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Ein Märchen

Eine Reise durch die Märchenwelt
von

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Winternacht

Es war einmal zu einer unbestimmten Zeit in einem längst vergessenen Land. Der Wind pfiff mit beißender Kälte durch die schmalen Gassen einer jener großen Städte, die wie Pilze aus dem Boden geschossen und nun, da die Träume der Menschen erneut enttäuscht worden waren, in langem Todeskrampf vor sich hinsiechten. Schnee bedeckte die schmutzigen Straßen, doch er erstrahlte nicht mehr in dem reinen, frischem Schnee so eigenen Weiß, an einem Ort wie diesem blieb Unschuld niemals lange erhalten.

Schmutzig braun, durchwachsen von grauen Eisklumpen häufte sich der Schnee am Rande der schmalen Straßen und ließ sie noch enger werden. Zu jener Zeit in der tiefe einer kalten Winternacht, die Sterne und der Mond verbargen sich hinter dunkelgrauen Wolkenschleiern vor dem Elend, das sich ihnen dort unten ungeschönt darbot, gab es jedoch nicht mehr viele Menschen, die mehr oder minder zerlumpte Mäntel um sich geschlungen und fröstelnd, die düsteren Gassen zwischen den alten Häusern durchquerten. Die Spuren, die sie am Tag hinterlassen hatten waren die einzigen Zeugen, betrachtet aus den leeren Fensterhöhlen der Häuser.

Erst auf den zweiten Blick ließ die schmale Gestalt sich wohl erkennen. Vielleicht war es nicht einmal das Kind selbst, das dort im Schatten kauerte, den schmalen Leib in die Ritze zwischen zwei schiefstehenden Häuserblöcken gedrängt um dem beißenden Wind zu entkommen, das einem zufälligen Betrachter ins Auge gefallen wäre, sondern nur die weiße Wolke seines Atems wenn er in der frostigen Nachtluft erstarrte.

Die schmale Gestalt hatte gewiss noch keine 10 Sommer erlebt und in diesem Augenblicke war es wohl fraglich, ob es jemals so weit kommen würde. Ein Mädchen war es, die hellen Haare, auch wenn das dumpfe Licht der Nacht jede Farbe verfälschte, schimmerten wie neue blanke Goldmünzen und schlängelten sich in Locken über die schmalen Schultern. Die Haare waren nicht sauber, noch glänzten sie seidig, wie nicht anders zu erwarten war nichts an dem Mädchen sauber, nicht die geflickten, viel zu weiten und abgetragenen Kleider, die seinen Leib um schlotterten ohne Schutz vor der Winterkälte zu sein und auch nicht die bloßen Füße, die es schon seit Stunden durch den Schnee getragen hatten. Blau und rot gefroren von der Kälte so wie die schmalen Hände, mit denen es ein Bündel in seiner Schürze hielt.

Jetzt öffnete es die Augen, blickte matt in die Dunkelheit ohne wirklich zu sehen. Blaue Augen waren es, hellblau, in der trüben Dunkelheit schienen sie zu leuchten. Es blinzelte ein paar mal, sah dann hinab auf das Bündel in seinem Schoß und zog mit zitternden Fingern das alte Tuch zur Seite, dass die Schwefelhölzchen bedeckte. Sie zog eines davon hervor und betrachtete es, dachte voller Sehnsucht an die warme Flamme, die sie entzünden könnte.

Und wenn sie nur ein einziges entfachte? Verkauft hatte sie keins, so konnte sie nicht zurück, und wärmer war es auch nicht, dort in der ärmlichen Hütte wo der Wind durch jede Ritze pfiff. Würde die Alte es denn merken, wenn ein einziges Hölzchen fehlte? Spielte es überhaupt eine Rolle, wenn sie es bemerkte?

Das Mädchen konnte nicht wiederstehen. Mit einem leisen Zischen erwachte das Flämmchen zum Leben. Leuchtete hell auf, als sie es entfachte um schon in der ersten Sekunde zu einem kümmerlichen Leuchten herabzuglimmen. Doch ein wenig Licht spendete es, ein wenig Wärme und in den Augen des kleinen Mädchens war das beinahe schon Magie. Das kärgliche Flämmchen erschien ihr so hell und warm wie die Sonne, wie ein glühender Ofen und die Winterkälte war vergessen, vergessen war, wo es sich befand…

„Hey, willst du nicht langsam aufhören zu träumen?“ Verdutzt schreckte die Kleine auf, fort der Ofen, fort all die Traumbilder in ihrem Geist. Blinzelnd betrachtete sie das Hölzchen in ihren schmalen Händen, es war beinahe abgebrannt. Doch aus den Flammen blickte ihr ein Augenpaar entgegen. Schwarz und klein waren diese Äuglein, glänzten wie Murmeln im Feuerschein. Sie schienen sich umzublicken. „Hättest du nicht einen gemütlicheren Ort finden können? Was starrst du denn so? DU bist doch nicht etwa schwachsinnig oder?“

„Nein“, stotterte die Kleine, „ich… Du…“ „Na was denn?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. Das Hölzchen löste sich in ihrer Hand auf, es zerfiel zu Staub und das Flämmchen brannte frei in ihrer Hand, schien zu tanzen doch auch wenn es warm war, es verbrannte sie nicht. Eingeschüchtert schwieg sie. „Du musst mitkommen“, sagte das Flämmchen, „du wirst gebraucht.“ „Gebraucht?“, wiederholte sie leise, blickte ihn ungläubig an, wer sollte sie brauchen?

„Wir haben keine Zeit, das jetzt zu klären, das Tor wird nicht lange offen sein.“ Je mehr die Flamme sprach, umso verwirrter war das Mädchen, doch es schwieg nun und nickte nur. „Was muss ich tun?“, fragte es dann. Das alles war so wundersam, ganz wie ein Traum. „Mach die Augen zu“, sagte das Flämmchen, „und schon sind wir fort.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chimi-mimi
2010-03-22T21:47:27+00:00 22.03.2010 22:47
Ui, zum Glück hab ich auf die Tafel geschaut, meine Neugierde sei gepriesen x3, sonst hätt ich das ja gar nicht mitgekriegt, dass meine Wichtelgeschichte online ist...
Und ich muss sagen: Ich finds bisher wirklich toll und freu mich, dass ich gleich weiterlesen kann >.<
Ich bin gespannt, was das Mädchen so alles erwartet *__*

Vielen, vielen Dank dafür <3


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