Zum Inhalt der Seite

M a s k e r a d e

5 Tage
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tag 1

Ein Hallo an alle, die sich hierher verirrt haben!

Bezüglich des Wettbewerbs von SchmokSchmok habe ich mich erneut an eine

Rose&Scorpius Geschichte gewagt.

Sie ist in fünf Tage aufgeteilt. Jeder Tag wird ein Kapitel umfassen.

Über jeden Kommentar würde ich mich freuen. Ich brauche alles: Tipps, Tricks und

vielleicht auch ein klein wenig Lob. Zeigt mir eure Kritik!
 

Auf geht's!
 

„Warte… du hast was?“

Albus neben ihm schien nicht zu wissen, ob er lachen oder seinen besten Freund bemitleiden sollte. Scorpius währenddessen malträtierte seine Kartoffel mit mehr Aufwand als unbedingt nötig.

Das entging Albus nicht. Natürlich nicht.

Wie sollte es auch? Immerhin hingen sie seit der zweiten Klasse zusammen rum, als wären sie siamesische Zwillinge. Es ist nicht so, als würde es ihn stören, aber es gab Momente in ihrem gemeinsamen Leben, da wünschte er sich tatsächlich, er hätte damals einfach losgelassen.

„Kannst du auch leiser reden?“, fuhr Scorpius ihn an.

Sein Blick hob sich endlich von der Kartoffel und richtete sich auf seinen besten Freund. Wäre die Gabel ein Zauberstab, so würde Albus gewillt sein, ein wenig Furcht vor Scorpius zu empfinden. Da dies jedoch nicht der Fall war, brach er stattdessen in Gelächter aus.

Scorpius presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

Er wusste nicht, was genau jetzt gerade so lustig sein sollte.

„Haben wir etwas verpasst?“

Samuel ließ sich grinsend neben den lachenden Albus nieder. Lysander nahm ihm gegenüber neben Scorpius Platz. Der Malfoy verdrehte die Augen.

„Noch nicht.“, murmelte er leise, ehe er sich wieder seiner Kartoffel zuwandte. Lysander hob eine Augenbraue.

„Aber?“, harkte Samuel interessiert nach, während er Scorpius eine noch nicht gemarterte Kartoffel abluchste. „Die willst du sicher nicht mehr, oder Scorp?“ Der Angesprochene nickte bloß.

„Wenn er nicht aufhört zu lachen, ramme ich ihm meine Gabel ins Auge.“

Samuel prustete in seinen Kürbissaft. Lysander ließ vor Verblüffung die Gabel fallen. Scorpius grinste verschmitzt. Und Albus bekam langsam aber sich ein Luftproblem.
 

Es war ein übliches Mittagessen der vier Slytherins.

Das Lachen erfreute einen Tisch weiter jemand nicht sonderlich. Schlecht gelaunt spießte Lorcan ein Stück Fleisch auf und schob es sich in den Mund. Sein Blick wanderte von seinem Ebenbild zu Scorpius.

Er verstand einfach nicht, was dieser Malfoy an sich hatte, dass er alle so in seinen Bann zog, die in den Genuss kamen, Slytherin ihr Haus zu nennen.

Sein Gesicht nahm einen genervten Ausdruck an. Wenn er das noch lange ertragen musste, würde er irgendwann jemanden erwürgen. Er liebte Hogwarts, aber seinen Bruder hier tagtäglich zu sehen, hatte die sieben Jahre zur Folter werden lassen.

„Hey~!“

Roxanne begrüßte ihn mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange. Mit einer eleganten Bewegung schob sie ihre Haare aus der Stirn. Sie war ein quirliges kleines Mädchen, das sein Herz vor kurzer Zeit verzaubert hatte.

Sie waren noch nicht lange ein Paar, gerade einmal drei Monate, aber sie war es, die all die Schikanen ertragbar machte. Lachend kniff sie ihm in die Wange.

„Nun zieh nicht so ein Gesicht, Lorcan.“, mahnte sie ihn. Lächelnd legte sie ihre Hände auf seine Schultern und beugte sich vorn über, um ihre Lippen an seinem Ohr zu platzieren. „Iss lieber dein Hähnchen. Wir haben eine Aufgabe!“

Lorcan lächelte im Hinblick auf den kommenden Tag.

Ja, natürlich. Wie hatte er vergessen können.

Er schob den Teller von sich. Roxanne hob eine Augenbraue, sagte jedoch nichts weiter, sondern verließ mit ihr die Große Halle. Dennoch konnte er nicht verhindern, zurück zu seinem Bruder zu sehen. Als ihre Blicke sich kreuzten, lächelte er leicht. Lysander wandte das Gesicht wieder ab, ohne eine Miene zu verziehen.
 

„Das ist nicht fair!“, empörte das einzige Mädchen aus er Potterfamilie sich lautstark. Hugo zog den Kopf ein. Rose hob eine Augenbraue.

„Nein, du bist einfach nur dumm.“

Der Blick Lilys ließ einen das Blut in den Adern gefrieren. Rose war sich sicher, ihre kleine Cousine würde gerade Mordgedanken gegen ihren Bruder hegen. Denn ihre vor Wut schmalen Augen und die bedrohliche Falte in der Stirn ließen nichts anderes vermuten. Dennoch wusste sie immer noch nicht, wo genau der Knackpunkt lag. In Punkto Informationen hatte Hugo ihr also einiges voraus.

„Er denunziert mich. Mich!“

Hugo verdrehte die Augen. Rose bekam eine vage Vermutung, um wen es sich handeln könnte. Es gab nur einen, über dessen Ablehnung Lily sich so dermaßen aufregen könnte. Sie presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

Es war nicht so, dass Scorpius Malfoy sich gerade sie heraugepickt hatte. Das Problem war, dass er Rose schikanierte, wo er nur konnte. Liebend gerne zog er dabei andere mit in ihre Auseinandersetzung mit ein. Nur Albus stand außen vor.

Rose verdrehte die Augen, als sie daran denken musste.

„Er tut das nur, um mich zu ärgern, Lils.“ Rose winkte ab. „Bilde dir darauf nichts ein.“

Falsche Worte zur falschen Zeit.

Rose bemerkte es jedoch erst, als Lily bereits ihre Wangen aufplusterte. Augenscheinlich wollte sie nicht glauben, was ihre Cousine da gerade gesagt hatte.

„Glaubst du, du seiest ihm wichtiger als ich?“, zischte sie empört. Hugo stöhnte. Rose war sich mit einem Schlag nicht mehr so sicher, auf wen Lily jetzt tatsächlich noch sauer war – Scorpius oder sie.

Das Funkeln in ihren Augen beantwortete Rose die Frage.

„Das habe ich nicht gesagt!“, wehrte die Weasley mit erhobenen Händen ab. Das ihre kleine Cousine auch immer alles wörtlich nehmen musste. Sie konnte doch nicht wissen, was Scorpius wirklich dachte. Woher auch? Jeglicher Kontakt endete mit Spötteleien und Beleidigungen, wobei letzteres leider immer öfter ihren Mund verließ.

„Natürlich hast du das.“

Lily warf sich mit einer wütenden Handbewegung ihre langen roten Haare über die Schulter. Ihre Augen erinnerten an schmale Striche. Wenn sie Funken sprühen könnten, würden sie das nun auch tun. Rose rümpfte die Nase. Sie verabscheute Konflikte innerhalb ihrer Familie. Doch mit Lily geriet sie zurzeit häufiger aneinander. Jedes Mal war das Thema Scorpius Malfoy. Es war einfach nicht zu begreifen, warum gerade er ihre einst so gute Beziehung zu zerschmettern drohte.

War das irgendein hinterhältiger Plan?

Wollte er die Familie Potter in sein Leben integrieren und sie von den Weasley fernhalten?

Wenn ja, was würde er davon haben?

Rose schüttelte über ihre lächerlichen Gedanken den Kopf.

„Lüg mich nicht an, Rosie.“, fuhr Lily auf, welche das Kopfschütteln scheinbar auf ihre Aussage bezogen hatte. Die Weasley wollte den Mund öffnen, doch Lily fuhr ihr unsanft dazwischen. „Ich frage ihn.“

Erschrocken weitete Rose die Augen.

„Das wirst du nicht!“

Lily jedoch eilte bereits an ihr vorbei. Hugo und Rose hatten einen alarmierten Blickwechsel, ehe sie ihrer Cousine nachliefen.
 

„Wie? Ihr wisst das schon?“

Albus schien zur Gänze beleidigt. Lysanders Mundwinkel hoben sich zu einem Grinsen, während Samuel die Schultern zuckte. „Ich bin mit dem aufgewachsen.“, meinte er knapp, während er auf Scorpius deutete, der eine Augenbraue hob.

„Freude und Folter zugleich.“, kommentierte der Malfoy.

Samuel brummte etwas Undeutliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Scorpius grinste.

„Wir hatten eine schöne Kindheit!“, beschwerte der Zabini sich schließlich. Albus begann lauthals zu lachen. Scorpius und Lysander schlossen sich dem kurze Zeit später an. Samuel trat beleidigt gegen einen Grashalm.

„Malfoy!“

Die Lachenden verstummten. Samuel drehte sich um. Der Tonlage nach zu urteilen folgte keine Schmeichelei. Beinahe beschützend baute er sich vor Scorpius auf, der sich von einem Baumstumpf erhob, auf dem er gesessen hatte.

Es war Lily Potter, die wütend den Abhang hinabgestapft kam – Rose und Hugo Weasley folgten ihr auf dem Fuße. Albus stöhnte leise.

Seine kleine Schwester konnte unerträglich sein, wenn sie sich in diesem Gemütszustand befand. Wahrscheinlich hatte sie wieder ein Problem, welches sich im Endeffekt als nichtig herausstellte.

Wäre ja nicht das erste Mal.

Scorpius schob sich soweit an Samuel vorbei, dass jener direkt neben ihm stand. Automatisch trat sein Sandkastenfreund einen Schritt nach vorne. Scorpius sagte nichts, sondern warf ihm nur einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu.

„Wie kannst du es wagen?“, fuhr sie ihn an, als sie etwa einen halben Meter vor ihm endlich zum Stehen kam. Rose und Hugo stoppten ein wenig atemlos wenige Zentimeter hinter ihr. Scorpius hob bloß eine Augenbraue. Albus verschränkte die Arme und hielt sich zurück. Es war deutlich, dass er sich in Konflikte zwischen seiner Schwester und Scorpius nicht einmischen wollte.

Wer wollte bei so etwas schon Stellung beziehen?

Ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Scorpius erkannte das Pergament in ihren Händen. Es war seins. Man könnte es als eine Art Markenzeichen ansehen, denn jedes seiner Pergamente tränkte er in schwarzer Farbe.

Jeder, der eines dieser Pergamente in den Händen hielt, durfte sich auf etwas gefasst machen; ob es positiv oder negativ ausfiel, lag immer im Auge des Betrachters.

„Ich weiß nicht, warum du dich nun so aufregst.“

Scorpius verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte desinteressiert auf Rose. Sie runzelte die Stirn. Sanft legte sie eine Hand auf die Schulter ihrer kleinen Cousine, aber die schüttelte sie sofort wieder ab.

Du brauchst mir jetzt auch nicht so zu kommen, Rose!“, keifte sie bissig, ohne sich zu ihr umzudrehen. Die Weasley schreckte zurück. Albus hob eine Augenbraue. Scorpius und Lysander wirkten belustigt, während Samuel keine Mine verzog.

Eine Windböe fuhr ihnen unter die Kleidung und warf ihre Haare durcheinander. Rose Blick richtete sich automatisch gen Himmel. Es hatte den ganzen Tag über nicht nach gutem Wetter ausgesehen, nun schien ein Unwetter aufzuziehen.

„Reg dich Mal ab, Lils!“, mischte sich nun endlich Hugo ein.

Die junge Potter drehte sich um. Ihre Haare flogen ihr bei der Bewegung wild um den Kopf. Scorpius machte den Eindruck, als wisse er nicht, ob er lachen oder ernst bleiben sollte. Rose kniff die Augen zusammen.

„Wo liegt denn eigentlich das Problem?“, fragte sie schließlich ruhig.

Lily kniff die Augen zusammen und fixierte Rose mit einem eisigen Blick. Die Weasley hob eine Braue. Auch wenn sie diese Art an ihrer Cousine verabscheute, versuchte sie dennoch ruhig zu bleiben. Die Situation sollte nicht eskalieren. Es wäre das letzte, was sie wollte.

„Hier!“

Sie reichte Rose das schwarz gefärbte Pergament. Verwundert nahm sie es in die Hand und entfaltete es mit größter Sorgfalt. Aufmerksam las sie sich den in fein säuberlicher Schrift verfassten Brief durch. Sie blendete den Gedanken aus, dass solch eine Schrift unsagbar passend für diesen Schnösel von Malfoy war. Sie benötigte eine objektive Betrachtung, um das Problem ihrer Cousine auch nur ansatzweise zu verstehen.

Einen langen Moment herrschte Stille.

Dann zeigte Rose eine unverhoffte Reaktion. Sie lachte.

Ihr war durchaus bewusst, dass dies gänzlich falsch war, aber sie konnte diesen ersten Impuls nicht unterdrücken. Es entfloh ihr so leicht, so plötzlich, wie in Blatt, das vom Wind mitgerissen wurde.

Lily wurde rot vor Wut, entriss Rose das Pergament und rannte zurück zum Schloss. Erst dann wurde ihr klar, was sie getan hatte. Ihr Blick fiel auf Albus, der regungslos dastand, als würde ihn die ganze Situation rein gar nichts angehen. Er schlug sich auf keine Seite, dennoch konnte Rose an seinem Blick erkennen, dass er durchaus wusste, was in diesem Brief gestanden hatte.

Hugo zupfte an ihrem Ärmel.

Schweigend drehten die beiden Geschwister sich um und folgten der Weasley zurück ins Schloss.
 

„Was war das jetzt?“

Samuel starrte fassungslos auf den Punkt, an dem sich eben noch das merkwürdige Geschehen abgespielt hatte. Scorpius zuckte mit den Schultern. Sein Blick ruhte auf dem Rücken von Rose. Lysander runzelte die Stirn.

„Ich fand ihre Reaktion unpassend.“, gab der Scamander schließlich von sich.

Drei Blicke richteten sich irritiert auf ihn, aber Lysander machte nicht den Anschein, als wolle er sich erklären. Erst als er ihre Blicke erwiderten, konnten sie seine Aussage verstehen.

Nachdenklich richteten sich nun die Augen des Quartetts auf das gewaltige Schloss vor ihnen, hinter deren Mauern die Schüler bereits aufgeregt auf das große Ereignis warteten, welches am Ende des Schuljahres auf sie wartete.

Dunkle grüne Augen, hinter denen eine gewisse Angst schlummerte, verzogen sich zu schmalen Schlitzen.

Braune Augen, die eine Sehnsucht verbargen, von der niemand etwas ahnte, starrten blicklos ins Leere.

Grüne Augen, die trotz allem Lebensfreude ausstrahlten, waren geweitet. Ihre Winkel kräuselten sich in Lachfältchen.

Braune Augen, in denen der Schalk blitzte, schauten wachsam über die Ländereien von Hogwarts.

Tag 2

Und weiter mit Tag 2.

Danke für eure Kommentare. (: Ich hatte noch keine Zeit zu betan,

deshalb werden die anwesenden Rechtschreib- und Grammatikfehler

im Laufe der Zeit noch verschwinden. Verzeiht bitte. ;]


 

Wer gestern vermutet hat, das Unwetter hätte in der Nacht seinen Höhepunkt erreicht, wurde heute böse überrascht.

Schüler rannten von den Gewächshäusern zurück ins Schloss. Ihre Schultaschen wurden als Schutz vor dem strömenden Regen genutzt. Über ihnen grollte der Donner. Helle Blitze durchbrachen die Dunkelheit des Tages.

Niemand wäre bei diesem Wetter freiwillig draußen.

Nun, fast niemand.

Die slytherin’sche Quidditschmannschaft hatte sich zum Schrecken aller anderen Schüler auch bei solchen Wetterverhältnissen auf dem Feld versammelt.

Der Wind riss sie beinahe von ihren Besen. Die Sicht war auf ein Minimum begrenzt und trocken waren sie bereits nicht mehr, nachdem sie die Sicherheit des Schlosses verlassen hatten. Die grünen Umhänge waren mit Wasser voll gesogen und erschwerten es, vernünftige Flugmanöver durchzuführen.

Scorpius kniff die Augen zusammen. Er schwebte ein wenig über den anderen. Zum jetzigen Zeitpunkt hatte er jedoch mehr Sorgen bezüglich des Sturms, als aufgrund irgendwelcher bedrohlicher Klatscher. Er sank ein wenig tiefer, die Augen aufmerksam auf sein Umfeld gerichtet. Seine Hände umklammerten den Stiel des Besens so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Das Donnergrollen erschwerte die Kommunikation zwischen den einzelnen Spielern.

Das Rufen hörte er nicht. Er sah einzig die Handbewegung des Kapitäns. Scorpius kniff die Augen zusammen und kämpfte sich gegen widerspenstige Windböen in Richtung Boden. Der Regen peitschte weiterhin gegen die sieben Spieler. Sie alle wirkten durchgefroren und missgelaunt.

Lysander, der durch seine Führungsqualitäten glänzte, sprach trotz der grausamen Wetterbedingungen und der Schwierigkeiten der Spieler ein Lob aus. Scorpius grinste selbstgefällig. Albus und Samuel klatschten in die Hände. Ihre drei Jäger warfen ihnen kurze Blicke zu. Es herrschte eine Rangordnung in ihrer Mannschaft.

Zwar hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel, wenn es darauf ankam, allerdings hatte das slytherin’sche Quartett das Sagen in der Mannschaft. Die Jäger hatten sich ihnen anzupassen.

Er beendete das Training, nachdem er angekündigt hatte, dass sie sich das nächste Mal erst nach dem Ball treffen würden.

Der Maskenball.

Eine Tatsache, die Scorpius’ Laune ohne Netz und doppelten Boden in eisige Schwärze fallen ließ. Diese Veränderung fiel den drei anderen auf. Natürlich. Somit schickte Lysander die Jäger mit rüden Worten fort.

Der Malfoy hegte jedoch alles andere als die Absicht darüber zu reden. Er schob sich an seinen Freunden vorbei und verschwand in der Umkleidekabine. Besorgt folgten ihnen die drei anderen.
 

„Lily, sie hat es nicht so gemeint.“

Hugo versuchte zu vermitteln, während Lorcan ein wenig abwesend neben ihnen stand und es vorzog aus dem Fenster zu sehen. Auf seine Hilfe konnte sich der junge Weasley also nicht verlassen.

Tränen rannen ihre vor Wut geröteten Wangen hinab.

„Ach, hat sie nicht?“, empörte sie sich laut. Hugo war sich nicht im Klaren, ob sie wegen des Inhalts des Briefes weinte oder aufgrund Rosies Reaktion darauf. Er fuhr sich durch die Haare.

„Du weißt wie Malfoy ist.“, begann er erneut. Lily schmälerte ihre Augen. Der Malfoy war ein empfindliches Thema bei der jungen Potter. Doch niemand wusste wirklich, wie weit ihre Zuneigung ging – ob es einfach nur der Wunsch war, ihn zu besitzen, weil er unmöglich zu haben war oder aufgrund tatsächlichen Gefühlen ihm gegenüber.

Wenn Hugo den Grund ihrer Tränen kennen würde, gäbe es die Möglichkeit diese Frage zu klären.

„Was hat ihre Reaktion mit ihm zutun?“, fragte sie bissig. Dass sie weinte, war erstaunlicherweise nicht ihrer Stimme zu entnehmen. Sie presste ihre Lippen aufeinander, während sie auf eine Antwort wartete. Sein Blick ruhte auf ihr.

Es dauerte einen langen Moment, ehe er antwortete.

„Er ist der Dreh- und Angelpunkt euer beider Leben, ob ihr wollt oder nicht.“

Lily sog scharf Luft ein, ehe sie diese wieder ausstieß. Er kniff die Augen zusammen. Lorcan wandte endlich den Blick vom Fenster ab und begutachtete das Geschehen einen Augenblick lang.

„Er ist der Dreh- und Angelpunkt von Hogwarts.“, korrigierte Lorcan Hugo schließlich. Sowohl Lily als auch Hugo sahen ihn einen Augenblick lang wortlos an. Ihre Blicke verrieten, dass sie ihm insgeheim zustimmten.

„Das alles hat nichts mit Rose zutun!“

Lily atmete tief ein und aus. Sie versuchte sich augenscheinlich zu beruhigen – oder holte Luft für den nächsten Schlag.

„Und ob es das hat!“, entgegnete Hugo heftig. Lorcan hob die Augenbrauen ob dieser ungewöhnlichen Reaktion. Der junge Weasley war nicht bekannt für etwaige Ausbrüche. Mit Vorliebe entging er jedem möglichen Streit.

„Alles hat mit Scorpius Malfoy und meiner Schwester zutun. Auch dein verdammter Brief! Es ist ihm egal, wie sehr er dich damit verletzt und Rose weiß nicht, ob er es überhaupt tut. Du sagst doch nichts!“

Lilys Tränen versiegten nicht. Hugo senkte den Blick, trat auf sie zu und umarmte seine Cousine. Völlig aufgelöst krallte sie sich an ihn, suchte Halt und Verständnis.

Lorcan hob das schwarze Pergament vom Tisch. Er hatte von dem Vorfall gestern gehört. Seine Neugierde überstieg sein Gewissen und er faltete es auf.

Auch auf seine Lippen schlich sich ein leichtes Schmunzeln, dann jedoch trat er auf Lily zu und strich ihr über den Rücken.

„Ich kann versuchen mit ihm zu reden.“, bot er an. Lily hob den Blick. Hugo erkannte die Hoffnung in ihren Augen. Sie schimmerte unter der Verzweiflung.

„Würdest du das tun?“, wisperte sie. Tränen überlagerten ihre Stimme, ließen sie brüchig erscheinen. Lorcan nickte.

„Aus jeder Prinzessin wird eine Königin, Lily.“

Er zwinkerte ihr zu, ehe er den Raum verließ.
 

Ihr Spiegelbild kam ihr falsch vor. Sie starrte die Person ausdruckslos an.

Das schlechte Gewissen trübte den eigentlich schönen Anlass. Immerhin hatten Lorcan und Roxanne wunderschöne Kleider für den Maskenball besorgt, die sie nun anprobierte.

Es gab keinen Grund mit mieser Laune der besten Freundin den Tag zu verderben. Dennoch konnte Rose nicht anders.

Dass sie gelacht hatte, war falsch.

Sie wusste es nun. Jedoch kam diese Erkenntnis zu spät. Ein leises Seufzen entwich ihr. Roxanne stöhnte leise und überschlug die Beine.

„Rosie, du siehst wunderschön aus.“, erklärte sie ihr mit dem ehrlichsten Lächeln auf den Lippen, dass sie jemals an ihr gesehen hatte.

Aber das Kleid war doch nicht das Problem. Es war in einem dunklen verführerischen Grün gehalten. Es war ihr ein wenig zu lang, doch die hohen Schuhe würden das Problem richten. An der Taille befand sich ein schwarzer Gürtel. Vorne hatte es keinen besonderen Ausschnitt, jedoch sah man ihren gesamten Rücken. Es war ungewohnt, aber nicht schlecht – und das hier war einfach nicht das Problem.

„Ich hätte nicht lachen sollen.“, murmelte Rose bedrückt und senkte den Blick. Ihre braunen Locken verdeckten dabei ihr Gesicht. Roxanne seufzte leise und erhob sich von dem Bett, auf dem sie gesessen hatte. Sanft drückte sie die Schulter ihrer besten Freundin.

„Aber wenn es doch lustig war, was Malfoy geschrieben hat?“, warf sie ein. „Lily kann dir nicht das Lachen verbieten.“

Sie lächelte Rose an, die den Blick hob. Traurige Augen blickten Roxanne aus dem Spiegel entgegen.

„Es war aber nicht meiner Reaktion entsprechend lustig.“

Die Dunkelhaarige hob eine Augenbraue. Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Was stand denn in dem Brief?“, fragte Roxanne, um endlich ihrer Neugierde gerecht zu werden. Rose verzog ihre Lippen zu einem undefinierbaren Ausdruck.

Warum soll ich mich mit einer Prinzessin abgeben, wenn ich eine Königin haben kann?“, hauchte sie. In ihren Augen leuchtete etwas Verdächtiges auf. Roxanne sah ihre Cousine aufmerksam an.

Wenn man Lily kannte, war es auf irgendeine Art und Weise amüsant. Immerhin benahm sie sich häufig wie die Prinzessin auf der Erbse, dennoch war Roses Reaktion tatsächlich nicht passend bezüglich des Briefes.

„Du hast also gelacht, weil?“, harkte sie schließlich nach.

Rose schob die Hand ihrer besten Freundin von ihrer Schulter, ehe sie sich umdrehte. Die beiden Mädchen sahen sie einige Zeit lang an.

Die Verständigung funktionierte scheinbar ohne Worte, denn noch bevor Rose in Tränen ausbrechen konnte, hatte Roxanne sie in eine innige Umarmung gezogen.
 

„Hey Ly.“

Der Angesprochene hob eine Augenbraue, als sein Ebenbild auf ihn zukam. Ein spöttisches Lächeln lag auf den schmalen Lippen des um wenige Minuten älteren. Lorcan verschränkte die Arme, als er schließlich vor seinem Bruder stehen blieb.

„Lorcan.“

Auch in seiner Stimme klang der Spott. Es grenzte nahezu an ein Wunder, dass sie beide sich allein trafen. Normalerweise tanzten der Malfoyspross und der Rest des Quartetts um ihn herum. Sie blieben einige Zeit lang voreinander stehen und sahen sich an. In jedem Gesicht lag ein anderer Ausdruck.

„Seit wann muss ich um eine Audienz bitten, um mit Malfoy reden zu können?“

Lysander lachte auf. Lorcan presste die Lippen aufeinander. Das Lachen gefiel ihm nicht. Es war humorlos, trocken. Es steckte nicht an. Auch nach sieben Jahren konnte er einfach nicht verstehen, wie sie sich hatten so auseinander leben können.

„Seit du ihn sprechen möchtest.“

Lorcan schluckte seine Wut hinab. Er tat das hier für Lily. Sein Wunsch nach einer Versöhnung mit seinem Bruder musste warten, selbst wenn er sich an sich nichts sehnlicher wünschte.

„Wann darf ich seine Hoheit dann sprechen?“, fragte der jüngere Scamander. In seiner Stimme schwang deutlicher Spott mit. Lysander hob beinahe beeindruckt eine Augenbraue. So hörte man seinen Zwilling nur selten sprechen.

„Morgen nach dem Abendessen dürfte es passend sein, Lorcan.“, antwortete Lysander amüsiert. Es wunderte den Scamander, dass sein Bruder keinen Terminkalender zückte. Lorcans Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

„Was ist der Anlass?“

Das Lächeln auf seinen Lippen gefror. Lorcan zog die Schultern hoch.

„Ich möchte mit ihm reden und das geht niemanden etwas an außer ihm und mir, Ly.“

Lysander hob eine Augenbraue, dann lachte er wieder auf. Lorcan presste erneut die Lippen zusammen. Die nach dem Lachen folgende Stille war im ersten Moment erdrückend. Es bereitete sich eine eisige Stimmung zwischen ihnen aus. Lorcan atmete tief ein und schloss die Augen. Lysander schob seine Hände in die Hosentaschen. Sein Blick wurde hart.

„Worüber, Lorcan?“

Seine Stimme jagte dem Angesprochenen einen Schauer über den Rücken. Er wich dem Blick des Älteren nervös aus.

„Lily.“, gab er schließlich klein bei.

Lysanders Ausdruck veränderte sich nicht. Stattdessen ging er auf seinen Zwilling zu. Nur wenige Zentimeter trennten die beiden. Der Scamander beugte sich zu seinem Bruder hinüber. „Misch dich nicht zu sehr in mein Leben ein, Lorcan.“
 

Scorpius sah von seinem Buch auf, als Albus und Samuel in den Raum platzten. Ein breites Grinsen zierte ihre beiden Gesichter.

Skeptisch lüpfte der Malfoy eine Augenbraue. „Alter, er will dich verprügeln!“, brach es aus Albus heraus, kaum dass er seinen besten Freund erreicht hatte. Scorpius, irritiert wie er war, vergaß die Tatsache zu erwähnen, dass nahezu jeder Junge ein Problem mit ihm hatte, wenn er diesem ein Mädchen zwischen den Fingern weggeschnappt hatte. An sich also nichts neues. Prügel wurden ihm nicht das erste Mal angedroht.

Samuel ließ sich neben ihn fallen. Seine Augen leuchteten amüsiert. Scheinbar war es nicht so schlimm, denn sonst hätte sein Bodyguard nicht solch eine gute Laune.

Von nahem erkannte er, dass sich hinter Albus’ Grinsen jedoch ein Wehrmutstropfen verbarg. Scorpius runzelte die Stirn.

„Wer?“, fragte er schließlich und klappte sein Buch zu. Nun würde er sicherlich nicht mehr zum Lesen kommen. Seine Freunde konnten sehr einnehmend sein, was seine Konzentration anbelangte.

„Hugo Weasley!“, sagte Samuel lachend. Der Blick des Malfoy richtete sich auf Albus, dessen Grinsen um Millimeter kleiner geworden war. Auch wenn es dem Potter vielleicht nicht klar war, aber auch Scorpius bemerkte die noch so kleine Veränderung in dessen Stimmung.

„Warum, Al?“

Samuels Gesichtsausdruck wurde plötzlich eben so ernst wie der von Albus. Schweigend erhob der Zabini sich und ließ die beiden allein. Scorpius sah ihm einen Augenblick lang nach, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Albus.

„Lily und Rose haben sich seit deiner Nachricht zerstritten und… beide haben sich heute die Augen ausgeheult. Ich kenne die genauen Gründe nicht, aber du scheinst darin involviert zu sein.“

Scorpius sah den Potter ruhig an. Schließlich fuhr er sich durch die Haare und schloss die Augen.

„Das war nicht mein Plan.“, sagte der Malfoy ruhig. Sie beide wussten, dass es nicht seine Art war, sich zu verteidigen oder gar seine Taten zu rechtfertigen – zumal Albus die Antwort abgesegnet hatte, weil es der Wahrheit entsprach – aber es zauberte dem Potter ein Lächeln auf die Lippen.

„Ich weiß.“, meinte Albus beruhigend. Scorpius nickte. In seinen grauen Augen spiegelte sich immer noch eine gewisse Verwirrung.

Das Lachen der Weasley war ihm bis zum jetzigen Zeitpunkt unerklärlich. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen für einen Moment, um sich nun dem gegenwärtigen Problem zuzuwenden.

„Was soll ich deiner Meinung nach tun?“

Albus hob beide Augenbrauen. Er wirkte zu überrascht, um ihm sofort eine Antwort geben zu können.

Scorpius sah ihn weiterhin einfach nur ruhig an.

Tag 3

„Hallo Rosie.“

Albus lächelte seine Cousine an, als sie sich neben ihn auf die Bank setzte. Es wurde nur halbherzig erwidert. Das Lächeln des Potters verblasste. Am gestrigen Abend war Roxanne noch zu ihm gekommen, um ihm zu erzählen, was geschehen war. Ein wenig müde fuhr er sich durch die Haare.

„Warum magst du mich sprechen?“

Es war nicht schwer zu bemerken, dass Rose überall lieber war als nun hier bei ihm. Es war nicht einmal sonderlich verletzend, viel mehr tat es ihm weh, dass seine Cousine beinahe gebrochen aussah.

Wahrscheinlich war das Schlimmste, dass sein bester Freund die Schuld daran trug, ohne etwas dafür getan zu haben. Er konnte wirklich nicht einmal sauer auf Scorpius sein. Allerdings wusste er auch nicht, ob es die Sache einfacher gestalten konnte, wenn er nicht mehr das Gefühl hätte, zwischen den Stühlen zu sitzen. Irgendetwas zwang ihn dazu, sich für eine Seite entscheiden zu müssen.

„Wir haben lange nichts mehr miteinander gemacht.“, sagte Albus schließlich langsam. Er rutschte zu ihr hinüber und zog eine Grimasse. Gegen ihren Willen musste Rose lachen. Albus bemerkte, dass sie dies hatte unterdrücken wollen, aber sein Talent sie zu amüsieren war einfach unschlagbar.

„Bist du schon aufgeregt?“

Mit gehobenen Augenbrauen sah der Potter seine Cousine an. Die Neugierde stand ihm ins Gesicht geschrieben. Rose schmunzelte leicht, schließlich schien sie sich fallen zu lassen oder sie ergab sich schlicht und ergreifend ihrem Schicksal – ganz so genau konnte Albus das nicht in ihrem Gesicht erkennen.

„Wieso aufgeregt?“, fragte sie ein wenig verwirrt. Eine leichte Priese Traurigkeit belegte ihre Stimme, aber Albus kam es so vor, als sei sie auf dem Wege der Besserung.

„Der Maskenball!“ Beinahe wirkte Albus entsetzt, dass Rose es vergessen hatte. Die ganze Schule sprach davon. Die Lippen seiner Cousine formten ein lautloses ‚Oh’, ehe sie den Kopf schüttelte. Albus hob eine Augenbraue.

„Ich habe ein Kleid, ich bin in Begleitung meiner besten Freunde… warum sollte ich aufgeregt sein?“, erklärte Rose sich. Der Potter nickte verstehend. Natürlich. Das Ganze ergab Sinn. Rose müsste sich keine Sorgen machen, an dem Abend keinen Spaß zu haben. Er eigentlich auch nicht, wenn da nicht sein bester Freund wäre.

„Scorpius ist fürchterlich nervös.“, murmelte Albus nach kurzem Schweigen. Es entfloh seinen Lippen bevor er hatte darüber nachdenken können. Außerdem war es selbstverständlich, dass sie beide sich alles erzählten.

Aber Albus sollte noch lernen, dass es Dinge gab, die er besser verschwieg.
 

„Malfoy.“

Ihre Blicke kreuzten sich.

„Scamander.“

Scorpius’ Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. Er lehnte sich zurück. Lorcan stand vor ihm, während der Malfoy es sich auf der Ledercouch im slytherin’schen Gemeinschaftsraum bequem machte. Samuel und Lysander saßen einige Meter entfernt an einem runden Tisch. Hin und wieder sahen sie zu ihnen herüber und unterbrachen somit ihr Gespräch.

„Warum treffen wir uns hier?“, fragte Lorcan schließlich und ließ seinen Blick zu seinem Bruder schweifen. Ein langes Seufzen entwich den schmalen Lippen. „Du willst etwas, also kannst du zu mir kommen.“

Lorcan missfiel das Lächeln auf den Lippen des Malfoy. Er ballte seine Hände zu Fäusten, dann schob er sie in die Hosentaschen, bevor er sich beruhigte und Scorpius’ Lächeln erwiderte.

„Es geht um Lily.“, begann der Scamander schließlich. Scorpius nickte. „Ich weiß.“ Er bemühte sich gar nicht, sein Desinteresse zu verbergen. Lorcan sah wütend zu seinem Bruder hinüber, der sich scheinbar köstlich mit Samuel zu amüsieren schien.

„Warum gibst du ihr keine Chance?“ Er bemerkte zu spät, dass sein Tonfall unangemessen war, denn kaum dass er ausgesprochen hatte, stand Scorpius aufrecht vor ihm und blickte auf ihn hinab. Lorcan blinzelte und legte seinen Kopf ein wenig in den Nacken, um dem Malfoy weiterhin in die Augen blicken zu können. In den grauen Augen sah man nichts außer purer Abneigung.

„Ich bezweifle ernsthaft, dass gerade du das Recht hast dich in mein Privatleben einzumischen, Scamander!“

Lorcan presste die Lippen zusammen und senkte den Blick. Der Versuch, seinen Stolz aufrecht zu erhalten, misslang, als er einen Schritt zurückwich und somit respektvollen Abstand zu dem Größeren einnahm. Das Lächeln auf den Lippen war nahezu zu hören.

„Du kannst ihr ausrichten, dass sie ihre Bediensteten nicht vorschicken braucht – ein kleines verzogenes Gör kann ich nicht gebrauchen.“

Im ersten Augenblick wollte er widersprechen, Scorpius berichten, dass er keines Deuts besser war, als ihm bewusst wurde, dass der Malfoy zwar arrogant, aber nicht verzogen war. Die Tatsache drückte seine Laune noch weiter gen Nullpunkt.

„Also nein?“, harkte Lorcan nach.

Scorpius schnaubte. „Solange sie sich nicht ändert, garantiert nicht.“, bemerkte er abfällig und wandte ihm den Rücken zu. Lysander erhob sich von seinem Stuhl und kam auf sie zu. Es erinnerte den jüngeren Zwilling an einen Befehl, nonverbal. Die Vier verstanden sich ohne Worte. Lorcan beneidete diesen Zustand. Sein Bruder fehlte ihm. Es zerriss ihn, dass andere seinem Bruder näher waren als er selbst.

Lysander legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn in Richtung der Kerkergänge. Lorcan schloss einen Augenblick lang die Augen, um sich vorzustellen, er täte es, um ihn zu beschützen.
 

„Das erzählst du aber nicht weiter?“

Beinahe erschrocken weitete Albus die Augen. Rose lachte leise. Sie fand es gut, dass Albus langsam wieder damit begann, ihr wirklich alles zu erzählen. Ganz am Anfang von Hogwarts war das noch so, aber nach und nach hatte sich das geändert. Es war ganz natürlich. Sie wurden beide älter, gingen in unterschiedliche Häuser und hatten andere Freunde. Ihre Beziehung blieb aber gut, auch wenn sie sich nicht mehr so nahe standen wie ganz zu Anfang. Auch Scorpius war nicht wirklich das Problem.

Albus achtete penibel darauf, dass seine Streiche nicht unter die Gürtellinie gingen, dennoch hatte Rose oft genug Gründe, sich über den Malfoy aufzuregen, was sowohl Scorpius als auch Albus köstlich amüsierte.

„Habe ich jemals etwas weitererzählt, was ich nicht durfte?“

Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Albus lachte, dann schüttelte er den Kopf. Eine andere Antwort hätte Rose auch nicht akzeptiert. Es war wohl eine Tatsache, dass sie Geheimnisse immer für sich behielt.

„Kommt er denn dann auf den Ball?“, harkte Rose interessiert nach. Ihr Herz zog sich unangenehm zusammen. Sie wollte nicht daran denken, dass er möglicherweise nicht da sein würde, auch wenn sie es auf irgendeine Art und Weise verstand. Dennoch weigerte sie sich dagegen.

„Als ob Scorp sich diese Blöße geben würde.“

Die beiden sahen sich einen Augenblick lang an, dann lachten sie erneut herzhaft. Rose bemerkte erst jetzt, wie sehr ihr die Zeit mit Albus gefehlt hatte. Außerdem verlor sie so ein wenig ihren Kummer.

Albus’ lebensfrohe Art hatte sie schon immer zum Lachen gebracht und erheitert.

„Da hast du wohl Recht.“, lenkte sie schließlich ein. Das Grinsen verließ ihre Lippen nie ganz. Das Leuchten in Albus’ Augen verriet ihr, dass es ihn erfreute.

„So und jetzt erzähl mal: Was hat dich von Scorpius überzeugt?“, fragte Albus schließlich und sein Gesicht wurde ein wenig ernster. Rose hob verblüfft eine Augenbraue. Obwohl sie eben noch offen über alles gesprochen hatten, zögerte sie nun einige Momente lang. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Ein leises Seufzen entfloh ihren Lippen. Wo begann sie? Was würde richtig klingen? Und für was würde Albus sie meucheln oder gar auslachen, wenn sie es beichtete? Oder für was würde der Potter Scorpius umbringen?

Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken.

Sie schloss die Augen.

„Ich weiß es nicht.“, wisperte Rose schließlich leise. „Als ich erfuhr, dass Lily sich für Scorpius interessiert, war ich plötzlich überfordert.“

Sie zog die Schultern hoch und ließ ihren Blick unsicher zwischen Albus und ihren Händen hin und her huschen. Der junge Potter hob eine Augenbraue. Rose räusperte sich unsicher. „Deshalb das Lachen!“ Rose hörte förmlich wie die Galleone bei ihm fiel. Sie lächelte kurz ob seiner langsamen Art. „Du hast dich über die Absage gefreut.“

Ihr schlechtes Gewissen strafte sie ihres Lachens. Dass Albus es aussprach, machte das Ganze nur noch schlimmer. Sie atmete tief ein. „Tut mir Leid.“, murmelte sie entrückt. Sie stand im Moment in einem grausamen Zwiespalt. Einerseits hatte sie eine gewisse Wut auf Lily, eine Wut durch Eifersucht geprägt, dass sie später die Frau an Scorpius’ Seite sein würde und dennoch war da diese schwere Last. Es war ihre Cousine, sie mochte das kleine Potter Prinzesschen – und sie hatte sie ausgelacht.

Rose senkte den Blick. Ihre Haare verdeckten ihr Gesicht.

„Rosie, jetzt schau bitte nicht so.“ Albus zog seine Cousine in eine feste Umarmung. Roses Schultern zuckten leicht. Sie kniff die Augen zusammen, dann plötzlich erhob sie sich und warf ihre Arme in die Luft. Deutlich verzweifelt und überfordert.

„Das ist doch nicht fair?!“

Ihre Stimme war laut, vielleicht ein wenig zu laut, denn Albus erhob sich und drückte seine Finger auf ihre Lippen.

„Al, ich bin in deinen besten Freund verliebt und muss dafür meiner Cousine in den Rücken fallen… deiner Schwester. Das ist nicht fair.“

Albus zog eine Schnute.

„Weißt du, was nicht fair ist?“, fragte der Potter. Rose, in deren Augen Tränen schimmerten, schüttelte den Kopf. „Dass mein bester Freund, der wohl leider ein Arsch ist, solch ein Mädchen wie dich haben darf.“

Rose schluchzte auf, ehe sie rot wurde und lachte.

Den wahren Grund der Aussage, erfasste sie in diesem Augenblick nicht.
 

„Hier trennen sich unsere Wege, Lorcan.“

Lysander fuhr sich durch die Haare. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht seines Bruders, eines, dass ihm einst so ähnlich gewesen war. Lorcan hatte die Lippen zusammen gepresst. Die Sturheit stand ihm förmlich auf die Stirn geschrieben. Der Slytherin neigte den Kopf nach rechts.

„Warum?“, fragte er und im ersten Augenblick erinnerte Lorcan ihn an ein kleines Kind, das nicht einsah, dass es das Spielzeug nicht haben konnte. Lysander zog die Oberlippe hoch.

„Diese Frage ist nicht wirklich ernst gemeint.“

Lorcan schnaubte. „Doch, ist sie.“

Der ältere Scamander runzelte die Stirn. Sein Bruder irritierte ihn zunehmend. Er war immer öfter in seiner Nähe, sah ihn andauernd mit genau diesem Blick an. Lysander wusste schlicht und ergreifend nicht damit umzugehen. Es störte ihn, das war ihm bewusst, aber dennoch war es irgendwie ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass trotz allem Lorcan noch den Kontakt zu ihm suchte.

Vielleicht war es nicht richtig, die Verbindung zu seinem Bruder so zu ruinieren.

„Dort ist dein Haus – meines bleibt im Keller.“

Es war eine deutliche Aussage. Lorcan senkte den Blick. Lysander kniff die Augen einen Moment lang zusammen.

„Und warum?“, fragte Lorcan. Der Augenblick des Schweigens war ihm nicht nur lang, sondern auch lähmend vorgekommen. Dennoch ließ Lysander sich nichts anmerken, sondern verdrehte die Augen.

„Wir haben nichts gemein, Lorcan.“, antwortete er schließlich knapp und drehte sich weg. Diese Diskussion war für ihn beendet. Sein Bruder schien jedoch einer anderen Auffassung zu sein. Lorcan packte seinen Oberarm, hielt ihn fest. Obwohl sein Kopf ihm sagte, er solle sich losreißen, blieb Lysander ruhig stehen. Es wäre gegen seinen Ruf gewesen. Er war so nicht. Das Temperament besaßen Albus und Samuel – und davon hatten sie zu genüge.

„Wir sind Zwillinge!“

Lysander schüttelte den Kopf.

„Das sagt nur, dass wir nahezu gleiche Gene haben, nicht mehr und nicht weniger.“, entwertete er die Aussage seines Bruder nüchtern. Er hörte Lorcan hinter ihm Luft ausstoßen, dann löste sich der Griff um seinen Arm, nur langsam, zögernd. Ein feines Lächeln zog sich über die Lippen des Älteren.

„Ich will das nicht.“, murmelte Lorcan. Lysander, der in Betracht zog nun zurückzukehren, schüttelte erneut seufzend den Kopf.

„Das wird nichts ändern.“

In seinem Kopf hatte er eine solche Diskussion bereits häufig geführt. Natürlich hatte er diese Distanz freiwillig gewählt, es hatte sich so ergeben und er änderte nichts daran, jedoch hieß das nicht zwangsläufig, dass er nicht darüber nachdachte, etwas zu verändern.

Manchmal stellte er sich vor, wie es sein würde, wenn sie beide nicht getrennt worden wären – es lief auf die gleiche Situation heraus: Sie waren zu unterschiedlich. Zwei Teile eines großen Ganzen, die zusammengefügt wurden, obwohl sie nicht zusammenpassten.

„Was könnte ich tun, wenn ich es ändern wollte?“

Lorcan klang verzweifelt. Lysander presste die Lippen aufeinander. Er war ein Slytherin, ja, aber er war kein Unmensch. Auch wenn sie solch eine distanzierte Beziehung führten, konnte und wollte er seinen Bruder nicht so sehen.

„Dich, Lorcan.“

Stille breitete sich aus, eine Stille, die schmerzlich war – auch für jemanden wie Lysander. Langsam entfernte er sich von seinem Bruder, langsam und mit schwerem Gewissen. Sein Bruder konnte da nichts für, er kam nun einmal eher nach ihrer Mutter.

Ein letzter Blick zurück verriet ihm, dass er seinen kleinen Bruder in ein Häufchen Elend verwandelt hatte.

Tag 4

„Ich sagte, du sollst verschwinden!“
 

Rose zuckte entsetzt zusammen, als Scorpius Albus so hart anfuhr. Lysander und Samuel flankierten die bleiche Gestalt. Noch immer tropfte das Wasser aus seinen Haaren, seine Kleidungsstücke waren ebenso nass. Außerdem vermutete Rose so etwas wie ein Zittern in dem Körper des jungen Malfoy zu erkennen.
 

Albus neben ihm wirkte ebenso bestürzt wie sie selbst.
 

„Was? Scorp, ich…“ Der Angesprochene unterbrach ihn hart. „Vielleicht hätte ich dich wirklich loslassen sollen, Potter!“ Etwas wie Schmerz flackerte in den Augen von Scorpius auf. Rose machte einen Schritt nach vorn, aber Albus hielt sie zurück. Der Blick des Malfoys huschte kurz zwischen ihnen hin und her. Rose presste die Lippen zusammen. Ihr Herz drohte einen Augenblick lang stehen zu bleiben.
 

„Was ist passiert?“, fragte Albus. Die Verzweiflung erfasste seine Stimme so nachdrücklich, dass Roses Magen sich verkrampfte. Sie studierte Scorpius’ Gesicht; es sagte ihr rein gar nichts. Sie atmete tief ein und griff nach Albus’ Handgelenk.
 

„Das solltest du wissen, Potter.“, meinte Samuel abwertend. Sein Blick war ernst. Rose hatte schon immer den Verteidiger in ihm erkannt, jetzt sah sie ihn das erste Mal an ihm. Sein ganzer Körper war angespannt, seine Augen fixierten Albus, nicht einmal wandte er den Blick von ihrem Cousin ab.
 

„Nein – bitte erzähl mir, was passiert ist!“
 

Albus’ Blick ruhte auf Scorpius, der den Eindruck machte, als würde er dem Potter Glauben schenken wollen. Er trat einen Schritt zurück, Lysander rückte wenige Millimeter näher an Samuel heran. Sie verdeckten Scorpius ein wenig, boten ihm Schutz. Irgendetwas musste den Malfoy verschreckt haben, mehr als das, irgendetwas musste ihm Todesangst eingejagt haben.
 

„Hörst du nicht?“, fragte Lysander schließlich. Seine Stimme jagte Rose einen eisigen Schauer über den Rücken. „Du sollst verschwinden, Potter. So etwas wie dich können wir nicht gebrauchen.“
 

Albus drohte tatsächlich zu verzweifeln. Sie spürte, wie ihr Cousin leicht zu zittern begann. Seine Armmuskulatur spannte sich an.
 

„Bitte nicht.“, presste er hervor. „Scorpius, ich flehe dich an.“
 

Roses Blick huschte erneut zu dem Malfoy. Noch immer schützte er sich hinter Lysander und Samuel. Seine Augen strahlten weiterhin Schmerz aus. Und Angst. Vielleicht überwog die Angst sogar.
 

„Was?“, zischte er. Selbst seine Stimme zitterte. Rose hatte das Gefühl, als würde sich irgendetwas in Scorpius dagegen wehren, Albus fortzuschicken. Sie presste die Lippen aufeinander, ihr Griff um das Handgelenk ihres Cousins wurde unbewusst fester. „Was willst du von mir hören?“
 

Albus atmete tief ein. Auch ihr war die Veränderung in seiner Stimme nicht entgangen.
 

Der Wind rauschte durch die Blätter. Scorpius zitterte, ob aufgrund der Kälte oder der Angst, konnte er sich selbst nicht erklären.
 

Noch immer standen sie am Ort des Geschehens. Den Drang, sich an Samuel zu klammern, unterdrückte er mühsam. Seine Finger krallten sich in die Innenseiten seiner Hosentaschen. Er brauchte irgendetwas, an dem er sich zumindest ein wenig festhalten konnte.
 

Er war wütend, verängstigt und verletzt.
 

Dennoch trieben Albus’ Reaktionen ihn mehr und mehr zu der Annahme, dass er tatsächlich die Wahrheit sagte. Trotzdem zögerte er, ihm das nötige Vertrauen entgegen zu bringen. Albus war der einzige, der es gewesen sein konnte. Lysander und Samuel hatten ihn seit dem Gespräch mit Lorcan gestern nicht mehr verlassen.
 

Sein Blick ruhte auf Albus. Es wusste doch sonst niemand davon.
 

„Dass du mir glaubst, Scorp.“, wisperte der Potter ruhig. Der Malfoy wandte sich kurz ab, sah zurück auf den See, starrte einen Augenblick die Steine an und erschauderte.
 

„Wie denn?“, erwiderte Scorpius. Seine Stimme klang sogar in seinen Ohren merkwürdig erstickt. Es war schlimm genug, dass er diese Schwäche dann auch noch vor ihr zeigen musste. Scorpius schloss die Augen. „Du hattest als einziger die Möglichkeit.“
 

„Sie mich an, Scorpius.“, flehte Albus. Er trat einige Schritte vor, Rose ließ ihn nicht los, sondern näherte sich mit ihm gemeinsam. Der junge Malfoy hob den Blick. „Du bist mein bester Freund. Ich würde dir niemals etwas antun wollen!“
 

Lysander und Samuel tauschten einen kurzen Blick aus. Scorpius presste die Lippen zusammen, während Rose ihn mit geweiteten Augen betrachtete. Es dauerte einige Zeit, dann nickte Scorpius langsam. Er war wirklich gewillt ihm zu glauben.
 

„Aber wer war es dann?“ Langsam trat Scorpius einen Schritt vor. Lysander und Samuel wichen automatisch ein Stück auseinander. „Es weiß sonst niemand.“
 

Albus’ Gesichtszüge entgleisten. Scorpius runzelte die Stirn. Dann richtete sich der Blick des jungen Potter auf seine Cousine. Rose weitete beinahe panisch die Augen, dann schüttelte sie den Kopf.
 

„Nein.“, wisperte sie leise. Scorpius verstand kaum, was sie sagte und noch weniger konnte er nachvollziehen, um was genau es hier ging. „Albus, ich habe nicht… ich würde nie…“ Rose schien sich vergeblich darum zu bemühen, eine Verteidigung aufzubauen – und jetzt verstand Scorpius auch warum.
 

„Du hast es ihr erzählt?“ Scorpius brach aus seinem kleinen Schutzwall heraus. Wütend trat er zwei Schritte vor. Albus wusste ziemlich genau, was Sache war.
 

Warum tat er das?
 

Der Potter wurde blass. Scorpius sah ihm an, dass er am liebsten alles abstreiten würde, doch der Ausdruck verriet ihn.
 

Und der Malfoy kannte Albus äußerst gut. Er konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch. Das hier war noch grausamer, als die Aussicht darauf, dass Albus ihm diesen Streich gespielt hatte.
 

Mit langen, schnellen Schritten ging er auf seinen so genannten besten Freund zu und packte seine Schulter. Enttäuschung überwog in seiner Stimme. „Auf dich, Potter, kann ich verzichten.“ Sein Griff wurde einen Augenblick lang fest. Albus verzog das Gesicht, dann stieß Scorpius ihn beiseite, ehe er ihn an Ort und Stelle stehen ließ.
 

Natürlich fiel es ihm schwer. Albus war ihm wichtig. Auch wenn er ihn manchmal wirklich nervte, mit seiner aufgedrehten Art, auch wenn ihn seine ständigen Scherze störten, wollte er ihn nicht verlieren – aber wie sollte er ihm vertrauen, wenn er seine größte Schwäche einfach weitererzählte.
 

Und dann auch noch ihr.
 

„Er hasst mich jetzt.“
 

Rose versteckte ihr Gesicht an der Schulter ihrer besten Freundin. Roxanne wirkte überfordert und tauschte einen schnellen Blick mit Albus aus, der neben Lorcan saß und das Gesicht nicht um einen winzigen Millimeter verzog.
 

„Wieso hast du das getan, Rose?“, fragte er schließlich zum wiederholten Male.
 

Rose schluchzte hilflos auf. „Ich habe nichts getan!“, antwortete sie endlich und richtete sich auf. Roxanne, die sich daran versucht hatte, Rose zu schminken, bevor Albus, mit Vorwürfen beladen, verzog das Gesicht, als sie ihr Vorhaben als gescheitert einstufen musste. Rose sah fürchterlich aus.
 

„Wer soll dann bitte etwas getan haben?“, fuhr er sie ruppig an. Rose verengte ihre Augen. Verzweifelt fuhr sie sich mit dem Handrücken über ihre Augen.
 

Nächstes Mal würde Roxanne ihre Schminke wasserfest hexen.
 

Sie seufzte und streichelte über den Rücken ihrer besten Freundin.
 

Noch hatte sie nicht ganz erraten können, was überhaupt geschehen war. Rose hatte nicht darüber sprechen wollen, aber dass Scorpius aufgrund eines Streiches beinahe in dem See ertrunken wäre, hatte sich bereits herumgesprochen – und jeder wollte wissen, wer zu solch einer Schandtat bereit war.
 

„Ich jedenfalls nicht!“, donnerte sie mit Tränenschwerer Stimme.
 

Roxanne konnte ihre beste Freundin nicht so sehen. Es brach ihr das Herz. Seit sie von den Gefühlen Roses zu Scorpius wusste, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass sie mit ihm genauso glücklich werden würde wie sie mit Lorcan.
 

„Wer sollte es denn sonst gewesen sein?“, fragte Albus patzig und erhob sich von seinem Platz. Lorcan legte ihm eine Hand auf den Arm und versuchte ihn zu beruhigen, doch der schüttelte ihn ab.
 

„Welchen Grund sollte ich haben, ihn so zu verletzen?“
 

Roses Gegenfrage nahm Albus Augenscheinlich den Wind aus den Segeln. Er blinzelte verwirrt und sah Rose einige Zeit lang schweigend an. Roxanne verschränkte die Arme vor der Brust und überschlug die Beine. Sie hatte das zweifelhafte Talent, jemanden ein schlechtes Gewissen zu vermitteln, indem sie ihn einfach nur anstarrte.
 

„Wie sehe ich aus?“
 

Die Stimme besserte Roses Laune nicht, das sah Roxanne ihr an. Lily war diejenige, die sie nun am wenigsten um sich haben wollte und sie konnte ihre beste Freundin in diesem Punkt mehr als nur verstehen.
 

„Scorpius kommt Morgen nicht auf den Ball.“
 

Zur gleichen Zeit stieß Hugo mit dieser Schreckensnachricht zu ihnen. Rose schnappte nach Luft. Lily gab einen entsetzten Laut von sich. Albus war der erste, der die Frage nach dem ‚Warum’ fand. Hugo zuckte jedoch einzig ratlos mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete er und ließ sich neben Lorcan fallen. „Ich hab einige Mädchen darüber tuscheln gehört.“
 

Sein Blick fiel auf Rose.
 

„Was ist mit dir passiert?“, fragte er entsetzt. Lily, die kurz ihren Blick auf Rose richtete, sagte nichts.
 

Die Weasley schüttelte nur den Kopf. „Nicht so wichtig.“, wehrte sie ab.
 

Roxanne warf ihr einen kurzen Blick zu, sagte schließlich jedoch nichts.

Wenn Rose nicht weiter darüber reden wollte, würde sie das verstehen. Die Weasley wischte sich schluchzend mit dem Handrücken über das Gesicht, bis Roxanne sie zu sich zog und sich um das Dilemma in ihrem Gesicht kümmerte.
 

„Und du willst wirklich nicht mit?“
 

Skeptisch blickte Samuel über die Schulter seines besten Freundes. Lysander saß vor ihm auf dem Tisch, die Beine überschlagen. Scorpius hatte die Arme verschränkt und blickte trotzig an ihm vorbei.
 

„Sei kein Kleinkind!“, forderte Lysander und beugte sich nun vor, um die Aufmerksamkeit des Malfoys zu erhaschen.
 

Scorpius erwiderte nichts.
 

Was erwarteten die beiden von ihm?
 

Er war wegen eines Irrwichts von den Steinen ins Wasser gestürzt. Sein Herz hatte sich immer noch nicht wieder ganz beruhigt und er bezweifelte, dass er diesen Maskenball morgen überstehen würde. Dennoch fragte er sich weiterhin, warum Rose das getan hatte und warum Albus ihr von seiner Angst erzählte.
 

Er vertraute ihm.
 

Korrektur, er hatte ihm vertraut.
 

„Du hast dir den Kopf wohl etwas zu heftig angeschlagen.“, murmelte Samuel und schwang sich über die Sofalehne. Scorpius warf ihm einen undefinierbaren Blick zu.

„Sam.“, ermahnte Lysander.
 

Der Zabini schnaubte.

„Ist doch wahr.“ Scorpius schaute zu seinem besten Freund hoch. Seine Hände zitterten ein wenig, dennoch ließ er sich nichts anmerken. Dabei sollte er doch wissen, dass Samuel nichts entging, was sein Gemütszustand anging. Man könnte meinen, Scorpius kenne ihn noch nicht lange genug.
 

„Du weißt doch wohl, dass ich auf dich aufpasse, oder?“, fragte er beinahe ein wenig gekränkt. Scorpius lächelte leicht. Es war das erste Lächeln, das er am heutigen Tag zeigte. Überfordert senkte er schließlich den Blick. „Natürlich.“ Samuel würde ihn mit seinem Leben verteidigen, wenn nötig. Er wusste, dass es umgekehrt nicht anders sein würde. Der junge Zabini hatte ihn aus dem See gerettet.
 

„Ich will dir nicht den Abend verderben.“
 

Samuel lachte auf. Lysander schmunzelte.

„Du würdest uns den Ball ruinieren, wenn du nicht kommst.“, sagte der Scamander schließlich. Scorpius schloss die Augen und versuchte zu ignorieren, dass seine Freunde ihm das scheinbar wirklich antun wollten. Einerseits freute es ihn, dass sie ihn dabei haben wollten. Es gab nichts, dass sich besser anfühlte als die Bestätigung seiner Freunde, ihm wichtig zu sein.
 

Irgendwie benötigte er das jetzt, nachdem Rose…
 

Albus neigte den Kopf nach rechts, Rose nach links. Roxanne klatschte begeistert in die Hände und Lorcan wirkte relativ zufrieden mit seiner Idee.

„Das ist ein wenig skurril, meinst du nicht?“, fragte Rose skeptisch. Albus wedelte mit der Hand. „Scorp würde sich darauf nie einlassen.“ Roxanne zog eine Schnute. Lorcan seufzte. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
 

„Außer Lysander und Samuel überbringen ihm diese Idee.“, warf der Potter schließlich ein. Am liebsten hätte er gesagt, dass er ihn von dieser Sache überzeugen könnte, aber dem war nicht mehr so, seit dem unerklärlichen Zwischenfall. Es wusste doch niemand und Rose hatte es nicht getan, er vertraute ihr. Wahrscheinlich hatte er einfach nur überreagiert.
 

Noch immer war es schwer zu akzeptieren, dass Scorpius nichts mehr mit ihm zutun haben wollte.
 

„Ich versuche sie zu überzeugen.“
 

Drei Augenpaare richteten sich auf den Scamander, gefüllt mit Skepsis. Natürlich wusste jeder, wie es um die Beziehung der Zwillinge stand, dennoch schien Lorcan zu hoffen, dass seine Worte etwas nützen würden.
 

„Ja, tu da.“

Rose knetete ihre Hände. Die Hoffnung schwebte in ihren dunklen Augen. Sie vertraute auf Lorcan. Anderweitig würde sie verzweifeln. Jeder, der sie so gut kannte wie er, sah es in ihrem Gesicht.
 

Albus fuhr sich durch die Haare. Sein Blick glitt aus dem großen Fenster. Noch immer regnete es. Hin und wieder zuckten Blitze über den Himmel. Das Donnergrollen war leise, kaum wahrnehmbar. Vielleicht war es eine Warnung. Der morgige Tag würde einiges für sie bereithalten.

Denn morgen Abend war es so weit. Der Ball stand vor der Tür. Einer, der alles verändern und ihr Ende hier in Hogwarts einläuten würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Violie
2010-03-31T10:25:10+00:00 31.03.2010 12:25
Wamm, wa für eine geile FF oO
Ich find die Idee total super. *schwärm*
Und das Kapitel ... einfach atemberaubend. Irgendwie auf seine eigene Art.
Ich find deine Schreibstil einfach klasse und total spannend.

Bitte mach schnell weiter!! *träum*
Violie
Von:  DEngel
2010-03-31T08:53:57+00:00 31.03.2010 10:53
Ich musste grad de ganzen FF nochmal durchlesen,
aber jetzt hab ichs kappiert um was es in dem Kapi geht.

Mich würd interessieren wer es war,
den Al und Rosi waren es ganz bestimmt nicht,
aber wer dann..... Hmmmmmmmmmmmmmm ?!

Lily oder vielleicht Hugo ?!
Wobei ich es Lily mehr zutraue....

Hoffentlich schreibst du schnell weiter....

Lg Ciao ;-)
Von:  Charlott
2010-03-30T19:06:28+00:00 30.03.2010 21:06
Hab am Anfang ein wenig gebraucht bis ich's gepeilt habe, aber es war ein super Kapitel.
Naja, wenn auch traurig.
Albus war es nie im Leben, genauso wenig wie Rose. Ich bin ja der Meinung das es Lily war. Punkt. Ende. Aus.
Irgendwie mag ich die nicht. Zumnidest in deiner FF. xD

Schreib schnell weiter!
♥ Charlott
Von:  il_gelato
2010-03-20T20:53:20+00:00 20.03.2010 21:53
Endlich mal ein kleiner Lichtschimmer in dieser umnebelten und dichten Suppe aus Erzählungen und Geheimnissen.
Rose ist in Scorpius verliebt. Und er in sie. Lily ebenso. Lysander in Lily.

Bin gespannt, wie es weiter voran schreitet mit der Maskerade!
Von:  DEngel
2010-03-20T20:11:52+00:00 20.03.2010 21:11
Ich find es echt schade das Lysander sich so verhält,
aber ich denke mal das ist reiner SELBST-Schutz....
Lorcan tut mir richtig LEID !!!

Es freut mich wenn Rose und Al wieder besseren kontakt haben,
Was mich interessiert ist warum er das Gefühl hat
sich für eine Seite zu entscheiden ?!

Und kann es sein das hinter seiner Aussage, :

„Dass mein bester Freund, der wohl leider ein Arsch ist, solch ein Mädchen wie dich haben darf.“

noch viel viel viel mehr steckt als nur Freundschaftlichegefühle ?!

Ich freu mich schon auf nächste Kapi
bis dann Lg Ciao
Von:  Charlott
2010-03-20T18:08:29+00:00 20.03.2010 19:08
Okay, nun noch zu dem Kapitel.
Mir gefällts voll das Albus und Rose wieder was zusammen machen. Sie scheinen sich ja echt ein bisschen auseinander gelebt zu haben. :)

Aber das zwischen Lorcan und Lysander ... echt hart. Das Lysander keinen Konatkt zu seinem !!Zwillings!!bruder haben will. Lorcan tut mir echt Leid und ich kann mir nicht vorstellen das das an Lysander einfach so vorbeigeht. Ich hoffe das mit den beiden wird noch irgendwie. Ich komm damit nicht klar. Das ist echt traurig. :(

Schönes Kapitel. Bitte schreib schnell weiter.
Liebe Grüße
Charlott ♥
Von:  Charlott
2010-03-20T18:05:42+00:00 20.03.2010 19:05
Hab das zweite Kapitel voll verpasst xD
Typisch Charlott. Aber genug davon.

Den Text in dem Brief fand ich schön. Einfach schlicht, aussagekräftig schön. <3
Ich glaube, langsam blick ich auch hinter die Geschichte ... so ein bisschen zumindest.

Charlott ♥
Von:  sunny3291
2010-03-14T11:56:46+00:00 14.03.2010 12:56
Ok, das ist jetzt langsam echt fies. Nie erfährt man was geheimes.
Gut, du hast endlich den Inhalt des Briefes preisgegeben und man kann sich denken, wer die Königin ist.
Es ist aber voll süß, dass sich alle um Lily Sorgen machen, aber einsa kann ich dir sagen. Deine Lily ist mir voll unsympathisch. Die soll ihre Finger von Scorpius lassen!
Freu mich schon aufs nächste Kapi, was hoffentlich genauso spannend ist.
sunny

P.S.: Siehst du in Lysander einen zweiten Oliver Wood? Wegen dem scheiß Wetter und dem TRaining?
Von:  il_gelato
2010-03-13T21:44:11+00:00 13.03.2010 22:44
Du machst das ganze aber auch spannend!
Du mit deinen Heimlichtuerein... Bin ganz hibbelig und verstehe auch nicht so ganz, warum Rose Tränen vergossen hat.
Aber du klärst ja sowieso erst alles später auf.
Ach, bin ich gespannt!
Von:  DEngel
2010-03-12T13:50:59+00:00 12.03.2010 14:50
Was in aller Wellt steht in dem Brief und warum hat Rose so gelacht....

Schreib bitte schnell weiter !!!


Zurück