erledigen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, kriegen Sie kein Bein mehr auf den Boden. Lassen Sie mich lieber hier raus, oder ich…“

So langsam, aber sicher ging die hübsche Journalistin der Ärztin auf den Geist. Und wenn man sie nicht mit einem Hypospray ruhigstellen konnte, musste man halt andere Möglichkeiten ergreifen. Hatte Diana da nicht gerade etwas von „Fingerschnippen“ gesagt?

Ein leises, böses Lächeln legte sich auf Ginas volle Lippen. Oh – die Ironie würde sowas von deutlich werden.
 

Nach ein paar Minuten war die junge Journalistin ganz friedlich. Gina bohrte ihren Blick weiter in die nun immer glasiger werdenden Augen der Frau und fuhr sanft über die Punkte, die sie beim Training mit Agatha perfektioniert hatte. Beruhigend sprach sie die letzten Worte, bei denen sie ihre Stimmmodulation inzwischen in einen hypnotischen Singsang verändert hatte. Dann schnippte sie mit den Fingern und sah, wie Dianas Kopf auf ihre Brust sank.

Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach der hypnotisierten Frau aus, ergriff sie und führte sie zum Bett, sie sanft auf dieses legend und ihr erklärend, was sie gerade vor ihrem inneren Auge sah. Dann – nur um sicher zu gehen – presste sie ihr den Injektor gegen den Hals, was sie Frau schläfrig aufstöhnen und dann komplett erschlaffen lies.

Gina berührte vorsichtig den Kommunikator: „Intrupper an Silverbird?“

„Lass hören.“, erklang Cals Stimme.

„Unsere drei Babys schlafen.“, erklärte sie und runzelte verblüfft die Stirn: „Warum schläfst Du eigentlich nicht?“

„Ich wurde etwas unsanft geweckt.“, hörte sie die amüsierte Stimme des Captains, „Und ich erwarte dich mit deinem Medokoffer in unserem Quariter.“

„Hat sich wer verletzt?“, seufzte die Ärztin und hörte, wie nun auch Cal seufzte: „Ja, ich bin mit dem Kopf gegen – is ja auch egal. Ich hab ne schicke Platzwunde, wenn Du dich mal darum kümmern würdest.“
 

Kurz vorher

„Erm… ups?“, machte Cal und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“

Dann lies er seinen Blick zwischen Ziva, Tony und Gibbs hin und her sausen und wandte sich schließlich an die gerade aus der sonischen Dusche kommenden Agatha.

„Hey Schatz“, lächelte der Captain ihr zu, „Wie geht’s denn so?“

„Wäre ich jetzt Commander Offensichtlich würde ich sagen ‚Du bist wach’“, schenkte die XO dem Captain ein Lächeln, dann schaute sie zu ihren Gästen: „Wenn Ihr beim nächsten Mal vorbeikommen wollt, sagt vorher bescheid. Stellt euch mal vor, ich wäre nackt gewesen.“

„Tun wir gerne, Agatha.“, schoss Cal dazwischen, stockte und verpasste sich selbst einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, sie anschauend: „Sorry.“

Die XO rollte mit den Augen – dann räusperte sich Gibbs. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun, ist aber der präzise Ablauf der Geschichte. Erst rollte Agatha mit den Augen, dann räusperte sich Gibbs.

„Wir haben eigentlich nur zwei Fragen – die erste: Warum singt unsere Dusche. Die haben wir schon beantwortet. Aber die wichtigere ist – wer ist er hier?“

Damit schaute Gibbs über den Lauf seiner Waffe zu Cal, der mit einem „Oh for crying out loud“ seinen Kopf gegen eine Querverstrebung schlug. Dies tat er leider so gründlich, dass er kaum, dass er den Kopf von der Querverstrebung nahm, eine schöne Platzwunde sein eigen nannte. Benommen taumelte er nach hinten, ließ sich auf den Hosenboden nieder und seufzte: „Jack passiert das nie.“
 

Jetzzeit

Gina fuhr mit dem Hautregenerator über die Platzwunde und schaute den Captain mißbilligend an: „Sowas macht man auch nicht. Das ist schmerzhaft.“

„Da wär ich nie drauf gekommen“, stöhnte der Captain und schaute sie an: „Hast Du nicht noch irgendwelche Schmerzmittel für mich?“

Gina schüttelte den Kopf: „Meine Oma sagte immer: ‚Doof bleibt doof. Da helfen keine Pillen und keine Medizin.’ Ich kann dir also nichts gegen die Schmerzen der Dummheit geben. Aber – ich bin sicher, Agatha kann dir helfen. Frag sie einfach.“

Der Captain schaute sie an, legte überlegend den Kopf schief und dann erhellte sich sein Gesicht: „Du meinst wie in…“

Gina nickte.

„Ich sehe, wir verstehen uns.“

Damit wollte sie gehen, doch Gibbs versperrte ihr den Weg.

„Wir würden gerne erstmal wissen, ob das wirklich Cal ist.“

Die Ärztin zuckte mit den Schultern: „Seine Schläfe blutete. Was wollen Sie noch?“

„Als ich den anderen Cal erschossen habe, hat er auch zunächst geblutet.“, lies sich Ziva vernehmen und der Captain hob verblüfft beide Augenbrauen: „Du hast mich erschossen?“

Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Naja, warst ja nicht du. Zumindest – glaube ich das.“

„Hey“, sagte Cal und wollte gerade aufstehen, als er sich der Querverstrebung, unter der er saß, gewahr wurde. Schnell trat er einen Schritt nach vorne und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

„Ich … woher warst Du sicher, dass ich das nicht wahr.“

„Du hast den Hinweis doch selbst gegeben.“, lächelte Ziva, „’Anführer’.“

Cal schaute sie verblüfft an: „Sag bloß, der Hinweis kam an.“

„Ich les auch Conan.“, sagte Ziva, mit einem weiteren Lächeln, „Ich dachte, das wüsstest du:“

Der Captain schaute sie an, und sein verwirrter Gesichtsausdruck wich einem strahlenden Lächeln: „Und ich hab schon gedacht, das Ding wär zu schwer zu knacken gewesen. Ich sah mich schon als Traceless-Duplikat in Stasis liegen.“

„Wo Du auch immer noch landen könntest, wenn Du uns nicht endlich erzählst, woran wir feststellen können, dass Du du bist.“

Cal rollte mit den Augen, sah von einem zum Anderen und sagte: „Ich weiß, das ist jetzt der an den Haaren herbeigezogenste Beweis, den man sich vorstellen kann – aber ich werde es mal versuchen.“

Damit lächelte er Ziva an: „Wonder Woman, fessel mich doch in deinem Lasso der Wahrheit.“

Die hübsche Israeli zog die Stirn kraus.

„Seit wann stehst Du auf Fesselspiele?“, fragte sie und Agatha räusperte sich: „Wenn ich da mal dazwischen gehen dürfte? Wonder Woman hat das goldene „Lasso der Wahrheit“, womit man Menschen dazu bringen kann, dass man die Wahrheit sagt.“

„Ah…“, machte Ziva, „Und das soll uns jetzt helfen? Ich meine, vielleicht hat auch Traceless diese Comics gelesen?“

„Nein, hat er nicht.“, sagte Gina und schaute die Israelin an: „Mein Bruder hält Comics für wertlosen Zeitvertreib.“

Damit blickte sie zu Cal: „Zumindest bin ich geneigt, ihm mehr zu glauben.“

„Das freut mich.“, lächelte der Captain und schaute zu Agatha: „Aber noch schöner ist, dass mir meine M.J. glaubt.“

Die hübsche XO schüttelte ihre roten Haare, schaute den Captain an und stemmte eine Hand in die Hüfte: „Und wer sagt Dir, dass ich nicht Traceless bin?“

„Dein hypnotisierendes Funkeln in den Augen, meine Liebste. Das hast nur du. Das kann man nicht duplizieren.“

Damit ging er auf sie zu, schlang seine Arme um ihre Hüfte und schaute sie an: „Und ausserdem, kannst Du nur Agatha sein, weil ich das folgende nie mit einem Mann machen würde.“

Und schon hatte er sie gegriffen und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt.

Als sie sich voneinander lösten, grinste Agatha Cal an, wie eine Katze, die einen Kanarienvogel verschluckt hatte: „Schöne Art der Beweisführung, mein Captain. Aber ich bezweifel, dass das vor Gericht standhalten würde.“
 

Elegant schwebte das Föderationsraumschiff, dessen rot-blauer Warpantrieb durch die deuterium-graue Hülle einen Eye-Catcher-Charakter hatte, ausserhalb der Möglichkeiten der Erde, die Dragonfly mit ihren Ortungsmethoden zu erfassen. Zwar schmälerten einige Hüllenbrüche nach dem Gefecht mit den Goa’uld und der Explosion in der Arrestzelle das schnittige Aussehen, aber, wenn man die Dragonfly wirklich gedanklich in eine Frau verwandeln wollte, ließen die Schrammen, Kratzer und Wunden, die ihr beigebracht wurden, den Fakt, dass sie immer noch stolz und aufrecht stand, sie zu einer stolzen Kriegerin verwandeln.

Die George Hammond , die inzwischen ebenfalls soweit repariert worden war, dass sie aus eigener Kraft fliegen konnte, schwebte neben ihr und man konnte eine gewisse Aufbruchstimmung spüren.
 

Sam hatte gerade davon erzählt, wie sie und der Kommandant der Dragonfly sich das erste Mal getroffen hatten. Damals war es ihr verrückt erschienen, ein so junges Personal ins Weltall zu entsenden und dem Wutausbruch des damaligen Colonels O’Neill konnte sie nur aus vollem Herzen zustimmen.

Calvin selbst hörte laut Musik über seinen Walkman und ein Bleistift als Mikrophon benutzend, sang er laut den Refrain mit.

Janeway sah Carter an. „Der ist immer so.“, erklärte sie und man konnte deutlich hören, dass sie ein wenig genervt klang. Die schöne Astrophysikerin wandte sich ihr zu und fragte: „Diese Kinder und Sie anderen. Was machen sie?“

Dazu muss gesagt werden, dass der Begriff „Kinder“ ein etwas dehnbarer Begriff war, denn der Captain war zu diesem Zeitpunkt knappe 17 Jahre alt – zwar immer noch mitten in den Flegeljahren, aber, man konnte sagen, dass er aus dem Gröbsten raus war. Da war allerdings das Verhalten, das selbst die 16 jährige Rothaarige neben ihm, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lies.
 

„Wir erforschen das Weltall.“, erklärte Janeway, was O’Neill dazu brachte, sich abrupt zu ihr herumzudrehen. In seinen Augen standen Flammen und Sam, die neben ihm saß, konnte sich nicht helfen – sie gab ihm recht.

„Und dazu benutzen sie Kinder?“, eruptierte der Colonel. Janeway hob beschwichtigend beide Hände: „Wir benutzen sie nicht, sie sind freiwillig in ein Raumschiff gestiegen!“

„Natürlich. Genau wie auf Orban Kinder ‘freiwillig’ zu gehirnlosen Zombies wurden!“

Man konnte dem Colonel anmerken, dass die Sache mit den Orbanern und vor allem der jungen Merrin ihm, knappe zwei Monate nach den Ereignissen, immer noch nahe ging.

„Nein, Colonel.“, sagte Agatha mit einer sanften, abgeklärten Stimme, „Wir sind tatsächlich freiwillig losgeflogen.“

O’Neill sah ihr in die Augen: „Ja, klar. Wer weiß, was diese Leute mit euch gemacht haben. Eine Prise Nish’ta hatte aus uns damals Sektierer gemacht. Glaub mir, wir kennen uns mit Gedächtnisveränderung aus.“

Cal meldete sich zu Wort. „Was? Sie sind in Kontakt mit einer gehirnmanipulierenden Droge gekommen und konnten sich befreien? Sie müssen alle unglaublich willensstark sein.“, sagte sie.

„Mit der richtigen Technik ist alles möglich!“, konnte sich O’Neill nicht verkneifen.

Sam lächelte Abby und Tim an, die wie gebannt an ihren Lippen hingen. Dann räusperte sich die hübsche Laborgoth: „Aber – hättet ihr nicht völlig aus dem Häuschen sein müssen, wenn da plötzlich ein Föderationsraumschiff auftaucht?“

„Das wären wir wohl gewesen.“, wiegte Sam ihren Kopf mit den verzaubernd-funkelnden blauen Augen hin und her und ihr 1000-Watt-Carter-Lächeln wurde noch intensiver; „Aber wenn man selbst durch so etwas wie ein Stargate geht, kann einen nichts mehr schocken. Und ob ihr es glaubt, oder nicht. Janeway war so klug, uns darauf anzusprechen. Sie ist nicht so, wie SF-Debris sie hinstellt.“

Dieser Satz hatte gesessen, denn Sam konnte erkennen, dass um Tims Mundwinkel ein verräterisches Zucken stattfand und in seinen Augen eine Mischung aus Unglaube und Verwirrtheit miteinander rang.

„Meint Ihr, ich schau mir die Internet-Reviewer-Szene nicht an?“, lächelte Sam, „Natürlich, wenn ich Zeit habe, werfe ich einen Blick darauf.“

Sie nahm einen weiteren Schluck ihres Diät-Drinks, den sie mit den Worten „Der schmeckt einfach besser“ bestellt hatte, ehe sie sich wieder an ihr Publikum wandte: „Wie schon gesagt – Janeway hat uns gefragt, warum wir nicht allzu verblüfft reagierten und Daniel hatte es ihr dann erklärt. Sie kam zum Schluss, dass es die Zeitlinie noch mehr verändern würde, wenn man nun darauf achtete, ob irgendjemand Informationen in die Vergangenheit weiterleitete.“

„Versteh ich nicht.“, meinte eine, sich plötzlich dazusetzende Tara King und schaute Sam an. Diese schenkte ihr ein Lächeln und reichte ihr die Hand: „Tara, schön dass Du es einrichten konntest.“

„Ja und ich will auch nicht hetzen, aber – die Sache mit Bastet hat das SGC in Aufruhr versetzt. General O’Neill bittet darum, dass wir beide bald zu einer Besprechung kommen mögen. Und ich soll Captain Cat entweder alles sagen, oder ja nichts.“

Sam schaute ihre Offizierin an, zwinkerte ihr zu und sagte, mit einem leicht amüsierten Lächeln: „Erzähl es ihm. Ich bin sicher, er wird mit runterkommen wollen.“

„Aber haben wir nicht andere Sorgen?“, meldete sich Tim, „Ich meine, auf der Erde treibt sich dieser Traceless rum, und keiner weiß, was er vor hat, oder wer er ist.“

„Keine Sorge, ich passe auf den Captain und seine XO auf.“, sagte Sam und zwinkerte Tim zu: „Ausserdem bin ich sicher, dass der General auch die Meinung von Ihnen hören will.“

„Jaja“, sagte Abby und wirkte ein wenig ungeduldig: „Aber warum würde es noch mehr Schaden an der Zeitlinie verursachen, wenn von heute auf morgen keine Informationen mehr in die Vergangenheit – also unsere Gegenwart – kommen würden?“

Die hübsche Astrophysikerin lehnte sich zurück und seufzte genießerisch. Es tat so gut, einfach nur mal die letzten Jahre aufzuarbeiten.

„Also – die Kurzfassung: Man musste einen guten Moment abpassen. Das späte zwanzigste Jahrhundert ist so häufig von Zeitreisenden besucht worden, dass die temporale Barriere dort ungefähr so löcherig ist, wie ein schweizer Käse. Ausserdem gibt es dort fünf große parallele Zeitströme.Der eine setzt in den frühen zwanziger Jahren ein. Sagt euch die Star Trek-Episode „City on the edge of forever“ etwas?“

Tim nickte: “Du …”

Sofort bemerkte er, was er da gerade getan hatte, und verstummte Schlagartig, was Sam zu einem glockenhellen Lachen brachte: “Duz mich ruhig. Erstens sind wir alterstechnisch so weit nicht auseinander, zweitens erlaube ich es dir, drittens ist dies eine Fanfiction und daher nicht Canon und viertens würde ich es Dir sogar im Canon erlauben, Tim.“

Der Informatikfachmann schluckte, schaute Sam dann an und holte erneut Luft: „Du meinst also die Folge, in der Kirk und Spock in die Zwanziger reisen um McCoy zu finden?“

„Ja, und wenn sie nicht in die Vergangenheit gereist wären, hätte der gute Doktor eine Frau namens Edith Keeler gerettet, was unschöne Konsequenzen gehabt hätte. Das ist ein paralleler Zeitstrom. Ein weiterer setzt ein paar Jahre später ein – im Krieg. Ihr erinnert euch an die Folge „Sturmfront“?“

„Aus „Enterprise?“, fragte Abby und Sam nickte: „Genau. Das ist der zweite große Zeitstrom. Ein Dritter waren die ‚Eugenischen Kriege’, die eigentlich in den 90ern hätten stattfinden sollen und mit der Verbannung Khan Noonian Singhs von der Erde geendet hätten. Einen Vierten verursachte der Systemlord Ba’al, als er das Schiff, welches das Stargate von Ägypten nach Amerika hätte bringen sollen, versenkte. Ein Fünfter wurde durch den Absturz des Raumschiffes AEON verursacht, das diese Zeitlinie, mit ihrem Computerzeitalter in den 90ern verursachte.“

Der Informatikfachmann blickte die hübsche Astrophysikerin verdattert an, versuchte sich Zahlen und Daten zu merken und damit klar zu kommen – Abby nickte nur verstehend und beugte sich dann vor: „Und wenn man nun noch eine Veränderung vornehmen würde – im ausgehenden zwanzigsten, frühen 21. Jahrhundert würde es zu Komplikationen kommen.“

„Exakt.“, sagte Sam, „Anzeichen davon, was passieren könnte, habt ihr offenbar schon erlebt.“

„Ja, einen Haufen Paralleluniversumsbewohner, die hier auftauchten.“, erklärte Abby, „Aber es war eigentlich ganz lustig.“

„Soso“, lächelte Carter und beugte sich wieder vor: „Ich bin neugierig – wollt ihr es mir erzählen?“

„Gerne.“, sagte Abby und begann.
 

Es gab Momente, in denen sich Leroy Jethro Gibbs vom Schicksal verfolgt fühlte – oder auf den Arm genommen. Gerade war es Letzteres. Cal hatte sich gerade durch einen alten Trick zu identifizieren versucht und irgenwie gelang dieser sogar, weil selbst er geneigt war, ihm zu glauben. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Gibbs sich sicher war, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte. Er selbst hatte immer ein sehr starkes Bauchgefühl und dieses verriet ihm zwar, dass die Sache nicht ausgestanden war, Traceless aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht mehr an Bord weilte. Dies bedeutete, dass dieser Cal der echte war.

Und gerade, als er beschlossen hatte, diesen Fakt zu aktzeptieren, meldete sich die Türklingel. Mit einem „Herrein“ von Cal und Agatha glitt die Tür beiseite und gab den Blick auf eine junge Brünette, allerhöchstens Anfang zwanzig frei. Sie nickte in die Runde.

„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“

„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“

Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“

„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“

Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“

„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“

„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.

Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“

„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“

„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“

Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.

Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“
 

Es war doch eine etwas merkwürdige Situation, als die Tür aufglitt und Tony DiNozzo Tim und Abby sah, die sich mit einer blonden Frau unterhielten, die aussah, als wäre sie eine Zwillingsschwester von Helen Magnus.

„Sam.“, lächelte plötzlich Cal neben ihr und schaute sie an, „Das is doch mal schön, dass Du uns mit nach unten begleitest.“

Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Ich musste sowieso runter, da kann ich auch mit euch nach unten beamen.“

„Det is wohl wahr.“, machte der Captain und drehte sich um, als er das pneumatische Zischen der Tür hörte und Gina Intrupper auf ihn zukommen sah.

Die Italienerin lächelte ihn freundlich an: „Keine Panik, es wird nicht weh tun.“

Damit hatte sie ein Hypospray gezogen und Cal den Injektor gegen den Nacken gepresst.

„Au!“, machte dieser, schaute Gina vorwurfsvoll an und fragte: „Hast Du nich gesagt, dass ich nichts merken würde?“

„Nein, ich sagte, es würde nicht wehtun.“, korrigierte die Ärztin ihn, mit einem amüsierten Zwinkern, was der Captain mit einem „Hat es aber“ kommentierte, und damit, dass er sich über die Stelle rieb, die gerade nähere Bekanntschaft mit dem Injektor gemacht hatte.

Tony konnte sich das alles nicht vorstellen. Dieser Mann war - formal und ganz ohne jegweden bösen Absichten betrachtet – ein Vollidiot. Vermutlich wäre ein Kind noch eher geeignet gewesen, ein Raumschiff zu kommandieren, als er.

Es war einfach nur faszinierend. Dieser Mann trug die Verantwortung für Hunderte von Leben und war mit sowas einfachem und banalem wie einer Spritze überfodert, die…

„AU!“, machte nun auch Tony und schaute die Ärztin verblüfft an.

Okay – es tat tatsächlich weh. Oder besser gesagt: Die Injektion kam sehr überraschend.

Kurz glaubte er, das seine Sicht verschwömme, aber gerade, als er sich an der Konsole festhalten wollte, ging es wieder.

„Was war das?“, fragte er und Ziva, die gerade die Hand von ihrer Stirn nahm, schaute den Agenten an. „Tri-Ox.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, das gehört dazu, damit wir keine unangenehmen Überraschungen auf der Erde erleben.“

„Hoffentlich.“, ließ McGee verlautbaren und schüttelte den Kopf, nachdem Gina ihm die Injektion verabreicht hatte, „Mein Bedarf an Überraschungen ist für heute sowas von gedeckt.“

Und dann passierte etwas, womit eigentlich schon wieder fast jeder gerechnet hatte. Gina ging auf Abby zu, die sie anschaute, auf und ab hüpfte und fragte: „Darf ich mir das selbst injizieren? Das wäre cool.“

Die Ärztin warf einen Blick auf irgendeine Anzeige, nickte dann grinsend und überreichte der hübschen Goth den Injektor. Beinahe erfurchtsvoll betrachtete diese das Gerät, drehte es dann und injizierte sich die letzte Dosis Tri-Ox. Kurz wankte sie, schüttelte den Kopf und schaute McGee an: „Wow, das war cool.“

Dieser schaute sie an und grinste schief: „Cool ist nicht unbedingt das Wort, das ich dafür im Sinn hatte.“
 

Homeworld Security .

Hier wurden Entscheidungen von globaler Relevanz getroffen, hier wurde die Sicherheit der Erde geplant und verteidigt. Es war wie Will Smith mal über die Men in Black gesungen hatte: „We're your first, last and only line of defence against the worst scum of the universe“

In diesem Fall war der schlimmste Abschaum des Universums eine Rasse von Parasiten, die sich in Menschenkörpern einnisteten, um Götter zu spielen.

Und im Gegensatz zum Hauptquartier der Men in Black aus dem Film, war dies hier ganz bestimmt nicht LaGuardia Airport in New York. Nein, dies war ein eigentlich recht unscheinbar wirkendes Gebäude im Herzen von Washington.

Sam konnte sehen, wie das Gesicht Captain Cats eine gewisse Enttäuschung verriet, aber – was hatte er erwartet? Ein großes Gebäude, das mit leuchtenden Buchstaben darauf hinwies, dass hier die Sicherheit der Erde verteidigt wurde?

Eines ihrer berühmten strahlenden Lächeln umspielte ihre Lippen und Amüsement funkelte in ihren grau-blauen Augen.

„Nicht ganz das, was Du erwartet hattest, oder?“, fragte sie, klopfte dem Offizier mitfühlend auf die Schulter und ging auf den Eingang zu. Hier hatte Sam die Führung.
 

Gibbs sah weder Sinn noch Nutzen darin, sich ‚vorzudrängeln’. Erstens war es nicht sein Stil, zweitens mochte er es, wenn jemand auf dessen Gebiet führend war oder sich zumindest auskannte – solange er nicht in irgendein sinnloses technologisches Geblabber verfiel, das kaum einer verstand – und drittens musste er zugeben, dass er von den Dingen, die hinter der Tür von Homeworld Security lagen, keinen blassen Schimmer hatte. Und es war eigentlich interessant. Noch vor knapp 3 Wochen hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, dass Raumschiffe, Ausserirdische, Zeitreisende und Formwandler existierten. Und noch vor 3 Wochen wäre es ihm egal gewesen, was dort draußen, hinter dem Rand des Sternenlichts – oder auch „beyond the rim of the starlight“ - geschah. Wann immer man ihm erzählt hätte, dass jemand von Ausserirdischen entführt worden war, oder dass sich „beyond the rim of the starlight“ Dinge abspielten, die so wundervoll, so erschreckend waren, dass man an seinem eigenen Verstand zweifelte, er hätte diesen Menschen für verrückt erklärt.

Ja – natürlich hatte er, Gibbs, die Mondlandung gesehen und die berühmten Worte von Neil Armstrong inzwischen oft genug gehört. Die Meldung, dass das Shuttle von Captain William ‚Buck’ Rogers in den unendlichen Weiten verschwunden war, hatte er auf dem Weg zum Stützpunkt gehört und anschließend Shannon in die Arme genommen. Auch andere Katastrophen im Zusammenhang mit dem Raumfahrtprogramm hatte er mitbekommen und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass all dies irgendwann mal darin gipfeln würde, dass er mit zwei Offizieren einer Sternenflotte, die es offenbar doch gab, obwohl sie fikitiv war, unterwegs wäre, um einen Verbrecher zu fangen. Und dann stand die attraktive Blonde vor ihm und bedeutete ihm, dass man hier seine Waffen konfiszieren würde.
 

Ziva waren Geheimgesellschaften nicht unbekannt und der Fakt, dass sie durch McGee einige Star-Trek-Folgen gesehen hatte, ließen sie all die Fakten, mit denen sie auf der Dragonfly konfrontiert gewesen war, recht schnell begreifen. Es war einfach nur faszinierend, diese Halle zu sehen, durch die sie gerade schritten.

Sam Carter ging mit der natürlichen Autorität, die ihr innewohnte voran, kannte jeden Winkel und salutierte jedem Soldaten, der ihr entgegen kam, zu. Dann erreichten sie einen großen Konferenzraum, in dem genug Platz war, um sie alle zu beherbergen.

Der Mahagoni-Tisch musste teuer gewesen sein, und sie fragte sich gerade, ob die Steuergelder auch hier hineinflossen. Es würde sie nicht wundern, wenn diese gesamte Geheimgesellschaft, die sich die Präsidenten der USA seit einigen Jahren leistete, nicht auch zum Teil mit der bekannten Lehman-Brothers-Pleite zu tun hatte. Und der beste Weg, Unsummenausgaben zu verschleiern, war tatsächlich, eine Bank für sowas haften zu lassen.

Sie nahm platz und fühlte, wie der Stuhl sich an ihre Körperform anpasste.

Kurz lehnte sie sich zurück, als sich die Tür schloss und Stille einkehrte.
 

Die Stille legte sich betäubend über die Köpfe der Anwesenden, wie ein mit Chloroform getränktes Tuch. Zuerst versucht man, sich dagegen zu wehren, aber bald scheint man keine Chance mehr zu haben. So ähnlich war es mit der hier vorherrschenden Stille.

Dann öffnete sich eine weitere Tür, und allein die Lautstärke des Öffnens konnte gut und gerne mit einer Explosion konkurrieren. Als die Tür sich wieder schloss, folgte Ziva dem den Raum betretenden Mann, der in eine blaue Air-Force-Uniform gekleidet war und ein militärisch-zackiges Verhalten an den Tag legte. Doch irgendwas war da – sie konnte es nicht ganz wahrnehmen, aber es fühlte sich so an, als ob dieser Mann die militärische Zackigkeit nur als eine Art Fassade, eine Art Maske trug.

Unbewusst verkrampfte sie sich und Tony schaute sie an.

„Alles in Ordnung?“

Ihr Atem ging schneller, sie hatte das Gefühl, in eine Falle gelaufen zu sein, aber … offenbar war sie die Einzige.

Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein? , dachte sich Ziva und nickte dann Tony zu: „Natürlich, DiNozzo. Warum fragst du?“

Dann wandte sie sich wieder zu dem Mann, der sich nun an den Kopf des Tisches setzte und sie alle der Reihe nach anblickte. Der blonde Schopf Sams, war kurz ihr zugewandt – Zeichen dass sie sich mit dem Mann unterhielt – und auch, wenn sie nicht verstand, was der Mann sagte, signalisierte die Körperhaltung Sams, dass sie zwar aufmerksam, aber eigentlich entspannt war.

„Soso.“, machte der Mann plötzlich und seine braunen Augen schienen jeden in diesem Raum kurz zu durchleuchten. Dann beugte er sich vor und fixierte den Captain, der zwei Plätze neben ihr saß.

„Ich sitze in meinem Büro, denke an nichts Böses und plötzlich werde ich darüber informiert, dass ein Föderationsraumschiff im Orbit schwebt.“, sprach der Mann und warf dem Captain ein ironisches Lächeln zu: „Könntest Du vorher bescheid sagen, wenn Du deine Schrottkiste parkst, Cal?“

Der Captain wandte sich ihm zu. Da Ziva hinter ihm saß, konnte sie das Mimenspiel des Offiziers nicht sehen, aber die Stimme Cals klang amüsiert: „Hey, immerhin sehen wir besser aus, als eure plattgetretenen Zerstörer, Jack.“

Kurz umwölkte irgendwas, was sie nicht ganz erfassen konnte, den Blick des Generals, dann lehnte er sich zurück und betrachtete den Captain und seine XO: „Ihr habt also tatsächlich mal wieder Krieg angezettelt, ja?“

Cal schüttelte verwirrt den Kopf und auch Agatha schien überrascht zu sein.

„Krieg, Jack?“, fragte sie.

General O’Neill lehnte sich wieder vor, die Ellbogen auf den Mahagoni-Tisch gestützt, und schaute die beiden Starfleetoffiziere an. Er nickte ernst.

„Wir haben gerade ein Kommunique von Anise erhalten.“

„Anise?“, echote Cal, „Wie geht’s ihr denn? Trägt sie immer noch so wenig?“

Kurz umspielte ein Lächeln die Gesichtszüge des Colonels, ehe er antwortete:

“ Wie es aussieht, haben einige Tok’ra-Spione bei den Goa’uld erfahren können, dass die Würmchen wieder mobil machen.“

Nun war es an Cal, sich zurückzulehnen. Er schlug sich beide Hände vors Gesicht und stöhnte in sie hinein, was der Stimme einen hohlen Klang gab.

„Oh Gott.“, machte er, nahm dann die Hände wieder vom Gesicht und betrachtete erst Sam, dann Jack: „Gibt es eine Möglichkeit, die ganze Sache…“

Der General nickte: „So wie ich das verstanden habe, ist Dakara – ihr wisst schon, die gewählte Heimatwelt der freien Jaffa-Allianz – der Dreh- und Angelpunkt. Wenn Dakara fällt, haben die Goa’Uld wieder ihre Jaffa-Diener und können in beeindruckender Truppenstärke aufmarschieren.“

Sam beugte sich vor: „Ich kann die George Hammond in einigen Stunden flugbereit haben.“

Jack schüttelte den Kopf: „Negativ. Das dauert zu lange. Die Hammond bleibt für weitere Reparaturen im Trockendock. Wir werden das Gate nehmen.“

„Wir?“, echote Cal und schaute den General fassungslos an: „Jack, hältst Du das für klug?“

„Wann hab ich je das ‚kluge’ getan?“, gab der General eine Gegenfrage.

„Das ist wohl wahr:“, zuckte der Offizier mit den Schultern, „aber…“

Er stockte und schaute seine XO an.

„Hast Du mich gerade getreten?“, fragte er und Agatha deutete nach draußen: „Wenn ich dich mal kurz sprechen dürfte?“

Irgendwas in ihrer Stimme schien keinen Aufschub zu dulden. Sie griff die Hand des Captains und ging.

Was da wohl los war?

Sam und Jack tauschten ebenfalls verwirrte Blicke.

Dann stand Ziva auf: „Wenn Sie mich entschuldigen… wo ist die Toilette?“

„Dritte von links.“, sagte Sam, „Wir warten, bis ihr alle wieder da seid.“
 

Natürlich musste Ziva nicht wirklich aufs Klo, aber sie war neugierig und wollte wissen, was so wichtig war, das Agatha wieder einschritt. Also folgte sie den beiden Offizieren, langsam, vorsichtig, mit den Schatten des Gebäudes verschmelzend. Dafür war sie trainiert, dafür hatte sie den richtigen Körperbau und die Möglichkeiten, sich zu bewegen. Bald hatte sie einen guten Ort erreicht, von dem sie die Unterhaltung des Captains und der XO mithören konnte.

„… halte das für keine gute Idee, Gathy. Sie haben uns gerettet.“

„Du weißt, dass es keinen anderen Ausweg gibt? In den Geschichtsbüchern steht es so.“, sagte Agatha und man konnte deutlich hören, dass sie mit sich einen Kampf ausfocht, „In den Geschichtsbüchern steht, dass die dritte Schlacht um Dakara die sein wird, bei der SG-1 einen letzten heroischen Kampf abliefert.“

„Wir wissen nicht, ob sie wirklich sterben.“, erklang die Stimme des Captains, aus der Tonnen von Zweifel sprachen, „Und es wäre ein Leichtes, sie zu retten.“

„Ja, aber dann müsstest Du auch in die Vergangenheit, und Captain Stone retten. Du weißt, dass wir das nicht tun können.“, hörte Ziva mit immer schneller werdendem Atem die Stimme Agathas, die nicht glücklich damit klang, was sie gerade tat.

„Agatha – ich will SG-1 nicht ins Verderben schicken.“

Ziva beugte sich aus ihrem Versteck und sah, wie Cal seine Freundin griff und seinen Kopf gegen ihre Schulter barg.

Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, streichelte ihn und schluckte.

„Ich weiß.“, sagte sie mit brüchiger Stimme, „Ich bin auch kein Fan davon. Aber – es ist so. Es steht so geschrieben. SG-1 stirbt bald.“
 

Ziva hatte keine Ahnung, wer dieses „SG-1“ war, aber anhand des Faktes, dass ein Ort namens Dakara genannt wurde, und der General diesen Ort gerade eben erwähnt hatte, war es eine sichere Annahme, dass sowohl Jack als auch Sam zu diesem Team gehörten. Und diese Leute wollte Agatha in den Tod schicken?

Als sie realisierte, was sie gerade getan hatte, fragte sich Ziva, wo ihre Motivation gelegen hatte und wieso sie ausgerechnet jetzt eingriff.

Sie kam aus ihrem Versteck hervor, griff sich Cal und Agatha an je einem Arm und zog sie mit sich. Schnell schaute sie sich um, trat die Tür zur nächstbesten Besenkammer auf, schubste zuerst Cal, dann Agatha hinein und betrat schließlich selbst den Raum.

Der Captain rappelte sich auf, schaute Ziva verständnislos an, als sie ihm plötzlich die Beine wegzog und ihm ihren Fuß gegen den Adamsapfel presste.

„Ziva… k… krieg keine Luft.“, keuchte Cal. Die hübsche Israelin schaute ihn mit kaltfunkelnden Augen an, beugte sich vor, griff den Phaser Agathas und zielte auf sie.

„Okay – warum wollt ihr SG 1 sterben lassen.“
 

Wenn niemand in Besprechungen etwas sagt, neigen diese Veranstaltungen dazu, schnell ziemlich langweilig zu werden. Tony DiNozzo verfluchte sich gerade dafür, nicht irgendwelchen Lesestoff mitgenommen zu haben. Momentan würde er alles lesen - Readers Digest, ein Wissensmagazin oder den Playboy – Hauptsache war, dass es ihn von der gähnenden Langeweile ablenkte, die gerade im Raum zu spühren war.

Er seufzte, lehnte sich im Sessel zurück und versuchte, wenigstens ein wenig produktiv zu sein.

Mal sehen – was hatte man für einen Fall?

Da war ein Typ – ein hochrangiger Captain – umgelegt worden. Das Schwert, ein Beid- oder auch Bastardhänder wies Fingerabdrücke von drei Petty Officern auf, von denen keiner zur fraglichen Tatzeit in der Nähe des Fundortes der Leiche war. Auch ohne das Eintreffen der beiden Sternenflottenoffiziere war die Sache klar – jemand hatte versucht, die P.O.s Riker, Troi und Turner hereinzulegen. Wozu? Gute Frage.
 

Die Anwesenheit der Sternenflottenoffiziere machte die Sache noch undurchsichtiger, brachten sie doch tatsächlich mit diesem Typen namens „Traceless“ einen vollkommen neuen Spieler ins Bild. Und dieser Traceless war auch noch in der Lage, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu „verflüssigen“, beziehungsweise anderer Leute Gestalt anzunehmen. Wie sollte man da den Überblick behalten? Überhaupt wurde sie Sache durch verschiedene Akteure aus Gegenwart und Zukunft, einem zeitreisenden Ari, der wer-weiß-wohin-verschwunden war und mysteriösen Hintermännern, die das Eq uipment, den Attentäter vor seinem Tode bewahren zu können und ihn immer wieder in die Nähe Gibbs und Co bringen zu können, irgendwie organisiert hatten, nur noch mehr erschwert - um nicht zu sagen: Undurchsichtig.

Wo war Traceless und wer waren die Hintermänner hinter dieser ganzen Sache?

Tony überlegte, fand sich aber irgendwie nicht in der Lage, das Rätsel zu lösen.
 

Das leise Räuspern Sam Carters riss ihn aus seinen Gedanken. Überrascht schaute er zu ihr, die entschuldigend in die Runde lächelte und sagte: „Wenn Sie mich auch kurz entschuldigen möchten?“

Damit schob sie den Stuhl zurück, erhob sich und ging mit anmutigen, beherrschten Bewegungen.
 

Cals Gesicht hatte inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen, aber Zivas Schuhe blieben an Ort und Stelle. Sie schaute ihn immer noch feindseelig an, als Agatha mit einem leichten Räuspern ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Lass es mich Dir erklären.“, sagte sie und erhob sich unter den mißtrauischen Augen Zivas.

Sie nicht aus dem Blick lassend, nahm sie den Fuß von Cals Kehle und platzierte ihn auf der Schulter. Dabei achtete sie darauf, dass sie genug Gewicht auf ihn ausübte, um ihn am Boden zu halten, aber nicht genügend Gewicht, um ihn zu verletzen.

„Okay“, nickte die hübsche Israeli: „Aber keine Tricks.“

„Keine Tricks“, sagte Agatha und schaute sie aus grasgrünen Augen an: „Ich… ich weiß, wie das rüberkommen muss, aber – wir wollen eigentlich auch nicht, dass SG-1 stirbt. Das Problem ist, dass wir diese Ereignisse geschehen lassen müssen.“

Sie machte eine Pause, streckte sich einmal kurz und man konnte ihr ansehen, dass sie kurz damit liebäugelte, Ziva die Waffe zu entreißen. Die Israeli hob die Waffe erneut, verstärkte den Druck auf Cals Schulter, was dieser mit einem schmerzerfüllten Stöhnen quittierte und dann zu Agatha sah.

„Dann erklär mal.“, knirschte er.
 

Die hübsche Astrophysikerin lenkte ihre Schritte durch die großen Hallen des Gebäudes.

Wo waren Agatha, Cal und Ziva? Dass die hübsche Israeli den dringenden Toilettenbesuch vorgeschoben hatte, war klar und die Begründung mehr als nur ein Feigenblatt. Also musste es etwas sein, das die Drei wirklich betraf. Stellte sich natürlich die Frage, wo die Drei sich befanden.

Sam Carter schaute sich um. Oft genug war sie in diesen Fluren und Korridoren unterwegs gewesen,, man konnte also tatsächlich behaupten, dass sie das Terrain kannte. Aber wenn ihr jemand so einfach entkam – kannte sie es dann tatsächlich? Diese Frage ging ihr nicht aus dem Sinn, als sie aus einer Tür, die deutlich als Besenkammer gekennzeichnet war, ein lautes Geräusch hörte. Aha – da waren sie also.

Sie streckte ihre Hand nach der Klinke aus, drückte sie herunter und…
 

Cal knirschte mit den Zähnen, als Ziva den Druck verringerte. Die Frau konnte sich denken, dass der Captain Schmerzen hatte und dies tat ihr sogar leid. Allerdings musste sie wissen, was hier los war.

Agatha hob die Stimme.

„Also – Du kennst doch die Logik hinter einem Großvaterparadoxon, oder?“, fragte sie und Ziva nickte: „Natürlich. Ich reise in die Vergangenheit, töte dabei versehentlich meinen Großvater, was bedeutet, dass ich nicht geboren werden kann. Also kann ich auch nicht in die Vergangenheit reisen, weswegen mein Großvater nicht stirbt, weswegen ich wieder geboren werde, in die Vergangenheit reise und…“

Jetzt war es an Agatha zu nicken.

„Aus dem Grund dürfen wir uns in Ereignisse in der Raum-Zeit nicht einmischen.“, erklärte sie.

Ziva räusperte sich: „Aber… habt Ihr die Zeitlinie nicht schon geändert? Dadurch dass ihr uns helft, den Mord an Stone aufzuklären, und so weiter?“

Die hübsche XO wiegte abwägend mit dem Kopf, was Ziva dazu brachte, sich zu fragen, ob Agatha ihr nun die Wahrheit auftischen würde, oder nicht.

„Also – eigentlich ist es so, dass wir den Zeitfluss einhalten müssen. Der Mord an Stone war ja eigentlich auch nicht geplant. Schließlich ist er ein Kontrolloffizier aus der Zukunft.“

„Aber müsste dann nicht sowieso eine neue Zeitlinie begonnen haben, sodass alle Karten neu gemischt wurden?“

Cal richtete seinen Kopf auf und schaute zu Ziva herüber: „Eigentlich hast Du recht, aber wir versuchen ja, die Zeitlinie wieder zu bereinigen.“

Diese Antwort ließ die hübsche ehemalige Mossad-Agentin auflachen, was Agatha und Cal dazu brachte, zuerst sich und dann sie verwundert anzublicken. Irgendwie hatte Ziva das Gefühl, dass in den Augen der beiden Offiziere die Frage stand, ob sie komplett durchgedreht sei.

Also beruhigte sie sich wieder, schaute die Beiden an und sagte: „Entschuldigung, das ich so lachen musste, aber - wisst ihr, wenn ihr die Zeitlinie bewahren wollt, macht ihr einen echt miesen Job. So viele Logiklöcher und Paradoxien haben sich inzwischen ergeben – das kann man nur noch dadurch klären, das man die kompletten Aufzeichnungen über die letzten Erlebnisse streicht.“

Der Captain schaute sie ernst an: „Eigentlich rechnen wir darauf, dass ihr genau das tut. Ihr sollt alle Aufzeichnungen über Stone, seine Ermordung et cetera löschen und vernichten. Also zumindest den Teil, das er aus der Zukunft kam. Diese Informationen dürfen nicht in die Öffentlichkeit und… darf ich mich wieder aufrichten?“

Ziva nickte und gestattete es dem Offizier.

Dieser rappelte sich hoch. Agatha schaute ihn an, legte den Kopf schief und sanft eine Hand auf seine Schulter: „Alles in Ordnung?“

„Ich werds überleben.“, murmelte der Captain, „hoffentlich.“

Damit wandte er sich an Ziva: „Also. Was die Öffentlichkeit - und damit meine ich alles ausserhalb des Major Response Teams, einschließlich Abby und Ducky - angeht, ist Captain Stone tatsächlich nur ein einfacher Navy Captain gewesen, seine Frau und seine Sekretärin ebenfalls und Leon Vance ist auch kein Sternenflottenoffizier. Wenn diese Informationen gelöscht werden, dürfte mit der Zeitlinie eigentlich nichts Schlimmes passieren. Und deshalb muss in dieser Zeitlinie alles so ablaufen, wie es normalerweise abgelaufen wäre.“

„Das heißt, SG-1 muss tatsächlich sterben?“, fragte Ziva und Cal nickte: „Ich befürchte es. Und es wäre wirklich sehr wichtig, dass Du es dem Team – und dieses mal schließe ich dein Team mit ein – nicht verrätst.“

Ziva nickte.

„Wenn es so wichtig für die Zeitlinie ist…“

„ist es.“, sagte Agatha und legte der Israeli eine Hand auf die Schulter: „Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern - so wie ich jeden opfern würde. Die Dragonfly, Cal, Dich… “

Der Captain schaute sie verblüfft an, deutete dann auf sich und machte: „Miep?“

Dann öffnete sich die Tür, etwas wurde hereingeworfen und die Tür wurde wieder geschlossen. Von einem Augenblick zum Anderen wurde der Raum mit einem sehr süßlichen Geruch gefüllt. Agatha schaute auf das Objekt, das diesen Geruch verbreitete und murmelte: „Gas.“

Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.



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