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kyoosha - learning by doing

AoixKanon
von

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Wie man sucht und findet

Wie man sucht und findet
 

Als Kanon aufwachte, war das Erste, was ihm in den Blick fiel, die Flaschen auf dem Tisch. Sie hatten nicht so viele geleert wie er zu Beginn des Abends befürchtet hatte. Trotzdem hatten sie bei ihm ihre Wirkung gezeigt. Bei Aoi konnte er das allerdings nicht so richtig sagen. Er hatte ihn erst einmal wirklich richtig betrunken erlebt. Das war auf Miyavis Geburtstagsparty gewesen und an die waren seine eigenen Erinnerungen ein wenig verschwommen. Aus verständlichem Grund.
 

Langsam setzte sich der Bassist auf und sah sich um. Der Raum lag im Dunkeln. Der Fernseher war ausgeschaltet. Nur der schwache Lichtschein der Straßenlaterne fiel ins Zimmer.

Aoi war nicht zu sehen. Dafür aber eine Decke, die gerade den Weg auf den Boden fand. Kanon hob sie auf und kuschelte sich an sie. Sie roch nach Aoi. Bei genauerer Betrachtung stellte er fest, dass es tatsächlich die Decke des Älteren war. Wie ein kleines Kind schlang er sie um sich und stand auf, um zu seinem Zimmer zu tapsen. Vorsichtig öffnete er die Tür und blickte in den Raum. Aber er war leer.

Auch aus dem Bad kam kein Geräusch und bei Reita nachzuschauen, traute er sich nicht. Was sollte Aoi auch in Reitas Zimmer?

Kanon warf der geschlossenen Tür zum Zimmer des Blonden einen feindlichen Blick zu. Und wenn Aoi doch dort drin war? Und… wenn Reita auch dort drin war?

Die leuchtende Anzeige der Anlage sagte ihm, dass es 1.17 Uhr war. Zu früh für den Blonden schon zu Hause zu sein. Eigentlich.

Er überlegte und kam schließlich zum Schluss, dass er nachgucken musste.

Noch leiser als zuvor drückte er die Klinke zu Reitas Zimmer runter und öffnete langsam die Tür. Der schwache Lichtschein fiel sofort in den kleinen Raum. Direkt auf das Bett.

Es war leer.

Erleichtert atmete Kanon aus und schloss die Tür wieder. Dafür tat sich ihm jetzt wieder die ursprüngliche Frage auf: Wo war Aoi?

Vielleicht war ihm langweilig geworden, weil Kanon eingeschlafen war, und war deshalb rausgegangen, um zu feiern. Der Ältere war ja noch ziemlich wach und aufgedreht gewesen. Eigentlich wäre es das Logischste in diesem Moment gewesen ins Bett zu gehen. Nur war Kanon jetzt überhaupt nicht mehr müde. Außerdem fühlte er sich alleine in der dunklen Wohnung. War er in den letzte Wochen hier jemals alleine gewesen?

Die Frage war nur, was er gegen die Einsamkeit machen sollte. Aoi konnte überall sein! Wobei Kanon das eigentlich bezweifelte. Der Ältere hätte ihm sonst einen Zettel hinterlassen und er konnte keinen sehen.

Angestrengt überlegte Kanon, wohin der Gitarrist verschwunden sein konnte. Und zu seiner eigenen Verwunderung hatte er sogar eine Idee.

Er konnte sich daran erinnern, dass Kai mal beiläufig einen Ort erwähnt hatte, an dem sich der Ältere manchmal aufhielt.

Schnell ging Kanon in Aois Zimmer und nahm sich den Ersatzschlüssel der Wohnung, den der Ältere ihm mal gegeben hatte. Jetzt, wo er eine Vermutung hatte, wollte er auch unbedingt wissen, ob sie stimmte.

Die Decke nahm er mit. Wenn er Recht hatte, würde er sie wahrscheinlich brauchen.
 

Kaum war die Tür ein Spalt weit offen, kam dem Bassisten die kalte Nachtluft entgegen. Vorsichtig betrat er den Vorsprung, von dem eine kleine Treppe weiter aufs Dach des Gebäudes führte. Ein bisschen mulmig war ihm schon dabei. Natürlich gab es ein Geländer, weshalb der Vorsprung eigentlich nichts anderes war als ein kleiner Balkon. Allerdings sahen die Metalltreppen nicht sehr einladend aus. Vor allem nicht in der Dunkelheit.

Entschlossen wickelte Kanon die Decke etwas fester um seinen Körper und stieg die Stufen empor, während er sich wünschte, dass Aoi wirklich auf dem Dach war. Sonst wäre er ganz umsonst raus in die Kälte!
 

Als er oben ankam, stellte er erfreut fest, dass er wirklich nicht alleine auf dem Dach war. Etwas weiter weg saß eine Person. Kanon glaubte Aoi in ihr zu erkennen, doch es war ziemlich dunkel und der Mond nur eine dünne Sichel, die in dieser Nacht kein Licht spenden würde. Trotzdem war sich Kanon sicher. Allein die ganze Art, wie er da mit dem Rücken an der steinernen Absperrung am Rand des Daches lehnte. Ein Bein hatte der Sitzende angezogen und eine Flasche in der Hand. Den Kopf an den Stein hinter sich gelehnt.
 

Das Dach war nicht besonders groß. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass es nur zwei Wohnungen auf einem Stockwerk gab. In der Mitte schien so etwas wie ein Lüftungsschacht die Ebenheit des Daches zu unterbrechen, aber sonst war es relativ aufgeräumt und sauber.

Erst als er ein leises „Kanon?“ hörte, bemerkte der Bassist, dass er immer noch unbewegt an der Treppe stand, und blicke zu dem anderen hinüber, der ihm jetzt den Kopf zugewandt hatte. Es war eindeutig Aoi. Aber im gleichen Moment kam ihm die Erkenntnis, dass dieser bestimmt nicht einfach aus Langeweile hierher gekommen war. Widerwillig erinnerte er sich an das Gespräch mit Kai. Der Drummer hatte ihm gesagt, Aoi würde nur hierher kommen, wenn er seine Ruhe brauchte. Und vor wem brauchte Aoi denn seine Ruhe, wenn nur er und Kanon selbst in der Wohnung waren?

„Ich… Ich wollte nur sehen, wo du bist.“ Das wollte er ja wirklich nur tun. „Also… Ich geh dann wieder.“ Kanon machte auf dem Absatz kehrt. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht?! Er hatte doch gewusst, dass, wenn Aoi wirklich auf dem Dach war, dieser allein sein wollte. Dass er aus gutem Grund an einem so einsamen Ort war!
 

Das metallene Geräusch der kleinen Stufen klang in seinen Ohren, als er Aois Rufen hörte. Kanon war schon fast an dem kleinen Absatz der Treppe angekommen, als er sich umdrehte und den Älteren oben stehen sah.

Und dann rutschte er ab. Er fiel nur eine Stufe, aber kam mit einem dumpfen Laut auf den Knien auf. Es war weniger der Schmerz, der ihn zusammenzucken ließ, als er auf dem kalten Metall aufkam, sondern das Geräusch, das die Treppe von sich gab. Sie wackelte bedrohlich. Und unter ihm war eine scheinbar endlose Leere bis zur Straße.

Er hatte Angst.

„Kanon! Hast du dir weh getan?“

Die Treppe geriet noch mehr ins Wackeln. Der Bassist spannte seinen gesamten Körper an. Er konnte seinen Blick nicht mehr von dem Gitter unter seinen Händen nehmen.

Erst als sich eine Hand auf seine Wange legte und seinen Kopf sanft aber bestimmt von dem Untergrund wegdrehte, löste er sich ein wenig aus seinem Schockzustand. Selbst in der Dunkelheit konnte er in Aois Augen Sorge erkennen. Vielleicht lag das auch daran, dass sich ihre Gesichter so furchtbar nah waren.

„Ist alles bei dir in Ordnung?“

Dieses Mal nickte Kanon, auch wenn er sich immer noch ziemlich zittrig fühlte. „Ich hab mich nur erschreckt“, murmelte er leise. „Tut mir Leid. Ich wollte dir nicht nachspionieren.“

„Das muss dir nicht Leid tun.“

„Ich wollte dich nicht stören.“

„Ich hab dich gern bei mir.“

„Am besten geh ich wieder rein und…“

„Kanon? Leistest du mir ein bisschen Gesellschaft? Natürlich nur, wenn du willst und wenn wirklich alles in Ordnung ist.“
 

Der Bassist hatte sich so auf seine Entschuldigung konzentriert, dass er Aois Antworten gar nicht richtig gehört hatte. Erst bei den letzten Worten, als der Ältere plötzlich angefangen hatte seine Finger zärtlich über die Wange streichen zu lassen, auf der immer noch seine Hand lag, schenkte Kanon ihm wieder seine volle Aufmerksamkeit.

Umso überraschter war er von dem Vorschlag des Älteren.

Und der Zärtlichkeit, mit der Aoi ihn ansah.

Und dem liebevollen Lächeln.

War der Ältere ihm noch ein Stück näher gekommen?

„Ich würde dir gerne noch ein wenig Gesellschaft leisten“, hauchte er leise. Aois Lächeln wurde stahlender, so wie Kanon es schon öfter beobachtet hatte. Und wie auch sonst war er diesem Lächeln sofort verfallen.

So ließ er sich auch ohne irgendwelchen Widerstand zu leisten von Aoi auf die Beine ziehen. Scheinbar hatte sich das Gitter leicht in sein Fleisch gebohrt und hinterließ nun an den Stellen einen beißenden Schmerz. Was den Bassisten allerdings mehr sorgte, war das krächzende Geräusch der Treppe, als sie aufstanden.

„Nicht!“, rief er aus einem Reflex heraus und stand wie versteinert da. Den Blick auf das Gitter gerichtet, durch das er unfreiwillig auf die scheinbar so endlos weit entfernte Straße unter sich sah.

„Hast du dich verletzt?“ Aoi klang wirklich besorgt. Er hatte vom Aufhelfen noch immer einen Arm um den Jüngeren gelegt und ließ ihn auch jetzt nicht los.

Kanons Herz schlug so schnell. Die Treppe hatte mittlerweile wieder in den Ruhezustand gefunden, trotzdem stand er angsterfüllt da.

„Komm, gehen wir hoch und dann schauen wir uns mal an, ob du dir was aufgeschlagen hast.“ Der Gitarrist wollte ihn mit sich ziehen, aber Kanon setzte nur zögernd einen Fuß vor den anderen. Wieso war ihm eigentlich nicht aufgefallen wie instabil die Treppe zu sein schien, als er zum ersten Mal nach oben gegangen war?

Er drückte sich ein bisschen näher an Aoi, woraufhin sich dessen Griff um seine Schulter verstärkte. Und gleich wurde es wärmer und Kanon fühlte sich sicherer. Es war merkwürdig. Der Ältere konnte ihm ja auch nicht helfen, wenn die Treppe wirklich so instabil war, wie sie aussah, aber trotzdem fühlte er sich sicherer bei ihm. Plötzlich fiel es ihm viel leichter, die Stufen hinaufzugehen und als sie oben waren, fand er es fast schon schade, denn jetzt würde ihn Aoi sicher loslassen.

Aber nichts dergleichen passierte. Erst als er mit dem Älteren an dessen früherem Sitzplatz auf dem Dach angekommen war, löste er seinen Arm von ihm.
 

„Setz dich. Ich hol nur kurz was.“ Und damit ließ ihn Aoi alleine und rannte zurück zur Treppe. Kanon sah ihm reglos hinterher. In seinem Kopf drehte sich alles und das kam sicher nicht vom Alkohol. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, stand der andere auch schon wieder bei ihm. In der Hand hielt er die Decke, die der Bassist bei seinem kleinen Sturz wohl hatte fallen lassen. „Hier.“ Aoi trat vor ihn und legte sie ihm um die Schultern. Aber die Wärme, die sie ihm vorhin gegeben hatte, blieb aus. Er wollte die Decke nicht. Er wollte viel lieber, dass ihm Aoi die Wärme gab, die er vorhin gespürt hatte.

„Tut es sehr weh?“, fragte der Ältere besorgt und legte seine Hand auf Kanons Oberschenkel nachdem er sich neben ihn gesetzt hatte.

“Nicht weiter schlimm“, meinte dieser wahrheitsgemäß. Seine Knie brannten zwar leicht, doch wurden die Schmerzen von dem Gefühl überschattet, das Aois Hand auf seinem Bein hinterließ. Er wollte dem Älteren näher sein. So nah wie eben auf der Treppe.

„Allerdings ist mir immer noch ein bisschen kalt.“ Kanon kaute nervös auf seinem Piercing herum, hoffend dass Aoi den billigen Trick nicht durchschaute. Zu seiner Erleichterung nahm der Gitarrist tatsächliche die Hand von seinem Bein und legte seinen Arm dann um den Jüngeren.

„Besser?“, fragte Aoi und klang dabei leicht belustigt. Kanon war das eigentlich egal. Er wusste, dass der Ältere ihn damit nicht auslachen wollte. Das war einfach nicht seine Art.

„Viel besser“, gestand der Jüngere und rutschte Aoi sogar noch ein bisschen näher. Sein Herz schlug schneller. Sein gesamter Körper kribbelte. Im gleichen Moment fühlte er sich entspannt und geborgen.

Ihm waren diese gesamten Kleinigkeiten schon so oft aufgefallen. Wieso hatte er sich immer dagegen gewehrt? Wieso hatte er sich immer nur tot gestellt und gewartet bis der Moment vorbei war, anstatt es einfach zu genießen? Denn es gab so viel, was man in Aois Nähe genießen konnte!
 

Ein zufriedenen Seufzen verließ seine Lippen, woraufhin Aoi ihn kurz etwas fester an sich drückte. Grinsend sah Kanon zu dem Älteren und ließ dann seinen Blick über die Umgebung schweifen.

Die Dächer der anderen Häuser waren nicht sehr viel höher als ihr eigenes. Nur vereinzelnd stachen einsame Wolkenkratzer in die Höhe, doch je weiter man sah, desto mehr gab es von ihnen. Bis sie in der Ferne den gesamten Horizont bedeckten. Eigentlich bot dieses Dach keinen besonders schönen Ausblick. Erst als Kanon den Kopf gen Himmel hob, konnte er nachvollziehen, was Aoi immer wieder hier hoch lockte.

Es standen ein paar Wolken am Himmel und trotzdem war der Blick atemberaubend. Die Lichter der Innenstadt waren zwar noch immer hell, aber weit genug entfernt, sodass Kanon die Sterne sehen konnte. Ein leises „Wow“ kam ihm über die Lippen, während er den Kopf weiter in den Nacken legte.

Kanon konnte sich nicht daran erinnern, wann er den Himmel zuletzt betrachtet und dabei ein so unbeschreiblich gutes Gefühl gehabt hatte. Er spürte, wie Aoi neben ihm ebenfalls nach oben sah, und lächelte anschließend. Es war schön hier zu sein. Es war schön, die Sterne betrachten zu können und währenddessen eingekuschelt in eine Decke Aoi neben sich sitzen zu haben. Ja, er war wirklich froh darüber, hier rauf gekommen zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  klene-Nachtelfe
2010-12-11T19:10:41+00:00 11.12.2010 20:10
Hach...*verträumt seufzen tu*
Ihr seid wirklich klasse!!!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2010-12-04T20:06:10+00:00 04.12.2010 21:06
awwwwwwwwwww~
kitsch³
aber das MUSS sein *____* ♥ ♥ ♥
gott... bei denen gehts doch etwas voran =D
das ist toll!
tolltolltolltoll!
weitermachen xD
Von:  Black_Melody
2010-12-04T11:58:28+00:00 04.12.2010 12:58
Das Kapitel ist doch irgendwie sehr schön. Das Ende mit dem Sternenhimmel besonders.^-^
Hach Gott, gleich werde ich wieder kitschig, das will gar keiner lesen, also breche ich jetzt ab. xD
*Kekse für die fleißigen Autoren dalass*


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