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Lost

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III

Sie sagen, ich sei kalt und öde. Staubig und leblos. Die Menschen haben meine Oberfläche betreten und die Drachen von Atlantis in meinem Schatten eine ganz neue Welt erschaffen. Aber meine Geheimnisse konnten sie alle nicht entschlüsseln. Noch immer umranken mich zahllose Mysterien und Legenden und die meisten sind näher an der Wahrheit als sich die Geschöpfe beider Welten erträumen lassen. Silbern stehe ich hoch am Himmel, spiegle das Licht der Sonne wieder, gebe den Meeren die Gezeiten und den Lebewesen eine Hilfestellung im Begreifen der Zeit. Ich bin Gefangener und Gott, Schuldiger und Vertrauter.

Ich sehe und höre die Geschöpfe auf den Welten, die mich umgeben. Ich sehe und höre ihre Gedanken. Von dem kleinen, einzelnen Gänseblümchen in dem königlichen Garten, das sich fragt, wie es kommt, dass es als einziges seiner Art in diesem Gebiet nicht von groben Menschenhänden aus dem Boden gerupft wurde, bis hin zu den gigantischen Echsen, die tief in der Erde schlummern. Doch an diesem Abend höre ich vor allem zwei Wesen: Ein junges Katzenmädchen und einen Ritter. Beide mit dem gleichen, verlorenen Unterton in ihren Gedanken, beide mit der Antwort auf die Fragen des anderen. Beide nur wenige Schritte und doch meilenweit voneinander entfernt. Die Nacht, dunkel und lichterhell zugleich, verbirgt sie voreinander.

Soll ich es wagen? Es ist lange her, seit ich das letzte Mal gezielt Individuen beeinflusst habe. Ich zaudere, schwanke. Aber wie kann ich es nicht wagen? Kann ich es denn verantworten, diese beiden einfach so nebeneinander her treiben zu lassen? Schicksal und Ewigkeit überlassen es sich gerne gegenseitig, hilfreich einzugreifen, so dass letztlich nichts geschieht. Weshalb der Mensch meist rebelliert und eigenmächtig handelt. Nicht immer zu seinem Vorteil, aber er ergreift die Initiative, die andere meiden. Doch diese beiden hier? Es wäre wahrlich traurig, träfen sie die falsche Entscheidung. Und da ich heute in voller Pracht am Himmel stehe, sollte ich über genug Kraft verfügen, die beiden in die richtige Richtung zu lenken.

Vorsichtig strecke ich meine Strahlen aus, locke den Ritter in seinem Sehnen aus dem Bauwerk aus Stein und Holz in die Nacht hinaus. Ich höre, wie seine Stiefel auf dem hellen Kies der Wege knirschen, sorge dafür, dass die Katze auf ihrem erhöhten Rückzugsort es ebenfalls hört. Ich vertraue auf ihre naturgegebene, sprichwörtliche Neugier. Die vorwitzige Wolke, die sich vor mich schieben will, so den Garten in Schatten zu tauchen droht, treibe ich harsch zur Eile an und dann taucht mein silberner Glanz die Gestalt auf dem Weg in helles Licht.

Erkennen, Grüßen, leises Lachen ob der zufälligen Begegnung. Und da der Ritter schlecht an der glatten Fassade des Gebäudes emporklettern kann, ist es die Katze, die über einen nahestehenden Baum geschmeidig zu Boden gleitet.

Ich lächle. Zufall? Nun, wenn sie es so nennen wollen...



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