Zum Inhalt der Seite

Die lebende Lüge

Ich bitte nicht um Vergebung
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Atemwölkchen

Blut floss von den kahlen weißen Wänden und trübes Dämmerlicht beleuchtete den Raum. Sein Atem ging nur stoßweiße und Atemwölkchen bildeten sich in der Kälte der ankommenden Nacht und zogen durch das Zimmer. Schlaff lehnte der Körper an der nackten Wand und immer mehr Dunkelheit schien von diesem Besitz zu ergreifen. Die Dämmerung wandelte sich in Finsternis, bis alles Licht, welches durch das kleine vergitterte Fenster drang, von der Schwärze verschluckt worden war. Blasse, lange Finger schlidderten an der Steinmauer entlang, hinterließen Striemen, dunkelroten Blutes und formten Wörter ungeahnter Bedeutung. Kleine Tropfen perlten von der Hand ab und fielen zu Boden, bildeten Lachen und letztlich kleine, dunkelrote Seen.

Die Gestalt sank an der Wand gen Boden, kein Geräusche, außer das stoßweise Atmen des Verwundeten, waren zu hören.

Draußen war der Nachthimmel wolkenverhangen und kein Stern beleuchtete die Nacht. Der Mond war verborgen hinter dem undurchdringlichen Schwarz.

Eisblumen bedeckten das Fenster und leise sank der Schnee außerhalb des alten Gebäudes zu Boden und bedeckte sämtliche Pflanzen, Häuser und Straßen unter einer dicken weißen Schicht.

Ein Keuchen durchdrang die Stille und draußen fing eine Eule an, zu schreien.

Die verdreckte und zerrissene Kleidung der Gestalt hatte sich mit Blut vollgesogen und der metallische Geruch mischte sich mit dem des abgestanden, modrigen Raums.

Immer leiser wurde der Atem, die kleinen Wölkchen aus gefrorenem Atemhauch, wurden immer kleiner und seltener.

Ein letztes Mal noch hob die Gestalt die Hand und vollendete den letzten Buchstaben, den sie so mühevoll an die Wand gepinselt hatte. Mit Blut geschrieben, zeugten sie von der Ehrlichkeit, mit der sie verfasst worden waren, aber auch von der Verzweiflung, welche die Gestalt ergriffen hatte. Der Atem war kaum mehr zu hören, nur noch ein leiser Windhauch zeugte von dem nicht enden wollenden Kampf der Person mit dem Tod.

Draußen schrie wieder die Eule, ein herzzerreißender Schrei, welcher die Ruhe der Nacht durchschnitt, ungewöhnlich laut und das Ende eines Lebens ankündigend. Die gelben Augen der Eule fixierten das Fenster, ehe sie ihre Flügel öffnete und davon flog.

Der Wind fing an zu heulen und die letzten Blätter raschelten, lösten sich von den Bäumen, ehe sie vom Schnee bedeckt wurden.

Dann legte sich der Wind und die Nacht war wieder ruhig und seelenlos. Kein Atem war mehr zu sehen und das letzte Wölkchen machte sich auf, flog durch eine kleine Ritze in der Wand, ins Freie, hinauf gen Himmel und wurde nie wieder gesehen…
 


 

Er schlidderte an der Wand entlang, seine Finger waren wund, da er sie mit einer Intensität gegen die rauen Steine drückte, die er selbst kaum noch wahrnahm. Blut floss über sein Handgelenk, aber genug perlte auch von seinen Fingern ab und fand den Weg an die weiße Wand. Seine Fingerkuppen begannen zu bluten und sofort wurden die Linien, die er schrieb wieder dicker und dunkler. Lächelnd beendete er das letzte Wort. Draußen schrie eine Eule und kündigte den Anfang vom Ende an. Er warf einen letzten Blick auf die Worte, die er voller Verzweiflung an die Wand gepinselt hatte. Worte, die niemals jemand geglaubt hätte, hätte er sie frei ausgesprochen. Nun aber waren sie seine letzten Worte, sein Vermächtnis. Und er konnte nur hoffen, das irgendjemand sie hinaus tragen würde, in die weite Welt, sie verkünden würde, laut schreiend, so dass sie jeder vernehmen würde.

Ja, das war sein Plan. Und sein letztes Gebet war die Bitte darum, das dieser Wunsch Wirklichkeit wurde. Tala schloss seine blauen Augen und sein Finger, der bis eben noch an die Wand gepresst gewesen war, glitt langsam gen Boden, fiel mit ihm, als sein Körper die steinernen Fließen berührte.

Draußen brach die Wolkendecke auf und ein blasser Lichtstrahl erleuchte den dunkeln Raum, fiel auf die Wand, an der in blutroten Lettern seine letzte Botschaft stand.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Last_Tear
2010-04-21T18:09:17+00:00 21.04.2010 20:09
*quietsch*
Aw *~*
Endlich
*anspring*
*abknutsch*
Yui x3
THX *___*
*freus*
Das is toll x3
*schnurr*
Aber Yuriy Q__Q TOT?
X____X
*heul*
Böse ôo
Auch wenn die Stimmung echt geil beschrieben wurde~♥

Fehlerlis o-o

>Blut floss von den kahlen weißen Wänden
kahlen, weißen

>ging nur Stoßweiße
stoßweiße

>bis alles Licht, welches durch das kleine vergitterte Fenster drang
drang,

>das Ende, eines Lebens
das Ende eines Lebens

>waren Wund,
wund

>
Von: abgemeldet
2010-04-21T18:09:08+00:00 21.04.2010 20:09
Oh, ach ja... der Kapiteltitel klingt so niedlich, das ist ein schöner Kontrast zum Inhalt. Aber ist das jetzt ein OS oder nicht? Falls es eine Fortsetzung gibt kannst du mir ja vielleicht Bescheid sagen. Wär lieb!
Von: abgemeldet
2010-04-21T18:06:36+00:00 21.04.2010 20:06
Ui... das ist aber düster! Aber es gefällt mir, besonders weil die Lichtverhältnisse hier gerade ähnlich sind, bei dem Aprilwetter da draußen...
Es ist wirklich schwarz was du da schreibst, so unakzentuiert, und trotzdem irgendwie mitreißend. Ich mag's.
Ein Komma ist zu viel, hier: "[...] und das Ende, eines Lebens [...]". Ist aber nicht schlimm, der Satz ist trotzdem toll.


Zurück