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Seeking

BWxDM
von

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Epilog

Ein ganzer Monat. Es hatte volle dreißig Tage nach dem Einsturz des Zugangstunnels und der geglückten Rettung gedauert, bis die Arbeiten an dem Priestergrab beendet waren. Nicht ganz so lang hatte es zum Glück gedauert, die Organisation der Sternorchidee zu zerschlagen. Im Grunde war es keine wirkliche Organisation, sondern mehr ein Familienunternehmen gewesen. Alle Diebe gehörten zu der Familie Bouleyn, deren Wappen in einer Ecke von einer Sternorchidee geziert wurde. Eine Familie, die übrigens, trotz des einen unterschiedlichen Buchstabens weitläufig mit der zweiten Gemahlin des ehemaligen Muggelkönigs Heinrich VIII verwandt waren. Kopf der Organisation war seit Generationen das jeweilige Familienoberhaupt, das auch dafür sorgte, dass die jüngeren Mitglieder entsprechend ihrer Talente gewinnbringende Berufe ergriffen. Dass sie dabei früher oder später einflussreichen Institutionen wie Gringotts auf die Füße treten würden, war abzusehen gewesen. Vermutlich hätten sie noch ewig so weitermachen können, hätte sich die Technologie der Muggel in den letzten Jahrzehnten nicht so sprunghaft weiterentwickelt und wären sie, ob ihrer Reinblütigkeit nicht so verblendet gewesen, davon auszugehen, dass ihre Gegner sich in diesem Kampf allein auf Magie beschränken würden.

Bill lag auf seinem Feldbett und wusste nicht, ob er traurig oder glücklich darüber sein sollte, dass die Arbeiten an dem Priestergrab zu Ende waren. Glücklich, weil es immer befriedigend war, die Arbeiten an einem Grab erfolgreich abzuschließen. In diesem Fall noch durch den Sabotageakt, der damit endgültig als überwunden zu betrachten war, verstärkt. Glücklich, weil er nun nicht mehr jeden Tag an die Stätte zurückkehren musste, die ihn so stark an Draco Malfoy erinnerte. Und zugleich traurig, verband er mit diesem Ort doch mit die stärksten Erinnerungen und Empfindungen für diesen Mann. Die unendliche Erleichterung, als dieser es wohlbehalten in die Grabkammer geschafft hatte. Die unbändige Freude des Wiedersehens, der Stolz, dass er es geschafft hatte... Traurig, weil nun Tage, vielleicht Wochen vergingen, bis das Gesteinsarbeitsteam einen Zugang zu einem neuen Grab geschaffen hatte, und ihm kaum etwas anderes zu tun blieb, als sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen. Sicher, auf ihn warteten die üblichen Schreibarbeiten, das Dokumentieren verschiedener Flüche, das Katalogisieren von Zaubern, die bislang noch nicht in anderen Grabstätten gefunden worden waren, oder zumindest nicht in dieser Form. Aber all dies war nichts, was seinen Geist wirklich beschäftigen würde. Nicht in dem Maße, dass es ihn von der Tatsache ablenken würde, dass Draco Malfoy Ägypten verlassen hatte und nach England zurückgekehrt war.

Sicher, er hatte gewusst, dass der Quidditch-Spieler nur wegen des Trainings die Erlaubnis erhalten hatte, länger als nur für das Feiertagsspiel im Land zu bleiben und dass sein Vertrag bei den Wigtown Wanderers ihn an die Mannschaft band, ihn verpflichtete, nach England zurückzukehren. Aber nach dem, was zwischen ihnen geschehen war, der Kuss und diese intensiven Gefühle bei der Rettungsaktion, hatte Bill sich, wenn er ehrlich war, etwas mehr erhofft. Mehr als nur ein „Tja... ich muss dann mal wieder nach England zurück...“.

Ein Monat. Dabei sah es Bill eigentlich gar nicht ähnlich, sich wie ein Teenager mit Liebeskummer hängen zu lassen. Zuerst hatte er vermutet, dass das Gefühl des Verlustes daher rührte, dass er Draco gegenüber eine Lebensschuld hatte und diese von ihm unterschwellig verlangte, sich zumindest in die theoretische Reichweite seines Lebensretters zu begeben, um zur Stelle zu sein, sollte sich die Gelegenheit ergeben, die Schuld zu begleichen. Doch bei der Aufarbeitung des Tunneleinsturzes und des darauf folgenden Papierkriegs, hatte Bill erfahren, dass Gobhood dafür gesorgt hatte, dass Draco einen Standardvertrag für Aushilfskräfte, gültig nur für diesen einen Tag, unterschrieb. Die Standardverträge von Gringotts enthielten alle eine Klausel, wonach eine Tätigkeit, die im Rahmen dieses Vertrages ausgeführt wurde und darin resultierte, dass man einem anderen Gringotts-Angestellten das Leben rettete, keinerlei Lebensschuld nach sich zog. Denn die Bank konnte es nicht zulassen, dass ihre Mitarbeiter von einem undurchschaubaren Netz überzogen wurden, bei dem niemand mehr recht wusste, wer wem das Leben schuldete und wann diese Schuld vielleicht eingefordert wurde. Schließlich würde ohne eine solche Klausel schon das simple Beiseiteschubsen eines Kollegen, wenn eine Falle in einem Grab losging, auf eine Lebensschuld hinauslaufen, obwohl es lediglich einem angemessene Teamverhalten unter Fluchbrechern entsprach. Bill war Draco Malfoy also in keinster Weise mit dem Leben verpflichtet.

Vielleicht hätte er vorhin doch mit den anderen aus seinem Team nach Kairo apparieren sollen, um dort das erfolgreiche Ende der Arbeiten an dem Priestergrab zu feiern...

Das Kratzen des Einlassholzes an der Zeltplane riss Bill aus seinen Gedanken. Für einen winzigen Moment, dachte er, Zaid wäre vielleicht noch einmal zurückgekehrt, um ihn nun doch noch zu überreden, mit ihnen zu feiern. Dann aber verwarf er den Gedanken. Sein Team kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ein solcher Versuch üblicherweise keinen Erfolg hatte. Gobhood, der ihm als nächster einfiel, schied ebenfalls aus, denn für gewöhnlich machte sich der Kobold gar nicht erst die Mühe, mit dem eigens dafür an der Zeltstange befestigten Holz über das Tuch zu streichen, um so um Einlass zu bitten. Er behauptete stets, dass Kobolde ein so feines Gehör hätten, dass sie immer schon im Vorfeld wüssten, ob sie störten oder nicht.

„Herein!“, rief er schließlich, des Rätselratens überdrüssig, aber zugleich nicht gewillt sich von seinem Bett zu erheben. Das änderte sich aber schlagartig, als er sah, wer da soeben sein Zelt betrat. „Draco!“, stieß er überrascht aus und setzte sich ruckartig auf. „Was machst du hier?“

Ein kleines Grinsen huschte über das Gesicht des anderen. „Hm, ich denke, man nennt es: Sich bei seinem neuen Nachbarn vorstellen.“

„Bei... neuer Nachbar... du...?“ Die Verwirrung war Bill mehr als nur deutlich anzusehen.

„Gobhood meinte, der Platz neben deinem Zelt sei noch frei und ich könnte meines dort aufstellen... und ich muss gestehen, dass mir dieses Arrangement durchaus zusagt.“ Draco trat ein paar Schritte näher.

In Bills Kopf begannen sich die Räder zu drehen und er versuchte, die wenigen Informationen zu verarbeiten. Im Lager wohnten nur Mitarbeiter von Gringotts. Wenn Draco also sein Zelt hier, innerhalb des Lagerbereichs aufstellte... „Du arbeitest für Gringotts?“

„So ähnlich. Meine Firma hat einen Kooperationsvertrag mit der Bank. Und im Rahmen dieses Vertrags, stehe ich mit meinen Fähigkeiten der Bank zur Verfügung“, beantwortete Draco die Frage.

Bill grummelte. Wieso nur neigten Slytherins dazu, mit einer durchaus wahrheitsgemäßen Antwort nur noch mehr Fragen aufzuwerfen? Andererseits, Kobolde waren diesbezüglich noch schlimmer als Slytherins, denn sie hatten nicht das angeborene Mitteilungsbedürfnis der Menschen. Und eigentlich war er an Kobolde ja gewöhnt. Was wiederum bedeutete, dass er vermutlich bei Draco einfach nur lange genug warten musste, und der Sucher würde ihm alles erzählen. Sein Grummeln wandelte sich in ein wissendes Grinsen und er erhob sich vollends vom Bett. „Wie ist es, wenn du schon mal hier bist, fliegen wir eine Runde?“ Bill ahnte, dass die Tatsache, dass er keine weiteren Fragen stellte, Draco noch mehr verwirren würde, als dessen plötzliches Auftauchen Bill selbst überrascht hatte. Und tatsächlich schien dieser für einen Moment wie angewurzelt dazustehen.

„Was ist? Hast du etwa deinen Besen nicht mitgebracht?“, fragte Bill mit einem leicht neckenden Unterton.

Das schien Draco aus seiner Starre zu holen. „Natürlich habe ich meinen Besen hier. Gehört schließlich zu meinem Handwerkszeuge.“

„Na, dann komm.“ Mit diesen Worte hatte Bill seinen eigenen Besen gegriffen und war zum Zelteingang gegangen.
 

Es tat gut zu fliegen. Und es tat gut zu wissen, dass Draco nur eine Besenlänge entfernt von ihm flog. Es war so vertraut, dass all die Schwermut der letzten Wochen von Bill abfiel. Spontan hatte er sich dagegen entschieden, wie sonst in Dracos Gegenwart einen der Seelenschächte einer nahegelegenen Pyramide anzufliegen, sondern genoss stattdessen den Flugwind, der an den Strähnen, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten, zerrte, während er in aberwitzigen Manövern das antike Bauwerk umflog, die Spitze berührte und wieder hinabschoss.

Draco folgte zuerst jeder seiner Bewegungen, ohne groß zu fragen, schien sich dann aber seinem eigenen Rhythmus zu überlassen und vermutlich war es nur ihrer beider Talent zu verdanken, dass sie sich bei den Schleifen und Bögen, den schnellen Wenden und Schrauben nicht in der Luft rammten. Ihrem Talent und wohl auch ihrem gegenseitigen Vertrauen. Dem Wissen, dass der andere ausweichen würde und der Ahnung in welche Richtung er dies tun würde. Es ging schließlich nicht darum, einen potenziellen Gegner im Rahmen der Regeln zu foulen.

Es war schließlich die Dämmerung, die ihrem Treiben mit Nachdruck Einhalt gebot. Denn mit dem schwindenden Tageslicht hielt die nächtliche Wüstenkälte Einzug und diese forderte bekanntlich mehr Todesopfer als der Wassermangel. Sicher, als Zauberer verfügten sie immer über die Möglichkeit von Wärme- oder Feuerzaubern, aber die isolierten Zelte des Lagers waren da weit komfortabler.

„Du hattest übrigens Recht“, sagte Draco ganz unvermittelt, während sie in gemächlichen Tempo zu dem Ausgrabungslager zurückflogen.

„Womit?“, fragte Bill und ließ sich mit keiner Regung anmerken, das er die ganze Zeit darauf gewartet hatte, dass der andere anfing zu erzählen.

„Mit deiner Aussage, dass die wirklich guten Flieger alle etwas gefunden haben, das ihnen mehr bedeutet als Quidditch.“ Draco schwieg für einen Moment, dann sagte er, ohne übertriebenen Stolz oder unbotmäßige Bescheidenheit: „Ich habe Osmond Donohue, den Stammspieler der Wigtown Wanderers, geschlagen, als ich zurückkam. Bei allen drei Testläufen. Und dann habe ich gekündigt.“

Bill grinste. Dass Draco den anderen Spieler besiegt hatte, überraschte ihn nicht, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass der junge Mann gleich darauf kündigen würde. „Ich glaube, mit dieser Aktion hast du dir einen Eintrag in die Annalen der Quidditch-Geschichte gesichert. Denn es wird wohl noch nie vorgekommen sein, dass jemand in dem Moment kündigt, wo er den Platz des Stammspielers errungen hat.“

Draco zuckte mit den Schultern. „Quidditch bot mit diesem Sieg über Donohue keine Herausforderung mehr für mich. Ägypten dagegen schon. Oder genauer, die Arbeit als Rettungsflieger. Kann sein, dass ich gelegentlich auch in Südamerika oder Ostasien eingesetzt werde. Aber erst mal Ägypten. Denn Gringotts hat nach dem Sabotageakt eingesehen, dass es weitaus kostengünstiger ist, einen versierten Rettungsflieger in Reichweite zu haben, als ein ganzes Lager von seiner Arbeit abzuziehen, damit diese beim Bergen eines verschütteten Teams helfen können. Von den eventuellen Schäden an Artefakten oder ähnlichem bei derlei Gewaltaktionen ganz zu schweigen. Und das trotz der, laut den Kobolden in London, schon regelrecht unverschämten Summe, die ich für meine Dienste verlange.“

„Du weißt schon, dass sich die Maya- und Mongolen-Magie von der hiesigen Magie unterscheidet?“, warf Bill ein, doch ihm war anzusehen, dass er Dracos Plan für gut und interessant hielt. Zwar nichts, für das er seinen Beruf als Fluchbrecher an den Nagel hängen würde, aber es schien zu Draco weit besser zu passen als Profi-Quidditchspieler. Es hatte den Reiz des Abenteuers, den Geruch von Geld und das Ansehen eines Monopolisten. Denn schließlich war Draco derzeit weltweit der einzige Rettungsflieger dieser Art.

„Ich weiß, deswegen werde ich wohl in absehbarer Zeit zwecks Schulung auf die anderen Kontinente müssen. Darüber hinaus habe ich aber vor, meine Kontakte innerhalb der Quidditch-Liga zu nutzen und anderen guten Sucher, die des Sports überdrüssig geworden sind und nach einer neuen Herausforderung lechzen, einen Vertrag in meiner Firma anzubieten. Ich hoffe schon nächstes Jahr genug Flieger beisammen zu haben, dass wir auf jedem Kontinent wenigstens einen Flugspezialisten haben. Wobei ich hoffe, dass die Gründung von Filialen leichter wird als die Gründung der Firma an sich.“ Draco schnaubte ein wenig ungehalten. „Weißt du, ich hatte gedacht, ich gehe nach England zurück, übertreffe Donohue, gründe die Firma und bin in längstens einer Woche wieder hier. Aber selbst mit all dem Einfluss, den mein Vater aufbieten konnte, um die Dinge zu beschleunigen, hat es einen Monat gedauert. Einen verdammten Monat!“

„Du hättest schreiben können“, erwiderte Bill überraschend ruhig.

„Vielleicht. Aber hättest du geschrieben, wenn du jeden Tag darauf hofftest, dass die Papiere unterzeichnet und genehmigt sind und du genauso gut selbst hättest kommen und fragen können: Na, hast du mich vermisst?“

„Hast du mich denn vermisst?“

„Hey, eigentlich sollte das meine Frage sein“, protestierte Draco mit einem Lachen.

Bill zuckte nur mit den Schultern. „Was macht das für einen Unterschied?“

Sie beide kannten die Antwort darauf: Keinen.

„Hör zu, ich weiß zwar nicht, ob ich Ägypten genauso lieben werde, wie du es tust, aber ich liebe zumindest die Herausforderung der Pyramiden. Und ich weiß, dass meine ungeregelten Arbeitszeiten es durchaus mit deinen werden aufnehmen können. Auch wenn ich hoffe, dass du nicht allzu häufig der Grund für diese ungeregelten Arbeitszeiten sein wirst. Also, was meinst du“, sagte Draco und sah Bill fragend an, „erträgst du es, wenn mein Zelt für eine Weile neben deinem steht?“

„Nur für eine Weile?“, fragte Bill und blickte abwartend zu Draco hinüber.

„Na ja, vielleicht auch für eine etwas längere Weile...“
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kreative_vier
2010-05-03T11:43:01+00:00 03.05.2010 13:43
Deine story ist voll toll <3
Es ist eine schöne weitererzählung, wie es weitergehen würde.
Ich fand es spannend wie es in der famile der Weasley allg. so nach dem Kampf in Hogwarts ist. Wie sie mit Fred Tod umgingen.
Ich fands niedlich, wie Fred und Draco sich einwenig näherkamen imer nur ein bsichen ^^

lg Najiko
Von:  aku-chi
2010-03-09T14:17:33+00:00 09.03.2010 15:17
Gefällt mir richtig gut. Deine Art zu schreiben ist angenehm. Man wird im Lesefluss nicht durch unpassende Absätze oder fürchterliche Grammatik gestört. Die Idee der Story ist zudem ungewohnt und dadurch interessant.
Also insgesamt eine sehr Runde Sache. Glückwunsch



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