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Selbsthilfegruppe für verlorene Männlichkeit.

OS-Sammlung zu Hetalia-Pärchen
von

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Zeiten ändern sich

Titel: Zeiten ändern sich

Teil: 1/1

Pairing: none (angedeutet: US (Alfred) x UK (Arthur), Netherlands x Japan (Kiku) )

Warning: (!!) Ich arbeite mit dem wunderbaren Niederlande-Drogen-Klischee, das heißt aber nicht, dass ich oder ihr Drogen toll finden sollt. Sind sie nämlich nicht, keines falls. Drogen töten. Also bitte: Wer nichts darüber lesen will, sollte verschwinden und ich will keine Kommentare hören wie: „Ohja, ich liebe Kokain!“ so etwas wird gelöscht. Desweiteren warne ich vor vulgären Ausdrücken, meinen eigenen Namensschöpfungen und angehauchtem Shounen-ai und Zeitsprüngen.

A/N: Endlich mal wieder eine OS die ich leiden kann! ; A ; Mit meinem neuen Liebling: Niederlande ! Verehrt ihn ! :D Ich quatsche aber besser nicht zuviel sondern überlasse euch meinem persönlichen Eindruck und dem dicken Warning.
 

Wer noch nicht abgeschreckt ist wünsche ich viel Spaß beim lesen. :)
 

„Alfred.“

„Ja?“

„Deine Nase blutet.“

Mit flinken, beinah hektischen Fingern wischte sich der Amerikaner unter der Nase entlang und betrachtete schließlich seinen Zeigefinger. Er war vertieft in das rot, rieb mit dem Daumen daran und leckte sich schließlich das Blut ab.

Die feuchten Finger wischte er am Stoff seiner Jacke trocken, dann fasste er den Dollarschein und drehte ihn in Seelenruhe. Vor ihm auf der Tischplatte eine neu blitzende Rasierklinge und die restlichen Krümel weißen Pulvers.

„Ich glaub das reicht für heute.“

„W-Was?“ Alfred sah auf und der so säuberlich gerollte Dollarschein druselte in seinen Fingern wieder auf. Er betrachtete mit Sorgenfalten auf der Stirn wie das knisternde Tütchen mit dem weißen Zauber-Pulver von ihm weggenommen wurde und in den tiefen der fremden Tasche verschwand.

Die Lippen standen offen, bereit zum Protest, doch er selbst und das Blut was an der Lippe hinab tropfte erstickten diesen noch im Keim. Er wusste dass es sinnlos war zu argumentieren.

Sie beide kannten das Spiel zu gut.

Mit einem schiefen Lächeln lehnte sich Alfred zurück in das weiche Polyesterpolster des Sofas, warf den Schein auf den Glastisch vor sich und strich sich die blonden Strähnen zurück. Er seufzte hohl und tief und wischte sich noch einmal das Blut von der Lippe.

„Ist eine scheiß Zeit.“, murmelte Alfred schließlich und suchte mit den Augen eine Entschuldigung. Doch er fand keine. Nur Gleichgültigkeit.

„Jede Zeit war scheiße. Vielleicht für dich nicht, aber für irgendwen immer.“

Der Amerikaner lachte ein weiteres Mal dunkel auf, sank noch ein wenig mehr in die Polster zurück und blickte den Niederländer an.

„Ruben, du bist ein Arsch. Dir kann man nichts erzählen. Echt ‘n Arsch.“ sagte er, immer noch seicht grinsend, beinah schon weggetreten und den Kopf wegdrehend als Ruben seine Pfeife anzündete. Er paffte einige Male in Gelassenheit, versank im Sessel und dem Raum und schien für einen Moment die Zeit vollends zu vergessen. Man hätte es meinen können. Es war niemals so gewesen.

„Bisher hast du mir nicht viel von deinen Problemen erzählt.“, räumte Ruben ein, drehte das abgebrannte Streichholz in seinen Fingern, „Du kamst rein und wolltest Kokain. Oder ist es dieselbe Leier wie immer?“

Alfred lachte erneut auf, ein wenig schallend und überdreht. Für einen kurzen Moment fragte sich der Niederländer, welches Lachen von ihm jemals ein wahres gewesen war. „Selbe Leier, sagst du.“, murmelte der Amerikaner und richtete den Blick zur Decke. Das Blut hatte aufgehört zu fließen. „Als könnte es jemals das Selbe sein. Das Selbe. Immer das Selbe, nein nein. Es wird immer schlimmer – schlimmer, schlimmer, schlimmer, ja, das vielleicht. Yaos Autos haben mittlerweile einen besseren Standard als meine, weißt du? Scheiße, kapiert das irgendwer? Er wird mich noch überholen. Wroom, das war mal die USA. Wroom, überholt. Scheiß Kommunistenstaat als erste Weltmacht? Jemand anderes als ich?“

Der viel zu dicke Qualm der Pfeife stieg an die Decke und breitete sich langsam in alle Richtungen aus bis er aus dem Fenster kroch und mit dem Wind davon getragen wurde. Ruben verschränkte die Füße auf dem Tisch und sprach aus dem Rauch heraus: „Arthur war auch mal eine Weltmacht. Sogar Francis war mal eine. Zeiten ändern sich.“ Er war ja auch mal eine.

„Zeiten ändern sich nicht für mich! Fuck it.“, Alfred knurrte ihn kurz an, doch sein Wille war zu schwach um wirklich gegen den Niederländer vorzugehen. Stattdessen ließ er den Kopf hängen, hielt ihn nur mit einer Hand und murmelte in sich hinein: „Kann nicht alles so bleiben wie es ist?“
 

„Sag mir, Ruben, wieso kann es nicht so bleiben wie es ist?“, Arthur stand am Fenster und betrachtete die Wiese vor dem Haus des Niederländers. Er schien dort stehen bleiben zu wollen bis die Blumen hoch genug schossen und aufblühen würden. Seine Schultern waren gesenkt, der Blick in der Ferne.

Er wartete auf etwas, das nicht eintreten würde.

„Zeiten ändern sich, Arthur. Alles ändert sich.“, Ruben sah nur kurz zu ihm bevor er die zweite Pfeife mit Tabak stopfte. Diese Themen verrauchten für ihn genauso. Belanglos.

Seine glorreiche, seine goldene Zeit war schon lang vorbei. Doch was hieß lang? War ein Jahrhundert lang?

„Ich will nicht, dass sich etwas ändert.“, beinah schon trotzig sah Arthur zu dem Niederländer. Prompt wurde ihm die frisch gestopfte Pfeife entgegen gehalten, die er eher zögerlich annahm. Ruben nahm sich seine eigene, bevor er ein Tunkhölzchen griff. Arthur setzte sich gemächlich neben ihn auf die Chaiselongue und beobachtete wie er das Holz in Schwefelsäure tauchte und es sich entzündete. Die beiden Pfeifen qualmten keinen Moment später und die Männer lehnten sich zurück und sahen den dunstigen Ringen beim Aufsteigen zu.

Die Stille war in den Raum eingekehrt, wie das gleichmäßige Ticken der Standuhr im Flur. Selbst die Geräusche der Wiese und Straße waren verschwommen und verzerrt, kaum hörbar in der Enge des dunklen Holzes.

Erst Ruben unterbrach die Stille wieder: „Er hat den Krieg gewonnen, Arthur, du kannst nichts mehr machen.“

„Scheiß drauf!“, Arthur schlug gegen die Lehne und dann sich selbst an den Kopf, verbarg das Gesicht in der Hand, „Verdammt, Ruben, er ist so was wie mein Sohn, mein kleiner Bruder, ich kann ihn doch nicht einfach so gehe...“

„Nein.“ Dicker Rauch stieg vor dem Gesicht auf, den durchdringend grünen Augen, verflog und blieb doch wie Nebel im Raum stehen. „Er ist weder dein Sohn, noch dein Bruder. Das wissen wir beide, das wissen alle, Arthur. Was du fühlst und was du willst ist was ganz anderes.“

Kurz starrte Arthur ihn an, grinste dann und lehnte sich zurück. „Wieso komme ich eigentlich mit meinen Sorgen zu dir?“ Kopfschüttelnd betrachtete er die Pfeife, als wäre es ihm jetzt wieder eingefallen.

Der Engländer sog den Rauch ein und seufzte dabei tief, hustete unterdrückt und schlug sich auf die Brust. „Der Tabak schmeckt komisch.“, brachte er immer noch leise hustend hervor und unbeeindruckt von Ruben gemustert.

„Da ist Opium mit drin.“, war dessen kurze Erklärung. Arthur betrachtete die Pfeife noch ein weiteres Mal eingehend, sog probierend daran und lehnte sich wieder in das Polster zurück, ließ den Arm über die Lehne hängen. „Opium also.“, wiederholte er leise, lächelte zur Decke und nickte.

„Vielleicht solltest du dich auf was anderes als Alfred konzentrieren.“, meinte Ruben nach einiger Zeit Stille und dem dümmlichen Grinsen des Engländers, das der Decke galt. Der drehte nur den Kopf auf die Seite, sodass er den Niederländer aus den Augenwinkeln mustern konnte.

„Auf was anderes konzentrieren? Ha.“, Er lachte hohl und paffte, drehte den langen Pfeifenhals in den Fingern, „Ich kann mich nicht auf etwas anderes als Alfred konzentrieren. Wie auch? Er ist, er, er gehört zu mir, verstehst du? Wie soll es denn jetzt nur weitergehen?“
 

„Ich – um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung, weißt du? Wie soll’s weiter gehen?“ Nervös spielten die weißen Finger an der Tischdecke und ab und zu an dem Blumengesteck in der Vase. Die Spannungen hatten sich seit einem Jahr gelegt und doch schien sich der Preuße immer noch wie auf einem Pulverfass zu fühlen.

Sonst wäre er wohl auch nicht hergekommen.

Er sah müde aus und elend, seine Wunden waren im Gegensatz zu denen seines Bruders kaum verheilt und der Krieg schien noch immer in ihm zu toben. Die Zeit bei Ivan schien keine glückliche zu sein.

„Hattest du schon mal das Gefühl, dass es zu Ende geht?“, Gilbert sah von seinen nervösen Händen auf zu Ruben und der Niederländer spürte den bohrenden Blick durch seinen Rücken hindurch.

„So einiges ging schon zu Ende.“, sagte er wahrheitsgemäß und suchte weiter im offenen Wandschrank, legte das Feuerzeug heraus und legte es zu dem Löffel auf den niedrigen Holztisch mit Steinverkleidung. Eher skeptisch sah Gilbert ihm dabei zu.

„Das meine ich nicht.“ Die sonst so wilden, roten Augen waren müde als er rüber zu Ruben sah. Der Niederländer griff den dünnen Oberarm und zerrte den Gürtel darum zu. Gilbert redete in leiser Tonlage weiter: „Ich kenne das Gefühl, wenn man spürt, dass man was verliert, aber, ich meine, wenn es zu Ende geht. Mit dir.“

Gilbert rieb sich den zugeschnürten Bereich des Unterarms, der sich plötzlich kälter anfühlte und sah zu, wie Ruben das weiße Pulver auf dem Löffel über der Feuerzeugflamme erhitzte. Die sorgenvollen Falten auf der Stirn wurden noch ein wenig tiefer als der die Flüssigkeit mit der Spritze aufzog.

„Ich glaube, ich werde sterben.“

Ruben sah bei diesen Worten langsam zu dem Preußen auf, der den Unterarm gestreckt bereit hielt und hinabsah. Er schien ernst dabei und sein restlicher Körper genauso kalt wie der Unterarm. Das Gesicht war verbissen und die Lippen ausgemergelt. So sah man lebensfrohe Menschen selten.

Der Niederländer legte eine Hand auf Gilberts Kopf und zerzauste das eh schon verwirbelte Haar, schüttelte den Kopf. „So leicht stirbt es sich nicht.“

Zumindest war es das, was er wollte. Sie lebten schon ewig. Eine Ewigkeit endete nicht so einfach.

„Ich hab keine Angst davor.“, Gilbert sah unter der Hand auf, zwang sich ein Lächeln ab, „Ich will Ludwig nur nicht allein lassen. Er war doch nie allein.“

Ruben schnippte mit dem Zeigefinger gegen die Spritze und drückte die kleinen Bläschen heraus bevor er sie in Gilberts Vene versenkte. Man sah sie gut durch die weiße Haut. Er konnte sich sogar einbilden das Blut wieder pumpen zu sehen, als der Gürtel vom Arm rutschte.

Es musste Einbildung gewesen sein.

„Zeiten ändern sich und die Kleinen werden erwachsen. Sie kommen ohne uns aus.“, Ruben fing Gilbert auf, als der langsam zurücksank und rückte ihn in einer sichere Sitzposition. Er konnte sehen wie schwer das Lächeln auf dem Gesicht des Preußen lastete, wie bleiern sein Arm sein musste als er ihn hob und Ruben die Augen zuhielt.

„Ihr habt auch die selben Augen, nicht? Ja, ja. So ein seltsames Grün. Man möchte bei all den Ähnlichkeiten kotzen.“ Gilbert kicherte und ließ den Arm wieder sinken, atmete tief ein und musterte den Niederländer. „Ludwig ist mir eigentlich gar nicht ähnlich. Wenn ich wirklich so ... tot bin und so dann wird nicht viel von mir in ihm weiterleben.“

Gilbert lächelte schief, ließ sich plump nach vorn fallen und versteckte das Gesicht an der fremden Jacke, er blieb regungslos, still, verharrte, als würde er jeden Moment wirklich sterben. Doch zu seinem Bedauern tat er es nicht.

Mit Heroin im Blut wäre ihm das deutlich leichter gefallen.

„Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll. Ich weiß es nicht. Ob ich Ludwig noch mal wiedersehe? Oder einfach- einfach tot? Wie fühlt sich das wohl an?“

Ruben tätschelte noch einmal Gilberts Kopf, hatte aber keine Worte. Weder zur Trauer, noch zum Trost, noch für seine Situation. Nach dem Krieg blieb eben nicht viel, außer ein paar künstlichen Glücksmomenten.

„Glaubst du, Ruben, irgendwer, so, irgendwie, so, würde mich vermissen? Wenn ich tot bin?“
 

„Meinst du wirklich irgendwer würde mich vermissen, wenn ich sterbe?“ Mit einem zynischen Lächeln, wie nur wenige es von ihm kannten, drückte Ivan den dutzendsten Zigarettenstummel im Aschenbecher aus. Die kleinen Knäule ohne Filter stanken erbärmlich nach dem viel zu hartem Tabak.

Ruben konnte sich nicht erklären, wieso Ivan daran festhielt, diese Abart von Zigarette zu rauchen.

„Ich muss kein Psychater sein um zu sehen, dass alle mich meiden und zuletzt sogar verabscheuen. Ich weiß nicht, was ich falsch mache.“

Ivan ließ davon ab, sich eine neue Zigarette zu drehen, als er sah, wie Ruben die klare Lösung in eine Spritze zog. Ivan hasste Nadeln und dennoch zog er den Gürtel um den Oberarm straffer.

„Dass Alfred mich hasst ist mir klar.“ Er nahm dem Niederländer die Spritze ab und besah sich die klare Flüssigkeit. Er ließ das Gefühl von Nostalgie für die Sowjetzeit aufkeimen, für die erste Runde Wint, das erste Mal alles vergessen und sich großartig fühlen. Er ließ es aufkeimen und sofort wieder absterben.

„Doch wieso hassen mich alle anderen? Wieso Yao? Wieso Arthur, Ludwig, Francis? Es kann doch keine Angst sein.” Ivan streckte den Unterarm und lehnte den Kopf zurück als die Nadel die Haut brach. Unachtsam warf er die Spritze zurück auf den Glastisch und hielt sich den Kopf.

„Es ist fast so als wolle keiner vergessen. Als würden die Fehler der Vergangenheit mich immer und immer wieder einholen.“ Der Russe streckte den Arm über die Sessellehne und spreizte die Finger, ballte sie wieder zusammen.

Manchmal hatte Ruben das Gefühl, dass Ivans Zustand kaum vom Rausch verändert wurde. Er war anders als sonst, wenn er durch die Tür schritt und wenn er erzählte, was ihn belastete, ja, doch die Drogen schienen keinen Effekt zu haben. Ivans Kopf schien beinah noch klarer als sonst, aus den Wolken geholt und allen zur Schau bereit gestellt. Aus Glas und lesebereit. Der Russe schien damit seine eigenen Dämonen zu besiegen, alle Mauern niederzureißen.

Es war beinah schon traurig, was man sah.

„Warum können wir nicht einfach vergessen?“, fragte Ivan und sah zu dem Niederländer der ruhig zurückgelehnt die Arme im Schoß verschränkt hatte. Diese Gleichgültigkeit war ein Segen.

„Irgendwann werden die Menschen vergessen. Wir allerdings nie. Zeiten ändern sich, wir aber bleiben gleich und egal, wie wir uns anstrengen, den ersten Eindruck kann man nicht wieder wett machen.“

Ivan lachte hohl in seine Hand und nickte, blickte dann wieder vor zu Ruben.

„Gibst du mir ein wenig Винт mit?“, fragte er doch hätte ihm das Kopfschütteln klar sein müssen.

„Du weißt dass ich nichts raus gebe.“

„Das wirkt fast wie ein Kontrollzwang.“ Ivan stützte den Kopf in seine Hand und musterte Ruben kurz. „Sterben können wir sowieso nicht. Nun, zumindest nicht daran.“

„Ich weiß.“ Ruben packte das Wint weg und leerte gleich darauf auch den Aschenbecher aus, blickte dabei kurz raus in den Garten. „Willst du deinen Schwestern vielleicht Tulpen mitnehmen?“

Ivan streckte den Hals zu ihm und lachte abermals auf, hob die Brauen süffisant: „Das ist deine einzige Freude, oder? Blumen und Frauen.“
 

„Mein Gott, man könnte meinen deine einzige Freude sind Blumen und Frauen. Und Zigaretten. Ohja, ganz sicher Zigaretten.“ Ruben beobachtete, wie die noch glimmende Kippe im Aschenbecher ausgedrückt und sogleich mit sämtlichem Zubehör vom Tisch runtergetragen wurde.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mal selber putzen? Ich kann doch nicht jeden Monat vorbei kommen und das für dich machen.“

„Tust du doch aber.“

„Ruben!“

„Isabell?“

Die Belgierin schmiss ihrem Bruder das Wischtuch, das eigentlich für den Wohnzimmertisch bestimmt gewesen war, ins Gesicht und schnaubte leise. Mit festem Schritt ging sie das alte Blumengesteck aus der Vase befördern um das neue darin anzurichten.

„Wieso schläfst du eigentlich schon wieder auf der Couch? Du hast doch ein Bett. Bist du nun schon zu faul deine Liebschaften dorthin zu führen?“ Isabell nahm ein neues Wischtuch und begann den Tisch zu säubern, bevor sie alles geordnet wieder zurückstellte. Sie wuselte weiter um die Fenster zu öffnen und den Rauch der letzten Nacht herauszulassen.

„Gestern ist es eben spät geworden - mit Ivan. Wenn es eine Frau gewesen wäre, naja.“ Ruben pflückte sich das Tuch vom Gesicht und warf es Isabell entgegen die es nutze um den Staub auf den Schränken wegzuwischen.

„Mit Ivan? Gott, spielst du immer noch Seelsorger für die Welt?“

Ruben richtete sich langsam auf, streckte und knackte mit den Gliedern. „Ich kann nichts dafür.“, rechtfertige er sich, „Sie kommen einfach zu mir.“

„Ja, wegen deinem Zeug.“, sie klopfte auf den ominösen Wandschrank, der dabei gefährlich klapperte, bevor Isabell weiterputzte. „Erst musst du denen das alles geben und dann heulen sie sich in ihrem Rausch bei dir aus. Das ist doch erbärmlich.“

Ruben lehnte sich leicht lächelnd zurück, bevor er sich eine Zigarette zwischen die Lippen steckte. „Du bist doch nur neidisch, dass ich die ganzen Geheimnisse kenne und sie dir nicht erzähle.“ Bei dieser frechen Antwort musste er einem erneut geworfenen Wischtuch ausweichen.

„Ja, natürlich. Ich bin so neidisch. Am besten ich mache meine eigene kleine Opiumhöhle und horche die anderen aus.“, bluffte sie ihn an und musste schon wieder nach einem neuen Wischtuch langen.

„Du weißt, dass ich das nicht zulassen würde.“ Ruben zündete sich ruhig seine Zigarette an und erhaschte nur kurz den zornigen Blick seiner Schwester. „Klar, du würdest mich grün und blau schlagen, wenn ich Drogen nehme. Wer’s glaubt.“, Isabell seufzte und ließ sich in den Sessel fallen, richtete ihr Kleid und sah zu ihrem Bruder rüber. Der rauchte nach wie vor still seine Zigarette und legte den Kopf schief.

Isabell lächelte und lehnte sich zurück, blickte dann raus aus dem Fenster.

„Wollen wir vielleicht Fahrrad fahren und auf dem Markt schauen, was es für neue Blumensamen gibt?“, sie blickte aus den Augenwinkeln zu Ruben, der auch prompt seine Zigarette weglegte und sich erhob.

„Wenn du das willst.“

Isabell lachte auf und rauschte als erste zur Tür, sah über die Schulter zu ihrem Bruder.

„Manche Dinge ändern sich nie.“

Ruben zuckte mit den Schultern als er ihr folgte und strich sich über das Kinn. „Die Zeiten ändern sich dagegen immer.“

Isabell schloss die Tür hinter ihnen, lachte wieder auf: „Du musst wirklich immer das letzte Wort haben, hum?“
 

„Ahaha, Ruben, musst du denn immer das letzte Wort haben?“ Der lachende Spanier hielt die Finger in die Tür damit der vor sich her grummelnde Niederländer sie nicht zuschlagen konnte. Oder, wie Antonio hoffte, es auch nicht würde.

Er zwängte sich durch den Spalt hinein und folgte Ruben zum Wohnzimmer.

„Hey, jetzt dreh mir nicht den Rücken zu, ich hab ein Friedensangebot dabei.“, Antonio fummelte in seiner Jackentasche umher während Rubens skeptischer Blick auf ihm lastete. Hervor kamen zwei gut duftende kubanische Zigarren, eine hielt der Spanier ihm hin.

„Na? Cohiba Behike – da dürfte doch was bei dir klingeln, nicht wahr?“

„Schleim dich bloß nicht ein.“ Dennoch drehte sich Ruben um und nahm die Zigarre. Antonio folgte dem Niederländer lächelnd und ließ sich von ihm die Zigarre anschneiden. Gemeinsam nahmen sie den ersten Zug, erfüllten die Luft mit herben Geruch und sanken ein wenig mehr in ihrer Haltung ein.

„Na, vergeben und vergessen?“, Antonio sah über der Zigarre zu Ruben, der den Blick allerdings wieder abwand.

„Niemals.“

„Ach, komm schon. Isabell will nicht, dass wir uns deswegen in den Haaren haben.“

„Und du tust immer alles, was Isabell will?“

„Ruben, das ist doch nicht der Weltuntergang.“

„Und da bist du dir sicher?“

„Ach komm, ich will nicht wie Ludwig enden und...“

„Du besitzt meinen Abscheu schon.“

„Ruben, komm schon. Es ist nur Fussball.“

„Für dich vielleicht.“

Seufzend setzte sich der Spanier auf den Tisch, strich sich das Haar zurück. „Ich frage mich ernsthaft wie dich andere Leute überhaupt aushalten können.“

„Meistens sind die zugedröhnt und dann muss ich sie aushalten.“

„Du bist echt ein Arschloch.“
 

„Er ist wirklich e-e-ein Arschloch!“

Ruben musste husten als er gerade den Rauch einatmen wollte, klopfte sich auf die Brust und sah mit geweiteten Augen zu seinem Gegenüber. Der saß auf den Füßen, krallte mit den Händen in den Hosenstoff an den Knien und knirschte leise mit den Zähnen.

Der Anzug saß wie angegossen und dennoch wirkte sein alter Bekannter darin wie jemand anderes. Jemanden den er nicht kannte, den er so auch niemals hätte kennenlernen wollen.

„Wer ist er denn, dass er sich rausnimmt sich bei mir einzuquartieren und alles auf den Kopf zu stellen? Milch sollen wir trinken und Geishas sind auf einmal nur noch billige Soldatenhuren, Hosen müssen die Männer tragen, denn alles andere ist ja nur für Frauen!“

Kiku presste die Lippen zusammen und sah zu Ruben rüber, der in seiner Haltung erstarrt war. Der Kopf des Niederländers war zwar gerade etwas langsam, da der gute Cannabis von Kiku sein Hirn vernebelte, doch eins wusste er sicher: So aufgebracht hatte er den Japaner noch nie gesehen.

„Sag auch was dazu.“, Kiku nahm ihm die Pfeife aus der Hand und sog selbst daran, beruhigte sich durch die inhalierten Stoffe allerdings keineswegs.

„Ich mag dich im Kimono mehr.“

„Ruben, das war unangebracht.“

„Weshalb?“

„Weil du auch findest, dass ich darin wie ein Mädchen aussehe.“

„Ertappt.“ Ruben nahm nun wieder die Pfeife und sog, blies kleine Ringe in den Raum, bevor er zu Kiku rüber sah aber nur die Schultern zuckte. Kiku dagegen seufzte tief: „Ich will nicht besetzt sein.“

„Damit hättest du rechnen müssen.“, Ruben lehnte sich entspannt zurück, schloss kurz die Augen, „Wenn du in so einen Krieg einsteigst, hättest du damit rechnen müssen.“

Kiku nahm wieder die Pfeife, seufzte erneut. „Und was mache ich jetzt?“

„Alfred aushalten.“

„Nur wie lang?“

Der Niederländer lehnte sich noch ein wenig mehr zurück, atmete tief. Die beruhigende Wirkung lullte ihn friedlich ein und machte den Kopf frei von jeglichen Sorgen.

„Nicht lang.“, murmelte er leise und sah aus den Augenwinkeln zu Kiku, „Zeiten ändern sich schnell. Er wird keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.“

Der Japaner spielte mit der Pfeife zwischen den langen Fingern und sog den Rauch tief ein, blies ihn genüsslich aus. Die Worte und die Droge beruhigten ihn ganz langsam, zunehmend und er lehnte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, musterte den Niederländer darüber hinweg.

„Und du magst Kimonos mehr?“

Ruben lachte kurz kehlig auf, rappelte sich hoch um Kiku ansehen zu können. Er lehnte sich vor auf den Tisch, die Brauen gehoben musterte er den Japaner. „Nein, ich mag nur dich in Kimonos mehr.“

„Weil ich dann aussehe wie ein Mädchen?“, Kiku lächelte dusselig, hob nun ebenfalls die Brauen und neigte den Kopf ein wenig.

„Genau.“, Ruben nahm ihm die Pfeife ab, zog diesmal ganz langsam, „Und ich mag Mädchen.“

„Also ... magst du auch mich?“

Der Niederländer lächelte ein wenig breiter, stützte den Kopf auf die Hand, damit er nicht ausversehen runterfiel. „Hm.“, brummte er zustimmend, „Dich mochte ich schon immer.“

Kiku kicherte hinter vorgehaltener Hand, sah kurz beiseite, lächelte verschmitzt. „Ich dich auch.“

Ruben lachte abermals auf, strich mit dem Zeigefinger unter Kikus Kinn entlang. „Ich besetze dich auch nicht.“

„Nein.“, Kiku lächelte verschämt, fasste Rubens Hand, „Du warst immer nett.“

„Zumindest zu dir.“ Der Niederländer griff mit der anderen Hand Kikus, zog ihn ein wenig dichter. Er mochte die Wirkung des japanischen Cannabis. Die mochte er wirklich.

„Das ist die Hauptsache.“

„Soll ich mal wieder nett sein?“

„Ruben, du machst mich noch verlegen.“
 

„Oh, Mijnheer Nederland, Sie machen mich ganz verlegen. Das kann ich doch nicht annehmen.“ Mit rosigen Wangen wand sich das junge Mädchen ab und versuchte den Blick von den schönen Blumen zu nehmen.

„Meine Teuerste, ich bitte darum.“

„Aber, das wäre schon das vierte Mal.“

„Und ein fünftes wird es auch geben, bitte, meine Teuerste. Nimm die Blumen und sag mir, wie alt bist du?“

„Ich bin 15, Mijnheer Nederland. Sie wissen doch, dass ich...“ Das junge Dienstmädchen wurde jäh unterbrochen als die Arbeitszimmertür aufgestoßen wurde und ein lächelnder Mann heraustrat, die Hand hob um Ruben zu begrüßen.

„Schön dass Sie erschienen sind, Mijnheer van Swieten.“

„Die Freude ist meinerseits.“ Ruben drückte dem jungen Mädchen den Strauß Blumen in die Hand bevor er mit dem Herr in das Arbeitszimmer verschwand. Der ließ es sich nicht nehmen dem noch nichts ahnenden Niederländer auf der Weltkarte einen kleinen Fleck zu zeigen.

„Deswegen ließ ich sie rufen, Mijnheer van Swieten. Wir haben diesen Teil mit Einheimischen getauscht. Sie nannten ihn ‚Manna-hatta‘, hier direkt bei Nieuw Amsterdam. Das wird uns große Geschäfte bringen, der Handel mit der neuen Welt ist uns gesichert.“

Ruben trat näher und betrachtete das Gebiet eingehend, nickte schließlich zustimmend.

„Solang die Geschäfte florieren bin ich beruhigt.“

„Florieren? Mijnheer van Swieten, ich bitte Sie! Wir stecken mitten im goldenen Zeitalter. Besser könnte es für das Verenigde Nederlanden gar nicht stehen. Wenn wir den Kurs beibehalten, könnten wir uns großen Einfluss in Amerika sichern. Der Status als Weltmacht wäre uns eigen!“

Ruben nahm eine Pinnnadel von der Weltkarte, steckte sie auf Nieuw Amsterdam und seufzte leise, sah über die Schulter zu dem aufgeregten Mann.

„Goldenes Zeitalter? Wissen Sie, Zeiten ändern sich.“

„Aber Mijnheer van Swieten, nicht so pessimistisch!“

„Was ist daran pessimistisch?“
 

End
 

A/N:

• „Винт“ ist der russische Name für „Wint“, eine Mischung aus Meth und Ephedrin, die sich in der Sowjetunion verbreitete.

• „Nieuw Amsterdam“ war der Verwaltungssitz der niederländischen Kolonie „Nieuw Nederlande“ und wurde später durch die Briten erobert die diesen Teil um „Manna-hatta“ „New York“ und „Manhattan“ nannten ;)
 

„Ruben van Swieten“ und „Isabell“ sind meine eigens ausgedachten Namen für Netherlands und Beligum, da der gute Hidekaz Himaruya sich ja keine mehr überlegt. >: Benutzen und weiterverbreiten also auf eigene Gefahr, aber ich finde, sie passen ganz gut, nicht? :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Knoblauchgurke
2010-11-08T19:07:58+00:00 08.11.2010 20:07
Ich liebe dieses Kapitel <3
Dass die Niederlande die Hauptrolle spielen ist für mich schon mal ein großer Pluspunkt. Im Moment komme ich von ihm einfach nicht los und finde es schade, dass er in kaum einer Fanfic vorkommt.
Sehr schön finde ich auch den Aufbau und wie du immer das Ende des alten Teils mit dem Beginn des neuen Abschnitts verknüpfst.
Von:  Toshi
2010-08-13T14:42:33+00:00 13.08.2010 16:42
Herrje, ich hatte eine Menge Spaß beim Lesen ^_^ Besonders die Teile mit Spanien und Belgien gefielen mir sehr und brachten mich zum Schmunzeln ;)
Und endlich mal wer, der Niederlande mehr Aufmerksamkeit entgegenbringt! Der Kerl ist einfach nur irre cool xD Ich hab' ihn gern.
Die Übergänge der einzelnen Absätze sind dir gut gelungen, eine tolle Idee mit den ähnlichen Sätzen jeweils an Anfang und Ende jedes Absatzes.
Die Namen, die du dir für Niederlande und Belgien ausgesucht hast, gefallen mir, wobei ich finde, dass statt Ruben vielleicht ein anderer Name besser gepasst hätte :/ Aber Isabell ist perfekt ^_^
Und ich weiß nich, inwiefern du dich im Niderländischen auskennst, aber wenn man jemanden mit 'Herr' anspricht, heißt es normalerweise 'meneer'. Jedenfalls habe ich es so gelernt *lernt Niederländisch in der Schule*
Nunja. ^^° Schöner Oneshot, jedenfalls :3 Und die paar Zeichensetzungsfehler, die ich gefunden habe, sind absolut zu verkraften ;3
Und schreib' ruhig mehr NetherlandsxJapan *lach*

Liebe Grüße
Von:  Midousuji-kun
2010-07-26T12:23:22+00:00 26.07.2010 14:23
FirstFirstFirst :D

Hrm, was sag ich nur~ <3?
Es gefällt mir sehr sehr sehr gut ♥
Auch wenn mich die Zeitsprünge teils verwirrt hatten e _ é


Alfred tut mir nicht leid... aber Arthur qq"
*sniff*
Obwohl uns am meisten ja Ruben leid tun sollte, oder?
Mhmmm, aber ich mag seine Darstellung hier ♥
(Vor allem kann ich ihn mir so gut mit den Blumen vorstellen... oder auf dem Fahrrad als Bel den Vorschlag macht)
Und Gilbert... ; ~ ;
Wenn ich nicht schon den OS "Saat und Ernte" kennen würde, wäre ich wohl ganz dezent bös' auf dich.
Der Part mit Antonio und Isabell ist schön aufheiternd.
Und das ist nicht nur Fußball, das stimmt uû Das Spiel war Krieg...
Hmmm, was soll ich dir denn noch alles sagen, was ich nicht schon im MSN gesagt habe oder ohne dir zu erzählen, was im OS passiert ist > < ?!
Wie immer liebe ich deine Schreibweise, ich liebe Ruben und wie Bel ihm eine mit dem Wischtuch pfeffert.
Schreib mehr zu den beiden > 333 <
Und auch zusammen mit Antonio... der kann Ruben sicherlich gut zur Weißglut treiben ♥


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