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Die Dürre

von

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Sprache des Herzens

Es dauerte nicht lange und das Geweihteland war wieder voller Leben. Und auch die Herden kehrten wieder. Alle waren froh über den langersehnten Regen. Das Land erblühte zu neuem Leben. Und auch Nala spielte mit Vitani und Kopa im grünen Steppengras verstecken. Nala musste suchen. Sie suchte und suchte, doch sie fand nicht Vitani oder Kopa, sondern ihren jüngeren Bruder Mheetu, der einsam im Gras lag und gedankenverloren vor sich hin stierte. Nala ergriff sie Lage am Schopf und legte sich zu ihm.

„Ist es nicht wunderbar?“, wollte sie von ihm wissen.

„Was soll denn wunderbar sein?“, gab ihr Mheetu als Antwort, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu rühren.

„Na, das hier,....“, sagte sie und war etwas traurig, dass sich ihr kleiner Bruder von ihrer tollen Laune nicht anstecken lies.

„Das Land ist zu neuem Leben erwacht. Überall sieht man glückliche Gesichter.“, erklärte sie. Mheetu sah sie an. So glücklich sah er nicht aus.

„Doch wie ich sehe, bist du nicht glücklich. Was ist los Bruderherz?“, wollte sie wissen und sah ihrem Bruder tief in seine saphierblauen Augen.

„Nichts,...“, nuschelte er und sah wo anders hin

„Nein,.... ich meine,.... doch,...ach, verdammt!“, verbesserte er seine Aussage mehr schlecht als recht.

„Nein, ich bin schon glücklich darüber, dass es den Tieren und dem Rudel, dank des Regens, besser geht,...“, fügte er noch hinzu.

„Aber?“, wollte Nala nun wissen. Mheetu schämte sich etwas. Es war bestimmt nur ein Hirngespinst. Sollte er ihr wirklich von dieser bezaubernd schönen Löwin erzählen? Er dachte nach, ob er es tun sollte.

„Du musst nicht rot werden,....“, weckte sie Mheetu aus seinen Gedanken. Beschämt sah er zu Boden. Er erzählte ihr von dem ersten Traum, wo ihm die Löwin begegnet war. Nicht eine Einzelheit lies er beim Erzählen aus. Und auch den zweiten Traum erzählte er ihr lückenlos. Nala hörte interessiert zu. Sie hatte Mheetu längst durchschaut, auch wenn er es bisher noch nicht gesagt hatte. Aber sie hörte die Sehnsucht in seinen Worten. Alt genug war er ja. Früher oder später würde der Tag kommen, sagte ihre Mutter mal zu ihr, eines Tages wird er das Rudel verlassen wollen. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Nala seufzte.

„Was ist los, Nala?“, fragte Mheetu zaghaft, als er das traurige Gesicht von Nala sah.

„Du hast dich verliebt, nicht wahr?“, erkannte sie. Mheetu nickte vorsichtig.

„Und du bist am überlegen, ob es sie wirklich gibt. Und ob du sie suchen sollst.“, redete seine Schwester weiter. Wieder nickte Mheetu und sah betroffen zu Boden. Er verstand, warum seine Schwester so traurig war. Sie stand auf. Er sah ihr zu, um irgendeinen Blick von ihr zu erhaschen, doch er hatte kein Glück. Sie wandte sich ab.

„Wenn dein Herz dich in die Ferne zieht, solltest du es tun. Und auch wenn es dir dort nicht gefallen sollte,.... Du bist hier immer willkommen.“, sagte sie und ließ Mheetu allein. Was sollte er bloß tun?Sollte er es wagen und seine Heimat, das Geweihteland, verlassen? Ist das das Richtige? Und was ist mit den Anderen. Sie wären bestimmt nicht begeistert von seinem vorhaben. Wäre es in diesem Falle gut egoistisch zu sein und so zu handeln, wie es einem selbst beliebt? Er seufzte. Ihn zog es hinter die Grenzen des Geweihtenlandes, keine Frage. Er wahr neugierig und wollte wissen, was dahinter liegt, welche Abenteuer auf ihn warteten und ob er vielleicht seiner Traumlöwin begegnen würde.

„Zu viele Fragen!“, hörte er auf einmal eine Stimme. Rafiki kam auf ihn zu.

„Wie meinst du das?“, wollte Mheetu wissen und überlegte, ob er eben Laut gedacht hatte.

„So, wie ich es dir gesagt habe. Du denkst zu viel! So wirst du sie nie finden!“, erklärte der Pavian und kaute auf einem Grashalm.

„Woher weißt du,...?“, fing der Junglöwe einen Satz an.

„Ha, ich weiß es schon länger, als du glaubst, es zu wissen.“, erzählte der, in die Jahre gekommene, Pavian fast beiläufig.

„Wie,.... Woher,...?“, stammelte Mheetu und versuchte dem Pavian einzuholen der über die freie Fläche des Geweihtelandes rannte. Immer gestützt an seinen Stock.

„Hey, bleib doch mal stehen!“, rief im der Junglöwe hinter her. Denn obwohl Rafiki schon ein relativ alter Pavian war, hatte er dennoch ein beträchtliches Lauftempo, was es Mheetu nicht einfach machte ihm zu folgen. Als in Mheetu endlich eingeholt hatte, saß Rafiki im Schneidersitz auf einem großen Stein. Mheetu, der das Rennen nicht gewöhnt war, kam etwas außer Puste bei Rafiki an.

„Was meintest du mit dem, was du mir eben gesagt hast?“, fragte der junge Löwe ein weiteres mal.

„Manche Dinge siehst du mit deinen Augen und andere mit deinem Herzen!“, sprach Rafiki ohne Mheetu auch nur ein einziges mal an zu sehen. Der Löwe nahm neben Rafiki und dem Stein Platz. Er dachte kurz nach.

„Meinst du, ich soll meinem Herzen folgen?“, wollte Mheetu wissen. Rafiki sprang auf. Er machte einen Satz auf den Löwen zu und legte ihm den einen Arm um die Schultern und mit der anderen Hand hielt er ihm die Augen zu.

„Was siehst du?“, fragte ihn der Affe.

„Nichts! Wie soll ich auch was sehen, wenn du mir die Augen zuhältst!?“, entgegnete ihm der Löwe und kam sich etwas blöd vor.

„FALSCH!“, zischte der Affe.

„Hör auf dein Herz! Mach es zu deinen Augen! Lass dich von deinem Herzen leiten, es kennt den Weg!“, flüsterte Rafiki in sein Ohr. Noch immer hatte er die Hand auf Mheetus Augen.

„Entspann dich und hör in dich hinein,....“, flüsterte Rafiki. Mheetu tat wie ihm geheißen. Er entspannte sich und versuchte sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Und tatsächlich hörte er eine kleine Stimme. Doch verstehen konnte er sie noch nicht. Und auch Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Bilder, von Landschaften, die er noch nie zuvor gesehen hat. Noch waren sie sehr unscharf und die Umrisse waren noch nicht ganz zuerkennen. Die Stimme wurde immer lauter und deutlicher. Und auch die Bilder wurden schärfer.

„Und was sagt dir dein Herz?“, flüsterte ihm Rafiki wieder ins Ohr.

„Ich kann es noch nicht verstehen! Es ist so undeutlich!“, erklärte der Löwe.

„Gut!“, sagte der Affe und nahm seine Hand von Mheetus Augen. Mheetu war einen kurzen Moment vom Sonnenlicht geblendet.

„Gut? Mehr nicht? Ich versteh kein Wort von dem, was mein Herz mir sagt! Und mit den Bildern kann ich auch nichts anfangen,..... Und da sagst du gut?“, wollte Mheetu verständnislos wissen.

„Siehst du die kleine Antilope dort?“

„Ja, was ist mit ihr?“

„Es kam gerade zu Welt. Es versteht seine Mutter noch nicht, weil es unserere Sprach noch nicht kann, aber Sprache des Herzens kann es. Auch ohne Worte versteht es schon wenige Minuten nach der Geburt seine Mutter.“, erklärte Rafiki.

„Jeder versteht die Sprache des Herzens, doch mit der Zeit verlernt man sie und man muss sie neu lernen.“, erzählte der alte Affe weise. Mheetu hörte zu und mit jedem Wort das Rafiki sagte, verstand er immer mehr die Bedeutung seiner Worte.

„Du meinst also, dass ich es schaffen könnte es wieder zu lernen?“, wollte Mheetu wissen.

„Du musst es nicht lernen, Mheetu, du kannst es. Sonst hättest du diese Träume nicht. Dein Herz redet unentwegt, lauter als alle Stimmen dieser Erde. Jeder kann es hören, der sich Mühe gibt und es verstehen will!“, antwortete er. Mheetu fing an dem ganzen Glauben zu schenken. Er machte die Augen wieder zu und entspannte sich. Er konzentrierte sich auf die kleine Antilope. Er hörte eine Kinderstimme. Eine weibliche Kinderstimme. Sie lachte. Mheetu machte die Augen wieder auf und stellte fest dass er ganz allein neben dem Stein saß, auf dem gerade noch eben Rafiki gesessen hatte. Was sollte Mheetu von dem halten, was ihm Rafiki gesagt hatte. Der Löwe setzte sich in Bewegung. Er lief Kreuz und Quer durch das Königreich. Ab und zu blieb er stehen und lauschte. Er schloss die Augen und versuchte einige Wörter zu verstehen, die er wahr nahm. Doch vergebens. Geknickt von seinen Misserfolgen ging er in die Schlafhöhle. Er legte sich auf seinen Platz und schloss die Augen.

„Hallo Onkel!“, wurde er begrüßt.

„Hey,....“, sagte er leise und machte die Augen nicht auf.

„Was ist los mit dir?“, wollte die Stimme wissen. Mheetu spürte zwei kleine Tatzen auf seinem rücken. Er drehte sich herum.

„Kiara?“, verwundert sah er das Kätzchen an, was ihn freudig an grinste.

„Miau.“, gab die kleine von sich und freute sich noch mehr. Was war denn hier los?



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