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Verirrt im Herzen

Wenn eine Frau nicht weiß, wen sie lieben soll
von

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Chapter 1

Es war ein kühler Tag im Januar. Schnee bedeckte die Landschaft des Aikawa-Stützpunktes in Arambesia. In einem kleinen Haus saßen Hua und ihre große Schwester Esferanda, welche nach gut einem Jahr wieder zu Besuch kam. Sie saßen auf dem Sofa und tranken zusammen Tee. „Wie lange dauert es noch?“ „Noch ungefähr drei Monate.“, sagte Hua mit einem sanften Lächeln und strich über ihren Bauch. Kurz rümpfte die Ältere die Nase und nahm einen Schluck von ihrem Tee. Man merkte ihr an, dass ihr das, was sich ihr gerade bot, gar und gar nicht passte. In diesem einen Jahr war anscheinend viel passiert, so, wie sie es deuten konnte: Hua hatte jemanden kennen gelernt, der ihr dieses Geschenk gemacht hatte. Adrian war sein Name. Er war ein gutaussehender, junger Mann, 19 Jahre alt und somit nur ein Jahr älter als sie selbst. „Wie lange habt ihr euch gekannt, als ‚das‘ passiert ist?“, erkundigte sich Esferanda, und man konnte deutlich die angewiderte Art in ihrer Stimme heraus hören. Etwas verdrehte die jüngere der Beiden die Augen und seufzte auf. War klar, dass ihr das nicht passen würde, das war einfach so typisch für Esferanda! „Ungefähr zwei Monate.“ Kurz nippte Hua von ihrem Tee und beobachtete die Braunhaarige mit ihren blaugrünen Augen genauestens. Bestimmt würde sie ihr wieder eine Predigt halten, dass das viel zu früh ist und es gar nicht sicher ist, ob er wirklich bei ihr bleiben würde, schließlich denken Männer doch nur an das Eine und sind Kompass gesteuert. „Zwei Monate? Bist du denn von guten Geistern, Hua?“ Mit einem lauten Klirren hatte die Tasse ihrer Schwester wieder ihren Platz auf dem Tisch gefunden. „Es ist schon schlimm genug, dass es ein uneheliches Kind ist, aber dass du schon nach zwei Monaten mit ihm in die Kiste steigst? Was hast du dir dabei gedacht?“ „Es kann dir doch völlig egal sein, was ich mache und was nicht, oder? Es ist mein Leben. Ich bestimme selbst, was ich damit mache und was nicht!“ „Na und? Ich habe unseren Eltern versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde und dich vor jeglichen Origen fernhalten werde, bis du 20 bist. Du weißt genau, dass du erst in den heiligen Bund der Ehe eintreten musst, bevor du dir so etwas erlauben kannst!“ Schnell stand die ältere Schwester auf und setzte sich zu der kleineren, packte sie an den Schultern und drehte sie so, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sie anzuschauen. „Ich dulde nicht, dass du das Kind behalten wirst. Gleich nach der Geburt wirst du es her-“ Nun wurde es Hua aber zu bunt. Was bildete sich Esferanda überhaupt ein? Klar, sie war ihre große Schwester, aber das war noch lange kein Grund, dass sie über ihr Leben bestimmen konnte. Unsanft packte sie die Ältere an den Handgelenken und drückte sie so von sich weg. „Ich werde gar nichts machen, verstanden?“, fauchte die Braunhaarige bedrohlich und ihre Augen funkelten böse ihre Schwester an. „Es ist mir egal, ob es unehelich ist oder nicht! Ich will es. Ich will das Kind! Verdammt nochmal, Esferanda, halte dich aus meinen Angelegenheiten raus! Ich bin kein verdammtes Kleinkind mehr. Ich bin erwachsen… und will mein Leben so leben, wie ich es will!“ Es war nicht gut, dass sie sich so aufregte, nicht für sie und auch nicht für das Baby. Kurz verkrampfte sie ihre Hände, als ein kurzer, stechender Schmerz durch ihren Unterleib ging, ließ sich aber nichts anmerken. Hua ließ die Handgelenke von Esferanda wieder los und wandte den Blick ab. „Bitte verlasse sofort mein Haus.“ Erzürnt über das Verhalten der jungen Frau stand Esferanda auf und holte ihren Mantel. „Bitte. Es ist dein Leben. Komm aber nicht verheult angelaufen und suche Trost bei mir.“ Sie zog ihren Mantel zu Recht und ging zu der Haustüre. Sie umfasste die Türklinke und drückte diese nach unten. Kurz blieb sie noch einmal stehen und warf einen mahnenden Blick zu der Jüngeren. „Ich bin enttäuscht von dir, Hua. Nie hätte ich gedacht, dass meine eigene Schwester zu einer Dirne wird.“ Und schon war die Tür ins Schloss gefallen. Nun herrschte Stille. Starr blickte Hua auf die gegenüberliegende Wand. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. „Na toll…“ Seufzend stand sie auf und trug das Tablett mit dem Geschirr zurück in die Küche. Das lief ja wirklich glänzend. Eigentlich hätte sie gedacht, dass Esferanda sich wenigstens ein bisschen freute, immerhin würde sie Tante werden. Aber nein, dann kam wieder das mit der Familie. Unehelich. Pff. Nicht alles musste immer mit Heirat enden. Man konnte auch einen Lebensgefährten haben, ohne einen goldenen Ring am Finger zu tragen. Man konnte auch so glücklich sein. Wie sehr sie es doch hasste. Und dann noch dieser letzte Satz. ‚Ich bin enttäuscht von dir, Hua. Nie hätte ich gedacht, dass meine eigene Schwester zu einer Dirne wird.‘ was war überhaupt ihr Problem? Eine Dirne schlief für Geld mit Männern. Sie verlangte nichts und hielt sich auch nur an einem Mann. Die junge Frau stellte das Tablett ab und fing an, das Geschirr zu säubern. Doch dieser Satz ließ sie einfach nicht mehr los. Sie war doch nicht so, wie die Frauen in der Stadt. Sie wusste, wen und was sie wollte. Warum also wurde sie also dafür getadelt, dass sie endlich ihr eigenes Leben führen wollte? Sie verstand die Logik ihrer Schwester einfach nicht, oder vielleicht wollte sie das auch gar nicht. Auf jeden Fall würde sie sich nicht weiter Gedanken darüber machen und warten, bis Adrian nach Hause kommen würde.
 

„Hua?“ Adrian war gerade nach Hause gekommen und zog sich gerade seinen Mantel und seinen Schal aus. Er ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen, doch fehlte von der jungen Frau jede Spur. Eigentlich hätte er gedacht, dass er sie noch mit ihrer Schwester vorfinden würde, immerhin sollte diese ja zu Besuch hier sein. „Hua? Bist du da?“, rief er und hörte auf, als er Klirren in der Küche hörte. Da steckte sie also. Mit einem sanften Lächeln ging er zu der angelehnten Küchentür und öffnete diese. Er lugte hinein und sah die Braunhaarige, wie diese gerade Scherben vom Boden aufhob. Anscheinend war ihr etwas runter gefallen. Sah ganz so aus wie einer der Teetassen. „Verdammt nochmal…“, fluchte sie leise und schnitt sich an einer der Scherben. Langsam rann ein Tropfen Blut aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Anscheinend hatte sie immer noch nicht bemerkt, dass er hier war. Langsam ging er auf sie zu und ging vor ihr in die Hocke. „Hua.“, wiederholte er und schaute sie an. Die Angesprochene hob den Kopf und schaute ihn tief in die Augen. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Ich hab dich gar nicht kommen hör’n.“, murmelte sie leise und griff noch nach den letzten Scherben. „Das habe ich mitbekommen.“ Er half ihr auf und wartete, bis sie die Scherben weggeräumt hatte. „Tut mir Leid. Ich habe nur… ein wenig nachgedacht, mehr nicht.“, meinte sie nur und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Nachgedacht? Über was denn? Hua… dich bedrückt irgendetwas, das fühle ich.“ Stille trat ein, die Braunhaarige schaute nur in die Spüle und erwiderte nichts. Also hatte der Blonde genau ins Schwarze getroffen, so wie es ihm schien. Behutsam legte er eine Hand auf ihre Schulter, doch die junge Frau drehte diese weg, sagte aber nichts. Leise seufzte der junge Mann und packte sie an der Hand, zog sie aus der Küche raus und platzierte sie auf dem Sofa, er selbst blieb stehen und beugte sich zu ihr vor. „Was hast du… du weißt ganz genau, dass ich es über alles hasse, wenn du traurig bist.“ Etwas hob sie den Kopf und lächelte matt. „Wie würdest du dich fühlen, wenn du von deiner eigenen Schwester als ‚Dirne‘ bezeichnet wirst, Adrian? Weißt du, wie nutzlos ich mir dabei vorkomme?“ Etwas verwirrt blickte er sie an. Nein, er wusste nicht, wie nutzlos sich Hua bei dieser Aussage vor kam, schließlich hatte er weder Geschwister noch wurde er als ‚Dirne‘ geschimpft. Vorsichtig setzte er sich neben die Schwangere und strich ihr ein paar ihrer braunen Strähnen hinters Ohr. Dabei merkte er, wie sich ihre Augen langsam mit Tränen füllten. „Steiger dich doch nicht so rein, Schatz…“, flüsterte er leise und zog sie an sich heran. „Das tu ich aber!“ Sie versuchte sich etwas von ihm wegzudrücken, doch er war stärker als sie, was wahrscheinlich auch von seinem Geschlecht abhing. „Sie denkt, ich steige mit jedem ins Bett, nur, weil ich nicht verheiratet bin und bereits meine Unschuld verloren habe! Weil… weil ich schwanger bin… weil es unehelich ist…“ Energisch wischte sich Hua mit dem Handrücken über die Augen und räusperte sich kurz, damit ihre Stimme nicht mehr so weinerlich klang. „Sie hat zu mir immer gesagt, ich soll endlich mein eigenes Leben leben, weil ich immer an ihr gehangen bin, und kaum fang ich damit an, tadelt sie mich wieder und sagt, meine Entscheidungen seien falsch und das Ganze. Ich habe es langsam satt, für meine Entscheidungen, die ich für richtig halte, getadelt zu werden. Ich habe es einfach so dermaßen satt.“ Kurz atmete sie tief ein und aus, und dann herrschte Stille. Für eine ungewisse Zeit. Adrian hatte ihr zugehört, mit seiner Hand immer wieder über ihren Arm gestrichen und leicht hin und her gewippt. Eigentlich hatte er sich Huas Schwester immer anders vorgestellt… netter, und nicht so ‚elternhaft‘. Wahrscheinlich lag es da dran, dass sie älter war als seine Freundin, so viel er mitbekommen hatte war sie schon 31 und immer noch ledig und kinderlos. Vielleicht passte es ihr gar nicht, dass ihre kleine Schwester bereits eine Familie gründete und sie selbst noch nicht einmal einen Freund beziehungsweise Ehemann oder Lebensgefährten hatte. „Weißt du…“, begann der junge Mann und schaute mit einem sanften Lächeln rüber zu der Braunhaarigen. „Ich weiß, dass es hart für dich ist, vor allem, wenn man das von seiner eigenen Schwester hört, aber wenn ich du wäre, würde ich das, was sie gesagt hat, nicht so eng seh’n. Sie muss einfach endlich akzeptieren, dass du nicht mehr die kleine Schwester bist, die nicht weiß, was sie macht. Du bist eine erwachsene, junge Frau und kannst tun und lassen, was du willst. Vielleicht will sie es einfach noch nicht wahr haben, dass du nun das tust, was du für richtig haltest. Sei nicht so sauer auf sie und lass ihr etwas Zeit, das zu realisieren. Und du weißt, ich bin immer für dich da, Hua. Genauso wie deine Freunde hier auf dem Stützpunkt. Wir unterstützen dich, egal, was ist.“, erklärte der Blonde mit ruhiger Stimme und drehte ihren Kopf in seine Richtung. „Also… sei nicht mehr traurig, ja?“ Ein leichtes Lächeln bildete sich um Huas Lippen und sie nickte, um damit seine Frage zu beantworten. Sanft drückte sie einen Kuss auf seinen Mund. „Ich danke dir so sehr, mein Schatz.“, flüsterte sie leise und drückte sich fest gegen seinen Körper. Mit einem zufriedenen Lächeln und der Tatsache, dass sie sich wieder beruhigt hatte, strich er durch ihr Haar und lehnte sich etwas zurück. „Wenn, dann habe ich dir zu danken.“ „Ach… wieso denn das?“ Verwirrt schaute sie zu ihm hoch, doch er hatte die Augen geschlossen. „Wieso? Nun ja… du machst mich zum glücklichsten Mann auf der ganzen Welt. Du schenkst mir Liebe und eine Familie.“ Die Braunhaarige erwiderte nichts, sondern lächelte nur. Das Gleiche konnte sie nur zurück geben, aber das wusste er ja. Er war ihre erste, große Liebe, und würde es auch für immer bleiben. Sanft strich sie über seinen Bauch und seufzte zufrieden. Sie erinnerte sich gern zurück, wie sie sich kennen gelernt hatten.

Es war ein warmer Maitag gewesen. Sie waren zusammen in einer Formation geflogen, hatten aber zuvor noch nie ein Wort miteinander gewechselt. Damals interessierte sich die junge Frau nicht wirklich für das andere Geschlecht, viel mehr wollte sie eine gute Fliegerin sein, um später einmal einen höheren Rang zu erlangen. Doch wie das Schicksal es so wollte, traf sie Adrian einmal in einer Bar. Er gesellte sich zu ihr und beide redeten miteinander. Es war ein ziemlich langes und intensives Gespräch gewesen, das wusste sie noch, deswegen kamen sie auch erst wieder spät zum Stützpunkt. Seit diesem Tag hatten sie sich öfters getroffen. Sie freundeten sich an, und irgendwann verliebten sie sich. Und nun saßen sie hier, zusammen auf dem Sofa, und warteten auf ihren Nachwuchs.

Die Braunhaarige überlegte. Vielleicht hatte ihre Schwester auf irgendeine Art und Weise doch recht. Es ging ziemlich schnell zwischen den Beiden, aber sie passten einfach zusammen wie die Faust aufs Auge. Wie Feuer und Flamme. Wie Yin und Yang. Deswegen hatte die junge Frau auch keine weiteren Bedenken. „Bald sind wir Eltern…“, nuschelte sie leise und schloss die Augen. „Mhn.“, stimmte Adrian mit einem Lächeln auf seinen Lippen zu und strich weiter durch ihr Haar. „Wie woll’n wir den Kleinen denn nennen?“ „Hm… wenn es ein Mädchen wird vielleicht Rin…“ „Und wenn es ein Junge wird?“ „Dann wird er Curt heißen.“



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