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Ein Märchen

Eine Reise durch die Märchenwelt
von

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Hoffnungslicht

Emily wusste nicht einmal richtig, was ein Medaillon genau war, aber sie traute sich nicht, das Feuer zu fragen. Es musste mit Schmuck zu tun haben dachte sie, sie erinnerte sich vage an irgendetwas und das Feuer hatte gesagt sie würde das richtige erkennen… Sie hoffte nur, dass es Recht behalten würde.

„Was glaubst du, was du da tust?“, knarzte plötzlich eine Stimme und Emily zuckte zusammen. „Wie bist du überhaupt hier hereingekommen, du Dieb?“ Aus aufgerissenen Augen sah sie dorthin, wo die Hähle mit dem Schatz sich in einen anderen Gang öffnete, eine kleine Gestalt stand darin und sie dachte daran, wie Schneeweißchen ihr den Zwerg beschrieben hatte. Ein kleines Männlein, in dem Tunnel konnte es gerade stehen, mit einem alten, verwelkten Gesicht und einem ellenlangen, schneeweißen Bart, der recht zerzaust erschien. Das musste dort sein, wo die Schwestern ihn gestutzt hatten, um dem Zwerg zu helfen.

Er trug eine Öllampe in den Händen, kam auf sie zu und Emily umschloss ihr Flämmchen mit den eigenen. Das Feuer tat keinen Mucks. „Na warte nur, du kleine Gans, du wirst mich nicht bestehlen, du wirst überhaupt niemanden mehr bestehlen…“ Der Blick seiner roten Augen ließ Emily zittern. „Ich brauche doch nur das Medaillon, ich muss die Sternenprinzessin retten. Sie stirbt sonst und Sonne und Mond und die Sterne werden dann nicht mehr scheinen und…“ Das Mädchen stand kurz davor, in Tränen auszubrechen, so voller Furcht war es.

„Die Sternenprinzessin? Noch so ein Milchgesicht, das alles besser weiß, meinen Schatz kriegst du ganz sicher nicht“, das Männlein kicherte garstig. „Und Sonne und Mond sollen dich auch nicht kümmern, du wirst sie nicht mehr wieder sehen, was die Erde verschluckt, das gibt sie nimmermehr heraus.“ Es schien ihm Freude zu bereiten, in Emilys aufgerissene Augen zu stieren, das Mädchen wich zurück, während die Goldmünzen unter ihren Füßen klingend zu Boden fielen. Sie taumelte und rang um ihr Gleichgewicht, da bemerkte sie, dass das Flämmchen fort war, in ihrer Furcht musste sie es ausgelöscht haben… Der Gedanke, dass sie nun ganz alleine war, jagte ihr noch mehr Angst ein, doch sie musste an die Sternenprinzessin denken, an den Bären und Schneeweißchen und Rosenrot, an die Mutter und Frau Holle, was sollten sie denn machen, wenn Sonne und Mond nicht mehr schienen? Dann würden nicht einmal die Rosen mehr blühen…

„Das kann nicht sein! Die Erde ist gut und lieb, sie hat mir geholfen und sie schenkt uns Nahrung, sie würde das nicht tun!“ Ihr Stimmchen überschlug sich beinahe, jetzt stand sie schon, den Rücken an der Wand, presste die Händchen gegen den kalten Stein. „Ach was“, wetterte der Zwerg, „dummes Gör, glaubst wohl, du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen? Willst die Erde besser kennen als ich? Arrogantes, dummes, Menschentier!

Unter ihren Fingerspitzen fühlte Emily ein Kribbeln. Sie glaubte erst es käme davon, dass sie so sehr zitterte, doch das leise Klirren der Münzen verriet etwas anderes, die Erde bebte, verblüfft sah der Zwerg sich um. „Was ist das für ein Hexenwerk?!“

„Hab keine Angst“, hörte Emily die müde Stimme der Erde raunen und ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen. „Er kann dir gar nichts tun und das weiß er auch, er will nur, dass du dich fürchtest. Was du suchst, ist nicht hier, du musst weitergehen, noch tiefer hinein in meinen Schoss, ich helfe dir.“ Die Erde gähnte. „Oh danke“, flüsterte das Mädchen, vielen Dank.“ Emily wischte die Tränen fort, die ihr übers Gesicht gelaufen waren. „wenn du das nächsten beben spürst, dann Lauf in den Gang. Es wird dunkel sein, aber du kannst den Weg gar nicht verfehlen, beeil dich nur und gehe weiter, bis du zu dem Medaillon gelangst. Es ist der wertvollste Teil des Schatzes, wenn du es hast, dann werde ich dir helfen, nach oben zu gelangen. Aber beeile dich, der Winter macht mich schwach und müde, ich kann den Zwerg nicht lange halten, wirklich gefährlich ist er nicht, doch wer weiß, was ihm noch einfallen wird.“

Emily nickte beklommen und sah zu dem Tunnel. Sie strich leicht über den Stein und flüsterte erneut einen Dank an die Erde. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, aber es musste einfach gelingen. Sie wartete, bis die Münzen wieder klirren, jetzt klang es, als riefen sie ihr zu. Emily rannte los, als sie den Tunnel erreichte ging sie in die Knie und robbte so schnell sie nur konnte in die Dunkelheit. Hinter sich hörte sie den Zwerg schreien und zetern, die Erde hatte nach ihm geschnappt und hielt ihn nun, doch trotzdem saß dem kleinen Mädchen die Angst im Nacken. Wäre es bloß nicht so furchtbar dunkel… Nur das Gefühl der Erde unter ihren Händen gab ihr Mut. Wenn die Erde selbst sie beschützte, dann konnte ganz bestimmt nichts geschehen…

Dennoch verging die Zeit so langsam wie in den kalten Nächten auf der Straße, wenn man jeden Augenblick glaubte, es nicht eine Sekunde länger auszuhalten und die Zeit so langsam verging, als hätte sie Freude daran. Ihre Hände und Knien waren ganz zerschrammt, ihre Sachen schmutzig und zerrissen, als sie plötzlich sehen konnte. Sie musste den anderen Raum erreicht haben… tatsächlich, hier konnte sie stehen. Vor ihr, auf einem Felsen lag das Medaillon, da gab es gar keinen Zweifel, es war, als riefe es nach ihr. Von ihm ging das gedämpfte Leuchten aus und nach der langen Dunkelheit schien es ihr, als hätte sie nie etwas Schöneres gesehen.

Sie erstarrte, als sie die Stimme des Zwerges vernahm, ganz nahe. Rasch packte sie das Medaillon und rief nach der Erde. Schwindelig vor Angst, schloss sie fest die Augen. Emily wusste nicht, was dann geschah, wieder war es dunkel um sie und jetzt war es auch ganz still, so als wäre sie lebendig begraben, nur ihr eigenes Herz konnte sie hören, laut und voller Furcht. Das Licht des Medaillons musste erloschen sein, aber sie spürte es in ihrer Hand, presste es fest an sich. „Bitte…“, dachte sie, wisperte sie mit stumm, bewegten Lippen und rollte sich zu einer Kugel ein, ehe ihr vor Furcht die Sinne schwanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chimi-mimi
2010-03-23T17:24:45+00:00 23.03.2010 18:24
Oi, was ein Cliffhanger x3
Zum Glück kann ich gleich weiterlesen o.o
Und Auftritt der Erde Teil 2 *anhimmelt*
Ich bin immer noch glücklich und halt mich hier mal nicht lange auf...


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