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Shadows

Sanji
von

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Talking things over

Talking things over
 

Draußen war es längst hell, als sich Zoro neben ihm regte. Sanji hatte den Rest der Nacht kein Auge mehr zugetan. Er hatte gegrübelt, über sich, Zoro, sie beide. Er war aber zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen. Seinen Kopf mittlerweile halb unter seinem Kissen vergraben, weinte er stumm. Bemerkte, wie Zoro knurrend das Bett und anschließend das Zimmer verließ und in der Küche hantierte. Sanji klammerte sich an sein Kissen, das einzige, was ihm derzeit Halt gab. Auch wenn ihm ein anderer Halt um Längen lieber gewesen wäre. Doch es schien, als hätte zumindest Zoro sämtliche Hoffnung verloren. Der lief doch sonst vor nichts weg. Und jetzt gleich zwei Mal hintereinander. Er war verzweifelt, und er brauchte was zu rauchen. Wobei die Verzweiflung deutlich die Oberhand hatte.

Der Duft von Kaffee, der das Schlafzimmer durchzog, ließ ihn leicht aufblicken. Direkt in Zoros grüne Augen, in denen sich genauso viel Gefühl widerspiegelte, wie in seinen eigenen. Sanji war es auf eine merkwürdige, unverständliche Art und Weise zwar peinlich, aber das änderte jetzt eh nichts mehr. Und so wie Zoro aussah, saß er schon länger hier. Verstrickt in seinem eigenen Chaos. Sanji hatte keine Lust mehr, sich zu verstecken. Wenn sie nicht bald mal Klartext redeten, konnten sie ihre Beziehung nämlich vergessen und zwar endgültig. Doch dazu mussten sie sich einkriegen, beruhigen, ohne dass sie Gefahr liefen, sich gleich den nächsten Streit zu liefern. Sanji atmete tief durch und fuhr sich mit den Händen durch sein Gesicht, strich die Spuren der vergangenen Nacht weg. Versuchte es wenigstens, von Erfolg gekrönt war seine Aktion nicht gerade. Richtete sich dann langsam auf. Ein leichtes Lächeln zog über seine schmalen Lippen, als er die Zigarettenschachtel entdeckte. Die lag da gestern noch nicht, also musste Zoro sie, zusammen mit dem Kaffee, mitgebracht haben. Doch statt einen seiner ungesunden Glimmstängel aus der Packung zu fischen, streckte er seine Hand aus, legte sie auf Zoros Knie, aus ihrer beider Position heraus die einzige Körperstelle, die er erreichte. Einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen, von dem er sich wünschte, dass auch Zoro ihn bemerkte.

Und das schien er tatsächlich. Zaghaft tastete sich seine Hand zu Sanjis vor, in der andern hielt er einen gefüllten Kaffeebecher, ihm direkt vor die Nase. Sanji nahm ihn entgegen, inhalierte, wie üblich, tief den Geruch des frischen Kaffees. Dann stellte er den Becher auf den ohnehin schon überfüllten Nachtschrank. Das müde Lächeln, dass Zoro ihm entgegenbrachte, ließ Sanji tief aufseufzen. Er setzte sich auf, hatte Zoro so direkt vor sich auf dem Stuhl. Er wusste, dass Zoro darauf wartete, dass er begann. Worte waren eben nicht die Stärke seines Freundes. Und als einen solchen bezeichnete Sanji ihn noch immer. Er wollte ihn nicht verlieren wegen dummer Missverständnisse. Und vielleicht wurde es einfach Zeit, es ihm auch genauso zu sagen. „Hör mal“, begann er, mit einer Unsicherheit, die er von sich so gar nicht kannte. „Wir machen uns irgendwie gegenseitig das Leben schwer. Das kann es doch nicht sein. Wir haben uns früher auch gestritten und wieder vertragen. Warum klappt das heute nicht? So sehr können wir uns doch nicht verändert haben, oder doch? Zoro, ich liebe dich und um nichts in der Welt will ich dich wieder hergeben. Ich weiß, dass der Umgang mit Worten nicht deine Stärke ist. Aber wenn wir uns weiter wegen irgendwelchen, blöd dahergesagten, Sprüchen das Leben schwer machen, können wir das alles und uns echt vergessen. Und das will ich nicht, hörst du? Ich will es nicht und ich kann es nicht, ich brauche dich doch.“
 

Er war zum Schluss leiser geworden, ließ seine Worte so im Raum stehen. Er wusste, dass Zoro eine Weile brauchte, um das zu verinnerlichen und nochmals mindestens genauso lange, bis er sich überlegt hatte, was er sagte. Also wartete Sanji einfach ab. Doch mit jeder verstreichenden Minute wurde er zusehends angespannter.

Bis Zoro tief durchatmete.
 

„Ich glaube nicht, dass wir uns so sehr verändert haben. Aber wir haben uns damals sehr verletzt. Anscheinend tiefer als wir beide gedacht haben. Und nun reicht schon ein einziges dummes Wort, um diese Wunde wieder aufzureißen. Ich will dich auch nicht verlieren, besonders nicht so. Ich brauche dich mindestens genauso sehr, wie du mich. Ich liebe dich. Mehr als mein Leben. Dass es dir gestern so schlecht ging – durch meine Schuld – hat mich fertig gemacht. Vielleicht war ich dadurch gestern etwas empfindlich und bin dir unbewusst aus dem Weg gegangen, damit ich dir nicht noch mal weh tue. Das ist das Letzte, was ich will. Hab aber nur das Gegenteil erreicht.“ Sanji schaute dabei zu, wie Zoro langsam die Hand erhob – seine Finger zitterten – und eine blonde widerspenstige Strähne hinter sein Ohr strich, ihn dabei verlegen anlächelnd. „Du hast mir nicht weh getan“, widersprach Sanji, knirschte aber sogleich mit den Zähnen. Zuzugeben, dass er sich verletzt fühlte durch Zoros Verhalten, zählte nicht zu seinen Stärken. Kurz schloss er die Augen, griff nach Zoros Hand, die noch immer mit Sanjis Haar spielte, schlang seine Finger um Zoros. „Ein bisschen“, murmelte er dann leicht errötend. „Und dass es mir dreckig geht, ist meine eigene Schuld. Ich hätte wissen müssen, was dabei herauskommt, wenn wir so einen Deal schließen. Das mit dem Kochen war eindeutig die dümmste Idee, die wir bisher hatten. Vielleicht hätte ich das Zeug ja nicht essen sollen, ich wusste, was für ein Risiko ich damit einging. Aber Bedingung ist Bedingung und Versprechen sind mir heilig, genau wie dir.“ Sanji seufzte – mal wieder. „Wir sind beide Idioten“, flüsterte er und schloss seine brennenden Augen. Er war immer noch verzweifelt, doch jedes weitere Wort schluckte er herunter, weil er seiner Stimme nicht mehr über den Weg traute.
 

Zoro zog ihn näher an sich, legte seine Stirn an Sanjis, mit einem sanften Griff im Nacken. Ein kleiner Stein fiel Sanji bei dieser Berührung vom Herzen, es war wohl doch noch nicht alles so verloren, wie er anfangs glaubte. „Ja, das sind wir“, bestätigte ihm Zoro flüsternd. „Ich weiß nicht weiter, Sanji. Sag mir, was wir – was ich – jetzt tun soll, denn ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich ohne dich nicht leben kann.“ Nur ganz kurz hatte Sanji geblinzelt und doch meinte er, sich verguckt zu haben. Zoro so ratlos zu erleben, war ja eine Sache. Etwas, das Sanji niemals auch nur vermutet hatte, Zoro diente ihm immer als Stütze in jeder Lage, war sein Ruhepol und hatte auf seine eigene verquere Art immer einen Rat auf Lager. Aber die kleine Träne, die ihm nun auch noch über seine Wange lief, ließ Sanji noch mehr leiden. Er hob seine freie Hand und strich ihm mit dem Zeigefinger die Träne weg, bevor er seinen Arm in Zoros Nacken legte und sich an ihn zog, auf diese Weise auf Zoros Schoß saß, sein Gesicht an dessen Halsbeuge vergrabend und noch immer zitternd um seine Beherrschung kämpfte. Zoro schloss ihn in seine starken Arme, klammerte sich an Sanji fest, so wie dieser an Zoro. „Weine ruhig, wenn du willst. Es ist okay“, hörte er ihn wispern, doch Sanji schüttelte stur den Kopf, soweit er ihn denn bewegen konnte. Alles in ihm schrie und wehrte sich dagegen, seinen Gefühlen jetzt freien Lauf zu lassen. Er hatte die ganze Nacht doch nichts anderes getan, das musste doch irgendwann mal reichen. Zoros Berührungen am Rücken nahm er kaum wahr, genauso wenig, wie das Kraulen in seinem Nacken, zu sehr war er damit beschäftigt, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 

Er bemerkte nicht, wie die Zeit weiterlief, wie viel Zeit überhaupt vergangen war. Nur Zoros kleine Zuckungen und Bewegungen ließen ihn langsam wieder in die Realität zurückfinden. Das war aber auch ein Ende unbequem, wie er hier hing, Und so wie Zoro sich gerade versuchte zu strecken, erging es ihm wohl nicht viel anders. Das laute Knurren von Zoros Magen ließ Sanji grinsen. „Wenn du gestern nichts mehr gegessen hast, müsste da noch Reis sein“, murmelte Sanji. Er wollte Zoro zwar nicht loslassen, aber verhungern lassen wollte er ihn noch viel weniger. Es wunderte ihn ohnehin, dass Zoro ihn sich nicht einfach auf die Arme zog und mit ihm in die Küche spazierte. In seiner jetzigen Verfassung hatte der Blondschopf durchaus nichts dagegen, durch die Gegend getragen zu werden. Abgesehen davon stand er ja noch immer unter ärztlicher Aufsicht – mehr oder minder. Zumindest sollte er sich schonen, wenn er sich richtig erinnerte. „Ich weiß. Hab den gestern noch in den Kühlschrank gestellt. Ignorier meinen Magen einfach“, ertönte es dann von Zoro, ziemlich verpennt. Der wollte doch wohl nicht…Sanji runzelte leicht die Stirn, ein Seitenblick, sofern man aus seiner Position davon sprechen konnte, verriet ihm jedoch, dass Zoro die Augen immer wieder zufielen. „Hoch mit dir, du Faultier“, schmunzelte Sanji schließlich. „Ich hab auch Hunger und da ich nicht aufstehen darf, lass dir gefälligst was einfallen, wie ich in die Küche und an was zum Essen komme.“ „Ich soll mir was einfallen lassen? Okay“, erwiderte Zoro und stand auf. Sanji klammerte sich an ihn und, als Zoro richtig stand, schlang er seine langen Beine um Zoros Hüften. Irritiert blickte er auf, als Zoro auf halbem Weg stehen blieb und die Augen schloss. „Hey, ist alles in Ordnung? Siehst irgendwie aus, als wärst du leicht neben der Spur.“ Besorgt musterte Sanji seinen Freund. „Lass mich runter, Zoro. Die paar Meter schaff ich auch allein. Und du pflanz dich inner Küche auf nen Stuhl und wehe, ich sehe, dass du dich bewegst. Keine Widerrede.“ „Alles in Ordnung. Geht gleich wieder“, hörte Sanji ihn bloß murmeln. Sah dabei zu, wie er sich an die Wand lehnte. „Zoro“, knurrte Sanji und bedachte ihn mit einem teils scharfen, teils besorgten Blick. In Ordnung sah eindeutig anders aus.
 

„Wehe, du klappst mir hier weg, Marimo. Dann kick ich dich hinterher übern Strand, das schwör ich dir.“ Sanji sprach leise, seine Finger fuhren über Zoros blass gewordenes Gesicht. Konnte er es jetzt riskieren, ihn hier stehen zu lassen, um einen Stuhl zu holen, oder lag er dann in den paar Sekunden auf dem Boden? „Mach keinen Quatsch“, murmelte er, relativ ratlos. „Lass mich dir wenigstens helfen, du Sturkopf“, fügte er hinzu und legte sich Zoros Arm um seine Schultern, um ihn die paar Schritte bis zur Küche zu stützen. „Brauche keine Hilfe“, wurde ihm entgegengeknurrt. Und trotzdem wehrte er sich nicht. „Das sehe ich, Marimo“, brummte Sanji, führte ihn zu der Sitzbank in der Küche, wo er sich vorsichtig niederließ, die Arme auf den Tisch legte und seinen Kopf darauf. Was war das jetzt? Vertauschte Rollen? Sanji dachte kurz nach. „Sag mal, wann hast du das letzte Mal was gegessen?“ fragte er ihn dann, setzte sich neben ihn auf den Stuhl und strich ihm durch die Haare. „Keine Ahnung. Gestern Mittag, als ich gekocht hab?“ entgegnete Zoro und Sanji blickte ihn tadelnd an. „Sorry, geht gleich wieder“, nuschelte Zoro. „Das, was du da getan hast, nennst du doch nicht wirklich essen, oder? Du hast mit der Gabel ne Furche in den Reis gezogen, aber mehr auch nicht“, stellte Sanji dann klar. Strich ihm noch einmal durch die Haare, bevor er sich erhob, um Wasser für Tee anzusetzen.
 

Gleichzeitig inspizierte er den Kühlschrank, schaute, was Zoro da am Tag zuvor angeschleppt hatte. Holte dann die Schale mit dem Reis aus dem Kühlschrank, füllte diesen in einen Topf um und erhitzte ihn auf dem Herd. In der Zwischenzeit kochte auch das Teewasser, Sanji füllte in die Teekanne ein paar Teeblätter und goss das heiße Wasser darüber. Dann stellte er sie, zusammen mit den Tassen auf den Tisch. „Grünen Tee, was anderes kriegst du nicht“, murmelte er dann und wandte sich wieder dem Herd zu. Grinste in den Reistopf, rührte um und stellte den Herd aus. „Warum?“ erklang Zoros Frage vom Tisch aus. Eindeutig mit schmollendem Unterton. Sanji holte einen Teller aus dem Schrank – provokanterweise nur einen. Er war sich des stechenden Blicks in seinem Rücken nur zu bewusst. Weiterhin grinsend füllte er den gesamten restlichen Reis auf, holte eine Gabel aus der Schublade und begab sich dann an den Tisch. „Weil mir gerade danach ist“, grinste Sanji und stellte den vollen Teller Zoro vor die Nase. „Und jetzt iss gefälligst.“ Den vorwurfsvollen Blick, mit dem Zoro ihn bedachte, ignorierte Sanji einfach. Lieber sah er dabei zu, wie sich Zoro mit altbekanntem Heißhunger auf seine Mahlzeit stürzte. Aber nicht für sehr lange, denn nach ein paar Happen ließ er die Gabel sinken und starrte Sanji an. „Und was ist mit dir? Du hast gesagt, dass du auch Hunger hast.“ „Hab ich auch“, murmelte Sanji, stibitzte dem perplexen Zoro die Gabel und damit gleichzeitig einen Bissen Reis. Lächelte ihn an und ging zurück zum Kühlschrank. Der Uhr nach war es ohnehin schon Mittagszeit, dann konnte er auch gleich kochen. „Wehe, ich finde einen Krümel Reis auf deinem Teller, wenn ich hier fertig bin“, brummte Sanji, glücklich darüber, dass wieder ein wenig Normalität zwischen ihnen beiden herrschte. Steckte dann seinen Kopf erneut in den Kühlschrank und stöhnte auf.
 

„Den Alkohol kannste im übrigen knicken“, knurrte er leicht verstimmt und schob die Flasche mit dem Sake – musste das denn die XXL-Version sein? – in die hinterste Ecke des Kühlschranks. „Warum?“

Und wieder grinste Sanji. Sein grünhaariger Dussel sprang doch immer wieder drauf an. „Im übrigen kann ich den Reis nicht aufessen.“
 

Klonk.
 

Sanji steckte eindeutig zu weit im Kühlschrank. „Du hast zwei gesunde Hände, Marimo“, erwiderte er dann, als er verstand, worauf Zoro hinaus wollte. Hielt er ja schließlich dessen Gabel noch immer in der Hand. Aber eigentlich hatte Sanji ihm Manieren eingetrichtert, was Esskultur anging. Und dazu gehörte auch, dass nicht mit den Fingern gegessen wird. Aber heute sah der Blondschopf großzügig darüber hinweg. Gespannt wartete er auf Zoros Reaktion, grub sich dabei weiter durch den Kühlschrank. Gut, er tat so. „Okay, aber wehe, du meckerst.“ Die mampfenden Geräusche in seinem Rücken bewiesen wohl, dass Zoro jetzt tatsächlich mit den Fingern aß. Sanji schüttelte den Kopf, soweit er dazu Platz hatte. „Das ist ne Ausnahme, damit das klar ist“, knurrte Sanji, trat sich innerlich gerade für seinen vorigen Ausspruch. „Gab es eigentlich im Supermarkt nur Alkohol und Nudeln?“ fragte Sanji dann, klappte die Kühlschranktür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, die Arme vor der Brust verschränkt. Kopfschüttelnd beobachtete er Zoro, der weiter den Reis in sich reinstopfte, als hätte er eine Woche lang hungern müssen. Oder als hätte er schon ewig nichts vernünftiges mehr gegessen.
 

„Das Gemüse und Obst sah aus, wie aus dem letzten Jahr. Hab lediglich ein paar Karotten und Kartoffeln mitgebracht. Fleisch gab es nur noch abgepacktes und das magst du nicht. Die Frischetheke hatte schon geschlossen. Oben im Schrank liegen Salzstangen und Zwieback. Der Arzt hat gesagt, dass du in den nächsten Tagen nur so was essen sollst.“ Mit diesem Redeschwall lehnte sich Zoro an die Wand, rieb sich über seinen Bauch und schloss sichtlich zufrieden die Augen. Sanji lächelte still, stieß sich vom Kühlschrank ab und setzte sich zu Zoro an den Tisch. Goss ihnen beide einen Tee ein und genoss einfach nur Zoros Nähe, seine Teetasse in der Hand drehend. „Als würde ich den ganzen Tag nur Salzstangen futtern“, brummte er missmutig. „Haste dem nicht gesagt, dass sein Patient ein Spitzenkoch ist?“ Diese unfreiwillige Diät passte ihm so gar nicht in den Kram.

„Ich hatte zu der Zeit andere Dinge im Kopf. Der Arzt hat irgendwas von Kartoffelbrei und Karottensuppe erzählt. Bist du sicher, dass du schon wieder richtig essen kannst?“ Sanji ließ Zoros Musterung über sich ergehen und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Hör auf, mich anzustarren, als wäre ich ein Insekt und du auf der anderen Seite vom Mikroskop“, schnappte Sanji. Hob dann den Kopf und blickte Zoro in seine unendlich tiefen, grünen Augen. „Heute vielleicht nicht“, lenkte er dann ein. „Aber morgen ist Ende mit der Diät. Dreck“, fluchte Sanji leise. Und dabei hatte er doch auch Hunger. „Glaub mir, einem Insekt würde ich nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit schenken. Außerdem sind die Viecher nicht halb so attraktiv wie du“, murmelte Zoro. „Spinner“, knurrte Sanji, konnte die feine Röte, die sich in sein Gesicht schlich, jedoch nicht aufhalten oder gar verbergen.
 

„Trink lieber deinen Tee“, versuchte er abzulenken. Sanji klappte ja fast die Kinnlade nach unten, als Zoro tatsächlich seine Teetasse leerte. Der tat wirklich das, was man ihm sagte? Ohne zu diskutieren? Ein schneller Blick durchs Fenster: Nein, die Welt ging noch nicht unter. Von der Apokalypse war auch nichts zu sehen. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag?“ fragte Zoro, den Kopf in seinen Händen. Sanji zuckte mit den Schultern. „Ich geh jetzt eine rauchen“, erwiderte Sanji dann. „Können ja ne Runde am Strand drehen, oder wurde mir das auch verboten?“ Er sagte es zwar, aber bewegte sich nicht ein Stück. Irgendwie waren Zoros Augen gerade viel interessanter. „Hm, der Arzt hat gesagt, Bettruhe und dass du dich erholen sollst. Ein kurzer Spaziergang am Strand sollte aber drin sein. Allerdings solltest du vorher eine Kleinigkeit essen. Deine Kippen liegen im Schlafzimmer auf dem Nachtschrank.“ „Muss ich jetzt wirklich nur Salzstangen essen?“ knurrte Sanji frustriert.

Zoros verträumtes Lächeln machte Sanji fast stolz. Nur er schaffte es, Zoro so was zu entlocken.

Und dieses Lächeln liebte Sanji wirklich, genauso wie den Menschen, dem es gehörte. „Du hast die Wahl zwischen Zwieback und Salzstangen. Beides essbar, ohne zu kochen. Ansonsten darfst du noch Haferschleim, Karottensuppe, Kartoffelbrei und Reis essen. Müsstest du aber für kochen.“ Sanji verzog das Gesicht und grummelte. „Da gibt es ja im Knast besseres Essen.“ Fahrig fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare und rieb sich über die Augen. Irgendwie war er total erschöpft und doch zu faul, um sich zu bewegen. Nun hatten sie zwar einen Vorschlag, wie man den Tag verbringen konnte, doch niemand raffte sich auf. Sie saßen nur stumm am Tisch und schauten sich an. „Solange keiner von den Knastis Magenprobleme hat, bestimmt“, grinste Zoro ihn an. „Du siehst müde aus. Leg dich doch ein bisschen hin. Ich bring dir dann fürs erste ein paar Zwieback und Salzstangen, sowie den Tee ans Bett.“ „Und was machst du solange?“ fragte Sanji, schloss, unter Zoros hauchzarter Berührung an seiner Wange, die Augen. „Außerdem liegt da noch genug Krempel rum. Entweder räumen wir auf oder wir müssen anbauen.“
 

„Leg dich hin. Ich räum den Mist schon weg. Und ich schaff es auch, mich für ein paar Stunden selbst zu beschäftigen. Kann ja ein bisschen arbeiten oder ich geh joggen. Hab in letzter Zeit recht wenig trainiert“, gab Zoro zur Antwort. „Ich will aber nicht allein bleiben“, maulte Sanji leicht verstimmt. Jetzt, wo es zwischen ihnen ruhig wurde, wollte er Zoro um sich haben und nicht alleine in einem Zimmer hocken und sich langweilen. Er hasste es wirklich, krank zu sein. „Dann legen wir uns beide eben ein paar Stunden hin“, meinte Zoro dann, stand auf und zog Sanji von seinem Stuhl hoch. Ein liebevolles Lächeln bekam Sanji noch und einen Kuss auf die Stirn, bevor er in Richtung des Schlafzimmers geschoben wurde. „Geh schon mal vor. Ich mach noch schnell nen Teller mit was zu knabbern für dich.“ Genervt verdrehte Sanji die Augen. „Ich will was richtiges essen.“ Dennoch trottete er ins Schlafzimmer. Riss dort die großen Fenster auf, um frische Luft in den Raum zu lassen. Dann betrachtete er nachdenklich das Stillleben auf dem Nachtschrank.

„Schmeiß du mal alles, was wir nicht brauchen auf das Tablett und stell das auf den Stuhl. Dann kann ich den neuen Kram auf dem Nachttisch abstellen.“ Schwer beladen war Zoro ihm gefolgt. „Vom Regen in die Traufe“, grinste Sanji leicht. Da hat man den Krempel weggeräumt und prompt stand neuer dort. „Ace sollte sich mal nen anständigen Tisch ins Zimmer stellen“, merkte Sanji noch an, bevor er Zoros Wunsch nachkam und den Kram zusammenräumte. Allerdings stellte er ihn nicht auf einem Stuhl ab, sondern brachte ihn in die Küche zurück. Griff sich noch eine Flasche Wasser aus dem Vorratsschrank und kehrte ins Schlafzimmer zurück. „Ich hätte das Tablett schon noch gleich raus gebracht“, brummte es Sanji entgegen. Sanji zog nur eine Augenbraue hoch, erinnerte sich nur zu gut an den kurzen Besuch in Zoros Wohnung. Ihm lief es kalt den Rücken herunter und er schüttelte sich kurz. Sah Zoro dabei zu, wie dieser aufs Bett krabbelte und seine Schuhe durchs Zimmer feuerte. „Ja, ja“, machte Sanji nur und ließ sich auf die Bettkante sinken, fuhr sich mit der Hand wieder übers Gesicht. „Ich meinte es ernst“, erwiderte Zoro und kuschelte sich an Sanji an.

Sanji gab nur ein Brummen von sich. „Ich mach dir nen Vorschlag“, fuhr Zoro dann fort. „Du isst jetzt den Zwieback und die Salzstangen. Wenn du es verträgst und heute Abend immer noch was richtiges essen willst, dann lad ich dich in ein Restaurant deiner Wahl ein, okay?“ „Hmm, hört sich gut an“, flüsterte Sanji. „Können wir den ersten Teil weglassen?“ Widerwillig griff er dann eine der Salzstangen. Krümelkram zum Frühstück. Sanji murrte, warf dem Teller einen tödlich beleidigten Blick zu, bevor er den Knabberkram in seiner Hand schließlich zu essen begann.
 

„Na also, geht doch. Und schön aufessen“, tönte es grinsend hinter ihm. „Kriegst auch einen Kuss als Belohnung hinterher.“ „Und du kriegst gleich nen Tritt, wenn du weiter so frech bist“, antwortete Sanji, drehte sich um und funkelte Zoro schelmisch an. Dann streckte er sich der Länge nach einfach quer über Zoro aus, sodass dieser mehr oder weniger unbeweglich unter ihm lag. Doch nicht für lange, denn Zoro kitzelte ihn nach allen Regeln der Kunst ab, so dass Sanji irgendwann nach Luft japste. „Gnade, ich ergebe mich“, keuchte er, nun unter Zoro liegend. Dafür strich er mit seiner Hand hauchzart Zoros Rücken hinab und kniff ihn einmal kräftig in den Hintern, schaute ihn dabei mit einem Unschuldsblick an. „Dafür, dass du dich ergibst, bist du aber noch ganz schön frech. Das schreit geradezu nach einer weiteren Bestrafung.“ „Ach ja?“ entgegnete Sanji und klimperte aufreizend mit seinen langen, dunklen Wimpern. Wie Sanji erwartet hatte, näherte sich Zoros Gesicht dem seinen, aber nur ziemlich langsam. Sein Blick verdunkelte sich zusehends, bohrte sich direkt in Sanjis Seele. Er spürte Zoros Atem auf seinen Lippen, als dieser ein „Ja“, hauchte, mit einer Stimmlage, dass es in Sanjis gesamten Körper zu kribbeln begann. Doch flugs drehte sich Zoro mit dem Rücken zu Sanji. Das brachte ihn dann doch dazu, erstaunt die Augenbraue hochzuziehen. Seinen Kopf in die linke Hand stützend, strich er mit seiner rechten durch Zoros Haare, den Nacken entlang über dessen Rücken, beobachtete, wie die Muskeln arbeiteten, unter Sanjis Berührungen vorsichtig zuckten. „Ich hab dich vermisst“, murmelte er leise, verträumt. Ja, er liebte diesen Mann abgöttisch, das war ihm klar. Als Zoro nach Sanjis Arm griff und ihn zu sich zog, rückte Sanji noch ein Stück näher an Zoros Rücken, an seinen ganzen Körper. Sanjis Hand ruhte nun, in Zoros auf dessen Brust. Mit den Fingerspitzen strich er über die Haut, fühlte den Herzschlag. „Ich war doch die ganze Zeit hier“, brummte Zoro. Sanji seufzte auf, schob seinen linken Arm unter Zoros Kopf, umarmte ihn so von hinten. „Du bist aber auch ein selten begriffsstutziges Exemplar der Sorte Mensch“, erwiderte Sanji liebevoll lächelnd. Er löste leicht seinen Griff, als Zoro sich umständlich umdrehte und sie beide nun Nase an Nase lagen. „Wie meinst du das?“, hörte er ihn murmeln, mehr schlafend als wach. Er hauchte Sanji einen Kuss auf die Nasenspitze, während dieser immer noch lächelte. „Später“, meinte er dann flüsternd. „Du schläfst doch schon.“ Vorsichtig und darauf bedacht, seinen Freund nicht aus dessen Dämmerzustand zurückzuholen, strich er mit seiner freien Hand über Zoros Schläfen, zog langsam die Konturen seines Gesichtes nach. Der Griff um Sanji verfestigte sich einen Moment lang und Sanji wollte schon zum Protest ansetzen. Doch der erstarb in dem Augenblick, in dem sich Zoros Griff wieder lockerte, sein ganzer Körper sich völlig entspannte. Sanji liebte diesen Anblick. Zoro anstarren, ohne dass dieser murrte und motzte, weil er es betont nicht ausstehen konnte. Und er kostete diesen auch aus. Jedenfalls so lange, bis ihm selbst die Augen zufielen. Stille legte sich in das Zimmer und über das Paar, welches in glücklicher Umarmung vereint erneut zueinander gefunden hatte.
 

Murrend, brummend und knurrend nahm er zur Kenntnis, wie etwas über sein Gesicht strich, krabbelte, was auch immer. Er wischte mit einer Handbewegung den Störenfried zur Seite, um ihn kurz darauf wieder an dieser Stelle zu haben. Er fühlte sich doch gerade so wohl. Hatte geträumt, dass Zoro sich endlich mit ihm vertragen hatte, und sie sich nicht, wie sonst immer, nur stritten und verletzten, aus dem Weg gingen. „Noch fünf Minuten“, brummte Sanji leise. Er wollte nicht aufwachen oder gar aufstehen. Es war viel zu bequem und viel zu schön. Von weit weg hörte er es rascheln und irgend jemanden quatschen. Hörte sich an wie Zoro. Warum sollte er jetzt aufstehen? Er hatte doch Urlaub, brauchte nicht arbeiten. „Elender Sklaventreiber“, murrte Sanji. Moment mal…Zoro…? Sanji blinzelte. War doch kein Traum gewesen. War Realität – seine…ihre Realität. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er die Lippen vor sich zu einem sanften Kuss einfing.

„Eigentlich hast du den Kuss gar nicht verdient“, sagte Zoro, als sie sich lösten. Kurz blickte er an Sanji vorbei und dieser verdrehte die Augen. Wusste er doch genau, dass Zoro damit auf den blöden Knabberkram anspielte. „Soll ich dich künftig auf Diät setzen?“ fragte Sanji zurück und seine Finger wanderten über Zoros Gesicht, die Stirn, die Augenbrauen entlang zu seinen Lippen, zog deren Konturen nach. Aufmerksam betrachtete er Zoros Gesicht, versuchte, sich jede kleine Einzelheit einzuprägen. „Würdest du eh nicht tun“, brummte Zoro. „Du lässt niemanden hungern. Und jetzt hör auf mich so anzustarren. Ich mag das nicht.“ Sanji lächelte, als Zoro seine Hand von seinem Gesicht holte und die Fingerspitzen küsste. „Ich hab gesagt Diät, Marimo, nicht Nulldiät,“ erwiderte er, den Blick noch immer auf Zoros Gesichtszügen. „Und ich starre wann und wohin, wie es mir passt.“

Ein Knurren war die Folge. „Egal ob Diät oder Nulldiät. Satt werden würde ich da mit Sicherheit nicht“, antwortete Zoro, den Kopf senkend. Sanji hatte die Röte bemerkt, die seinem Freund ins Gesicht geschlichen war. Er ließ Zoro gewähren, als dieser sich an seinem Hals entlang küsste, bis hin zu seinem Schlüsselbein. Doch er legte sanft einen Finger unter Zoros Kinn und hob es sachte an, so dass er ihm wieder ins Gesicht schauen konnte. „Du lenkst ab“, hauchte er, versuchte Zoros Finger auf seiner Haut zu ignorieren. „Weiß nicht, wovon du sprichst“, antwortete Zoro und haschte nach Sanjis Lippen. „Ich glaub schon, dass du das weißt“, murmelte Sanji an Zoros Lippen. Nur ganz sachte küsste er Zoro, darauf bedacht einen kleinen Abstand zu wahren, auch um ihr Spiel zu verlängern, in das sie sich zunehmend vertieften.
 

„Keine Ahnung, was du meinst.“ Ziemlich undeutlich kam es zurück, Zoro war mit seinen Lippen weitergewandert zu Hals und Schlüsselbein des Blonden zurück. Zusätzlich fuhren seine Fingerspitzen hauchzart über Sanjis Haut, erkundeten Bauch und Brust, immer und immer wieder. Auch eine Seite, die Sanji an seinem Freund nicht kannte. Früher war dieser niemals so vorsichtig gewesen. Er lächelte. So wie Sanji ihn gern anschaute, sich auf diese Art alle Einzelheiten einprägte, so schien es Zoro ihm gleichzutun. Nur eben mit seinen Fingern. Jede Stelle, die Zoro berührte, kribbelte und trotzdem bekämpfte Sanji seine langsam aufkommenden Gefühlswallungen. So lange hatte er sich nach ihm verzehrt, sowohl das kleine Abenteuer auf seiner Couch als auch das im Hotel war eindeutig auf Leidenschaft zurückgegangen, die sie beide im Griff und einfach überrollt hatte. Ohne jedoch vorher ein klärendes Gespräch zu führen, ein einziges Wort der Entschuldigung zu sagen. Zumindest ging es Sanji so, wie Zoro das sah, wusste der Blondschopf nicht. Und ihn zu fragen, traute er sich nicht, aus Angst, dieser würde das missverstehen.

Doch Sanji war gefangen in seinen Gefühlen, seine Finger begannen ebenso über Zoros Haut zu wandern, wie von selbst fanden sie die empfindlichen Stellen, hauchzart strich er über die Narbe auf Zoros Brust, versuchte so, diesem ein Stöhnen zu entlocken, sein eigenes dabei immer heftiger unterdrückend. Soweit es sein Verstand zuließ, atmete er normal, wollte er Zoro nicht durch seine Körperreaktionen zeigen, wie sehr er die Berührungen genoss. Aber wenn sie so weitermachten, würde sich das ohnehin bald nicht mehr vermeiden lassen, das wusste Sanji nur zu gut.

„Warum hast du mich eigentlich geweckt?“ brummte er, die Augen geschlossen und den Kopf ein wenig in den Nacken gelegt, damit Zoro besser an seinen Hals herankam.

Dieser löste sich von Sanjis Hals und starrte wie hypnotisiert in sein Gesicht. Dann legte er seine Lippen auf Sanjis, verschloss sie sanft zu einem Kuss. Entfachte damit allerdings ein Feuer in Sanji, das lange nicht mehr gelodert hatte. Aus dem sanften Kuss war ein leidenschaftlicher geworden, in einer endlos anmutenden Bewegung fuhr Zoros Zunge über Sanjis Lippen, bis er sich seinem grünhaarigen Freund ergab und seine Zunge mit Zoros zu spielen begann. Zoro löste sich von ihm, schwer atmend, strich Sanji vorsichtig über die Wange. „Wir wollten doch am Strand spazieren und dann eventuell noch was essen“, erwiderte er dann, schaute ihn mit einem solch liebevollen Blick an, den Sanji bis dato nicht kannte. „Dann sollten wir das auch tun“, murmelte Sanji, verfluchte seinen Körper für dessen Reaktionen. Alles in ihm schrie danach, den Mann auf sich hier mit Haut und Haaren zu vernaschen, zu spüren, wie er vor Erregung zitterte. Das Aufstöhnen zu hören, welches für ihn mit zu den erotischsten Geräuschen gehörte, die Zoro von sich gab. Er liebte es, wenn Zoro stöhnte, auch wenn es viel Aufwand bedurfte, um ihn soweit zu kriegen. Sanji beobachtete ihn dabei, wie er sich aufrichtete. Schien so, als hätte auch Zoro mit seinen überschwemmenden Gefühlen zu kämpfen. „Na dann los. Im Gegensatz zu dir bin ich schon angezogen. Willst du vorher noch duschen?“ Ein fragender Blick traf Sanji und er brummte leicht, bevor er nickte. Kroch dann an Zoro vorbei vom Bett. „Wo hast du meine Klamotten hingepackt?“ wollte er dann wissen.
 

„Vor dem Bett“ antwortete Zoro sogleich und griff nach der Zeitung, die auf dem Bett lag. Das erklärte auch das Rascheln von vorhin, stellte Sanji gerade fest. Den Blick Zoros noch auf sich spürend stand er schließlich auf, sammelte die Tasche, die vor dem Bett lag, auf und begab sich langsam ins Badezimmer, wiegte seine Hüfte ein wenig mehr als sonst beim Gehen, grinste dabei spöttisch. Er wusste nur zu gut um seine Wirkung auf den Grünhaarigen, der sich garantiert beherrschen musste, um nicht sofort hinterher zu springen. Sanji kannte ihn gut genug, um das zu wissen. Er begutachtete den Inhalt der Tasche, runzelte die Stirn über den Krempel, den Ace sonst noch da rein geworfen hatte. Schulterzuckend holte er ein paar Klamotten hervor, bevor er etwas fand, das seinen Ansprüchen genügen würde. Dann sprang er unter die Dusche. Kaum zehn Minuten später verließ er das Bad wieder, bekleidet mit einer hautengen schwarzen Jeans. Das weiße Hemd hing über seiner linken Schulter, mit der rechten Hand rieb er sich gerade eben die Haare trocken. Er blieb am Türrahmen gelehnt stehen und lächelte. Zoro blickte von seiner Lektüre auf und erwiderte Sanjis Lächeln. „Fertig?“ wollte er dann wissen. „Hmm“, brummte Sanji, ließ sein Handtuch zu Boden gleiten. Normalerweise störte ihn jegliche Art von Unordnung und ein auf dem Boden liegendes feuchtes Handtuch war in seinen Augen so was von unakzeptabel, doch es war ihm gerade eben egal. Er fuhr sich mit seiner Hand durch die feuchten Strähnen, bevor er das Hemd von seiner Schulter nahm und es überzog, jedoch nicht zuknöpfte. Langsam durchquerte er das Zimmer, fühlte deutlich den Blick, der ihn verfolgte. Für ein paar Sekunden war er Ace dankbar, dass dieser jene schwarze Jeanshose mit eingepackt hatte. Er wusste, dass Zoro dieses Stück Stoff gern an ihm sah, betonte es doch die schlanke, dennoch durchtrainierte Gestalt des blonden Kochs. An der breiten Fensterfront blieb der dann stehen, sah über den Strand und das weite Meer.
 

Er hörte Zoro aufstehen und näher kommen, hinter Sanji blieb er stehen. Zoros Hände ruhten kurzzeitig auf Sanjis Schultern, bevor sie über seine Arme hinabwanderten, über seine Hüften strichen und schließlich verschränkt auf seinem Bauch knapp über seinem Hosenbund zu liegen kamen. Zoros Kopf ruhte an Sanjis, beide schauten sie hinaus. Sanji betrachtete ihre Spiegelung in der Fensterscheibe, fragte sich einmal mehr, warum sie jemals getrennte Wege gegangen waren. Leicht legte Sanji seinen Kopf zurück, an Zoros Schulter. „Wollen wir dann los? Runter zur Bucht? Oder willst du woanders hin?“ fragte Zoro ihn murmelnd. Sanji legte seine Hände über die von Zoro, strich sanft mit den Fingerspitzen darüber. „Die Bucht hört sich gut an“, antwortete Sanji dann nach einigen Minuten absolutem Stillschweigen. Daraufhin löste Zoro die Umarmung, griff nach Sanjis Hand, verflocht ihre Finger miteinander. Noch immer schweigend gingen sie die kleine Treppe an der Terrasse in Richtung Strand. Zielstrebig wandte sich Zoro dann nach links, doch Sanji hielt ihn zurück, „Zoro“, begann er leise und machte einen Schritt in die andere Richtung. Sah aus dem Augenwinkel, wie Zoros Gesicht rot anlief. Ja, seine Orientierung war echt zum davonlaufen. Ob es auch Navis für den Strand gab? Innerlich grinste Sanji, ließ sich nach außen aber nichts anmerken. Zoro hasste es, wenn man sich über seine nicht vorhandene Orientierung lustig machte. Jeder wusste, dass er sich auch auf kleinstem Raum verlief, doch zugeben würde er es niemals, vor niemandem. Etwas, mit dem Sanji ihn früher oft aufgezogen hatte. „Kriegen wir das wieder hin?“ fragte er dann leise.
 

Der Griff um seine Hand wurde etwas fester. „Ich denke schon. Sanji, ich habe noch nie aufgegeben und ich werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. Besonders nicht, wenn ich dich dadurch verliere.“ Sanji seufzte. Aufgeben war nicht Zoros Stil, das wusste er, und sein eigener auch nicht. „Wir haben beide schon einmal aufgegeben“, gab Sanji zerknirscht zu bedenken. Denn nichts anderes war ihre Trennung gewesen. Eine Flucht, weg von dem anderen, weg von allen Problemen, die damit zusammenhingen. Schweigend legten sie das letzte Stückchen Weg bis zur Bucht zurück. An einer geschützten, ziemlich versteckten Stelle ließ sich Zoro auf den Boden sinken, setzte sich so hin, dass Sanji bequem zwischen seinen Beinen Platz fand. Er lehnte sich an Zoro an, dessen Arme sich um Sanjis Oberkörper geschlungen hatten. „Ich würde es nicht als aufgeben bezeichnen“, begann Zoro leise. „Wir sind einfach nur zu stur oder zu stolz oder auch beides zusammen gewesen, um eher wieder aufeinander zuzugehen.“ „Zoro, wir haben uns getrennt“, platzte es aus Sanji heraus. „Du hast dir ne eigene Wohnung genommen. Wir haben nicht einmal in Erwägung gezogen, miteinander zu reden, sonst wäre es doch nie so weit gekommen. Die ganzen vier Monate haben wir nicht geredet.“ Sanjis Stimme war gegen Ende nur noch ein heiseres Flüstern gewesen. Zu präsent war der Schmerz in ihm, um alles, was er glaubte, verloren zu haben. „Noch einmal steh ich das nicht durch.“

Zoro lehnte sich ein wenig mehr an Sanji, seine Stirn an Sanjis Schulter. „Dann lass uns jetzt sprechen. Es ist zwar ziemlich spät dafür, aber besser spät als nie, oder?“ „Und solche Worte von dir?“ schmunzelte Sanji leicht. „Es ist verdammt spät, wenn man es genau nimmt“, fuhr Sanji schließlich ernsthaft fort. „Die letzten vier Monate waren der absolute Horror für mich, schlimmer als jeder Streit, den wir vorher irgendwann einmal hatten. Ich hab mich noch nie im Leben so allein gefühlt. Du hast mir Halt gegeben, weißt du das? Hab ich dir das eigentlich jemals gesagt?“

Sanji spürte, wie sich Zoros Griff um ihn wieder festigte. So zuwider ihnen beiden dieses Gespräch auch war, umso wichtiger war es, sonst würde ihre Beziehung wohl nie wieder richtig funktionieren.

„Nein, hast du nicht. Mir ging es nicht viel besser. War unkonzentriert und hab kaum geschlafen. Du hast mir wahnsinnig gefehlt. Aber ich war einfach zu wütend und enttäuscht und verdammt noch mal auch verletzt. Das, was du mir an diesem Abend vorgeworfen hast, konnte ich nicht einfach so hinnehmen. Und nachdem ich gegangen war, konnte ich auch nicht einfach so zurück. Es tut mir leid, Sanji.“ „Mir auch, Zoro“, gab der Blondschopf leise zu. „Die Frau war meine Cousine. Ich hab sie schon wahnsinnig lange nicht mehr gesehen und mich einfach gefreut. Ich hab nicht im Entferntesten darüber nachgedacht, dass dich das beleidigen oder verletzen könnte. Das wollte ich doch nicht. Und dieser Typ, der dann plötzlich neben dir saß und dich angefasst hat. Ich hab einfach nur rot gesehen, keine Ahnung, was das sollte. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich das nicht mehr ungeschehen machen kann und ich hab es in dem Moment bereut, als ich es ausgesprochen habe. Ich weiß, dass du nicht fremdgehen würdest. Du bist die treueste Seele, die ich kenne. Ich mach mir heute noch übelste Vorwürfe deswegen“, schloss Sanji. „Ich hab das nicht gewollt, glaub mir.“ Er brach ab, seine Stimme, sein ganzer Körper zitterte. „Du hast mir nie erzählt, dass du eine Cousine hast“, meinte Zoro nach einer kurzen Pause. „Dieser Typ war plötzlich da gewesen. Ich hab keine Ahnung, was der mir da eigentlich erzählt hat. Hab den einfach nur ignoriert. Dass er seinen Arm um mich gelegt hat, hab ich auch nur am Rande bemerkt, hat mich auch nicht interessiert. Ich war viel zu beschäftigt mit meinen Gedanken. Verdammt, Sanji, ich war tierisch eifersüchtig. Du warst auf einmal auf und davon, hingst am Hals von dieser Frau und hast sie geküsst. Ich wusste echt nicht, was ich denken soll. Ich vertrau dir. Wirklich. Das musst du mir glauben. Aber da in diesem Moment … Und als du mir dann zuhause noch die Vorwürfe gemacht hast, von wegen, dass ich dir untreu wäre, da wollt ich einfach nur noch raus, weg. Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich geblieben wäre. Ich war so wütend. Frag Ace. Der beschwert sich immer noch bei mir wegen seines kaputten Couchtisches.“ Sanji rückte näher an Zoro heran, neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite, damit Zoro sein Gesicht dort verstecken konnte. Dann griff er nach hinten, strich durch die grünen Haare. „Wir sind so blöd“, seufzte Sanji dann. „Wenn man so darüber nachdenkt, hätten wir uns das echt sparen können, wenn wir damals direkt Klartext geredet hätten. Bin eigentlich nur ich so kompliziert?“ wollte Sanji wissen, blickte über das Wasser.
 

Zoros leises Lachen irritierte ihn ein wenig. „Nein. Ich bin es mindestens genauso sehr wie du. Was machen wir jetzt, Sanji? So was wie gestern Abend und heute morgen, möchte ich nicht noch mal erleben. Aber anscheinend verstehen wir so gut wie jedes Wort falsch, was der andere von sich gibt.“ Ratlos ließ Sanji seine Augen weiterhin durch die Gegend schweifen. Es war ja schon ein Fortschritt, dass sie sich erklärt hatten, ohne laut und unfair zu werden, ohne Vorwürfe, ohne dem anderen ins Wort zu fallen. Doch wie es weitergehen sollte, das wusste auch Sanji nicht. Und so seufzte er erneut. „Keine Ahnung“, gestand er dann. „Ich weiß es nicht. Aber vielleicht hat uns unsere Situation auch gelehrt, etwas genauer nachzudenken, bevor wir sprechen.“ Ein blöder Spruch, aber was konstruktiveres war ihm gerade nicht eingefallen. „Genauer nachdenken, bevor wir sprechen?“ hakte Zoro nach, Unglaube in seiner Stimme. „Dir ist aber schon klar, dass du dann so zwischen fünf und zehn Minuten warten musst, bis du eine Antwort von mir kriegst“, setzte er dann hinzu. „Das hängt von der Frage ab, Marimo“, stichelte Sanji und grinste leicht. „Ich weiß, dass das so nicht weitergehen kann“, fuhr er dann, wieder ernst geworden, fort. „Aber was willst du denn dann machen?“

Auch von Zoro erklang nur ein Seufzen, deutliches Zeichen seiner Ratlosigkeit. „Wie wäre es, wenn wir das alles einfach vergessen? Lass uns einfach neu anfangen. Verdammt, Sanji, ich will mich wieder normal mit dir streiten können, ohne dass wir uns hinterher anschweigen und getrennt voneinander einschlafen. Und sollte das doch nicht klappen, dann setzen wir uns eben noch mal hin und überlegen uns was anderes. Aber ich weiß, dass wir das wieder hinkriegen. Denn du bist der Einzige, den ich an meiner Seite haben will.“ Sanji errötete, ob dieser Worte. So was von Zoro zu hören, war keinesfalls selbstverständlich. „Kannst du es denn einfach so vergessen? Ich nämlich nicht“, gestand der Blondschopf flüsternd.

„Nein, aber ich kann es versuchen. Was sollen wir sonst tun? Sag es mir und ich werde es machen. Denn du bist mir so unendlich wichtig. Und ich will, dass du das weißt.“ Wieder schlich sich ein Rotton auf Sanjis Gesicht. Irgendwie war er sprachlos. Aus Zoro sprach eine Ernsthaftigkeit, die Sanji keine Sekunde an der Ehrlichkeit seiner Worte zweifeln ließ. „Wir hätten vielleicht viel eher darüber reden sollen“, murmelte er schließlich. „Dann hätten wir uns ne Menge Ärger erspart.“ Das, was Zoro ihm eben gesagt hatte, führte dazu, dass sich Sanji noch schlechter fühlte, als ohnehin schon. Diese vier Monate waren mit einem Mal unendlich lang geworden, viel länger, als sie tatsächlich waren. „Wir haben soviel Zeit verschwendet“, hauchte er erstickt.
 

Zoro drehte Sanji in seinen Armen um und strich ihm über die Wange. Sanji senkte seinen Blick. Er war viel zu emotional und er hasste sich im Moment dafür. Aber auch das war eine Sache, die er nicht ändern konnte. „Vergiss die Monate. Ich weiß, sie waren nicht leicht, weder für dich, noch für mich. Und das mit dem Vergessen ist leicht dahin gesagt. Aber alles was zählt, ist doch, dass wir jetzt zusammen sind.“ Vorsichtig lehnte Zoro seine Stirn gegen Sanjis und lächelte ihn aufmunternd an. Der Anflug eines Lächelns zog auch über Sanjis Lippen, ehe er die Augen schloss, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. „Vielleicht hast du ja recht“, erwiderte er dann. Er tastete mit seiner Hand nach Zoros, krallte sich in ihr fest, als er sie fand. „Nicht nur vielleicht“, hörte er Zoro flüstern. „Ganz bestimmt sogar.“ Sanji erwiderte Zoros sanften Kuss und auch das liebevolle Lächeln. „Wenn wir essen gehen wollen, dann sollten wir langsam los. Oder willst du lieber noch hier bleiben? Wir können auch noch weiterreden, wenn du das möchtest.“ Kurz legte Sanji den Kopf schief, dachte nach. Eigentlich hatte er genug geredet, dieser sentimentale Quatsch ging ihm gerade gehörig auf die Nerven, auch wenn er notwendig war, wenn sie ihre Beziehung wieder auf die Beine und eine vernünftige Basis stellen wollten. Er schüttelte seinen Kopf. „Ich glaub, für heute haben wir genug geredet. Soviel schaffen wir ja sonst nicht einmal in einer Woche.“ Er übertrieb zwar maßlos, aber ihm war das jetzt einfach egal. Er hatte Zoro wieder, alles andere war unwichtig. „Lass uns zurück gehen. Wohin wolltest du denn zum Essen?“ fragte Sanji, stand langsam auf und zog Zoro mit sich, immer noch seine Hand festhaltend. Lehnte sich dann an ihn. „Hab doch gesagt, dass ich dich in ein Restaurant deiner Wahl einlade. Du kennst dich da wesentlich besser aus. Will ja nicht, dass uns wieder so was vorgesetzt wird, wie im Hotel.“ Der Gedanke daran ließ Sanji grinsen. Der Küchenchef dort würde wohl Zeit seines Lebens ein Trauma mit sich herumtragen. Oder der hatte tatsächlich im Baratie angerufen, okay, dann hatte er tatsächlich ein Trauma, denn Jeff hätte den mit Sicherheit durch die Leitung gezogen. „Hmm“, machte Sanji dann. „Müssen wir mal schauen, was es hier so gibt. Auf blauen Dunst fahr ich auch nicht in die Stadt, zumal wir mit dem Taxi fahren müssen. Kriegt dein Laptop eben gleich was zu tun.“ Langsam und je einen Arm um den anderen Körper geschlungen, gingen sie am Strand entlang, zurück in das kleine Strandhaus, das sie derzeit bewohnten.

Wieder dort angekommen, drückte Zoro Sanji den Computer und das Stromkabel in die Hand. „Hab vergessen, den letztens wieder auszuschalten. Akkus sind jetzt garantiert leer. Ich spring schnell unter die Dusche und zieh mich um, okay?“ Noch bevor Sanji irgendwas darauf antworten konnte, war Zoro schon im Badezimmer verschwunden. Nachdenklich seufzend verkabelte Sanji den Computer und setzte sich aufs Bett, das kleine Gerät auf seinen Beinen. Sein Blick fiel auf den Teller mit dem Knabberkram. Seine Kaffeetasse von früh am Morgen stand auch noch unberührt da. Unbekümmert mit den Schultern zuckend nahm er einen Schluck des kalten Kaffees. Er schüttelte sich, aber das Getränk erfüllte seinen Zweck – es weckte seine Lebensgeister ein wenig. Dann surfte er durchs Internet, auf der Suche nach einem Restaurant, in welches sie beide wollten. Er grub in seinen Erinnerungen, es gab mal einen Laden, von dem Jeff ihm erzählt hatte. Dort hatte dieser einen Teil seiner Ausbildung absolviert. Rasch tippte er ein paar Daten ein und grinste . Er griff zu Zoros Seite vom Bett, fischte dessen Handy vom Nachtschrank und bestellte dann einen Tisch. Glück gehabt, es gab noch einen, aber nur, weil jemand kurzfristig abgesagt hatte. Nun noch ein Taxi organisieren und alles wäre perfekt. Verträumt blickte Sanji dann zur Badezimmertür, aus der die Duschgeräusche gerade eben verstummt waren.
 

Ein nur mit einem Handtuch bekleideter Zoro betrat das Zimmer. Wassertropfen perlten von seinen Haaren über seine gebräunte Haut, verschwanden in dem Handtuch, das ihm um den Hüften hing, und mehr betonte als verdeckte. Da kamen Sanji ganz andere Gedanken, als Essen zu gehen. Musste der sich jetzt auch so aufreizend bewegen beim Anziehen? Da wurde Sanji beim Zuschauen ja schon schwindlig. Für ihn stand die Zeit gerade still, nichts um ihn herum war mehr wichtig, seine Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf dem Menschen, der vor ihm stand und ihn erwartungsvoll anschaute. Und nun auch noch näher kam. Seine grünen Augen in Sanjis bohrte. Rechts und links von Sanji stützte er sich ab. „Sanji.“ Gott, diese Stimme, einfach zum weg schmelzen. „Hast du ein Restaurant gefunden?“ Just in diesem Moment hupte es draußen. Nur langsam konnte Sanji sich von Zoro lösen, dessen Augen hielten ihn noch immer gefangen. Sein Gefühle fuhren gerade Achterbahn. „Das Taxi ist da“, murmelte er, überging Zoros Frage völlig und schob den Laptop von seinen Beinen.

Zoros Lächeln gab Sanji den Rest. „Dann komm“, meinte Zoro. Vollends verwirrt zog er sich an Zoros Hand vom Bett. „Hier, sofort und auf der Stelle“, murmelte Sanji, mehr zu sich selbst. Er registrierte nur am Rande seines Bewusstseins, dass Zoro ihn nach draußen zog und in das Taxi. Es dauerte eine Zeitlang, bis sein benebelter Verstand wieder in halbwegs normalen Bahnen lief. Zoros fragender Blick erinnerte ihn dann doch daran, dass da noch was war. Er fischte einen Zettel aus seiner Hose, den er dem Taxifahrer reichte, ohne dabei seinen Blick von Zoro abzuwenden. Hatte der Typ eigentlich schon immer so unverschämt tiefgrüne Augen? Und blitzten die sonst auch so? Er führte sich gerade auf, wie ein verliebtes Schulmädchen, nur dass es ihn nicht im Geringsten störte.

Den Hauch eines Kusses bemerkte er fast nicht, wie denn auch, war ja nur ein Hauch. Zoros Finger strichen vorsichtig eine blonde Strähne aus Sanjis Gesicht, bevor er dann an den muskulösen, warmen und überaus bequemen Körper gezogen wurde und sich ebenfalls zurücklehnte. Langsam löste sich Sanji aus seiner Starre, als er Zoro so entspannt sitzen sah, die Augen geschlossen, sein Atem tief und regelmäßig. Ein Lächeln zog sich über Sanjis schmale Lippen und seine Augen blitzten auf. Sie würden knapp eine halbe Stunde unterwegs sein. Die Zeit sollte also ausreichen. Seine Finger fuhren vorsichtig hauchend an Zoros Hosenbund entlang, über die Knopfleiste, bevor er abbog und unschuldig Kreise auf Zoros Oberschenkel zog. Dabei verfolgte er seine Finger mit den Augen, nur in den Augenwinkeln konnte er Zoros Reaktion wahrnehmen, das leichte Zucken, das diesen immer wieder heimsuchte. „Lass das“, zischte Zoro ihm leise knurrend zu. „Hmm? Ich mach doch gar nichts“, murmelte Sanji, strich jedoch fröhlich weiter mit seinem Finger über Zoros Oberschenkel, bog zur Innenseite ab und fand ganz langsam wieder seinen Weg nach oben, zurück zur Knopfleiste. Spürte dabei, wie sich Zoros Griff um ihn verfestigte, die Hand, die locker an seiner Seite lag, sich etwas tiefer in Sanjis Fleisch krallte. „Das merk ich“, zischte Zoro erneut und rutschte unruhig neben Sanji herum. Sanji bedachte ihn mit einem unschuldigen Lächeln. Der Griff in seiner Seite bewies ihm nur, wie sein Freund mit seiner Selbstbeherrschung kämpfte. Zoro griff sich Sanjis streichelnde Hand und drückte sie fest an seine Brust. Unter seinen Fingerspitzen fühlte er Zoros schnellen Herzschlag, schaute diesem von unten herauf dabei zu, wie er tief ein- und ausatmete, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. Früher war es schwieriger gewesen, den Grünschopf so weit zu bringen. Das Spiel liebte Sanji, Zoro zu triezen und zu reizen, bis dieser nicht mehr wusste, wo genau ihm der Kopf stand. Dass seine Beherrschung so schnell nachließ, musste wohl auch an den vergangenen Monaten gelegen haben. Sanji wusste aber, ihm würde es nicht anders gehen, hätte Zoro ihn jetzt so berührt. Still lächelte der Blondschopf in sich hinein. Das war es, was er die ganze Zeit vermisst hatte, was ihn in der letzten Zeit so schlecht schlafen ließ.

Zoros Brummen ließ ihn wieder aufblicken und brachte ihn dazu, dass Sanji seinen Freund anstarrte. Irgendwie wirkte er leicht abwesend. Kurz schaute Sanji aus dem Fenster. Nur noch ein paar Minuten, dann hatten sie ihr Ziel erreicht. Ihm kam die Gegend vage bekannt vor, als kleiner Junge war er schon einmal hier gewesen, zusammen mit Jeff.
 

Als das Taxi schließlich hielt, stieg Sanji aus, und überließ Zoro die Bezahlung des Taxifahrers. Der Zahn der Zeit hatte an dieser Gegend genagt, stellte der blonde Koch fest. Aber das Restaurant würde er unter tausenden wieder erkennen. Als er Zoros kritischen Blick bemerkte, schaute er ihn tadelnd an und boxte ihm leicht in die Seite. „Zieh ein anderes Gesicht, Marimo“, brummte er. „Du schaust ja gerade so, als ob dir jemand ein Schälchen Hundefutter zum Essen vorgesetzt hat.“ „Ja, ja“, grummelte Zoro zurück, aber wenigstens lächelte er. Die Formalitäten am Eingang waren schnell erledigt, sie zwei an ihrem Tisch im Kerzenschein, scheinbar vertieft in die Speisekarte. Lächelnd nahm Sanji den Fuß zur Kenntnis, der sich gerade an seinem Bein entlang arbeitete, obwohl der Besitzer des Fußes doch ganz unschuldig die Karte studierte. Über den Rand seiner eigenen Karte beobachtete er Zoro, ließ dann unauffällig eine Hand sinken und wartete ab, bis der Marimo mit seinem Fuß in Reichweite kam. Zoro war sonst nirgends kitzlig, außer an den Füßen. Diesen Moment nutzte Sanji, strich mit seinen Fingerspitzen über Zoros Fußsohle, dabei in seine eigene Karte vertieft. Es knallte jedoch, als Zoros Knie mit der Unterseite der Tischplatte Bekanntschaft machte und prompt drehten sich einige Gäste zur Quelle des Lärms um. „Also ich nehme das Tagesgericht und ein Glas Rotwein“, murmelte Sanji, legte die Karte zur Seite und lächelte fröhlich, als wäre nichts gewesen. Zoro warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, den Sanji gekonnt ignorierte. „Ich nehme das gleiche, aber ohne Rotwein, sondern mit Sake“, brummte er, gab die Bestellung an den, gerade an den Tisch zurück gekehrten, Kellner weiter. Stützte dann die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte seine Finger ineinander und legte sein Kinn darauf ab. Bedachte Sanji mit einem intensiven Blick, unter dem Sanji früher garantiert rot angelaufen wäre. Doch Sanji tat es ihm gleich, nur über ihre Augen kommunizierten sie, sprachen Bände miteinander. Alles spöttische war aus Sanjis Blick gewichen, er schaute Zoro an, fast so, wie er es zuvor im Strandhaus getan hatte. Liebevoll, gierig, der Blick getränkt vor Leidenschaft und aufwallender Lust.
 

Der Kellner unterbrach sie irgendwann, stellte Getränke und Essen auf den Tisch. „Lass es dir schmecken“, meinte Zoro zu Sanji. Dieser lächelte Zoro weiterhin an. „Du dir auch und lass deine Füße bei dir, weißt ja, was sonst passiert.“ Mit diesen Worten griff er sich sein Besteck und begann zu essen. Es schmeckte wahrhaftig, hatte Jeff also doch nicht übertrieben, als er Sanji gegenüber von diesem Restaurant geradezu geschwärmt hatte. Es hatte seinen Ruf mit Recht erworben. Sie sollten hier viel öfter essen gehen, wenn sie im Strandhaus waren. Und vor ihrem Krach waren sie oft da gewesen. Urlaub, verlängerte Wochenenden oder auch einfach mal zwischendurch. Mit geschlossenen Augen genoss Sanji seine Mahlzeit, vergaß sogar seinen Freund zeitweise darüber.

„Und? Was macht dein Magen?“ fragte Zoro, als sie ihre Teller leer hatten. „Vermutlich das Essen verdauen“, entgegnete Sanji ernsthaft, dachte keine Sekunde an die dämliche Diät, die er da halten sollte. „Magst du noch Nachtisch?“ fragte Zoro ihn dann, an seinem Sake nippend. Vor allem nippend. Sonst trank er das Zeug, wie andere Wasser und jetzt hielt er sich ewig an einem kleinen Becher auf? Sanji schüttelte den Kopf auf Zoros Frage und seine wirren Gedanken, drehte sein Rotweinglas in seinen Händen, bevor er den letzten Schluck nahm, der noch darin schwappte.

„Wollen wir noch woanders hin? Kino vielleicht? Wenn ich mich recht erinnere, ist das ja nur ein paar Minuten zu Fuß von hier.“ Nachdenklich kratzte Sanji sich am Hinterkopf, warf Zoro einen bedeutungsschweren Blick zu. Sollte er oder sollte er nicht? Er war hier noch nie mit Zoro essen gewesen und Zoro wollte sich hier in der Nähe an ein Kino erinnern?

„Was?“ fragte Zoro gereizt. Sanji schüttelte den Kopf, es gab wohl keinen schmerzfreien Weg, um Zoro die Wahrheit zu sagen, sein Orientierungssinn war wirklich zum weglaufen. „Es gibt hier in der Nähe kein Kino“, murmelte Sanji so leise, wie nur irgend möglich, hoffend, dass Zoro nicht ausflippte. Ein ungläubiger Blick war die Folge. „Bist du dir sicher?“ hakte Zoro nach. „Ich hab doch an der Ecke nen Kiosk gesehen. Dann links ab und man kann das Kino schon sehen“, fügte er noch an. Sanji zog seine Augenbrauen hoch. In welchem Teil der Welt befand sich der Kerl schon wieder? Das war ja zum graue Haare kriegen, Schreikrampf inklusive. Vermutlich würde er sich auch aufm Klo verlaufen, würden da zwei Becken stehen. Sanji seufzte und sein bis eben nicht vorhandenes Verlangen nach einer Zigarette wuchs plötzlich ins Unermessliche. Nur schade, dass hier drinnen Rauchverbot galt. „Ja, ich bin sicher. Hier ist kein Kino“, wiederholte Sanji noch einmal, sichtlich mit seiner Ruhe kämpfend.
 

Den Kellner und die Rechnung ignorierend starrte Sanji seinen Freund an. „Hm“, machte Zoro, einen äußerst skeptischen Blick aufsetzend. „Wenn du dir wirklich so sicher bist, dann schlag was anderes vor.“ Bei diesen Worten umklammerte Sanji die Tischplatte, dass die Fingerknöchel weiß hervorstachen. „Oder willst du zurück?“ Zoro erhob sich und griff nach Sanjis Hand, nachdem er seine Kreditkarte vom Kellner zurück bekommen hatte. Langsam löste Sanji den Klammergriff um den Tisch und suchte einen Weg raus aus dem Restaurant. An der Bar blieb er kurz stehen, hob die Hand und winkte kurz. „Einen Gruß von Rotfuß Jeff“, grinste Sanji dann hinüber zu dem älteren Mann, der dort gerade die Gläser trocknete. „Kleiner, bist du das? Bist ja ordentlich gewachsen.“ Sanji lachte nur. „Ist ja auch etliche Jahre her“, meinte er dann. „Machs gut, Kleiner. Und mach uns keine Schande!“ rief der Alte ihm noch nach. Sanji winkte nur ab und zog Zoro dann aus dem Restaurant, hinaus auf die Straße. „Zeig mir mal den Kiosk, den du gesehen hast“, brummte er sarkastisch und zündete sich eine Zigarette an. Er schaute dabei zu, wie Zoro sich im Kreis drehte. „Hm, keine Ahnung, wo der jetzt hin ist. Hab den vom Taxi aus gesehen.“ Sanji machte einen Schritt zurück, hielt sich mit der linken Hand an der Laterne fest, neben der er gerade stand, während er mit der rechten Hand seine Zigarette zerquetschte. Seine langen Beine zuckten verdächtig, würde Zoro noch einen Spruch dieser Art zum Besten geben, würde er sich hinterher wohl auf der anderen Straßenseite wieder finden. „Zoro“, knurrte er daher mühsam beherrscht. „Du hattest deine Augen die Fahrt über zu, also was immer du gesehen haben willst, es war bestenfalls die Innenseite deiner Augenlider. Davon ab, warst du, solange wir uns jetzt kennen, noch nicht in diesem Restaurant. Übrigens, an der einen Straßenecke ist eine Wäscherei, an der anderen ein Autohaus. Und es gibt hier im gesamten Ort kein Kino.“

„Ich hatte nicht die ganze Fahrt über die Augen zu und ich bin mir sicher, dass ich einen Kiosk gesehen habe“, widersprach Zoro, schob seine Hände in die Hosentaschen und ging die Straße langsam hinunter. Sanji stand noch immer an seiner Laterne, starrte seinem Freund beinahe sprachlos hinterher. Aber eben nur beinahe. „MARIMO!!!“ wetterte er, in einer Lautstärke, dass man ihn bestimmt noch drei Blocks weiter sehr gut hören konnte. Eine dunkle Aura hatte sich um ihn gelegt und seine Augen sprühten Funken. In der Hölle wäre es vermutlich gerade weitaus sicherer als in der Nähe des Blondschopfes.
 

Er sah, wie Zoro zusammenzuckte. Er sah, wie Zoro sich umdrehte. Er sah auch, wie Zoro einen Schritt zurückwich. Und er sah das Lächeln auf Zoros Lippen. Und das irritierte ihn. Ungefähr eine Sekunde lang. Zoro kam zurück, Meter um Meter, blieb dicht vor ihm stehen. Grinste ihn dreist an. „Lass die Laterne los, Koch. Die geht sonst noch zu Bruch.“ Und Sanji ließ die Laterne los. „Guten Flug!“ zischte er und riss Zoro mit einem schnellen Kick von den Füßen. Lehrte ihn das Fliegen. Das Zusatztraining machte sich also doch bezahlt. Sanji zündete sich in aller Seelenruhe eine neue Zigarette an und grinste breit in die Richtung, in die Zoro geflogen war. Dem Poltern nach zu urteilen, musste er in einem maroden Bretterstapel gelandet sein. Ob der nun vorher oder erst durch Zoros Aufprall marode wurde, war Sanji völlig gleichgültig. Die Arme vor der Brust verschränkt, wartete er darauf, dass Zoro wieder aufstand und zurückkehrte. Und doch musste Sanji lächeln. Es schien, als würden sie wieder in die Normalität zurückfinden, die sie beide kannten. „Was ist?“ rief er spöttisch. „Keine Gegenwehr? Und du hattest die Augen doch zu, Marimo. Ich hab neben dir gesessen, ich hab´s genau gesehen.“ „Wenn du unbedingt Prügel haben willst, bitte. Bin gleich bei dir“, warf Zoro ihm entgegen, das Grinsen in der Stimme war deutlich zu vernehmen. Er wickelte sich ein Tuch um seine Hand, schritt dann konsequent, langsam auf den Blondschopf zu. Sanji ging ihm entgegen, an seiner Haltung nichts geändert und doch wachsam. Eine halbe Armlänge voneinander getrennt, blieben sie beide stehen, sahen sich einfach nur an, abwartend, wie Raubtiere kurz vor dem Sprung.

„Schon unfair, einfach so ohne Vorwarnung zuzutreten. Noch mal gelingt dir das nicht“, grinste Zoro ihm entgegen. „Du hattest ne Vorwarnung“, grinste Sanji zurück. Langsam umrundete er seinen Freund, dessen Blick auf sich spürend. „Ich wunder mich nur, dass du jetzt schon schwächelst“, erwiderte Sanji, deutete mit dem Kopf leicht auf Zoros verbundene Hand. Umrundete ihn noch ein zweites Mal. Ignorierte das erschrockene Aufkeuchen einiger Passanten, die dieses Spektakel mit angesehen hatten, sich wohl aber nicht sicher waren, was sie tun sollten. Er hatte jedenfalls seinen Spaß an dieser Sache und Zoros Gesichtsausdruck entnahm er, dass es diesem nicht anders erging.

„Wer schwächelt?“ empörte sich Zoro. „Was kann ich denn dafür, wenn in den Scheißbrettern Nägel drin sind.“ Der Faust, die auf Sanji zuraste, wich der Blondschopf mit Leichtigkeit aus. Erneut hob er eines seiner Beine, doch bevor er noch zu einem Tritt ansetzen konnte, hatte Zoro es abgefangen und hielt es in eisernem Griff, grinste Sanji entgegen. Sanji nahm die Kippe aus dem Mund, schnippte sie auf die Straße. „Wer sagt auch, dass du in den Brettern mit den Nägeln spielen sollst, Marimo“, brummte Sanji zurück, vollzog eine Drehung und befreite sich so aus Zoros Griff. Nun wieder auf seinen eigenen zwei Beinen stehend, näherte sich Sanji wieder Zoro. Er streckte seine Hand aus, legte sie auf Zoros Bauch, umrundete wieder seinen Freund, zog dabei seine Hand mit, die vorsichtig über Zoros Seite strich, kurz die Hüfte berührte, dann schlussendlich auf seinem Rücken liegen blieb. Sie standen so dicht voreinander, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Sanji hauchte Zoro einen Kuss auf die Lippen. „Wir sollten hier vielleicht verschwinden, bevor noch einer auf die dämliche Idee kommt, die Bullen anzurufen“, nuschelte er dann, blickte Zoro tief in die Augen, ließ ihn das tiefe Verlangen lesen, was in seinen eigenen Augen stand.
 

„Besser ist es“, murmelte Zoro an Sanjis Lippen. „Bei dem, was ich gleich mit dir vorhabe, stören die Zuschauer hier eh.“ Zoro haschte nach Sanjis Lippen und Sanji ließ sie ihn einfangen, zu einem innigen, leidenschaftlichen, dennoch kurzen Kuss. Sanji grinste, als sie sich wieder trennten, erneut sahen sie sich tief in die Augen. Sanji hauchte Zoro ins Ohr, stöhnte kurz auf, bevor sie ihre Hände ineinander verschlangen und Zoro mal wieder zielgenau in die falsche Richtung lief, um nach einem Taxi Ausschau zu halten. Sanji hüstelte nur. „Ja, ja, genau wie der Kiosk“, setzte er hinzu, bevor er den grünhaarigen, orientierungslosen, muskelbepackten Mann, der sich sein Freund nannte, in eine andere Richtung zog.

Kaum waren sie jedoch losgegangen, fuhr ein Taxi vorbei, das Zoro mit einer Handbewegung zum Anhalten brachte. Sanji ließ sich bereitwillig auf den Rücksitz schieben, hatte nicht mal Zeit, um sich vernünftig hinzusetzen, als Zoro neben ihn kroch, dem Taxifahrer – oh Wunder – die richtige Adresse nannte und sich sofort wieder Sanji zuwendete. Sie versanken in einem neuen Kuss, voller Leidenschaft, Sanji spürte, wie sich Zoros Hand tiefer unter sein Hemd stehlen wollte. Er langte mit seiner eigenen Hand nach der anderen, hielt sie ein wenig fest. „Wie war das mit den Zuschauern?“ nuschelte Sanji an Zoros Lippen, rutschte jedoch noch ein wenig tiefer in den Sitz und zog Zoro mit sich. „Der muss sich auf die Straße konzentrieren“, murmelte Zoro an Sanjis Lippen zurück. Sanji fühlte, wie Zoro trotz des Griffs seine Fingerspitzen über Sanjis Haut fahren ließen, so weit er denn kam. Sanjis freie Hand wanderte auf Zoros Rücken, seine Finger verhakten sich in dessen Hosenbund und pressten ihn näher an sich. Hatte doch was, dass er nicht nur seine Tritttechniken verbessert hatte, sondern auch Krafttraining in den Armen betrieb. Sanji löste sich von Zoros Lippen, schaute seinen Freund schwer atmend an, direkt in dessen grüne Augen, die sich zusehends verdunkelten. Würde die Fahrt hier noch viel länger dauern, wäre es wohl mit ihrer beider Beherrschung vorbei. „Später“, murmelte Sanji daher nur, ließ Zoros Hand los und legte sie ihm auf die Brust, um ihn so ein wenig auf Abstand zu halten. Murrend und protestierend legte Zoro seinen Kopf auf Sanjis Brust ab und kämpfte mit sich, genau wie Sanji. In diesem Moment hielt das Taxi an. „Du hast das Geld“, grinste Sanji, löste sich von Zoro, öffnete die Tür und sprang hinaus. Er schaute sich um. „Hmm, so ganz ist das zwar nicht die Gegend, in die wir wollten, aber den Rest kann man ja auch laufen. Der hat ja genau so eine Orientierung, wie der Schnittlauch“, murmelte Sanji und ging hinab in Richtung des weitläufigen Strandes. Im Dunkeln herrschte hier eine besondere Atmosphäre, das einzige Licht war derzeit der Vollmond und die unzähligen Sterne, die am Himmel funkelten. Sanji ließ sich rückwärts in den Sand fallen und starrte fasziniert in den schwarzen Nachthimmel.

Grüne Haare, grüne Augen und ein kantiges, dennoch attraktives Gesicht versperrten ihm nach einigen Minuten die Sicht. Die Hände, die seine Seiten hoch und wieder hinunter fuhren, ignorierte er gekonnt. Sachte hauchte er Zoro einen Kuss an die Lippen, seine Arme hinter seinem eigenen Kopf verschränkend. Tief blickte er in Zoros, vor Lust getränkten Augen. „Warum haben wir uns noch gleich getrennt?“ murmelte Sanji schwach. Zoro sackte auf Sanji zusammen, halb erstaunt, halb entsetzt über den plötzlichen Sinneswandel. Vergrub sein Gesicht an Sanjis Halsbeuge, die Hände ruhten auf Sanjis Hüften. „Willst du tatsächlich noch mal darüber reden?“ fragte er dann leise. Sani zog eine Hand hinter seinem Kopf hervor, strich damit durch die grünen Haare vor sich. „Nein“, antwortete er dann nachdenklich, weiter streichend über Zoros Rücken. „Ich stell nur gerade fest, dass wir das hier“, und er machte eine weit ausholende Bewegung mit seiner Hand, „schon viel eher hätten haben können.“ Leichte Melancholie schlich sich in Sanjis blaue Augen, während seine Hand ein Stück weiter über Zoros Rücken wanderte und den Hosenbund entlangfuhr, schließlich an Zoros Hüfte liegen blieb. „Ich liebe dich, Zoro. Jetzt wahrscheinlich noch viel mehr, als je zuvor“, setzte er dann hinzu. Sentimentalität war zwar sonst auch nicht gerade sein Fall, aber in diesem einen Augenblick hielt er sie für angebracht, denn so ungestört waren die Zwei nur sehr selten. Keine Lichter, keine piepsenden, nervigen Geräte, kein Mensch weit und breit, nur sie beide allein, im Mondschein an einem einsamen Strand. Wäre Sanji kitschig veranlagt, hätte er jetzt gesagt, sein Leben war mit diesem Moment perfekt. Er hatte alles, was er brauchte, bei sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Suzi82
2011-02-07T20:34:15+00:00 07.02.2011 21:34
wow, ich habe es geschaft ^^
den elften teil, versuche mich dan weiter durch zu arbeiten ^^
wie immer sehr gefühlvoll geschrieben, ich liebe euren schreibstil.
freu mich schon auf die nächsten beiden kappis, hoffe nur, das sie nicht ganz so lang sind wie dieser hier ^^
hat mich wohl "damals" etwas abgeschreckt, aber ich habe es geschaft *freu*
und ich verspreche mir einiges im nächsten Teil, also bis denne

und immer schön kreativ bleiben
Suzi


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