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Freundschaftswille

von

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Die Kreuzung

1.Kapitel: Die Kreuzung

Raida:
 

„Schatz wir haben dich lieb und werden dich ganz doll vermissen! Küsschen Mum und Dad“

'Wer's glaubt wird selig', dachte ich mir und Riss den kleinen lindgrünen Klebezettel vom Badezimmerspiegel ab. 'Wenn es euch wirklich wichtig wäre, wärt ihr hier.' Aber das waren sie nichts. Sie sind heute Morgen um 2:30 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen gefahren und von dort direkt nach London geflogen. >Geschäftsreise<, ich glaube ich konnte dieses Wort schon buchstabieren, da kannte ich das Alphabet noch gar nicht.
 

Genervt strich ich mir mein schulterlanges braunes Haar mit einer schnellen Handbewegung aus dem Gesicht. Mehr musste ich nicht tun, denn mein dickes folgsames Haar legte sich zu perfekt geformten Wellen um mein Gesicht. Während ich meine Zähne putzte und mich schminkte, sah ich mir ununterbrochen in die Augen. Große rote Augen, eine kleine Stupsnase und ein voller herzförmiger Mund. Ich war hübsch. Aber, wenn ich mich wie jetzt aufregte, bekam ich jede Menge hektische rote Flecken im Gesicht. Na bravo!

Ich würde das wunderschöne weiße Hängerchentop mit schwarzen Punkten anziehen, das ich mir zu Weihnachten gekauft hatte und dazu eine knallenge Röhrenjeans, die meine sportliche Figur betonte.
 

Ich nahm meinen schon gepackten Reiserucksack und die vier Hartschalenkoffer und brachte sie nacheinander in die Küche. Moe, mein persönlicher Autofahrer wartete schon: „Guten Morgen kleine Miss. Ich werde die Fracht schon mal verstauen“, sagte er und bückte sich gleich nach den Koffern. Ich nickte und lächelte, wenigstens auf einen war Verlass.

Zum Frühstück aß ich nur einen Apfel, mehr bekam ich morgens einfach nicht runter.
 

Der große schwarze BMW war schon startbereit, als ich in meine schwarzen Stilettos schlüpfte. Neun cm waren für mich Pflicht und so hatte ich kein Problem auf“etwas“ höheren zu laufen. Dann stieg ich in den Wagen ein, den ich damals zu meinem dritten Geburtstag bekommen hatte.
 

Moe schwieg, er wusste, dass ich lieber schweigend fuhr. Ich sah aus dem Fenster. 'Was sollte ich davon bloß halten? Klar ich würde ein ganzes Jahr mit meinen besten Freunden verbringen. Ich wäre nicht allein. Aber hier und da würde ich wohl einige Entbehrungen machen müssen. Ausgedehnte Shoppingtouren und Diskobesuche würden wohl eher Einzelfälle werden.'

Nach einer halben Stunde hielt Moe vor dem alten großen Bahnhof. Er stieg aus und brachte mich und mein Gepäck sicher zum richtigen Gleis.
 

„Auf Wiedersehen Moe und passen sie mir schön auf den Wagen auf!“, sagte ich grinsend. Ein Lächeln breitete sich über seinem alten Gesicht aus und zerknitterte es bis in den letzten Winkel. „Auf Wiedersehen kleine Miss. Sie werden mir fehlen.“, erwiderte Moe. Schnell drehte ich mich um und stieg mitsamt der Koffer in den Aufzug.
 

'Sie mir auch Moe', dachte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals runter.
 


 


 


 


 

Milrada:
 

Das letzte Mal, dass wir alle zusammen frühstückten. Mama und Papa bemühten sich um gute Laune, aber meine beiden älteren Brüder waren genauso geknickt wie ich. Ich war noch nie so lange von Zuhause weg gewesen und es machte mir Angst, aber letzten Endes hatten sich alle Freundinnen für die Reise entschieden und so wäre nur sie hier geblieben, alleine...
 

Es klopfte an meiner Zimmertür: „Milrada Schätzchen, du musst dich beeilen, du musst gleich los.“, rief meine Mama und öffnete langsam die Tür. „Ja, ich weiß. Es ist nur so schwer allem auf Wiedersehen zu sagen...“, versuchte ich ihr zu erklären. Dann erhob ich mich doch von meinem Bett und warf mir die Umhängetasche über. Mama nahm die beiden Reisetaschen und lief schon die Treppe runter. 'Tschüss Zimmer', dachte ich und schloss die Tür hinter mir.
 

Draußen in der Einfahrt wartete schon die ganze Familie und der Taxifahrer. Mama gab ihm die Taschen und umarmte mich: „Du wirst mir so unendlich fehlen mein Schatz.“, flüsterte sie und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Es ist noch nicht zu spät, du kannst es dir immer noch anders überlegen.“, sagte mein Vater und drückte mich. „ Kaum zu glauben, meine Kleine geht weg...“, sagte er bedauernd. Ich konnte nicht mehr anders, die Tränen liefen und schüttelten mich.

„Mach's gut Schwesterherz, und streng dich an. Das mir keine Klagen kommen, hörst du!“, sagte mein großer Bruder Van. Ich musste lachen, aber weil ich gleichzeitig weinte, kam nur ein Gluckser hervor.

„Ach du kleiner Schreihals, ich hätte nicht gedacht, dass du mir so fehlen würdest“, sagte mein anderer Bruder Taro und nahm mich in den Arm. „Ich bin doch noch gar nicht weg.“, weinte ich in seine Schulter. „Ich weiß.“, sagte er leicht amüsiert und ließ mich los.
 

Ich versuchte mich zusammenzureißen und sagte: „Tschüss Familie!“. Alle lachten ein wenig und ich nutzte die Gelegenheit, um mich umzudrehen und ins Taxi einzusteigen. Der Taxifahrer verstaute die Taschen im Kofferraum und ließ sich hinter das Lenkrad plumpsen. Er öffnete das Handschuhfach, nahm ein altes Stofftaschentuch heraus und betupfte sich damit die Augen. „Herrje, war das rührend.“, sagte er und fuhr los.

Meine Familie winkte hinter mir her, bis wir um die erste Ecke bogen.
 

'War es wirklich die richtige Entscheidung?', fragte ich mich und wischte mir mit meinem bunt gemusterten T-shirt die Tränen weg.

Den Rest der Fahrt unterhielt ich mich mit dem Taxifahrer. Das lenkte mich ab und vielleicht würden meine Freundinnen nicht bemerken, dass ich geweint hatte. Ich wäre bestimmt wiedermal die Einzige.
 

Als ich aus dem Taxi stieg, atmete ich tief durch, nahm meine Reisetaschen und versuchte mir vorzustellen, was mich erwartete. Je näher ich dem Bahnhof kam, desto deutlicher spürte ich den kleinen Gummiball der Vorfreude in meiner Bauchgegend umher springen.
 

'Es würde bestimmt toll werden!'
 


 


 


 

Antai:
 

„Die kleine hatte wieder Nasenbluten im Schlaf.“, sagte ich zu meiner Mutter, als ich in die völlig verwüstete Küche kam, um zu frühstücken. „Oh nein, Kannst du das Bett bitte neu beziehen?“, fragte sie in ihrer üblichen hektischen verzweifelten Stimme. „Ist schon geschehen:“, sagte ich. Sie kam auf mich zu und schlang ihre dünnen Ärmchen um meinen Hals:„Was würde ich nur ohne dich tun? Ich will dich gar nicht hergeben...“, sagte sie zu mir.

'Ja ne ist klar! Wem willst du das denn erzählen? Du bist doch froh, dass du ein Maul weniger zu stopfen hast...', dachte ich mir und floh aus der Küche, als sie mich endlich losließ. Der Appetit war mir sowieso vergangen.
 

Ich ging in mein Zimmer und schmiss alle meine Sache in meine Reisetasche, bis auf die Sachen, die ich heute anziehen wollte. Es war mein bestes Stück die kurzärmlige weiße Bluse mit der Schleife am Kragen, mit der ich damals das Nähen gelernt hatte. Der Stoff und die Knöpfe waren scheißteuer gewesen, deswegen waren die Nachfolger alle aus alten Vorhängen und Tischdecken entstanden.
 

Ich spürte ein leichtes Zupfen an meiner bequemen Bluejeans, als ich grade dabei war, das Kinderzimmer aufzuräumen. Hinter mir standen meine drei kleinen Schwestern und sahen mich mit großen Augen an.

„Gehst du weg?“, fragte Tenshi, die Jüngste. „Ja.“, antwortete ich ihr und legte meine Hand auf ihren weißen Schopf. „Wegen uns?“, fragte Mata mit Tränen in den Augen.

„Wie kommt ihr denn auf sowas?“, fragte ich sie und kniete mich hin, um sie alle zu umarmen,„Wegen euch wäre ich beinahe hier geblieben.“

Als ich mich aufrichtete, bemerkte ich meine Mutter im Türrahmen stehen, mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf ihren dünnen Lippen.

Ich ging an ihr vorbei und holte die Reisetasche und den Beutel mit Reiseproviant: „Können wir los?“

Ich wollte nicht, dass sie mich so ansah. Ich wollte nicht, dass sie mich liebte. Der Hass auf ihre überforderte und unzuverlässige Art saß zu tief um ihr gegenüber Zuneigung zu empfinden.
 

Wir stiegen in den alten Toyota, der erst beim dritten Versuch ansprang. Die drei kleinen zankten sich auf dem Rücksitz und ihre Mutter machte keine Anstalten sie zu stoppen. Das kam mir aber in diesem Moment gelegen, denn ich wollte sie etwas wichtiges fragen:„Fahren wir noch bei Papa vorbei? Ich möchte mich verabschieden und mich bedanken.“

„Er gehört nicht mehr zu unserer Familie“, sagte Mama mit einer, wie zu erwarten gewesen war, weinerlichen Stimme.

„Das hast DU entschieden.“, gab ich zurück.

„Hör auf! Er hat mich nach 18 Jahren Ehe betrogen. Weißt du wie ich gelitten habe?“, sagte sie nun etwas lauter.

„Werd' jetzt bitte nicht dramatisch! Er bezahlt meinen Aufenthalt mit einer fetten Summe. Ich möchte danke sagen“, murmelte ich.

„Er will dich damit doch bloß kaufen!“, schrie sie. In diesem Moment hielten wir vor dem Bahnhof und es war einen Moment ganz still.

„Indem er mich“kauft“, hat er mehr für mich getan, als du in den letzten neun Jahren.“, sagte ich mit eiskalter Stimme, zerrte die Reisetasche aus dem Fußraum und stieg aus.
 

'Dieses eine Mal in meinem Leben bin ich egoistisch. Dieses eine Mal laufe ich weg!'
 


 

Fina:
 

„Du musst ja sehr früh aufgestanden sein, um noch vorbeizuschauen.“, sagte Mum und griff mit ihrer blassen zittrigen Hand nach meiner Wange. Ich nahm ihre Hand und legte sie an meine linke Wange. Sie war schrecklich kalt. „Keine Sorge Mum, Ich habe genug geschlafen.“, beruhigte ich sie. Sie lächelte: „Jetzt ist es so weit, du gehst weg.“ Sie versuchte sich im Krankenhausbett aufzurichten, gab aber nach einiger Zeit auf.

„Du weißt, dass ich lieber bei dir bleiben würde, aber das ist die beste Lösung für uns alle.“, erklärte ich ihr.

„Ich weiß. Mir ist alles Recht, solange du nicht zu deinem Vater musst...“, erwiderte sie. Mein Vater hatte meine Mutter verlassen, als er wusste, dass sie schwanger war und so hatte ich ihn nie kennengelernt. Ich habe ihn nie auf einem Foto gesehen und wir haben nie wirklich über ihn gesprochen. Doch jetzt da der Krebs meiner Mutter stationär behandelt werden musste, wollte das Jugendamt meinem Vater das Sorgerecht zusprechen. So war mir die Idee mit einem Internat gekommen. Dank Omas großzügiger Spende war es für uns möglich gewesen meine restlichen Schuljahre dort zu bezahlen.

„Mama, ich kann leider nicht mehr bleiben, der Zug fährt gleich. Ich werde mich so oft wie möglich melden und dich total vermissen.“, sagte ich drückte ihre Hand nochmal und legte sie dann neben ihren Körper auf die Decke.

„Du wirst mir auch fehlen.“, sagte sie und lächelte ihr warmes Lächeln.
 

Ich zwinkerte die Tränen weg und verließ auf schnellstem Weg das Krankenhaus. Von dort aus war es nicht mehr weit zur Bushaltestelle. Ich hatte noch fünf Minuten. Genüsslich sog ich die frische Sommerluft ein und hielt mein Gesicht in die Sonne.

'Unglaublich, dass es wirklich geklappt hatte.', dachte ich. Als ich meinen Freundinnen von meiner Situation erzählte, war da diese verrückte Idee gewesen, so eine verrückte Raida-Idee. Sie hatten vorgeschlagen mitzukommen und dort ebenfalls zur Schule zu gehen.

Anfangs war es ein schöner Traum, ein Trost, doch dann war es irgendwie realistisch geworden.

'Einmal in meinem Leben klappte etwas auf mysteriöse Art und Weise...'

Und vor einem Monat stand es fest: Wir würden zu viert die Konoha Highschool besuchen.
 

Der Bus kam und ich brauchte zehn Minuten, um mit den beiden Koffern in den Bus einzusteigen. Danach eckte ich mindestens einmal mit den Koffern an jedem Sitzt an und erntete böse Blicke. Um sicher zu gehen, dass ich mir beim kläglichen Versuch mit dem Gepäck aufzustehen nicht den Hals brach, blieb ich lieber gleich stehen und stieg drei Stationen später am Bahnhof aus.

Prompt viel ich die Eingangsstufen zu Haupthalle hoch und erzielte höhnisches Gelächter. Ich versuchte nicht darauf zu achten und hievte meine Koffer bis zum richtigen Gleis.

'Jetzt nur noch diese Treppe hoch'

Oben angekommen, sah ich sie: Das große elegante Mädchen mit hochhackigen Schuhen, das Mädchen mit den langen aufwendig frisierten Haaren und dem bunten T-shirt und das Mädchen mit der tollen Bluse und dem langen geflochtenen Zopf. Raida, Milrada und Antai. Als sie mich sahen, lächelten sie und winkten und erst jetzt konnte ich alles wirklich begreifen,
 

'Wir waren wie vier verschiedene Straßen aus vier verschiedenen Richtungen, die hier an diesem einen Punkt aufeinander trafen. Unser jetziges Leben war vorbei, es lief über in eine Kreuzung, an der jede von uns Anteil hatte.'

Stillschweigen

2.Kapitel: Stillschweigen
 

Beobachter:
 

Ich las grade meine Zeitung, als die vier Mädchen mein Abteil betraten. „Entschuldigung?“, fragte eines von ihnen, „Dürfen wir uns hier hinsetzten?“. Sie hatte lange braune Haare, die zu einer aufwendigen Frisur gelegt waren. Das Deckhaar hatte sie wie einen Kranz um ihren Kopf gelegt, während die anderen Haare, wie bei den alten Griechen in Korkenzieherlocken bis runter zu ihrer Hüfte reichten.

„Mach schon Milrada, ich will mich endlich hinsetzen!“, meckerte ein Mädchen von hinten.

Ich nickte und das Mädchen, das Milrada genannt wurde, trat ein. Hinter ihr erschien unverkennbar das Mädchen, das sich unbedingt setzen wollte. Ich erkannte sie an ihrer Stimme, da sie immer noch sprach: „Und dann hat er vor dem ganzen Jahrgang gesagt, dass sie obenrum viel zu wenig hätte.“ Das große Mädchen mit den roten Augen und dem voluminösen Haar schloss ihre Erzählung mit einem empörten Gesichtsausdruck.

„Das hat er echt gesagt Raida?“, fragte ihre Verfolgerin mit den blonden Locken und den grünen Augen, „Der hat sie doch nicht mehr alle!“.

Die letzte, die den Raum betrat, hatte lange schwarz-grüne Haare, die sie zu einem geflochtenen Zopf trug. Mit verächtlicher Stimme reagierte sie auf die Aussage der Blondine: „Tja Fina, er ist von sich halt mehr gewohnt.“

Alle lachten und verstauten ihr Gepäck in den Netzen über den Sitzen.
 

Das Mädchen, das sie Raida nannten, hatte dabei einige Probleme, weil sie gleich vier riesige Koffer dabei hatte. Doch die Blondine, Fina toppte alles: Der erste Koffer witschte ihr aus den Händen und viel auf ihren rechten Fuß, der zweite war schon fast im Gepäcknetz als er Übergewicht nach hinten bekam und ihr auf den Kopf viel. Als Milrada ihr helfen wollte und sich nach den Koffern bückte, kassierte sie eine Beule, da Fina sich gleichzeitig mit ihr vorbeugte und ihren Kopf mit viel Schwung gegen den ihrer Freundin prallen ließ.

Um nicht beim Lachen entdeckt zu werden versteckte ich mein Gesicht hinter der Zeitung.

Mit vereinten Kräften schafften die Mädchen es dann noch die beiden Teufelskoffer hoch zu hieven, ohne sich zu verletzen.

Als sie saßen, hielt Milrada sich die Beule und fragte besorgt: „Weiß einer von euch irgendwas über diese Schule? Mein Internet war kaputt, deswegen konnte ich nicht nachsehen.“

„Mum hat sich so eine Broschüre schicken lassen. Da steht drin, dass das ziemlich riesig sein soll und tolle Sportanlagen hat.“, antwortete Fina, auf deren Stirn ebenfalls Spuren des kleinen Unfalls zu sehen waren.

„Also ich weiß nur, dass das sauteuer ist.“, grummelte das Mädchen, das zuletzt den Raum betreten hatte.

„Ich weiß Antai, aber dafür soll da echt klasse Unterricht gemacht werden.“, gab Raida zu bedenken. Ihre Freundinnen sahen sie zweifelnd an. „Hey, ab und zu werde ich wohl auch mal hingehen.“, behauptete sie lachend. Keiner lachte mit, die anderen mochten es anscheinend nicht, dass Raida schwänzte.
 

„Oh mann!“, gab Fina von sich und lockerte damit die Stimmung wieder etwas auf, „Ich hoffe es werden mir vorläufig weitere Peinlichkeiten erspart bleiben.“ Sie verzog das Gesicht, als sie die rote Stelle an ihrer Stirn berührte.

„Ach, mach dir keine Sorgen. Die werden sich überhaupt nicht trauen, dich auszulachen.“, sagte Antai grinsend und ließ ihre Fingerknochen knacken.

Ihre blonde Freundin musste grinsen.

„Vielleicht lachen sie dich ja gar nicht aus.“, sagte Milrada, „Du darfst dich einfach nicht so selbst verunsichern, dann wird dir bestimmt auch kein weiteres Ungeschick passieren.“

„Hoffentlich!“, sagte Fina leise.
 

„Wie geht es überhaupt deiner Mutter?“, fragte Milrada behutsam.

„Sie wird in einer Woche das zweite Mal operiert und wir hoffen, dass der Krebs dann vollständig den Körper verlässt.“, Fina hatte anscheinend kein Problem, darüber zu sprechen, da ihre Stimme neutral und fest klang. „Und wie sieht es bei dir aus? Waren deine Eltern sehr traurig, als du heute Morgen gefahren bist?“, fragte sie Milrada.

Milrada nickte bedauernd und sagte: „Ich vermisse sie jetzt schon.“ Bei diesen Worten verzog Raida das Gesicht: „Also, ich werde meine Eltern bestimmt nicht vermissen!“

„Sag nicht sowas Raida, das haben sie nicht verdient.“, sagte Fina ruhig.

„Auch wenn du immer so abgebrüht tust, du liebst deine Eltern doch. Dann sagt man sowas nicht.“, mischte sich auch Milrada ein, „Sag doch auch mal was dazu Antai!“

Antai blickte auf und wirkte dabei so, als hätte sie die ganze Zeit geträumt. „Was soll ich dazu schon sagen. Ich finde das ist ihre Sache, aber ich kann gut verstehen, wenn sie auch ohne ihre Eltern gut zurecht kommt.“, sagte sie und wendete ihr Gesicht zum Fenster.
 

Nach diesen Worten entstand eine lange Pause. Es war grade eine halbe Stunde her, dass die Mädchen zugestiegen waren und wenn sie, wie ich vermutete Schülerinnen der Konoha Highschool waren, würden sie noch drei Stunden unterwegs sein.

Anscheinend waren den Freundinnen die Worte füreinander ausgegangen, denn nun beschäftigte sich jede für sich allein.

Raida spielte an so einem Handy rum, auf dem man auch Musik hören konnte. Wie nannte man sowas >i-Pod< ? Ja richtig, es war ein i-Pod.

Antai sah weiter aus dem Fenster und nahm nach einigen weiteren Minuten einen Walkman aus ihrem Beutel und hörte Kassette.

Fina nahm Papier und Stifte aus ihrem Rucksack, winkelte die Beine auf dem Sitz an und begann zu malen.

Milrada, die ihr gegenüber saß, beobachtete eine Weile ihr Mienenspiel und holte dann ein Buch raus und begann zu lesen.

Endlich war Ruhe und ich konnte mich wieder auf meine Zeitung konzentrieren. Als Koch an der Konoha Highschool würde ich nicht mehr viel Zeit haben zu lesen.

erste Schritte

3.Kapitel: erste Schritte
 

Fina:
 

Der Zug hielt endlich im Bahnhof. Mir schmerzte der Nacken und mir war total schlecht. Das alles wieder nur wegen dem Malen....Aber es war die beste Beschäftigung, um die Zeit rumzukriegen.

Milrada weckte Raida, die die letzte Stunde verschlafen hatte und Antai streckte sich seufzend.

Zum Glück schlug ich niemandem, bei dem Versuch meine Koffer an mich zu bringen, den Kopf ab. Vorsichtshalber ließ ich Antai vor mir aus dem Abteil, so würde es mir schwerer fallen Stufen oder Teppichfalten zu übersehen.

Jede Menge anderer Schüler strömten jetzt aus ihren Abteilen dem Ausgang entgegen und vor der Tür bildete sich ein Menschenkneul. Endlich schaffte es jemand den Knopf zu drücken, der die Zugtür öffnete und der Menschenstrom konnte abfließen. Trotzdem mussten wir noch ellenlang warten, bis wir den Ausgang erreichten und frische Luft atmen konnten.
 

Beim Aussteigen war ich extra vorsichtig und ließ mir Zeit. Aha, drei Stufen, das durfte zu schaffen sein.

Und dann sah ich diesen tierisch gutaussehenden schwarzhaarigen Typen vorne am Gleis stehen. Er hatte keine Taschen oder Koffer dabei und schien auf jemanden zu warten.

„Hey, beweg' deinen Hintern du lahme Ente!“, meckerte mich ein blondes Mädchen an. Ich dachte gar nicht daran, wenn ich jetzt weitergehen würde, würde ich ihn vermutlich aus den Augen verlieren. Doch die Masse hinter mir schubste und drängelte.

'Naja, ok, dann eine Stufe vielleicht...'

Stups, war ich auf die zweite Stufe geschoben worden. Da es keine freiwillige und somit gesteuerte Bewegung war, verlor ich für einen Moment das Gleichgewicht und und musste unter wildem Armgeruder doch den Blick abwenden. Als ich mich wieder gefangen hatte, suchte ich erneut nach dem Jungen.
 

Er stand noch immer da, lässig an den Fahrkartenschalter gelehnt, doch er war nicht mehr alleine. Ein Mädchen mit rosa (!) Haaren küsste ihn.

'Oh Gott!'

Hinter mir verloren die Leute anscheinend endgültig die Geduld und ich taumelte eh schon, vom Schock getroffen.

Es kam, wie es kommen musste. Ich verlor das Gleichgewicht und im Versuch mich irgendwo festzuhalten, konnte ich auf die Schnelle nur nach meinen Koffern greifen. Und so flog ich mit einem Koffer in der rechten und einem in der linken Hand mit dem Kopf voran gut einen Meter auf den Bahnsteigboden zu.

Um das alles noch viel schlimmer zu machen, trat genau in dieser Sekunde ein Junge in meine Flugbahn, den ich zuerst mit dem rechten Koffer am Kopf traf und dann vollends auf ihm landete.
 

„Scheiße! Es tut mir so leid! Oh Gott blutest du oder so? Ist irgendwas gebrochen?“,ich redete und versuchte gleichzeitig so schnell wie möglich, erst meine Wenigkeit und dann meine Koffer von dem Jungen zu schaffen.

„Fina!“, rief Antai suchend durch die Menge. Ich konnte ihr anhören, dass sie panisch wurde. Doch dafür hatte ich jetzt keine Zeit, dem Jungen ging es wohl schlechter.

„Wow, das stand nicht in meinem Kalender, als ich heute morgen nachgesehen habe....“, behauptete der niedergeschlagene Junge und hielt sich den Kopf.

Ich war so schrecklich erleichtert, dass ich hier nicht schon am ersten Tag jemanden umgebracht hatte, dass mein Lachen äußerst hysterisch klang. Der Junge mit den dunklen Haaren, die er zu einem kurzen stachligen Zopf trug, sah mich besorgt an. Offensichtlich zweifelte er an meiner geistigen Gesundheit.
 

Raida:
 

Ich hatte hinter Fina gestanden, bevor wir den Ausgang erreichten, doch dann wurde ich nach hinten gedrängt und hatte nur noch ihr blondes Haar vor mir gesehen. Plötzlich war es verschwunden. Klar war ich sofort alarmiert. Es handelte sich um Fina, man wusste nie was für eine megapeinliche Sache ihr dieses Mal passierte.

Ich fuhr die Ellbogen aus und kämpfte mich nach vorne zum Ausgang.

„Mensch, was ist das denn hier, Sonderverkauf bei “Dolce und Gabbana“?“, rief ich. Endlich erreichte ich die Tür. Ich klemmte mir jeweils einen Koffer unter jeden Arm, die anderen zwei nahm ich in die Hand und sprang einfach die drei Stufen runter.
 

Ich hatte Glück und landete nur zwei cm vor den Füßen eines braun haarigen Jungen mit Hund. Uhhh, der sah gar nicht schlecht aus, aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit.

„Hi!“, konnte ich grade noch so sagen und ihm ein hoffentlich bezauberndes Lächeln zuwerfen, bevor Antai mich am Arm packte und zu sich ran zog.

„Wir müssen Fina finden!“, sagte sie laut, um die Umstehenden zu übertönen. Ich nickte und wir arbeiteten uns durch die Menge.

„Da!“, rief Antai und zeigte auf eine Lücke in der Masse, „Gott sei dank, sie ist es!“

Sie war anscheinend hingefallen und hatte ihre Koffer verloren, sich aber sonst nichts getan.

„Da bist du ja, wir haben uns schon Sorgen gemacht“, sagte ich grinsend.
 

Sie erhob sich schnell klopfte den Staub von ihrer Hose, nahm ihre Koffer und sagte zu einem Jungen mit dunklen Haaren: „ Tut mir echt leid.“

Er nickte nur und wir gingen, ohne weitere Zwischenfälle und recht geordnet zu der Stelle, wo schon einige Erwachsene und Milrada warteten.
 

„Haltet mal alle die Klappe!“, sagte eine junge Frau mit grau-bläulichen Haaren, die an ihrem Hinterkopf abstanden, „Ihr habt später genug Zeit zu labern. Wir stellen uns gleich vor und erklären euch wie es dieses Jahr ablaufen wird, aber vorher laufen wir mal alle zum Schloss. Und bemüht euch nicht, die die rennen, bekommen genauso die Zimmer, die ihnen zugeteilt wurden, wie alle anderen.“

Die Masse verstummte auf magische Art und Weise.

„So lauft bitte nur zu zweit nebeneinander und am Randstreifen der Straßen oder auf dem Fußweg. Das ihr euch nicht wie Kleinkinder benehmen sollt, brauche ich euch ja nicht sagen oder?“, sagte ein riesiger Mann mit großen Narben im Gesicht.

Geordnet und ruhig reihte sich jeder in eine Schlange ein und zog seine Koffer hinter sich her.

'Toll', ich guckte zweifelnd meine vier Koffer an, doch es fanden sich schnell einige hilfsbereite Jungs, die nichts dagegen hatten rosa Hartschalenkoffer hinter sich herzuziehen.
 

Es war ungefähr ein Kilometer zum Schloss und ich war froh keinen Koffer ziehen zu müssen. Fina, die neben mir lief, rann der Schweiß aus den Locken, Milrada einige Leute vor mir schnaufte wie ein Nilpferd und Antai hinter mir musste immer wieder anhalten, die Tasche absetzen und die Hand wechseln. Wir liefen durch die Stadt und ich konnte erleichtert feststellen, dass die Shoppingtouren, wenn auch gehemmt noch möglich sein würden.

Dann sah ich das riesige Haus auf der kleinen Anhöhe. Es war genau mein Geschmack.... Bauhaus nannte man sowas, hatten wir letztes Jahr in Kunst gelernt. Stolz diesen wichtigen Fakt behalten zu haben und erleichtert von der Last der Koffer, stieg ich die Anhöhe summend herauf und erntete missgönnende Blicke von Fina, die sich immer mehr abmühte.
 

Milrada:
 

Als wir endlich am Internat ankamen, musste ich so nach Luft ringen, dass mich die Leute um mich herum besorgt musterten.

„Es kommt jetzt einer nach dem anderen herein, dort bekommt ihr eure Zimmernummer. Ihr bringt dann euer Gepäck dorthin.“, sagte der riesige Kerl mit den Narben und ging rein. Bevor ihm die Frau mit der lauten Stimme folgte, sagte sie: „Nachdem die Koffer oben sind, wird nicht lange rumgetrödelt und ihr kommt wieder alle runter in die Eingangshalle.“
 

Sie verschwand im Gebäude und nach und nach folgten ihr die Schüler. Ich war die erste von uns, die eintrat.

„Name?“, fragte die Frau, als wären wir beim Militär.

„Milrada Kenai“, antwortete ich und konnte mir grade noch so verkneifen zu salutieren.

„Zimmer 465 im zweiten Stock- zusammen mit: Raida Fuji“, sagte die Frau nach einem kurzen Blick auf ihre Liste.

Der Riese hielt mir den Schlüssel hin. Ich nahm ihn und lief aus Grade wohl gleich die erste Treppe hoch, ich musste ja erstmal in den zweiten Stock.

Zum Glück fiel es mir nicht schwer den Raum zu finden. Das gesamte Gebäude schien aus sich überlappenden Vierecksystemen zu bestehen, deshalb musste ich zwangsläufig irgendwann meinen Raum finden, wenn ich nicht immer im Kreis lief.
 

Raum 465 war schön und riesig. Es war ein Raum, dessen Fenster nach Osten auf den Wald zeigte. Wir würden die Morgensonne haben, wie schön, die war mir am liebsten.

Raida war auch grade oben angekommen und sah vollkommen fertig aus.

„Kannst du das dir vorstellen?“, fragte sie stöhnend und ließ ihre Koffer auf ihr Bett fallen, „Die wollten meine Jungs nicht durchlassen. Ich musste vier Koffer selber tragen und dabei bin ich schon den ganzen Tag auf Highheels unterwegs.“

Ich musste grinsen, während Raida sich das Bad anguckte.

„Au weia! Wie sehe ich denn aus?!“, rief sie. Sie hatte wohl den Spiegel gefunden.

Lachend ging ich auch ins Bad und griff nach ihrem Arm. „Los komm schon dafür haben wir jetzt keine Zeit. Die haben doch gesagt wir sollen wieder runtergehen.“, sagte ich und zog sie hinter mir her.

„Jaja, immer schon an die Vorschrift halten...“, grummelte Raida scherzhaft, kam aber hinter mir her.

Wie waren mit die ersten, die zurück in der Halle waren.

Nach fünf Minuten waren auch Fina und Antai da.

„Ein Nordzimmer“, flüsterte Fina mir zu. Sie wusste wie sehr ich auf sowas achtete.

„Oh, im Norden ist die Sonne nie zu sehen.“, flüsterte ich zurück.
 

Nach weiteren zehn Minuten waren alle wieder zurück und die Frau, die kleine laute Frau erhob erneut die Stimme: „So Leute, wir werden als erstes in die Aula gehen, weil das der einzige Raum ist, in den ihr alle reinpasst. Dort werden wir euch dann einiges erzählen. Und hier gibt es eine feste Regel: Während wir Lehrer reden, habt ihr verdammt nochmal den Mund zu halten! Ist das klar?“.

Einige nickten und der Riese grinste: „Gut dann können wir ja jetzt anfangen. Folgt uns.“
 

Antai:
 

Die Aula war ein riesiger viereckiger Raum. Vorne war eine Bühne mit einem Pult und einem Mikrofon. Wir setzten und in die erstbeste Reihe gleich nebeneinander. Zu der Gruppe der Anreisenden gesellten sich jetzt noch einige weitere Jugendliche, die das ganze schon zu kennen schienen und wohl schon früher angereist waren.

Als alle saßen und die allgemeine Unruhe verflogen war, betrat eine Frau mit langen dunkelblonden Haaren und ordentlich Holz vor den Hütten die Bühne.

„Willkommen in der Konoha High school!“, rief sie, „Ich bin die Direktorin, Tsunade und wie immer haben eure Mütter und Väter einen Haufen Geld hiergelassen, damit wir euch was beibringen. Wenn ihr euch an die Regel haltet, wird das höchstwahrscheinlich kein Problem, denn wir haben wieder erstklassige Lehrer für dieses Jahr. Einige kennt ihr vielleicht noch vom letzten Jahr, einige werdet ihr heute zum ersten Mal sehen.“

Applaus erklang als die Dame die Bühne wieder verließ. Als nächstes kam eine junge Frau auf die Bühne, die schwarze kinnlange Haare hatte.
 

„Guten Tag, ich bin Shizune, für alle die mich noch nicht kennen. Ich bin die Sekretärin der Konoha High school. Das Sekretariat ist zu jeder Zeit geöffnet und alle Kranken oder Verletzten haben sich dort zu melden. Ich habe einen Stapel Blätter rumgegeben, auf denen die Regeln dieser Schule stehen. Ich hoffe ihr haltet sie ein. Kommen wir jetzt zum Unterricht. Da mehr und mehr Schüler an unsere Schule kommen, wird jeder von euch einen individuellen Stundenplan nach Kurssystem bekommen, den ihr euch nach der Vorstellungsrunde Bei Ibiki abholen kann.“, sagte sie und deutete auf den vernarbten Typen, der schon auf dem Bahnhof gewesen war.

„Kommen wir zu den Lehrern!“, sagte Shizune und las von einem Zettel ab, „Euer diesjähriger Biologie- und Chemielehrer: Iruka.“

Ein Mann mit braunem kurzen Zopf erhob sich kurz.

„Anko habt ihr ja schon kennengelernt sie ist Informatik- und Arbeitslehrelehrerin.“, sagte Shizune und deutete auf die kleine Frau, die ebenfalls am Bahnhof gewartet hatte.

Sie stand auf und winkte.

„Ibiki, den ich eben schon erwähnte, wird euer Erdkundelehrer sein“, fuhr Shizune in ihrer Liste fort und wies erneut auf Ibiki, der nur kurz nickte.

'Ich hasse Erdkunde und der Typ sah nicht so aus, als ob mit dem gut Kirschen essen wär!', dachte ich.

„Für die allgemeinen Lieblingsfächer, Physik und Mathematik ist wie immer Asuma verantwortlich“, erklärte Shizune und deute auf einen Kerl mit einem kleinen schwarzen Bart.

Er erhob sich kurz, wobei mir auffiel, dass er rauchte.

„Auch der Kunst- und Musiklehrer bleibt der Alte: Jiraiya!“, Shizune seufzte bei diesem Namen entnervt und fast die Hälfte des Raumes stimmte mit ihrer Stimmung überein.

Ein ulkiger alter Kerl mit einem weißen hüftlangen Zopf erhob sich. Er grinste in die Runde, als würde er sich freuen sie alle mal wieder zu sehen.

„Die diesjährigen Neulinge sind Kakashi, Lehrer für Deutsch und Geschichte ...“, Shizune zeigte auf einen Kerl mit grauen Haaren die schräg nach oben standen. Er drehte sich zu den Schülern um und hob eine Hand, wie zum Gruß. Jetzt wo er sich umdrehte, sah man, dass er einen Mundschutz und eine Augenklappe trug.

„....und Kurenai, Lehrerin für Englisch und eure zweite Fremdsprache.“, fuhr Shizune fort und wies auf eine junge Frau mit schwarzen langen Haaren, die sich nichts anmerken ließ.

„Damit wären wir fast fertig, fehlt nur noch Sport...“, sagte Shizune und ich spürte wie Raida aus ihren Träumereien aufwachte und nach vorne sah. Sport- ihr absolutes Lieblingsfach.

Ein großer Mann mit schwarzem Topfhaarschnitt erhob sich und sagte: „Ich bin Might Guy, euer Sportlehrer und wir werden es dieses Jahr wieder richtig krachen lassen!!“, rief er in den stillen Raum.

Ich hörte wie einige kicherten und Raida völlig entnervt auf ihrem Stuhl zusammensank.

„Wir werden auch dieses Jahr klasse Teams aufstellen, damit wir ihn den alljährlichen Meisterschaften endlich gewinnen.“, sagte er, grinste dumm und reckte einen Daumen in die Höhe, „Wir haben klasse Sportanlagen. Also, alle verborgenen Talente meldet euch!“

'Herrje, ich hatte eigentlich vorgehabt mich zur Leichtathletik-AG oder sowas anzumelden, aber bei dem Freak....'

Bettgeflüster

4.Kapitel: Bettgeflüster
 

Antai:
 

„Uff!“, Fina ließ sich auf ihr Bett fallen uns sagte mit geschlossenen Augen: „Ich könnte jetzt so einschlafen...“

„Hehe, du musstest ja zwei Koffer mitnehmen, die du jetzt übrigens auch auspacken musst.“,trietze ich sie.

Meine Anziehsachen schlummerten schon in unserem Schrank und ich war grade dabei Bücher und Schulhefte aus meiner Tasche zu nehmen und ins Regal einzusortieren.

„Hey, meine Klamotten nehmen höchstens ein drittel des Schranks ein, kriege ich dafür noch eine Regalreihe?“, versuchte ich mit ihr zu dealen.

„Klar, mach nur..“, grummelte meine Freundin und erhob sich endlich vom Bett und machte sich an ihre Koffer.
 

Die Betten waren wunderbar weich und ich war froh endlich zur Ruhe zu kommen.

„Was ist heute eigentlich auf dem Bahnhof passiert?“, fragte ich leise und drehte mich auf die Seite so, dass ich Finas Umrisse in der Dunkelheit sehen konnte. Sie lag mir direkt gegenüber an der anderen Wand.

Sie schilderte mir die Geschichte in allen Einzelheiten und wir mussten schrecklich lachen. Es tat so gut zu lachen. Ich kannte Fina jetzt schon sechs Jahre und ich kannte sie so gut, wie keinen anderen Menschen. Sie vertraute mir alles an und wollte meine Meinungen hören, das bedeutete mir viel.

Mit Fina konnte ich schon immer lachen, aber Fina war nicht immer da....
 

„Das beste habe ich dir noch gar nicht erzählt. Es ist ja nur so weit gekommen, weil da ein junger Halbgott auf dem Bahnsteig stand und unverschämt gut aussah...“, schwärmte mir meine Freundin vor.

Ich musste grinsen: „Ach, Halbgötter laufen her auch rum? Ich hab nämlich noch keine entdeckt. Den musst du mir unbedingt zeigen.“

Sie kicherte, doch dann wurde sie ernst.
 

„Ich hätte heute im Zug beinahe angefangen zu heulen, als Milrada nach meiner Mum gefragt hat.“, beichtete sie mir.

„Ich weiß“, sagte ich traurig. Anderen mag es nicht aufgefallen sein, aber immer wenn sie traurig war, bekam sie dunkle Schatten unter den Augen.

'Soll ich ihr von meiner Mutter erzählen?

Sie würde sich bemühen, mich zu verstehen...

Nein, das war keine gute Idee.

Sie würde mich dann anders sehen.

Wir wären nicht mehr die selben Freundinnen wie vorher.

Es ist doch grade alles so schön.', dachte ich, sog den Geruch der frisch gewaschenen Bettwäsche ein, kuschelte mich in mein Kissen und irgendwann schlief ich über diesen Gedanken ein.
 

Milrada:
 

„Na super, das passt da doch nie alles rein“, maulte Raida als sie den von mir schon halb gefüllten Schrank und dann ihre Koffer betrachtete.

„Dann lässt du halt ein bisschen was im Koffer.“, schlug ich ihr vor, aber sie verzog nur das Gesicht und machte sich daran, den Schrank bis zum platzen zu füllen.

Typisch, immer mit dem Kopf durch die Wand!

„Ich bin mal gespannt, wie morgen der erste Tag wird.“, sagte ich, um ein Gespräch aufzubauen, aber Raida antwortete nur mit einem „Hmmhm“ und verschwand im Bad.
 

Als ich beim Auspacken meines Rucksacks auf ein Bild meiner Familie traf, packte mich das Heimweh und trieb mir die Tränen in die Augen.

Raida war so furchtbar launisch und ich war nun mal sensibel. Oft wünschte ich mir, dass wir beide solche Freundinnen wie Fina und Antai sein könnten, aber mit uns war das halt was anderes.

“Gegenteile ziehen sich an“, lernte man spätestens in Physik beim Magnetismus und so war es wirklich. Raida und ich waren vollkommen verschieden...
 

„Raida? Tust du mir den Gefallen und strengst dich hier in der Schule an?“, fragte ich sie später, als wir im Bett lagen. „Weißt du ich mache mir sorgen, dass du sonst nicht mitkommst.“, versuchte ich weiter zu erklären.

„Ich weiß nicht, warum du dich da einmischt, du bist nicht meine Mutter. Du musst mir keine Moralpredigt halten, ich bin kein Baby mehr.“

„Ich will doch nur, dass du gute Noten schreibst...“, wollte ich ihr klarmachen, aber sie fiel mir ins Wort: „So wie du, nicht wahr?! Ich bin aber nicht du ok? Ich will nicht immer das tun, was man mir sagt und immer schön brav und vernünftig sein!“

Aufgebracht drehte sie sich zur Wand. Mehr würde sie heute nicht sagen. Ich zog mir die Bettdecke über den Mund und ließ die Tränen mein Gesicht runter laufen.
 

'Es war eine dumme Idee, ihr ins Gewissen zu reden....

Das hätte ich wissen müssen, aber ich wusste es nicht, weil ich sie nur halb so gut kannte, wie ich gerne wollte.

Scheiße, hatte sie nur eine Ahnung davon, wie sehr das wehtat, wenn sie sowas sagte?'

Morgenpost

6.Kapitel: Morgenpost
 

Umari:
 

'Scheiße, und ich dachte, die kriegen mich nicht mehr', dachte ich, als ich aus dem Polizeiwagen stieg, der mich gestern Abend aufgegriffen und hier her gebracht hatte.

Die beiden Polizisten traten neben mich, griffen jeweils einen meiner Arme und führten mich durch die Tür des riesigen Gebäudes.

Ich musste grinsen. Wenn man die Situation objektiv betrachtete, sah ich aus, wie eine richtige kleine Verbrecherin.

Die beiden Polizisten brachten mich durch zwei Flure zu einem Raum, vor dem sie stehen blieben und an der Tür klopften.
 

Tsunade:
 

Ich war grade dabei, die Akten der neuen Schüler und Schülerinnen durchzusehen, als es klopfte.

„Herein!“, rief ich genervt und setzte meine Tasse Tee auf dem Schreibtisch ab.

Zwei Polizisten traten ein und zogen eine junge Punkerin mit sich.
 

'Aha, das war sie also. Das Mädchen, das gestern nicht aufgetaucht war. Das Mädchen, das hier für tierischen Stress gesorgt hatte und meinen Start ins neue Schuljahr erfolgreich ruiniert hatte.', als ich darüber nachdachte, spürte ich den Zorn in mir hochsteigen, die Falte zwischen meinen Augenbrauen erschien schon und ich musste mich zwingen, mich zu beruhigen.

Ich hatte mir doch vorgenommen: Dieses Jahr weniger Wutausbrüche!
 

„Umari richtig?“, fragte ich sie.

Sie nickte.

„Setz' dich.“, forderte ich sie auf und fuhr an die Polizisten gewandt fort: „Danke für ihre Mithilfe, sie können jetzt gehen.“
 

Als die beiden die Tür hinter sich geschlossen hatten und das Mädchen auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch saß, atmete ich tief durch, um mich vollends zu beruhigen.

Ich hatte wirklich vorgehabt ruhig zu bleiben, aber als ich das selbstgefällige Lächeln der Schülerin sah, platzte es so aus mir heraus: „WAS GLAUBST DU, WER DU BIST?! SAG MIR MAL, WELCHEN BESCHEUERTEN GRUND DU HATTEST, NICHT IN DEN ZUG ZU STEIGEN!!“

„Ich wollte nicht.“, sagte Umari schlicht.

„WIE BITTE?!“, ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie so gelassen blieb.

„Ich wollte nicht in den Zug steigen, also habe ich es nicht getan.“, erklärte sie erneut.
 

Das reichte. Ich sprang von meinem Schreibtischstuhl auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Die Teetasse erzitterte.

„FÜR DICH WAR ES VIELLEICHT NUR EINE KLEINE ENTSCHEIDUNG, ABER FÜR MICH WAR ES EIN STUNDENLANGER AUFWAND!“, brüllte ich ihr entgegen.

Sie zuckte nur mit den Schultern. Kaum zu glauben, aber diesem kleinen Biest war es vollkommen egal!
 

Ich stützte mich mit beiden Armen auf dem Schreibtisch ab und beugte mich zu ihr nach vorne.

„Tja, jetzt bist du aber hier und hier bin ich der Chef. Reiß dich gefälligst zusammen oder wir werden uns noch öfter sehen.“, sagte ich mit drohender Stimme.

Mit provozierend gelassener Stimme entgegnete sie: „Und was, wenn nicht?“.

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu knurren. Mein ganzer Körper erzitterte vor Wut und ich drehte mich um. Als ich aus dem Fenster auf das leere Schulgelände sah, verflog die Wut.
 

„Wenn du dich hier nicht zusammenreißt, dann werfe ich dich von der Schule. Glaub nicht, dass ich davor zurückschrecke, weil mich deine familiären Umstände irgendwie beeindrucken. Ich werde dich nach Hause schicken, wie jeden anderen auch.“, ich drehte mich wieder zu ihr um und fuhr fort: „Du bist eine von tausend Schülern, die hier jährlich durchwandern. Es fliegen jedes Jahr einige. Es fällt mir schon lange nicht mehr schwer, sie zurückzuschicken. Es ist mir sogar egal geworden. Wenn du es nicht auf die Reihe kriegst dich zu benehmen, wirst du diese Schule auf dem schnellsten Weg verlassen.“
 

„War's das? Ich bin müde, ich will ins Bett.“, verlangte das Mädchen genervt.

Ich lachte hämisch: „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du jetzt ins Bett kannst? Du kommst grade pünktlich, um noch zu frühstücken, bevor der Unterricht losgeht.“

Zum ersten Mal sah ich eine Regung in ihrem Gesicht. Sie war wütend und das gefiel mir.

„Jetzt mach dich vom Acker, ich habe noch wichtigeres zu tun.“, sagte ich zu ihr.

Sie erhob sich und verließ wortlos mein Büro.
 

'Puh, war das wieder anstrengend gewesen!', dachte ich und ließ mich in meinen Stuhl fallen.

Aus meiner Schublade holte ich einen Spiegel.

Für 50 hatte ich mich noch gut gehalten. Trotzdem die Falte zwischen meinen Augenbrauen machte mir sorgen.

'Wenn ich so weitermache, wird sie irgendwann in meine Haut geprägt sein.'

Ich entspannte mein Gesicht und fuhr mit Mittel- und Zeigefinger über die Stelle, wo eben noch die Falte gewesen war.

'Ich darf mich nicht mehr so aufregen. Ich werde dieses Jahr alles ruhiger angehen lassen.', nahm ich mir vor.
 

Es klopfte erneut.

„WAS?!“, rief ich und warf die Teetasse gegen die Tür.



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