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Realismus: Romeo&Julia in der heutigen Zeit

Ein merkwürdiger Komplex..Nachahmen nicht empfohlen
von

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Ich wollte mich nicht verlieben. Mein Abitur stand auf dem Spiel und ich hatte bei Weitem besseres zu tun, als die Nächte am PC zu verbringen und mit einem Fremden über die Sinnlosigkeit dieser Welt zu reden oder wohl eher große Debatten zu führen. Doch aus diesem Fremden namens Robert wurde ein Bekannter, dieser Bekannter zu einem Freund, dieser Freund zu meinen Seelengefährten. Wie zwei Segel erhellten wir die tiefblaue Bucht unseres tristen Daseins.

Doch warum verfiel ich dieser Person?

Meine Eltern sind streng gläubig und wollten, dass ich erst meine Zukunft sicherte indem ich meinen Abschluss mache, mir eine Ausbildungsstelle suche, mein Einkommen sichere und dann mit dreißig Jahren vielleicht auf die Idee kommen würde, mich für das andere Geschlecht zu interessieren. Mein Bruder Patrick unterstützte sie mit dieser übertriebenen Vorstellung natürlich. Es hätte ihnen wahrscheinlich schlaflose Nächte bereitet, wenn sie wüssten dass ich diesen Fremden auch noch traf. SMS schreiben und telefonieren war uns nicht mehr gut genug gewesen, wir wollten mehr.

Das erste Treffen war mehr als nur das Kennenlernen zweier Individuen, es war viel mehr. Es war Liebe auf den ersten Blick, und dieser Anblick sagte nur eins: Liebe mich und lass mich nie mehr los. Wir trafen uns immer wieder, immer an geheimen Orten, dass unsere Eltern ja nicht erfuhren, dass ich mich mit einem Sohn von Gotteslästerern traf und andersrum mit einer „Hure“, die nur darauf wartet, einem ein Kind unterzuschieben und somit die nötige Hochzeit zu sichern, damit der Stand in der Gesellschaft gesichert sei.

Doch wie die Liebe so ist, wurde unser Treffen immer mehr vom Winde bewegt, wir vermissten uns, obwohl wir gerade uns gesehen hatten…

Unsere Verabredungen wurden häufiger und wir begannen zu eilen, der andere hastete mit und von nun mehr sahen wir uns nicht erst Kilometer entfernt von unseren Häusern, sondern auch mitten in der Stadt am helllichten Tag.

Wie unvorsichtig und kopflos diese Handlungen waren, wurde uns erst gestern Morgen bewusst.

Wir saßen im Eiscafé und beobachten die Tauben, die am nahelegenden Brunnen fröhlich die Essensreste aufpickten, während wir die Hand des anderen hielten und uns immer wieder verliebte Blicke zuwarfen, uns ganz in den Augen verloren, die unendliche Hinneigung und Begehren zeigten. „Ich liebe dich…küss mich“, forderte Robert mich auf und beugte sich vor, um meinen Kuss in Empfang zu nehmen, als er auf einmal von jemanden nach hinten gezogen wurde, quer durch das Café.

Tische flogen um her, die Gäste sprangen auf und begannen sich zu beschweren, doch ich sah nur umher, was ist passiert?

Doch als ich Patrick und Robert sah, wie sie am Boden miteinander rangen, wurde mir die Misere vor Augen geführt. Sie hatten uns entdeckt. Mein Bruder prügelte auf meinen Freund ein und verdeutlichte mit jedem Schlag seinen Hass gegen unsere Beziehung.

„Lass ihn in Ruhe“, schrie ich und versuchte meinen Bruder wegzuziehen, doch er stieß mich nach hinten und ich landete hart auf den Boden, verlor kurz das Bewusstsein.

Als ich wieder erwachte hörte ich Schreie draußen.

Ich wischte mir den Bananen-Splitt-Eisbecher von meiner Schulter und stand hastig auf, eilte auf die Straße und musste mit ansehen, wie sie sich hieben.

Robert versuchte nicht sich gegen Patrick zu wehren, er würde niemals zuschlagen denn er wusste, nur eine gewollte Verletzung würde das Aus unserer Beziehung bedeuten. Beide Gesichter waren blutig und es schien als wäre Roberts Nase gebrochen, doch sie hörten einfach nicht auf. „Bitte, beendet diesen Mist…“, flehte ich immer wieder, doch vergebens.

Robert bekam ein weiteres Mal die Faust meines Bruders zu spüren, doch diesmal holte mein Liebster selbst aus, und Patrick stolperte nach hinten, fiel rückwärts über die Kante des Brunnens.

Es wäre wohl gelogen zu sagen, dass es keiner mitbekommen hätte, wie sein Genick laut knackte und das Kind anfing zu schreien, dass daneben spielte.

Die Polizei kam und verhaftete Robert, sie nahmen ihn in Untersuchungshaft, der Krankenwagen erschien ebenfalls und stellte offiziell den Tod meines Bruders fest und ich wurde nach Hause gebracht, über und über mit Eiscreme und der Nachricht, die unsere Familie erschütterte. Mein Freund hatte meinen Bruder umgebracht. Ich wurde in mein Zimmer eingesperrt und musste mir anhören, wie meine Mutter weinte. Ihre Schreie schallen immer noch in meinen Gedanken. Ich sah auf die Uhr und beschloss zu Robert zu gehen, kletterte aus meinem Zimmerfenster und landete mehr oder weniger sanft auf dem Boden.

Als ich bei der Polizei ankam sahen die Polizisten mich besorgt an und der eine Beamte legte seine Hand auf meine Schulter. „Sie kennen ihn? Würden…Sie bitte ihn identifizieren…“, murmelte er leise. Robert hatte sich zwei Stunden nach der Verhaftung in seiner Zelle umgebracht, mit seinen eigenen Blut hatte er noch „Verzeih mir, Liebste.“, an die Wand geschrieben. Er wirkte so friedlich, trotz der Wunden an seinen Kopf und der aufgeplatzten Lippe. Ich unterschrieb die Formulare und verabschiedete mich, ging hinaus in den Hafen unserer Stadt.

Es war gar nicht so lang her, da gingen wir hier entlang, liebten uns in einen Boot und schwuren uns, niemals alleine durch das Leben zu gehen. Nun stehe ich hier, alleine und verlassen von meinem Freund, mit dem ich mein Leben teilen wollte, gehasst von der Familie, der ich Schande gebracht habe und verabscheut von mir selber, dass es mir nur leid tut, dass ich ihm nicht noch sagen konnte, wie sehr ich ihn liebe.

Ich musste weigerlich anfangen hysterisch unter meinen Tränen zu lachen, als mir das Gedicht wieder einfiel. Begehrt eins zu hasten…

Langsam stieg ich in ein kleines Schiff und löste es vom Steg. Das andere geht schnell…

Als ich weit genug vom Ufer weg war, nahm ich das Seil und legte die Schlinge um meinen Kopf. Verlangt eins zu rasten…

Ich band das Seil am Mast fest und sah zum Ufer und lächelte nur. „Ich liebe dich, Robert. Gleich bin ich bei dir“, flüsterte ich und sprang vom Schiff, ein kurzer Ruck und mir wurde schwarz vor Augen. Ruht auch sein Gesell…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  meseta
2010-05-01T09:19:00+00:00 01.05.2010 11:19
Wie grausam *flenn*
aber du hast nen tollen schreibstil *schnief*
schade dass diese hier so kurz ist, hätt ich gern mehr von gelesen...(vielleicht ist das aber auch ganz gut so, sonst würde ich vermutlich richtig depri werden) *in die nächsten fanfics stürz*


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