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Generation X

von

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Das Geheimnis

Nachdem Sophia Roxane auf der Couch abgeladen und ihr eine Tasse Tee in die Hand gedrückt hatte, gesellte sie sich zu ihr.

„Also... Was ist mit dem Mädchen? Weißt du wer sie ist?“

„Sie ist meine Schwester.“

Sophia riss die Augen auf und schüttelte ungläubig den Kopf. Doch Roxane nickte bestimmend und schenkte ihre volle Aufmerksamkeit der Teetasse.

„Wieso hast du uns nichts gesagt?!“

„Weil das keinen etwas angeht! Ich dachte ich könnte sie davor bewahren. Aber ich war zu schwach! Und jetzt hat ER sie!“

Roxane schien die Beherrschung zu verlieren und Sophia befürchtete schon, dass sie jeden Moment ihre Lieblingsteetasse killen würde, als Wolverine wie gerufen ins Appartement reinplatzte.

„Versammlung. Sofort!“, knurrte er und war auch schon wieder verschwunden.

Die beiden Mädchen sahen sich verwundert an. Immerhin hat sie ihren Wutausbruch vergessen. Sophia zog Roxane auf die Beine und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Versammlungsraum.
 

„Wieso gehöre ich immer zu den letzten?“, murmelte Sophia in ihren nicht vorhandenen Bart und setzte sich auf einen Stuhl.

„Wir wissen wo Kate ist“, eröffnete Wolverine die Versammlung, was eine dramatische Stille zur Folge hatte.

„Stryker hält sie in der Wüste von Nevada gefangen“, fuhr Wolverine fort.

„Nevada... Was für ein nettes Fleckchen. Schon mal jemand außer mir dort gewesen?“, warf Remy gelassen dazwischen.

Doch er erntete nur verständnisloses Kopfschütteln. Sophia seufzte laut und musste sich ein Gähnen verkneifen. Auch wenn es hier um Roxanes kleine Schwester ging, Sophia war verdammt noch mal müde und wollte nichts sehnlicher als mal eine Nacht durchschlafen. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, während Wolverine erklärte, wie er und der Professor Kate ausfindig gemacht hatten. Gelegentlich streifte ihr Blick den großen Monitor, auf welchem Wolverine alles veranschaulichte.

„Und wie kommen wir dahin?“, fragte Sophia schließlich.

„Mit dem X-Jet“, antwortete Wolverine, als wäre das eine äußerst dumme und sich selbst beantwortende Frage gewesen.

„Jet? Klingt nach Flugzeug. Oh nein! Da bekommen mich keine zehn Zebras rein!“

„Hat unser Engelchen etwa Angst vor’m Fliegen?“, fragte Wolverine zynisch und bedachte Sophia mit einem „Du-fliegst-mit-keine-Wiederrede“-Blick.

Roxane feilte sich gelassen die Nägel, während ihre Füße locker auf dem Schaltpult lagen, offensichtlich zufrieden über die Tatsache zumindest zu wissen, wo ihre Schwester gefangen gehalten wurde. Schließlich setzte sie sich gerade auf und sprach das erste Mal seid ihrer Ankunft im Versammlungsraum.

„Wann fliegen wir?“

„Heute Nacht“, antwortete Wolverine ihr viel sanfter, als er es bei Sophia getan hatte.

„Na, klasse!“, stöhnte Sophia und vergrub das Gesicht in den Händen.

Nightcrawler tätschelte ihr mitfühlend den Kopf und Sophia grinste ihn schief an. Sie fühlte sich jetzt schon, als hätte man sie letzte Nacht durch den Fleischwolf gedreht. Na das kann ja heiter werden... Sophia stand auf.

„Wo willst du hin?“, fragte Wolverine.

„Schlafen.“

„Schlafen kannst du im Jet, wir haben hier gerade eine Lagebesprechung, da kannst du nicht einfach abhauen und dich schlafen legen!“, polterte er.

„Siehe und staune“, knurrte Sophia und ihr Blick verdunkelte sich.

Sie machte auf dem Absatz kehrt und wollte gerade zur Tür hinaus, als eine Karte pfeilschnell um haaresbreite an ihrem Kopf vorbeirauschte und in der Tür stecken blieb. Sophia drehte sich um und sah Remy angesäuert an.

„Was soll das?“, fragte sie und stemmte die Hände in die Seiten.

„Wolverine hat Recht. Und wenn du dich als Teil des Teams fühlst, dann bleibst du, auch wenn du müde bist, Chérie.“

„Oh, der Herr kann Französisch, wo er das wohl her hat?!“, keifte Sophia und erntete ein überlegenes Lächeln von Remy.

Kopfschüttelnd wollte sie an ihren Platz zurückkehren, doch Nightcrawler hatte die Gelegenheit genutzt und sich ihren Stuhl geschnappt. Sophia seufzte leise und ließ sich mit Absicht wie ein nasser Sack in Remys Schoß fallen, welcher leise aufstöhnte, als ihr Hintern auf seine Oberschenkel krachte und nicht ganz aus versehen noch etwas anderes mitnahm.

„Ups“, ließ Sophia schnippisch verlauten und hörte dem Rest der Besprechung nur noch mit halbem Ohr zu.
 

„Wir treffen uns dann um 1 Uhr am X-Jet.“, schloss Wolverine eine gefühlte Ewigkeit später.

Sophia sprang auf und hätte fast laut losgejubelt. Endlich konnte sie in ihr geliebtes Bett! Ein Blick auf die Uhr verriet Sophia, dass sie sich beeilen musste, wenn sie sich noch einmal aufs Ohr legen wollte. So war ihre Verabschiedung von Roxane und den anderen eher flüchtig. Sie hatte gerade siegessicher die Tür erreicht, als sie am Arm festgehalten wurde. Mit einem Blick, der hätte töten können, drehte sie sich um.

„Sag mal-“

Sophia schaute in das plötzlich bleiche Gesicht von Nightcrawler, welcher sofort ihren Arm los ließ.

„Was?“, entgegnete sie nur und musste hartnäckig ein herzhaftes Gähnen unterdrücken.

„Ach... Nicht so wichtig...“

„Na dann. Bis später.“

Nightcrawler nickte nur und gesellte sich wieder zu Roxane und den anderen. Sophia verließ schnell den Versamlungsraum und schritt bestimmt in Richtung Appartement, als sie plötzlich mit jemandem zusammenstieß. Noch bevor sie reagieren konnte, durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Sophia schrie kurz auf und brach dann keuchend zusammen. Ihr Körper fühlte sich an, als gehöre er zu jemand anderes und auch ihr Kopf schien plötzlich mit Watte gefüllt. Sophia nahm nur noch alles dumpf um sich herum wahr und blickte dann verstört nach oben, zu der Person, welche sie gerade angerempelt hatte.

„Oh! Entschuldigung! Das... das wollte ich nicht! Ehrlich!“, versuchte sich die junge Frau zu rechtfertigen.

Sophia rieb sich leicht den Kopf und spürte, wie das Kribbeln in ihrem Körper langsam nachließ.

„Geht es dir gut? Oh Mann! Jeden anderen hätte das ins Koma befördert! Ich würde dir ja gerne aufhelfen, aber wenn ich dich noch einmal anfasse... Naja...“

Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel und so schnell reden?! Sophia drehte sich der Kopf. Das Gequassel nervte sie. Schon schlimm genug, dass Sophia müde war, jetzt hatte sie auch noch Kopfschmerzen und fühlte sich noch schlapper als vorher, hinzu kam eine aufgedrehte Mutantin, die ihre Kräfte wohl nicht unter Kontrolle hatte.

„Schon okay! Mir geht’s gut!“, fauchte Sophia und stand schwankend wieder auf.

„Oh... Das ist gut... Ja...“, erwiderte die andere Mutantin und sah bedrückt drein.

Hätte Sophia nicht so eine dermaßen schlechte Laune gehabt, dann hätte sie sie vermutlich gefragt, was denn los sei, aber so verzichtete sie darauf. Stattdessen nickte sie ihr knapp zu und setzte ihren Weg mit gemäßigterem Tempo fort.

In Ihrem Appartement angekommen legte Sophia sich sofort auf ihr Bett und verfiel wenige Sekunden später in einen tiefen und vor allem festen Schlaf.
 

Erschrocken stellte Sophia wenige Stunden später fest, dass sie sich, wie immer, verspäten würde. Ihre Knochen und Muskeln schrien vor Schmerzen, als sie aufsprang und in Richtung Hanger eilte. Ihre Laune hatte heute ihren neuen Tiefpunkt erreicht und alle Versuche seitens Nightcrawler sie aufzumuntern scheiterten kläglich, sodass selbst er anfing an sich zu zweifeln. Wolverines Standpauke über Pünktlichkeit ignorierte sie gepflegt und reagierte mit einem, sonst für Wolverine üblichen, Knurren.

„Ist irgendwas passiert?“, fragte Roxane vorsichtig und traute sich nicht einmal Sophia direkt anzusehen.

„Ich bin auf dem Rückweg in so ein selten dämliches Miststück rein gerannt, dass seine Fähigkeiten nicht unter Kontrolle hat. Die Folgen: Ich fühle mich, als hätte man mich durch einen Fleischwolf gedreht, der Inhalt meines Kopfes scheint watteartig zu sein und ich habe das starke Verlangen ihr demnächst eine zu verpassen! Abgesehen davon geht es mir gut! Danke, der Nachfrage“, antwortete Sophia gereizt und quälte sich in den X-Jet.

„Wie sah sie aus?“, mischte sich Remy plötzlich hochinteressiert in das Gespräch ein.

„Ach keine Ahnung, sie war älter als ich, hatte längere braune Haare und vorne zwei blonde Strähnen. Und sie ging mir mit ihrer „Das tut mir ja so leid“-Tour so was von auf den Geist!“

„Hört sich ganz nach Rogue an“, warf Roxane dazwischen.

„Rogue?“, fragte Sophia.

„Sie hat eine recht unpraktische Begabung. Sie kann die Fähigkeiten anderer übernehmen, indem sie sie berührt. Leider kann sie das nicht abstellen, sodass es unmöglich ist sie anzufassen, ohne dass sie einem Energie absaugt“, erklärte Remy.

„Oh, da ist aber jemand verdammt gut informiert. Hattet ihr schon mal miteinander zu tun?“, erkundigte sich Sophia.

„Rein sporadisch vielleicht ein- oder zweimal“, antwortete Remy schnell.

Wolverine quittierte dies mit einem lauten Husten, was Sophia misstrauisch werden ließ.

„Sicher, dass es nicht öfters war?“

„Ganz sicher, Chérie.“

„Egal was du auch verheimlichst und wie sehr du versuchst es zu verbergen, ich finde die Wahrheit schon noch heraus“, brachte Sophia unter einem Gähnen hervor.

Den Rest des Fluges schwiegen sie, was Sophia ganz lieb war, da sie dann noch etwas vor sich hindösen konnte.
 

Sie hätte den Boden küssen können, als sie endlich landeten. Es war schon paradox, dass sie so stark unter Flugangst litt, da sie ja selbst die Fähigkeit hatte zu fliegen. Vermutlich lag es daran, dass sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte ihr Leben in die Hand eines anderen zu legen. Sophia stellte fest, dass sie trotz Übermüdung doch entspannter war, als vor dem Flug, was auch alle anderen in ihrem direkten Umfeld sofort bemerkten.

„Wo werden wir eigentlich wohnen?“, fragte sie urplötzlich viel besser gelaunt.

„Im Mirage, einem der exklusivsten Casino Hotels“, verkündete Remy fast so, als würde er Sophia gerade einen Oscar überreichen.

„Hört sich teuer an“, meinte Sophia staunend, als sie in eine bereitgestellte Limousine einstiegen.

„Hört sich spaßig an!“, korrigierte Roxane sie mit ihrem alten Elan und köpfte die mehrere tausend Dollar teure Champagnerflasche.

Für einen Moment schienen alle vergessen zu haben, weswegen sie eigentlich hier waren. Las Vegas. Die Stadt der Casinos.

„Roxy und Sophia? Ich hab da noch was für euch“, Wolverine überreichte ihnen neue Pässe.

„Das dürfte euch die Sache hier in Vegas etwas vereinfachen, auch wenn das nicht auf meinen Mist gewachsen ist“, meinte er etwas mürrisch, aber man sah ihm an, dass er ihnen das gönnte.

„Wow! Perfekt gefälschte Ausweise!“, rief Roxane vollkommen aus dem Häuschen und drückte dem vollkommen überraschten Wolverine einen stürmischen Kuss auf.

„Wow...“, kommentierte Sophia das Geschehen vor ihrer Nase.

„Wurde ja auch mal langsam Zeit!“, meinte Remy lachend und legte Sophia einen Arm um die Schultern.

Nightcrawler machte sich währenddessen über die sündhaftteuren Pralinen her, die er gerade in dem Minikühlschrank gefunden hatte. Die Stimmung war ausgelassen, trotzdem freute Sophia sich schon auf das weiche Hotelbett. Plötzlich schien Nightcrawler etwas aufgefallen zu sein.

„Hey! Bekomme ich keinen Neuen Ausweis?!“, beschwerte er sich bei Wolverine.

Dieser überreichte ihm dann seufzend einen neuen Pass und eine neue Uhr.

„Wow! Cool! Ein neuer Umwandler!“, rief Nightcrawler begeistert und probierte diesen sofort aus.

„Hey Keiner, du siehst ja zum Anbeißen aus!“, zwinkerte Roxane ihm neckisch zu.

Nightcrawler, der dank des neuen Umwandlers gleich viel erwachsener und menschlicher aussah, begann daraufhin breit zu grinsen.

„Meint ihr so kann ich rausgehen?“, er betrachtete sich gespielt kritisch im Spiegel und zog Grimassen.

„Die Frauen werden dir zu Füßen liegen!“, bestätigte Sophia lachend.

Doch so ausgelassen und fröhlich sie sich auch gab, ihre Gedanken drehten sich immer noch um das Gespräch im Jet und um die unbekannte Mutantin... Rogue...



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