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Warum musste es jetzt SO enden

von

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Warum hilfst du mir?

Es war wieder eine dieser einsamen Wochen für Fox, in denen sein Vater James auf irgendwelchen Missionen durchs All flog. Der Fuchs hatte zwar seine besten Freunde Falco und Slippy um sich, doch gerade an den Wochenenden war er gerne bei seinem Vater. Dieser kam auch meistens Ende der Woche von seinen Routineflügen zurück und war auch oft schon zeitiger daheim als sein Sohn. Außer er hatte eine Besprechung mit General Pepper. Fox hasste es immer allein zu sein. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sein Vater lieber bei seinen Kollegen und hinter der Steuerung seines Arwing ist, als bei ihm. Doch außer ihm hatte er doch niemanden mehr. Seine Mutter ist tot und seine Freunde…naja, die waren für ihn da, aber sie ersetzten nun eben keine Familie.
 

Fox wurde von diesem schrillen Ton seines Weckers geweckt. Er stand auf und ging genervt zum Schreibtisch, auf welchem der Wecker stand. Der Fuchs musste ihn immer etwas weiter weg stellen, da er sonst wohl nie aus dem Bett gekommen wäre. Es war ein Dienstagmorgen…ausgerechnet Dienstag. Dieser Tag war am langweiligsten in der Woche. Er strich durch sein rot-braunes Fell und zog sich an. Seine grün leuchtenden Augen waren noch ein wenig verschlafen, als Fox seine Sachen zusammenpackte. Eine halbe Stunde später war er schon auf dem Weg zum Gymnasium und kam auf dem Schulhof unweigerlich an Wolf und seinen Kumpels Jannick und Dennis vorbei. Jannick war ein schwarzer Wolf mit blauen Augen. Er war nur ein kleines bisschen kleiner als Wolf O´Donnell und sah ihm auch sonst ziemlich ähnlich aber er war mindestens doppelt so arrogant. Dennis war ein dunkler Panther, der irgendwie nur ein Mitläufer der beiden Anderen war. Er hatte nicht unbedingt eine starke Persönlichkeit, doch er konnte ziemlich gut austeilen. Und das passierte ungefähr drei bis vier Mal pro Monat. Fox geriet öfters mit seinen Freunden heftig an die drei Anderen. Sie prügelten sich auch häufig mal, meistens in der Mittagspause oder nach dem Unterricht. Manchmal kam ihm das richtig kindisch vor. Normalerweise schlagen sich die Kinder in der Grundschule aber er war immerhin schon siebzehn. Wolf und Falco waren auch ein Jahr älter als er.
 

Fox versuchte die Anderen nicht zu beachten und ging weiter auf den Eingang zu.

„Na, Foxy?! Auch wieder unterwegs?“ rief Jannick ihm spöttisch zu.

„Halts Maul!!“ schrie Fox nur zurück. Er hörte ein Lachen hinter sich, während er ins Gymnasium ging. Er stand gerade an seinem Schließfach als Falco um die Ecke bog.

„Hey, Fox.“

„Morgen.“ gab dieser etwas niedergeschlagen von sich.

„Ist alles in Ordnung?“

„Klar. Ich bin nur noch ein bisschen müde.“

„Mhm.“ stöhnte der Falke verständnisvoll. „Hast du diese Idioten auch schon wieder gesehen?“

„Wann fallen die denn nicht auf?“

„Stimmt auch wieder. Ich glaube aber, heut' passiert noch 'was.“

„Ich irgendwie auch“ meinte Fox und sperrte sein Schließfach wieder zu. „Dann bis nachher.“

„Falls ich nicht eingeschlafen bin.“ gab der Andere scherzend zurück. Der blaue Falke zwinkerte ihm mit einem seiner blauen, rot umrandeten zu und ließ ihn allein stehen. Der Fuchs ging nun auch in sein Klassenzimmer und wartete noch auf Slippy. Der etwas klein geratene Frosch kam dann wie immer erst fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn. Nur sah er heute ein wenig fertig aus.

„Geht´s dir nicht gut, Slipp?“ fragte ihn Fox.

„Naja…geht so…Mir ging’s schon mal besser.“

„Da kommst du noch zum Unterricht? Wär´s nicht besser, wenn du mal einen Tag daheim bleibst?“

„Ich lass´ mich doch nicht von jedem kleinen Luftzug umhauen.“ meinte Slippy nur darauf und setzte sich neben ihn.
 

Der Rest des Tages verlief ruhiger als gedacht. Er war zwar genauso langweilig wie immer, aber der vermutete 'Kampf' mit Wolf und seinen Kollegen blieb aus. Am Nachmittag war Fox auf dem Heimweg und versuchte sich ein bisschen zu entspannen während er durch die Straßen ging. Als plötzlich Wolf vor ihm auftauchte, zuckte er etwas zusammen.

„Was willst du von mir?“

„Ihr habt euch heute ja gar nicht blicken lassen. Angst gekriegt, oder wie?“ fragte Wolf mit einem fiesen Grinsen.

„Bist du nur hier um mich das zu fragen?! Wenn ihr euch unbedingt prügeln wollt, dann sucht euch doch jemand anderen!“ Fox wollte gerade weitergehen, doch Wolf drückte seine Hand gegen ihn und hielt ihn so zurück.

„Gegen irgendjemand anderen macht's aber nicht so viel Spaß, wie gegen euch.“

„Komm' schon, Wolf. Das letzte Mal haben wir ja wohl gewonnen.“

„Auf unfaire Weise! Ihr habt rücklings angegriffen. Sowas ist einfach nur feige!!“ verteidigte sich der Wölfling. „Also…wie wär´s denn morgen?“ grinste er.

„Lass' mich einfach in Ruhe!“ sagte Fox genervt und lief letztendlich an ihm vorbei.
 

Am darauffolgenden Tag saß Falco in der Kantine und wartete auf die beiden Anderen.

„Ganz alleine heute?“ fragte Dennis von ein paar Tischen weiter, wo er mit Wolf saß.

„Wüsste nicht, was dich das interessiert.“ meinte er genervt zurück.

Der Wölfling machte noch eine Bemerkung, auf die Falco allerdings nicht hörte. Er drehte sich wieder um und sah Fox schon zur Tür hereinkommen. Er nickte ihm zu, während der Fuchs nur etwas zu essen holte und sich zu ihm setzte.

„Wo hast du denn Slippy gelassen?“ wollte der Falke wissen.

„Er ist heute nicht gekommen. Wundert mich aber nicht. Ihm ging's ja nicht so gut gestern.“ entgegnete der andere. Dann sah er an Falco vorbei und erkannte Wolf und Dennis an einem der Tische sitzen.

„Hm. Die sind ja auch wieder da.“ meinte er etwas nachdenklich.

„Ja. Sie verteilen auch schon wieder ihre dämlichen Sprüche.“

„Ich denke, heute wird noch 'was passieren.“

„Bist du sicher? Gestern war auch nichts.“

„Stimmt schon. Aber nach der Schule hab' ich Wolf getroffen und er hat für heute eine Ankündigung gemacht.“

„Sollen sie erstmal versuchen.“ sagte Falco.

Fox aß weiter und überlegte, warum sie das überhaupt mitmachten. Sie hatten es doch eigentlich wirklich nicht nötig, sich ständig zu prügeln. Sicher…man konnte bei sowas Aggressionen abbauen, doch die beiden Wölflinge und dieser Panther waren alles andere als harmlose Gegner. Sie konnten alle ziemlich gut austeilen und auch einstecken. Es dauerte eine ganze Weile bis einer von ihnen ein wenig an Kraft verlor.
 

Ungefähr eine Viertelstunde später gingen die beiden wie immer noch ein bisschen auf den Schulhof. Dann kamen auch schon Wolf und Dennis vorbei.

„Ihr seid ja nicht mal vollzählig.“ meinte der Panther etwas enttäuscht.

„Oh, Mann. Wenn ihr euch prügeln wollt, geht woanders hin!“ sagte Fox nur genervt.

„Bei euch fehlt doch heute auch 'was.“ stellte der Falke etwas spöttisch fest und grinste die beiden anderen an.

„Hey, übertreib's nicht!“ warnte ihn Wolf und hatte irgendwie einen sonderbaren Gesichtsausdruck. So nachdenklich und mit einer Spur von Besorgnis. „Ihr solltet besser auf euch aufpassen. Hier gibt´s seit ein paar Tagen 'ne Schlägergruppe die gleich ziemlich groß auflegt.“

„Ach…haben die etwa Jannick erwischt?“ fragte Falco zurück. Der Fuchs stupste ihn etwas an, dass er sich zurückhalten soll. Er hatte wirklich keine Lust auf eine Schlägerei, nur weil sein Freund nicht aufhören konnte die Anderen zu provozieren.

„Wenn du allein bist und von vier anderen angegriffen wirst, würdest du es sicherlich auch nicht schaffen!“ fauchte Dennis zurück.

„Schluss jetzt!!“ mischte sich der Wölfling ein. „Ich mein's ernst, ja? Passt ein bisschen auf euch auf.“

„Gut. Dann verschieben wir das auf ein andermal.“ meinte Falco. Dann wandte er sich zu Fox, nachdem die beiden weg waren. „Was glauben die eigentlich, wer wir sind. Als ob wir vor irgendwelchen Neulingen Angst haben.“

„Ich denke nicht, dass sie harmlos sind. Jannick war sonst nach jeder Schlägerei wieder auf den Beinen. Egal wie hart sie war.“ dachte Fox laut.

„Machst du dir etwa Sorgen um den?“

„Nein. Ich meine nur, dass wir doch vorsichtig sein sollten. Wenn die immer zu viert angreifen haben wir allein keine Chance.“

„Ja…kann sein.“ gab der Falke nachdenklich von sich. Sein Kumpel hatte schon Recht. Alleine schafft man es nicht gegen vier, egal wie stark man ist. Und Jannick ist nun wirklich kein Schwächling. Der Fuchs sah den Anderen hinterher. Er war etwas überrascht, da er nicht gedacht hätte, dass gerade Wolf sie vor etwas warnen würde. Für den Rest des Tages überlegte er, wer diese Gruppe sein könnte. Eins war sicher: Sie sind entweder ziemlich stark oder die größten Feiglinge die es gibt. Warum sollten sie sonst zu viert auf einen Einzelnen losgehen?
 

Am Freitagabend war er mit Falco in einem Club. Dort hatte er auch diese Füchsin aus seiner Klasse gesehen. Ihm war es öfters aufgefallen, dass sie ihn ständig ansah. Der Falke wollte den Fuchs ein paar Mal dazu bringen sie doch mit nach Hause zu nehmen, aber er hatte wirklich keine Lust darauf. Außer das ihr Name Anaya war und sie ein paar Monate jünger ist als er, wusste er nicht viel über sie. Anaya war erst in diesem Schuljahr in seine Klasse gekommen. Sie redete nie viel und fiel auch sonst nie auf obwohl sie doch eine nette Persönlichkeit hatte. Eigentlich war sie ganz in Ordnung, doch Fox war nicht der Typ der ein Mädchen nur für eine Nacht mit nach Hause nahm.
 

Irgendwann machte er sich dann alleine auf den Heimweg. Er wusste nicht genau wie spät es war, vielleicht zwischen Mitternacht und ein Uhr. Der Fuchs dachte wieder an den vergangenen Mittwoch zurück, als Wolf ihn und Falco vor dieser Schlägergruppe warnte. Ob sie heute auch unterwegs waren?

Er hatte schon die Hälfte seines Weges geschafft, als plötzlich vier Gestalten aus einer Gasse kamen und sich vor ihn stellten. Es war ziemlich dunkel und so konnte er nicht erkennen wer genau vor ihm stand. Er sah nur diese vier Schatten. Fox wollte gerade reagieren und etwas sagen, doch dann bekam er einen Schlag gegen den Oberkörper. Er schrie kurz auf und krümmte sich etwas nach vorne. 2 der Angreifer gingen auf ihn zu und hielten ihn an den Armen fest.

„Hey!! Was soll das?!“ schrie der Fuchs und versuchte sich loszureißen. Die anderen Beiden kamen nun auch näher. Sie stellten sich vor ihn und die eine Gestalt schlug noch einmal mit voller Wucht gegen seinen Brustkorb. Dann die Andere und wiederum die Erste. Fox wurde danach losgelassen und ging zu Boden. Er hatte starke Schmerzen und bekam kaum noch Luft. Die Gestalten ließen aber noch nicht von ihm ab. Nach ein paar Sekunden spürte er einige harte Tritte in seiner Magengegend.
 

In dem Moment bog Wolf um die Ecke. Er hatte schon ein paar komische Geräusche gehört und nach der Ursache gesucht. Dach als er einige Schreie vernommen hatte, wusste er irgendwie schon was los war. Der Wölfling sah auf einmal diese Gestalten, welche auf jemanden einprügelten.

„HEY!!“ schrie er laut und rannte auf sie zu. Den ersten der vier Angreifer traf er mit einem Schlag im Gesicht. Dann musste er jedoch einen Schlag auf die Nase einstecken. Bevor noch ein zweiter folgen konnte, wehrte er sich jedoch sofort und erwischte einen zweiten Angreifer. Vermutlich war es der Anführer oder dergleichen da die Gestalten auf einmal innehielten und wenige sich Sekunden später zurückzogen. Wolf war sich nicht sicher, doch er glaubte das der Erste den er getroffen hatte ein Fuchs oder Wölfling war. Er spürte, dass seine Nase ein wenig blutete, kümmerte sich aber erst einmal um den anderen Verletzten.

„Kannst du mich hören?“ fragte er, während er sich neben ihn kniete. Er hörte nur ein leises, schmerzerfülltes 'Auhh' und zuckte etwas zusammen. Die Stimme kannte er doch irgendwie…

Der Wölfling merkte, dass der Andere sich aufrichten wollte und stütze ihn ein wenig.

„Hast du Schmerzen?“ Obwohl er wusste, dass diese Frage eher überflüssig war, stellte er sie trotzdem. Er wusste irgendwie auch nicht was er sonst sagen sollte.

„Wo-Wolf…?“ kam die kaum hörbare Gegenfrage.

Dieser war sich jetzt zu 100 Prozent sicher, dass Fox der Verletzte war.

„Du bist es also wirklich.“ sagte Wolf leise. „Leg' dich wieder hin. Ich ruf' einen Krankenwagen.“

„Nein, es…es geht schon…“ meinte Fox mit schwerer Stimme.

„Vergiss' es! Du wurdest gerade zusammengeschlagen.“

„Bitte. Ich will nicht…ins Krankenhaus.“

„Nein! Ich merk' doch an deiner Atmung das da was nicht stimmt.“

Doch Fox ließ sich nicht überzeugen ins Krankenhaus zu gehen. Egal wie sehr der andere auf ihn einredete. Er hasste es immer wenn er sich irgendwelche dummen Fragen von Ärzten anhören musste. Auch wenn er nach so einer Attacke erheblich mit seiner Gesundheit spielte, der Fuchs wollte jetzt nicht dahin. Wolf seufzte auf und half dem anderen hoch.

„Dann bring' ich dich wenigstens nach Hause.“

Erst wollte Fox ihm sagen, dass er das nicht tun musste, doch er dachte dann, dass es sowieso sinnlos ist.
 

Auf dem Weg spürte er seine Schmerzen zum ersten Mal richtig. Sein rechtes Bein tat ziemlich weh und anscheinend hattte sein Brustkorb auch etwas abbekommen. Zumindest hatte er Probleme beim Atmen.

Nach ungefähr zehn Minuten kamen sie bei ihm zu Hause an. Der Fuchs schaute zum Straßenrand, aber wie er schon erwartet hatte, ist sein Vater noch nicht wieder zurück gewesen, da sein Auto noch nicht dastand. Sein Vater…wie er wohl reagieren wird wenn er ihn so sieht? Fox holte den Schlüssel aus der Jackentasche und wollte gerade die Haustür aufsperren, merkte aber, dass seine Hand auch ziemlich lädiert war. Wolf nahm ihm die Schlüssel ab und öffnete die Tür selbst. Sie gingen erst einmal ins Bad um sich das Blut abzuwischen. Der Wölfling kontrollierte seine Nase, welche aber doch nicht gebrochen zu sein schien und half dann dem anderen ein wenig. Der Fuchs hatte einen kleinen Schnitt an der Stirn, welcher womöglich von einer Niete stammte. Auch seine Wange war etwas angeschwollen. Er schaute den anderen zögernd an, während dieser sich um den Schnittverletzung kümmerte. Ihm war diese Situation ein bisschen unangenehm. Sonst prügelte er sich immer mit ihm, doch jetzt wurde ihm von Wolf geholfen.

„Habt ihr 'was zum Kühlen hier?“ fragte Wolf kalt.

„Urm…ja. Im Gefrierfach in der Küche…“ entgegnete Fox leise.

„Du solltest dich besser hinlegen.“ meinte der Wölfling noch immer mit kalter Stimme. Er war wütend und auch etwas frustriert. Immerhin hatte er ihn vor diesen Typen gewarnt. Nachdem er Fox wieder half aufzustehen, gingen die beiden in die Küche und holten ein paar Gel Pads. Dann brachte Wolf den Anderen in dessen Zimmer. Dort stellte er, wie schon so oft vorher fest, dass der Fuchs sich an den Oberkörper fasste. Irgendetwas schien nicht mit ihm zu stimmen.

„Leg' dich hin. Ich schau' mir mal deinen Oberkörper an.“ Er setzte sich auf die Bettkante nachdem Fox sich hingelegt hatte. „Hier. Für deine Wange.“ Er gab ihm eines der Pads und schob dann sein Shirt hoch.

Dem Fuchs war diese Sache ziemlich peinlich. Besonders als er dann die Hände des Wölflings auf seiner Brust fühlte.

„Dir ist hoffentlich klar, dass du ziemlich eingesteckt hast?“ fragte Wolf, während er versuchte herauszufinden, ob vielleicht eine Rippe gebrochen war. Dann schien er eine verletzte Stelle erwischt zu haben, denn Fox gab einen schmerzenden Laut von sich und kniff die Augen zusammen.

„Hat das sehr wehgetan?“

„Nein…nur ein bisschen.“ sagte der Fuchs zaghaft. Wolf bemerkte seine Lüge aber sofort und schrie ziemlich wütend.

„Verdammt, Fox!! Ich hab' euch doch gesagt ihr sollt aufpassen!!“ Er machte eine kurze Pause und seine Stimme wurde wieder ruhiger. „Ich hätte dich doch ins Krankenhaus bringen sollen.“

Der Fuchs wusste gar nicht wie er darauf reagieren sollte und gab nur ein leises niedergeschlagenes 'Tut mir Leid' von sich.

„Das solltest du deinen Rippen erzählen.“ meinte der Andere.

Fox drehte nur den Kopf von Wolf weg und schloss kurz seine Augen. Er kam sich irgendwie gerade so vor, als hätte er irgendwas angestellt und sein Vater würde ihm eine Predigt halten.

„Dein Vater ist nicht da, oder?“

„Nein…wieso?“ wollte Fox wissen.

Der Wölfling nahm eines der Pads. „Kann jetzt ein bisschen kalt werden.“ sagte er nur.

Der Fuchs zuckte kurz zusammen, als ihm der andere das Gel Pad auf die Brust legte. Er wartete noch immer auf eine Antwort und schaute ihn gebannt an. Doch als er etwas sagen wollte, redete Wolf dann weiter.

„Du solltest nicht allein hier sein, falls 'was passiert.“

„Es geht schon wieder.“ antwortete Fox, obwohl er wusste, dass es nicht gut aussah.

„Anscheinend kapierst du's immernoch nicht. Mit einer gebrochenen Rippe ist nicht zu spaßen und eine von deinen könnte es sein.“ Wolf stand auf, ging um das Bett herum und legte sich etwas frustriert neben den anderen. Er atmete einmal tief ein und starrte an die Decke.

„Was…hast du vor, Wolf?“ fragte der Fuchs irritiert.

„Wie's aussieht muss ich wohl noch hierbleiben, bis dein toller Herr Vater mal zu seinem Sohn kommt.“

Fox wollte gerade Widerwort geben, hielt sich dann aber doch zurück. Im Grunde genommen hatte der Wölfling recht. Sein Vater war wirklich nie für ihn da. In letzter Zeit sogar noch weniger als sonst schon. Wenn er zu irgendwelchen Besprechungen gehen musste, meinte er immer, er könne es wirklich nicht verschieben. Der Fuchs seufzte auf und schaute langsam zu Wolf. Dieser lag mit geschlossenen Augen neben ihm, doch er schien noch nicht zu schlafen.
 

„Wolf?“

„Hm?“

„Warum…warum hilfst du mir?“ fragte Fox zögernd.

„Was ist denn das für eine Frage?“

„Ich kann mir nur nicht vorstellen, warum du gerade mir hilfst.“

Der Wölfling öffnete seine Augen und atmete tief ein. Er wusste eigentlich selbst nicht mal warum er das hier gerade machte. Womöglich weil er nicht wollte das noch jemand wie Jannick endete.

„Was glaubst du eigentlich, was passiert wäre, wenn ich dir nicht geholfen hätte?“ sagte er mit einem leicht wütenden Unterton in der Stimme. „Die hätten mit dir dasselbe gemacht wie mit Jannick.“

„Wie…geht's ihm eigentlich?“ fragte Fox leise aber interessiert.

„Er liegt im Koma.“ gab der Andere nun mit deutlich mehr Besorgnis in der Stimme zurück. „Er hat mehrere Knochenbrüche, seine Lunge ist gequetscht und wenn er Pech hat wird er noch einige Monate nicht mehr richtig laufen können, falls er denn aufwacht.“ Er schaute den Fuchs an welcher einen schockierten Ausdruck hatte. Er hatte ja nicht gewusst, dass es so schlimm um Wolf´s Freund stand.

„Du…du hättest nicht alleine nach Hause gehen sollen.“

„Ich weiß…“ sagte der Fuchs, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
 

Ein paar Minuten redeten die beiden noch, bis Fox dann schließlich einschlief. Wolf lag neben ihm und fragte sich immer mehr warum er das tat. Bis jetzt mochte er den Anderen überhaupt nicht.

Er war der Meinung, dass der Fuchs sich für etwas Besseres hielt, nur weil James McCloud der Anführer des StarFox-Teams war. Aber eigentlich war er überhaupt nicht so. Der Wölfling merkte irgendwie, dass er kaum arrogant oder eingebildet war. Er war einfach nur ständig alleine, aber im Grunde genommen hatte er vielmehr den Charakter seiner Freunde Jannick und Dennis. Nur das er nicht so auf Schlägereien aus war. Wolf drehte sich etwas zur Seite und versuchte auch zu schlafen. Insgeheim hoffte er irgendwie, dass es Fox nicht zu schwer erwischt hatte.
 

Dieser wachte dann ungefähr 2 Stunden später auf, als er wieder Schmerzen hatte. Der Fuchs versuchte sie so gut es ging zu unterdrücken und öffnete langsam die verschlafenen Augen.

Er brauchte nicht lange bis er sich an die Dunkelheit gewöhnte, schreckte dann aber auf einmal hoch, als er bemerkte, dass er an Wolf lehnte. Vermutlich war er im Schlaf an ihn heran gerutscht. Nach ein paar Sekunden wurde er den Schock los und legte sich wieder hin. Jedoch bewegte er sich nach ein paar Momenten wieder an den Wölfling. Er wusste nicht mal wieso, doch er fühlte sich auch irgendwie zu ihm hingezogen. Dann spürte er wie kalt der andere war, zog die Decke nach oben und legte sie über ihn und sich selbst. Er schloss die Augen wieder, während er seinen Kopf auf dessen Oberkörper legte.

Allmählich glaubte er, dass der andere mit seiner Vermutung gar nicht so falsch lag, denn sein Brustkorb tat etwas mehr weh als vorhin. Doch er lenkte sich ein wenig ab, indem er Wolf's Atmung lauschte und nicht mehr daran dachte.

Nach einer Weile legte er vorsichtig seine Hand auf den Bauch des Wölflings. Fox strich fast wie in Trance über seinen Oberkörper und drückte sich noch ein bisschen an ihn. Dann fuhr er langsam unter das Shirt des Anderen und fühlte seine Muskeln.

Wolf regte sich kurz und murrte ein wenig. Der Fuchs hielt augenblicklich an und schaute etwas erschrocken in sein Gesicht. Als er dann aber merkte, dass der Andere weiterschlief, streichelte er weiter über seine Muskeln.

„Wow,…du bist wunderschön Wolf…“ flüsterte er leise und kuschelte sich noch enger an ihn. Für einen Moment konnte er seine Verletzungen vergessen und schlief bald darauf wieder ein.

"Eigentlich ist Fox nicht-"

Am Morgen wachte Wolf langsam auf. Er war noch ziemlich verschlafen und merkte deshalb erst eine wenig später, dass jemand halb auf ihm lag. Dann erinnerte er sich an Fox. Der Wölfling öffnete nun endlich seine Augen und stellte verwundert fest, dass er nicht in seinem Zimmer war. Als er dann nach unten sah bekam er beinahe einen Schock. Es war kein Traum. Der Fuchs lag mit dem Kopf auf seiner Brust und eine Hand hatte er unter seinem Shirt auf seinen Bauch gelegt. Wolf starrte ihn fassungslos an und ihn überkam ein Gefühl der Angst. Obwohl er den anderen eigentlich nicht allein lassen wollte, hatte er nur noch den einen Gedanken: 'Weg hier!'

Er konnte sich nur daran erinnern, neben Fox eingeschlafen zu sein. Aber war da noch mehr oder machte er sich nur unnütz verrückt? Wieso lag der Fuchs so dicht bei ihm? Wolf war sich überhaupt keiner Sache mehr sicher. Irritiert drückte er den anderen von sich. Langsam und vorsichtig, damit er ihn nicht aufweckte. Dann stand er auf und ging leise nach unten, doch er wollte Fox nicht so einfach zurücklassen. Er entschied sich einen kurzen Zettel zu schreiben, falls sein Vater zurückkommt. Als er aus dem Haus ging, legte er ihn auf die Garderobe und hoffte, dass James sich auch um seinen Sohn kümmerte, wenn er sonst schon nicht oft da war. Mit gemischten Gefühlen ging Wolf nach Hause.
 

Eine knappe halbe Stunde später kam James daheim an. Der letzte Routineflug war ganz schön anstrengend und er wollte die nächsten Tage einfach nur mit Fox verbringen. Er hing gerade seine Jacke an einen Haken, als er auf dem Garderobenschrank den Zettel fand.

‚Bringen Sie Ihren Sohn ins Krankenhaus. Er wurde zusammengeschlagen.‘

James war sehr irritiert und etwas geschockt. Irgendwie konnte er nicht richtig wahrhaben was auf dem Papier stand. Er las ihn noch ein paar Mal. Wieder und wieder, bis er sich dann entschied nach seinem Sohn zu sehen. Gerade als er zu dessen Zimmer gehen wollte, kam ihm der schon auf der Treppe entgegen.

„Fox?! Wie siehst du denn aus?“ fragte er ihn schockiert. Durch das Fell des jüngeren Fuchses war schon deutlich eine blaue Verfärbung an seiner Wange zu sehen und er sah auch sonst ziemlich fertig aus.

„Dad?“ gab Fox überrascht von sich und versuchte sofort die Sache herunterzuspielen, während er die Treppe nach unten lief und sich zu ihm stellte. “Urm…es ist nichts…ich hatte nur…eine kleine Auseinandersetzung mit jemandem…“

Obwohl sein Vater mittlerweile dem glaubte was auf dem Zettel stand, fragte er seinen Sohn trotzdem was passiert war. Er wollte wissen was der Andere sonst noch dazu zu sagen hatte.

„Es war wirklich nichts weiter. Es geht mir schon besser.“ meinte Fox und hoffte, dass sein Vater nicht weiter fragen würde. Er wollte nur zu Wolf und sich entschuldigen. Er hatte irgendwie gespürt, dass der Wölfling verschwunden war, weil er so dicht bei ihm lag. Der Fuchs konnte sich selbst nicht wirklich erklären wieso er so angezogen von ihm war.

„Lüg' mich nicht an, Fox! Du siehst alles andere als gut aus und außerdem sagt der hier auch 'was anderes.“ Der ältere Fuchs hielt ihm den Zettel unter die Nase und Fox las was darauf stand.

‚Verdammt!‘ dachte er.

„Zieh' dir was über! Wir fahren jetzt sofort ins Krankenhaus.“ sagte James und wollte ihn zur Tür drängen, kam dabei aber an den Oberkörper des Jüngeren. Dieser zog scharf ein wenig Luft an, da sein Vater direkt auf seine verletzte Stelle gekommen war.

„Was ist los?“

„Ist schon in Ordnung, Dad…“ Doch der jüngere Fuchs sah schon den ungläubigen Blick seines Vaters.

„Zeig' mal her.“

„Nein.“

„Fox, bitte.“

Fox sträubte sich, doch der Andere drängte ihn an die Wand und schob sein T-Shirt nach oben.

„Oh mein Gott…Warum bist du nicht gleich ins Krankenhaus gegangen?“ James blickte noch ein paar Sekunden auf den Oberkörper seines Sohnes.

Da war eine ziemlich große verfärbte Stelle auf der rechten Seite seiner Brust. Er schaute in Fox' Augen, dieser ließ jedoch nur den Kopf hängen.

„Tut…tut mir Leid…“

„Schon gut.“ James ließ sein Shirt los und legte vorsichtig einen Arm um seinen Sohn. „Komm' schon...Ich fahr' dich ins Krankenhaus.“
 

Dort wurde Fox gleich untersucht, während James vor dem Zimmer wartete. Nach ein paar Minuten kam dann ein Arzt aus dem Raum und ging auf ihn zu.

„James McCloud?“

„Ja.“ kam die erwartungsvolle Antwort.

„Ich bin Doktor Gordon. Wir haben unsere Untersuchung abgeschlossen und leider müssen wir Ihren Sohn sofort operieren.“

„Ist er schwer verletzt?“

„ Er hat eine Fraktur am Wangenknochen und zwei gebrochene Rippen. Desweiteren ist sein rechtes Handgelenk geprellt und das rechte Bein gestaucht.“ erklärte der Arzt.

James war entsetzt das es seinem Sohn so schlecht ging. Er wusste, dass er nicht nur ein paar harmlose Verletzungen waren aber das es so schlimm ist, hätte er beim besten Willen nicht geglaubt. Je mehr er darüber nachdachte, umso mehr Sorgen machte er sich. Als Fox in den Operationssaal gebracht wurde, lief er neben ihm her und redete ihm gut zu. Der jüngere Fuchs war noch nicht mal annähernd so fertig wie er, doch er bemerkte das sein Vater sich damit größtenteils selbst beruhigte. Also ließ er ihn reden.
 

Wolf war zu Hause in seinem Zimmer. Er lag auf dem Bett und dachte über die Situation am Morgen nach. Es war ihm einfach alles zu viel gewesen als er Fox so auf sich liegen sah. Wenn er ihm nicht so weit geholfen hätte wäre das nicht passiert. Er hätte einfach nur einen Krankenwagen rufen sollen. Nicht mehr. Als er in seinen Gedanken versunken war, klopfte es an der Tür. Dann hörte er die Stimme seiner Mutter. Sie fragte ob sie 'reinkommen könne, doch Wolf gab keine Antwort. Ein paar Sekunden später bemerkte er wie seine Tür aufging.

„Willst du nicht endlich mal 'was essen?“ fragte sie mit ihrer sanften Stimme. Seine Mutter Viktoria hatte immer eine ruhige Art an sich, egal wie hitzig die Situation gerade war. Allerdings konnte sie trotzdem auch mal ziemlich in die Luft gehen, wenn es auch sehr selten vorkam und dann war sie das absolut komplette Gegenteil von ‘sanft‘.

Wolf schüttelte auf ihre Frage aber nur leicht den Kopf. Viktoria ging daraufhin auf ihn zu und setzte sich neben ihn auf das Bett.

„Glaubst du wirklich, dass es deinen Freund so schwer erwischt hat?“ fragte sie und strich mit der Hand über seine Wange. Wolf überlegte ob er ihr die Wahrheit sagen sollte. Bis jetzt hatte er nur gesagt, dass er einem Freund nach einer Schlägerei geholfen hatte.

„Doch…ich…g-glaub schon…“

„Hey…was ist wirklich los mit dir?“

Der Andere gab keine Antwort auf die Frage der Wölfin.

„Komm' schon. Sag's mir. Ich merke doch, dass dich irgendwas bedrückt. Ich will dir doch nur helfen.“

Natürlich wollte sie das. Das tat sie schließlich immer, da Viktoria sofort bemerkte wenn es ihm schlecht ging.

„Heute…heute Morgen als ich aufgewacht bin, da… da lag er halb auf mir…“ entgegnete der Wölfling schließlich.

„Das ist alles?“ fragte die Wölfin. Erst wunderte sie sich das ihr Sohn gleich so dachte, bloß weil sein Freund bei ihm lag. Das war doch noch lange nichts Schlimmes. „Das hat doch noch lange nichts zu sagen. Vielleicht solltest du erstmal mit deinem Freund reden, bevor du dir den Kopf zerbrichst.“

„Eigentlich ist Fox nicht-“ Wolf brach seinen Satz sofort ab. Jetzt hatte er den Fuchs doch verraten. Seine Mutter schaute ihn verwirrt an.

„Fox? Fox McCloud? Schlägst du dich nicht immer mit ihm?“

Der andere nickte zaghaft und drehte seinen Kopf weg. „Er ist eigentlich…gar nicht so eingebildet, wie ich gedacht habe…Er hat eher den Charakter von Jannick…“

„Und warum machst du dir jetzt Gedanken wegen heute Morgen?“

„Naja, ich…ich bin doch nicht…“

Viktoria wusste jetzt schon welchen Gedankengang ihr Sohn hatte. Er fragte sich ob er ‚vom anderen Ufer‘ kam. Sie setzte ihn auf und legte einen Arm um ihn, um ihn etwas an sich zu lehnen.

„Hast du dich denn danach gefühlt Schatz?“ fragte sie vorsichtig an.

„Ich weiß nicht…Ich…hab' mich nicht gerade SO komisch gefühlt. Das ist es was mir solche Angst macht…“

„Ach, mein kleines Wölfchen…“ gab die Wölfin sanft von sich und schloss ihren Sohn nun richtig in die Arme.
 

Im Krankenhaus saß James währenddessen neben dem Bett seines Sohnes und wartete darauf, dass dieser aufwachte. Nach ein paar Minuten regte der sich dann und öffnete die Augen.

„Hey…wie fühlst du dich?“ fragte James mit besorgter Stimme.

„Wie erschlagen…“ meinte Fox leise zurück. Er schaute seinen Vater an und versuchte ein wenig zu lächeln.

„Du machst aber auch Sachen mit mir! Weißt du eigentlich was ich mir für Sorgen gemacht hab'?“ antwortete der mit einem leichten Lachen.

„Tut mir leid, Dad.“

Der Ältere legte seine Hand auf die seines Sohnes.

„Wer war das eigentlich?“ wollte er wissen.

„Keine Ahnung. Ich hab' sie nicht richtig erkannt.“

„Sie? Es waren mehrere?“

„Vier…glaub' ich…“ antwortete Fox unsicher.

James überlegte kurz, sagte dann aber das die sicher noch erwischt werden. Dann klopfte es an der Tür und der Arzt kam herein. Er fragte den Verletzten wie es ihm geht und tastete kurz seinen Oberkörper ab. Doktor Gordon ordnete an, dass er besser in den nächsten Tagen im Bett bleibt. Fox war darüber nicht gerade begeistert, wurde aber von seinem Vater angestupst. Er schaute ihn an und bemerkte seinen drohenden Blick. Es wäre wohl wirklich besser erstmal liegen zu bleiben, ansonsten könnte er sich wieder eine Predigt anhören. Als der Arzt ging, kamen dem Fuchs wieder die Erinnerungen von letzter Nacht und dem heutigen Morgen in den Sinn. Er musste doch noch unbedingt mit Wolf reden. Eigentlich hatte er sich auch nicht mal richtig bei ihm bedankt. Fox sah seinen Vater wieder an, hatte jedoch irgendwie so ein komisches Gefühl dabei ihn zu fragen.

„Hast…hast du…Wolf heute Morgen gesehen?“

„Wen?“ fragte James irritiert. Aber dann erinnerte er sich, dass sein Sohn sich doch immer mit diesem unmöglichen Wölfling auf dem Schulgelände prügelte. „Urm…meinst du etwa Wolf O´Donnell? Was hast du auf einmal mit dem zu tun?“

„Er-“

„Hat er dich zusammengeschlagen?“ Die Stimme des älteren Fuchses wurde bei diesem Satz langsam kraftvoller.

„Nein!“ antwortete Fox sofort. „Wolf ist in Ordnung. Er…er hat mir gestern geholfen.“

„Ich dachte Falco hätte dich nach Hause gebracht.“

Der andere senkte nur seinen Blick und überlegte kurz. An den Falken hatte er noch gar nicht gedacht. Er wollte noch bleiben als er den Club verließ. Hoffentlich haben sie ihn nicht auch noch erwischt…Jedoch konnte der Fuchs sich dunkel daran erinnern, das der Wölfling einen oder zwei Angreifer mit einem Schlag getroffen hatte. Vermutlich haben sie in der Nacht niemanden mehr überfallen.

„Falco weiß nicht mal was passiert ist.“ sagte er schließlich etwas bedrückt.

James wollte ihm noch eine Frage dazu stellen, doch er sah wie sein Sohn sich an den Oberkörper griff. Anscheinend hatte er wieder Schmerzen.

„Nein, Fox. Ich hab' ihn nicht gesehen. Aber ruh' dich erstmal aus.“
 

Ein paar Tage später bekam er Besuch von Slippy und Falco. Die Beiden erzählten ihm was zurzeit im Gymnasium los war, wollten dann aber auch wissen was mit ihrem Kumpel passiert war.

„Haben die dich eigentlich von alleine wieder in Ruhe gelassen?“ wollte der Frosch wissen, nachdem Fox von dem Überfall erzählt hatte.

„Urm…nein. Mir hat jemand geholfen. Ich…weiß nicht wer es war.“ gab der Fuchs nur zurück. Er musste sich auf die Schnelle etwas ausdenken, um Wolf nicht verraten zu müssen. Wer weiß, wie seine Freunde erst darauf reagiert hätten?

„Die haben dich ja ganz schön erwischt.“ warf Falco dazwischen. Natürlich wie immer ohne vorher zu überlegen.

„Danke, dass du mich daran erinnerst.“ kassierte er dafür gleich Fox' genervt klingende Antwort.

Eine Weile unterhielten die 3 sich noch über andere Dinge, bis Falco und Slippy sich dann auf den Heimweg machen wollten. Der Fuchs begleitete sie noch bis zur Treppe und lief dann wieder zurück, nachdem sie sich verabschiedeten. Die Atmosphäre im Krankenhaus drückte ihn irgendwie nach unten. Er fühlte sich hier einfach nicht wohl.
 

Nach ein paar Metern hörte er dann aber auf einmal eine vertraut klingende Stimme. Er schaute auf und sah Wolf vor einem der Zimmer stehen. Dieser verabschiedete sich wohl gerade von einer Ärztin. Bis jetzt hatte Fox noch keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen, doch diesmal würde er sich diese Chance nicht entgehen lassen.

„Wolf?“ fragte er ruhig und ging auf ihn zu.

Der Wölfling zuckte zusammen und drehte sich zaghaft zu ihm um.

„Hi…urm…du bist auch hier?“ Seine Stimme war ein wenig zittrig, als der andere vor ihm stand und er konnte ihn auch nur mit viel Überwindung ansehen.

„Du hast meinem Vater ja auch diesen Zettel geschrieben…Wieso bist du eigentlich hier?“ fragte der Fuchs interessiert.

„ Jannick liegt in dem Zimmer…“

„Oh…Hast du kurz Zeit? Ich würde gerne mal mit dir reden…wegen dieser Nacht-“

„Entschuldige, ich…hab´ gerade keine Zeit. Ein andermal vielleicht, Fox.“ fiel Wolf ihm ins Wort und ließ ihn augenblicklich allein zurück.

„Wolf…“

Fox versuchte ihn aufzuhalten, doch der Andere ging einfach weiter ohne sich auch nur einmal umzudrehen.

‚Mist!‘ dachte Fox bei sich und ging zurück in sein Zimmer.
 

Nach fast zwei Wochen konnte der Fuchs dann endlich nach Hause. Er war jedoch noch immer niedergeschlagen. Er hatte es bis jetzt nicht geschafft richtig mit dem Wölfling zu reden. Inzwischen war es Donnerstag und Fox sollte für den Rest der Woche noch so wenig wie möglich tun was ihn irgendwie körperlich anstrengen könnte.

James schien das auch ziemlich ernst zu nehmen. Er passte wirklich darauf auf, dass sein Sohn sich bloß nicht zu viel bewegte. Obwohl dieser wollte das sein Vater sich ab und zu mehr Zeit für ihn nahm, war es ihm jetzt doch zu viel. Auf einer Art fand er es schön das James mal bei ihm war, doch im Moment hätte er es lieber wenn er sich wenigstens ein bisschen zurückhalten würde.
 

Am Wochenende war es auch nicht viel anders, nur noch langweiliger. Fox entschloss sich zu Wolf zu gehen, da er sich sonst wohl nie bei ihm bedanken könnte. Im Gymnasium hätte er auch keine Chance dazu, da Dennis so gut wie immer bei ihm war.

Der Fuchs hatte zum Glück schon ein paar Mal gesehen wo der Andere wohnte, als er ihn auf dem Heimweg bemerkt hatte. Der Wölfling lebte vielleicht zehn Minuten zu Fuß von ihm entfernt. Während Fox an der Garderobe stand und seine Jacke anzog, kam sein Vater zu ihm und sah ihn erschrocken an.

„Was…wo willst du hin, Fox?“

„Ich geh' nur ein bisschen an die frische Luft, sonst dreh' ich hier noch durch.“

„Was ist, wenn dir was passiert?“

„Dad.“ sagte der Jüngere mit leicht genervter Stimme. „Wenn es mir noch so schlecht gehen würde, wäre ich jetzt noch im Krankenhaus.“

„Na gut. Aber pass' trotzdem auf.“ antwortete James zweifelnd. Er sah auf dem Schrank dann aber noch Fox' Handy liegen.

„Hey!“ Fox drehte sich an der Haustür stehend noch einmal um und sah den Älteren mit fragendem Blick an. „Nimm' dein Handy mit.“

„Okay, Dad.“ seufzte der jüngere Fuchs, holte sein Telefon und machte sich auf den Weg.
 

Wolf saß gerade an seinem Schreibtisch und machte etwas für den Unterricht in der Schule. Doch wie so oft in der letzten Zeit konnte er sich nicht richtig konzentrieren. Er dachte immernoch an diesen Tag zurück, an dem er neben Fox aufwachte. Irgendwie dachte er aber nicht nur an diese Situation. Seine Gedanken hingen eigentlich ständig an dem Fuchs. Irgendwie hatte er ihn mit anderen Augen gesehen, als er ihn in der Nacht nach Hause gebracht hatte. Er hatte durch seine Hilflosigkeit plötzlich eine fast schon niedliche Erscheinung für ihn.

Der Wölfling atmete tief durch und versuchte sich wenigstens ein bisschen zu konzentrieren. Er bekam irgendwie schon Angst vor sich selbst. Es war doch nicht normal, dass man von den Gedanken an eine Person einfach nicht mehr loskommt.
 

Fox war mittlerweile nur noch wenige Augenblicke davon entfernt mit dem anderen zu reden. Dann fiel ihm ein, dass er sich nicht einmal überlegt hatte, was er ihm überhaupt sagte. Er würde sich erst einmal bei ihm bedanken aber was dann? Ob er noch einmal versuchen sollte mit ihm über diese Nacht zu reden und einfach alles klarzustellen? Aber eigentlich gab es nicht wirklich etwas, dass er klarstellen konnte. Es war für ihn eigentlich sehr angenehm gewesen bei ihm zu liegen. Seiner Meinung nach sah der Wölfling auch wirklich nicht unbedingt schlecht aus…

Schließlich kam der Fuchs vor der Haustür an, zu welcher er wollte und wurde allmählich unruhiger. Er holte nochmal tief Luft, bevor er auf die Klingel drückte. Wenige Minuten später öffnete ihm eine Wölfin, welche vielleicht in etwa so alt war wie sein Vater. Sie hatte dunkelgraues Fell das an den Ohrenspitzen in schwarz überging. Ihre Augen waren lila und sie strahlte eine Menge Freundlichkeit und Ruhe aus.

„Hi. Kann ich dir helfen?“ fragte Viktoria in ihrer sanften Stimme.

„Guten Tag. Ich…würde gerne mit Wolf reden. Ist er da?“ Fox' Stimme war ein bisschen zittrig.

„Klar. Komm' mit.“ lächelte die Wölfin und führte den anderen in die erste Etage. Auf dem Weg zur Wohnung wurde Fox immer nervöser.

„Du bist Fox, nicht wahr?“

„Oh, urm…ja.“ Der Fuchs bemerkte jetzt erst, dass er völlig vergessen hatte sich vorzustellen. Ihm war die Sache ziemlich peinlich und er wurde ein bisschen rot.

„Wolf hat schon ein paar Mal von dir gesprochen.“ hörte er dann. Er war ziemlich überrascht, dass der Wölfling über ihn redete. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Als die beiden an der Wohnungstür ankamen, sperrte die Wölfin diese auf, ging mit Fox zum Zimmer ihres Sohnes und klopfte an die Tür.

„Wolf?! Du hast Besuch!“ rief sie leicht durch die Tür.

„Wenn es Dennis ist, sag' ihm er soll wieder gehen!“ kam Wolf's Stimme zurück.

„Nein, es ist nicht Dennis!“

Viktoria wandte sich lächelnd an den Fuchs. „Geh' ruhig 'rein.“ meinte sie freundlich und lief selbst ins Wohnzimmer.

„Danke.“ sagte Fox noch schnell, bevor sie im Zimmer verschwand und wurde nun noch unruhiger als er schon war. Er hatte ein wenig Angst davor wie Wolf wohl reagieren wird, wenn er jetzt einfach so zu ihm geht. Immerhin ist er ihm schon vorher aus dem Weg gegangen. Der Fuchs wusste aber auch selbst nicht mal warum er das gemacht hatte.

Er konnte einfach nicht damit aufhören und fühlte sich so von ihm angezogen. Irgendwie hatte er seit langem wieder das Gefühl, dass wirklich jemand für ihn da war.

Zögernd griff Fox nach der Türklinke und drückte sie nach unten. Er sah Wolf gerade über ein paar Heftern am Schreibtisch sitzen.
 

„W-Wolf…?“

Der fuhr wieder zusammen und drehte sich um. Er schaute den Fuchs augenblicklich mit einem schockierten Blick an und wusste gar nicht wie er reagieren sollte.

„Fox?! Was machst du denn hier?“ fragte er nur.

„Entschuldige, dass ich hier einfach so aufkreuze. Ich…urm…wollte schon länger mit dir reden, aber du bist mir immer aus dem Weg gegangen.“ Er ging langsam auf den Wölfling zu, welcher sich immer unwohler fühlte. Er hätte nicht gedacht, dass der andere plötzlich in seinem Zimmer auftauchte. Eigentlich wusste der doch nicht mal wo er wohnte. Oder vielleicht doch? Wolf schluckte kurz und fand langsam seine Stimme wieder.

„Nun, ich…also…worüber willst du reden?“

„Ich wollte mich erstmal bei dir bedanken, dafür das du mir geholfen hast.“ Fox wartete kurz auf eine Reaktion, sah aber nur, dass sein Gegenüber leicht nickte und zur Seite schaute. „Ich…ich weiß, wieso du so schnell…verschwunden bist und nicht mit mir reden willst…“ Der Fuchs spürte, dass sein Puls allmählich schneller wurde. Besonders als er Wolf's ängstlichen Gesichtsausdruck sah. So nervös war er schon lange nicht mehr gewesen.

„Tut mir Leid, ich…wollte dich eigentlich nicht so allein lassen. Wie geht's dir eigentlich?“

„Es tut nur noch ein bisschen weh…Ich hatte 2 gebrochene Rippen und meine Wange hatte 'was abbekommen.“ antwortete Fox und versuchte dabei halbwegs ruhig zu klingen. Dann kam er aber auf diesen Samstagmorgen zurück.

„Das…an diesem Morgen, dass ist meine Schuld gewesen. Ich weiß auch nicht was mit mir los war. Ich…mein Vater ist nur so selten daheim und…ich hab´ mich seit langem mal nicht allein gelassen gefühlt.“

Der Wölfling wusste keine Antwort darauf. Er war auch noch nie in so einer Situation, da er normalerweise niemandem außer Jannick und Dennis half. Dann bemerkte er, dass der andere wider näher kam und stand, beinahe etwas erschrocken, auf.

„Fox, würdest…du bitte da stehen bleiben?“

„Entschuldigung…Ich sollte wohl besser wieder gehen.“

Obwohl er enttäuscht war, ging Fox langsam in Richtung Tür. Er wusste nicht wieso, doch er hatte Mühe seine Tränen zu unterdrücken. Der Wölfling stand immernoch am Schreibtisch und starrte den Fuc an, als ihn plötzlich wieder so ein komisches Gefühl überkam. Trotz der kurzen Entfernung stürmte er schon fast auf ihn zu, während Fox schon nach der Türklinke greifen wollte. Wolf riss ihn an der Schulter herum und umfasste mit seinen Händen dessen Hals. Dann presste er seine Lippen auf die des kleineren Fuchses.

Dieser wusste zuerst gar nicht wie ihm geschah, doch letztendlich erwiderte er den Kuss und schloss die Augen. Er legte seine Arme um den Wölfling und genoss dessen sanfte, warme Lippen.

Wolf kam jedoch langsam wieder zu sich und realisierte was er eigentlich gerade tat. Er wich schockiert über sein Handeln von dem Kleineren zurück und drehte sich etwas zur Seite.

„I-ich…tut…tut mir Leid, ich…w-wollte das nicht…“ stotterte er entschuldigend. Doch Fox trat wieder an ihn heran. Er wollte nicht, dass es schon vorbei ist. Es hatte sich gerade so gut angefühlt. Er wollte einfach noch nicht aufhören. Er stellte sich ganz dicht vor den Anderen und hauchte ihm dessen Namen entgegen. Einen Moment lang wartete der Fuchs bis der Größere sich wieder zu ihm drehte, dann legte er sanft seine Arme um ihn und küsste ihn wieder.

Wolf war überrascht, dass Fox ihn nochmal küsste. Er fühlte seine feste aber liebevolle Umarmung und erwiderte im ersten Moment. Doch dann kamen ihm wieder Zweifel. Eigentlich war er vor dem Fuchs geflohen, weil es gar nicht so weit kommen sollte. Jetzt stand er hier und hielt ihn in den Armen.
 

Fox spürte auf einmal wie sein Handy vibrierte.

‚Nicht jetzt!‘ dachte er nur und griff in seine Jackentasche. Er suchte nicht lange bis er die richtige Taste gefunden hatte und drückte den Anruf einfach weg. Danach vertiefte er seinen Kuss noch ein wenig, fühlte aber das Wolf langsam nachließ. Der Fuchs schmiegte sich daraufhin noch etwas an ihn, wurde im nächsten Augenblick aber weggedrückt.

„Bitte, Fox. Hör' auf damit.“

„Ich sollte…jetzt vielleicht doch gehen…“ sagte der leise, nachdem er wieder zu Atem kam. Als er aus dem Zimmer ging bemerkte er noch, dass der Wölfling ziemlich schnell atmete.

Er beschloss noch ein paar Minuten in den Park zu gehen, bevor er nach Hause lief. Fox dachte noch die ganze Zeit lang an den Wölfling. Am liebsten hätte er eben die Zeit angehalten, während er ihn in den Armen hielt. Wolf fühlte sich so verdammt gut an. Er hatte bis vor einem halben Jahr schon mal eine Freundin gehabt, doch so einen sanften und sinnlichen Kuss hatte er noch nie erlebt. Es war für ihn fast schon ein bisschen erregend…

Dann fiel ihm der Anruf ein und er holte sein Handy aus der Tasche. Es war sein Vater.

‚Wieso überrascht mich das gerade nicht?‘ dachte er bei sich.
 

Der Wölfling saß hingegen nur auf seinem Bett, den Schock immernoch in seinem Körper. Er konnte noch immer nicht begreifen, was vorhin passiert war.

‚Habe ich ihn gerade wirklich geküsst?‘ Er versuchte den Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch er schaffte es nicht wirklich. Jedes Mal, wenn er an Fox dachte, überkam ihn irgendwie ein Gefühl der Wärme und…Sehnsucht? Wolf wusste nicht was mit ihm los war und er bekam schon wieder Angst vor sich selbst.

Nach ein paar Sekunden kam seine Mutter ins Zimmer. Sie sah ihren Sohn ziemlich fertig auf dem Bett sitzen und hatte sofort einen sorgenvollen Ausdruck in den Augen. Viktoria ging auf ihn zu und setzte sich neben ihn.

„Was ist denn los, mein Schatz? Ist Fox schon wieder weg?“

„Seit ein paar Minuten…“

„Hast du mit ihm geredet? Über diese Nacht?“

Der Wölfling nickte und Viktoria wurde nachdenklich. Ob das Verhalten ihres Sohnes damit zusammenhing, dass doch etwas passiert war?

‚Wie sollte das denn gehen? Fox ist doch verletzt.‘ überlegte sie dann. Außerdem war er ja nicht so lange bei ihrem Sohn. Als die Wölfin diesen wieder anschaute, sah er sie mit einem ängstlichen, verstörten Blick an. Er ließ jedoch gleich wieder den Kopf hängen. Es war für sie langsam offensichtlich das Wolf verliebt war. Auch wenn er es selbst nicht wollte. Aber er hatte immer dieses Funkeln in den Augen wenn er von Fox erzählte.

„Wolf, dein Verhalten macht mir langsam Angst. Was ist passiert?“

Der Wölfling hörte die Unsicherheit in der Stimme seiner Mutter. Er war der Meinung das er gleich reinen Tisch machen konnte, da sie es irgendwann sowieso herausfinden würde wenn sie noch länger auf ihn einredete.

„ Ich…Ich…“ Er seufzte auf als er bemerkte wie schwer es ihm fiel diesen Satz zu sagen. Viktoria legte eine Hand auf seine Schulter und streichelte sachte darüber. Sie fragte ihn ob alles in Ordnung ist und ob er vielleicht später darüber reden wollte. Dann sagte Wolf es jedoch mit einem Mal.

„Ich hab´ ihn geküsst. Ich…ich hab´ Fox geküsst.“

Die Wölfin war so ziemlich zum ersten Mal in ihrem Leben richtig sprachlos. Sie hatte insgeheim schon damit gerechnet, dass es eventuell irgendwann passieren würde, aber irgendwie war es trotzdem überraschend.

Wolf versuchte noch sich zu beherrschen, doch dann brach er in Tränen aus und fiel seiner Mutter um den Hals.

„Es…es tut mir Leid, Mom. Ich…ich wollte das nicht…ich wollte es wirklich nicht…tut mir Leid…“

„Schhh…ist ja gut, Wolf. Ist ja gut. Es muss dir nicht Leid tun.“

Die Wölfin war ziemlich schockiert. So hatte sie ihr kleines Wölfchen noch nie erlebt. So aufgelöst und verzweifelt. Sie drückte ihn an sich und streichelte über seinen Rücken. Viktoria spürte wie ihr selbst schon die Tränen in die Augen stiegen, als sie Wolf´s Wimmern und leises Jaulen hörte. Er schien sich einfach nicht zu beruhigen.

„Ich wollte nicht…mit Fox…ich meine…Ich bin doch nicht…“ Wolf schluchzte auf und versuchte ein wenig Luft zu holen. „Ich…hab' dich enttäuscht…“

„Um Gottes Willen! Das hast du nicht! Glaubst du etwa, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, nur weil du einen Freund anstatt einer Freundin hast?“ meinte die Wölfin etwas entsetzt. Sie ließ ein wenig von ihrem Sohn ab und schaute ihn an. Sein Gesicht sah sehr verweint aus und er hatte einen verängstigten Ausdruck in den Augen.
 

Wolf fühlte sich schlecht und schuldig. Er schloss die Augen und ließ den Kopf hängen, als er dann die Hände seiner Mutter an seinen Wangen spürte. Sie hob seinen Kopf an und wischte ihm ein paar Tränen aus seinem Gesicht.

„Du wirst immer mein Sohn bleiben…Mein kleines Wölfchen.“

„Das mit Fox…das hätte nicht passieren dürfen.“ meinte der andere darauf nur.

„Nicht doch, Wolf. Du…Du liebst ihn. Ich hab's mehr als einmal in deinen Augen gesehen wenn du über ihn gesprochen hast. Geh' ihm jetzt nicht aus dem Weg, sonst fühlst du dich irgendwann noch schlechter.“

„Was bleibt mir denn anderes übrig? Wenn das jemand 'rausfinden sollte…“

„Das muss doch nicht unbedingt passieren. Wenn ihr vorsichtig genug seid wird es niemand merken. Außerdem kann es euch doch eigentlich egal sein, was die Leute sagen.“

Viktoria schaute ihren Sohn an, welcher sich zwar beruhigt hatte, jetzt aber einen verzweifelten und hoffnungslosen Ausdruck hatte. Sie legte ihren Arm um ihn und lehnte ihn wieder an ihren Oberkörper. Der Wölfling schloss die Augen und kam nun endlich komplett zur Ruhe.

„Das wird schon, mein kleines Wölfchen.“ sagte seine Mutter mit ihrer ruhigen, sanften Stimme, während sie leicht über seinen Kopf strich.
 

Währenddessen kam Fox wieder zu Hause an. Er war immernoch ein wenig verträumt und merkte nicht, dass sein Vater auf ihn zukam, als er seine Jacke an den Haken hing.

„Wo bist du so lange gewesen?“

Der Fuchs erschrak etwas, als er plötzlich die Stimme seines Vaters hörte. Er drehte sich zu ihm und schaute in seinen leicht wütenden Ausdruck.

„Urm…ich hab' noch jemanden getroffen.“ meinte er leise.

„Du warst eineinhalb Stunden weg, Fox!“ fing James wütend an und fiel seinem Sohn ins Wort, bevor dieser antworten konnte. „Und wieso drückst du mich eigentlich weg, wenn ich dich anrufe?!“

„Entschuldigung, Dad. Ich…wollte ein bisschen alleine sein.“ Fox ließ den Kopf hängen und schämte sich irgendwie ein bisschen.

Dem älteren Fuchs fiel jetzt jedoch auf das er womöglich überreagiert hatte und entschuldigte sich sofort bei seinem Sohn.

„Ich bin in meinem Zimmer.“ entgegnete der Jüngere bedrückt, ging die Treppe nach oben und legte sich in seinem Zimmer aufs Bett. Er konnte seinem Vater einfach nicht von Wolf erzählen. James war im Krankenhaus schon wütend, als er ihn nur erwähnt hatte. Wenn er ihm jetzt noch gesagt hätte, dass er bei ihm war, wäre es vielleicht noch schlimmer geworden. Der Fuchs konnte sich nicht vorstellen, wieso sein Vater ihn so abgrundtief hasste. Auch wenn er ihn zuerst selbst nicht leiden konnte, er hatte festgestellt das Wolf gar nicht so schlimm war. Man musste ihn nur näher kennenlernen. Obwohl sein ‚näher kennenlernen‘ vielleicht schon zu nahe war.

Der Fuchs drehte sich im Bett liegend auf die Seite und dachte an vorhin zurück. Er fühlte, dass in ihm eine angenehme Wärme aufstieg und er lächelte in sich hinein. Seine Bedenken wurde er aber doch nicht ganz los. Er wusste, dass sein Vater auf keinen Fall von ihm und Wolf erfahren durfte.
 

Am Montag konnte er dann endlich wieder ins Gymnasium gehen. Auf dem Schulgelände traf er dann schon auf Falco und Slippy. Die beiden standen bei diesem großen Springbrunnen, der in der Mitte des Hofs stand.

„Hey, Fox. Gibt's schon 'was Neues von den Kerlen die dich zusammengeschlagen haben?“ wollte der Frosch wissen.

„Nein. Ich muss auch heute erstmal zur Polizei.“

„Du gehst heute erst?“ mischte sich Falco ungläubig ein.

„Du kennst meinen Vater.“ antwortete Fox darauf. „Wenn die Ärzte sagen ich soll mich nicht so anstrengen, dann muss ich noch aufpassen, dass ich nicht ans Bett gefesselt werde. Ich hab' Glück gehabt das ich vorgestern mal für knapp 2 Stunden abhauen konnte.“

„Ich hab' dir ja schon mal gesagt, was ich davon halte.“ meinte der Falke nur darauf. „Ich geh' dann mal.“

Der Fuchs wusste genau, was sein Kumpel meinte. Er war zu folgsam. Das hatte er ihm schon ein paar Mal gesagt. Wieso konnte er seinem Vater auch nur so schlecht Widerwort geben? Eigentlich war er immer sauer auf ihn, da James oft unterwegs war und er somit tagelang allein zu Hause. Wenn sein Vater aber zu Hause ankam, dann war er auch immer so folgsam. Fox hatte es noch nie wirklich geschafft sich gegen seinen Vater aufzulehnen. Vielleicht hatte der Falke ja doch Recht als er mal gesagt hatte, dass er viel zu viel mit sich machen lässt. Aber der Fuchs war der Meinung das sein Vater nur so war, weil er sich immer so viele Sorgen machte. Zumindest sagte der das immer.

Schließlich gingen Fox und Slippy ebenfalls ins Gymnasium. Während sie auf den Eingang zugingen blickte der Fuchs zufällig nach links und sah Wolf mit seinem Kumpel Dennis. Die beiden standen bei der Bank an der sie eigentlich täglich zu finden waren. Als der Wölfling ihm einen kurzen Blick zuwarf leuchteten Fox' Augen etwas auf.
 

In der Mittagspause saßen die 3 wieder auf einer Bank auf dem Hof der Schule. Der Frosch schaute zu dem Fuchs und bemerkte, wie schon vorher ein paar Mal, dass dieser wohl Schmerzen haben musste.

„Geht's dir gut, Fox?“

„Hm? Ja. Alles in Ordnung. Es tut nur gerade ein bisschen weh.“

„Sag' Bescheid wenn's schlimmer wird. Nicht das wir dich noch irgendwo auflesen müssen.“

„Sehr witzig, Falco!“ gab der Fuchs nur zurück, als dann plötzlich Dennis und Wolf vorbeikamen. Der Wölfling hatte auf einmal wieder dieses fiese Grinsen.

„Sieht so aus, als hätte es doch endlich mal einen von euch erwischt.“ sagte Dennis gleich mit schadenfrohem Gesichtsausdruck.

„Ey, komm'. Renn' einfach weiter und lass' uns in Ruhe!“ kam Falco's genervte Antwort.

„Ich hab' euch gewarnt, aber ihr wolltet ja nicht hören.“ mischte sich Wolf ein und drängte den Panther zum Weitergehen.

„Idioten!“ warf Slippy ihnen hinterher. Er schaute Fox kurz mit einem Blick an, welcher ihm sagte, dass er die beiden nicht beachten sollte. Der Fuchs nickte ihm zu, schaute dann aber Wolf hinterher.

‚Wieso ist er eben so kalt gewesen?‘ fragte er sich. ‚Vielleicht um geheim zu halten, dass wir uns besser verstehen?‘

Doch im nächsten Moment kam die Frage auf, warum er dafür wieder SO abweisend sein musste. Ihn beschäftigte diese Begegnung noch ein ganzes Stück. Was, wenn es für den Wölfling nur dieser eine Kuss war?
 

Als der Unterricht vorbei war, wartete der Fuchs beim Eingang der Schule bis Wolf aus dem Gebäude kommen würde. Er stellte sich ein bisschen um die Ecke, sodass man ihn nicht sehen konnte. Womöglich hatte der Wölfling ja wenigstens einen der Angreifer erkannt und Fox wollte das gleich der Polizei sagen. Notfalls hätte er auch gesagt, dass er ihn selbst erkannt hatte, für den Fall das Wolf da nicht mit 'reingezogen werden wollte.

Ein paar Minuten später sah er ihn schon mit Dennis vorbeilaufen und ging ihnen mit etwas Abstand hinterher um den richtigen Moment zu erwischen.

Der Wölfling fühlte sich den ganzen Tag schon so komisch. Er war unkonzentriert, nervös und bekam manchmal überhaupt nicht richtig mit was um ihn herum passierte. Dieser Kuss hatte ihn irgendwie total aus der Bahn geworfen. Dennis fiel die Abwesenheit des Anderen schon die ganze Zeit auf und er sprach ihn letztendlich darauf an.

„Sag' mal, was ist eigentlich mit dir los? Du bist heute irgendwie woanders.“

„Nichts ich bin nur…ein bisschen durch den Wind.“ schärfte Wolf die Situation ab. Er wollte jetzt nicht darüber reden, da er sich im Moment schon schlecht genug fühlte. Er ließ den Kopf ein wenig hängen und lief wortlos neben seinem Kumpel her.

„Bist du verknallt, oder was?“ fragte Dennis wieder scherzhaft. Er merkte, dass der andere erst ein paar Sekunden später mit einem fragenden Blick reagierte. Dies deutete der Panther sofort als ein ‚Ja‘ und fing kurz an zu lachen.

„Was ist denn, Dennis?“ gab Wolf, mittlerweile schon wütend, von sich.

„Hey, das ist doch nicht dein Ernst?“ Dennis konnte sich nicht richtig vorstellen, dass der Wölfling eine Freundin hatte. Immerhin schien er sich nicht wirklich für etwas zu interessieren, außer ab und zu mal ein paar Schlägereien.

„Würdest du bitte damit aufhören?“ versuchte Wolf ihn zur Ruhe zu bringen.

„Sieht sie denn wenigstens gut aus?“

„Vergiss' es einfach!“ fauchte der Wölfling ihn an und ließ ihn allein auf dem Schulgelände stehen.

Er war wütend das sein Kumpel so reagierte, aber irgendwie war er auch mit sich selbst unzufrieden. Er schaffte es nicht, Fox aus seinem Kopf zu kriegen und das machte ihn ziemlich fertig. Er wollte einfach nur wieder normal sein.
 

Der Fuchs lief ihm nach und hatte schon ein paar Mal versucht ihn anzusprechen, doch er konnte nicht.

Wolf könnte womöglich wieder von ihm zurückschrecken oder er redete gar nicht mit ihm. Aber letztendlich schaffte er es irgendwie doch. Fox beschleunigte seinen Schritt und kam ihm langsam näher.

„Wolf?!“ rief er etwas zaghaft.

Der drehte sich um und schaute ihn an. ‚Warum ist er denn schon wieder da?‘ dachte er verzweifelt.

„Was willst du von mir, Fox? Lass' mich in Ruhe!“

„Nein, bitte warte. Ich will dich nur 'was fragen.“ meinte der Fuchs und ging auf ihn zu. Er war etwas nervös als er ein paar Schritte vor ihm stehen blieb. „Es geht nochmal um diese Nacht, in der ich angegriffen wurde.“ redete er leise weiter.

„Fang' bitte nicht wieder damit an.“ bat der Wölfling und wand sich von ihm ab um zu gehen.

„Nicht! Bleib bitte hier. Ich…will doch nur wissen ob du jemanden erkannt hast.“

„Willst du etwa zur Polizei?“ fragte der Andere ohne sich umzudrehen. Wolf hatte irgendwie Angst davor Fox anzuschauen. Er ließ den Kopf hängen und kniff die Augen zu. Dann spürte er die Hand des Kleineren auf seiner Schulter und zuckte ein wenig zusammen. Er drehte sich augenblicklich um und schubste ihn ein wenig von sich.

„Fass' mich nicht an!“ schrie er laut und starrte mit einem ernsten Blick tief in Fox' grüne Augen. Dieser blickte ihn angsterfüllt an und hatte Mühe seine Stimme wiederzufinden. Er entschuldigte sich schnell, damit die anderen Passanten nicht noch aufmerksamer auf ihn wurden. Er wusste aber nicht, dass es Wolf ziemlich schwer fiel seinen ernsten Ausdruck beim Anblick seiner Augen beizubehalten. Der Wölfling fühlte sich schon etwas schwächer als er dieses grüne Leuchten sah.

„Wenn die das 'rausfinden bist du nochmal dran. Das ist dir doch klar, oder?“

Der Fuchs hörte auf einmal einen besorgten Unterton in der Stimme des Wölflings und war etwas verwirrt über diese Sache. Erst war er so wütend und jetzt machte er sich Sorgen. Vielleicht mochte Wolf ihn ja doch noch?

„Nicht…wenn sie vorher geschnappt werden. Bitte, Wolf…“ bat er noch einmal.

Der Wölfling überlegte kurz, sah dann aber den flehenden Ausdruck in den Augen des Anderen.

„Also gut…“ fing er schlussendlich an. „Der Eine war ein Fuchs oder ein Wölfling. Er könnte eigentlich auch eine Frau gewesen sein…war etwas zierlich.“

„Oh…“ gab Fox leise von sich und schaute ein wenig beschämt nach unten. Dann merkte er, dass der Größere auf ihn zukam, nach ein paar Schritten aber anhielt. Er spürte wieder ein leichtes Ziehen in seinem Oberkörper und legte langsam seine Hand über seine Brust.

„Soll…soll ich vielleicht mitkommen?“ fragte Wolf zögernd, auch um sicherzugehen das dem Fuchs auf dem Weg zur Polizei nichts passierte. Ihm hatte der Griff an den Oberkörper durchaus zu denken gegeben.

„Würdest du?“ kam die unsichere Gegenfrage.

Der Wölfling ging nun doch zu ihm, legte einem Arm um seinen Rücken und sie machten sich auf den Weg. Er fühlte sich ein bisschen komisch, immerhin hatte vorgestern auch alles mit ihm angefangen. Der Größere ließ den Fuchs wieder los und ging ein bisschen auf Abstand. Fox wollte ihn zuerst wieder zu sich ziehen, doch er hielt sich noch einmal zurück.
 

Viktoria kam gerade von der Arbeit nach Hause und wunderte sich, dass ihr Sohn noch nicht daheim war. Sie schaute in der ganzen Wohnung nach und machte sich allmählich Sorgen. Er hätte schon längst zu Hause sein sollen. Wolf hatte erzählt wie brutal diese Schläger waren. Hoffentlich hatten sie sich nicht gerächt.

Dann wurde ihre Angst so groß, dass die Wölfin zum Handy griff und ihren Sohn anrief. Sie war geschockt als dieser erzählte das er eben bei der Polizei war, beruhigte sich aber schnell, da er keine Schwierigkeiten hatte.
 

Auf dem Heimweg bedankte sich Fox noch einmal bei Wolf. Er wollte ihn zum Abschied erst umarmen, konnte sich aber gerade so noch beherrschen…

"Ich hab' mich...in dich verliebt."

Fox kam gerade zu Hause an nachdem er ein paar Tage bei Falco übernachtet hatte. Inzwischen waren zwei Wochen Ferien und er konnte sich nun richtig von seinen Verletzungen erholen. Der Fuchs bekam selbst mit, dass er wohl schon wieder zu zeitig ins Gymnasium gegangen war.

Er sah sich im Haus um und fragte sich erst wo sein Vater war. Dann fiel ihm ein, dass doch Mittwoch war. Mittwochs hatte er immer diese Besprechungen mit General Pepper. Über irgendwelche Dinge bezüglich seiner Flüge.

Nachdem er seine Tasche ausgepackt hatte, setzte Fox sich im Wohnzimmer auf die Couch. Wie schon so oft in den letzten Tagen kam ihm Wolf wieder in den Kopf. Er hatte ihn seit letzter Woche Freitag nicht mehr gesehen. Ein paar Sekunden später dachte er an diesen Kuss zurück und ihn überkam wieder dieses warme Gefühl. Ob er nochmal zu ihm gehen sollte? Aber Wolf wäre sicher nicht begeistert, wenn er schon wieder bei ihm auftauchen würde. Obwohl der Fuchs ihn so gerne nochmal fühlen wollte. Er schloss die Augen und versuchte nicht mehr an ihn zu denken. Aber er konnte ihn einfach nicht vergessen.

Er fragte sich, was mit ihm los war. War er etwa in den Wölfling verliebt? Er fühlte sich immerhin so einsam ohne ihn…und so beruhigt und glücklich wenn er bei ihm war.
 

Wolf war gerade in seinem Zimmer als er einen erschrockenen Aufschrei seiner Mutter hörte. Er ging aus dem Raum und rannte in die Küche. Sie stand vor dem Tisch, auf welchem die Post lag. In der Hand hielt sie einen Zettel auf den sie mit großen Augen starrte.

„Was ist los, Mom?“

„I-urm…schau' dir das mal an.“ sagte Viktoria immernoch geschockt. Ihr Sohn ging zu ihr und las was auf dem Zettel stand.

‚Wir bringen dich um! Mieser Verräter!!‘

Die Angreifer müssen wohl herausgefunden haben wer sie angezeigt hatte. Vor allem aber auch, dass sie überhaupt angezeigt wurden.

„Das ist von diesen Schlägern, oder?“ fragte die Wölfin und schaute den anderen an. Dieser stand nur sprachlos neben ihr.

„Hey? Die…die sind doch nicht wirklich…hinter euch her?“

Wolf ‚wachte‘ langsam wieder auf und ihm kam plötzlich nur ein Gedanke, als er die Ausdrucksweise seiner Mutter hörte…‚euch‘…

„Fox!“ sagte der Wölfling nur erschrocken. Dann nahm er ihr den Zettel ab und rannte aus der Wohnung.

„Warte, Wolf! Wir sollten doch erstmal zur Polizei!“ versuchte Viktoria ihn aufzuhalten. Doch ihr Sohn war schon auf und davon.
 

Der Fuchs wohnte zwar nicht weit weg, doch Wolf war trotzdem schneller dort als er gedacht hatte. Während er vor der Haustür stand, fragte er sich was er überhaupt hier machte. Eigentlich versuchte er so gut es ging ihm nicht über den Weg zu laufen. Aber wenn er auch einen Drohbrief bekommen hatte, sah es für sie beide ziemlich schlimm aus. Ohne weiter zu überlegen klingelte er und holte noch einmal tief Luft.

‚Komm' schon. Mach' die Tür auf, Fox.‘ dachte er bei sich und hoffte, dass dem anderen noch nichts passiert war. Nach ein paar Sekunden wurde er etwas unruhig. Als die Haustür dann aber doch aufging, fiel ihm schon ein Stein vom Herzen.
 

„Wolf?“ sagte Fox überrascht. Er hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, dass der Wölfling plötzlich vor seiner Tür stehen würde. Aber irgendwie war der ziemlich aufgelöst und unruhig.

„Hi. Ist alles in Ordnung bei dir?“

„Urm...ja. Wieso? Was ist los?“ Fox' Verwirrung wurde noch größer.

„Ich dachte dir ist vielleicht 'was passiert. Hast du heute schon nach der Post gesehen?“ fragte der Wölfling.

„Nein, ich…Ich bin auch erst vor ein paar Minuten 'rein.“ Der Fuchs verstand gar nicht was die Post jetzt damit zu tun hatte, ob es ihm gut ginge. Er begab sich aber doch zum Briefkasten, holte ein paar Briefe heraus und bat den Wölfling mit ins Haus als er zurücklief. Die Beiden gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch.

„Nach was such' ich eigentlich?“ fragte Fox, während er das Adressenfeld des ersten Briefes anschaute.

„Die wissen von der Anzeige.“ meinte der Andere. „Ich hab' heute einen Drohbrief gekriegt.“

„Was?!“ Der Fuchs schaute ihn entsetzt an, bemerkte dann jedoch einen auffälligen Zettel, als er seinen Blick wieder auf die Post richtete. Er zog ihn unter den Briefen hervor und traute seinen Augen kaum.

‚Das hast du nicht umsonst gemacht!! Das nächste Mal gehen die Lichter für immer aus!“

Einen Moment lang war es still, bis Fox dann ein leises, verzweifeltes ‚Verdammt‘ von sich gab.

„Hast du deinen noch?“ fragte er Wolf.

„Ja…ich hab' ihn hier.“ antwortete der nervös. Ihn machte nicht nur die Tatsache zu schaffen, das der Andere nun auch einen Drohbrief hatte. Es fiel ihm verdammt schwer ruhig zu bleiben…in dessen Nähe.

Er musste schon die ganze Zeit dieses Gefühl in sich unterdrücken. In der letzten Zeit hatte er immer wieder gespürt wie sehr der Fuchs ihm fehlte…
 

„Vielleicht sollten wir die zur Polizei bringen.“

„Die wird uns nur nicht wirklich helfen können, Fox…Wenn diese Typen wieder auftauchen…“

Der andere wollte gerade antworten, doch dann hörten sie die Haustür. Anscheinend kam James wieder zurück. Dieser ging auch gleich ins Wohnzimmer und sah Wolf neben seinem Sohn sitzen.

„Was…macht er hier, Fox?“ fragte er mit einem ernsten Unterton.

Der Wölfling bemerkte wie wütend der ältere Fuchs wurde und nahm Fox den Brief aus der Hand.

„Ich sollte wohl besser gehen.“ meinte er und stand auf.

„Nein, Wolf-“

„Das glaube ich allerdings auch!“ unterbrach James seinen Sohn und blickte den Wölfling finster an. Dieser verabschiedete sich schnell von dem Fuchs und ging aus dem Zimmer. An der Haustür blieb er noch einmal stehen, während die beiden anderen ziemlich laut wurden.

„Warum hast du das gemacht? Warum hasst du ihn so sehr?!“ Fox' Stimme wurde langsam kraftvoller, ebenso wie die seines Vaters.

„Du müsstest doch am besten wissen wie der tickt! Er ist einfach nicht der richtige Umgang für dich!“ antwortete dieser.

„Was soll das heißen?“

„Ich kenne Wolf O’Donnell!! Er fällt ständig wegen irgendwas auf!“

„Ist doch egal. Er hat mir geholfen. Ohne Wolf hätte es mich noch viel schlimmer erwischt!“

„Komm' schon. Vielleicht war ihm nur gerade mal danach, weil er nichts Besseres zu tun hatte. An einem anderen Tag hätte er dich einfach liegen gelassen!“

„Er hat mich aber nun mal gerettet! Das ist alles was für mich zählt. Ich bin froh, dass er da war um mir zu helfen!!“ schrie Fox seinen Vater an, welcher ihn daraufhin verdutzt ansah.
 

Wolf ging aus dem Haus, als er diesen letzten Satz von Fox hörte. Er konnte gar nicht begreifen, dass der Fuchs ihn vor seinem Vater in Schutz nahm. Doch er war irgendwie dankbar. In sich hineinlächelnd machte er sich auf den Weg zur Polizei.
 

James konnte nicht verstehen warum sein Sohn diesem unmöglichen, rebellischen Wölfling in Schutz nahm und ihm offenbar blind vertraute. Er hatte sich sonst immer gut mit ihm verstanden. Aber seit er zusammengeschlagen wurde war er so anders. So distanziert und aggressiv.

„Was ist eigentlich mit dir los?“ fragte er etwas verzweifelt.

„Was soll denn sein? Dasselbe könnte ich DICH fragen!“ schrie Fox wieder zurück.

„Geh' mir aus den Augen, Fox!!“ schrie James schließlich nur zurück. „Ich will dich heute nicht mehr sehen, klar?!“

Im ersten Moment war er erstaunt, dass sein Vater so reagierte. Dann ging Fox nur wortlos aus dem Raum und nach draußen auf die Straße. Er musste sich erstmal wieder beruhigen. Nachdem er ein paar Minuten ziellos durch die Straßen gegangen war, überlegte er noch zu Wolf zu gehen. Sein Vater hatte ihn ziemlich grob 'rausgeschmissen und er sollte sich vielleicht für ihn entschuldigen. Von alleine würde James das mit Sicherheit nie machen.

Als er nur noch ein paar Meter von der Wohnung des Anderen entfernt war, bog dieser in der anderen Richtung gerade um die Ecke.
 

Wolf war ein wenig in Gedanken und sah den Anderen erst ein bisschen später. Er fragte sich warum er schon wieder hier war. Eigentlich wollte er die Sache zwischen ihnen vergessen. Doch wenn er ihn ständig sah, würde das nie klappen. Das mit den Drohbriefen hatte er auch nur gemacht um ihm zu helfen. Mehr sollte das gar nicht bedeuten. Auch, wenn er ihn eigentlich sehr mochte.

‚Hoffentlich hat er sich nicht zu sehr mit seinem Vater gestritten.‘ dachte er, bevor er dann schon vor ihm stand.

„Hi, Wolf. Tut mir Leid wegen vorhin. Mein Vater reagiert manchmal viel zu schnell.“

„Ihr wart ziemlich laut. Ist alles in Ordnung bei euch?“

„Weiß nicht…“ meinte Fox nach kurzer Überlegung. „Ich denke es wird schon wenn wir uns ein bisschen beruhigt haben.“

Wolf nickte ihm zu und senkte kurz seinen Blick. Schließlich fragte er den Fuchs, ob er noch mit 'reinkommen wollte, um nicht unhöflich zu sein. Fox sagte nur allzu gerne zu und die beiden gingen in die Wohnung. Viktoria fragte sofort ob alles in Ordnung war. Der Wölfling hasste es normalerweise wenn sie sich Sorgen machte. Dieses Mal hatte sie aber allen Grund dazu. Fox und er hatten heute immerhin Morddrohungen bekommen. Die Wölfin bat sie gleich mit ihrer ruhigen Stimme, dass sie doch bitte vorsichtig sein sollten.
 

Später saßen die beiden in Wolf´s Zimmer und redeten ein wenig miteinander. Wolf fühlte sich auch irgendwie besser, nun da der Fuchs bei ihm war. Seine Mutter hatte Recht gehabt, dass es ihm schlechter gehen würde sobald er seine Gefühle unterdrückte. Er hatte aber auch Angst davor offen über sie zu reden. Wenn das irgendjemand herausfinden würde…

Fox hatte in den letzten Minuten schon ein paar Mal bemerkt, dass der Wölfling mit sich zu kämpfen hatte. Aber es gefiel ihm, wieder einmal bei ihm zu sein. Die paar Tage seit letzter Woche Freitag kamen ihm irgendwie wie eine Ewigkeit vor…ohne ihn.

„Deine Mutter ist nett.“ meinte der Fuchs irgendwann. Er wollte mehr über Wolf erfahren und fing einfach damit an, über dessen Mutter zu sprechen.

„Ja. Sie macht sich nur immer Sorgen. Auch wenn die Situation eigentlich ziemlich harmlos ist.“

„Was man von unserer jetzigen nicht gerade behaupten kann…“

„Hm…Was ist eigentlich mit deiner Mutter?“ fragte Wolf interessiert.

„Es...gab einige Komplikationen bei meiner Geburt. Sie ist gestorben, nachdem ich gerade mal 2 Minuten auf der Welt war.“

„Tut mir Leid…“ gab der Wölfling leise von sich.

„Schon in Ordnung. Es nimmt mich nicht ganz so sehr mit. Wahrscheinlich, weil ich sie nicht gekannt habe…Mein Vater hat sich allein um mich gekümmert und mir öfters erzählt wie sie gewesen ist…Urm, Entschuldigung nochmal wegen vorhin.“

„Ist schon okay. Dein Vater mag mich eben nicht so.“

Der Fuchs merkte, dass der andere einen nachdenklichen Ausdruck annahm. Vielleicht dachte er ja gerade an seinen eigenen Vater.

‚Ob sein Vater auch nicht mehr lebt?‘ dachte Fox bei sich. Letztendlich fragte er Wolf einfach nach ihm.

„Ich weiß nicht wer mein Vater ist. Es…interessiert mich eigentlich auch gar nicht.“

„Wieso nicht?“ wollte der Fuchs wissen.

„Ich…urm…Ich bin bei einer Vergewaltigung entstanden…“ sagte er leise. „Das dürfte wohl alles erklären.“

Fox konnte zuerst nicht glauben was er da hörte. Doch dann sah er Wolf's bedrückten Gesichtsausdruck und wusste, dass es sein voller Ernst war. Vielleicht versuchte der andere deswegen immer so hart und undurchdringbar zu wirken. Er wollte mit Sicherheit nur für seine Mutter stark sein.

Der Fuchs probierte etwas dazu sagen, doch ihm fiel beim besten Willen nichts ein, dass den Wölfling hätte aufmuntern können. Er rutschte nur näher an ihn heran und legte zaghaft seinen Arm um ihn. Doch widererwarten stieß Wolf ihn nicht weg oder dergleichen. Im Gegenteil. Der Wölfling lehnte sich nur an ihn. Ein paar Momente später fing er an von dieser Situation zu erzählen.

„Mom hatte mal eine Phase in der es ihr des Öfteren ziemlich schlecht ging. Wenn ich versucht hatte sie aufzumuntern ging es ihr irgendwie noch schlechter. Ich hab' mich immer gefragt warum…Ein paar Wochen später hab' ich herausgefunden, dass es an mir lag…Weil ich nach meinem Vater gefragt hatte.“

„Hat sie dir erzählt was passiert ist?“

„Zuerst nicht. Ich hatte sie auch nicht direkt danach gefragt. Bis zu diesem Tag…Ich mach' mir seitdem ständig Vorwürfe.“ Wolf's Stimme klang ein wenig zittrig und Fox fing schließlich an leicht über seinen Rücken zu streicheln um ihn zu beruhigen.

„Ich denke nicht, dass du dir deswegen Vorwürfe machen musst. Du wolltest doch nur wissen wer er ist.“

„Schon, aber…Ich merke das ich sie an alles erinnere. In bestimmten Situationen hat sie diesen traurigen Ausdruck in den Augen wenn sie mich ansieht.“

„Ich denke nicht, dass deine Mutter dich deswegen hasst, Wolf.“ versuchte der Fuchs ihn ein wenig zur Ruhe zu bringen. „Du bist sicherlich nicht so wie dein Dad.“

„Ja, sie…sagt mir auch ständig, dass sie mich trotzdem liebt. Aber es fällt ihr wirklich schwer. Vi-vielleicht seh' ich ja genauso aus wie er…Das würde erklären warum sie mich manchmal so ansieht.“

„Hey. Du solltest dich da nicht so 'reinsteigern. Wenn deine Mutter das irgendwann merken sollte, macht sie sich vielleicht nur wieder verrückt.“
 

Der Wölfling schloss seine Augen und versuchte nicht mehr daran zu denken. Obwohl er eigentlich von Fox loskommen wollte, war er froh, dass der jetzt bei ihm war. Er fühlte sich in seiner Nähe irgendwie beruhigt und geborgen.

„Weißt du, Fox…Du bist der Erste dem ich das erzählt hab´.“

Der Fuchs war etwas überrascht, dass der Andere sich nun auf einmal so an ihn drängte. Bis vor ein paar Minuten hatte er den Eindruck gehabt, dass Wolf ihn gar nicht mehr beachtete. Er war immer so kalt und abweisend…doch jetzt? Er fühlte sogar allmählich, dass die Annäherung auch von dem Wölfling aus gewollt war.

Fox wollte ihn gerade richtig in die Arme schließen, als der Andere jedoch mit einem Mal zurückging.

„Tut mir Leid, Fox. Ich hab' dich damit bestimmt gerade genervt.“ entschuldigte er sich auf einmal.

„Nein, ist schon in Ordnung.“ meinte der Fuchs mit einem verständnisvollen Blick, war aber etwas enttäuscht. Er hatte es gerade so genossen als Wolf einfach nur an ihm lehnte. Er verstand nicht warum er sich nach ihrem Kuss so zurückhielt. Immerhin hatte er angefangen. Ob er womöglich Angst hatte bei ihm zu sein?
 

Die Beiden redeten noch eine Weile über andere Dinge. Obwohl Fox nebenbei über etwas ganz anderes nachdachte. Schließlich überwand er sich als es einen Moment lang still war und sagte dem Wölfling was er für ihn empfand.

„Ich…ich…liebe dich, Wolf…“ Seine Stimme klang zitternd und ein wenig zaghaft.

„Was hast du gesagt?“ fragte der Andere ungläubig.

„Ich…urm…Ich hab' mich…in dich verliebt…“ wiederholte der Fuchs und suchte erneut Wolf's Nähe. Der schreckte aber nur von ihm zurück.

„Nein, Fox.“

„Warum nicht? Was ist so schlimm daran?“

„Es ist…Nicht jeder ist so tolerant wie meine Mutter. Das würde kein gutes Ende nehmen.“

Fox spürte wie ihn die Worte des Wölflings tief im Inneren verletzten. Ihm wurde aber im selben Moment bewusst, dass der genauso für ihn fühlen musste. Doch warum wies er ihn dann ab? Er hatte ihm gerade mit sehr viel Überwindung seine Liebe gestanden, aber es schien ihn nicht mal im Geringsten zu berühren. Konnten sie es denn nicht wenigstens miteinander versuchen?

„Es tut mir Leid…Ich mag dich auch…“ flüsterte Wolf schon fast. Er fühlte sich selbst so schrecklich einsam als er diesen letzten Satz sagte. Dann bemerkte er, dass der Fuchs anfing zu weinen und er fühlte Schuld und einen leichten Schmerz in sich aufsteigen.

Fox schluchzte leicht und gab ein leises ‚Verstehe…‘ von sich. Dann stand er auf um zu gehen.

„Wo willst du hin, Fox?“

„Ich…ich brauch' ein bisschen Zeit für mich…“ Er wollte gerade zur Tür gehen, doch Wolf hielt ihn nach dem ersten Schritt schon wieder auf.

„Du solltest vielleicht nicht allein gehen. Diese Schläger könnten schon unterwegs sein.“ sagte dieser mit besorgter Stimme.

Der Fuchs schaute aus dem Fenster. Es wurde langsam dunkel und der Andere könnte durchaus Recht haben.

„Und wenn schon…“ meinte er aber nur leise und drehte sich um. Es war ihm gleichgültig wer oder was auf den Straßen unterwegs sein könnte.

„Fox. Bitte.“ gab Wolf nur noch einmal von sich. Er wartete bis der Fuchs sich zu ihm wendete und beugte sich etwas zu ihm. Fox spürte wieder diese sinnlichen Lippen auf seinen und drückte sich an den Wölfling, seine Arme um dessen Nacken legend. Ihm liefen langsam immer mehr Tränen über die Wangen. Ein paar Momente darauf löste Wolf sich von ihm und öffnete leicht seine Augen.

„Bleib wenigstens noch bis morgen früh hier. Ich will nicht das dir was passiert.“ bat er den Fuchs. Doch der schaute nur nach unten und schüttelte leicht den Kopf. Er ließ seine Hände langsam über den Hals des Anderen gleiten, um ihn letztendlich ganz loszulassen. Wolf umfasste immernoch Fox' Hüfte, hielt ihn aber nicht sehr fest. Nachdem er doch gegangen war, setzte der Wölfling sich wie in Trance auf den Boden und mit dem Rücken an sein Bett. Er zog die Beine an und vergrub den Kopf in den Händen.
 

Auf dem Heimweg konnte Fox sich etwas beruhigen. Er dachte noch einmal darüber nach, was Wolf ihm gesagt hatte. Letztendlich kam er zu dem Entschluss, dass es wirklich das Beste wäre wenn sie ihre Gefühle einfach vergessen. Immerhin würde von allen Personen, die dagegen wären, sein Vater an erster Stelle stehen. Er fragte sich jedoch wie er jetzt nach seinem Liebesgeständnis noch in der Lage sein sollte alles zu vergessen.
 

Nach ein paar Minuten kam Fox daheim an. Er sperrte die Tür auf und ging auf direktem Weg in sein Zimmer. Er zog nur noch seine Jacke aus und warf sich dann aufs Bett. Um nicht mehr an Wolf denken zu müssen, versuchte er einzuschlafen. Dann hörte er seine Zimmertür.

Sein Vater kam herein, schaltete das Licht an und setzte sich auf die Bettkante.

„Hey, Fox. Tut mir Leid wegen heute Nachmittag. Es war falsch dich gleich so anzuschreien.“ sagte James mit leiser, entschuldigender Stimme. Dann bemerkte er auch die verweinten Augen seines Sohnes. „Ist 'was passiert, Fox?“

„Nichts…worüber ich reden könnte…“ meinte Fox nur und kniff die Augen zusammen, als ihm wieder Tränen übers Gesicht liefen. Sein Vater richtete ihn auf und nahm ihn in seine Arme. Sein Sohn erwiderte die Umarmung genauso wie vorhin bei Wolf, ohne daran zu denken, dass er doch jetzt seinen Vater umarmte. Dieser spürte auch, dass irgendetwas anders war.

Die Umarmung war viel…inniger und…liebevoller? Erst wollte er seinen Sohn danach fragen, doch er hielt sich zurück und versuchte stattdessen ihn zu beruhigen.

„Schhh…ruhig, Fox. Was ist den nur los mit dir?“

„Ich…ich weiß es doch…selbst nicht…“ gab der Andere verzweifelt von sich. Er krallte sich an seinem Vater fest und versuchte wieder Luft zu bekommen. James streichelte über dessen Rücken und stellte dann erleichtert fest, dass sein Sohn wieder ruhiger wurde. Als er etwas von ihm abließ, drückte der sich jedoch wieder an ihn.

Fox wollte jetzt nicht alleine sein. Außerdem war es das erste Mal seit langem, dass er wirklich wieder das Gefühl hatte, dass sein Vater für ihn da war. Nach ein paar Minuten schlief er dann, beruhigt in dessen Armen liegend, ein.

"Du hast mir gefehlt."

Wolf hatte in der letzten Zeit versucht sich abzulenken, um nicht ständig an den Fuchs denken zu müssen. Obwohl er alles andere als das erreichte, bemühte er sich vernünftig zu bleiben. Das mit Fox würde einfach nicht gut ausgehen, auch wenn er ihn tief im Inneren liebte. Inzwischen waren schon vier Tage vergangen, seit er bei ihm war.

Der Wölfling seufzte als er die Haustür öffnete und die Treppe nach oben lief. Er kam gerade aus dem Krankenhaus. Von einem Krankenbesuch bei Jannick. Als Viktoria ihren Sohn nach Hause kommen hörte ging sie aus dem Wohnzimmer. Sie blieb in der Tür stehen und wartete bis er sich zu ihr drehte. Wolf bemerkte irgendwie schon vorher, dass seine Mutter ihn beobachtete. Das tat sie fast nur noch seit sie das von ihm und Fox wusste.

„Hey, Mom.“ sagte er mit einem leichten, allerdings erzwungenen Lächeln auf den Lippen.

„Na, mein Kleiner.“ antwortete die Wölfin sanft. „Wie geht es Jannick?“

„Er ist aufgewacht, aber er fühlt sich noch nicht so gut.“

„Was hast du denn erwartet?“

„Ich weiß schon. Aber ich mein ja nur.“ Der Wölfling ging mit seiner Mutter ins Wohnzimmer. Sie setzten sich auf die Couch und Viktoria beobachtete ihren Sohn noch eine ganze Weile. Vorhin hatte sie schon wieder einmal gesehen, dass er ihr etwas vormachte. Er tat immer nur so, als würde es ihm gut gehen. Aber sie war immerhin seine Mutter und bemerkte es sehr schnell, wenn ihn irgendwas belastete.

„Wie geht es DIR eigentlich, Wolf?“

„Mir geht's gut. Warum fragst du?“

„Wooolf?“ meinte die Wölfin mit deutlich genervter Stimme.

„Was?“ fragte er nur wieder. Obwohl der Wölfling schon eine Ahnung hatte, was gleich kommen würde.

„Lüg' mich doch nicht immer an. Es geht doch wieder um dich und Fox, nicht wahr? Was ist es diesmal?“ forderte die Wölfin ihn auf die Wahrheit zu sagen.

„Müssen…müssen wir jetzt darüber reden?“

"Ja, müssen wir! Von alleine würdest du ja sonst nie damit anfangen.“ Viktoria machte eine kleine Pause. Ihre bis eben noch so kraftvolle Stimme wurde wieder ruhig, als sie weiterredete. „Wolf, ich mach' mir Sorgen um dich. Ich habe dich noch nie so ruhig und verschlossen gesehen. Irgendetwas stimmt doch da nicht.“

Der Wölfling schloss die Augen und stütze den Kopf in die Hände. Er hätte irgendwie schon gerne darüber gesprochen. Er traute sich nur nicht richtig. Dann spürte er, dass die Wölfin ihre Hände auf seine Schultern legte.

„Geht es Fox vielleicht nicht gut?“ wollte sie wissen.

„Doch, es müsste ihm eigentlich gut gehen.“

„Es müsste…Redet ihr denn nicht miteinander?“

Viktoria bekam erst nur ein leichtes niedergeschlagenes Nicken als Antwort.

„Ich dachte…es hört auf wenn…wenn ich ihn nicht mehr sehe.“ sagte Wolf schließlich leise. Viktoria zog ihren Sohn an sich und versuchte ihn etwas zu trösten.

„Mein kleines, leichtgläubiges Wölfchen…“ fing sie an und strich leicht über seinen Kopf. „Warum musst du denn immer so hart zu dir sein? Lass' es doch einfach mit dir passieren.“

„Ich…ich kann nicht…Ich kann das nicht…“ gab der Andere verzweifelt von sich. Er rutschte noch ein bisschen an seine Mutter und kuschelte sich etwas an sie.

„Natürlich kannst du. Du magst ihn doch, mein Kleiner. Gib dir einen Ruck.“

„Es ist nur so schwer…“

„Ich weiß, Wolf. Ich weiß.“
 

Währenddessen war Fox allein zu Hause und wartete darauf, dass sein Vater wiederkam. James war gerade bei einer Besprechung mit General Pepper, doch irgendwie wusste er schon, dass sein Vater in den nächsten Tagen nicht bei ihm sein würde.

Nach ein paar Minuten kam der dann auch zu Hause an und sah gleich nach seinem Sohn. Er bemerkte das er wieder ziemlich geknickt in seinem Zimmer auf dem Bett lag. Seit einigen Tagen war er so in sich zurückgezogen. Fox redete kaum noch und wirkte manchmal ein wenig verstört und abwesend. James ging zu ihm und fragte, ob es ihm denn mittlerweile wenigstens etwas besser ginge.

„Geht so…“ kam die leise, etwas traurig klingende Antwort.

„Willst du mir nicht sagen was dich so fertig macht?“

„Nein…ich…will nicht darüber reden.“

„Ach, Fox. Irgendwas ist doch mit dir.“ James probierte ihn dazu zu bringen doch noch mit ihm zu reden. Aber egal wie oft er ihn darauf ansprach, sein Sohn schwieg nur oder blockte ab. Allmählich machte er sich große Sorgen um ihn.

„Worüber hast du eigentlich mit Pepper geredet?“ fragte Fox dann leise.

„Urm, naja…“ fing James an. Er wusste nicht, wie er es dem anderen jetzt wohl am besten sagen sollte. Der fiel ihm dann aber schon ins Wort.

„Sag's nicht. Du musst wieder irgendwas untersuchen, nicht wahr?“

„Schon, aber wenn es dir nicht gut geht, dann bleib' ich bei dir, Fox.“

„Nein…Du kannst ruhig gehen. Ich hab' mich ja schon daran gewöhnt allein zu sein…“

„Ich kann hierbleiben, Fox.“ warf sein Vater ein bisschen entsetzt dazwischen.

„Ich komm' zurecht.“
 

Als Fox' Vater sich am nächsten Tag jedoch auf den Weg machte, fühlte er sich einsam. Er wollte es nur nicht sagen, weil er dachte, dass James sonst vielleicht Ärger mit dem General bekam. Wenn er bloß wegen seinem Sohn zu Hause bleiben würde und diesen Auftrag verweigerte.

„Kommst du wirklich alleine zurecht?“ wollte der ältere Fuchs noch einmal wissen.

„Es wird schon gehen…“ antwortete Fox. Er senkte seinen Blick, damit sein Vater nicht gleich sehen konnte wie fertig er war. Dann stieg der ins Auto und fuhr los. Der Fuchs sah ihm mit traurigen Augen hinterher. Er fühlte sich einfach so schrecklich einsam. Nicht nur, dass sein Vater wohl für den Rest der Ferien nicht mehr zu Hause auftauchen würde, Wolf wollte auch nichts von ihm wissen. Dabei vermisste er ihn doch so sehr.
 

Am Abend saß er am Computer und war ein wenig im Internet unterwegs. Doch er dachte nebenbei immernoch an den Wölfling. Die Beiden hatten zwar beschlossen, dass niemand von ihnen erfahren soll und sie die Sache besser vergessen, doch er konnte einfach an nichts anderes mehr denken. Egal was er versuchte dagegen zu tun, er bekam ihn einfach nicht aus dem Kopf.

Ungefähr eine Stunde später klingelte es plötzlich an der Tür. Fox schaute auf die Uhr, die auf seinem Schreibtisch stand. Es war kurz vor sieben.

‚Wer könnte ihn denn um diese Uhrzeit noch etwas von mir wollen?‘ dachte er bei sich und ging die Treppe nach unten zur Haustür. ‚Vielleicht ist es ja Slippy?‘ kam die nächste Überlegung.

Der Fuchs öffnete die Tür und erschrak etwas, als er sah WER vor ihm stand.

„Wolf?! Urm…was machst du denn hier?“ fragte er erstaunt.

„Hi, Fox.“ sagte der nur zögernd. „Ich…wollte nochmal mit dir reden..“

Der Fuchs bat ihn ins Haus und die beiden gingen in sein Zimmer. Der Wölfling saß auf dem Bett, seinem Freund gegenüber, welcher sich in seinen Sessel setzte. Er war ziemlich nervös und konnte ihn auch nicht richtig ansehen. Fox wusste nicht richtig was er sagen sollte. Es war ein wenig zu überraschend, dass der andere plötzlich bei ihm auftauchte. Jetzt wusste er auch wie Wolf sich gefühlt haben musste, als er einfach zu ihm gegangen war. Nach ein paar Sekunden fand er dann aber doch seine Stimme wieder und fragte den anderen um was es denn geht. Der Fuchs fühlte sich nicht richtig wohl, da er nicht wusste was Wolf ihm jetzt wohl sagen wollte. Er hatte Angst davor, dass der ihm nur noch einmal deutlich machen wollte, dass er nichts mit ihm zu tun haben will. Aber er bemerkte kurz darauf, dass der Wölfling Probleme hatte mit ihm zu sprechen.

Wolf war mit der Zeit noch nervöser geworden als er vorher schon war. Er versuchte sich an das zu erinnern, was seine Mutter ihm sagte. Es fiel ihm aber trotzdem schwer offen mit dem anderen zu reden.

„Urm…nun ja…ich…“ fing er langsam an. Doch er konnte einfach nicht weiterreden. Irgendetwas nahm ihm die Stimme.

Fox fragte ihn zaghaft, ob denn alles in Ordnung wäre. Er hatte den anderen bis jetzt noch nicht so ängstlich erlebt. ‚Vielleicht geht es ja wirklich um uns?‘ überlegte er kurz.

„Fox, ich wollte mich entschuldigen…Es tut mir…wirklich Leid, was ich letztes Mal gesagt hab'.“ gab Wolf schließlich leise von sich. „Ich hab' das eigentlich alles nicht so gemeint…“

„Wovon redest du überhaupt?“ fragte Fox irritiert. ‚Mag er mich vielleicht doch nicht?‘ dachte er entsetzt. ‚Aber warum sollte er sich dann bei mir entschuldigen wollen?‘ Der Fuchs wurde langsam unruhig, während er den anderen noch immer auf eine Antwort wartend anstarrte. Doch ehe er sich versah, stand der Wölfling auf, kniete sich vor ihn und umarmte ihn sanft.

„Du hast mir gefehlt, Fox. Ich hab' es wirklich…bereut als ich dich weggeschickt hab'.“

Fox legte seine Arme um den Anderen und drückte sich ein wenig an ihn.

„Ich hab' dich auch vermisst, Wolf.“ antwortete er mit ruhiger Stimme. Er löste sich ein wenig von dem Wölfling und lehnte sich etwas nach vorne um ihm einen Kuss zu geben. Wolf erwiderte ihn und zog den Kleineren wieder ein bisschen mehr an sich. Er war so froh und erleichtert, dass er ihn wieder bei sich hatte. Am liebsten hätte er ihn niemals wieder gehen lassen wollen. Nach ein paar Momenten ließ er dann von ihm ab und spürte, dass Fox sich etwas an ihn kuschelte.

„Bleibst du heute bei mir?“ bat er ihn mit einem beinahe schon flehenden Unterton in der Stimme. Der Wölfling war sich erst nicht sicher aber letztendlich willigte er doch ein.
 

Später lagen sie zusammen in Fox' Bett. So richtig daran gewöhnen konnte Wolf sich jedoch nicht. Als der Fuchs sich dann aber an ihn kuschelte und leicht über seinen Oberkörper streichelte, fiel diese Unsicherheit auch noch von ihm. Nach einer Weile schweifte sein Blick zufällig auf den Schrank, auf der rechten Seite. Ungefähr in der Mitte war ein Brett angebracht, worauf vielleicht an die zehn Schneekugeln standen.

„Du magst Schneekugeln, hm?“

„Naja…Die meisten sind schon ein paar Jahre alt.“ sagte Fox ein bisschen verlegen. „Die erste hab' ich von meiner Mutter geerbt.“ Ihm war es schon peinlich, dass der Andere seine Schneekugeln gesehen hatte. Er wusste nicht mal, warum er sich überhaupt so viele gekauft hatte. Er fühlte sich aber damals auch immer so beruhigt, wenn er die Kugel seiner Mutter ansah. Obwohl er sie eigentlich nie kennenlernen konnte.

Der Wölfling lächelte leicht als er bemerkte, dass dem Kleinen die Sache unangenehm war.

„Hey…jeder hat ein Hobby.“ sagte er schon mit einem etwas neckenden Unterton, da er das, trotz das Fox sehr gefühlvoll war, nicht erwartet hatte.

„Sie erinnern mich oft an früher…Bevor Dad keine Zeit mehr für mich hatte…“

Fox fühlte, dass der andere langsam über seinen Rücken streichelte und gab nach einer Weile ein zufriedenes Seufzen von sich. Er legte sich noch ein bisschen auf ihn und schloss die Augen. Dann zog er die Decke über sich und Wolf und kuschelte sich noch enger an ihn.

„Bleib' ruhig, Fox. Ich lauf' schon nicht weg.“ lächelte der Wölfling, als er mitbekam das der Kleinere sich immer mehr an ihn drückte. Er küsste ihn leicht auf die Stirn, legte sich zurück und schloss seinerseits seine Augen.

Er konnte jedoch nicht so schnell einschlafen wie der Fuchs. Er grübelte noch die ganze Zeit, ob es richtig war was er tat. Ob das mit Fox nicht doch die falsche Entscheidung war. Ihm war doch bewusst, dass jetzt ziemlich viel auf sie zukommen würde. Immerhin mussten sie ihre Beziehung geheim halten, wenn in Zukunft nicht jeder über sie herziehen sollte. Doch wie würde der Fuchs darauf reagieren? Wolf war klar, dass er dieses Thema noch einmal ansprechen musste. Er konnte sich auch nur zu gut daran erinnern als er ihm zum ersten Mal seine Meinung darüber sagte. Fox war danach doch sehr fertig.
 

Der Fuchs wachte am nächsten Morgen zuerst auf. Als er sich kurz ein bisschen regte merkte er, dass Wolf noch immer seine Arme um ihn gelegt hatte. Er griff langsam nach hinten, um den Wölfling nicht aufzuwecken. Dann hob er dessen Arm beiseite und legte sich neben ihn. Er schaute ihn eine Weile an und ihm fiel auf, wie…niedlich er fast schon aussah. Im nächsten Augenblick fühlte Fox jedoch einen leichten Schmerz in seinem Oberkörper. Obwohl er so eigentlich keine Probleme mehr hatte, kam dieses leichte Ziehen doch noch ein paar Mal zurück. Er schloss die Augen und versuchte sich ein bisschen zu entspannen. Was er so aber nicht bemerkte war, dass Wolf neben ihm langsam aufwachte.

Der merkte auch sofort, dass Fox nicht mehr bei ihm lag und schaute zur Seite.

„Hey…hast du wieder Schmerzen?“ frage er besorgt, nachdem er sah, dass wohl etwas nicht stimmte.

„Ab und zu noch. Aber es ist schon fast wieder weg.“ lächelte der Andere und beruhigte ihn damit ein wenig.

Wolf versuchte schon die ganze Zeit sich einen Ruck zu geben und endlich mit dem Fuchs über dieses heikle Thema zu reden. Letztendlich sagte er ihm auch noch einmal seine Meinung dazu. Fox zeigte sich verständnisvoll, als Wolf ihn fragte ob es ein Problem für ihn wäre. Er meinte nur, dass er jetzt glücklich ist und alles hatte von dem er geträumt hätte. Nun, da sie sich endlich zueinander bekannt hatten.
 

Nach 2 weiteren Stunden meinte der Wölfling, dass er langsam wieder nach Hause gehen sollte. Seine Mutter machte sich bestimmt schon Gedanken wo er die ganze Zeit lang schon wieder steckte. Der Fuchs begleitete ihn noch zur Tür, obwohl er ihn eigentlich noch nicht gehen lassen wollte.

„Können wir…uns in den nächsten Tagen nochmal treffen?“ fragte er zaghaft.

„Ruf' mich doch einfach an, okay?“ sagte sein Gegenüber darauf. Fox verstand erst nicht richtig. Er hatte doch noch nicht mal seine Nummer. Als er ihn danach fragen wollte, fiel ihm der Wölfling aber schon ins Wort.

„Meine Nummer liegt in deinem Zimmer.“ lächelte er, als er den fragenden Ausdruck des Anderen bemerkte. Dann beugte er sich etwas nach vorne und gab ihm einen leichten Kuss, bevor er die Haustür öffnete und sich auf den Heimweg machte.

Zuerst wusste der Fuchs noch immer nicht was er meinte. Er sah ihm noch ein paar Momente hinterher, ging dann aber neugierig zurück ins Haus um nachzusehen. Nachdem er sich in die Mitte seines Zimmers gestellt hatte, sah er sich aufmerksam im Raum um. Dann fiel ihm plötzlich ein Zettel auf dem Nachttisch auf. Er nahm ihn in die Hand und da war sie tatsächlich. Fox lächelte in sich hinein, als er zum Schreibtisch lief und die Nummer gleich in sein Handy speicherte.
 

Als der Wölfling zu Hause ankam, fragte ihn seine Mutter wie erwartet gleich, wo er denn die ganze Nacht lang gewesen ist. Erst nach ein paar Augenblicken fiel ihr der verträumte Blick ihres Sohnes auf. So einen Ausdruck hatte sie bei ihm auch noch nie gesehen. Sie fragte ihn nochmal und der Wölfling hörte ihre Frage jetzt erst richtig.

„Ich war bei Fox.“ antwortete er immernoch mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Die ganze Nacht lang?“

„Es ist nichts passiert, okay Mom?“

Die Wölfin grinste ein bisschen und streichelte ihrem Sohn leicht über die Wange.

„Und? Es war doch gar nicht so schwer, stimmts?“

„Nein. Aber ein bisschen komisch ist es trotzdem noch.“

„Das gibt sich auch noch, Wolf. Du wirst sehen, dass das ganz schnell gehen wird.“

Der Wölfling senkte etwas verlegen seinen Blick, umarmte Viktoria aber nach ein paar Sekunden und bedankte sich für ihre Hilfe.

"Ich wollte das nicht."

Ein paar Tage später bekam Wolf einen Anruf von der Polizei. Doch leider gab es keine neuen Hinweise darauf, wer ihn und Fox angegriffen hatte. Nachdem er auflegte lief er zu seiner Mutter ins Wohnzimmer. Er setzte sich neben sie und schaute zunächst nur vor sich hin. Er überlegte kurz, fing dann aber doch an zu reden.

„Die Polizei hat gerade angerufen.“

„Und?“

Der Wölfling schüttelte kurz den Kopf. „Nichts…Anscheinend sind diese Idioten untergetaucht, nachdem ich einen von ihnen erwischt hab'.“

„Vielleicht passiert ja doch nichts mehr und sie lassen euch einfach in Ruhe.“ versuchte die Wölfin sich zu beruhigen. Sie hatte immernoch Angst, dass diese Gruppe ihre Drohung wahr macht. Ihr Sohn war doch der einzige den sie noch hatte und sie wollte ihn nicht verlieren.

„Mir wird schon nichts passieren, Mom. Die sind doch schonmal vor mir weggerannt.“ meinte Wolf darauf nur, als er den nervösen Ausdruck in den Augen seiner Mutter sah.

„Was macht dich da so sicher, Wolf? Die könnten jederzeit wieder zurückkommen!“

Der Wölfling bemerkte ein paar Tränen die an Viktoria’s Wangen herunterliefen. Er wusste gar nicht was er nun machen sollte und nahm seine Mutter einfach in die Arme.

„Ich werd‘ aufpassen…versprochen.“

„Ich…ich will doch nicht, dass dir ‘was passiert…mein kleines Wölfchen…“ Die Stimme der Wölfin klang verzweifelt und weinerlich. Sie drückte den Anderen noch fester an sich und schloss die Augen.
 

Am nächsten Tag ging Fox wieder ins Gymnasium. Er hatte sich irgendwie nicht getraut Wolf anzurufen. Ein paar Mal war er schon kurz davor, erinnerte sich dann aber an die Zurückhaltung des Anderen und wollte ihm noch ein bisschen Zeit geben. Obwohl der Wölfling ihm doch sagte, dass er ihn anrufen kann. Der Fuchs ging in die Schule und zu seinem Schließfach um ein paar Bücher zu holen. Dann hörte er eine bekannte Stimme und schaute zur Seite. Er sah Wolf mit seinem Kumpel Dennis am Ende des Ganges stehen. Von dem was er verstehen konnte, unterhielten sie sich gerade über Jannick.

‚Wie es ihm wohl geht?‘ dachte Fox bei sich. Von dem was der Wölfling ihm erzählt hatte, war Jannick schwer verletzt worden.

Wolf war etwas in seine Gedanken versunken, als er sich umdrehte und plötzlich den Fuchs entdeckte. Er erschrak sich ein bisschen und wandte sich wieder dem Panther zu. Eigentlich wollte er doch jetzt gar nicht so reagieren. In dem kurzen Augenblick hatte er bemerkt, dass Fox ihm einen ungläubigen Blick zuwarf. Der Wölfling grübelte noch die ganze Zeit darüber nach, wie der Andere das jetzt wohl verstanden hat.

„Alles okay mit dir?“ fragte Dennis ihn dann.

„Hm…Ja, alles klar.“

„Ich frag' ja nur. Bist heute irgendwie die ganze Zeit schon wieder so komisch.“

„Nein, mir geht's gut.“ antwortete Wolf noch einmal. Er konnte ihm nicht sagen worum es ging. Wie hätte er sonst wohl dagestanden?
 

Fox kam gerade im Klassenzimmer an und setzte sich auf seinen Platz neben Slippy.

„Hey, Fox. Wie geht's dir denn?“

„Es geht schon besser, danke…Wie kommt's eigentlich, dass du heute so zeitig bist? Du bist doch sonst immer der letzte.“

Ich glaub‘ ich hab‘ heute einen guten Tag. Warum weiß ich auch nicht…Und? Hast du was Interessantes gemacht, in den letzten Wochen?“

„Naja…Mit solchen Verletzungen kann man nicht viel machen. Ist zwar schon besser aber Sport und so darf ich kaum oder gar nicht machen.“

„Ah, ja. Das ist Mist.“ sagte der Frosch darauf. Er wusste nicht so richtig, was er sonst darauf antworten sollte. Im nächsten Augenblick redete Fox jedoch weiter.

„Hm…Außerdem war ich die meiste Zeit sowieso allein.“

„Ist dein Vater etwa schon wieder unterwegs?“

„Ja, ist er. Er kommt vielleicht irgendwann in den nächsten Tagen mal wieder nach Hause.“ Die Stimme des Fuchses war ein bisschen bedrückt aber auch ziemlich genervt. Manchmal wünschte er sich, dass sein Vater nicht der Anführer des StarFox-Teams war. Dann wäre er wenigstens öfters zu Hause.

‚Vielleicht sollte ich es ihm einfach sagen? Aber vermutlich würde er mir sowieso nicht zuhören. Oder zumindest nur im ersten Moment um so zu tun als ob.‘ überlegte Fox für sich.
 

In der Mittagspause saß Wolf mit seinem Kumpel Dennis in der Kantine, als Fox mit seinen Freunden hereinkam. Der Panther sah zu ihnen und wandte sich kurz darauf zu dem anderen.

„Eine Schlägerei wäre jetzt auch nicht schlecht…Was meinst du?“

„Lass‘ mal…Heute nicht.“ entgegnete der Wölfling nur und sah kurz zu Fox.

„Irgendwas läuft doch hier verkehrt, Wolf. Wenn du nicht mal mehr Lust hast, diesen Schwächlingen eine zu verpassen.“

‚Fox ist kein Schwächling!!!‘ schrie Wolf in Gedanken dem anderen entgegen.

„Wir haben zwar jetzt nicht mehr so viel Zeit aber heute Nachmittag geht’s doch auch noch.“

Er wollte sich auch nicht unbedingt mit dem Fuchs prügeln. Dazu mochte er ihn schon viel zu sehr. Doch eins war ihm bewusst. Irgendwann in den nächsten Tagen musste er es wohl doch machen. Sonst würde jeder mitbekommen das etwas nicht stimmte. Wahrscheinlich würden Fox und er dann auch irgendwann auffliegen.

„Hallo? Erde an Wolf? Hörst du mir überhaupt zu?“ lenkte Dennis die Aufmerksamkeit des Anderen wieder auf sich.

„Was? Ja…urm…Lass‘ uns das mal auf morgen verschieben. Ich wollte heute noch zu Jannick.“
 

Falco schaute nun auch kurz zu den anderen beiden und schüttelte den Kopf. „Guckt euch die nun wieder an. Ich wette die planen schon die nächste Attacke.“

„Als ob das mal neu wäre. Die haben doch immer nur das Eine im Kopf.“ gab Slippy darauf zurück.

Fox hingegen sah den Wölfling nur ein wenig enttäuscht an. Er wusste nicht richtig was er von ihm halten sollte. Wolf schien sich irgendwie von ihm abzuwenden…oder vielleicht doch nicht? Tat er nur so, damit niemand etwas davon mitbekam? Dem Fuchs machte diese Ungewissheit zu schaffen aber er versuchte dennoch sich nichts anmerken zu lassen. Obwohl Falco ihn im nächsten Augenblick fragte, ob alles in Ordnung ist. Anscheinend klappte es doch nicht so damit, alles zu verbergen. Er erwiderte aber nur, dass er in letzter Zeit nur ziemlich müde war.
 

Am Nachmittag nach dem Unterricht ging der Wölfling ins Krankenhaus zu seinem besten Freund. Er war nun schon ein paar Wochen dort und müsste eigentlich bald entlassen werden. Als er die Eingangshalle betrat, musste er auf einmal an Fox denken. Nach diesem Angriff hätte er ihn doch gleich hierher bringen sollen. Er schüttelte den Gedanken aus seinem Kopf und ging zu Jannick’s Zimmer.

„Hey, Wolf.“ gab der etwas leise von sich, während Wolf den Raum betrat.

„Hi…wie geht’s dir?“

„Geht so. Die Ärzte sagen, dass wohl wieder alles in Ordnung kommt. Ich fühl‘ mich aber trotzdem noch nicht wieder auf der Höhe. Ich muss noch ständig an diese Nacht denken.“

„Wirst du denn bald entlassen?“ fragte Wolf, der sich langsam auf die Bettkante neben Jannick setzte.

„Ich bekomm‘ in den nächsten Tagen noch ein paar Ergebnisse. Dann bin ich vielleicht endlich hier ‘raus. Wie geht’s dir und Dennis?“

„Gut…uns hat auch in den letzten Tagen niemand erwischt.“

Jannick sah das Lächeln auf den Lippen seines Gegenübers, doch irgendetwas war anders. Er bemerkte schon oft, dass es Wolf schlechter ging sobald sie über diese Schläger redeten. Er wollte ihn schon öfter danach fragen aber er hatte es dann doch nicht getan. Irgendwie machte er sich Sorgen. Der graue Wölfling war immerhin sein bester Freund.

„Warum bist du eigentlich immer so komisch, wenn wir über diese Kerle reden?“

„Ich…Ich bin doch nicht komisch.“

„Da! Schon wieder. Du stotterst immer so. Los, ‘raus mit der Sprache! Haben sie euch doch erwischt?“

„Nein…“

„Aber?“

Wolf atmete schwer aus und starrte auf den Boden. Jetzt blieb ihm wohl doch nichts anderes übrig, als es endlich zu sagen.

„Also gut…Fox wurde angegriffen. Ich hab‘ ihm geholfen und ihn nach Hause gebracht.“

„Okay…“ gab der schwarze Wölfling etwas ungläubig von sich. „Das hätte ich jetzt nicht erwartet…Ihr versteht euch jetzt also?“

„Naja…schon. Es weiß nur keiner. Du bist der erste dem ich’s erzählt hab‘.“

„Hat’s ihn schwer erwischt?“

„Ein paar gebrochene Rippen und seine Wange war ein bisschen mitgenommen. Es geht ihm aber schon wieder besser.“

„Wenigstens nicht so schlimm wie bei mir…“ sagte Jannick in einer nachdenklichen Tonlage. Es wunderte ihn, dass Wolf auf einmal so anders war. Er war ja auch nicht der Typ, der anderen ständig hilft. Und jetzt war die Person der er geholfen hatte, ausgerechnet Fox McCloud. Doch irgendwie gefiel ihm diese neue Art an Wolf auch. Jetzt sah es fast so aus, als könnte Wolf auch mehr Gefühle zeigen. Insgeheim mochte der Wölfling ihn auch schon immer mehr als alle anderen.

Die beiden unterhielten sich noch ungefähr eine Stunde lang über andere Dinge, bis Wolf dann wieder nach Hause gehen wollte. Er war froh, dass Jannick ihn nicht noch mehr über Fox ausfragte. Es war schon Überwindung genug seinem besten Freund zu erzählen, dass er jetzt mit ihm 'befreundet' war.
 

Als er in der Eingangshalle ankam und auf die Tür zuging sah Wolf auf einmal Fox, welcher gerade aus einer anderen Richtung auf ihn zukam. Er schien seinen Freund gar nicht zu bemerken, bis er dessen Stimme hörte.

„Hey, Fox. Warum bist du denn hier?“

„Wolf? Ich…musste nur nochmal zur Kontrolle.“

„Und ist alles in Ordnung?“ fragte der Wölfling, während sie nach draußen gingen.

Der andere meinte nur, dass alles okay ist und fragte ihn, ob er denn gerade bei Jannick war.

„Ja. Er kriegt in den nächsten Tagen noch ein paar Ergebnisse und kann dann vielleicht nach Hause.“

Fox überredete ihn nach ein paar Sekunden, dass sie zusammen nach Hause gingen. Er wollte noch einmal mit ihm reden, ob es ihm womöglich unangenehm ist in seiner Nähe zu sein.

„Urm…Wolf?“ fing der Fuchs nach ein paar Minuten an. „Magst du mich eigentlich?“

„Warum fragst du? Sicher mag ich dich.“ kam die Antwort zurück.

„Nun ja. Ich hab‘ das Gefühl, dass du das nicht willst…Das du nicht bei mir sein willst.“

„Oh…tut mir Leid. Das wollte ich nicht…dass du so denkst.“

Der Wölfling schaute ihn mit einem entschuldigenden Blick an, obwohl der Fuchs von ihm abgewandt war. Er spürte irgendwie, dass der andere sich nicht wohl fühlte. Wahrscheinlich ging es ihm sehr nahe, dass er selbst so kalt war. Fox seufzte leicht und lief einfach nur neben seinem Freund her. Obwohl er sich nicht mal sicher war, ob er ihn denn so nennen konnte. Dann fühlte er, dass Wolf seinen Arm um ihn legte und ihm wieder eine Entschuldigung zuflüsterte.

„Schon okay. Vielleicht hab‘ ich auch nur überreagiert.“ gab der Fuchs dann leise zu.

„Ich wollte nur nicht das jemand etwas davon merkt. Wenigstens noch nicht…“ meinte der andere und bekam ein verständnisvolles Nicken als Antwort.
 

Nach ein paar Minuten kamen sie dann an der Straße vorbei in der Wolf lebte. Doch er machte keine Anstalten nach Hause zu gehen. Er blieb einfach bei Fox und ließ diesen auch die ganze Zeit lang nicht los.

„Urm…willst du nicht nach Hause?“ fragte der Fuchs, als er bemerkte, dass der Wölfling wohl nicht die Richtung ändern wollte.

„Ich wollte dich nur noch heim bringen. Wenn du mich denn lässt?“ lächelte dieser ihn an. Langsam merkte der Fuchs, dass der andere versuchte mehr auf ihn einzugehen. Er lächelte glücklich und bewegte sich noch etwas an ihn.

Wolf fühlte sich plötzlich so beruhigt und entspannt, nun, da Fox bei ihm war. Es wunderte ihn fast ein bisschen, dass er gar kein komisches Gefühl mehr hatte. Aber es war irgendwie…schön. Nachdem die beiden ein paar Minuten später angekommen waren, fragte der Wölfling seinen Freund ob sein Vater denn schon wieder weg ist. Dieser antwortete nur, dass James wohl in den nächsten Tagen irgendwann zurückkommt. Dann überwand sich Wolf letztendlich und fragte ihn, ob er denn nicht mit zu ihm nach Hause kommen will. Der Fuchs schaute ihn erst etwas ungläubig an, sagte ihm aber zu und ging nach oben in sein Zimmer um ein paar Sachen zu packen.
 

Am Abend lag er an seinen Freund gekuschelt in dessen Bett.

„Wolf…warum bist du…auf einmal so anders?“

„Ich hab‘ dir doch gesagt, ich werd‘ mich ändern.“ entgegnete der Wölfling darauf.

„Du musst das aber nicht so schnell. Ich meine…Wenn du noch Zeit brauchst, dann-“

„Ist schon in Ordnung, Fox. Ich krieg‘ das schon hin.“

„Wolf-“

„Schhh…hör‘ auf damit.“ unterbrach ihn der Wölfling.

„Okay.“

Eine Weile später schliefen die beiden dann schließlich ein. Der Fuchs hatte sich jedoch etwas Sorgen um seinen Freund gemacht. Vielleicht versuchte er sich doch zu schnell zu ändern und übernahm sich irgendwann?
 

Am nächsten Morgen, als Wolf vom Klingeln seines Handys aufwachte, schaute er zuerst neben sich. Fox schien einen sehr tiefen Schlaf zu haben, wenn er nicht mal durch seinen ‚aggressiven‘ Klingelton aufwachte. Bis jetzt hatte sich noch jeder darüber beschwert. Der Wölfling schaltete den Wecker ab und beugte sich vorsichtig über den anderen.

‚Du siehst niedlich aus, Fox.‘ schoss es ihm durch den Kopf, als er diesen kurz anstarrte. Bei dem Gedanken fing er etwas an zu lächeln und küsste ihn sanft.

„Aufstehen, Schlafmütze…“ vernahm der Fuchs ein leises Flüstern, während er langsam aufwachte.

„Ist es denn schon wieder soweit?“ fragte er ein wenig verschlafen und öffnete leicht die Augen. Dann erkannte er Wolf über sich gebeugt und fühlte sich gleich viel wohler.

„Du hast nicht mal mein Handy gehört. Sowas ist noch keinem passiert.“ meinte der Andere und schmunzelte ein bisschen. Mehr als ein leises ‚Oh‘ brachte Fox nicht mehr heraus. Wolf hinderte ihn auch daran noch etwas zu sagen, indem er seine Lippen noch einmal auf die des Anderen drückte. Der Fuchs legte vorsichtig eine Hand an den Hals seines Freundes und seufzte leise. Am liebsten würde er jeden Tag so geweckt werden wollen.
 

In der Mittagspause wartete der Wölfling auf einem Teil des Schulgeländes, bei dem fast nie andere Schüler waren, auf den Fuchs. Dieser wollte ihn dringend sprechen, obwohl er sich nicht denken konnte warum. Aber doch…eine Sache war da wohl, jedoch kam in diesem Moment Fox um die Ecke des Gebäudes gelaufen.

„Hey. Was ist los, Fox?“ fragte ihn Wolf.

„Ihr habt eine Schlägerei für heute Nachmittag angezettelt?!“ fragte dieser nur etwas aufgeregt.

„Bleib‘ ruhig. Es ist doch nichts anderes als sonst.“

„Wie…wie soll ich das denn jetzt noch…Warum müssen wir das tun?“

„Wenn wir’s nicht machen, merken die Anderen doch, das etwas nicht stimmt. Was, meinst du, wird wohl passieren, wenn das zwischen uns jemand herausfindet?“

Der Fuchs schaute nur nach unten. Darauf wusste er nun wirklich keine Antwort. Es war ihm klar, dass sie ihre Liebe geheim halten mussten. Aber doch nicht so. Es musste doch irgendwie eine andere Möglichkeit geben.

„Fox, ich wollte nicht das es jetzt schon jemand erfährt. Ich meine, ich glaube nicht, dass ich schon soweit bin.“

„Ich verstehe schon. Aber was ist, wenn einer von uns…verletzt wird?“

Der Wölfling wusste sofort auf was der andere hinauswollte. Er hatte Angst davor ihn zu verletzen.

„Ich pass‘ auf, Fox.“ sagte er nur. Er versuchte so, die Aussage umzudrehen, so als hätte Fox Angst von ihm verletzt zu werden. Obwohl der ihn dann schon so komisch ansah. Wolf wollte ihm aber nur gut zureden um ihm seine Angst zu nehmen.

„Wir werden dass schon überleben.“

Der Fuchs atmete tief ein und sah sein Gegenüber mit einem ängstlichen Blick an.

„Hey…komm‘ her, Kleiner.“ meinte Wolf sanft und nahm den anderen in die Arme.
 

Nach dem Unterricht wartete Fox mit seinen Freunden Falco und Slippy auf dem Schulhof. Er hatte noch immer Angst vor dem, was gleich passieren würde.

„Kommen die überhaupt noch?!“ fragte der Falke ungeduldig.

„Also wirklich, Falco. Du bist ja schon genauso schlimm.“ gab Slippy ein wenig wütend von sich. Für ihn interessierte sich sein Kumpel auch nur noch für dies Schlägereien.

„Ich würde vorsichtig sein, mit dem was ich mir wünsche.“ Der Falke drehte sich etwas erschrocken um, bekam aber gleich einen Schlag ins Gesicht, bevor er die andere Person ansah. Als er dann wieder halbwegs bei sich war, erkannte er Wolf vor sich und konterte den Angriff sofort.

Für die meiste Zeit hielt sich der Frosch zurück, da sie sowieso einer zu viel waren. Fox versuchte den ganzen Kampf über nicht unbedingt den Wölfling angreifen zu müssen. Doch dieser war einmal für einen Moment unaufmerksam und der Fuchs traf mit einem ziemlich derben Schlag seine Nase. Der Wölfling ging zu Boden und hatte daraufhin mit Dennis den Kampf verloren. Fox schaute ihn einen Moment erschrocken an, bis Falco an seine Seite trat.

„Gut getroffen, Foxy.“ sagte dieser mit einem breiten Grinsen.

„Was? Urm…ja…“

„Beim nächsten Mal schafft ihr das nicht!“ meinte Dennis wütend und kniete sich neben den Wölfling.

„Ja, ja. Wer’s glaubt.“ verspottete ihn der Falke und die drei ließen Wolf und Dennis zurück.

„Geht’s noch, Wolf?“ fragte der Panther.

„Ja. Passt schon. Ich glaub‘ nicht, dass sie gebrochen ist.“

Fox sah noch einmal kurz zurück, bevor er mit den anderen beiden das Gelände verließ. Er machte sich Sorgen um seinen Freund. Besonders als er dessen blutige Nase bemerkte. Eigentlich wollte er doch gar nicht so stark zuschlagen.

„Du hast ihn ganz schön erwischt.“ sagte Slippy nach ein paar Sekunden aber bevor der Fuchs reagieren konnte, mischte Falco sich wieder ein.

„Ist doch gut so. Das hat er echt mal verdient.“

„Nein, Falco. Ich hab‘ langsam keine Lust mehr auf diesen Mist! Wir sind schon zu alt für sowas.“ warf der Fuchs verärgert dazwischen.

„Ey…was ist los mit dir? Du bist seit Tagen so komisch und jetzt nimmst du diese Idioten auch noch in Schutz.“

„Hör‘ auf damit, Falco. Fox ist eben vernünftig.“ versuchte der Frosch ihn zu beruhigen.

„Vernünftig? Verwirrt trifft‘s eher aber gut. Kommt ihr noch mit zum Treffpunkt?“

„Nein, danke. Hab‘ jetzt keine Lust noch ‘was zu trinken.“ antwortete Slippy und fragte den Fuchs.

„Ein andermal. Ich hab‘ heute schon ‘was vor.“ antwortete dieser. Nachdem Falco und Slippy gegangen waren, lief Fox zurück. Er hoffte Wolf noch auf dem Schulgelände zu finden. Als er in der Straße ankam, in der die Schule war, gingen Dennis und der Wölfling gerade vom Schulhof.
 

„Geht’s dir wirklich gut? Ich kann dich auch noch nach Hause bringen.“

„Nein. Ist schon in Ordnung, Dennis.“ kam die Antwort zurück und der Panther machte sich mit leichten Bedenken auf den Heimweg. Wolf musste genau in die andere Richtung und lief langsam los. Als jemand vor ihm auftauchte blickte er auf und erkannte Fox.

„Ist alles okay, Wolf?“ fragte dieser aufgeregt.

„Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen.“ antwortete der andere.

Der Fuchs trat näher an ihn heran und tupfte ihm mit einem Taschentuch vorsichtig etwas Blut von der Nase. Der Wölfling nahm aber gleich seine Hand wieder weg und versicherte dem Kleineren noch einmal, dass es ihm gut ginge.

„Das tut mir so Leid. Ich wollte das nicht.“

„Schon gut, Fox.“ meinte der Wölfling und wollte gerade weitergehen, als der andere ihn jedoch aufhielt. Er wollte nicht, dass sein Freund alleine nach Hause ging und redete so lange auf ihn ein, bis er schließlich mit ihm gehen konnte. Während sie durch die Straßen gingen, machte der Fuchs sich ständig Vorwürfe. Er hoffte die ganze Zeit lang, dass er seinem Freund nicht die Nase gebrochen hatte.
 

Nachdem Viktoria die Wohnungstür hörte, ging sie sofort in den Flur und sah ihren Sohn zusammen mit Fox. Sie fing an zu lächeln, während sie auf die zwei zuging.

„Hallo ihr beiden.“ sagte die Wölfin mit ihrer sanften Stimme. Doch als Wolf sich zu ihr drehte, machte sie etwas größere Augen und sah ihn ungläubig an.

„Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht?“

Der Wölfling zuckte nur kurz mit den Schultern und grinste seine Mutter an, bevor er antwortete.

„Fox hat einen guten Schlag, oder?“

„Was?“ kam die verwirrte Reaktion.

„Das war keine Absicht, ehrlich.“ verteidigte sich der Fuchs sofort. Die Situation war ihm ziemlich peinlich. Immerhin hatte er seinem eigenen Freund womöglich die Nase gebrochen.

„Ich sag‘ dazu am besten nichts mehr.“ meinte Viktoria und ging in die Küche um ein bisschen Eis zu holen. Der Fuchs folgte dem Anderen ins Badezimmer um ihm ein wenig zu helfen.

„Tut mir Leid, Wolf.“ entschuldigte er sich immer wieder, doch der Wölfling gab ihm nur immer zu verstehen das alles in Ordnung ist und das es auch einen anderen hätte treffen können.

Nachdem er das Blut von seiner Nase entfernt hatte, nahm er ein nasses Handtuch und ging mit dem Kleinen in sein Zimmer. Er setzte sich aufs Bett und lehnte etwas an die Wand, an welcher sein Bett stand. Dann legte er sich das nasse Handtuch in den Nacken. Fox setzte sich mit einem bedrückten Ausdruck neben ihn und starrte auf den Boden, als Viktoria ins Zimmer kam.

„Hier, für deine Nase.“ sagte sie, während sie einen Eisbeutel auf den Nachtschrank legte, dann wandte sie sich an Fox. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du Wolf in Zukunft in einem Stück lässt. Der wird eventuell noch gebraucht.“ Sie schaffte es mit ihrer Aussage sogar ihn ein wenig zum Lachen zu bringen.

„Er kann eigentlich gar nichts dafür.“ mischte der Wölfling sich darauf ein und lächelte seine Mutter an.

„Ja, ja. Du lässt dir auch immer auf dieselbe Stelle hauen. Lange hält deine Nase das nicht mehr aus.“

„Ist ja wieder gut, Mom.“

Viktoria fing an zu lachen und ließ die Beiden alleine. Wolf atmete tief ein und schloss die Augen. Allmählich spürte er die Auswirkungen des Schlages. Seine Nase fing etwas an zu brennen und er fühlte einen leichten Druck. Irgendwie hatte er nicht erwartet, dass der Fuchs so viel Kraft haben konnte. Dieser sah ihn mit einem zögernden Blick an. Dann setzte er sich direkt neben ihn und legte seine Hand auf die des anderen.

„Tut’s sehr weh?“ fragte er leise.

„Hey…ich lebe noch, Fox. Beruhig‘ dich endlich.“

„Naja…normalerweise bricht man seinem Freund nicht fast die Nase.“
 

Der Wölfling nahm das Tuch aus dem Nacken und setzte sich richtig auf. Der andere drehte nur seinen Kopf etwas weg. Er fühlte sich irgendwie so schuldig. Dann merkte er, dass sein Freund sich an ihn lehnte und er schaute ihn ein wenig erstaunt an. Wolf hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig.

„Du bist fast schon wie meine Mutter. Du machst dir einfach zu viele Sorgen.“

„Entschuldige, Wolf.“ gab Fox nur leise von sich und legte einen Arm um seinen Freund. Der Wölfling fing an zu lächeln und kuschelte sich noch mehr an seinen Kleinen. Dann spürte er etwas Kühles an seiner Nase. Er regte sich kurz, hörte aber gleich die Stimme des Fuchses.

„Es wäre besser, wenn du gar nicht erst blau wirst.“ meinte Fox mit einem neckenden Unterton. Wolf lachte leise, hielt sich den Eisbeutel aber doch an seine verletzte Nase.
 

Am nächsten Tag kam Fox vom Gymnasium nach Hause und sah das Auto seines Vaters vor dem Haus stehen.

‚Er hat es wohl doch mal geschafft da zu sein.‘ dachte er bei sich und öffnete die Haustür. Obwohl James allem Anschein nach daheim war, war es ziemlich ruhig gewesen. Der Fuchs sah zuerst im Wohnzimmer nach aber da war er nicht. Als er auf sein Zimmer ging, fand er einen Zettel auf dem Schreibtisch. Sein Vater war wieder einmal bei einer Besprechung. Wo sollte er auch sonst sein? Fox fragte sich aber doch, wie er da hingekommen ist. Jedenfalls war er nicht mit dem Auto gefahren. Er fand es sinnlos darüber nachzudenken und legte sich in sein Bett.

‚Wie es wohl Wolf geht?‘ fragte er sich. Er hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Nachdem er ihm eine SMS schrieb, bekam er nur die Antwort, dass sein Freund sich im Krankenhaus befand. Wahrscheinlich war gestern doch mehr passiert, als er ihn so unglücklich getroffen hatte. Für einen Moment fühlte er sich schon wieder schlecht, bis dann aber sein Handy klingelte. Es war die Nachricht von Wolf, auf die er schon die ganze Zeit lang gewartet hatte. Zum Glück war nichts gebrochen. Nur ziemlich stark geprellt. Fox atmete erleichtert auf, als er diese Nachricht las und er fühlte sich nicht mehr ganz so schuldig.

"Er ist mein Vater."

Einen Monat später war Wolf gerade auf dem Heimweg, nachdem er an diesem Samstag bei seinem Freund war. Ihm fiel schon nach kurzer Zeit wieder dieser ältere Wölfling auf, den er in der letzten Woche schon einige Male bemerkt hatte. Er fühlte sich irgendwie von ihm verfolgt und wollte jedes Mal einfach nur weg, wenn er ihn sah. Der Wölfling wusste selbst nicht warum aber irgendetwas an dem anderen war unheimlich. Es war vermutlich nur die Tatsache, dass er ständig in seiner Nähe war. Doch Wolf fühlte sich trotz allem komisch.
 

Am Montag war er nachmittags noch mit Fox unterwegs. Sie hatten eigentlich vor ein paar Tage ungestört bei ihm zu verbringen, doch James kam eher nach Hause zurück als gedacht. Als die Beiden sich gerade voneinander verabschieden wollten, bemerkte Wolf wieder diesen anderen Wölfling. Welcher ihn, seiner Vermutung nach, womöglich schon mehrere Wochen lang beobachtete. Auch wenn er ihn erst seit fast zwei Wochen sah. Aber dieser Ältere wusste wohl schon zu gut über seinen Tagesablauf Bescheid, als das er erst seit ein paar Tagen hier sein konnte. Dieser Wölfling wusste genau wann er wo war.

Der Fuchs fühlte sofort, dass etwas nicht stimmte und sprach seinen Freund darauf an.

„Ist irgendwas, Wolf? Du bist in den letzten Tagen so anders.“ fragte er ruhig.

„Nein. Da ist nur dieser Kerl da, den ich in letzter Zeit oft sehe.“ Wolf’s Antwort klang sehr misstrauisch und nachdenklich, was in Fox ein ungutes Gefühl weckte. Er folgte dem Blick des anderen und bemerkte den Älteren nun auch…wieder. Er ist ihm in den letzten Tagen auch ein paar Mal begegnet.

„Der Wölfling da drüben?“ fragte er wieder.

„Genau der. Es kommt mir irgendwie vor, als ob der mich beobachtet.“

„Das hatte ich auch erst gedacht…“

Wolf wandte sich zu seinem Freund und schaute ihn fragend und erschrocken an.

„Hast du ihn etwa auch öfters gesehen?“

„Ja. Aber es hat vor ein paar Tagen aufgehört.“ Der Fuchs machte erst eine kurze Pause, versuchte seinen Freund dann aber zu beruhigen. „Hey. Vielleicht hat das auch gar nichts zu bedeuten und es ist nur Zufall das er immer in deiner Nähe ist.“

„Kommt mir ein bisschen zu oft vor für einen Zufall.“ meinte Wolf immernoch nachdenklich.

„Versuch‘ einfach nicht daran zu denken, okay?“ Fox lächelte ihn an, nachdem der andere ihm zunickte und gab ihm noch einen Kuss bevor er ging. Nach ein paar Metern drehte er sich nochmal zu ihm um und sah noch das der andere fast schon etwas ängstlich auf diesen Unbekannten reagierte. Allmählich machte er sich Gedanken darüber, ob es richtig war jetzt einfach zu gehen.

‚Verdammt. Ich hätte bei ihm bleiben sollen.‘ dachte er bei sich. Doch als er wieder in dessen Richtung schaute, war der Wölfling schon weg. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl im Bauch lief er weiter.
 

Als Wolf zwei Tage später in Gedanken versunken vom Gymnasium nach Hause lief, hatte er irgendwie wieder so ein komisches Gefühl. Bis dann plötzlich jemand vor ihm auftauchte und er sich ziemlich erschrak. Als er ihn ansah, erkannte er diesen älteren Wölfling.

„Hallo, Wolf.“ meinte der nur ruhig.

„Was…was wollen Sie von mir? Woher kennen Sie überhaut meinen Namen?!“ fragte Wolf aufgeregt und schockiert. Ihn überkam ein Gefühl der Angst, als er in die Augen seines Gegenübers schaute.

„Hat dir deine Mutter etwa nichts von mir erzählt?“

Wolf verstand die Welt nicht mehr und sah ihn mit einem fragenden Ausdruck an.

„Ich bin Derek…Dein Vater.“

„Nein…“ Der Wölfling riss die Augen völlig geschockt auf und ging ein paar Schritte zurück. „Was soll das? Warum bist du jetzt auf einmal hier?“

„Ich wollte nur mal meinen Sohn kennen lernen.“ versuchte Derek ihn etwas zu beruhigen. Der schaute seinen Vater fassungslos an. Er konnte erst nicht glauben was er hörte aber im Nachhinein sah er dem Älteren sehr ähnlich. Derek hatte denselben Gesichtsausdruck, eine ähnliche Statur und ebenfalls hellgraues Fell. Der einzige Unterschied waren seine hellbraunen Augen.

„Und deswegen verfolgst du mich seit Wochen?!“ meinte Wolf nun lauter.

„Ich wollte nur herausfinden was du so machst und wie du so bist. Glaubst du etwa für mich ist das hier angenehm? Immerhin wusste ich bis vor einiger Zeit nicht mal, dass ich Vater bin!“ versuchte Derek sich zu erklären und ging auf seinen Sohn zu. Dieser wich jedoch zurück und schaute ihn finster an.

„Fass‘ mich nicht an!! Geh‘ einfach wieder! Ich bin die letzten Jahre sehr gut ohne dich zurecht gekommen, also brauch‘ ich dich jetzt auch nicht!“ antwortete Wolf wütend. Er wollte gerade an ‚seinem Vater‘ vorbeigehen, als der ihn aber noch einmal aufhielt.

„Willst du etwa wieder zu deiner Mutter zurück?“

„Natürlich. Was hast du denn gedacht?“ kam die immernoch wütende Reaktion.

„Was hast du denn überhaupt an ihr? Viktoria bist du doch völlig egal! Komm‘ mit mir mit, Wolf.“

„Bist du verrückt?! Als ob ich mit dir mitgehen würde. Mom ist wenigstens immer für mich da gewesen.“

„Sie ist alles andere als das, glaub‘ mir, Kleiner.“

„Warum sollte ich dir glauben? Du hast sie damals vergewaltigt!“

„Komm‘ schon, Wolf! so schlimm war es sicher nicht für sie. Sonst hätte deine tolle Mutter die Abtreibung wirklich durchgezogen.“ Derek hielt einen Moment inne und blickte in den geschockten Ausdruck seines Sohnes. „Das hat sie dir nicht erzählt, oder?“

„Aber…sie…liebt mich doch trotzdem…“ sagte Wolf nun leise, so als ob er selbst nicht mehr richtig sicher war.

„Wolf, wenn ich gewusst hätte, dass du überhaupt existierst, hätte ich viel eher nach dir gesucht. Viktoria hasst dich vielleicht nicht aber ich kann dir versichern das sie dich auch nicht gerade liebt. Du bist ihr eben nichts wert…Los, komm‘ mit mir. Ich hol‘ dich aus diesem armseligen Leben ‘raus.“

„Nein! Du lügst!!“

„Wolf, bitte.“

„Lass‘ mich in Ruhe!!“

Derek versuchte seinen Sohn aufzuhalten doch es gelang ihm nicht. Er ließ ihn letztendlich gehen, dachte aber darüber nach, wie er ihn von seiner Version überzeugen konnte.
 

Wolf lief völlig fertig mit den Nerven, planlos durch die Straßen. Sein Vater war so plötzlich aufgetaucht und hatte ihn total überrumpelt mit dem was er sagte. Aber das Schlimme daran war, dass er selbst nicht mehr sicher war, ob er seiner Mutter vertrauen konnte. Derek hatte doch einige Dinge gesagt, welche ihm zu denken gaben. Immerhin hatte Viktoria auch immer so komisch reagiert, wenn er nach seinem Vater fragte und er hatte schon immer den Eindruck, dass sie nie ganz die Wahrheit gesagt hatte. Der Wölfling machte sich noch eine ganze Zeit lang Gedanken über Derek, bevor er nach Hause lief.

In den nächsten Tagen war es auch nicht gerade besser. Er fühlte sich niedergeschlagen und war, egal wobei, überhaupt nicht mehr bei der Sache.
 

Am Freitag nach dem Unterricht saß er noch ein paar Minuten im Klassenzimmer, als die anderen schon alle weg waren. Dennis und Jannick, welcher seit einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus war, fragten ihn schon ein paar Mal ob ihm etwas fehlte. Aber der Wölfling konnte einfach nicht darüber reden. Nicht mit ihnen und auch noch nicht jetzt. Während er seine Sachen zusammenpackte, ging die Tür des Zimmers auf und Fox kam herein. Der Fuchs hoffte, dass sie in der nächsten freien Woche etwas zusammen unternehmen könnten und vor allem, dass Wolf dadurch wieder auf andere Gedanken kommen würde. Ihm war in den letzten Tagen schon oft aufgefallen, wie schlecht es Wolf ging.

„Fox…was machst du denn hier?“ fragte der Wölfling überrascht und zwang sich ein wenig zu lächeln.

„Eigentlich…wollte ich fragen, ob wir nächste Woche irgendwas machen wollen…“ meinte der Fuchs etwas nachdenklich. Als er merkte, dass sein Freund antworten wollte, fiel er ihm jedoch ins Wort. „Verdammt Wolf, sag‘ mir endlich was mit dir los ist! Ich merke doch, dass ‘was nicht in Ordnung ist! Dein Lächeln ist doch auch nur gespielt!“

„Ich…ich kann einfach nicht darüber reden.“ sagte Wolf nur, stand auf und nahm seine Tasche um zu gehen.

„Warte!!“ sagte der andere schnell, doch Wolf ließ nur den Kopf hängen und wollte an ihm vorbei. Fox hatte Angst ihn gehen zu lassen und stellte sich vor ihn.

„Bleib‘ hier, Wolf. Bitte.“ bat er ihn und bemerkte auf einmal den traurigen Ausdruck in den Augen des Größeren. Einen Ausdruck, welchen er so noch nie bei ihm gesehen hatte. „Entschuldige. Ich wollte gar nicht so laut werden.“ fing er wieder an. „Ich…habe nur Angst, dass du dich wegen irgendwas fertig machst.“

Der Fuchs wartete auf eine Reaktion aber der andere starrte nur auf den Boden. Er fürchtete sich etwas davor seinem Kleinen zu sagen, was ihn so beschäftigte. Eigentlich hatte er keinen Grund dazu, doch er konnte noch nie gut über sich oder seine Probleme reden.

„Geht’s wieder um diesen Kerl? Beobachtet der dich immernoch?“

„Wenn es wenigstens nur das wäre…“ gab der Wölfling leise von sich und fühlte ein paar Tränen seine Wangen herunterlaufen.

‚Mist! Was ist denn jetzt mit mir los?‘ dachte er. Jetzt stand er auch noch vor seinem Freund und weinte! Er hatte noch nie vor jemand anderem als seiner Mutter geweint und schämte sich dafür, jetzt so schwach zu sein. Er wollte seinen Kopf wegdrehen, doch Fox hielt ihn zurück und drückte ihn so fest er konnte an sich. Dann hörte er ein leichtes Schluchzen und kraulte seinen Freund etwas im Nacken um ihn zu beruhigen.

„Schhh…ist ja gut Schatz…Hat er dir irgendwas angetan?“ fragte er zögernd und spürte, dass Wolf sich an ihn kauerte. Im ersten Moment glaubte er wirklich, dass der Fremde ihm etwas getan hatte. Bis sein Freund dann aber antwortete.

„Nein. Das ist es nicht.“

„Was dann?“

Der Wölfling atmete noch einmal tief durch, bevor er dann weitersprach. „Er…er ist…Er ist mein Vater.“

„Was?!“ gab Fox erschrocken von sich, ließ seinen Freund los und schaute ihn mit großen Augen an. „Ich dachte er will nichts von dir wissen. Warum ist er dann auf einmal hier?“

„Ich weiß es nicht.“ fing sein Freund wieder an. „Er wollte, dass ich mit ihm komme.“

„Du hast doch aber ‚nein‘ gesagt, oder?“

„Natürlich. Ich kenn‘ ihn doch nicht mal richtig. Außerdem…könnte ich nicht bei ihm sein.“

„Wegen deiner Mutter?“ fragte der Fuchs ruhig.

Wolf senkte seinen Blick und nickte leicht. Der andere wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht und strich leicht über dessen Wange. Er fühlte, dass da noch mehr war. Sein Liebling benahm sich immernoch so komisch und hatte angsterfüllte Augen.

„Da ist doch noch ‘was, nicht wahr?“

„Nein…ist schon in Ordnung.“ meinte der Wölfling leise.

„Komm‘ schon, Wolf. Sag’s mir. Ich will dir doch nur helfen.“ Fox trat noch ein bisschen näher an ihn heran und wollte ihm einen Kuss geben, doch der Wölfling drehte sich ein wenig von ihm weg.

„Tut mir Leid, Fox. Aber ich kann noch nicht darüber reden.“

„Verstehe…“ sagte der Fuchs enttäuscht. „Aber du sagst es mir, wenn ich dir helfen kann?“

Wolf nickte leicht und versuchte ein wenig zu lächeln. Fox umarmte ihn sanft und drückte diesmal gleich seine Lippen auf die seines Freundes. Der erwiderte den Kuss doch noch und zog den Kleineren noch mehr an sich. Er war froh, dass sein Freund jetzt bei ihm war. Auch wenn er mit ihm nicht über das reden konnte, was sein Vater ihm gesagt hatte. Nachdem die Beiden ihren Kuss lösten, ließ der Wölfling sich noch ein bisschen in die Umarmung des Anderen sinken. Der Fuchs streichelte leicht über seinen Rücken und redete ihm gut zu. Er fragte sich, ob es seinem Wölfling wirklich gut ging. Immerhin drückte er sich schon ziemlich verzweifelt an ihn. Dieser Kuss eben fühlte sich auch nicht so wie immer an. Sonst war es immer so beruhigend für ihn und er fühlte sich immer so geborgen. Doch nun spürte er nur die Angst seines Freundes. Da schien wirklich noch viel mehr zu sein, als Wolf zugegeben hatte. Doch er wollte ihn jetzt nicht nochmal darauf ansprechen und wieder aus der Fassung bringen.
 

„Wir sollten langsam gehen. Die anderen sind auch schon alle weg.“ sagte der Fuchs sanft. Dann liefen die Beiden aus dem Gebäude und über das Gelände des Gymnasiums. Kurz bevor sie die Straße erreichten in der Wolf lebte, fragte Fox den anderen noch einmal, ob er bei ihm bleiben sollte.

„Nein, ich…glaube ich will erstmal allein sein…“ antwortete Wolf mit leiser Stimme. Er fühlte sich immernoch nicht richtig wohl.

„Okay.“ meinte der Fuchs, blieb neben ihm stehen und schloss ihn noch einmal in seine Arme. „Pass‘ auf dich auf. Und ruf‘ mich an, wenn du Hilfe brauchst.“

„Mach‘ ich, Fox…Ich liebe dich…“

„Ich dich auch, Wolf.“ hauchte der Fuchs zurück, bevor sein Freund ihn küsste und dann nach Hause ging. Fox schaute ihm hinterher, bis er ins Haus ging und lief dann selbst weiter. Er hatte ja durchaus einiges erwartet aber nicht das sich dieser ältere Wölfling als Wolf’s Vater herausstellte. Jedoch machte er sich dabei noch mehr Sorgen um seinen Freund. Das alles war offensichtlich viel zu viel für ihn und er hatte ein sehr ungutes Gefühl dabei jetzt nicht bei ihm zu sein. Doch seine Anwesenheit wäre für ihn wahrscheinlich noch nervenaufreibender gewesen.
 

Als er zu Hause ankam, ging er zuerst ins Wohnzimmer zu seinem Vater.

„Hi, Dad.“ sagte er in freundlichen Ton, obwohl er immernoch etwas sauer war, dass der andere in der letzten Zeit kaum da war.

„Fox…Wir müssen mal miteinander reden.“ meinte James ernst.

„Okay, und…worüber?“ fragte der Jüngere zögernd und setzte sich neben seinen Vater auf die Couch.

„Darüber, dass du mir nicht immer die Wahrheit sagst, wenn ich dich frage wo du bist oder hingehst.“ James schaute in den erschrockenen Gesichtsausdruck seines Sohnes. Nach ein paar Sekunden redete er jedoch weiter. „Willst du das jetzt vielleicht nachholen?“

„Ich…weiß nicht was du meinst?“ versuchte Fox ihn zu überzeugen. Er hoffte halbwegs sicher zu klingen aber irgendwie merkte er selbst, dass ihm das nicht gelang.

„Warum lügst du mich schon wieder an?“ James‘ Stimme bekam nun langsam einen traurigen Unterton.

„Aber, ich-“

„Fox, ich hab‘ dich in der letzten Zeit ein paar Mal zufällig mit diesem Wolf gesehen. Seit wann gibst du dich mit ihm ab? Warum machst du das überhaupt.“

„Nun…urm…wir haben uns vor einiger Zeit angefreundet.“ gab der Jüngere dann schließlich zu. „Nachdem er mir geholfen hatte, als ich angegriffen wurde.“

„Verstehe.“ meinte sein Vater ein wenig tonlos. Obwohl er es eigentlich doch nicht verstand.

Er fragte sich wie es überhaupt möglich sein konnte, dass sein sonst so vernünftiger Sohn sich plötzlich mit jemandem wie Wolf O’Donnell anfreundete. Immerhin haben die beiden sich sonst nie verstanden und außerdem ist dieser Wölfling, seiner Meinung nach, nicht der richtige Umgang für ihn. Aber im Moment war sich James überhaupt nicht sicher, was er glauben sollte.

„Ich…ich hatte Angst dir zu sagen das ich bei Wolf bin, weil du ihn doch noch nie leiden konntest…Tut mir Leid, Dad.“ erklärte Fox sich, konnte seinen Vater dabei jedoch nicht ansehen. Er fühlte sich irgendwie ertappt, obwohl er ihm nicht mal die volle Wahrheit gesagt hatte.

„Früher konntest du ihn auch nicht leiden.“ sagte der Ältere.

„Schon…aber er ist gar nicht so…aggressiv wie er immer tut.“

„Und woher willst du wissen, dass er dir nichts vorspielt? Vielleicht ist eure ‚Freundschaft‘ auch bald schon Geschichte.“

Bei diesem letzten Satz hatte James einen leicht arroganten Tonfall, welcher den Anderen etwas wütend machte.

„Warum denkst du immer so abwertend über ihn?! Wenn ich ihm vertraue, wieso kannst du das nicht auch?!“

„Bleib‘ ruhig, Fox! Ich wollte nur wissen, was du an einem wie Wolf auf einmal gut findest.“

„Er…er ist eben nur…ein guter Freund.“

Obwohl er nicht so genau wusste was der plötzlich so andere, irgendwie ängstliche, Ausdruck seines Sohnes zu bedeuten hatte, ließ James das Gespräch erstmal auf sich beruhen.
 

Fox ging nach ein paar Minuten wieder auf sein Zimmer. Einige Augenblicke lang, dachte er darüber nach seinem Vater einfach zu sagen, was er wirklich für Wolf fühlte. Aber er hatte dann doch zu viel Angst vor seiner Reaktion. Er liebte seinen Vater, doch der konnte auch sehr streng sein. Besonders, wenn er der Meinung war, dass ihm etwas oder jemand schaden könnte. Im Grunde genommen machte er sich nur Sorgen. Das war Fox inzwischen schon bewusst. Jedoch war es egal wie oft er versuchte dem Älteren klar zu machen, dass er es mit seinem Beschützerinstinkt übertrieb. Sein Vater wollte in dieser Angelegenheit einfach nicht auf ihn hören.
 

Währenddessen lag Wolf in seinem Bett und versuchte ein wenig zu lesen, doch diese Begegnung mit Derek ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er konnte sich nicht wirklich auf sein Buch konzentrieren und stand auf um zu seiner Mutter ins Wohnzimmer zu gehen.

„Ist eigentlich ‘was zwischen dir und Fox passiert? Ihr wart schon länger nicht mehr zusammen, oder doch?“ fragte Viktoria, nachdem sie sich erst ein wenig über andere Dinge unterhielten.

„Nein. Zwischen uns ist alles in Ordnung.“ meinte Wolf nur, gab sich dann aber doch einen Ruck und fragte Viktoria einfach. „Mom…Magst du mich eigentlich?“

„Das weißt du doch! Was soll die Frage?“ Die Wölfin machte eine kleine Pause und ihr Gesichtsausdruck wurde auf einmal ängstlich und nachdenklich. So als hätte sie jetzt erst bemerkt, was ihr Sohn eigentlich für eine Frage gestellt hatte…und was für Bedenken er aus heiterem Himmel hatte. „Du machst mir irgendwie gerade Angst, Wolf…Was ist mit dir los?“

„Ich…mein Vater ist hier. Ich hab‘ mit ihm geredet.“

„Was?! E-er ist hier?“ fragte Viktoria geschockt.

„Er hatte mich schon eine ganze Weile beobachtet. Ich wusste erst nicht wer er war, bis er mich vor ein paar Tagen angesprochen hatte.“

„Hat er dir ‘was getan?“

Der Wölfling schüttelte nur den Kopf und sah nach unten. Er hatte ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken an das, was er seine Mutter gleich fragen würde. Aber er wollte die Wahrheit wissen. Auch, wenn sie womöglich wehtut.

„Du wolltest mich eigentlich gar nicht haben, oder Mom?“

„Hat Derek dir das etwa erzählt?“ fragte die Wölfin wieder. Wolf schluckte kurz als er hörte, dass Viktoria seinen Vater beim Namen nannte. Bis jetzt hatte sie immer behauptet, nicht zu wissen wer ihr das angetan hatte. Wer sein Vater war.

„Wolf, du bist mein Sohn. Ich liebe dich doch, mein Kleiner.“ Viktoria wollte nach seiner Hand greifen, doch der Andere zog sie nur weg.

„Ich…ich weiß nicht ob ich dir glauben soll. Mein Vater hat so viele Dinge gesagt. Das du mich gar nicht magst, mich nicht haben wolltest…Er wollte das ich mit ihm mitkomme.“

„Das stimmt so nicht, Wolf! Ich…Am Anfang, da…wollte ich dich erst wirklich nicht, das ist richtig...“ gab die Wölfin leise zu und schaute beschämt nach unten.

„Und dann?“ fragte der Wölfling ungeduldig.

„Ich dachte, dass es nicht in Ordnung ist, wenn ich dich einfach mit dieser Abtreibung umbringe. Ich war der Meinung, dass du auch eine Chance verdient hast zu leben. Es war ja nicht deine Schuld.“ Viktoria machte eine kurze Pause und holte einmal tief Luft.

„Du…du konntest ja nichts dafür. Eigentlich hatte ich vor dich wegzugeben aber nach deiner Geburt hat der Arzt dich einfach genommen und in meine Arme gelegt. Als ich dich so gesehen hab‘ konnte ich es nicht mehr.“

Wolf hörte seiner Mutter die ganze Zeit über aufmerksam zu und ihm kamen allmählich die Tränen.

„Tut mir Leid, Mom. Ich hätte nicht auf ihn hören sollen.“ sagte er leise mit weinerlicher Stimme und umarmte sie. Die Wölfin hörte ein leises Schluchzen und versuchte ihn zu beruhigen.

„Nein. Mir tut’s Leid. Ich hätte dir gleich die Wahrheit sagen sollen.“

„Aber…du hast immer gesagt du weißt nicht wer es war. Woher hast du dann vorhin gleich gewusst wie mein Vater heißt?“

„Okay, Wolf…“ sagte Viktoria und ließ ihn wieder los. „Ich wusste wer es war. Aber Derek war in so einem Schlägertrupp. Ich hatte Angst, dass sie mich umbringen, wenn ich ihn anzeige.“

„Verstehe…“ meinte Wolf leise.
 

Dann erinnerte Viktoria sich an das, was ihr Sohn vorhin sagte. Das Derek ihn bei sich haben wollte. Sie wollte ihr Kind doch nicht verlieren. Und schon gar nicht an diesen Wölfling. Lieber würde sie noch einmal diese Nacht durchleben, als freiwillig ihr kleines Wölfchen her zu geben.

„Du…hast gesagt, dass Derek dich mitnehmen will.“ fragte sie zögernd. „Du hast doch nicht vor mit ihm zu gehen, oder?“

„Hab‘ ich nicht. Nicht nach allem, was er getan hat.“ antwortete Wolf und spürte, dass seine Mutter sehr erleichtert darüber war. Er selbst war auch froh, endlich die komplette Wahrheit zu kennen und das sie nicht ganz so war, wie sein Vater behauptete. Er nahm seine Mutter noch einmal in seine Arme und fühlte, dass sie ihn sofort noch mehr an sich drückte. Er blieb noch ein paar Minuten mit ihr in ihrer Umarmung sitzen. Er wollte sie jetzt nicht loslassen. Nicht in diesem Moment, in dem er feststellte wie viel ihm seine Mutter doch bedeutete.
 

Am Abend entschloss sich Fox zu seinem Freund zu gehen. Er hatte schon den ganzen Nachmittag an ihn gedacht. Auch an diese Situation in der Schule. Wolf war einfach so fertig und aufgelöst. Als er gerade dabei war ein paar seiner Sachen zu packen, kam sein Vater ins Zimmer.

„Willst du noch weg, Fox?“ fragte er, als er die Tasche auf dem Bett entdeckte.

„Ich…wollte nur zu einem Freund.“

„Wenn du so redest, dann nehme ich an das du zu Wolf gehst. Hab‘ ich recht?“ kam die erneute, diesmal ernstere, Frage.

Sein Sohn wusste gar nicht wie er reagieren sollte. Er stand dem anderen nur mit leicht geöffnetem Mund gegenüber. Doch er konnte einfach nichts sagen.

„Du weißt, dass ich nicht viel von diesem Wölfling halte. Auch, wenn du dich jetzt mit ihm verstehst.“

„Ja…aber ich wollte nur mal nach ihm sehen. Es ging ihm in den letzten Tagen nicht so gut.“

James Gesichtsausdruck wurde etwas nachdenklich und irgendwann auch enttäuscht.

„Ich hoffe, du weißt auf was du dich dabei einlässt. Ich hab‘ dir schonmal gesagt, dass er nicht der richtige Umgang für dich ist.“

„Urm…Tut mit Leid, wenn du so über ihn denkst. Ich hab‘ ihn gern…“ sagte Fox nur. Sein Vater gab nur ein leises ‚Okay‘ von sich und ging nach unten ins Wohnzimmer. Es war ihm noch immer ein Rätsel warum sein Sohn so sehr an dem Wölfling hing. Er versuchte doch nur ihn zu schützen. Das war er seiner Frau schließlich schuldig.
 

Ein paar Minuten später machte sich der Fuchs auf den Weg zu Wolf. Irgendwie wusste er noch immer nicht wie er es geschafft hatte, seinem Vater zu sagen, dass er Wolf gern hatte. Sicherlich war es nicht die ganze Wahrheit aber vielleicht ja schon ein Anfang. Doch dann war Fox wieder anderer Meinung, je näher er der Wohnung des anderen kam. Auch wenn er jetzt einige Male mit seinem Vater über ihn geredet hatte, leiden konnte er den Wölfling immernoch nicht.
 

Eine Weile später kam er schon bei seinem Freund an und klingelte an der Tür. In der Hoffnung, dass Wolf sich wenigstens etwas freute, dass er jetzt hier war. Nach kurzer Zeit öffnete der ihm auch die Tür und schaute ihn etwas erstaunt aber auch glücklich an.

„Hi, Fox. Ich hab‘ gar nicht mit dir gerechnet.“ gab er leise zu.

„Hey, Schatz…“ meinte der andere mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. „Ich weiß, dass du eigentlich allein sein willst…Aber ich wollte dich trotzdem sehen.“

Der Wölfling ging näher an ihn heran und drückte ihm einen Kuss auf. Fox erwiderte und vertiefte noch ein wenig, bevor er dann allmählich wieder von ihm abließ. Die Beiden gingen danach in Wolf’s Zimmer, doch den Fuchs ließ diese Sache vom Nachmittag immernoch nicht los.

„Wolf? Willst du…mir nicht doch sagen was mit dir los ist?“

„Es ist schon wieder alles in Ordnung. Ich hab‘ schon mit Mom geredet.“ beruhigte ihn der andere.

„Es ging um deine Mutter? Ist ‘was passiert?“

„Nein, ihr geht’s gut. Da…waren nur einige Dinge die…mein Vater über sie gesagt hatte…“

„Du hast ihm doch nicht geglaubt, oder?“

„Naja…nicht wirklich. Ich wusste eigentlich gar nicht mehr, wem ich noch glauben sollte.“ Fox ging nur zu ihm und nahm ihn in seine Arme.

„Deine Mutter ist in Ordnung. Du kannst ihr vertrauen.“

„Ich weiß…Wir haben vorhin ja alles geklärt.“

Der Wölfling sah den beruhigenden Ausdruck in den Augen seines Fuchses und fühlte sich gleich etwas wohler. Fox streckte sich ihm etwas entgegen und gab ihm einen kurzen Kuss.

„Bleibst du heute Nacht hier?“ wollte der Wölfling dann aber doch wissen.

„Gerne…Ich hab‘ doch auch schon ein paar Sachen gepackt.“

Wolf lächelte ein wenig und die beiden legten sich ins Bett.
 

Später sahen sie sich einen Film an, doch Fox dachte noch an das Gespräch mit seinem Vater. Eigentlich fand er den Gedanken ganz gut endlich seine Beziehung zu Wolf offen zu legen. Er hatte irgendwie auch keine richtige Lust mehr auf dieses Versteckspiel. Er hasste es manchmal schon, dass sie sich nur zu Hause richtig aufeinander einlassen konnten und in der Öffentlichkeit so tun mussten, als wären sie nur Freunde. Der Fuchs überlegte eine ganze Weile, ob er mit seinem Freund darüber reden sollte. Letztendlich sprach er ihn einfach darauf an.

„Wolf? Ich hab‘ heute wieder so ein Gespräch mit meinem Vater gehabt.“

„Wegen mir?“

„Auch…Weißt du ich hab‘ mir überlegt mal in Ruhe mit ihm zu reden. Ich meine, deine Mutter weiß ja auch schon von uns.“

Wolf sah seinen Freund für einen Moment überrascht an. Der Film war von einem Moment auf den anderen nur noch Nebensache.

„Du weißt doch, dass dein Vater mich hasst. Ich glaube nicht, dass das gut gehen würde…“

„Aber ich kann es doch wenigstens mal versuchen.“ meinte Fox darauf.

„Ich will aber nicht, dass ihr euch wegen mir schon wieder streitet.“

„Ich dachte nur…“

„Aber das muss doch nicht sein, oder Fox?“

Der Fuchs nickte, dachte für den Rest des Abends aber doch noch darüber nach. Er war schon ein paar Monate mit Wolf zusammen und seiner Meinung nach, waren sie bereit dafür.
 

Der Wölfling fühlte sich ein wenig überrumpelt von dem Vorschlag seines Fuchses. Er beobachtete ihn noch eine Weile und ihm fiel immer wieder auf, dass er einen niedergeschlagenen Ausdruck hatte. Ob er sich einfach einen Ruck geben sollte? Ob sie einfach jedem von ihrer Beziehung erzählen sollten und dann abwarten was weiter passiert? Aber er hatte so große Angst davor. Er wollte nicht von jedem verachtet werden.

Wolf versuchte sich einfach weiter auf den Film zu konzentrieren und nicht mehr an Fox‘ Vorschlag zu denken.

"Ich glaube nicht mehr daran das du mich liebst."

Als Fox am nächsten Morgen langsam aufwachte, lag Wolf mit dem Kopf auf seinem Oberkörper. Er legte seinem Arm um ihn und streichelte sanft über seine Schulter. Der Wölfling sah wieder so friedlich aus, wie er so da lag und so ruhig atmete. Vielleicht sollte er heute nochmal versuchen mit ihm zu reden? Nach einer Weile kroch er vorsichtig unter seinem Freund hervor und leise aus dem Bett um ihn nicht aufzuwecken. Danach nahm er seine Sachen und ging ins Badezimmer. Es war ihm immernoch etwas unangenehm sich so frei in der Wohnung zu bewegen, obwohl Viktoria schon ein paar Mal sagte, er solle sich wie zu Hause fühlen.
 

Mittlerweile wachte Wolf auch auf und stellte fest, dass irgendetwas anders war. Er schaute zur Seite und bemerkte, dass der Fuchs verschwunden war. Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke, während ihm wieder Gedanken an letzte Nacht kamen. Als Fox mit ihm über seinen Vater gesprochen hatte. Ob er immernoch alles sagen wollte?

Der Wölfling war sehr in seine Gedanken versunken, während der Fuchs ins Zimmer kam. Er bemerkte ihn erst, als der sich auf ihn zu bewegte.

„Du bist schon wach?“ fragte er und setzte sich auf.

„Seit ein paar Minuten.“ meinte Fox, setzte sich neben seinen Freund und kuschelte sich an ihn. Er merkte aber gleich das sein Liebling langsam kalt wurde und legte die Decke wieder über ihn. Dann fühlte er auf einmal einen Kuss und erwiderte sofort.

„Ich liebe dich.“ hauchte er ihm entgegen.

„Ich dich auch, Schatz.“ kam sofort die Antwort des Wölflings der dafür einen weiteren Kuss bekam, bevor er selbst auch ins Bad ging.
 

Der Fuchs machte noch das Bett zurecht, rutschte darauf dann an die Wand und lehnte sich daran. Er schloss die Augen und dachte darüber nach wie er mit Wolf noch einmal über ihre Beziehung sprechen sollte. Fox fand die Vorstellung irgendwie schön. Einfach ganz normal durch die Straßen zu gehen und sich nicht um die anderen zu kümmern. Er war froh Wolf zu haben. Immer wenn er bei ihm war, fühlte er sich nicht so allein und er spürte, dass er verstanden und geliebt wurde. Aber irgendwie würde er trotzdem gerne diesen Schritt gehen wollen.

Ein paar Minuten später kam Wolf ins Zimmer zurück und sah den verträumten Blick seines Kleinen.

„Was ist denn los, Fox?“

„Ich…hab‘ nur gerade an ‘was gedacht.“ sagte der nur.

„Mhm…“ gab der Wölfling neugierig von sich. Er kannte den Kleineren schon zu gut und wusste, dass er irgendwas ausheckte. Jedoch hätte er beim besten Willen nicht gedacht, dass es wieder um das Thema der letzten Nacht ging.

„Wolf, warum erzählen wir nicht einfach allen von uns?“

„Bitte?“ kam die ungläubige Gegenfrage.

„Ich hab‘ nochmal drüber nachgedacht. Wir sind jetzt schon so weit gegangen. Das würden wir auch noch schaffen.“

„Ich hab‘ dir schon gesagt, wie ich dazu stehe, Fox. Wir sollten das für uns behalten.“

Der Ausdruck in den Augen des Fuchses wurde langsam etwas wütender. Er wollte das nicht mehr. Dieses Versteckspiel.

„Es ist mir aber egal was die anderen sagen.“ sagte er ein wenig lauter, während er aufstand und sich Wolf gegenüber stellte.

„Hey. Beruhig‘ dich, Kleiner.“

„Nein!! Ich will mich nicht beruhigen! Ich liebe dich, Wolf. Es ist mir vollkommen egal wer, was sagt.“

„So einfach ist das nicht. Ich…denke nicht, dass wir das schaffen.“

„Warum nicht?!“
 

Fox wurde immer wütender und schrie den anderen an. Er konnte einfach nicht begreifen wieso sein Freund sich gegen ihn stellte. Fühlte er denn gar nichts mehr für ihn? Hat er überhaupt etwas für ihn gefühlt seit sie zusammen waren?

Wolf hingegen redete auf den Fuchs ein und hoffte ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Er war wie ausgewechselt. Als wäre er nicht er selbst. Sein Blick war wie in Trance…Allmählich machte sich der Wölfling Sorgen um ihn, doch irgendwie spürte er auch in sich selbst Wut aufsteigen. Sein ‚Kleiner‘ war auf einmal so verständnislos und wollte unbedingt, dass jeder von ihnen erfuhr. Er wollte alles überstürzen und merkte nicht, dass er viel zu schnell war.

Am meisten machte ihn die Tatsache wütend, dass er so von seinem Liebling angeschrien wurde. Es würde wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis er selbst auch laut werden würde. Irgendwann war eben auch seine Geduld zu Ende. Auch wenn er es nicht wollte.

Schließlich fing er sich wieder aus seinen Gedanken und beantwortete Fox‘ Frage.

„Fox, es würde verdammt schwer werden. Außerdem weiß ich nicht, ob mein Vater mich noch beobachtet. Ich will nicht daran schuld sein, dass dir etwas passiert nur weil er davon Wind bekommt und noch Amok läuft.“ versuchte Wolf dem Fuchs zu erklären, doch dieser schrie ihn weiter an.

„Hör‘ auf deinen Vater vorzuschieben!“

„Ich schiebe ihn nicht vor. Fox…Was ist denn auf einmal mit dir los?“

„Mit MIR ist gar nichts los!! Ich hab‘ nur gerade das Gefühl, dass du nicht zu mir stehen willst!“

„Was soll das heißen?! Mach‘ dich nicht lächerlich, Fox!!“

Nun war es soweit. Die Geduld des Wölflings war am Ende. Er hatte versucht den anderen zu beruhigen, doch als der meinte, er würde nicht zu ihm stehen, konnte er sich nicht mehr halten.

„Ich mach‘ mich lächerlich?“ gab Fox verständnislos von sich.

„Du weißt, dass ich ALLES für dich tun würde! Wieso unterstellst du mir sowas?!“
 

Fox fühlte sich auf einmal gar nicht mehr von seinem Freund verstanden. Er fühlte sich so…allein. So schrecklich allein, wie sonst immer, als er noch nicht mit dem Wölfling zusammen war. Als er tage- oder wochenlang zu Hause war und sein Vater auf Missionen. Dann dachte er wieder an den vergangenen Abend zurück. Wolf wollte auch gestern schon nicht mit ihm reden. Er wollte überhaupt nie über dieses Thema reden. Ob ihn das alles gar nicht interessierte? Ob er keine Lust hatte weiter zu gehen und ihn nur für ihre gemeinsamen Nächte brauchte? Fox dachte noch ein paar Sekunden darüber nach und ihm kamen allmählich die Tränen.
 

„Wieso willst du das nicht mit mir zusammen machen, Wolf?! Brauchst du mich etwa nur, wenn du nachts nichts Besseres zu tun hast?!“ sagte er laut, mit tränenüberströmten Gesicht.

„Was soll das? Hörst du mir überhaupt richtig zu?! ICH LIEBE DICH, VERDAMMT!!“

Der Kleinere beruhigte sich wieder etwas und hörte auf zu weinen. Dann sah er den ernsten und wütenden Blick seines Gegenübers und zweifelte an dem, was er sagte.

„Nein…“ fing er erst leise an und schüttelte leicht den Kopf, doch seine Stimme wurde gleich danach wieder lauter. „Ich…Ich glaube nicht mehr daran, dass du mich liebst! In der ganzen Zeit in der wir zusammen waren hast du diese drei kleinen Worte nur in den Mund genommen, wenn ich sie vorher gesagt hatte!!“

„Sag‘ mal, ist noch alles klar bei dir?! Denkst du ich wäre so lange bei dir gewesen, hätte dich so oft geküsst und in die Arme geschlossen, wenn ich dich nicht lieben würde?!“

„Oh, komm‘ schon! Vielleicht bist du ja immer so. Gib’s zu!! Du wolltest doch nur einen Zeitvertreib für deine langen Nächte haben! Mehr nicht!!“
 

Wolf schaute ihn geschockt mit leicht geöffnetem Mund an, doch er konnte nichts mehr sagen. Die letzte Behauptung seines kleinen Fuchses war einfach zu verletzend. Er senkte schnell seinen Kopf und kniff die Augen zusammen. Zum Glück schaffte er es aber seine Tränen zu unterdrücken…irgendwie. Er biss die Zähne zusammen und fühlte einen tiefen Schmerz in seinem Herzen.

‚Wie konnte er nur so etwas sagen?‘ ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Er liebte ihn doch und war nicht auf irgendein Abenteuer aus. Nach ein paar Sekunden schaute er sein Gegenüber wieder an. In Fox‘ Augen erkannte er blanke Wut und Verzweiflung.

Der Wölfling hätte ihn jetzt gerne umarmt und sich bei ihm entschuldigt. Doch es tat einfach zu sehr weh.

Wenn Fox ihn jedoch nur anschrie und nicht mit sich reden lassen wollte, konnte er das auch. Vielleicht würde er so verstehen.

Wolf nahm noch einmal seinen Mut zusammen und erhob seine Stimme.

„Wenn du wirklich glaubst, dass ich dich nicht liebe, dann geh‘!!“ Er nahm die Tasche des anderen und warf sie neben ihm auf den Boden. „Geh‘ und such‘ dir jemand anderen!!“
 

Fox schwieg nur, nahm seine Tasche und ging aus dem Zimmer. Im Vorsaal holte er nur noch seine Jacke und ging anschließend nach Hause. Er war einfach nur sauer auf den anderen und wollte ihn am liebsten nie wieder sehen.

Der Wölfling hingegen war mit den Nerven am Ende. Nachdem sein Kleiner gegangen war, setzte er sich aufs Bett und ließ den Tränen freien Lauf. Er hatte sich das alles anders vorgestellt. Viel…glücklicher. Mit der Zeit fühlte er sich immer schuldiger. Er machte sich Vorwürfe, dass er Fox weggeschickt hatte. Wolf dachte, dass er einfach weiter mit ihm hätte reden sollen. Vielleicht wäre er irgendwann aus seiner Trance aufgewacht.
 

Ein paar Stunden später, gegen Mittag, kam Viktoria von der Arbeit nach Hause. Die Wölfin ging zuerst ins Zimmer ihres Sohnes um zu sehen was er denn gerade machte.

„Hallo, mein kleines Wölfchen. Ich bin wieder zu Hause.“ sagte sie in ihrer sanften Stimme. Sie ging zu ihrem Sohn, welcher gerade mit seinem Laptop beschäftigt war und legte die Hände auf seine Schultern.

„Hey, Mom.“ gab Wolf leise von sich.

„Ist ‘was? Du klingst schon wieder so nachdenklich.“

„Nein. Es ist alles bestens.“

„Okay. Kommst du dann mit essen?“ fragte Viktoria und lächelte ihn an.

„Nein, danke. Ich treff‘ mich gleich mit Jannick und Dennis. Wir wollte heute mal wieder ‘was zusammen unternehmen.“ meinte Wolf mit einer leicht freudigen Stimme.

„Schade. Aber gut. Bleibst du über Nacht?“

„Vielleicht. Ich weiß noch nicht. Du wirst ja merken, wenn ich heim komme.“ Damit schaltete Wolf seinen Laptop ab und ging.

Seine Mutter stand nur da und wunderte sich über sein Verhalten. Er war so merkwürdig glücklich. Nicht als würde er sich über etwas freuen, sondern eher als würde er seine Trauer überspielen wollen. Sie kannte dieses Verhalten bei ihrem Sohn. Als er das letzte Mal so war, ist sein damals bester Freund bei einem Verkehrsunfall gestorben. Ob vielleicht etwas mit Fox war? Oder etwas zwischen den Beiden vorgefallen ist?
 

Der Wölfling lief währenddessen in Richtung Brücke. Er hatte seiner Mutter erzählt, er würde sich mit seinen Freunden treffen. Aber in Wirklichkeit hatte er etwas anderes vor…vielleicht. Als er an der Brücke ankam, ging er zum Geländer und schaute nach unten auf die andere Straße. Eine Weile beobachtete er die Autos, die unter ihm vorbei fuhren. Er könnte es jetzt einfach tun. Über das Geländer steigen und ‘runterspringen. Doch obwohl er im Moment keinen Sinn mehr in seinem Leben sah, hielt ihn etwas davon ab. Wolf starrte noch eine Zeit lang nach unten, bis er Jannick’s Stimme hörte.

„Hey, Wolf. Was machst du denn hier?“

Der andere erschrak sich kurz und schaute zur Seite.

„Jannick?!“

„Urm…ja?“ gab dieser ein wenig verwirrt von sich. „Ist ‘was nicht in Ordnung?“

„Naja…ich hab‘ ein paar Probleme. Aber nichts worüber ich reden könnte.“

„Verstehe aber…was machst du dann hier?“

„Ich bin nur mal kurz hier stehen geblieben. Mehr nicht.“ antwortete Wolf nur.

Der andere schaute ihn etwas nachdenklich an, doch er glaubte ihm erstmal und fragte nicht weiter danach.

„Hast du Lust heute mit in den Treffpunkt zu kommen? Ich wollte mal wieder einen Trinken gehen. Ging ja in den letzten Wochen nicht.“

„Klar. Ich glaub‘ das brauch‘ ich heute auch.“

Jannick verabschiedete sich und machte sich erstmal auf den Heimweg. Wolf streifte bis zum Abend nur irgendwo in der Stadt umher, bevor er in den Treffpunkt ging.
 

Fox andererseits schien am Abend erst richtig zu begreifen was am Morgen passiert war. Hatte er seinem Freund wirklich an den Kopf geworfen, dass er ihn gar nicht liebte und nur fürs Bett brauchte? Der Fuchs verstand gar nicht was in ihn gefahren war. Wolf konnte noch nie gut reden. Es war verständlich, dass er nicht so oft sagte, dass er ihn liebte. Aber dafür hatte er den Kleineren öfter in die Arme genommen oder geküsst. Fox beschäftigte die Sache noch als er ein paar Stunden später im Bett lag. Ihm war irgendwie kalt, obwohl er sich bis zum Hals zugedeckt hatte. Er dachte in dem Moment an seinen Freund. In seiner Nähe würde er bestimmt nicht frieren. Der Fuchs spürte wie ihm langsam Tränen in seine Augen stiegen.

‚Warum hab‘ ich das nur gemacht? Gott, ich bin so ein Idiot!‘ dachte er bei sich und schluchzte auf. Er wusste, dass er sich so schnell wie möglich bei seinem Liebling entschuldigen musste. Doch James hätte ihn heute nicht mehr gehen lassen. Wohl oder übel konnte er erst am nächsten Tag zu ihm. Allmählich wurden seine Tränen mehr und sein Schluchzen lauter. Fox wimmerte leise vor sich hin und vergrub den Kopf in seinem Kissen.
 

Währenddessen kamen Wolf und Jannick ziemlich angetrunken aus dem Treffpunkt. Besonders Wolf hatte sich heute nicht wirklich zurückgehalten. Ihm war einfach alles zu viel. Auch wenn er sich dafür schon übergeben hatte und am nächsten Tag womöglich mit höllischen Kopfschmerzen und einem Filmriss aufwachen würde. Er war wegen der Sache mit seinem Freund einfach noch so fertig und hatte versucht seine Gedanken mit Alkohol ‘runterspülen.

Die Beiden liefen die Straße entlang, auf der kaum mehr andere Leute unterwegs waren. Wolf fühlte sich im Moment noch ein wenig schlecht. Gerade als er seinen Kumpel ansprechen wollte, wie es ihm ging, bog der in die nächste Gasse ein.

„Jannick? Ist alles okay bei dir?“ fragte er etwas besorgt.

„Ja…alles in Ordnung. Ich dachte nur mir würde schlecht werden.“

Nach ein paar Minuten kamen die Beiden an der Kreuzung an, bei der sie sich trennen mussten. Jannick stellte sich dem anderen gegenüber und wollte sich verabschieden. Jedoch überkam Wolf in dem Moment so ein komisches Gefühl, als er in die Augen seines Kumpels sah.

Gerade als der schwarze Wölfling etwas sagen wollte, küsste er ihn einfach. Es fühlte sich irgendwie gut an und er spürte auch sofort, dass sein Kumpel mitmachte. Wolf drängte ihn an eine Wand und stützte seine Hände daran ab ohne sich von ihm zu trennen. Nach wenigen Sekunden ließ Jannick von seinem besten Freund ab und atmete ein paar Mal tief durch um wieder Luft zu bekommen.

„Kommst du mit zu mir? Ist nicht ganz so weit.“ Er lächelte seinen Freund an und fuhr mit einer Hand über seinen Oberkörper. Wolf stimmte sofort zu und gab ihm noch einen Kuss.
 

Zehn Minuten später waren sie schon in der Wohnung, in der der andere Wölfling mit seinen Eltern lebte. Wolf war kaum richtig im Vorsaal, als Jannick ihn schon wieder an die Wand warf.

„Mein Zimmer ist gleich nebenan.“

Wolf zog seinen Kumpel an sich und schob ihm seine Zunge in den Mund. Im nächsten Augenblick gingen die Beiden schon ins Zimmer des schwarzen Wölflings.
 

Am nächsten Morgen wachte Wolf neben seinem besten Freund in dessen Bett auf. Er wusste erst nicht was passiert war, bis er sich an die letzte Nacht erinnerte.

‚Aarr, Shit! Was hast du schon wieder gemacht, Wolf?!‘ sagte er leise zu sich selbst. Der Wölfling war einfach nur wütend auf sich selbst. Dafür, dass er mit der ganzen Sache angefangen hatte. Es hatte doch eigentlich gereicht, dass er viel zu viel intus hatte. Aber nein…er musste sich ja unbedingt noch Jannick an den Hals werfen.

‚Gott…Wie Fox darauf wohl reagieren wird?‘ fragte er sich weiter. Er hatte Hoffnung, dass der Fuchs wieder normal sein würde, obwohl sie sich so gestritten hatten und er total neben sich war. Schließlich stand er leise auf, zog sich an und machte sich auf direktem Weg nach Hause.
 

Als er zu Hause ankam wollte er gleich in sein Zimmer, wurde aber von seiner Mutter aufgehalten.

„Guten Morgen, Schatz. Willst du gleich was essen?“

„Nein…ich…Ich hab‘ dringend was zu erledigen.“ redete er sich heraus und öffnete die Tür seines Zimmers. Er suchte sofort die Tabletten in seiner Tasche um diese grässlichen Kopfschmerzen los zu werden. Danach hörte er aber schon wieder Viktoria’s Stimme durch die Tür.

„Wolf? Ist bei dir alles okay, Kleiner?“

‚Warum kannst du mich nicht mal allein lassen, Mom?‘ dachte er bei sich, rief aber doch zurück, dass alles in Ordnung ist.
 

Nachdem er eine Tablette gegen die Kopfschmerzen genommen hatte, legte Wolf sich auf sein Bett. Jedoch wurde seine Ruhe eine halbe Stunde später von dem Klingeln seines Handys unterbrochen. Er nahm den Anruf an ohne auf das Display zu schauen und erschrak, als Jannick’s Stimme an sein Ohr drang. Der schwarze Wölfling wollte unbedingt mit ihm reden und Wolf machte sich gleich auf den Weg.
 

Als die Wölfin wenig später noch einmal nach ihrem Sohn sehen wollte, fand sie dessen Zimmer leer vor. Sie wunderte sich immer mehr über die seltsame Art, die ihr Wölfchen seit dem vorigen Tag entwickelt hatte. Viktoria schaute sich im Zimmer um, ob er denn wenigstens sein Handy mitgenommen hatte. Leider musste sie feststellen, dass es noch auf dem Bett lag und sogar ausgeschaltet war.

"Du bist für mich auch kein Vater!!"

Fox war mit seinem Vater gerade auf dem Weg nach Hause, als er wieder einmal auf sein Handy schaute. Er hatte ein paar Mal versucht seinen Freund anzurufen, doch sein Telefon war immer nur aus. Nach einigen Versuchen hatte er mehrere SMS geschrieben und hoffte nun endlich eine Antwort zu bekommen. Aber es kam nichts. Eigentlich hatte er vor, gleich am Morgen zu ihm zu gehen, sein Vater wollte ihm aber unbedingt das Hauptquartier des StarFox-Teams zeigen. Vorhin hatte James ihm gesagt, dass er das Team später übernehmen soll. Wovon der junge Fuchs aber nicht gerade begeistert war. Ihn interessierte das alles im Moment nicht. Er dachte nur noch an Wolf. Wenn er sich nicht so schnell wie möglich bei ihm entschuldigen könnte, wäre es womöglich endgültig aus. James sah während der Fahrt ein paar Mal zu seinem Sohn herüber. Ihm war die ganze Zeit schon aufgefallen, dass er sich komisch verhielt. Er hatte eigentlich gehofft ihn auf andere Gedanken zu bringen, indem er ihm das Hauptquartier zeigte. Anscheinend hatte das wohl aber doch nichts genützt.
 

„Was ist los mit dir, Fox? Du bist so komisch heute.“ fragte er seinen Sohn auf dem Heimweg.

„Es ist nichts…“ antwortete dieser nur.

„Sag‘ mir bitte nicht, dass alles in Ordnung ist. Du warst gestern doch schon so fertig.“

„Bitte, Dad. Ich kann nicht darüber reden.“

„Fox, ich…hab‘ dein Wimmern gestern gehört…als ich an deinem Zimmer vorbeigegangen bin.“ Der Fuchs schaute seinen Vater erschrocken an, blickte aber gleich zur Seite, als er weitersprach. „Ich dachte erst ich hätte es mir eingebildet aber wenn ich dich jetzt so sehe…Wenn du Probleme hast, dann rede mit mir.“ bot James seinem Sohn an. Doch der schüttelte nur leicht seinen Kopf.

„Ein andermal…vielleicht. Ich kann jetzt wirklich nicht darüber reden.“

„Na gut. Aber du sagst mir, wenn ich dir helfen kann.“
 

Nachdem die beiden zu Hause ankamen, meldete sich plötzlich Fox‘ Handy. Er dachte erst, dass es Wolf war, doch auf dem Display sah er dann nur eine Nachricht von Falco. Er wollte sich mit Slippy und ihm am Nachmittag treffen. Der Fuchs nutzte diese Gelegenheit um jetzt schon zu Wolf zu gehen, ohne es seinem Vater sagen zu müssen. Er meinte nur, dass er sich jetzt schon mit seinen Freunden treffen würde und ging los.
 

Jannick saß mittlerweile mit dem Wölfling auf einer Bank auf dem Schulgelände. Er wollte ungestört mit ihm reden und da in den Ferien niemand dort war, würden sie in Ruhe gelassen werden.

„Ich hab‘ wegen letzter Nacht nachgedacht…Ich will ja nicht bestreiten, dass ich dich mit zu mir nach Hause genommen hab‘ aber…warum hast du mich eigentlich geküsst? Was ist in letzter Zeit überhaupt mit dir los, Wolf?“

„Ich…ich weiß es nicht…“ antwortete der nur. Er wollte dem anderen nichts über seine sexuelle Neigung erzählen. Im nächsten Moment kam ihm jedoch in den Sinn, dass er es nach letzter Nacht eigentlich doch wusste. Aber Jannick hätte ihn bestimmt danach gefragt, wie er dazu gekommen wäre und er hatte eigentlich nicht vor das von Fox und sich zu verraten. Dann kam jedoch die nächste unangenehme Aussage auf ihn zu.

„Ich nehm‘ dir das nicht ab. Man küsst doch nicht einfach so einen Kerl. Auch nicht wenn man dicht ist. Außerdem hat sich das bei dir ziemlich gewollt angefühlt.“

Der graue Wölfling beugte sich nach vorne und stützte seine Ellenbogen auf seinen Beinen ab. Er merkte, dass er Fox jetzt wohl nicht mehr verheimlichen konnte. Aber er wusste nicht, wie er das alles jetzt sagen sollte. Dann fühlte er, wie sein bester Freund seinen Arm um ihn legte.

„Ich sage ja nicht, dass es mir nicht gefallen hat…aber irgendwie ist das trotzdem komisch.“ fing der schwarze Wölfling wieder an. „Du hast mir doch mal im Krankenhaus erzählt, dass du dich jetzt besser mit dem kleinen McCloud verstehst. Geht’s vielleicht um ihn? Seit ihr…mehr als nur Freunde?“

„Ja, ich bin schon seit längerem mit ihm zusammen…eigentlich…“ gab Wolf schlussendlich zu.

„Okay…und was meinst du mit ‚eigentlich‘? Habt ihr Probleme?“

„Wir haben uns gestern gestritten. Er war sich nicht sicher ob er mir noch vertrauen kann. Ich hab‘ ihn weggeschickt und seitdem nichts mehr von ihm gehört. Ich, urm…weiß nicht, ob wir jetzt überhaupt noch zusammen sind.“ Dem grauen Wölfling kamen allmählich ein paar Tränen. Er war immernoch verzweifelt, weil er nicht wusste wie jetzt eigentlich alles weitergehen sollte.

„Verstehe. Puh…Fox…Das hätte ich ehrlich gesagt am wenigstens erwartet, dass du dir gerade ihn aussuchst. Wie ist es eigentlich dazu gekommen?“ meinte Jannick immernoch ein wenig überrascht.

„Ich bin in der Nacht bei ihm geblieben, als er zusammengeschlagen wurde.“

„Habt ihr…“

„Nein! Wir…lagen nur nebeneinander.“ antwortete Wolf ein wenig peinlich berührt.

„Du liebst ihn sehr, hm? Deswegen hast du gestern auch so ungewöhnlich viel getrunken, oder? Weil er dir fehlt?“ Jannick sah nur das der andere leicht nickte. Er zog ihn noch ein wenig an sich und strich ein wenig über dessen Rücken um ihn zu beruhigen. Wolf wurde tatsächlich langsam wieder ruhig und richtete sich auf.

„Und was war dann mit mir?“ wollte der andere dennoch wissen. „Warum hast du mich gestern auf der Straße geküsst?“

„Keine Ahnung…Als du vor mir standest, da…hast du irgendwie denselben Ausdruck in den Augen gehabt, wie Fox immer…“ Wolf schaute seinen besten Freund mit einem ängstlichen Blick an. Er fühlte sich nicht wohl dabei Jannick das alles zu erzählen. Es war ihm auch unangenehm als sie wieder auf die letzte Nacht zu sprechen kamen. Der andere lächelte ihn jedoch nur ein wenig an und schlug vor noch ein wenig durch die Stadt zu laufen. Der Wölfling willigte schließlich ein und sie verließen das Schulgelände.
 

Fox stand inzwischen vor dem Haus in dem sein Freund wohnte. Viktoria öffnete ihm die Tür und begrüßte ihn freundlich, merkte aber auch gleich, dass etwas nicht in Ordnung zu sein schien.

„Ist Wolf da? Ich muss wirklich dringend mit ihm reden.“

„Tut mir Leid, Fox. Er kam heute Morgen erst nach Hause und ist aber schon eine halbe Stunde später wieder gegangen.“ meinte die Wölfin ruhig.

„Verdammt…“ flüsterte der andere vor sich hin und ihm kamen sofort die Tränen.

„Hey. Was ist denn los mit dir?“ fragte Viktoria erschrocken.

„Nichts, ich…“ Fox konnte nicht mehr weiterreden und schluchzte kurz auf.

„Komm‘ erstmal mit nach oben. Du bist doch völlig fertig.“ Dem Fuchs wurde von der Mutter seines Freundes die Tür aufgehalten und er ging mit ihr nach oben.
 

In der Wohnung angekommen bat die Wölfin Fox ins Wohnzimmer und fragte ihn, ob er etwas trinken wollte. Er bedankte sich, lehnte aber ab und setzte sich mit auf die Couch. Viktoria reichte ihm erst einmal ein Taschentuch und fragte ihn was eigentlich los war.

„Es…es ist alles meine Schuld…“ kam die niedergeschlagene Antwort des Fuchses.

„Was ist deine Schuld? Ist irgendwas passiert? Wolf verhält sich nämlich seit gestern auch schon so eigenartig.“

Fox nickte nur kurz und weinte nur noch ein bisschen mehr. Ihm fehlte sein Freund so sehr und er war auch noch selbst daran schuld, dass er jetzt nicht bei ihm sein konnte. Dann fühlte er, dass Viktoria ihn umarmte und lehnte sich an sie.

„Schhh…ist ja gut, Fox. Beruhig‘ dich wieder.“ sagte sie in ihrer sanften Stimme und streichelte über seinen Arm. „Ist zwischen euch beiden ‘was nicht in Ordnung?“ versuchte die Wölfin es noch einmal.

Der Fuchs schluchzte kurz auf. Auch, wenn es ihm schwer fiel erzählte er letztendlich was passiert war.

„Ich…Wir…haben uns gestritten…Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war. Ich hab‘…Wolf so viele Dinge vorgeworfen, die gar nicht stimmen…Ich…Ich hab’s nicht mal eingesehen, als…als er mich weggeschickt hat.“

„Ich bin mir sicher, dass er es nicht so gemeint hat. Wolf tut immer nur so als würde er undurchdringbar sein.“ versuchte Viktoria ihn den Fuchs zu beruhigen.

„Aber ich hab‘ ihn verletzt…Er sah so verletzt aus, als ich gegangen bin. Ich wollte mich mit ihm treffen, um mich zu entschuldigen und hab‘ schon ein paar Mal versucht ihn anzurufen aber…ich erreiche ihn einfach nicht.“

„Wolf braucht bestimmt nur ein bisschen Zeit. Er vermisst dich mit Sicherheit auch schon lange…“ Die Wölfin schaute ihn mit einem leichten Lächeln an. Fox ging jedoch nur von ihr zurück und senkte seinen Blick.

„Ich…denke eher, dass er nichts mehr von mir wissen will…“

„Das glaube ich nicht, sonst wäre er nur dir gegenüber abweisend. Er lässt aber nicht einmal mehr mich an sich ‘ran.“

Fox schwieg noch eine Weile und beruhigte sich allmählich. Doch tief im Inneren konnte er nicht mehr. Er hoffte einerseits, dass sein Freund sich wirklich noch bei ihm melden würde aber andererseits glaubte er nicht mehr daran. Er hatte irgendwie in dessen Augen gesehen, wie sehr er dem Wölfling wehgetan hatte. Auch, wenn er es erst viel später feststellte. Als er schon zu Hause war und über den Streit nachdachte. Wenn Wolf nichts mehr von ihm wissen wollte…Das könnte er sich niemals verzeihen.

„Ich…glaube ich sollte langsam wieder gehen.“

„Du kannst gerne noch hierbleiben, Fox. Falls du auf Wolf warten willst?“

„Nein, ich…treff‘ mich nachher noch mit Freunden.“

„Okay. Ich sage ihm, dass du hier warst.“

Der andere nickte nur und wurde von der Wölfin noch zur begleitet, als er sich auf den Weg machte.
 

Wolf war noch bis zum frühen Nachmittag mit Jannick unterwegs. Obwohl sie nur durch die Straßen liefen und redeten hatte der schwarze Wölfling es geschafft auf andere Gedanken zu bringen. Zumindest für ein paar wenige Stunden, denn auf dem Heimweg kamen die beiden wieder auf ihn und Fox zu sprechen.

„Was genau hat Fox eigentlich so wütend gemacht?“ wollte Jannick wissen.

„Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir niemandem von uns erzählen. Wenigstens noch nicht. Aber gestern Morgen war er auf einmal wie ausgewechselt.“ antwortete Wolf ruhig.

„Er wollte es sagen, nicht wahr?“

„Ja, irgendwie schon…ich hab‘ auf ihn eingeredet aber er ist nur noch wütender geworden.“

Jannick nickte verständnisvoll und lächelte seinen besten Freund aufmuntern an. Der hätte allerdings nicht gedacht, dass er so reagierte. Er hatte eher damit gerechnet, dass er verachtet werden würde. Aber wahrscheinlich hing das nur damit zusammen, dass sie am vorigen Tag…Wolf schüttelte den Gedanken aus seinem Kopf. Er wollte jetzt nicht daran erinnert werden, dass er seinen Freund hintergangen hatte. Es tat so schon genug weh.

„Ich muss dann, Wolf.“ safte der schwarze Wölfling nach ein paar Sekunden. „Lass‘ den Kopf nicht hängen. Das renkt sich schon wieder ein.“

Der andere Wölfling lächelte ihn ein bisschen an und senkte dann seinen Blick. Er hoffte auch, dass alles wieder gut werden würde, doch er konnte nicht so wirklich daran glauben. Nicht nach dem, was er jetzt noch getan hatte. Er schämte sich dafür und konnte sich das selbst nicht mal verzeihen. Wie könnte es sein Freund dann?

Als Jannick bemerkte, dass der andere einen Moment unaufmerksam war, legte er seine Arme um ihn und zwang ihm noch einmal seine Zunge in den Mund. Wolf stöhnte kurz leise auf. Dann drückte er den anderen aber von sich.

„Verdammt, Jannick! Was soll das?!“ gab er wütend von sich.

„Ich, urm…tut mir Leid. Ich weiß auch nicht was gerade mit mir los war.“ entschuldigte der sich und drehte sich sofort um und ging. Doch eigentlich wusste er genau was mit ihm los war. Er fand seinen besten Freund schon immer toll. Noch mehr als alle anderen. Deswegen hatte er sich auch erst mit Wolf angefreundet.
 

Fox hoffte eigentlich, dass seine Freunde ihn irgendwie auf andere Gedanken bringen würden. Aber er schien einfach nicht von dem Wölfling loszukommen. Er machte sich noch immer so viele Vorwürfe und die beiden anderen merkten auch, dass irgendetwas nicht stimmte. Falco hakte ein paar Mal nach, bekam aber nie eine richtige Antwort. Der Fuchs sagte nur, dass er in letzter Zeit irgendwie nie gut drauf war. Seine Freunde nahmen die Aussage nach einer Weile einfach so hin. Auch wenn sie eigentlich wissen wollten, wieso er so schlecht drauf war. Es fiel ihnen immerhin selbst auf, dass er nicht unbedingt die beste Laune hatte. Kurz bevor sie nach Hause gehen wollten, fragte der Falke ob am Dienstag jemand mit in diesen neuen Club gehen würde. Fox wollte eigentlich gar nicht, doch letztendlich ließ er sich doch überreden.
 

Wolf stand mittlerweile wieder auf dieser Brücke und starrte nach unten. Ihm kam Jannick irgendwie so komisch vor.

‚Ob er etwa auch ‘was von mir will?‘ dachte er bei sich. Immerhin redete sein bester Freund in letzter Zeit auch viel mit ihm, obwohl er eigentlich kein Freund von vielen Worten war. Und dann war da noch dieser Kuss, kurz bevor er ging…Der Wölfling war sich im Moment gar nicht sicher wie er auf den anderen reagieren sollte. Er hatte doch Fox…vielleicht. Diese ganze Situation machte ihn einfach nur fertig. Für einen Augenblick dachte er wieder daran nach unten zu springen und so allem ein Ende zu setzen. Aber wenn der Fuchs ihn vielleicht doch noch liebte? Was würde er ihm damit wohl antun?
 

Als Fox gerade auf dem Heimweg war, lief er eine andere Straße entlang als sonst. Von der aus man auch auf die Brücke sehen konnte. Er schaute auch durch Zufall hinüber und hielt inne, als er einen Wölfling sah der auf das Geländer stieg und sich leicht darüber beugte.

‚Will der etwa springen?!‘ dachte der Fuchs erst etwas schockiert. Doch danach erkannte er entsetzt, dass es Wolf war.

‚Nein…Nein! Nicht springen!!‘ schoss es ihm nur durch den Kopf und er wollte gerade über die Straße rennen. Dann sah er aber, dass der andere von dem Geländer stieg und weiterlief. Fox war erleichtert, doch er konnte noch immer nicht glauben, dass sein Freund sich womöglich umbringen wollte. Hatte er ihn so sehr verletzt? Plötzlich kam ihm in den Sinn, was für eine Gelegenheit er doch eben verpasste und rannte los um mit Wolf zu reden.

Als er an der Haustür ankam, bekam er jedoch auf einmal Angst. Der Fuchs wollte eigentlich unbedingt mit ihm reden aber was sollte er ihm sagen? Er konnte sich nicht einfach nur bei ihm entschuldigen und dann wäre wieder alles in Ordnung. Er hatte ihm dafür zu viele Vorwürfe gemacht. Nachdem er ein paar Mal vergeblich versuchte sich zu überwinden auf die Klingel zu drücken, ging er doch wieder nach Hause.
 

Wolf saß gerade wieder an seinem Laptop, während seine Zimmertür aufging. Er drehte sich um und sah seine Mutter auf ihn zukommen.

„Hey, mein Kleiner. Ich glaube wir sollten mal miteinander reden.“ sagte sie etwas ernst und setzte sich auf das Bett ihres Sohnes.

„Ist ‘was nicht in Ordnung?“ fragte der andere.

„Dasselbe könnte ich dich fragen. Fox war vor ein paar Stunden bei mir…Ihr habt euch gestritten?“

„Fox war hier?! Ist, urm…Wie geht’s ihm?“ fragte Wolf leise und ein wenig beschämt.

„Wenn du dein Telefon bei dir hättest, würdest du es eventuell schon wissen.“ meinte seine Mutter erst nur. Dann antwortete sie doch auf die Frage. „Er ist mit den Nerven am Ende. Er wollte sich schon ein paar Mal mit dir treffen um sich zu entschuldigen aber er meinte, dass er nicht mehr an dich herankommt. Was ist denn mit dir los? Willst du nichts mehr von ihm wissen?“

„Doch! Ich…liebe ihn doch noch…“

„Dann melde dich gefälligst bei ihm, Wolf! Was glaubst du eigentlich was er sich für Vorwürfe macht?“

Der Wölfling ließ den Kopf hängen und atmete tief durch. Er war jetzt nicht in der Lage seiner Mutter zu antworten. Im Augenblick hatte er eher damit zu kämpfen nicht loszuheulen. Langsam kam er sich selbst erbärmlich vor. Er weinte sonst nie. Die Wölfin bemerkte, dass ihr Sohn unruhig wurde und griff nach seiner Hand um ihn zu beruhigen.

„Wolf, er will sich bei dir entschuldigen. Es tut ihm schrecklich leid passiert ist.“

„Ich…ich dachte er hasst mich.“

„Das tut er nicht. Fox liebt dich wirklich sehr. Du solltest wirklich schnellstens mit ihm reden.“

Der Wölfling fand nun allmählich sein Lächeln wieder und nickte seiner Mutter zu. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte setzte er sich selbst aufs Bett und schaltete sein Handy an. Nach dem, was Viktoria ihm erzählt hatte, wollte er eigentlich nicht wissen wie oft der Fuchs versucht hatte ihn anzurufen.
 

Ein paar Sekunden später sah er etwas erschrocken auf das Display seines Telefons. 37 Anrufe in Abwesenheit innerhalb von 3 oder 4 Stunden. Und alle von Fox. Wolf wurde langsam klar wie verzweifelt sein Freund sein musste. Dann bemerkte er, dass er auch noch einige SMS von ihm bekommen hatte. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte was darin stand. Nach kurzer Überlegung öffnete er die erste aber doch.

‚Meld‘ dich bitte bei mir. Ich wollte das nicht.‘

‚Es tut mir leid, Wolf. Ich vermisse dich.‘

‚Wolf, ich liebe dich. Du fehlst mir so sehr. Bitte melde dich bei mir.‘

Nach dieser letzten Nachricht legte Wolf sein Handy wieder weg. Es waren zwar noch an die 20 SMS, die er noch nicht gelesen hatte, doch es war ihm jetzt schon alles zu viel.
 

Fox lag währenddessen in seinem Bett und drückte sein Gesicht ins Kissen. Während er noch immer nicht aufhören konnte zu weinen. Er fühlte sich so schwach und schuldig. Er machte sich Gedanken warum er nicht einfach zu seinem Freund gehen konnte. Was denn so schwer daran war. Der Fuchs drückte sich noch mehr in das Kissen und schluchzte und wimmerte leicht, als plötzlich sein Handy klingelte. Er schreckte etwas hoch und schaute schnell nach wer es war. Auf dem Display stand endlich der Name seines Freundes zu lesen und er öffnete die Nachricht.

‚Verzeih‘ mir bitte, Fox…‘

Er wusste gar nicht so richtig wie er das jetzt deuten sollte. Er wählte Wolf’s Nummer und hoffte, dass er vielleicht jetzt abnehmen würde. Doch er wartete vergebens darauf. Langsam bekam er Angst, dass diese SMS das Aus ihrer Beziehung bedeutete. Immerhin reagierte Wolf auch nicht auf seinen Anruf.
 

In den nächsten beiden Tagen versuchte Fox noch dutzende Male seinen Freund zu erreichen. Er hatte Panik davor selbst zu ihm zu gehen, solange er noch nicht wusste woran er bei ihm war. Doch er kam noch immer nicht an den Wölfling heran.

Am Dienstag rang er sich endlich dazu durch, zu ihm zu gehen. Der Fuchs hatte auf dem Weg ziemlich gemischte Gefühle. Er freute sich den anderen vielleicht endlich wiederzusehen. Aber er hatte auch Angst davor wie der auf ihn reagierte. Fox war sich bewusst, dass er ihn vielleicht so sehr verletzt hatte, dass Wolf nichts mehr von ihm wissen wollte.
 

Der Wölfling war gerade auf dem Weg von Dennis nach Hause, als er die Stummschaltung seines Handys deaktivierte. Dann bemerkte er, dass sein Freund schon wieder etliche Male bei ihm angerufen hatte. Er atmete tief ein und gab ein nachdenkliches Seufzen von sich. Wolf wäre gerne schon zu ihm gegangen. Aber er konnte diese Sache mit Jannick nicht vergessen. Er kam sich immernoch so komisch vor, wenn er daran dachte. Am liebsten hätte er alles rückgängig gemacht, doch das ging nun mal nicht. Fox würde mit Sicherheit am Boden zerstört sein, wenn er es ihm sagen würde. Wolf war auch bewusst, dass er es ihm irgendwann sagen musste. Der Fuchs durchschaute ihn immer relativ schnell, wenn ihn etwas beschäftigte.

Wolf fühlte schon, dass er seinem ‚kleinen Fuchs‘ wohl nicht mehr richtig in die Augen schauen konnte und traute sich deswegen auch nicht zu ihm zu gehen um mit ihm zu reden.

Nachdem er ein paar Minuten unterwegs und schon fast daheim war, hörte er plötzlich jemanden seinen Namen rufen. Er zuckte kurz zusammen und blieb eine Weile stehen, ehe er nachsehen wollte wer ihn gerufen hatte. In dem Moment fiel ihm auch gleich Fox um den Hals, bevor er sich überhaupt richtig zu ihm gedreht hatte. Anscheinend war er sofort auf ihn zugerannt, nachdem er ihn gerufen hatte.

„Es tut mir Leid, Wolf. Es tut mir alles so Leid….Ich wollte das alles nicht.“ fing der Fuchs gleich mit seinen Entschuldigungen an, ohne dem anderen eine Gelegenheit zu geben etwas zu sagen. Er klammerte sich einfach an seinem Wölfling fest und machte keinerlei Anstalten ihn wieder loszulassen. Wolf hingegen war so überrascht, dass er erst gar nicht wusste was los war. Ohne richtig zu überlegen, drückte er den anderen einfach von sich. Dieser schaute ihn daraufhin nur mit einem irritierten Gesichtsausdruck an.

„Fox, ich…“ sagte er nur, konnte aber nicht weiterreden und schaute nur nach unten.

„Entschuldige, Wolf…ich hab‘ dich so sehr vermisst…“ gab Fox leise von sich und ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Ich wollte dir nicht wehtun…Ich weiß auch nicht was mit mir los war.“ Er schaute seinen Freund an, doch dieser zeigte keine Reaktion. Als er jedoch seine Hand hochnahm um über dessen Wange zu streicheln, drehte der Wölfling seinen Kopf weg. Der Fuchs zuckte ebenfalls zurück und nahm wieder einen erschrockenen Ausdruck an.
 

Wolf hatte schon ein paar Mal versucht dem anderen zu antworten, doch er konnte einfach nicht. Jetzt, da der Fuchs vor ihm stand, schämte er sich nur noch mehr dafür, dass er mit Jannick mitgegangen war. Obwohl er ja eigentlich mit Fox zusammen war. Der Wölfling schloss seine Augen und versuchte ruhig zu bleiben. Er spürte ein leichtes Ziehen in seinem Herzen, jedes Mal wenn sein Freund schluchzte.

„Ich…kann jetzt nicht darüber reden…“ sagte Wolf dann nach einer Weile und wollte sich umdrehen und gehen. Im nächsten Moment wurde er von Fox aber noch einmal aufgehalten.

„Ich weiß doch, wie sehr ich dich verletzt habe.“ meinte er fast schon panisch. „Es tut mir wirklich leid, Wolf. Gib‘ mir noch eine Chance…Bitte…Ich liebe dich, Schatz…“

Der Wölfling schaute in die verweinten Augen seines Freundes. Er fühlte sich schlecht dabei, dass der Fuchs wegen ihm so fertig war, doch er schaffte es einfach nicht richtig mit ihm zu reden. Er hatte einfach viel zu viel Angst davor, ihm dann noch diese Sache mit Jannick sagen zu müssen.

„Ich kann das im Moment nicht…Entschuldige, Fox…Das hat nichts mit dir zu tun…“ Mit diesen Worten ließ er den Kleineren allein zurück und ging weiter.

„Wolf…Wolf, bitte warte!“ rief Fox ihm nach, doch der Wölfling hörte nicht auf ihn. Bevor er in die nächste Straße bog, drehte er sich jedoch noch einmal um und blickte ihn an. Dann kamen ihm doch ein paar kleine Tränen, als er sah wie Fox völlig fertig mit den Händen vorm Gesicht an der Hauswand lehnte.

‚Warum hab‘ ich das denn jetzt gemacht?‘ dachte er für sich. Aber wie würde es wohl aussehen, wenn er jetzt wieder zu ihm gehen würde? Außerdem hatte er ihm vor ein paar Tagen eine Schneekugel gekauft um sich selbst noch einmal bei ihm zu entschuldigen. Obwohl es ziemlich schwer war im Herbst schon eine zu bekommen.
 

Nachdem Fox sich halbwegs beruhigt hatte, wollte er wieder nach Hause gehen. Plötzlich tauchten ein älterer Wölfling und ein Füchsin vor ihm auf. Er fuhr kurz zusammen, als er dann bemerkte das Wolf’s Vater vor ihm stand. Der Fuchs wollte gerade reagieren, als Derek auf einmal nur ausholte und ihn K.O. schlug.
 

Einige Zeit später kam er in einer alten Lagerhalle wieder zu sich. Als er sich bewegte merkte er, dass er an den Handgelenken an einem Pfosten gekettet war. Mit der Zeit wurde Fox panisch, als er einige Minuten später aber eine Tür hörte. Derek kam herein und ging mit einem fiesen Grinsen auf den Angeketteten zu.

„Ah…er ist endlich aufgewacht. Wird auch langsam Zeit!“ meinte er in einem lauten, aggressiven Tonfall.

„Was wollen Sie von mir?“ fragte Fox leise und versuchte dabei nicht zu ängstlich zu klingen.

„Ich will wissen warum du Wolf ständig nachrennst?!!“ schrie der andere auf einmal.

„Sie…Sie sind Wolf’s Vater, nicht wahr?“

Derek trat noch einen Schritt an ihn heran, schaute ihn ein paar Sekunden lang nur an und schlug ihm dann ganz plötzlich ins Gesicht.

„Ich stelle hier die Fragen!! Also antworte mir gefälligst!!“

Der Fuchs kniff kurz die Augen zusammen, sah dem anderen dann aber wieder in die Augen.

„Ich…ich renne ihm nicht hinterher.“ gab er leise zurück. Der Wölfling schüchterte ihn sehr ein, obwohl er große Ähnlichkeit mit Wolf hatte. Er war nur um einiges gemeiner und mit Sicherheit auch krimineller als ‚nur‘ jemanden zu entführen und gefangen zu halten.

„Nein, natürlich nicht…“ sagte dieser nur ironisch und schlug den Fuchs erneut. Der schrie kurz auf, als er den Schmerz in seinem Oberkörper spürte.

„Wir beobachten dich schon eine ganze Weile. Ich hab‘ dich schon ein paar Mal mit Wolf zusammen gesehen. Vorhin bist du eindeutig zu weit gegangen!“

„Aber ich-“

„Halts Maul!! Bist du so blöd oder warum kapierst du nicht, dass mein Sohn nichts mit dir zu tun haben will?! Wenn du mit einer Frau nicht klarkommst und unbedingt einen Kerl brauchst, dann such‘ dir jemand anderen!!“

„Wolf liebt mich aber auch! Wir sind schon seit ein paar Monaten zusammen!“ schrie Fox einfach zurück, ohne zu überlegen.

„Unsinn!! Mein Sohn ist nicht schwul! Warum hat er dich wohl sonst stehen lassen?!“ meinte Derek und sah sein Gegenüber mit einem ernsten, wütenden Blick an. Der andere schaute nur auf den Boden. Es tat weh wieder an diese Situation erinnert zu werden.

„Kleiner Lügner! Das sagst du doch auch nur, damit niemand merkt, dass mein Sohn eigentlich nichts von dir wissen will!“ gab der Wölfling nur von sich, als er bemerkte das Fox nichts mehr sagte.

„Ich lüge nicht!“ antwortete der dann aber doch noch.

Derek wollte gerade noch einmal ausholen, doch dann kam die Füchsin herein.

„Was gibt’s Vivian?“ fragte er sie, mit einem gereizten Unterton in der Stimme.

„Spike und Razor haben sich gerade gemeldet.“ fing die Füchsin in einem rauen Ton an. „Dein Sohn ist jetzt allein in der Wohnung.“

„Sie sollen ihn herbringen. Sofort!“

Vivian nickte und verließ die Halle wieder.
 

„Wolf interessiert sich gar nicht für Sie. Lassen Sie ihn doch einfach in Ruhe!“ sagte Fox, nachdem sie weg war. Derek wandte sich wieder an ihn und schaute ihn erneut finster an. Dann schlug den Fuchs solange, bis er wieder ohnmächtig wurde. Einige Male traf er ihn auch mit seinen Klauen, sodass er viele Schnittwunden davon trug.

Danach ging der Wölfling nach draußen zu seiner Kollegin.

„Du hast ja ziemlich auf ihn eingeschlagen. Meinst du nicht, dass eine Mal auf der Straße hat gereicht?“ fragte sie.

„Da hatten wir ihn nur zufällig erwischt. Und ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er meinem Sohn nachstellt.“ antwortete Derek nur. „Ich bin mal kurz weg. Werf‘ mal ein Auge auf ihn. Du kannst ihn eigentlich auch losmachen. Der Schwächling steht eh nicht so schnell wieder auf.“

„Okay…Und was ist, wenn die anderen eher hier sind. Sollen wir Wolf ins Besprechungszimmer bringen?“

„Ja. Aber ich glaube, es wird nicht so lange dauern. Bis dahin bin ich schon wieder zurück und dann kümmere ich mich selbst um meinen Sohn.“ antwortete der Wölfling nur. Vivian ging in die Lagerhalle, löste den Fuchs von dem Pfosten und stellte sich wieder an die Tür, während sie ihn jedoch nicht aus den Augen ließ.
 

Wolf wurde durch ein Klingeln an der Haustür wieder aus seinen Gedanken gerissen. Ob Fox nochmal gekommen war? Mit gemischten Gefühlen nahm er seine Schlüssel, verließ die Wohnung und ging die Treppen nach unten. Als er sie öffnete wurde er jedoch gleich gepackt und aus dem Haus gezogen.

„Hey? Was soll das?!“ rief er laut. Er erkannte einen Husky und einen Fuchs vor sich. Sie sahen ziemlich gemein und gefährlich aus.

„Ruhig bleiben und mitkommen!“ meinte der Fuchs mit rauer Stimme und sie zerrten ihn in ein schwarzes Auto. Erst nachdem sie losgefahren waren, schaute Wolf sich die beiden etwas genauer an.

‚Das könnten 2 der Angreifer sein!‘ dachte er erschrocken.

Ungefähr eine halbe Stunde später kamen die 3 an der Lagerhalle an, wo Derek und Vivian schon auf sie warteten. Der Husky zog Wolf ziemlich grob aus dem Auto, worauf Derek ihn etwas anging. Dann schichte er seine Kollegen weg um mit seinem Sohn allein zu sein.

„Warum hast du mich hierher geholt?! Was willst du überhaupt schon wieder von mir?!“

„Nur die Ruhe, Wolf.“ entgegnete ihm sein Vater. „Du bist hier, weil wir etwas zu klären haben.“

„Ich wüsste nicht was ich DIR zu erklären hab‘.“ gab Wolf wieder nur wütend zurück.

„Dann komm‘ mit.“ sagte Derek, ging mit seinem Sohn zur Tür der Lagerhalle und öffnete diese. „Den kennst du doch, oder?“ fragte er weiter und deutete auf Fox, welcher leblos auf dem Boden lag.

„FOX!!“ schrie Wolf entsetzt und wollte schon zu ihm laufen, doch der andere hielt ihn zurück.

„Was ist mit euch beiden los, Wolf? Dieser kleine Schwächling da meint, ihr wärt…zusammen. Stimmt das?“

Der junge Wölfling konnte ihm einfach nicht antworten. Er sah nur erst nach unten, dann wieder zu dem Fuchs.

‚Was haben sie nur mit dir gemacht?‘ schoss es ihm durch den Kopf.

„Hey, Junge! ich rede mit dir!! Liebst du den etwa wirklich?!“ fragte der ältere Wölfling ernst und wütend.

Wolf schwieg ein paar Sekunden, bevor er dann doch antwortete.

„Ja…Ich…liebe ihn…“

„Oh komm‘ schon. Das ist nicht dein Ernst!“ sagte der andere entsetzt.

„Das ist mein voller Ernst! Ich liebe Fox über alles!!“

„NEIN!! MEIN Sohn ist NIEMALS schwul!!“

„Hör‘ auf mich als deinen Sohn zu sehen! Du bist für mich auch kein Vater!“ schrie der jüngere Wölfling ihn an. Derek drehte sich nur kurz zur Seite und atmete tief durch. Während er sich wieder zu seinem Sohn drehte, holte er aus und ritzte ihm mit seinen Klauen in die Wange. Der andere war so plötzlich getroffen worden, dass er zu Boden ging. Dann packte der Ältere seinen Kopf, schleuderte ihn auf den harten Steinboden und trat ihn anschließend bis in die Mitte der Halle. Wolf stöhnte schmerzerfüllt auf, nachdem der andere von ihm abließ. Als er aufsah, bemerkte er nur noch wie Derek aus der Halle ging und die Tür verschloss.
 

„Hey…Du kannst uns nicht einfach hier drin lassen!“ versuchte er ihm mit letzter Kraft nachzuschreien, brach dann jedoch wieder zusammen. Der Wölfling hatte starke Schmerzen in der Magengegend und am Kopf, doch er versuchte sie zu unterdrücken um aufzustehen. Nachdem er sich hinkniete, hörte er dann aber ein Geräusch und schaute sofort zu seinem Freund. Dieser regte sich kurz und öffnete die Augen ein bisschen. Er fühlte sich halb tot, doch er probierte trotzdem aufzustehen. Dann erkannte er auf einmal eine bekannte Gestalt.

„Wo-Wolf…?“ gab er leise und niedergeschlagen von sich.

Der stand nun so schnell er konnte auf um nicht zu schwach zu wirken. Das hätte den Andern sonst womöglich nur unnütz beunruhigt. Er ging auf den kleineren zu, kniete sich neben ihn und streichelte vorsichtig über seinen Kopf.

„Ja, Schatz…Ich bin hier.“ sagte er leise. Jetzt, wo er so dicht bei ihm war, erkannte er richtig seine Verletzungen. Der Fuchs hatte ziemlich viele Schnittwunden an Gesicht und Oberkörper. Eindeutig von Klauen. Es war also Derek gewesen. Er hat mit Sicherheit auch auf ihn eingeschlagen. Wolf half seinem Freund an die nächste Wand und setzte sich zu ihm. Der kleinere lehnte sich an ihn und schloss seine Augen wieder.

„Wie fühlst du dich?“ fragte Wolf sanft.

„Schwach…“ kam die kaum hörbare Antwort.

„Ist dir irgendwie schlecht?“

Fox schüttelte nur den Kopf und sah langsam an dem anderen nach oben. Dann bemerkte er, dass sein Freund ein paar Schnitte an der Wange hatte und streckte seine Hand danach aus. Ein wenig unterhalb der Wunde, streichelte er den anderen zaghaft.

„Du…bist verletzt…“ sagte er mit schwacher Stimme. Der Wölfling nahm seine Hand weg und schaute in seine grünen Augen.

„Halb so schlimm. Kümmer‘ dich lieber um dich selbst…“ gab er leise von sich und versuchte ein wenig zu lächeln.

„Es tut mir Leid…wegen…wegen diesem Streit…“

„Es ist in Ordnung. Fang‘ bitte nicht wieder damit an.“

„Aber…es war meine Schuld.“

„Schhh…hör‘ auf zu reden, Fox.“ sagte der Wölfling ruhig.

„Ich wollte das wirklich nicht.“ flüsterte der Fuchs erneut, doch Wolf legte nur kurz einen Finger auf dessen Lippen und lächelte ihn an.

„Nicht reden, okay? Du brauchst deine restliche Kraft jetzt…“

Fox schaute nur niedergeschlagen zur Seite ohne seinen Kopf zu bewegen, als der andere seinen Finger wieder wegnahm. Doch dann spürte er einen leichten Kuss auf seinen Lippen und sah seinen Freund wieder an.

„Was-“

„Schhh…es ist in Ordnung, Liebling. Komm‘ her.“ Der Wölfling zog seinen Freund vorsichtig an sich und streichelte über seinen Rücken. Der Fuchs fühlte nun auch, dass alles in Ordnung war. Er hatte seinen Freund endlich wieder, nachdem er schon dachte ihn für immer verloren zu haben. Er drückte sich ganz dicht an ihn und schlang seine Arme um dessen Nacken.

„Ich…ich liebe dich…“

„Ich liebe dich auch, Fox…Und jetzt ruh‘ dich aus.“ sagte Wolf sanft. Er genoss diese Nähe trotz der brenzligen Situation in der sie sich befanden. Ihm kamen jedoch wieder die Erinnerungen an Jannick. Er hatte noch immer Angst davor wie sein ‚Kleiner‘ wohl reagieren würde. Doc er verbannte den Gedanken wieder aus seinem Kopf. Jetzt musste er für den Fuchs da sein. Als dieser sich etwas beruhigt hatte wollte er sein Handy aus der Tasche holen um Hilfe zu rufen. Doch seine Hoffnung war dahin, als er feststellte, dass er es gar nicht dabei hatte.

„Mist.“ flüsterte er leise. Fox fragte ihn, ob etwas nicht stimmte. Aber er verneinte, um ihn nicht zu beunruhigen.

Viktoria kam währenddessen von der Arbeit nach Hause. Sie ging gleich zum Zimmer ihres Sohnes, doch dieser war nicht da. Sie wunderte sich zuerst, weil er eigentlich heute nicht weg wollte. Vielleicht war er bei Fox? Die Wölfin nahm aber doch ihr Handy und rief ihn an, nur um sicher zu gehen, dass er in Ordnung ist. In der nächsten Stunde probierte sie es ein paar Mal doch ihr Sohn war nie zu erreichen. Allmählich machte Viktoria sich Gedanken wo er war, blieb aber erstmal so gut es ging ruhig. Womöglich kam er ja später schon nach Hause.
 

Falco und Slippy warteten nun schon fast eine halbe Stunde auf Fox, bis der Falke beschloss ihn zu Hause abzuholen. Als sie dort ankamen trafen sie allerdings nur auf seinen Vater.

„Wir wollten eigentlich zu Fox. Ist er denn gar nicht da?“ fragte Slippy den Fuchs.

„Nein, tut mir Leid. ich weiß auch nicht wo er gerade steckt.“ antwortete der nur.

„Der drückt sich wahrscheinlich nur. Sie können ihm ja sagen, dass er morgen dran ist wenn heim kommt.“ meinte Falco nur und die beiden gingen alleine in den Club. Nachdem sie weg waren dachte James auch wieder an seinen Sohn. Eigentlich sagte er ja immer Bescheid, wenn er länger wegblieb. Er nahm sein Telefon und wählte die Handynummer seines Sohnes. Nachdem er ein paar Sekunden wartete, hörte er ein leises Klingeln, welches allem Anschein nach aus Fox‘ Zimmer kam.

‚Oh. Fox. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dein Handy mitnehmen sollst?‘ dachte er bei sich und drückte den Anruf weg. ‚Hoffentlich ist er nicht wieder bei diesem Wolf.‘
 

Nachdem ihr ‚kleines Wölfchen‘ die ganze Nacht nicht zu Hause war und sie ihn auch ewig nicht erreichen konnte, entschied Viktoria sich letztendlich doch zur Polizei zu gehen. Diese Sache war einfach nicht normal für ihn und sie war der Annahme, dass vielleicht etwas passiert war.

Als sie aus dem Haus ging und sich gerade auf den Weg machen wollte, hörte sie eine Stimme hinter sich.

„Hey? Sind Sie Viktoria O’Donnell?“ fragte James ein wenig laut. Ihn ließ der Gedanke nicht los, dass Fox doch wieder bei seinem ‚Freund‘ war und suchte die Adresse der O’Donnell’s heraus um nachzusehen.

„Urm…ja. Kann ich Ihnen helfen?“ sagte die Wölfin überrascht.

„Ich denke schon.“ fing der andere wieder an. „Ich will wissen wo mein Sohn Fox ist!“

„Ich weiß nicht was Sie meinen…“

„Sicher wissen Sie das! Mein Sohn ist öfter hier gewesen. Also, wo ist er?!“

„Hören Sie auf mich anzuschreien!“ gab Viktoria nun auch wütend von sich und sah wie der andere kurz stutzte. „Ich weiß nicht wo Fox ist. Er ist gestern nicht bei Wolf gewesen.“

„Sie…wissen auch nicht zufällig, ob er mit Ihrem Sohn irgendwo hingegangen ist?“

fragte James nun etwas niedergeschlagen. Er machte sich langsam Sorgen, dass womöglich irgendetwas nicht stimmt oder seinem Sohn etwas passiert ist.

„Ist er etwa auch verschwunden?“ kam die etwas ängstliche Gegenfrage.

„Was…meinen Sie mit ‚auch‘?“

„Wolf ist gestern nicht nach Hause gekommen. Ich wollte gerade zu Polizei gehen, weil ich mir langsam Sorgen mache. Es könnte ihnen vielleicht etwas passiert sein.“

„Ihr Wolf ist doch auch nicht gerade…ruhig, oder? Wie kommt mein Sohn dann überhaupt dazu, sich mit jemandem wie ihm abzugeben?“

„Hey! Reden Sie nicht so von Wolf!“ warf die Wölfin gleich zurück. „Er kann nicht wirklich ‘was dafür, dass er manchmal so aggressiv ist.“

„Ich bin nur der Meinung, dass er nicht unbedingt der richtige Umgang für Fox ist.“

„Denken Sie doch was Sie wollen! Ich weiß das mein Sohn ein vernünftiger Junge ist!“ sage Viktoria wütend, wurde dann aber ruhiger, als sie an die beiden dachte. Nach ein paar Sekunden redete sie dann weiter. „Tut mir Leid. Ich wollte gar nicht so reagieren.“

„Nein. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte.“ meinte der Fuchs darauf. „Ich bin einfach hergekommen und hab‘ Sie angeschrien. Das…war nicht in Ordnung. Tut mir wirklich leid…Aber ich mache mir langsam Sorgen um Fox.“

„Das kann ich verstehen. Sie sollten vielleicht mit zur Polizei kommen. Wenn ihnen was passiert ist kriegen wir da am besten Hilfe.“

„Okay, urm…Ich bin James.“

„Freut mich.“ Sie lächelte den anderen an und reichte ihm ihre Hand. Dann gingen die beiden zum Polizeigebäude, welches nicht allzu weit weg war. Auf dem Weg dorthin unterhielten sie sich über ihre Kinder und deren eigene Arten, die sie manchmal an den Tag legten. James begriff allmählich, dass ‚dieser Wölfling‘ anscheinend doch nicht so verkehrt war. Ihm hatte wahrscheinlich nur ein Vater gefehlt.
 

Wolf saß immernoch an der Wand, während sein Freund in seinen Armen eingeschlafen war. Die beiden mussten nun hoffen, dass Derek sie gehen ließ oder sie von jemandem gefunden werden würden, da keine Möglichkeit bestand, von alleine zu entkommen. Der Wölfling bekam langsam Angst um den anderen. Er sah so schwach aus und hatte Mühe zu reden oder wach zu bleiben.

Zwar versuchte er nicht so zu wirken, doch Wolf bemerkte dass es ihm schlechter ging. Nach ein paar Minuten kam dann Wolf’s Vater in die Halle. Als er die beiden an der Wand sitzen sah, schüttelte er nur den Kopf.

„Du enttäuschst mich, Wolf.“ gab er tonlos von sich, während er auf ihn zuging.

„Du bist der Anführer dieser Schlägergruppe, oder?“ fragte Wolf nur zurück.

„Ja, bin ich.“

„Wie-Wieso habt ihr Jannick und Fox angegriffen?“ wollte der junge Wölfling wissen.

„Ich hab‘ nach dir gesucht, Wolf.“ meinte Derek nur. „Ich war erst bei Jannick aber bei ihm hat sich ja gleich ‘rausgestellt, dass er mir nicht mal ähnlich sieht. Wir mussten ihn aber ‘rannehmen, weil er uns sonst vielleicht verraten hätte.“

„Und, Fox?“ kam die erneute, ängstliche Frage. „Der ist uns durch Zufall über den Weg gelaufen. Da ich dich noch nicht gefunden hatte, musste ich irgendwo meinen Frust auslassen. Aber dann bist du uns ja in die Arme gelaufen.“ Der ältere Wölfling machte eine kurze Pause. „Du hast einen guten Schlag, Sohn.“

Wolf ließ nur den Kopf hängen. Dann kamen ihm die Zettel in der Post wieder in den Sinn.

„Was war mit euren Drohbriefen? Du hättest genauso gut an unserer Tür klingeln können, um in den Knast zu kommen.“

Derek lachte leise und schaute seinen Sohn mit einem Grinsen an.

„Genau deswegen, Wolf. Wir wollten euch Angst machen, damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt und zu Polizei geht.“

Für einen Augenblick herrschte Stille in der Halle, bis Wolf eine, schon verzweifelte, Bitte aussprach.

„Warum lässt du uns nicht einfach gehen? Fox ist verletzt…Und du willst doch eigentlich gar nichts mehr von uns.“

„Das habe ich nie behauptet aber gut…von deinem kleinen Schwächling hier will ich vielleicht nichts.“

„Dann lass‘ wenigstens ihn gehen! Bitte…“ flehte Wolf ihn erneut an.

„Ohhh…‘Bitte‘ hat er gesagt…Nein, ich behalte ihn noch hier. Wenn ich’s mir überlege, könnte er noch ein gutes Druckmittel sein.“

Der jüngere Wölfling wollte gerade antworten, als er bemerkte, dass Fox langsam wieder aufwachte. Dieser sah auch zuerst, dass Derek bei ihm und seinem Freund saß. Er schreckte ein bisschen zurück und drückte sich etwas ängstlich an Wolf.

„Hm…Ihr habt alle so eine Angst vor mir.“ gab der ältere Wölfling ernst von sich. „Wenn du mit mir kommen willst, bringen wir deinen kleinen Schwächling ins Krankenhaus. Also denk nochmal drüber nach, Wolf.“

Der Fuchs bemerkte, dass sein Freund ernsthaft darüber nachdachte und hielt ihn am Arm fest.

„Geh‘ nicht, Wolf…“ bat er ihn mit einem flehenden Ausdruck in den Augen.

„Hier…mein Sender. Drück‘ einfach auf den Knopf wenn ihr mit eurer Diskussion fertig seid und du dich entschieden hast.“ meinte Derek, gab seinem Sohn ein kleines schwarzes Gerät und ging. Er wollte sich dieses schwammige Gespräch der beiden anderen nicht antun.

„Es geht dir aber nicht gut, Fox. So kommst wenigstens du hier ‘raus.“

„Und was wird aus dir? Dein…dein Vater will dich…bestimmt nicht nur bei sich haben, weil er dich mag.“ Fox‘ Stimme wurde allmählich schwächer, als er versuchte lauter zu werden.

„Ich will dich aber nicht noch mehr mit ‘reinziehen! Ich komm‘ schon zurecht, Fox.“ antwortete der andere. Er wollte nicht, dass seinem Freund noch mehr passierte. Er war jetzt schon genug verletzt. Der Fuchs schaute ihn mit einem niedergeschlagenen Blick an. Er wollte nicht, dass Wolf mit seinem Vater mitging und in dessen kriminelle Kreise gedrängt wird. Außerdem wollte er auch nicht allein sein. Er liebte ihn doch.

„Bitte…bleib hier, Schatz…“

„Du…wirst aber langsam schwächer.“ sagte der Wölfling leise und ihm stiegen allmählich die Tränen in die Augen.

„Ich halte das schon durch…“ versuchte Fox ihn zu beruhigen und lehnte sich wieder an ihn.

„Was ist…wenn nicht?“ fragte Wolf nun mit deutlich weinerlicher Stimme. „Es…es ist vielleicht doch besser…wenn ich gehe.“

„Nein! Bitte…ich will dich nicht verlieren…“ gab der Fuchs etwas panisch von sich und blickte den Wölfling starr an. Der drehte nur seinen Kopf weg und kämpfte, um nicht loszuheulen. Jedoch schaffte er es nicht wirklich und ihm liefen nach ein paar Sekunden die Tränen über die Wangen. Fox lehnte sich noch ein wenig zu ihm und bemerkte erschrocken, dass er weinte. Er legte vorsichtig seine Hand an die Wange seines Freundes und drehte dessen Kopf zu sich. Wolf schaute ihn kurz an, schloss dann aber seine Augen und ließ den Kopf hängen. Der Fuchs streckte sich ihm entgegen und küsste ihn leicht.

„Bleib…bleib bei mir…Bitte, Wolf…“

Wolf versuchte zu lächeln und gab ihm einen Kuss zurück. Als sein Freund nicht hinsah, steckte er sich aber unauffällig den Sender in die Tasche. Er war sich noch nicht sicher ob er wirklich nicht mit Derek mitging. Vielleicht tat er es doch, wenn Fox‘ Zustand noch schlechter werden würde.

Am nächsten Tag wurde James zum Polizeipräsidium bestellt und traf vor dem Gebäude auch auf Viktoria. Die beiden gingen hinein und wurden von Detektive Johnson in dessen Büro gebeten.

„Haben Sie die beiden gefunden?“ fragte die Wölfin gleich.

„Noch nicht.“ antwortete Johnson. „Ich habe Sie aber herbestellt, weil wir einige Hinweise bekommen haben. Unter anderem hat ein Augenzeuge gesehen wie, urm…Fox von einem älteren, grauen Wölfling auf der Straße niedergeschlagen wurde.“

Viktoria erschrak ein bisschen, als sie hörte, dass es ein älterer, grauer Wölfling war. Ob Derek ihren Sohn am Ende doch geholt hatte? Und Fox auch gleich mitgenommen hatte?

„Sie wurden also wirklich entführt?“ wollte James wissen. Der Detektive bejahte und sah die Besorgnis in den Augen der beiden Eltern.

„Weiß man denn schon, wo sie sind?“

„Noch nicht so richtig aber das ist der nächste Punkt zu dem ich etwas sagen wollte. Es gibt Hinweise, dass in einer alten Lagerhalle außerhalb der Stadt in der letzten Zeit einige Personen ein und aus gingen. Wir wollen uns die Sache heute Nachmittag ansehen.“

„Heute Nachmittag erst?! Wenn unsere Söhne verletzt sind, kann es da schon zu spät sein!“ sagte der Fuchs fassungslos.

„Beruhigen Sie sich, Mr McCloud. So ein Einsatz muss gründlich geplant werden sonst kann wirklich noch ‘was schief gehen.“ meinte Johnson ruhig. „Ich denke wir können auch gleich ziemlich genau feststellen, ob die beiden Vermissten dort sind.“ fuhr er fort und wandte sich an Viktoria.

„Mrs. O’Donnell, wir…glauben das der Anführer dieser Gruppe Derek Blake ist. Sie kennen ihn, oder?“ Die Wölfin nickte zuerst nur, bevor sie etwas sagte.

„Er…er ist Wolf’s Vater. Wolf hat mir mal erzählt, dass er mit ihm gesprochen hatte. Derek wollte, dass er mit ihm mitkommt.“

„Dann können wir schon fast sicher sein, dass er die beiden hat. Zumal eine Personenbeschreibung von der Lagerhalle mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf ihn passt.“ sagte Johnson, doch dann mischte James sich wieder ein.

„Wenn…wenn er nur hinter Wolf her ist…Warum hat er dann auch Fox?“

„Ich denke das werden wir herausfinden, wenn wir Wolf und Fox gefunden haben.“

„Können wir bitte mitkommen?“ frage die Wölfin leise. Der Detektive stutzte kurz, entschied sich aber eine Ausnahme zu machen. Unter der Bedingung, dass die beiden sich genau an die Anweisungen der Polizei hielten.
 

Nach dem Gespräch gingen Viktoria und James zusammen nach draußen. Der Fuchs war immernoch wütend darüber, dass der Einsatz erst am Nachmittag stattfand. Er hatte Angst um seinen Sohn und wollte ihn so schnell wie möglich wieder bei sich haben. Die Wölfin beruhigte ihn jedoch und überzeugte ihn, dass es so besser ist, da Derek sehr gefährlich sein konnte und die Polizei sich wirklich gut auf ihn vorbereiten musste. Der andere seufzte auf. Bis zum Einsatzbeginn waren es noch ein paar Stunden und die Wartezeit würde mit Sicherheit der reinste Horror werden.

Warum musste es jetzt SO enden

Fox und Wolf versuchten sich von ihrer jetzigen Situation abzulenken, was ihnen jedoch nicht gelang. Irgendwie kamen sie immer wieder auf Wolf’s Vater zu sprechen. Der Wölfling konnte noch immer nicht fassen, dass der der Anführer dieser Schlägergruppe war. Der Fuchs wollte ihn beruhigen aber er war schon ziemlich schwach und konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren. Nach ein paar Minuten kam Derek mit seinen Kollegen in die Halle. Spike und Razor gingen als erste auf die Beiden zu, packten Wolf an den Armen und zogen ihn zur Mitte der Halle. Der Wölfling wehrte sich, doch die Anderen waren viel zu stark. Sein Vater schickte dann Vivian zu Fox und stellte sich selbst zu seinem Sohn.

„Ich bin heute ziemlich nachsichtig, deswegen geb‘ ich dir noch eine Chance.“ sagte der ältere Wölfling. „Kommst du mit mir, Wolf?“

Dieser sah den wütenden und ernsten Ausdruck seines Vaters, schaute aber dann zu seinem Freund. Fox hatte wieder diesen flehenden Ausdruck in seinen Augen. Ein paar Sekunden darauf schaute er den Anderen mit entschlossenem Blick an und weigerte sich noch immer.

„Bist du scher?“ fragte Derek wieder ernst.

„Ja…bin ich.“ meinte sein Sohn nur. Der Ältere nahm wieder einen wütenden Ausdruck an und schlug ihm mit voller Wucht in die Magengegend. Dann zog er den Kopf des eben zusammengesunkenen Wölflings nach oben, sodass er auf Fox schaute und gab der Füchsin ein Zeichen. Wolf erschrak, als er sah wie sie ein Messer zog und nach den Handgelenken des Fuchses griff. Er versuchte sich zu wehren, doch er hatte kaum noch Kraft.

„Was…Was soll das?!“ schrie Wolf aber es war schon zu spät. Er musste mit ansehen wie Vivian seinem Freund die Pulsadern aufschnitt. Fox schrie laut auf, als er die Schmerzen der Schnitte spürte. Er versuchte es erst zu unterdrücken aber dann kamen ihm doch die Tränen. Der jüngere Wölfling versuchte sich loszureißen um ihm zu helfen, doch er wurde wieder festgehalten.

„Du wolltest ja nicht, Wolf. Damit musst du jetzt leben.“ sagte sein Vater nur. Er grinste gemein, als er den geschockten Ausdruck des Anderen sah, holte mit den Klauen aus und verletzte ihn am linken Auge. Spike und Razor ließen ihn los worauf er zu Boden ging und die Hand über sein Auge hielt. Er schrie ziemlich laut auf und bemerkte, dass er auf seinem linken Auge nichts mehr sehen konnte.
 

„Mist! Die Polizei steht draußen!“ rief Vivian, die gerade die Tür öffnen wollte.

„Verdammt! Okay, wir gehen hinten ‘raus und treffen uns am üblichen Ort.“

„Alles klar.“ meinte Razor nur und die drei Anderen machten sich schon auf den Weg, während Derek sich noch einmal an Wolf wandte.

„Wir sind noch nicht miteinander fertig! Dun und der Schwächling da drüben, ihr könnt euch noch auf einiges gefasst machen!“ Dann verschwand auch Derek und ließ die Beiden allein zurück.

Nachdem er sich halbwegs gefangen hatte, schaute der Wölfling zu seinem Freund. Dieser hatte sich schon ein bisschen auf ihn zu bewegt, auch wenn er ziemlich viel Blut verloren hatte und starke Schmerzen hatte.

„Hey…nicht bewegen, Fox.“ sagte Wolf und stand auf um z ihm zu gehen. Er war ein bisschen wackelig auf den Beinen und brach auch gleich wieder zusammen, als er ihn erreichte. Der Fuchs stöhnte ein paar Mal schmerzerfüllt auf und kniff die Augen zusammen.

„Es tut so weh…“

„Schhh…ruhig Fox. Es ist gleich vorbei. Die Polizei ist schon hier.“

Der Wölfling streichelte leicht über seinen Kopf, als in dem Moment die Polizisten in die Halle stürmten.

„Sie sind hier!! Holt die Ärzte her!“ rief einer von ihnen. Ein paar Minuten später waren die Beiden schon in Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus.
 

Als Wolf am nächsten Tag aufwachte hörte er als erstes die vertraute Stimme seiner Mutter. Er drehte seinen Kopf zu ihr und lächelte sie an. Obwohl er die Tränen in ihren Augen sah.

„Hey mein kleines Wölfchen…“ Viktoria’s Stimme wurde immer weinerlicher, bis ihr Sohn sich aufsetzte und sie in die Arme nahm.

„Ich…ich dachte schon…ich seh‘ dich nie wieder…“ fing sie wieder an. „Geht’s dir…besser?“

Der Wölfling bejahte leise, sah dann aber seinen Freund gegenüber im Bett liegen. Er ließ von seiner Mutter ab, welche sich beruhigt hatte und schaute weiter auf den Fuchs.

„Weißt du was mit Fox ist?“ fragte er mit einem besorgten Gesichtsausdruck.

„Er kommt wieder in Ordnung. Es war ziemlich knapp aber die Ärzte konnten ihn retten.“ beruhigte Viktoria ihn. Sie blieb noch eine ganze Weile bei ihrem Sohn sitzen, bis sie sich auf den Heimweg machte.

„Mom?“

„Ja?“ fragte Viktoria sanft und hielt in der Tür stehend an.

„Da…da ist eine kleine Schachtel unter meinem Bett. Kannst du mir die mitbringen?“

„Mach‘ ich, Schatz.“ sagte die Wölfin und verließ mit einem warmen Lächeln das Zimmer.

Ein paar Minuten später kam der Arzt ins Zimmer und bemerkte das Wolf schon wach war. Er stellte sich als Doktor Gordon vor.

„Wie fühlen Sie sich?“ fragte er und stellte sich neben den Wölfling ans Bett.

„Mein Auge drückt ein bisschen.“ gab der Andere nur von sich.

„Hat Ihre Mutter Ihnen schon erzählt, wie es um Ihre Verletzungen steht?“

„Urm…nein. Ich wollte sie auch nicht fragen.“

„Also…Ihr Auge war ziemlich schwer verletzt. Wir haben alles versucht aber…wir konnten nichts mehr tun.“

„Ich bin jetzt also blind.“ sagte Wolf etwas abwesend und starrte an die gegenüberliegende Wand.

„Tut mir Leid. Wir haben wirklich unser Möglichstes getan.“ entschuldigte sich Doktor Gordon. Doch Wolf machte ihm keinen Vorwurf und fand sich allmählich damit ab, dass er jetzt nur noch ein Auge hatte. Der Arzt ging dann noch zu dem Fuchs und schaute sich seinen Zustand an.

„Geht’s ihm besser?“ fragte der Wölfling besorgt.

„Er wird wieder. Machen Sie sich keine Sorgen.“

„Okay…Könnten wir vielleicht dieses ‚Sie‘ weglassen?“

„Alles klar, Wolf. Ich komm‘ später nochmal wieder.“ Wolf schmunzelte etwas, als er die Ausdrucksweise des Doktors hörte.

Nachdem er wieder allein im Zimmer war, stand Wolf auf und setzte sich neben seinen Freund auf die Bettkante. Mit einem traurigen Gesichtsausdruck strich er sanft durch dessen Fell.

„Tut mir Leid, Kleiner. Das ist alles meine Schuld.“ sagte er leise und fing etwas an zu weinen. Er wollte am liebsten alles rückgängig machen. Langsam glaubte er, dass es besser gewesen wäre, wenn er gleich mit seinem Vater mitgegangen wäre. So haben sie seinen kleinen Fuchs fast umgebracht.
 

Einige Tage später lag der Wölfling niedergeschlagen in seinem Bett. Fox‘ Zustand besserte sich zwar aber damit wurde auch seine Angst größer. Er überlegte wie er ihm die Sache mit Jannick beibringen sollte. Eigentlich könnte er es auch verheimlichen. Doch das wäre wohl ein noch größerer Schock für den Fuchs, wenn er es selbst herausfinden würde. Als er in seine Gedanken versunken war, vernahm er plötzlich ein leises Seufzen. Dann schaute er zu Fox, welcher gerade aufwachte. Erst lächelte er kurz, doch dann drehte er zur Seite und tat so, als hätte er nichts gehört. Der Fuchs schlug langsam die Augen auf und bewegte sich ein bisschen. Als er ein wenig nach hinten rutschte und sich anlehnte sah er dann seinen Freund auf der gegenüberliegenden Seite. Er lächelte warm, bemerkte aber, dass der Wolf nicht wirklich auf ihn reagierte.

„Wolf?“ gab er leise von sich, doch es kam noch immer keine Antwort. „Hey…“

Der Wölfling merkte, dass der Kleinere versuchte lauter zu werden und drehte sich letztendlich doch zu ihm.

„Wie geht’s dir?“ fragte er ruhig und lächelte ein wenig.

„Es…geht schon.“ sagte der Fuchs mit schwacher Stimme. Aber sein Freund schien irgendwie etwas abwesend zu sein. Ihm kam es schon fast so vor, als wäre es ihm unangenehm mit ihm zu reden.

„Stimmt ‘was nicht? Du…bist so abwesend.“

„Nein. Es ist schon alles okay.“

„Was ist mit deinem Auge?“

Der Wölfling schaute niedergeschlagen nach unten. „Sie konnten nichts mehr tun. Ich bin zur Hälfte blind.“

Fox schaute ihn erschrocken an und konnte im ersten Moment nicht begreifen, wie ein Vater seinem Sohn so etwas antun konnte. Er versuchte sich vorzustellen wie es ist nur noch ein Auge zu haben. Er atmete einmal tief durch und sprach weiter.

„Geht’s…dir denn besser?“

„Hör‘ auf dir über mich Gedanken zu machen. Du solltest jetzt wirklich an dich denken.“ versuchte Wolf ihn umzustimmen. Doch den Anderen machte sein Verhalten noch immer stutzig. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, doch er wollte nicht weiter danach fragen. Zumindest noch nicht.
 

Am Abend war Doktor Gordon noch einmal bei Ihnen.

„Wenn das so weitergeht wirst du noch zum Dauergast.“ meinte er scherzhaft zu Fox, bevor er sich dem Wölfling zuwandte. Dieser zog etwas scharf die Luft an, als der Arzt den Verband seines Auges löste. Der Fuchs versuchte etwas zu erkennen aber der Arzt stand immer im Weg. Erst als der Doktor ein wenig zur Seite ging, sah er die tiefen Schnitte über dem ‚Auge‘ seines Freundes.

Der Arzt schaute sich noch einmal die Verletzungen des Wolfes an. Dieser bemerkte seinen besorgten Ausdruck und fragte ob etwas nicht in Ordnung ist.

„Es sieht leider so aus, als würden einige Narben zurückbleiben.“ antwortete der Arzt. Nachdem er den Verband gewechselt hatte, ließ er die Beiden wieder alleine.

Wolf schloss sein Auge und drehte sich von dem Fuchs weg. Er wollte nicht, dass er ihn so fertig sieht. Doch Fox ließ nicht locker und wollte noch immer wissen ob er ihm nicht helfen könnte. Die Antwort blieb jedoch immer dieselbe. Er sollte auf sich selbst achten und nicht auf ihn. Der Fuchs fragte sich warum er plötzlich so war. Allmählich machte er sich immer mehr Sorgen.

Wolf wusste langsam nicht mehr wie er sich verhalten sollte. Eigentlich versuchte er ruhig zu bleiben, doch diese Sache mit Jannick und dann auch noch die Drohung seines Vaters. Irgendwie konnte er nur noch daran denken. Er hatte einfach nur Angst, dass noch mehr passieren wird. Wolf hatte seinen Freund schon einmal fast umgebracht. Ein zweites Mal wollte er unbedingt verhindern. leider wusste er nur noch nicht richtig wie, da er auch nicht mit Derek mitgehen wollte. Es sei denn, es ließe sich gar nicht mehr vermeiden.
 

Später am Abend fragte Fox den Anderen nochmal nach seinem Befinden. Erst dachte er, dass er zu leise war aber dann kam ihm in den Sinn, dass sein Freund nach der ganzen Aufregung um seine Verletzungen nur seine Ruhe haben wollte und bereits schlief. Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Der Wölfling hingegen gab sich einen Ruck und stand leise auf. Der Fuchs war in seine Gedanken vertieft, als er auf einmal jemanden hinter sich hörte. Er sah sich ein bisschen erschrocken um, während Wolf sich gerade neben ihn setzte.

„Was-“

„Schhh…Tut mir Leid das ich so abwesend war.“ unterbrach ihn der Andere. „Ich fühl‘ mich nur nicht so gut.“

„Du hättest doch eher mit mir reden können, Schatz.“ sagte der Fuchs sanft.

„Ich konnte nicht.“

Fox versuchte sich aufzusetzen, fuhr aber wieder etwas zusammen. Er hatte immernoch ziemlich starke Schmerzen.

„Hey. Bleib liegen, Fox.“ hielt der Wölfling ihn zurück.

„Nein, es geht schon.“ kam die leise Antwort und der Fuchs zwang sich nach oben. Er kniff kurz die Augen zusammen und stöhnte leise auf. Obwohl es wirklich sehr schmerzhaft war, wollte er seinem Freund richtig ins Gesicht sehen können. Dieser stützte ihn und schaute ihn besorgt an.

„Du solltest es nicht gleich übertreiben.“

„Mir…geht’s gut. Wirklich.“ beruhigte Fox ihn und lächelte ihn ein wenig an. Wolf bemerkte jedoch, dass es ihm alles Andere als gut ging.

„Komm‘ schon. Leg‘ dich wieder hin.“ bat er, doch der Fuchs drückte sich an ihn. Wolf nahm ihn in seine Arme und streichelte sanft über seinen Rücken. Fox fühlte wieder geborgener und ruhiger, da er jetzt wusste, dass er endlich wieder bei ihm war. Als er jedoch ein paar Mal husten musste spürte er, dass der Wölfling langsam von ihm abließ.

„Los. Leg‘ dich wieder hin.“ hörte er wieder dessen Stimme.

„Ich…bleib‘ bitte noch…hier…“ Der Fuchs hatte kaum Kraft in den Händen, versuchte aber sich so fest er konnte an den Anderen zu krallen. Dieser sah ein paar Tränen in seinen flehenden Augen und rutschte noch ein wenig an ihn.

„Das…das ist meine Schuld. Tut mir Leid.“

„Was ist deine Schuld?“ wollte Fox wissen.

„Das alles. Alles was passiert ist.“

„Aber es konnte doch niemand wissen, dass dein Vater sowas macht.“

Wolf seufzte leicht und hielt den Anderen noch eine Weile in seiner Umarmung. Er bekam mit der Zeit immer mehr Angst um ihn. Er fühlte sich so schuldig dafür, dass sein Freund so leiden musste.

„Du solltest dich wirklich wieder ausruhen.“ meinte er dann.

„Geht es…wieder um deinen Vater? Bist du deswegen so fertig?“ fragte der Fuchs wieder.

„Er…ich sollte mich auch hinlegen.“ antwortete der Wölfling mit bedrücktem Unterton. „Komm‘ schon, Fox. Bevor dir noch ‘was passiert.“

„Aber-“

„Wir können auch morgen reden.“

„Na gut.“ meinte der Fuchs und ließ seinen Freund los. Bevor dieser aufstand gab er ihm noch einen kleinen Kuss.
 

Am nächsten Tag verhielt Wolf sich auch nicht viel anders. Er war nur noch komischer und zurückhaltender. Fox wusste sich langsam nicht mehr zu helfen. Sein Freund ging jedem Gespräch aus dem Weg und wollte anscheinend auch sonst nichts mit ihm zu tun haben. Am späten Nachmittag wurde er von seinem Vater besucht und konnte sich so ein wenig ablenken. Während James bei seinem Sohn saß ging Wolf ein wenig nach draußen in den Park des Krankenhauses. Auf dem Weg dorthin traf er Jannick und Dennis, welche nach ihm sehen wollten. Eine Weile unterhielten sie sich darüber was passiert war und genauso wie Fox, konnten Wolf’s Freunde nicht verstehen wie dessen Vater so etwas tun konnte. Nach ungefähr einer halben Stunde ließ Dennis die beiden Anderen alleine.

„Warum hat er eigentlich auch Fox entführt?“ wollte Jannick wissen.

„Derek wollte mich nur ‚beschützen‘. Er hat gedacht das Fox mir nachstellt.“ kam die nachdenkliche Antwort. Der schwarze Wolf bemerkte, dass seinem Kumpel die Sache nahe ging. Er setzte sich mit ihm auf eine Bank und legte seinen Arm um ihn.

„Hat man ihn denn schon erwischt?“

„Der lässt sich nicht erwischen. Außerdem hat er schon gedroht uns wieder anzugreifen.“ sagte Wolf darauf.

„Hast du das denn auch der Polizei erzählt? Ich meine, die könnten euch doch Personenschutz geben.“

„Ich denke nicht, dass das funktioniert.“

„Und wie wollt ihr dann auf euch aufpassen?!“ gab Jannick erschrocken von sich.

„Er…lässt Fox in Ruhe wenn ich mit ihm gehe.“

„Das hast du doch nicht vor, oder? Du kannst doch nicht mit dem Kerl mitgehen!“

„Okay!! Ich weiß noch nicht ob ich mit ihm gehe, Jannick.“

Jannick konnte nicht glauben was Wolf gerade gesagt hatte. Erst sorgt sein Vater dafür, dass er ein Auge verliert und bringt Fox fast um und jetzt will er mit ihm mitgehen? Er lehnte sich noch ein bisschen zu ihm, und strich über seinen Rücken.

„Komm‘ schon, Wolf. Du willst doch nicht wirklich zu dem?“

Der Andere ließ nur den Kopf hängen und seufzte leicht. Er wusste nicht was er tun sollte. Jannick drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Wolf schreckte ein wenig zurück und schaute ihn entsetzt an. Doch der schwarze Wölfling setzte schon zum nächsten Kuss an. Als er realisierte was gerade passierte, riss Wolf sich von ihm los.

„Verdammt!! Was soll das, Jannick?!“ schrie er laut.

„Ich…mag dich, Wolf. Wirklich.“

„Hey…das in dieser Nacht. Das war eine einmalige Sache, klar?!“

„Ich…versteh‘ das nicht, Wolf.“ sagte Jannick leise.

„Jannick. Wir haben viel zu viel getrunken! Außerdem war ich fertig wegen dem Streit mit Fox.“

Langsam beruhigte Wolf sich wieder und wandte sich von dem Anderen ab. Als er aufstehen wollte hielt der schwarze Wölfling plötzlich seine Hand.

„Wolf. Ich hab‘ dich schon immer mehr gemocht als alle anderen. Als ich im Krankenhaus lag warst du der einzige der für mich da war-“

„Lass mich los, Jannick. Ich bleibe bei Fox und wenn du dir irgendwas einbildest dann machst du dir falsche Hoffnungen.“

Mit diesen Worten ließ Wolf seinen Kumpel alleine sitzen und ging zurück ins Krankenhaus. Es war ihm einfach alles zu viel und er wollte nur seine Ruhe haben.
 

Als Fox am Abend schon eingeschlafen war, dachte Wolf über diese ganze verfahrene Situation nach. Nach einigem hin und her überlegen, entschloss er sich nun doch zu Derek zu gehen. Er fand, dass es die beste Lösung ist damit alle vor seinem Vater sicher sind.

Am nächsten Morgen entließ er sich selbst aus dem Krankenhaus. Bevor er ging stellte er die Schneekugel, die seine Mutter ihm in der Schachtel in die Klinik gebracht hatte, auf den Nachtisch neben Fox‘ Bett. Der Wölfling schaute ihn noch einmal an und ihm standen die Tränen im Auge. Er gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und wollte gerade gehen, als er seine Stimme hörte.

„Wolf? Wirst du schon entlassen?“ fragte er den Wolf, welcher vor ihm stand und ihn ansah.

„Ich…hab‘ mich eigentlich selbst entlassen.“

„Was? Bist du verrückt?! Was ist wenn dir ‘was passiert?“

„Bleib‘ ruhig, Fox. Ich pass‘ auf mich auf.“ meinte Wolf, wurde aber von seinem klingelnden Handy unterbrochen. Er schaute auf das Display. Eine Nachricht von seinem Vater. Nachdem er sie gelesen hatte, atmete er nochmal tief durch und erklärte seinem Freund, dass er mit seinem Vater weggehen würde.

Der Fuchs schaute seinen Freund schockiert an. „Das…das hast du nicht wirklich vor, oder?“

Als Wolf nickte fing er allmählich an zu weinen.

Der Wölfling ließ den Kopf hängen und setzte sich zu ihm. Er versuchte ein wenig zu lächeln und strich vorsichtig über die Wange des Fuchses. Dieser setzte sich langsam auf und umarmte ihn.

„Warum machst du das? Warum willst du nicht mehr bei mir sein?“ fragte er leise.

Wolf drehte den Kopf von ihm weg und schloss sein noch verbliebenes Auge.

„Hier.“ sagte er und reichte seinem Freund die Schneekugel. „Die ist für dich. Tut mir Leid, Fox.“

Der Fuchs nahm sie entgegen und sah sie an. Ein kleines Licht leuchtete in der Mitte der Kugel und der Schnee wurde automatisch aufgewirbelt.

„Die ist wunderschön…“ gab er in Gedanken leise von sich und ihm liefen noch mehr Tränen übers Gesicht. Dann bemerkte er, dass sein Freund aufstehen wollte und hielt ihn zurück.

„Warte. Bleib‘ bitte hier, Wolf.“

„Urm…mein Vater müsste schon da sein. Ich muss jetzt gehen, Kleiner.“

„Warum tust du mir das an?“

„Ich will einfach nicht, dass dir oder jemand anderem noch etwas passiert. Glaub‘ mir. Es ist besser so.“

Fox ließ den Kopf hängen und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Er fühlte einen tiefen Schmerz in seinem Herzen. Dem Wölfling tat es unendlich Leid seinen Freund so zu sehen. Er legte seine Hand unter dessen Kinn und hob seinen Kopf ein wenig an.

„Ich liebe dich…pass‘ auf dich auf.“ sagte er leise und gab ihm noch einen Abschiedskuss.
 

Danach ging er aus dem Krankenhaus und zu seinem Vater. Als er bei ihm ankam bat Derek ihn gleich ins Auto.

„Willst du nochmal zu deiner Mutter?“

„Nein…Ich hab‘ ihr schon auf die Mailbox gesprochen. Sehen kann ich sie jetzt nicht.“ meinte der Wölfling mit trauriger Stimme.

„Du weißt was jetzt auf dich zukommt?“

„Ja…keinen Kontakt zu irgendjemandem hier.“

Sein Vater war auf einmal ganz verändert und wollte sogar seinen Arm um ihn legen. Wolf blockte jedoch ab. Er konnte seinem Vater nicht einfach so vertrauen nach allem was passiert war. Nachdem alle im Wagen saßen wandte Derek sich an Razor.

„Wir haben alles geklärt. Fahr‘ los.“

Nun merkte Wolf erst richtig, dass es kein Zurück mehr gab. Für einen Moment dachte er daran wieder umzukehren. Aber der Gedanke, dass seinem Fuchs oder seiner Mutter etwas passieren könnte hielt ihn davon ab. Es war das Beste so. Er würde jetzt nicht umkehren.
 

Fox lag nur still in seinem Bett und starrte auf die Schneekugel. Ihm wurde jetzt allmählich klar, dass er Wolf wohl nie wieder sehen würde. Er fragte sich warum es niemand akzeptieren konnte, dass er und der Wölfling einfach nur ineinander verliebt waren. Der Fuchs schaute die Kugel genauer an und beobachtete den Schnee darin…und ihm schoss nur ein Gedanke durch den Kopf.

‚Warum musste es jetzt SO enden…‘



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RitualOfTsuru
2012-12-29T21:20:51+00:00 29.12.2012 22:20
Ich hab mir deine Fanfic mehrmals durchgelesen und ich muss sagen sie ist eine der besten die ich auf Animexx jemals gelesen habe und ich habe schon viele gelesen ^^ Respekt, diese Fanfic ist ein riesiges Lob Wert! :)
Antwort von: abgemeldet
01.07.2013 16:29
danke, danke :)
Von: abgemeldet
2011-10-17T14:05:27+00:00 17.10.2011 16:05
Hey
kommt da noch was???
Hoffe ja
Ich liiiiiiiiiebe diese Story!!! ^^
Von: abgemeldet
2011-08-21T10:15:35+00:00 21.08.2011 12:15
Bis jetzt ist die Geschichte super! Ich finde das mit Fox und Wolf echt süß ^^ freue mich schon auf die nächsten Kapitel
mach bitte schnell weiter ja ;D


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