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Seeking

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X

Verwundert, dass Draco nicht wie sonst schon vor ihm da war, sah Bill auf seine Armbanduhr, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht in der Zeit geirrt hatte. Doch kaum hatte ihm das Ziffernblatt bestätigt, dass er vollkommen pünktlich war, als er hinter sich auch schon den vertrauten Klang des Apparierens vernahm. Grinsend wandte er sich um. Das Grinsen wurde sogar noch breiter, als er eine der wohlbekannten weißen Muggelplastiktüten in Dracos Hand sah. „Souvenirs?“

Draco nickte. „Geschnitzte Steintiere. Für meinen Sohn. Im Moment wird er zwar die Tiere vermutlich nur in den Mund stecken und daran lutschen, aber sie gefielen mir.“

Bill spürte einen feinen Stich bei der Erwähnung des Kindes. Während all der Tage, die sie nun schon gemeinsam trainierten, hatte der junge Malfoy nie erwähnt, dass er Frau und Kind hatte. Eher im Gegenteil, seine ganze Haltung hatte den Eindruck erweckt, er wäre, wie Bill, ungebunden. Nur deshalb hatte Bill es zugelassen, dass sich in den vergangenen Tagen zunehmend ein flirtender Unterton in seine Worte geschlichen hatte. Denn er konnte nicht länger leugnen, dass er sich zu Draco hingezogen fühlte. Er würde nicht soweit gehen davon zu sprechen, dass er sich in Draco verliebte, aber er genoss dessen Gegenwart, die Tatsache, dass dieser in der Lage war, eine intelligente Konversation aufrecht zu erhalten und er ertappte sich immer häufiger bei der Vorstellung, wie es wäre, mehr von der blassen Haut zu sehen, als die Roben preisgaben. Mehr noch, diese blasse Haut zu berühren.

Er hoffte, dass man seiner Stimme die Enttäuschung nicht anhörte, als er Draco lächelnd erwiderte: „Da wird sich deine Frau aber freuen, dass du an euren Sohn gedacht hast. Ich hoffe, du hast nicht zu viel gezahlt.“

Verwirrt sah ihn der andere einen Moment an. „Meine Frau? Ich bin nicht… Ah, du meinst die Mutter meines Kindes. Und nein, ich habe gewiss nicht zu viel dafür bezahlt. Ich hätte es gespürt, hätte der Händler etwas verbergen wollen.“

Jetzt war es an Bill ein irritiertes Gesicht zu machen. „Ist man nicht für gewöhnlich mit der Mutter seines Kindes verheiratet?“ Nebenbei registrierte er mit Genugtuung, dass ihr Training offenbar auch in anderen Lebensbereichen die Wahrnehmung des jungen Malfoy verbessert hatte.

„Nicht unbedingt.“ Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nicht in meinem Fall.“

Nun war Bill erst recht neugierig geworden. Im Bruchteil einer Sekunde traf er eine Entscheidung. „Das musst du mir, glaube ich, genauer erzählen“, sagte er. „Komm, ich hab eine Idee.“ Sein Grinsen war zurückgekehrt.

„Eine Idee?“ Draco sah ihn ein wenig skeptisch an.

„Wir werden heute nicht trainieren wie sonst, sondern uns entspannen. Es bringt ja nichts, jeden Tag zu trainieren und am Ende total verkrampft zu sein. Ich bin sicher, dass du dich bislang noch nicht in ein Hammam gewagt hast.“ Auffordernd sah Bill Draco an. „Ich könnte diese gründliche Reinigung dringend mal wieder gebrauchen. Ich habe bald den Eindruck, dass jede einzelne Hautpore, trotz der regelmäßigen Dusche, von Sand und Staub verstopft ist. Außerdem könnten wir uns dabei unterhalten, etwas, das, wie du sicher zugeben wirst, auf Besen fliegend, ziemlich umständlich sein kann.“

Kurz zögerte Draco noch, dann nickte er.
 

Wenig später fanden sie sich, nach einer ersten Waschung, nur mit dem traditionellen Hüfttuch bekleidet, auf dem Ruhestein des Heißraums wieder. Wohlig seufzend streckte sich Bill auf dem Stein aus. Die beiden Telleks, die Badewärter, hatten soeben die Massagen bei ihnen beendet und er fühlte sich einfach nur herrlich entspannt. Die Reinigung im Warmraum konnte noch ein wenig warten. Ein Blick zu Draco hinüber zeigte ihm, dass auch dieser es nicht eilig zu haben schien.

„So, und jetzt erzähl, wie es kommt, dass du einen Sohn aber keine Frau hast.“ Die Art, wie Draco vorhin den Begriff ‚Mutter meines Kindes’ gebraucht hatte, ließ Bill darauf schließen, dass die betreffende Dame nicht etwa bei der Geburt des Kindes gestorben war und Draco als alleinerziehenden Witwer zurückgelassen hatte.

„Nur wenn du mir im Gegenzug erzählst, wieso ich hier in Ägypten nirgendwo deine Frau gesehen habe und du sie auch mit keiner Silbe erwähnst“, konterte Draco nach einem kurzen Moment.

Ein kaum wahrnehmbarer Schatten der Trauer huschte über Bills Gesicht, aber er nickte. Es war nur fair und ein wenig schmeichelte es ihm auch, dass Draco wusste, dass er einst verheiratet gewesen war. „Fang an“, forderte er den anderen auf und schob erst einmal die Gedanken an Fleur beiseite.

Draco musste sich einen Moment sammeln. Erinnerungen strömten auf ihn ein, durch die Hitze des Hammams noch verstärkt. Beinahe glaubte er, wieder die sengende Hitze des Dämonfeuers zu spüren, das Vince entfacht hatte und sich durch den Raum der Wünsche fraß. Wie er sich plötzlich mit Potter auf einem Besen wiedergefunden hatte, Greg hinter sich herziehend, bis Weasley und Granger ihnen geholfen hatten. Die Erleichterung, als sie den Raum der Wünsche hinter sich gelassen hatten und die kühle Luft des Korridors sie empfangen hatte.

„Es war zu mächtig gewesen. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass in Vince ein derartiges Talent für schwarze Magie steckt. Vielleicht, wenn dieses Fach an Hogwarts mit mehr Umsicht gelehrt worden wäre und nicht erst als die Todesser die Schule beherrschten… Man kann auch weiße Magie für schreckliche Dinge einsetzen und doch wird sie gelehrt. Es wird uns beigebracht, verantwortungsbewusst damit umzugehen, es zu kontrollieren. Hätte man die schwarze Magie nicht so kategorisch abgelehnt, sondern gleichberechtigt und verantwortungsbewusst gelehrt, hätte er es vielleicht besser kontrollieren können… Wir hatten Glück, es überhaupt aus dem Raum der Wünsche geschafft zu haben. Aber wir hatten Vincent zurücklassen müssen. Potter und seine beiden Gefährten sind sofort wieder losgestürmt.“ Man konnte Draco anhören, dass er wenig von diesem gryffindorschem Hang zur Selbstzerstörung hielt, zugleich aber nicht anders konnte, als ihnen widerwillig Respekt dafür zu zollen, dass sie nicht vor den vor ihnen liegenden Aufgaben zurückschreckten.

„Greg und ich standen noch etliche Minuten wie versteinert da, während um uns die Schlacht tobte. Es war wohl unser Glück, dass der Raum der Wünsche relativ abseits gelegen ist, sonst hätten wir keine Chance gehabt. Wir wären für jeden ein leichtes Ziel gewesen. Denn selbst wenn uns die Flüche sicherlich aus unserer Starre gerissen hätten, bezweifle ich, dass wir ihnen rechzeitig genug hätten ausweichen können. So aber war es ein einzelner, angsterfüllter, verzweifelter Schrei, nicht weit von uns entfernt, der mich wieder in die Realität zurückbrachte. Aus den Augenwinkeln sah ich gerade noch, wie zwei struppige Gestalten in schwarzen Umhängen am anderen Ende des Ganges ein Mädchen um die Ecke zerrten. Ich erkannte sie sofort. Es war Astoria Greengrass. Ebenfalls eine Slytherin. Ihre ältere Schwester Daphne war in meiner Klasse, von daher... Kurz fragte ich mich noch, wie es kam, dass sie nicht mit den anderen in Hogsmeade und damit in Sicherheit war, aber dann hatte ich mir auch schon einen der beiden Besen gegriffen, die Potter dankenswerterweise zurückgelassen hatte, und war losgeflogen. Ich kannte auch die beiden Männer, die Astoria verschleppt hatten. Sie waren Kampfgefährten von Greyback und wie dieser Werwölfe, legten es aber im Gegensatz zu Fenrir nicht darauf an, ihren Fluch möglichst häufig per Biss weiterzugeben. Diese beiden waren einfach nur blutrünstige Monster, die ihre Beute erst schändeten und dann töteten. In diesem Fall die kleine Greengrass.

Meine Kraft reichte nicht für den Todesfluch aus. Das hatte sie nie und jetzt, in dieser Situation war ein Stupor alles, was ich zustande brachte. Ein lächerlicher Fluch, wenn der Gegner ein Werwolf ist. Aber es reichte, um sie kurzzeitig zu verwirren. Sie ließen Astoria los und es gelang mir, sie zu mir auf den Besen zu ziehen und ihnen davon zu fliegen.“

Bill wusste zwar nicht ganz, weshalb Draco mit seiner Erzählung bei der Schlacht um Hogwarts angefangen hatte, hörte aber erst einmal nur wortlos zu, während er seine eigenen Erinnerungen an diesen Tag mühsam unterdrückte.

„Eine Lebensschuld… Man mag zwar vielleicht sagen, dass diese uralte Tradition während einer Schlacht außer Kraft gesetzt wird, aber letztlich rührt sie genau daher. Bei den alten Familien wird sie nach wie vor geachtet. Und wer je unfreiwilliger Zeuge des Getues, das deine Mutter um Potter immer macht, wurde, weiß, dass sie diese Verpflichtung ihrer Familie instinktiv auch spürt. Immerhin hat er ihre Tochter und ihren jüngsten Sohn gerettet.“

„Willst du damit sagen, dass Ron und Ginny Harry gegenüber eine Lebensschuld zu begleichen haben?“ Der Gedanke beunruhigte Bill nicht wenig.

Draco schüttelte leicht den Kopf. „Ich denke Weasley, pardon, Ronald, wird eine Möglichkeit gefunden haben, bei der Jagd nach den Horcruxen die Schuld hinreichend abzutragen. Und was Ginevra betrifft, so gibt es da immer noch eine andere Art der Schuldbegleichung. Denn wörtlich betrachtet, bedeutet es, dass man dem anderen ein Leben schuldet. Das kann das Leben das anderen im direkten Sinne sein, aber auch sein zukünftiges Leben in Form eines Kindes. Deine Schwester wird sich dessen nicht bewusst sein, aber indem sie Potter ein Kind geboren hat, ungeachtet der Tatsache, dass sie verheiratet sind, hat sie ihre Schuld abgetragen.“

Es dämmerte Bill. „Die Lebensschuld, die Astoria dir gegenüber hatte – sie hat sie beglichen, indem sie dir einen Erben geboren hat.“

Draco nickte. „Ihr Kind ist ein Malfoy, von Geburt an, auch wenn sie, als seine Mutter, nicht denselben Namen trägt. Das ist zwar ungewöhnlich, aber in unserer Familie nicht einzigartig. Gut, in der Vergangenheit wurde meist davon Gebrauch gemacht, wenn eine Ehe aus dynastischen Gründen geschlossen worden war, aber aus den sich daraus ergebenden genetischen Komplikationen kinderlos blieb.“

Bill musste ob dieser Verklausulierung von Ehen zwischen fast schon inzestuös nahen Verwandten schmunzeln. „Normalerweise… und bei dir?“, fragte er.

„Es wäre eine Ehe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gewesen. Denn bereits in dem Moment, wo ich das Gelöbnis gesprochen hätte, wäre mir bewusst gewesen, dass ich sie mein Leben lang betrügen würde. Aber nicht mit einer anderen Frau. Das hätte sie vielleicht sogar akzeptieren können. Aber wenn die Konkurrenz aus einem anderen Mann besteht… Als ich mit Astoria über die Optionen der Lebensschuld gesprochen habe, habe ich ihr reinen Wein eingeschenkt. Ich habe ihr angeboten, dass sie auch den Namen Malfoy bekommen könnte, da es ausgeschlossen ist, dass ich ihn je für eine andere Frau bräuchte. Sie hat es abgelehnt, denn sie hat klar erkannt, dass sie sich im Gegenzug für immer an mich binden würde, ohne die Möglichkeit eines Tages den Antrag eines anderen Mannes anzunehmen, der ihr mehr bietet als bloß den Namen.“

Bill nickte nachdenklich. Es war eine sinnvolle, wohlüberlegte Handlung gewesen. Vor allem aber eine ehrliche, und das gefiel ihm. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen zu fragen: „Und was hat dein Vater zu diesem Arrangement gesagt?“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass Malfoy senior davon sonderlich begeistert gewesen war.

„Er musste es akzeptieren“, sagte Draco nur nonchalant. „Gewiss, er liegt mir nach wie vor in den Ohren, zu heiraten und einen ordentlichen Erben zu produzieren, aber in meinen Augen ist Scorpius ein ordentlicher Erbe und auch der einzige, den ich je haben werde. Aber jetzt bist du dran“, forderte er Bill auf.

„Einverstanden, aber lass uns in den Warmraum wechseln. Sonst sind wir hier bald verkocht.“ Mit diesen Worten erhob sich der Rotschopf und ging in den angrenzenden Raum, wo die Telleks schon darauf warteten, sie mit Seife und einem rauen Wildseidenhandschuh zu reinigen.



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