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Big Green

von

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Kapitel 26

“Clark, glaub mir, Sarah wird bald wieder kommen,” versicherte Chloes Stimme, die zuversichtlich aus Clarks Handy drang. Clark stand an der Scheunenöffnung in seinem Loft und sah über die Felder der Farm. Er hatte das Handy ans Ohr gepresst und diskutierte, völlig verzweifelt mit seiner besten Freundin, über Sarahs Schicksal. Es war drei Stunden her, seit er Raven in Metropolis begegnet war. Drei Stunden, in denen Sarah sich schon in den Händen dieses Biestes befand. Immer wieder sah Clark zur Uhr. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis er sie wieder sieht?

“Komm doch einfach zu uns, dann können wir in Ruhe reden,” schlug Chloe, nun schon zum dritten Mal, vor.

“Nein, ich will hier sein, wenn sie zurückkommt! Raven hat sie von hier weg geholt, dann wird er sie auch wieder hier her bringen,” wehrte Clark ab.

Er wollte einfach nur da sein, sobald Sarah wieder auftauchte. Wollte sie an sich drücken, ihr sagen, wie sehr er sie liebte und nie wieder loslassen.

“Glaubst du ernsthaft, Raven wird riskieren, verfolgt zu werden? Er wird Sarah niemals dorthin bringen, wo du bist,” versuchte Chloe ihn zur Vernunft zu bringen.

Clark ging vor dem Scheunenfenster auf und ab. Immer wieder warf er einen Blick hinaus, in der Hoffnung Sarah entdecken zu können. Doch da draußen war nichts.

Wie würde Sarah wohl sein, wenn sie zurück käme? Wäre sie noch die Selbe, wie zuvor? Oder würde ihr Wille vollends gebrochen sein? Er hatte Angst! Angst sie bald zu verlieren, aber genau so fürchtete er sich davor, dass ihr Lebenswille nun völlig erloschen war.

“Clark?” fragte Chloe nach, als sie keine Antwort von ihrem Freund erhielt.

“Okay, ich komme,” lenkte Clark ein und ließ das Handy zuschnappen. Wahrscheinlich hatte Chloe Recht. Raven würde Sarah nicht direkt dorthin bringen, wo Clark sich aufhielt. Und die Nähe zu seinen Freunden, würde Clark jetzt sicher gut tun. Er konnte sowieso nicht mehr tun, als abwarten. Noch ein letztes Mal durchsuchte er alle Ecken auf der Farm. Als er sicher war, dass Sarah noch nicht zurück war, machte er sich auf den Weg zu Chloe und Olli.

Chloe nahm ihren Freund mit bedrücktem Gesicht in Empfang. Sie selbst hatte Angst um ihre Freundin, doch sie wusste, sie musste nun Stärke zeigen, um Clark ein wenig Hoffnung schenken zu können. Sie bemühte sich um ein müdes Lächeln, als sie Clark zur Begrüßung an sich drückte. Es bedurfte keiner Worte, die Beiden lagen sich einfach nur in den Armen und hielten sich fest.

Oliver, der gerade frisch geduscht das Bad verließ, sah die Beiden an. Es verpasste ihm einen kleinen Stich, die Zwei so zu sehen. Er war sich Chloes Liebe sicher, da hatte er nicht die geringsten Zweifel. Und er wusste, dass es nur tiefe Freundschaft war, die die Beiden verband und dennoch keimte dieses winzige Flämmchen der Eifersucht in ihm auf. Räuspernd trat er näher.

Clarks Blick fiel auf Oliver. Er bemerkte nicht, was in Olivers Gedanken vor sich ging, zu sehr, war er mit seinen eigenen Ängsten beschäftigt. Gequält sah er seinen Freund, über Chloes Schulter hinweg, an.

Oliver klopfte Clark freundschaftlich auf die Schulter und sah ihn mitleidig an. Durch diese Geste löste sich Clark von Chloe und wandte sich Oliver zu:

“Und ihr habt immer noch nichts über Raven rausfinden können? Wenigstens, wo er sich vielleicht versteckt hält?” Clark sah Oliver betend an.

“Nein, nichts,” musste Olli seinen Freund enttäuschen. “Es tut mir leid, Clark!”

“Schon gut,” seufzte Clark, doch seine Enttäuschung konnte er nicht verbergen.

“Jetzt setz sich doch erst mal,” schlug Chloe vor. “Willst du einen Kaffee?”

Clark schüttelte den Kopf und sah, in Gedanken versunken, aus dem Fenster.

Oliver legte Clark seine Hand auf den Rücken und schob ihn sanft, aber bestimmt, vor sich her, zum Sofa.

“Clark, du kannst nicht ewig nach irgendwelchen Zeichen Ausschau halten. Raven wird es dich mit Sicherheit wissen lassen, wenn er Sarah zurückbringt!”

Er drückte Clark vor dem Sofa runter, damit er sich hinsetzen würde.

“Versteht ihr denn nicht?” wurde Clark plötzlich lauter. “Ich halte es nicht aus, zu wissen, was mit ihr geschieht! Und ich kann nichts dagegen tun!”

Tränen traten in seine Augen. Tränen derer er sich nicht schämte, im Gegenteil, er war froh, es hier vor seinen Freunden rauslassen zu können.

Chloe ließ sich neben ihm aufs Sofa fallen. Sie ergriff seine Hand und drückte sie mitfühlend. Selten hat sie ihren Freund dermaßen verzweifelt gesehen.

“Clark, ich weiß, es tröstet dich nicht, aber… es gibt Dinge, die kann selbst ein Clark Kent nicht verhindern. Mach dir keine Vorwürfe.” Sie rang sich ein Lächeln ab, um ihn etwas aufzubauen, doch Clark sah sie nur, mit schmerzverzerrtem Gesicht, an:

“Chloe, ich werde sie verlieren, alle Beide!”

Chloe schluckte, als sie sah, wie ihrem Freund die Tränen über die Wangen liefen. Sie wusste, ihm zu widersprechen, war sinnlos. Das Einzige was sie tun konnte, war, für ihn da zu sein. Also schloss sie ihn erneut in den Arm und drückte ihn, so fest sie konnte. Hilflos sah sie Oliver an, der im Moment genauso machtlos war wie sie und nicht richtig wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte.

Als Oliver Clark so ansah, der sonst fast allen Dingen gewachsen war, wurde ihm erst so richtig klar, mit was für einem Gegner sie es eigentlich zu tun hatten. Raven schreckte vor nichts zurück. Und nun hatte er schon fast die erste Person, die Olli liebte, auf dem Gewissen. Ihm lag sehr viel an Sarah, sie war eine sehr gute Freundin für ihn geworden und er liebte die kleinen Sticheleien, die er mit ihr austrug. Sie hatte ihm, am Anfang seiner Beziehung mit Chloe, oft geholfen und Ratschläge gegeben. Das hat sie nahe zusammengebracht, ähnlich wie das Verhältnis zwischen Chloe und Clark. Er sah Sarah in Gedanken vor sich und das erste Mal, seit er von ihrer Vision wusste, traten auch ihm Tränen in die Augen.

Doch ein leises Klingeln schreckte plötzlich alle Drei aus ihren Gedanken.

Es war Clarks Handy. Sofort rückte Chloe etwas von ihm weg, um ihm Platz zu machen. Clark riss schnell das Handy aus seiner Hosentasche. Er sah auf das Display. Es wurde keine Nummer übertragen. Noch einmal atmete er tief durch, bevor er das Gespräch annahm:

“Ja?” fragte er ruhig.

“Hallo Clarkyboy,” meldete sich eine kratzige, ironische Stimme.

“Raven!” entfuhr es Clark und ein Hass lag in seiner Stimme, wie ihn Chloe und Oliver nie zuvor bei Clark vernommen haben.

“Wo hast du Sarah hingebracht?” brüllte er ihn voller Zorn an.

“Ruhig, ruhig, mein Guter,” lachte Raven höhnisch in die Leitung. “Die Kleine ist wieder zu Hause, wo sie hingehört. Aber lass dir genau von ihr erzählen, was ich mit ihr gemacht habe, sonst wirst du es noch bitter bereuen, mich zu hassen.” Raven lachte noch einmal dreckig und voller Genugtuung, dann hatte er aufgelegt.

“Ich muss nach Hause!” rief Clark, sprang auf und war Sekunden später nicht mehr zu sehen.

Chloe und Oliver sahen sich fragend an. Dann eilten auch sie los. Sie würden mindestens zwei Stunden bis zur Farm brauchen, aber auch sie wollten wissen, was geschehen ist.
 

Keine Minute später war Clark auf der Farm angekommen.

“Sarah!” rief er schon von Weitem, doch er erhielt keine Antwort.

Nachdem er sie in der Scheune nicht vorgefunden hatte, lief er ins Haus. Und dort lag sie auf der Seite zusammengekauert, splitternackt, vor dem Küchentresen. Clark blieb geschockt vor der Küchentür stehen und sah sie einfach nur an. Was hatte dieser Mistkerl nur mit ihr gemacht? Dann stürzte er zu ihr, ließ sich neben sie auf die Knie fallen und drückte ihren kalten Körper an sich. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, um sie ansehen zu können.

“Schatz! Hey,” sanft strich er ihr über die Wange, doch sie reagierte nicht auf seine Berührungen. Besorgt hob er sie auf und trug sie zum Sofa. Dort hüllte er ihren nackten Körper in eine Wolldecke.

Er war so froh sie wieder bei sich zu haben, aber zugleich spürte er, dass alles anders war, als zuvor. Ihr Körper war eisig, als wäre sie tot, doch das war sie nicht. Er durchleuchtete sie mit dem Röntgenblick, alles schien in Ordnung zu sein, auch mit dem Baby. Clark fühlte sich schrecklich, weil er einfach nichts für sie tun konnte. Er wusste, sie würden nun nicht mehr viel Zeit miteinander haben. Vor Kurzem erst, hatte er ihr gesagt, sie solle nicht so schnell aufgeben, sich nicht ihrem Schicksal fügen, aber nun war er es, der dem Unvermeidbarem ins Auge sah. Eine Träne rollte über seine Wange, als er seinen Kopf an ihrer Brust vergrub. Sanft strich er ihr durch die Haare und hauchte:

“Ich liebe dich!”

Er war in Gedanken voll und ganz bei ihr und dem Kind. Nichts anderes hatte in seinem Kopf Platz. Er sah das Bild vor Augen, das sie von ihrer Vision beschrieben hatte. Wie er sie schreiend in den Armen hielt und gen Himmel blickte. Dann sah er plötzlich einen kleinen Jungen, der wackelig auf ihn zugetorkelt kam, als würde er die ersten Schritte machen, mit einem Strahlen im kleinen Gesicht. Es war sein Sohn, den er sah, es war die Zukunft die Clark sich wünschte, mit seiner eigenen kleinen Familie. Doch sofort war er wieder in der Gegenwart gefangen. Er war sich bewusst, dass dieses Bild, des kleinen Jungen, niemals Wirklichkeit werden würde. Schluchzend erhob er seinen Kopf und sah hinab auf Sarahs Bauch, der sich deutlich unter der Decke wölbte. Sanft strich er mit seiner Hand darüber und ließ es sich nicht nehmen, noch einmal mit dem Röntgenblick das Baby zu betrachten. Es würde nie das Licht der Welt erblicken. Clark schob die Decke ein wenig zur Seite und drückte einen zärtlichen Kuss auf den Bauch:

“Ich liebe dich und deine Mama,” wisperte er.

Dann hörte er eine schwache Stimme.

“Clark?” stöhnte Sarah, der der Kopf wahnsinnig schmerzte, als sei sie damit irgendwo gegen geschlagen. Sie hatte Clarks weiche Lippen auf ihrem Bauch gespürt und seine leisen Worte gehört. Es rührte sie, wie sehr er seine Gefühle zeigte. Wie sehr er sie liebte, wusste sie. Aber wie viel ihm auch an dem Baby lag, wurde ihr erst jetzt bewusst, als sie in seine tränendurchfluteten Augen sah.

Clark wendete sich zu ihr und sah sie erleichtert an.

“Schatz!” Drückte er sie an sich. Endlich war sie wach.

Sie atmete den wohligen Geruch seines Haares ein und schloss ihre Arme um seinen Körper.

“Wie… wie lange…” hauchte sie, doch brachte den Satz nicht ganz zu Ende.

“Fast vier Stunden,” antwortete Clark, der wusste, was sie meinte.

Sie nickte sachte und gab Clark aus der Umarmung frei.

Er sah ihr tief in die Augen und fragte beunruhigt:

“Was hat er dir angetan?”

“Ich…ich habe nicht viel mitbekommen. Ein Schwarm Krähen hat mich hier weggeholt, wie ich zurückgekommen bin, weiß ich nicht. Er hat mir nur eine Spritze mit einem Serum verabreicht, aber es ist genau das eingetreten, was ich in der Vision sah,” berichtete sie langsam, und Tränen standen ihr in den Augen, als sie an Ravens grässliche Fratze und seine rauen Hände dachte.

“Das heißt… du… ihr…” Clark schluckte, er konnte den Satz nicht vollenden, zu viele Schmerzen waren damit verbunden.

Sarah schluckte ihre Tränen runter und nickte mit aufeinander gepressten Lippen. Ihr Ende war absehbar. Viel Zeit würde ihr nicht mehr bleiben. Sie wollte jede Sekunde mit ihrem Freund genießen. Und gleichzeitig, war dieser immense Schmerz in ihr und diese unsagbar große Angst vor dem Tod, was sie fasst erstarren ließ. Sie spürte, dass eine Kälte in ihren Körper Einzug gehalten hatte, die sie zuvor nie bemerkt hatte. Eiskalte Schauer liefen über ihren Körper.

Die Beiden sahen sich lange an, genau wissend, was der Andere dachte. Schließlich ergriff Sarah das Wort:

“Clark, ich liebe dich! Dich gefunden zu haben, war das Beste, was mir je passieren konnte! Bitte vergiss das nie!”

Clark presste die Kiefer aufeinander und sah sie verkrampft an. Warum sagte sie das? Wie konnte sie ihn solchen Schmerzen aussetzen? Scheinbar hatte sie nun tatsächlich jede Hoffnung verloren. Doch das Schlimmste war, dass es ihm genauso ging…



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