Zum Inhalt der Seite

Only You

Die Geschichte eines liebenden Einzelgängers
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Achtung, ich komme!

Lass mich in Ruhe und dir wird nichts passieren.
 

Ich seufzte und stand auf. Ich hasste Neuanfänge. Leider erlebte ich sie all zu oft mit. Mal wieder hatte ich es geschafft von meiner Schule zu fliegen. Ich hasste die Schule. Dort waren viele Menschen und somit viele Finger die auf dich zeigten und viel Lärm. Lärm hasste ich noch mehr als die Schule, es sei denn, es war meine Musik die laut durch meine Kopfhörer drang. Doch das nannte ich keinen Lärm.

Der Bus hielt und ich hüpfte so schnell es ging aus dem stickigen Gefährt. Dann setzte ich meine großen grauen Kopfhörer auf und drehte die Musik noch ein wenig lauter. Screamo. Das war jetzt das richtige. Schreien, allen Gefühlen freien lauf lassen und für einen Moment den Rest der ganzen Welt vergessen. Wenn man screamte waren da nur du, deine Stimme und die Musik. Wenn man auf seine Zuhörer achtete screamte man nicht richtig. Einen Moment kam mir der verrückte Gedanke, gar nicht erst in meiner neuen Schule aufzutauchen und gleich um zudrehen um mit dem nächstbesten Bus nach Hause zu fahren und einen meiner selbst geschriebenen Songs aufzunehmen. Doch ich verschmiss den Gedanken sofort wieder. Wenigstens die ersten paar Tage sollte ich hier auftauchen. Nur um Mum zu beruhigen. Nicht, dass es mich interessierte, was mit Mum war, doch wenn sie sauer war, schrie sie all zu oft. Dann machte sie mir wieder unnötige Vorwürfe, die keinen Menschen interessierten. Auch, wenn ich sie meist ausblenden konnte, immer wieder brach ich nach einem ihrer Schrei Anfälle in meinem Zimmer zusammen und heulte einfach nur. Dann sah ich meist keinen anderen Ausweg als das Messer. Wenn die kalte Klinge in meine Haut schnitt war es Beruhigung. Durch den Schmerz konnte ich den anderen Schmerz vergessen. Schon lange hatte ich mich nicht mehr am Unterarm geritzt. Das war zu auffällig. Nein. Die meisten Schnitte und Narben waren an meinem Oberschenkel. Und so lange ich weiter hin der Menschenhasser blieb, der ich war, würde sich niemand so nah an mich heran trauen um die Schnitte zu sehen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Gedanken versunken vor dem großen, grauen Schulgebäude stand und einfach nur auf die Mauern starrte. Ein Blick über den Schulhof bestätigte meine Gedanken nur noch: Viel zu viele, viel zu aufgereizte, viel zu laute, viel zu dumme Idioten auf einem Haufen. Und irgendein dumpfes Gefühl verriet mir, dass hier genug Hopper herum liefen.

Ein leiser Seufzer entglitt meiner Kehle dann machte ich mich auf in die Hölle. Gleich starrten mich mehrere Leute an und zeigten auf mich. Ich konnte ihre Gedanken regelrecht hören. „Wer ist das denn?“ - „Was will der denn hier?“ - „Scheiß Emos!“ Gleich huschte mich ein leicht freches Grinsen auf die Lippen. Solange du dich nicht unter kriegen lässt, dachte ich, macht es eigentlich Spaß Außenseiter zu sein. Mein Gefühl führte mich auf kürzesten Weges ins Sekretariat. Dort stellte ich mich an den hohen Holztisch. Eine magere Frau mit harten Wagenknochen lächelte mich übertrieben freundlich an. „Hallo. Kann ich dir helfen?“ Ihre Stimme war hell und kratzig. Irgendwie kam sie mir sehr unsympathisch vor. Nun setzte sie auch noch eine Brille mit dicken Rändern auf und stiere mich mit ihren braunen Augen an. „Ja.“, sagte ich so freundlich wie möglich. „Ich bin neu hier. Andreas Michel Jackson mein Name. Ich sollte mich hier wegen meinem Stundenplan und so melden.“

Einen Moment herrschte Stille und die Sekretärin, Frau Humbolt, wie mir ihr Namensschildchen verriet, starrte mich mit einem Aha-der-Junge-von-dem-alle-reden-Blick an. Dann zuckte sie kurz zusammen als hätte sie jemand ermahnt und fuhr fort. „Ja. Ja. Natürlich. So. Hier ist dein Stundenplan, ein Plan der Schule und eine Liste in der du die Lehrer unterschreiben lässt.“ Sie legte mir einen kleinen Stapel Zettel vor die Nase. „Also, den hier...“

Ich unterbrach sie: „Danke, ich kenne das schon. Ich finde mich selbst zurecht und wenn ich noch fragen hab wende ich mich an sie. Vielen Dank.“ Mit den Worten nahm ich mir die Zettel, drehte mich um und ging.

Frau Humbolt stotterte mir noch ein leises: „Ja, dann ist ja gut...“ hinterher. Ob sie wusste, dass ich ihr „Komischer junger Mann..“ auch noch gehört hatte, bezweifelte ich ganz stark.
 

Gelangweilt schlurfte ich zu dem ersten Raum. Das Schildchen neben der Tür verriet mir, dass die auch mein Klassenraum war. Ich atmete tief ein. Eins. Das übliche. Zwei. Ich würde mich vorstellen. Drei. Alle würden mich umringen. Vier. Ich würde ihre Fragen ignorieren. Fünf. Still würde ich in der Ecke sitzen und niemanden stören. Sechs. Einer wäre dabei der mich nerven würde. Sieben. Ich würde ihn warnen. Acht. Er wird mich provozieren. Neun. Ich werde ihn zusammenschlagen und von der Schule fliegen. Zehn.

Ich öffnete die Tür und 26 Augen starten mich wie ein Alien vom Mars an.

„Ah. Andreas. Da bist du ja.“ Die Lehrerin. Normal groß. Blond. Brille. Knapp 35 Jahre alt. Gelbe Zähne, ich nahm an sie war Raucherin. Sie hatte sich meinen ersten Vornamen gemerkt. Brauchte sie nicht. Wenn es hoch kam brauchte sie ihn einmal im Monat.

Ich nickte, ging nach vorne und drückte ihr stumm den Zettel auf dem die Lehrer unterschreiben sollten in die Hand. Dann wandte ich mich zur Klasse.

„Hi. Wie euch eure Lehrerin schon verkündet hat bin ich Andreas. Genau genommen habe ich 2 Vornamen, die ich beide verabscheue. Andreas Michel. Merkt sie euch erst gar nicht. Nennt mich wie ihr wollt, hauptsache ihr seit kreativ und lasst euch was einfallen. Provoziert mich nicht. Ich werde euch nicht stören, wenn ihr mich nicht stört.“ Dann drehte ich mich wieder zur Lehrerin. Sie schaute mich verwundert an. Dann räusperte sie sich, gab mir meinen Zettel und zeigte auf einen Platz ganz hinten. Gut so. „Setzt dich.“

Ich ging auf den Platz zu. Na Klasse. Gleich neben ein paar Tussen. Pinke Playboy Mädels. Gleicht steckten sie die Köpfe ineinander, gafften, flüsterten und kicherten. Ich setze mich auf meinen Platz, seufzte und starrte an die Tafel. Nach knapp zehn Minuten räusperte sich das Mädchen neben mir.

„Ähm... Andy...“ Ihre Freudinnen kicherten.

„Andy. Haben schon viele probiert. Unkreativ.“, stellte ich fest.

Das Mädchen schaute mich erst ein wenig verwirrt an. Dann lächelte sie und sprach weiter. „Ich mache am Wochenende eine Party und..“

„Nein, ich komme nicht.“, unterbrach ich sie.

„Aber...“

Ich unterbrach sie wieder: „Mit der Rede eben, wollte ich deutlich machen, dass ich nichts mit Leuten wie euch...“, ich warf einen Blick auf ihre Freundinnen, „... zu tun haben möchte. Also, es wäre nett wenn du jetzt ruhig sein könntest, aber ich möchte mich auf den Unterricht konzentrieren dürfen.“

Ich hörte wie sie beleidigt nach Luft schnappte und sich ruckartig weg drehte. Ich lächelte. Damit hätte ich mir schon mal die weibliche Playboy Abteilung vom Hals geschafft. Als nächstes würden die tollen Checker der Playboys folgen.
 

Als es endlich klingelte stand ich glücklich auf und ging aus dem Klassenraum.

„Jo, Alter, man.“, sprach mich jemand von hinten an und klopfte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um. Da waren sie. Die Checker. „Reife Leistung, man. Nicht jeder lässt Mel einfach so abblitzen, man.“

Ich runzelt die Stirn. Mel? Ah. Playboy Mansion. Ich lächelte ihn an. „Nun. Gut, dass ich nicht jeder bin.“

Er lachte. „Jo, man, du bist korrekt, Alter. Schlag ein!“ Der Junge vor mir hielt die Hand in die Luft.

„Nein, danke. Ich wollte mein Niveau gerne noch in meiner Wohnung behalten und es nicht zu dir in den Keller ziehen lassen.“ Ich lächelte, drehte mich um und ging davon. Ich lies ihm drei Sekunden...

Eins...

Zwei...

Drei...

Ich drehte mich zur Seite, eine Faust sauste an mir vorbei. Ich hielt sie fest. „Ich könnte dir jetzt ganz leicht den Arm brechen. Mit nur einer Bewegung. Aber ich denke, das würde meine Frisur zerstören. Also lasse ich es. Doch ich warne dich. Das nächste mal breche ich dir was.“, sagte ich und wandte meinen Blick nicht einmal vom Angreifer, der mich verwundert anstarrte. Ich ließ ihn los und ging weiter. Somit hätten wir uns die Checker auch vom Hals geschafft. Jetzt könnten nur noch ein Paar obercoole Hopper nerven. Der Rest war schlau genug mir aus dem Weg zu gehen. Jedenfalls dachte ich das...
 

Ich war gerade in den Bioraum getreten und drückte meinem Lehrer genau wie vorher stumm die Zettel in die Hand. Dann hielt ich, für die mich noch nicht kannten, die gleiche Rede wie vorher. Diesmal fügte ich jedoch noch ein „Ich habe keine Lust, etwas mit unnötigen Leuten zu tun zu haben.“, hinzu und hoffte ich hätte meine Ruhe. So gut Tratschtanten auch waren, sicherlich war nach in der zweiten Stunde noch nicht an alle durchgedrungen, dass ich ein absoluter Menschenhasser war und sie sich besser von mir fern halten sollen, ansonsten konnte dies auch leicht mit irgendetwas gebrochenem enden.

Wieder wurde ich in die letzte Ecke gesetzte. Fand ich gut. Dort war die Chance ignoriert zu werden am größten und wenn man fehlte fiel es auch nicht sofort auf. Der perfekte Platz für mich.

Nach einiger Zeit, die ich mit verschränkten Armen in der Ecke saß und still dem Unterricht folge, kam mein Biolehrer, Herr Meyer, auf mich zu und schaute mich ernst an. „Wenn du schon neu hier bist, könntest du dich auch am Unterricht beteiligen, Andreas!“, beschwerte er sich. Ich seufzte. Ich konnte das eh alles schon. War ja nicht so, dass wenn ich nicht in der Schule war, ich den ganzen Tag auf der Faulen haut rum saß. Ich las mir die Schuldbücher durch, erledigte aufgaben und brachte mich den Stoff selber bei. „Wieso geben sie mir nicht einfach eine schriftliche Aufgabe? Ich habe keine Lust mich an dem Unterricht von sonst wem zu beteiligen. Ich mache, was ich machen will. Und das ist, stumm hier sitzen und ihrem Unterricht folgen.“ Ich schaute ihn gelangweilt an.

„Nun. Und was schreiben sie da die ganze Zeit?“

„Notizen zum Unterricht.“

„Dürfte ich mal sehen?“

„Natürlich.“ Ich reichte ihm meinen Block. Er las sich die Notizen durch.

„Darf ich blättern?“, fragte er.

„Klar. Sie werden nur Notizen zur 1. Stunde finden.“

Er blätterte schaute, ob er aus riss Linien oder ähnliches fand. Wieso wollte mir niemand glauben, dass ich mir einfach Notizen machte?

Herr Meyer nickte kurz, dann gab er mir meinen Block zurück und fuhr ohne weiteres mit dem Unterricht fort. Ich wusste nicht warum, aber ich mochte den Lehrer. Er ließ mich in Ruhe meinen Weg gehen. Und das fand ich fast noch besser als meinen Eck-Platz.
 

Die Biostunde war ruhig verlaufen. Herr Meyer hatte mich nicht mehr angesprochen und auch die anderen in der Klasse schienen kapiert zu haben, dass ich nichts als meine Ruhe wollte. Desto verwunderter war ich, als ich meine Sachen in meine Tasche packte und sich zwei schwarze Beine vor mich Stellten. Ich blickte auf. Zwei blaue Augen guckten mir entgegen.

„Hi. Ich bin Shane.“, sagte er lächelnd und streckte mir seine Hand entgegen.

„Schön für dich Shane, jetzt weiß ich deinen Namen. Herzlichen Glückwünsch.“, sagte ich leicht genervt und stand auf. Seine Hand beachtete ich einfach nicht. Dann hängte ich meine Tasche über meine Schulter und ging. Wieder jemand, dem ich heute einfach stehen ließ.

„Weißt du...“, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. Da stand Shane, war mir anscheinend nach gelaufen. „...ich dachte mir vielleicht könnte man mal was zusammen unternehmen.“

Hatte ich gerade richtig gehört? War der Junge wirklich so begriffsstutzig?

„Nein.“, sagt ich knapp und ging weiter.

„Ich denke wir würden uns gut verstehen. Und Jonas wirst du auch mögen. Und Elly. Bin ich mir sicher.“

Ich blieb ruckartig stehen und drehte mich auf meinen Absätzen um. Shane rannte fast in mich herein. Ich betrachtete ihn. Schwarze Haare, ein wenig über das linke Auge gekämmt und dort mit Haarspray an der rechten Stelle gehalten. Seine Augen waren blau-grün und ungeschminkt. Er hatte einen Piercing in der Mitte seiner Unterlippe. Er trug ein schwarzes Sweatshirt, eine schwarze Röhren Jeans, zwei Nietengürtel, die sich, wie ich an nahm, an seinem Hinterteil kreuzten. Dazu kam ein Paar schwarz weiß Chucks. Im großen und ganzen sah er wirklich gut aus. Vielleicht... halt! Stopp! Machte ich mir gerade tatsächlich Gedanken, mich mit jemandem an zu freunden? Sicherlich hätte er recht, wir würden uns gut verstehen. Doch ich hatte nichts mehr für Freundschaften übrig.

„Nein. Ich dachte ich hätte mich eben deutlich genug ausgedrückt! Ich bin ein Einzelgänger, will meine Ruhe!“, fuhr ich ihn an, dann ging ich wieder los und ließ einen leicht verwunderten Shane zurück, der es doch tatsächlich geschafft hatte, mich, den Menschenhasser, der, der immer allein war und alle ignorierte, zwei mal zum anhalten zu bringen. Und nicht nur das. Ich war nicht angehalten um mich mit ihm zu prügeln. Nein. Wohl eher um ihm zuzuhören. Ich lächelte. Nicht schlecht. Das hatte noch nicht jeden geschafft. Und das würde niemand, auch nicht er, wieder schaffen. Das schwor ich mir!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Inan
2010-04-29T19:36:54+00:00 29.04.2010 21:36
Andreas ist toll :D
*zu faul bin, mirn kreativen namen auszudenken*
Und dass er n Stalker bekommt, war wohl Schicksal xD
Tolliger Anfang, ich freu mich schon aufs nächste chap~ ^-^
Von:  Myrin
2010-04-08T20:29:32+00:00 08.04.2010 22:29
Weil ich generell ein Fan von Einzelgänger-Stories bin (wenn's dann noch unter "Shonen-Ai" steht, bin ich ganz hin und weg!), musst ich mir den Anfang der Geschichte hier gleich mal in Ruhe durchlesen und ich find ihn auch schon wirklich total gut!
Der Ich-Erzähle ist nicht unbedingt jemand, den ich sofort als Sympathiträger bezeichnen würde, aber trotzdem auch nicht jemand, den man als Leser nicht mag (klingt schon wieder irgendwie unlogisch, aber ich empfinde das so^^), eher jemand, den man besser (und gut) kennenlernen möchte. Es wird sicher interessant, herauszufinden, warum genau er so eine Einstellung hat (wobei ich verstehen kann, dass er weder mit den Tussen noch mit den Checkern was zu tun haben will^.^), ob das nur an der Mutter liegt oder ob's da noch andere Faktoren gibt.
Leute wie Shane mag ich total gerne, der heftet sich jetzt bestimmt an Andreas' Fersen, das wird sicher lustig, wenn unser Menschnefreund "gestalkt" wird. *ggg*
Ich hab nur eine Frage, und zwar, wo das Ganze spielt. Ich frage wegen den Namen, die ja teilweise deutsch und teilweise englisch/amerikanisch sind - nur so interessehalber.
Freu mich schon sehr auf eine Fortsetzung!♥
Von: abgemeldet
2010-04-08T19:48:44+00:00 08.04.2010 21:48
Die Story gefällt mir bis jetzt! obwohl es eig nicht ganz mein Stil ist!
Du schreibst sehr ausführlich, man kann immer alles nachvollziehen!und so das man sich immer genau vorstellen kann wie eine Person redet, und wie sie ewas tut!
Ich konnte bis jetzt noch nichts negatives fest stellen!
Freu mich schon auf nächste Kappi!
Habe dich mega doll Lieb!
Nora


Zurück