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Skydancer

von

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Skydancer
 

"skydancer, dancing in the sky

skydancer

so far away and free

skydancer

I feel you right now by my side

You aren't here anymore

But that doesn't matter

Cause I can see you

Dancing into the light

You're right by my side

In my dreams

Deep in the night

Skydancer

I wish I could reach you

Skydancer

So much

I miss you

Skydancer..."
 

Das wiederholte Surren der Türklingel riss sie aus ihrem leichten Schlummer.

Sie blickte auf die Digitalanzeige ihres Weckers-

Es war drei Uhr morgens.

Wer um alles in der Welt klingelte um drei Uhr bei ihnen?

Aus dem Nebenzimmer hörte sie ihre Mutter, wie sie schlaftrunken etwas murmelte

Das Surren der Klingel lies nicht nach, wurde sogar noch drängender.

May wühlte sich in die weichen Kissen und knurrte wütend vor sich hin.

Wer auch immer da draußen war, er sollte verdammt noch mal später kommen.

In 12 Stunden vielleicht.

Oder nie.

Es war ihr egal.

Sie brauchte ihren Schlaf.

Wie jeder andere Mensch auch.

Vor allem samstags nachts.

"Verdammte scheiße, ich komm ja schon..."

brüllte ihre Mutter.

May sah sie vor sich, wie sie eilig den grünen Bademantel überwarf, ihre langen

Blonden Haare glattstrich, in die Hausschuhe schlüpfte und dann zur Tür eilte.

Sie hörte das Summen der Gegensprechanlage und wie ihre Mutter gehetzt mit jemandem sprach.

"Wimmel ihn bloß ab, Mutter" dachte May schlaftrunken.

"wer immer dieser Verrückte auch ist, wimmel ihn ab..."

sie drehte sich in ihrem Bett um und nickte leicht ein.

Sie wurde allerdings sofort wieder wach, als die Wohnungstür geöffnet wurde.

"was soll denn der Scheiß jetzt? Ist das Papa? Aber er kommt doch erst Dienstag wieder? Was..."

die gehetzte Stimme ihrer Mutter schnitt sich unsanft in ihre Gedanken:

"Roland! Was um alles in der Welt machst du hier? Bist du verrückt geworden? Du kannst doch nicht einfach,..."

"ich will meine Tochter sehen...." Antwortete eine männliche Stimme.

May setzte sich in ihrem Bett auf.

Lauschte auf die Stimmen, die von draußen zu ihr drangen.

"Roland, nein....das ist doch alles Jahre her...bitte Roland, wir waren uns damals alle einig..."

"ich habe selber Kinder, und die wollen mit ihrer Halbschwester reden...."

"du kannst doch nicht jetzt...Roland es ist drei Uhr morgens....und es ist sowieso viel zu früh...es war abgemacht, wenn sie 18 ist..."

"Ich will sie sehen. Jetzt. Ich will meiner Tochter einmal in die Augen sehen. Du kannst sie nicht ewig von mir fernhalten!!!"

"Roland..."

das war zuviel.

Das war eindeutig zuviel.

Erst recht, nachdem sie selbst eben erst vor einer Stunde aus der Disco heimgekommen war.

May streifte langsam die decke von ihrem Körper.

Lies ihre nackten Füße auf den Boden gleiten, und tapste zur Tür.

So leise es ihr möglich war, öffnete sie ihre Zimmertür einen spalt breit.

Ihre Mutter stand mit dem Rücken zu ihr vor einem großgewachsenen Mann, etwa Anfang 40.

Sie gestikulierte heftig mit den Händen und gab sich auch keine Mühe mehr, leise zu sein.

May blinzelte müde in das Licht, das im Vorraum brannte und versuchte das Gesicht des Mannes zu erkennen, der frontal zu ihr Stand, sie aber nicht sah, da er ganz auf ihre Mutter konzentriert war, und die Diskussion die er mit ihr führte.

Der Fremde faszinierte May.

Er hatte helle Augen, von einem unwahrscheinlich lichten Blau, wie sie es noch nie bei keinem anderen Menschen gesehen hatte.

Bei keinem anderen Menschen außer ihr selbst....

Ihr Herz schien kurz auszusetzen.

Die Welt schien sich eine Sekunde lang schneller zu drehen, als sonst.

May biss sich auf die Lippe und zwang sich selbst zur Ruhe.

Ja gut, der Mann dort hatte die gleichen sonderbaren Augen wie sie und er redete von seiner Tochter, aber ....

Er war sicher nicht der einzige Mensch auf der Welt, der diese Augen hatte, und höchstwahrscheinlich war er nur einer von Mutters durchgeknallten Freunden, der versuchte sich auf eine Theaterrolle vorzubereiten.

Durch den Türspalt linsend musterte sie ihn weiter.

Er hatte feine Gesichtszüge, fast zerbrechlich.

Seine Haut war sehr blass, fast schon durchsichtig, und schimmerte in dem schwachen Licht weiß.

Sein Gesicht schwebte auf eine sehr sonderbare Art zwischen gnadenloser Schönheit und einer kaum in Worten zu beschreibenden Asymmetrie.

Die Gesichtszüge des Mannes wirkten hart, fast kalt, und durch seine tiefschwarzen Haare, die ihm auf die Schulter fielen, bekam sein blasses Gesicht den Charakter einer Tuscherzeichnung, die mit einer so spitzen Feder gezeichnet war, dass sie das Blatt fast zerschnitt.

May war sich sicher, in ihrem ganzen Leben noch nie einen so abstoßenden und gleichzeitig so anziehenden Mann gesehen zu haben.

Und alles an ihm schien irgendwie zu ihr zu gehören.

Ihre schwarzen Haare.

Das sonderbare Gesicht mit der schmalen Nase und den hohen Wangenknochen, das so schmal und hart zugleich wirkte...

Die Art, wie er die Hand hob, Linien in die Luft malte, seine schlanke Hand dabei öffnete und schloss....

Das alles schien auch zu IHR zu gehören.

Es war eindeutig zu viel gewesen für heute.

Vorsichtig schloss sie die Tür wieder, und ging zu ihrem Bett zurück.

Setzte sich darauf und betrachtete sich in dem Spiegel, der an der gegenüberliegenden wand hing.

Auch jetzt, in der schwachen Dunkelheit, leuchtete ihre Haut weiß.

Ihre langen schwarzen Haare rahmten ihr Gesicht ein und verliehen ihm den gleichen harten Ausdruck von Schönheit und Asymmetrie.

Ihre fahlen Augen schienen regelrecht zu pulsieren.

Genau wie die des Mannes.

Und langsam schob sich das Gesicht des Fremden vor ihr eigenes Spiegelbild.

Da gab es nichts zu leugnen....

Doch WAS es da nicht zu leugnen gab.....nein, es war einfach unmöglich.

Wenn die sonne aufging, würde der Fremde schon verschwunden sein und May müsste sich nie wieder Gedanken um wildfremde Männer machen, die nachts an ihrer Tür klingelten und behaupteten, sie seien ihr Vater.

Mit einem merkwürdig leeren Kopf legte sich May wieder hin.

Sie konzentrierte sich krampfhaft auf die Musik, die aus ihrer Anlage kam, konnte aber immer noch dumpf hören wie ihre Mutter und dieser Mann miteinander redeten.

Irgendwann, nachdem sich das Lied zum dritten Mal wiederholt hatte, hörte May wie die Wohnungstür ins Schloss fiel und ihre Mutter zurück zu ihrem Zimmer ging.

Morgen würde das alles kein Thema mehr sein.

Ihre Mutter würde kein Wort über den nächtlichen Besucher verlieren, sie auch nicht, und nach einiger Zeit hätten sie beide diese Nacht so totgeschwiegen, dass sie sich langsam aus ihren Erinnerungen schleichen würde.

Mit diesem Gedanken kuschelte sich May in die Kissen und versuchte ein bisschen Schlaf von ihrem Körper zu erzwingen.

Aber noch im Traum sah sie die lichtblauen Augen des Fremden vor sich.
 

Schwarz.

Alles war schwarz um sie herum.

So sonderbar,---

Sie konnte die Dunkelheit beinahe fühlen.

Und doch.

In der Schwärze machte sie Figuren aus.

Gestalten mit langen Mänteln und verschlossenen Gesichtern-

Sie schienen jemanden zu suchen.

"hier. Ich weiß dass Aachat sie hier her gebracht hat. Vor Jahren. Ich weiß es..."

in der Dunkelheit konnte sie den Schemen ausmachen der dort gesprochen hatte-

sie sah sein Profil-

er war hässlich.

Trug das Gesicht einer witternden Ratte-

Und seine Art zu sprechen war das unheimlichste was sie je gehört hatte.

Es klang so unwirklich.

Hart.

Wie das Zischen einer Giftschlange.

Sie duckte sich.

Stand, wie sie jetzt erst bemerkte an einer Wand aus grobgehauenem Stein.

Ihr Körper verursachte ein Geräusch, ähnlich wie das Flügelschlagen eines großen Raubvogels.

Der Hässliche musste es gehört haben.

Er drehte sein rattenartiges Gesicht in ihre Richtung.

Es war verrückt, aber in der tiefschwarzen Nacht (war es überhaupt Nacht? Oder war sie in einem Keller? Oder einfach nur an einem Ort der durch die Präsenz dieser Wesen so dunkel geworden war?) sah sie mehr als deutlich wie diese Gestalt die Witterung nach ihr aufnahm.

Und auf einmal konnte sie sich selbst riechen.

Dieser Geruch nach Angst.

Frischem Fleisch und warmen Blut.

Dieser Geruch nach MENSCH-

"Drál---hast du etwas gehört?"

wandte sich eine der Gestalten dem hässlichen zu.

Drál antwortete nicht, sondern stürzte fauchend auf May zu.

Dunkelheit.
 

"May!" Kind Gottes, was schreist du denn so??"

der Fremde.

Der hässliche Rattenmensch war da.

Er hatte sie gerochen, er hatte sie aufgespürt....

Sie schlug die Augen auf.

Drál

Drál.

"Mutter?" ihre Mutter lies endlich von ihr ab.

Die blonden Haare fielen ihr wirr ins Gesicht.

"Oh mein Gott, May ich dachte schon, du würdest damit nie aufhören."

Zitternd setzte sich das Mädchen auf. Versuchte sich zu beruhigen. May versuchte hinter ihrer Mutter jemanden auszumachen. Einen schatten.

Ein Wesen, weder Mensch noch Tier, eine Kreatur.

Nichts.

Alles war wie immer ....

Doch...

Unbewusst nahm sie wahr, wie ihre Mutter auf sie einredete.

Doch das hatte für sie keine große Bedeutung mehr. Der Sinn dieser Worte war in einen teil ihres Gehirns verbannt, den sie nun nicht mehr erreichen konnte.

Sie roch etwas. Ganz deutlich. May nahm die Witterung auf.

Das schmale Mädchen richtete sich kerzengerade in ihrem Bett auf, und witterte nach allen Seiten.

Ihre dünnen Nasenflügel bebten vor Anstrengung.

Etwas sagte ihr, dass er hier war.

Dass beide hier waren.

Dieser Geruch nach Stille.

Dieser Geruch, so undefinierbar und doch so bekannt. Vergangenheit.

Sie roch die Vergangenheit,

die stille an Orten die Menschen seit Jahrtausenden Mieden.

Den Duft von getrocknetem Blut.

Duft?

Seit wann duftete getrocknetes Blut?

"May..."

sie sank zurück auf die Kissen.

"Lass mich... ist schon gut...ich hatte nur einen Albtraum... Ist Papa wieder da?"

war da nicht ein Flackern in den Augen ihrer Mutter?

Ein entsetzen, tief in ihrem Inneren?

Spürte sie da nicht Angst, einen winzigen Anflug?

Konnte es das geben?

Sie benahm sich schon wieder so tierisch....

"ja Schatz, er ist wieder da... willst du Frühstück?"

- sauber abgelenkt! Du weißt, dass ich es weiß, ja bei Gott, ich kann sie riechen, deine Angst! Glaub nicht du könntest mich täuschen, ich weiß Bescheid, glaub nicht du könntest Méseiia täuschen...-

was waren das schon wieder für Gedanken?

War sie gestern Nacht auf den Kopf gefallen?

Sie verdrängte die ungewohnte, hämische, spottende Stimme in ihrem Inneren und folgte ihrer Mutter in die Küche.

Er saß da, auf dem blaulackierten Küchenstuhl.

Er saß da, als hätte er das Recht hier zu sein.

Sein fleischiges Gesicht wandte sich ihr zu, und er entblößte eine Reihe nikotingelber, speichelnasser Zähne, als er ihr vertrauensselig einen guten Morgen wünschte.

Sie nahm seinen Geruch war.

Den Dunst, den sein fleischiger, massiger Körper absonderte.

Er roch alt.

Langweilig.

Tot.

Wie nebenbei dachte sie, dass sein Blut wohl schal schmecken würde.

Abwesend angelte May nach einer Brotscheibe.

"und? War's schön gestern?"

er sprach sie an? Wie konnte es dieser MENSCH wagen, sie anzusprechen?

"ja." Antwortete sie mechanisch.

"Andre hat angerufen."

Andre?

"wer?"

"andre, dein Freund! Kind hast du getrunken?"

"ach was... ich geh..."

May lies die unberührte Brotscheibe liegen und stand auf.

"May, was ist los mit dir?"

er erhob sich. Sie hätte nie gedacht, dass er diesen massigen Körper geradezu flink bewegen konnte.

Er packte sie am Arm. "May, jetzt bleib hier, du bist ja nicht bei dir!"

Sie fauchte. Anders konnte sie sich dieses Geräusch selbst nicht erklären. Sie fauchte ihn an, diesen plumpen unwissenden Menschen.

Er lies schockiert von ihr ab. Sie konnte geradezu sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.

Sie lächelte ihn hintergründig an.

"ich GEHE." Mit einer abwertenden Geste wand sie sich von ihm ab, und verließ die Küche.

Hinter sich hörte sie die stimmen ihrer Eltern.

Die Panik, die in ihren Stimme mitschwang, zauberte ihr ein Lächeln aufs Gesicht.
 


 


 


 


 

II
 

Sie stürzte einfach auf die Straße hinaus.

Verbarg unter ihrem schwarzen Ledermantel ihre schlampige Kleidung, senkte den Kopf und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmassen.

Anders als sonst beruhigte sie das nicht im Geringsten.

Sie nahm Gerüche wahr, Eindrücke die sie nie vorher realisiert hatte.

Eine alte Frau rempelte sie an.

Sie sah in das von Falten durchzogene Gesicht.

Bemerkte diesen ängstlichen Blick in ihre fahlen Augen.

Spürte die Angst. Konnte die leise Ausdünstung von furcht an ihr riechen. Trocken roch sie, die alte Frau, trocken, aber nicht tot.

Sie stand da und starrte ihr in die Augen, unfähig sich zu bewegen-

Sie roch nicht tot, tot wie diese MENSCHEN um sie herum...

Nein, sie roch nach dieser Stille, an diesem tiefgründigen, anderen Reich.

Kurz erschien ein Flackern in den Augen der alten.

Kurz, nur ganz kurz sah May in dieselben fahlen Augen, in dieselben Augen, die doch nur sie hatte.

Dann war es weg.

Erloschen, von einer Sekunde zur andren.

Die Alte schenkte ihr ein boshaftes Lächeln und zog weiter-

May fröstelte und zog ihren Mantel enger um sich.

Sie schüttelte den Kopf, kurz, ganz einfach um das Gefühl des Unbehagens irgendwie abzuschütteln.

In sich selbst versunken ging sie weiter, drückte sich so nah wie möglich an die Schaufensterfassaden um niemanden anblicken zu müssen.

Aber sie konnte diese Gerüche nicht verdrängen-

Wie sie jeder Mensch, der an ihr vorbei ging, absonderte.

Lebendig.

Pulsierend-

Immer anders.

An einem gehetzten Griechen, der an ihr vorbei rannte, erkannte sie einen Anflug von Thymian, von Frische, klarer Luft...

Der Junge mit den leeren Augen, der jeden Tag in der Fußgängerzone stand und um Geld bettelte, roch nach Gift.

Ein Bild baute sich auf, vor ihrem inneren Auge, wie sich der Junkie seinen Schuss setzte und das Gift sein süßes, junges Blut verseuchte.

May versuchte dagegen anzukämpfen, versuchte an etwas anderes zu denken, es nicht an sich heranzulassen, diese Gedanken, Visionen von Blut und diese Abscheu gegenüber Menschen-

Es gelang ihr nicht, es kam einfach so, sie konnte es nicht kontrollieren, nicht einordnen, es war auf einmal da, ganz plötzlich, als Vermächtnis dieser sonderbaren Nacht.

Mehr Gerüche strömten auf sie ein, die Bilder vor ihrem inneren Auge ließen ihr keine Ruhe und ein sonderbarer Durst nahm ihr die Luft zum atmen-

Die Gasse tat sich ganz plötzlich vor ihr auf.

Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals diese Gasse gesehen zu haben.

Aber es war ihr egal, es war die einzige Möglichkeit aus diesem nicht endend wollenden Menschenstrom herauszukommen.

Sie schlüpfte in die Gasse und lies sich erschöpft hinter einen Stapel alter Zeitungen fallen.

Endlich waren diese Bilder weg und diese Gedanken, endlich war sie wieder sie selbst...

Sie verbarg das Gesicht in den Händen, und kauerte sich an die wand.

Sie brauchte Ruhe.

Ganz einfach etwas Ruhe.

Ruhe, um ihre Gedanken klären zu können, diese aberwitzigen Wahnvorstellungen einer geeigneten Erklärung zuordnen zu können, Ruhe um zu überlegen was sie zu tun hatte, wer sie war und wo sie nun hinzugehen gedachte.

Etwas schepperte im Hintergrund.

Sie schreckte auf, sah um sich.

Nichts,

doch----

sie witterte wieder.

Leben.

Hier roch es nach Leben, nach pulsierendem Blut.

Zwar nur ganz schwach, aber sie nahm es wahr.

Ein Schatten huschte auf sie zu.

Sie verspürte Hunger, unbändigen Hunger nach etwas von dem sie nicht wusste, was es war.

Aber ein Teil von ihr schien es zu wissen.

Ihre Hand schnellte vor, und packte die Ratte.

Das Tier quiekte verzweifelt, aber May realisierte es nicht mehr, eine Starre war ihn ihre Augen getreten, ein Glänzen, eine mörderische Gier, die nicht mehr zu ihr gehörte.

Das Tier wand sich verzweifelt in ihrer verkrampften rechten Hand und stieß ein schrilles Quieken aus.

Mit der anderen Hand packte May den Kopf der Ratte und bog ihn nach hinten.

Das Tier gab gequälte Laute von sich und versuchte vergeblich sich zu befreien.

Sie konnte die Angst riechen, die dieses Wesen durchströmte.

May holte tief Luft und biss dann in Kehle des verzweifelten Tieres.

Als die ersten Tropfen Blut ihre Zunge berührten, spürte sie eine tiefe innere Befriedigung, dass sich nun eine Sehnsucht erfüllte die schon jahrelang versteckt in ihr gelebt hatte.

Der kleine Körper in ihrer Hand zuckte noch einige Male, dann war der Widerstand gebrochen und May empfand nichts als Zufriedenheit, getötet zu haben, ihren Durst zu stillen, nein ihren Hunger nach Blut.

Gierig zog sie das Blut in sich hinein, sog den letzten Tropfen Leben aus dem Tier...
 

"Ich wusste, dass es bald soweit sein würde"

May blickte auf und lies den toten Körper der Ratte fallen.

Vor ihr stand der Dunkle, der Hässliche, die Kreatur mit dem rattenartigen Gesicht.

Vor ihr stand Drál.

Ihr Herz schien zu einem Klumpen aus Blei zu zerfallen.

Er war REAL? Er war WIRKLICH? Kein Fantasiegebilde eines wirren Traums?

Er war hier? Sagte etwas in ihrem Inneren.

Unmöglich, er konnte niemals in den anderen Teil des Reiches....

"ich kann.... Méseiia...ich kann mehr als du dir vorstellen kannst."

Sie starrte ihn an, unfähig ihren Mund zu öffnen.

Aber sie wusste, sie musste nicht sprechen, er konnte ihre Gedanken lesen, wie ein offenes Buch ohne irgendwelche Schwierigkeiten.

"Ich bin wirklich,....und unwirklich...für dich bin ich real, Schmerzen sind immer ein Teil der Realität..." er machte einen Schritt auf sie zu, beugte sein Rattenartiges Gesicht nach vorn und lächelte hämisch.

Seine stimme schnitt ihr tief ins Fleisch, sie war unerträglich, hart und spitz wie Fingernägel auf einer Schiefertafel, wie das Zischen einer Giftschlange, es verursachte ihr schneidende Kopfschmerzen.

"Dir wird noch mehr wehtun, wenn du dich jetzt nicht von Anfang an für die richtige Seite entscheidest...."

Er war ihr mittlerweile so nah, dass sie seine Augen sehen konnte.

Sie waren rot.

Rot wie brennende Wagenräder eingeschlossen von einem milchigen weiß.

Selbst in seine Augen zu schauen, tat ihr weh.

Es gibt keine richtige Seite, sagte etwas in ihrem Inneren.

"du widersetzt dich mir also?"

der Schmerz in Mays Kopf war mittlerweile so stark geworden, dass sie das Gefühl hatte, sie verliere das Bewusstsein.

"Es ist zu früh, dich sterben zu lassen, kleine Prinzessin von Anda. Ich werde noch sehen wie du dich entwickelst. Aber vorerst...."

Er beugte sich zu ihr herunter, packte ihren Kopf und drehte ihn zur Seite.

May war unfähig sich zu regen, gefangen in einer Starre die es ihr unmöglich machte auch nur einen Finger zu rühren.

Sie spürte seine Eckzähne an ihrem Hals.

NEIN! Schrie etwas in ihr, und eine einzelne Träne fand den Weg aus ihren Augen.
 

Schritte näherten sich.

Sie hörte Stimmen, ein Fauchen.

May war fast bewusstlos vor Schmerz und nicht mehr in der Lage zwischen Licht und Dunkel, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

Das Fauchen wurde lauter, ein Geräusch von reißendem Stoff drang an ihr Ohr, Geschrei und immer wieder dieses überirdische Fauchen.

Drál.

Hämmerte ihr Kopf in monotonem Rhythmus-

Noch einmal hörte sie dieses Fauchen, laut, kreischend, dann war Stille um sie herum.

"Hey...hey bist du okay??"

Jemand schüttelte sie sachte, redete auf sie ein.

Der schmerz in Mays Kopf klang langsam ab, und sie war wieder dazu fähig, die Augen zu öffnen.

Vor ihr kniete ein junger Mann in einem bodenlangen Ledermantel.

Sein besorgter Blick musterte May von oben bis unten.

"Bist du okay?" sie schwieg, starrte in seine grünen Augen.

Auch diese Augen waren nicht von hier.

Seine blondierten Haare fielen ihm ins Gesicht und gaben ihm den Hauch eines Engels.

Ein grünäugiger Engel im Ledermantel.

"Wer bist du?" brachte sie mit schwacher Stimme heraus.

"Jakob. Jake. Ich jage diese Biester."

Ich bin eins von ihnen, dachte May.
 


 


 


 


 


 


 

Part III

"du jagst sie?" sagte May langsam, die tiefen, grünen Augen fixierend.

"ja", antwortete er, mit einem sanften Klang in der Stimme, tief, rauchig, etwas war an dieser Stimme dass sie ihm vertrauen lies, dass sie erinnerte an eine Stille in ihr, sie erinnerte an diesen Ort, an dem ein Teil ihrer Seele geboren war.

"ich jage diese Wesen schon seit ich denken kann..." sagte er, mehr zu sich selbst als zu May, die ihn noch immer, teils verwundert, teils ängstlich anstarrte.

Etwas hatten diese grünen Augen, etwas in ihnen wollte sie dazu bringen, wegzurennen, oder sich fauchend auf ihn zu stürzen.

Er jagte die Wesen.

Diese Biester.

Er jagte sie.

"Diese Wesen..." wiederholte sie langsam.

"frag nicht warum, und frag nicht woher ich komme.

Ich komme aus einer Welt die du nicht verstehen kannst."

Ich kann sie verstehen, glaub mir, antwortete etwas tief in ihrem Inneren.

"Dieser Typ ist ja ziemlich übel mit dir umgesprungen", sagte er, um das Thema zu wechseln und berührte das getrocknete Blut, das an ihrem Mund hing.

Sie antwortete ihm nicht.

Schweigen war keine Lüge.

Er schien ihr Schweigen als Bestätigung auf seine Frage zu deuten.

"Du solltest mit mir kommen. Ich habe etwas gegen diese Krankheit, die sie in sich tragen, und ich werde dir die Erinnerung daran nehmen."

"Ich will nicht vergessen", sagte sie und stand mühsam auf.

Mit der rechten Hand berührte sie ihren Hals.

Sie fühlte keine Bisswunden unter ihren Fingerspitzen.

Nur zwei Kratzer.

Das ist gut, beruhigte sie diese unbekannte Stimme in ihrem Kopf.

Er hat dich nicht gebissen, du bist noch mal davongekommen.

"Du musst vergessen." Erklärte Jakob.

"es ist mir egal, wer du bist und woher du kommst, ich will deine Fragen nicht hören. Du bist nur zwischen die Fronten eines alten Krieges geraten, eines Krieges den du nicht begreifen könntest, selbst wenn du es versuchst."

Auch er stand auf und klopfte seinen Mantel ab.

"Glaub nicht, dass du etwas Besonderes bist, du bist nur eines dieser Zufallsopfer..."

Ihre hellen, ausdruckslosen Augen fixierten ihn.

Glaubte er an das, was er da sagte?

Hatte er nicht in ihre Augen geblickt?

Das Blut an ihren Händen gesehen und die tote Ratte vor ihren Füßen bemerkt?

Nein, sie würde ihn nicht fragen, sie würde mitkommen, wo immer er auch hingehen wollte, würde stillschweigen dasitzen, und warten bis er etwas preisgab.

Von sich, von dem anderen Teil des Reiches, von Drál, von ihrem Vater.

Sie hatte Zeit, alle Zeit der Welt.

Und er hatte die Antworten, die sie brauchte. So schien es ihr zumindest-

Er drehte sich um, zum Ausgang der Gasse.

"Lass uns gehen", und ohne sich umzublicken, schritt er voran.

May folgte ihm auf zwei schritten Entfernung, hatte die Möglichkeit ihn zu betrachten, den kräftigen, sehnigen Körper, der sich unter seinem Ledermantel abzeichnete,

Ihre Augen verfolgten den Lauf seiner blonden Haarmähne die in einem losen Zopf unterhalb seines Nackens endete, glitt weiter über seinen Rücken, seine Beine, und wieder hinauf.

Sie liefen lange und May hatte genug Gelegenheiten ihn eingehend zu studieren.

Sein sehniger Körper zeugte von Kraft und Geschwindigkeit, also war er kein schlechter Kämpfer, erst sicher nicht wenn er Drál in die Flucht schlagen konnte.

Sie suchte nach etwas, dass er in der Hand hielt, oder in seinem Mantel steckte, ein Schwert vielleicht oder irgendeine andere Waffe mit der er gegen Drál gekämpft haben könnte, aber sie fand nichts.

Hatte er sich etwas mit bloßen Händen auf den Dunklen gestürzt?

Ein normaler Mensch würde das nie überleben.

Er hatte nicht mal einen Kratzer davongetragen.

Er ist auch kein normaler Mensch, belehrte sie wieder die Stimme in ihrem Inneren.

Er ist überhaupt kein Mensch, er JAGT sie.

Es war beruhigend für May zu wissen, dass sie einige der Antworten, die sie suchte bereits in sich trug.

Dennoch wurde sie aus ihrem sonderbaren Retter nicht schlau.

Die Menschen um sie herum schienen ihn gar nicht zu sehen.

Dabei war er nun wirklich nicht unauffällig.

Auch schritten sie durch Gassen und Straßen, die May nie zuvor gesehen hatte.

Das Kopfsteinpflaster unter ihren Füssen war plötzlich nur noch festgetretener Lehm, oder aber Grobgehauener Stein.

Sie hob den Kopf, sah sich um, aber es schien, als wandelten die beiden in einer Art Dunstwolke durch die Dimensionen (oder sollte sie besser sagen, durch die Tore des Reichs? So bezeichnete es ihre innere Stimme) und außer dem Boden unter ihr und Jakobs Rücken war es ihr nicht möglich auch nur irgendetwas anderes zu erkennen.
 

Jakob hielt inne.

"hier"

und auf einmal nahm ihre Umgebung Umrisse an, verschwanden die Dunstwolken und der Nebel um sie herum.

Jakob stand vor einer unauffälligen Tür aus groben Holzbacken und berührte sie kurz.

Ein metallisches Klicken war zu hören und er öffnete die Tür.

Er ging voran, und sie betraten eine völlig normale zwei Zimmerwohnung.

May holte Luft: "was..."

"ich sagte doch, stell keine Fragen".

Er zog den Ledermantel aus, ging in die Mitte des Raumes und sah May an, die wie hypnotisiert an der Tür stand.

"komm schon" sagte er, und May wagte einige zögerliche Schritte auf ihn zu.

Die Tür hinter ihr schloss sich von selbst.

Sie biss sich auf die Lippe.

Die Stimme in ihrem Inneren hatte hierzu nichts zu sagen, und sie hätte gern ein paar Antworten gehabt.

Aber sie hielt den Mund.

"Bleib hier" befahl ihr Jakob und verschwand in einen Raum der vor längerer Zeit so etwas wie eine Küche gewesen sein musste.

Er lies die Tür einen Spalt breit offen, und May konnte das Glänzen von medizinischen Instrumenten erkennen, und Runen, die an die Wand gemalt waren.

Sie hätte ZU GERN ein paar Antworten auf all das gehabt.

Dennoch blieb sie stumm. Er hatte etwas an sich, dass ihr sagte, dass er keine Antworten geben wollte.

Jakob kam zurück, in der rechten Hand etwas haltend, das wie ein kunstvoll verziertes Skalpell aus Silber aussah.

"Gib deinen Arm her", sagte er ausdruckslos. May tat wie ihr geheißen und hielt ihm ihren linken Arm hin.

Er schob mühsam den Ärmel ihres Mantels hoch.

"Zieh das Ding aus, sonst geht es nicht". Achtlos zog sie den Mantel aus und lies ihn auf den Boden fallen.

Jetzt stand sie da, in ihren verwaschenen Jeans und dem halb zerrissenen Sweatshirt.

"Schon viel besser" meinte Jakob, und sie wusste nicht, ob da etwas Anzügliches in seiner Stimme war. Er schob den Ärmel ihres Shirts hoch und setzte das Skalpell ihn ihrer Armbeuge an.

"Es wird nicht wehtun, du kriegst gar nichts davon mit" May starrte unbeteiligt auf ihren Arm.

Sie verfolgte einzelne Narben darauf mit den Augen.

Grade, exakte Schnitte waren das mal gewesen.

"Du musst ausbluten" hörte sie eine Stimme aus ihren Erinnerungen.

Sie wusste nicht, wer das damals gesagt hatte, und was mit ihrem Arm geschehen war.

Es war zu lange her.

Auch Jakob schien an den Narben interessiert zu sein.

"Woher hast du die?" fragte er und zeigte mit der Spitze des Skalpells auf ihren Arm.

"Ich weiß nicht" sagte sie, und war sich sicher, dass sie log, denn ein Teil von ihr wusste es genau.

Seine grünen Augen durchbohrten sie gerade zu.

Auch er wusste, dass sie log, aber nicht, dass nur ein Teil von ihr log.

"was auch immer" meinte er achselzuckend. "Du willst es ja nicht anders" und er begann in ihre weiße Haut zu schneiden.

May spürte nichts, weder Schmerz noch die Wärme von frischem Blut das aus der Wunde trat.

Aber sie sah, wie es ihren Arm hinunter lief.

Jakob griff neben sich und zog ein winziges Säckchen vom Couchtisch.

"Keine Panik, das tut auch nicht weh, es sei denn, er hat dich wirklich erwischt."

Er öffnete das Säckchen und streute silbernes Pulver auf die offene Wunde.

May schien es, als habe er einen Pfahl in ihr Herz gerammt.

Schmerz raste durch alle Teile ihres Körpers, etwas schien die Stimme in ihrem Inneren aus ihr heraussaugen zu wollen, und sie konnte deutlich hören wie diese Stimme IN IHR schrie.

May bäumte sich auf, fauchte vor Schmerz und blanker Verzweiflung, und versuchte ihren Arm aus Jakobs Hand zu befreien, der ihn noch immer fest gepackt hielt und weiterhin Pulver in die Wunde streute.

Mit einem letzten verzweifelten Aufbäumen befreite sie sich aus seinem Griff und durch den Schwung der Bewegung schlug sie ihn gegen die Schläfe.

Jakob zuckte nicht einmal mit der Wimper.

Sie allerdings hatte das Gefühl als wäre sämtliches Leben und alles was sich jemals in ihr befunden haben könnte, aus ihr herausgerissen worden.

Kraftlos sank sie auf den Boden, und brach zusammen.

"Es wundert mich immer wieder, wie stark diese Silberverbindung aus der Mitte des Reichs wirkt" hörte sie Jakob sagen, dann nahm sie eine angenehme Schwärze gefangen und sie wurde vollends bewusstlos.
 

Sie erwachte in einem weiß bezogenen Bett.

Benommen blickte sie sich um.

Sie befand sich in einem kleinen Zimmer, dass gerade ein Bett und ein paar Sitzkissen enthielt.

Ausgefüllt wurde der Raum lediglich von den Bildern an den Wänden, von menschlichen Reißzähnen, von Pflöcken, silbern glänzenden Messern und Skalpellen und zwischen den Bildern waren unzählige Runen an die Wand gemalt, schwarz auf weißem Grund, mit dicken Strichen hingeschmiert aber nicht ohne eine gewisse künstlerische Hingabe.

Dann bemerkte sie einen jungen Mann mit grünen Augen und blondierten Haaren, der neben ihrem Bett saß.

"wo bin ich?" fragte sie.

"ich habe dich gestern gefunden, du warst vollkommen betrunken und durchnässt vom Regen, da habe ich dich hergebracht."

Lügner, sagte die Stimme in ihrem Inneren.

"Lügner" wiederholte May laut.

Wenn sie nicht dieser Stimme vertrauen sollte, wem dann?

Die grünen Augen weiteten sich ein bisschen, und auch seine Augenbrauen zogen sich etwas ihn die Höhe.

Der Ausdruck von Erstaunen in seinem sonst ausdruckslosen Gesicht war überraschend und verlieh ihm eine gewisse menschliche Schönheit.

"Ich habe doch gesagt, ich will nicht vergessen", sagte se leise und wandte sich ihm zu.

Die Wunde auf ihrem Arm schmerzte erinnernd und sie setzte hinzu:

"Warum hast du das getan?"

Seine grünen Augen musterten sie nicht ohne Bewunderung.

"ich hätte nicht gedacht, dass du so einen starke Willen hast", sagte er langsam.

"und warum ich das getan habe? Bei normalen Menschen reinigt die Silberverbindung das verseuchte Blut und lässt vergessen was geschah....bei anderen nicht...."

Er sah sie abschätzend an.

"du hast mir etwas zu erklären." Sagte er.

"was?", fragte sie, angestrengt an ihm vorbeistarrend.

"Du bist kein Mensch", seine grünen Augen durchbohrten ihre Fahlen mit einer Intensität die sie noch nie erlebt hatte.

"Genauso wenig wie du" antwortete sie und versuchte sich seinen Blicken zu entziehen.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

IV
 

"Wer bist du?" fragte er.

"ich dachte, das interessiert dich nicht", antwortete sie ihm, suchte nun den Blick seiner Augen und gab sich Mühe gleichgültig zu klingen-

"Ich will auch nicht wissen, wer du zu sein glaubst, sondern was du bist."

"Méseiia, Tochter eines fahläugigen Fremden", antwortete sie, und beim Aussprechen dieses Satzes hatte ihre Stimme einen fremden Klang angenommen, etwas fauchendes, ähnlich wie Dráls Stimme.

"Oh Gott, ich dachte ihr wärt ausgestorben..."

"was?" fragte sie verwundert, und da war er wieder, der alte Klang ihrer Stimme und da war sie wieder, May.

Er legte seine Hand an ihren Kopf, zog vorsichtig ihr Oberlid hoch und betrachtete eingehend ihre hellen, pulsierenden Augen.

"Fleischwesen, Engel des Reichs, Wesen ohne gut und böse."

Sie schwieg und starrte ihn verständnislos an.

"Fliegende Heerscharen. Du bist eine der fliegenden Krieger. Kämpfer mit Schwingen."

Setzte er ergänzend hinzu, in der Annahme dies hätte all die Fragen, die in ihrem Inneren schlummerten, beantwortet.

Und auch ihre innere Stimme meldete sich wieder zu Wort und begann zu ihr zu sprechen, in einer fremden Sprache, mit einem eigenartigen Klang:

"Denn ihr, die ihr Wesen ohne Gut und Böse seid, denn ihr, die ihr auf beiden Seiten des Reichs wandelt, habt die Macht über das Reich zu herrschen, über das Tal von Anda und niemand wird euch diese Macht nehmen..."

May stieß seine Hand weg.

"Wer bin ich? Woher kommt diese Stimme in meinem Inneren und warum überfallen mich schwarze Wesen in irgendwelchen Gassen? Was hat das alles zu bedeuten?"

Er lehnte sich zurück, zog von irgendwo her eine Schachtel Zigaretten hervor und hielt sie ihr hin: "auch eine?".

May nahm sich eine Zigarette und sie rauchten eine Weile schweigend. Dann begann er in die Rauchschwaden zu sprechen.

"Das ist alles ein alter Kampf und zu komplex um dir alles zu erklären. Ich hasse große Reden. Fakt ist, dass wir alle in einem Reich leben. Auf der einen Seite Nachtwandler, auf der anderen Seite Tagwandler."

"Nachtwandler?"

"Vampire nennt ihr sie" sagte er beiläufig.

"Weiter im Text. Um ihren Durst zu befriedigen, bewegen sich die Nachtwandler nachts auf der Grenze zur Lichtwelt und suchen sich willkürliche Opfer. Sie brauchen Menschenblut eigentlich nicht, aber...sagen wir, es ist eine Szenedroge im anderen Teil des Reichs. Die kleine Zahl an Menschen, die auf diese Weise umkommen, können wir verschmerzen, es liegt uns nicht viel am anderen Teil des Reichs. Aber einigen Nachtwandlern wird ihr Reich zu klein. Größenwahnsinn, wenn du mich fragst, unser Teil des Reiches ist im Gegensatz zu eurem unendlich. Aber das tut nichts zur Sache. Sie sind fähig durch rituelle Opfer auch tagsüber auf der anderen Seite zu wandeln und versuchen es so Stück für Stück einzunehmen. Ja und genau da kommen wir zwei auf den Plan", Jakob wies mit seiner Zigarette auf sie.

"wir zwei?"

"Exakt."

"Es ist folgendermaßen. Du gehörst zu den Heerscharen. Ihr bewart das Gleichgewicht im ganzen Reich, das heißt ihr habt dafür zu sorgen, das Tag- und Nachtwandler da bleiben wo sie hingehören. Ihr habt praktisch die Macht über das komplette Reich, da ihr nicht an Blutdurst und auch nicht an so etwas Nichtiges wie den Tod gebunden seid. Ich allerdings bin für die Drecksarbeit zu ständig, gehe dazwischen wenn sich Nachtwandler unsinnige Opfer suchen, Kinder, Frauen. Mörder und Vergewaltiger können sie aussagen, das ist ihnen erlaubt. Alles andere nicht. Aber wie gesagt sie schlagen über die Stränge."

May schwirrte der Kopf.

Fliegende Heerscharen? Das hörte sich wie eine schlecht zitierte Bibelstelle an.

Und was war das von wegen KEIN Blutdurst?

Die Ratte in der Gasse konnte ein Lied von Blutdurst singen.

Und was war jetzt mit dieser Stimme?

Und Drál der sie gern filetiert gesehen hätte?

Sie lehnte sich zurück.

"Die Stimme in meinem Kopf...." Begann sie.

"Keine Ahnung. Wirklich nicht. Frag mich nicht, du scheinst reinrassig zu sein, dann dürftest du keine Stimmen hören."

"und auch keine Ratten aussaugen, wie?" May sank in sich zusammen.

"Was?"

May beschloss sich tot zu stellen.

Und überhaupt, was meine er mit reinrassig? Ihre Mutter schien vollkommen normal zu sein, die hätte sich nicht an irgendwelchen Ratten vergriffen.

Jakob kniete vor ihr und umklammerte ihre Schultern.

"Jetzt hör mir gut zu, das ist verdammt wichtig. Du hast eine Ratte gebissen?"

"Vollkommen ausgesaugt, wenn du es genau wissen willst." Antwortete sie leise.

"Wie sieht deine Mutter aus?"

"Was?"

"Zum 1000. Mal, stell mir keine unnötigen Fragen, sag mir einfach nur wie deine Mutter aussieht."

"Sie hat blonde lange Haare und schwarze Augen."

"schwarz?"

"Na ja sehr dunkelbraun."

"Das darf nicht wahr sein, sie haben es geschafft..."

Jakob sank zurück.

"was haben sie geschafft?"

"Sie haben es geschafft sich drüben anzusiedeln...die Biester planen die Weltherrschaft zu übernehmen und wir merken es nicht mal!"

"Also du meinst, sie können auch ohne ein bestimmtes Ritual drüben überleben? ...und wer sind eigentlich WIR?"

"Ja, sie haben es geschafft...Gott, wie haben die das bloß angestellt.... Und wir...wir sind die Jäger...Die Heerscharen, wir arbeiten zusammen."

"Du bist also ein Jäger..."

"Ja. Ich komme von der anderen Seite, muss kein Blut saugen, bin aber ebenso unsterblich, fast wie die fliegenden Krieger. Nur sind wir der Pöbel. Werden als Vampire geboren, aber durch einen bestimmten Umstand werden wir zu Jägern. Eines dieser Drecksbiester hat im Blutrausch meine Mutter ausgesaugt, da war ich drei Monate alt. Das macht dich zum Jäger. Rache, nichts weiter als Rache...."

"Meine Mutter..."

"Ist eines dieser Gott verdammten blutgeilen Biester, dass es geschafft hat auf die andere Seite zu kommen... du erkennst sie nur an ihren Augen. Wen du auch immer du suchst, du erkennst an ihren Augen, was sie sind. Ich nehme an, sie verkaufen einen Teil ihrer Seele an das allgemein Böse um da drüben unbegrenzt jagen und existieren zu können- und das macht ihre Augen schwarz. Sie sind nicht dunkelbraun, sie sind schwarz, das schwör ich dir..."

"Und was bin ich dann?"

"ein Blutsaugender Krieger."

Er stützte den Kopf in die Hände und sie hörte, wie er sarkastisch auflachte-

"Die perfekte Kampfmaschine. Blutsaugend, unsterblich und allmächtig."

"aber ich...ich will nicht auf die andere Seite, ich will doch nicht zu Drál...ich will..."

"ja, was willst du, das ist genau der Punkt. Gar nichts, außer Gerechtigkeit weil du zur Hälfte ein fliegender Krieger bist. Gar nichts außer Tod und Blut weil deine andere Hälfte ein Blutsaugendes Biest ist..."

"Aber ich...ich will doch gar nichts sein...ich will doch gar nicht zu irgendeiner dieser Gruppen gehören... was soll ich denn jetzt tun?"

"was ICH jetzt tun sollte, ist klar" antwortete Jakob und stand auf.

Sie sah ihn an.

"Weißt du, persönlich habe ich nichts gegen dich, aber die beste Lösung wäre es, wenn ich dich jetzt auf der Stelle töte."

Ungläubig starrte sie ihn an.

"Das ist mein Ernst, Méseiia"

er griff hinter sich, und sie hörte das Geräusch einer mächtigen Klinge, die durch die Luft fuhr.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

V.
 

Leben!

Schrie etwas in ihr, und ihre innere Stimme übernahm ihr Handeln nun vollständig.

May sah, wie Jakob mit dem riesigen silbernen Schwert ausholte und in ihre Richtung hieb.

Innerhalb eines Sekundenbruchteils war sie aufgesprungen und stand hinter ihm.

Sie konnte sich selbst nicht erklären, wie sie das getan hatte, aber wie gesagt, etwas anderes hatte sie nun in der Hand, etwas Altes in ihrem Inneren und es fühlte sich so vertraut an wie nichts vergleichbares.

Ihr Arm schnellte hervor, sie brachte ihren rechten Unterarm um seinen Hals und riss ihn mit einer einzigen Bewegung in die Knie.

Jakob hieb mit dem Schwert um sich und sie spürte wie die Silberklinge sie am Arm verletzte.

Sie fauchte vor Schmerz, aber lies nicht locker, sondern zwang ihn noch stärker auf den Boden.

Mit der linken Hand griff sie nach seinem Arm, der das Schwert führte und drehte ihn in einer einzigen flüchtigen Bewegung um 90°. Das Geräusch von splitterten Knochen schnitt sich in ihren Kopf, Jakob schrie vor Schmerz auf und lies die Waffe fallen.

May löste ihren Griff und trat einen Schritt zurück.

Der Vampirjäger wand sich am Boden und stöhnte vor Schmerz.

"Ich wusste dass du zu einem dieser Biester wirst....ich hätte es von Anfang an merken sollen... du kannst es nicht kontrollieren, du bist nun eins von ihnen und ich schwöre dir, ich werde dich umlegen und wenn es das letzte ist was ich tue" presste dieser unter gewaltigen Schmerzen heraus. Blut hatte sich auf dem Boden unter ihm angesammelt und dieser Anblick machte einen Teil Mays noch viel rasender, einen anderen Teil zwang er in die Wirklichkeit zurück.

SCHWEIG!!! Schrie die Stimme in ihrem Inneren und für einen Moment war sie versucht, das am Boden liegende Schwert zu packen und ihn zu töten.

"Ich wollte dir nicht wehtun", sagte May nun wieder die Alte, so menschlich wie sie immer geglaubt hatte zu sein.

"Ich wollte dir wirklich nicht wehtun", und sie wand sich zum Gehen.

"Ich werde dich töten, das schwöre ich dir, bei allen Göttern, ich werde dich töten..."

das war vorerst der letzte Satz, den sie von Jakob hörte.
 

May schritt planlos umher.

Sie hatte die Tore des Reiches unbeschadet passiert, war eine Weile lang im Reich der Nachtwandler umhergegangen und alles war so bekannt, etwas in ihr schien sich zu erinnern, vielleicht war Erinnern nicht das Richtige Wort, aber sie verspürte eine Verbundenheit mit diesem Ort der Dunkelheit, so als ob man als erwachsener Mensch nach Jahren sein Kinderzimmer betritt.

Sie war einfach umhergegangen, hatte Markplätze und Gasthäuser besucht.

Sie spürte ein Feuer in ihren Augen und wusste, dass diese nun von demselben brennenden Rot waren, wie die von Drál.

Sie hatte die Macht, sich zu tarnen, oder sich aber zu erkennen zu geben.

Vorerst aber wollte sie einfach nur in dieser fremden, bekannten Welt umherschreiten, und sich wie eines dieser Geschöpfe geben die sie eigentlich zu beherrschen, zu bekämpfen hatte.

Sie führte Gespräche mit Vampiren, vollkommen normal, sie wollte mehr erfahren von diesem Ort und seiner Geschichte.

Sie wollte nicht so leben wie sie, und ihr Leben, besser gesagt ihre unendliche Existenz dem Blutrausch vermachen.

Sie hatte beschlossen, gegen das anzukämpfen, was sie vorhin dazu gebracht hatte Jakobs Arm zu brechen.

Sie wollte versuchen diesen Jagdinstinkt in sich zu unterdrücken, und ihre Existenz in diesem Reich wenn überhaupt, dann nur einem Zweck zu widmen, der Gerechtigkeit.

Im Moment aber konnte sie nichts tun als abwarten, abwarten bis wieder jemand auf den Plan trat, der wusste wer sie wirklich war.

Vorzugsweise nicht Drál, denn sie hatte ihre Kräfte nun zwar entdeckt und sie war mächtig, ohne Zweifel, aber nie im Leben würde sie sich im Kampf gegen so einen alten...nein besser, so einen erfahrenen (war erfahren das richtige Wort? Alt würde besser passen, doch Drál war nicht alt und gebrechlich, bei Gott nicht, er war reich an Jahren, ja vielleicht ließe es sich so ausdrücken, er war so reich an Erfahrungen und fähig sie mit nur einer Bewegung zu töten, oder genauer ausgedrückt, so zu verwunden, dass sie den Rest ihrer Ewigkeit in einer einzigen schmerzenden Qual zubringen würde, und Jakob darum anflehen würde sie endgültig zu töten...)Vampir wie Drál behaupten können.

Mit nur einer einzigen Berührung könnte er ihre Existenz auf ein Minimum zusammenschrumpfen lassen.

Und obwohl sie zur Hälfte von seiner Rasse war, lies auch nur sein Blick die helle Seite in ihr vor Schmerz auflodern.

Sie war sich nicht sicher, aber im Moment nahm sie an die einzige zu sein, der diese unglückliche Verbindung von Gut und Böse innewohnte.

Und so wollte jeder nur ihren Tod.

Denn sie konnte mit ihren Fähigkeiten beiden Seiten gefährlich werden.

May beschloss sich nicht weiter mit Gedanken dieser Art zu beschäftigen, denn alles endete in der Vision dass Armeen von Hellen und Dunklen nur ein Ziel hatten: sie zu töten.
 

So schritt sie weiter ziellos durch die Gassen und Strassen, dieser Stadt in der sie gelandet war.

Alles hier ähnelte der mittelalterlichen Welt der Tagwandler.

Auf dieser Seite brauchte man keinen Fortschritt.

Man hatte kein Bedürfnis sich so schnell wie möglich weiterzuentwickeln, wenn man unsterblich war.

Sie hatte einen jungen Vampir gefragt, in welcher Stadt sie sei.

Sie hatte gesagt, sie sei so im Blutrausch gewesen, dass sie nicht mehr wusste wo sie war.

Der Junge hatte gelacht.

"Du solltest nicht das Blut der Tagwandler trinken, die sich den Tod in die Venen spritzen, damit vergiftest du dich nur selbst. Pass auf, einiger unsrer Gefährten sind schon an diesem verseuchten Blut gestorben. Du bist in Palaha, zwei Tagesmärsche entfernt vom Tal von Anda. Pass auf dich auf Gefährtin, und rühr nicht noch einmal das Blut dieser Vergifteten an."

Und ebenso lachend war er weiter gezogen.

In Mays Kopf arbeitete es fieberhaft.

So, die Nachtwandler starben am Blut von Junkies, auch wenn sie sonst gänzlich unverwundbar waren?

Da taten sich völlig neue Aspekte auf, vielleicht sollte man sie nur noch zum Jagen in Drogenviertel oder ähnliches schicken.

Sicher, im Moment brachte ihr diese Information herzlich wenig, aber für die Zukunft könnte sie nützlich sein.

Falls du die Zukunft noch erleben solltest, meldete sich wieder die stimme in ihrem Inneren.

May versuchte, sie zu ignorieren.

Und zum zweiten, der Junge hatte vom Tal von Anda gesprochen, dasselbe Anda dessen Prinzessin sie angeblich sein sollte?

Vielleicht hatte sie einfach keine andere Wahl, als sich auf diese zweitägige Reise zu machen, um wenigstens in diesem geheimnisvollen Tal ein paar weitere Antworten zu bekommen...
 

May machte sich auf, um ein Gasthaus zu suchen, in dem sie übernachten und etwas Essen für diese zwei Tage bekommen konnte.

Das schwarze Samtkleid behinderte sie etwas beim Gehen, aber sie hatte sich erstaunlich schnell daran gewöhnt, dass sie sofort beim Betreten des anderen Teils vollkommen anders gekleidet war.

Sie trug ein schwarzes Samtkleid und darüber ein Cape aus einem sonderbar leichten und doch wärmenden Stoff, sie konnte es keinem Stoff zuordnen den sie in ihrer bisherigen Welt gekannt hatte.

Des Weiteren steckten ihre Füße in einem Paar altmodischer Schnallenschuhe die ungewohnt zu tragen waren, und wobei sich May Sorgen machte, ob sie in diesen Schuhen die Strecke bis nach Anda bewältigen konnte.

Nach etwa einer Stunde ziellosem Umherwandern hatte sie ein Gasthaus gefunden.

Sie öffnete die Tür aus unbehandeltem Holz und trat ein.

Der Geruch von Essen und dünnem Met stieg ihr in die Nase.

Die Vampire wandten sich nicht nach ihr um, niemand schien zu sehen wer sie wirklich war und niemand schien sie zu suchen.

May schritt auf die Holztheke zu und sprach den Wirt an:

"Sagt, Gefährte habt ihr ein Zimmer für eine Nacht und Essen für zwei Tage?" vom ersten Mal, als sie diese sonderbare Welt betreten hatte, war es vollkommen normal für sie gewesen so zu sprechen.

Es klang noch nicht einmal komisch, sondern vertraut für sie, und es tat ihr jedes Mal gut sich so gewählt auszudrücken und den leicht zischenden Lauten ihrer eigenen Stimme zu lauschen.

Der Wirt sah sie an, mit seinen brennend roten Augen, die für sie auf einmal gütig wirkten und sagte:

"Gewiss haben wir noch ein Zimmer frei, und auch Essen für zwei Tage ist vorhanden. Sagt, Gefährtin, wollt ihr in das Tal von Anda reisen?"

sie nickte und kramte in ihren Taschen nach Gold.

"Sagt, reichen zwei Stücke Gold?"

"Gebt mir ein kleines, ihr werdet das Geld für eure Reise sicher dringender brauchen"

Er holte einen Schlüssel unter der Theke hervor und reichte ihn ihr.

"Zimmer 6, es ist nicht zu verfehlen, morgen werde ich euch die Verpflegung für eure Reise geben und nun schlaft gut".

Sie reichte ihm das Goldstück, dreht sich um und begann die knarrende Holztreppe neben der Theke hochzusteigen.

Sie hatte, seit sie mit dem ersten Vampir gesprochen hatte, Mühe gehabt ihren Hass gegen dieses Volk, zu dem sie eigentlich auch gehörte, aufrechtzuerhalten.

Jedes dieser Wesen war freundlich zu ihr, zuvorkommend, und, was sie wie ein schlag ins Gesicht traf: vollkommen ehrlich.

Mittlerweile hatte sie das Gefühl, sie könne es riechen sobald jemand lüge und das war ihr bis jetzt noch nie passiert.

Sie fühlte sich schäbig zwischen diesem Wesen, wie sie sich versteckt, getarnt und lügend unter ihnen bewegte.

May erreichte ihr Zimmer und schloss die Tür auf.

Gut, Luxus konnte sie in dieser Welt nicht erwarten, aber ihr Zimmer war warm, und unwahrscheinlich sauber.

Sie schloss die Tür hinter sich, und ging geradewegs auf das Bett zu.

Dort entledigte sie sich erst einmal ihrer Schuhe die wie wahnsinnig drückten und ließ sich dann auf das duftende Bett fallen.

Der Großteil dieses Volkes schien ein Paradebeispiel an Güte und Aufrichtigkeit zu sein.

Nur diese Schwarzäugigen waren also die, die sie jagen musste.

Musste?

Wollte.

Und auch sie selbst war ihr größter Feind.

Aber Drál hatte doch auch diese roten Augen? Dann müsste er doch....

Er braucht dieses alte Ritual nicht, meldete sich die Stimme in ihrem Inneren.

Er kann sich frei in beiden Welten bewegen, wie du, er ist der Sohn des Bösen.

Und ich? Dachte May.

Du bist die Tochter des Lichts.

Aber ich....

Deine Mutter ist schlecht geworden, aber sie ist nicht DAS BÖSE.

Dann hatte Jakob also Unrecht?

Nein hatte er nicht.

Auch du trägst das Böse in dir.

Aber vielleicht kannst du es besiegen.

May gab sich mit diesen vorläufigen Antworten zufrieden, drehte sich um und schlief so wie sie war, ein.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

VI.
 

Der schlaf war erholsam gewesen und May fühlte sich nun im Stande einen Marsch über zwei Tage durchzustehen.
 

"Sagt Gefährtin, seid ihr ausgeruht?"

"Ja, das bin ich, ich werde noch heute aufbrechen nach Anda und wollte euch lediglich um das Mahl bitten, das ihr vorbereitet habt."

Der Wirt lächelte, nickte ihr freundschaftlich zu und diese Augen waren nicht brennend wie die Dráls, sie waren einfach nur gütig.

Er reichte ihr über die Theke hinweg ein verschnürtes Packet.

"Hier habt ihr alles, was ihr für zwei Tage braucht, auch etwas Blutbrot, aber nehmt keinen Lebenssaft zu euch, solange ihr wandert, es verklärt eure Sinne und ihr werdet eure Sinne brauchen, dort im schwarzen Wald."

Eine Frage drängte sich ihr auf, und ihre innere Stimme schwieg leider.

"Sagt mir, was hat es mit dem schwarzen Wald auf sich? Ich komme nicht von hier,..."

er lächelte wieder und die Güte in seinen Augen ohrfeigte sie innerlich.

"Von Zeit zu Zeit zeigen sich dort jene deren Augen schwarz sind. Sie sind getrieben von Blutgier und machen nicht einmal vor ihrem eigenen Volk halt. Ein Biss dieser Wesen bringt euch 1000fache Qual, schlimmer als die Höllenfeuer..."

Sie nickte.

Unfähig noch ein weiteres Wort zu sagen, nahm sie das Paket und verließ das Gasthaus.

Sie schob das essen in eine der unzähligen Taschen ihres Capes und schritt die Hauptstraße entlang, immer gerade aus, die Augen in die Ferne gerichtet, wo sich hinter dem dichten Wald so etwas wie eine Lichtkugel zu befinden schien.

Das Tal des Lichts, Anda, das ewige Licht, wisperte ihre innere Stimme.

Geschrieben in den Schriften des Reichs...

Die Schriften des Reichs...wohl eine Vampirbibel... "denn ihr, die ihr Wesen ohne Gut und Böse seid..." ja auch das musste aus diesen Schriften stammen.

Es ist der Anfang der Schriften, geschrieben von den Heerscharen, gewidmet den Heerscharen und dem dunklen Reich...

Die Stimme in ihr war wieder redselig geworden.

In Gedanken fügte sie einen weiteren Punkt auf ihrer List hinzu. Eine Liste der Dinge, die sie erreichen musste.

Sie musste diese Schriften lesen, egal wie, sie musste sie einfach in den Händen halten. Und wenn sie nirgendwo mehr Antworten erhalten konnte, diese Schriften würden sie alle haben, Antworten auf Fragen, die sie sich noch nicht einmal gestellt hatte....
 

"sagt an, wollt ihr mitfahren?"

sie schreckte auf. Vollkommen in Gedanken versunken war sie am Ende der Stadt angekommen und neben ihr hielt ein schwarzes Pferdefuhrwerk.

"Wohin fahrt ihr?"

"In das Tal von Anda, ich habe die Weisung Aachat aus der Schlacht zu retten."

Vater! Schrie etwas in ihr.

Ohne zu wissen, was sie tat, sprang sie auf das Fuhrwerk, neben den Kutscher.

"Schlacht?"

der Kutscher sah sie verwundert an und für einen Moment schien es ihr, als würden sich diese roten Augen durch sie hindurchbohren und erkennen was sie wirklich war. Dann, genau so plötzlich wie sie dieses Gefühl überkommen hatte, war es verschwunden.

"Habt ihr nichts vernommen über die Schlacht, die im Tal des Lichts tobt? Dass der Palast vollkommen zerstört ist und die Schwarzäugigen danach lechzen, jeden der Heerscharen auszulöschen? Dass sie Aachat töten wollen, dass sie im ganzen Reich nach seiner Tochter suchen, einem Mädchen das glaubt sterblich zu sein?"

Es traf sie wie ein Schlag ins Gesicht.

Wenn sie einen Grund gebraucht hatte, sich endgültig für die Heerscharen und die Seite des Lichts zu entscheiden, dann war es das gewesen.

Vater! Schrie die Stimme in ihr, es schien sie zu zerfetzen und von einem Moment zum anderen hatte sie Angst. Emotionslos sah sie den Kutscher an.

Breite deine Flügel aus. Jetzt, genau jetzt ist der Moment gekommen. Töte sie, töte sie alle, sie wollen dich töten, deine Rasse, das was du bist...

"Ich...ich trank das vergiftete Blut eines Tagwandlers...ich war von Sinnen...lange Zeit...ich fand erst vor einigen Tagen wieder zu mir..."

Sie hatte Mühe ihre Lügen aufrechtzuerhalten, Mühe nicht jetzt sofort, auf der Stelle zu etwas anderem zu werden, zu einem blutdurstigen Racheengel, und all diese Schwarzäugigen zu töten.

"Ihr spielt mit eurer Existenz. Die Unendlichkeit kann kurz sein, wenn ihr weiterhin diese toten Lebenden aussaugt..."

"Ich werde es nicht wieder tun", sagte May tonlos und sah in die Ferne, sah die Lichtkugel und glaubte, dort leicht den Widerschein von Feuer erkennen zu können.

Der Kutscher trieb die Pferde an und May lies sich von dem Schaukeln der Kutsche in einen leichten Schlummer tragen, betäubt, von dem was sie eben gehört hatte, unfähig zu handeln, ihre Macht, die sie noch nicht mal annährend zu beherrschen gelernt hatte, auszuüben, und in Sorge um ihren Vater mit dem sie noch nie ein Wort gesprochen hatte.

Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber auf einmal überkam sie der Wunsch, Jakob wäre bei ihr.

Seine für sie unendlich scheinende Stärke hätte ihr Sicherheit gegeben.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

VII.
 

"Gefährtin....Gefährtin!!" jemand rüttelte an ihrer Schulter.

Schlaftrunken richtete sie sich auf.

Sie musste wirklich eingeschlafen sein, auf der Kutsche.

Die Dunkelheit senkte sich bereits über das Land und sie erkannte, dass sie sich auf einer Anhöhe befanden.

Unter ihnen erstreckte sich das Tal von Anda.

Gesäumt von Wald und einigen wenigen Hütten.

Sie glaubte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas derart prächtiges gesehen zu haben.

Die Stadt schien zu glitzern, zu leuchten, sanft und unergründlich.

Das ungewöhnliche Licht, das von jedem Gebäude ausging, war nicht genau zu deuten.

Es war in etwa mit Morgentau zu vergleichen, auf den die Sonne schien, und die aus den Wassertropfen glitzernde Diamanten zauberte

Aber nur in etwa.

Diese Welt überraschte sie immer wieder aufs Neue, und nur selten fand May Worte für das, was sie sah.

Nun erkannte sie auch, dass die Lichtkugel, die sie gesehen hatte, von Anda ausging.

"Ewiges Licht" murmelte die Stimme in ihr.

Nur...

Die Kugel hatte Risse.

Wie ein zerrissenes Stück Stoff hing der Schleier aus warmem Licht über den Häusern, und Flammen leckten gierig daran.

Im Zentrum des Tals erkannte sie ein prächtiges Schloss, eine riesige Burg aus schwarzem Gestein, und Absurderweise strahlte das Schwarz noch viel prächtiger als die ganze Stadt.

"Bücher, Lehren, Weise, das Herz Andas.

Macrahbath..." na da war mal wieder jemand redselig geworden.

Ihre innere Stimme schien zu lächeln.

Es war wunderschön. Das Schloss, die Berge, es lag alles so erhaben da... und... es... brannte.

Ein Flammenmeer schloss sich dichter und dichter um das Schloss, Schreie drangen aus dem Tal zu ihr herauf, sie meinte geflügelte Wesen durch die Nacht fliegen zu sehen, mitten hinein in das Feuer, um die zu retten, die dort unerträglichen Qualen ausgesetzt waren.

Ein Fauchen und Schreien erfüllte die Luft, es war unerträglich.

Normalerweise hätte sich May das seelenruhig angesehen, ein nettes Schauspiel.

Aber ein Teil ihrer Seele wand sich vor Schmerz, schrie, weinte, tobte in ihr, flehte darum herauszukommen um die, die dafür verantwortlich waren, dem Erdboden gleich zu machen.

Sie zwang sich zur Ruhe, während aus ihren Weitaufgerissenen Augen Tränen liefen.

"Gefährtin..." der Kutscher sprach sie behutsam an, und legte vorsichtig seine Hand auf ihren Arm.

"Es ist schrecklich" flüsterte sie mit erstickter Stimme.

"es ist einfach schrecklich...warum nur...warum nur zerstören sie alles...warum tun sie das..."

"Niemals in der Geschichte des Reiches ist so etwas geschehen. Niemals. Sie haben das älteste Gesetz gebrochen, und dafür werden sie büssen. Weint nicht, Gefährtin. Diese Wesen werden Qualen erleiden, die schlimmer sind, als all das, was sie uns jemals antun können."

May wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte.

Sie werden dafür büssen, natürlich nie ist etwas geschehen, ohne dass jemand nicht dafür büssen musste.

Aber was war mit ihrem Vater?

Sie wollte doch nur einmal in seine Augen sehen, wissen wo sie herkam, und wohin sie ging, wissen, wer sie war.

Diese Hoffnung schien mit dem Rauch zu verschwinden, der von dem Schloss in den Himmel steig.

Sie schluckte um den Klos in ihrem Hals herunter zu würgen.

Sie stieg ungelenk von der Kutsche herunter.

"Fahrt weiter. Ich werde...laufen...der Wald bietet genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken..."

der Kutscher sah sie wortlos an und nickte.

Dann knallten die Zügel, und May sah der schwarzen Kutsche hinterher, wie sie davonratterte, hinein in den roten Widerschein des Feuers.

Sie blieb stehen und blickte stumm hinunter auf die Schlacht, die dort tobte, im Tal des Lichtes.

Die Stimme hatte ihr geraten, abzusteigen. Allein weiterzugehen. Sie würde ihren Weg finden. Und sie war sich sicher, dass dieser Kutscher ihren Vater niemals finden würde

"er ist an einem Ort, den nur du kennst"

May setzte langsam einen Fuß vor den anderen.

Mit einem merkwürdig leeren Kopf lief sie auf das brennende Schloss zu.

Etwas schien sie zu dirigieren. Und als sie den ausgetreten Pfad entlang schritt überkam sie ein gewaltiges Gefühl von Vertrautheit, wie sie es noch nie erlebt hatte.

Erinnerungsfetzten schossen durch ihren Kopf, der andere Teil ihrer Seele spie in einem fort Bilder aus, wie ein Stummer der endlich wieder reden konnte.

"du musst keine Angst haben, es ist vollkommen ungefährlich. Jetzt weine doch nicht, Kleines...hab keine Angst, du wirst es mir danken, eines Tages. Sei dir sicher, dass es richtig ist. So ist gut, nur stillhalten, es ist gleich vorbei. Nur eine Vorsichtsmassnahme, nichts ernstes, glaub mir. Ich will nur dass du sicher bist, wenn hier eines Tages etwas passieren sollte. Deine Mutter hat schon alles geplant.

Wir werden dich in Sicherheit bringen, vertrau mir. Trink das. Keine Angst, es ist nicht giftig. Trink das, du brauchst dieses Blut. Ja so ist es gut, du bist ein gutes Mädchen. Du wirst gar nichts mehr wissen, dass das überhaupt passiert ist...."

Sie wusste es, sie wusste es genau.

Tränen schossen in ihre Augen, Zorn, Wut, Unverständnis erfüllte sie.

Der Verband um ihren Arm, und die geweihte Klinge die sich zuvor in exakten Schnitten durch ihre weiche Haut gegraben hatte. Der goldene Becher mit Blut, ihrem ersten Blut.

Das Blut, das diese andere Seite in ihr am Leben erhalten hatte, zumindest solange, bis es endlich durch ihre Adern floss, neues Blut, reines Blut...

Wut.

Warum nur hatte er das getan?

Warum hatte er sie nicht getötet, warum hatte er sie am Leben erhalten müssen?

Sie, diese Kreatur.

Sie, die durch ihre alleinige Existenz gegen all das verstieß was jemals in diesem Reich an Regeln gegolten hatte?

Warum nur hatte er sie nicht getötet? Dann hätte sie diesen Kampf nie kämpfen müssen...
 

Warm.

Es war so surrealistisch.

Wunderbar warm war es, wie an einem Kaminfeuer.

Und es wurde immer wärmer.

May schritt über das brennende Schlossgelände, mitten hindurch diese flüchtenden, kämpfenden Wesen.

Sie schienen sie nicht zu bemerken.

Etwas fühlte sich dumpf unter ihrem Fuß an. Sie vernahm einen unterdrückten Schmerzensschrei.

May sah hinunter und erkannte die übel zugerichtete Gestalt eines Kriegers. Er starrte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an und seine Augen flackerten noch schwach rot, aber es hätte genauso gut das Feuer sein können, das sich in ihnen widerspiegelte. Er war vor Schmerz benommen, so schien es jedenfalls, blutete aus unzähligen Wunden und sie konnte nur noch ganz schwach fühlen, dass er lebte.

Sie sah wie sich seine Lippen bewegten und kniete neben ihm nieder.

Seine Augen blickten sie flehend an und sie hörte ihn flüstern:

"Bringt mich um. Bitte. Erlöst mich. Bitte. Es ist alles was ihr tun könnte. Bitte. Setzt meinem Leiden ein Ende"

May schüttelte den Kopf.

"Nein" sagte sie.

"Nein. Ich werde euch helfen, ich bringe euch hier raus, das schwöre ich, aber ich werde euch nicht töten..."

"ich bin verloren..." flüsterte er mit ersterbender Stimme.

Er war wunderschön, wie May erst jetzt auffiel.

Er überstieg alles, was sie an Schönheit je gesehen hatte.

Sie legte ihre Hand an seine Wange und zerbrach sich den Kopf wie sie ihm nur helfen könnte. Der Krieger hatte seinen Wange an Mays Hand gelehnt und die Augen geschlossen.

Sie sah seine Halsschlagader. Es schien, als warte er nur darauf, dass sie ihn töte.

Er bat sich ihr richtiggehend an.

Für einen Augenblick war sie kurz davor ihre Reißzähne in sein junges Fleisch zu schlagen und den letzten Rest Kraft, den er noch besaß, aus ihm herauszusaugen. Dann hatte sie sich wieder in der Hand. Es musste einen anderen Weg geben.

Die Hütten am Waldrand fielen ihr wieder ein. Sie schob ihre Hand unter seinen Nacken und die andere Hand unter seine Knie.

Sie nahm all ihre Kraft zusammen um ihn aufzuheben.

Aber das brauchte sie nicht, er schien leicht wie eine Feder zu sein, sie spürte sein Gewicht nicht einmal

Ihr Blick ruhte auf seinem schönen Gesicht.

"Ich werde dich nicht im Stich lassen"

eine Kraft schien in ihr zu pulsieren, bereitete sich plötzlich in ihr aus, und sie fühlte sich stark und mächtig genug es mit jedem einzelnen dieser Wesen aufzunehmen.

Dann brach ein brennender Schmerz in ihrem Rücken aus.

Sie fauchte.

Widerwärtige Geräusche schienen aus ihrem Rücken zu kommen, es hörte sich an, als rieben Knochen aneinander, als ziehe man ihr die Wirbelsäule heraus.

So plötzlich wie es gekommen war, verschwand dieses Gefühl auch wieder und May spürte zwei gewaltige Schwingen auf ihrem Rücken.

"Fliegende Heerscharen",... so hatte es Jake doch genannt.

Die geflügelten Wesen, die sie von der Anhöhe aus gesehen hatte, kamen ihr wieder in den Sinn.

Und ganz tief in ihrem Innern regte sich wieder diese altbekannte Stimme.

"Nun bist du auch so weit. Du hast die Macht, du bist eine von ihnen. Rette die Unschuldigen, räche sie"

und mit einem einzigen kraftvollen Schlag ihrer Schwingen erhob sich May in die Höhe.

In der Ferne hörte sie jemanden schreien....

"Aachat!! Nein, Aachat, nicht!!!"

Vater??

Ziellos sah May sich um.

Den brennenden Pfeil nahm sie nicht wahr, alles um sie herum brannte...

Der Pfeil traf sie in die Schulter.

May hörte wie ihr Fleisch zischte, schrie, fauchte, tobte, und hielt trotz allem noch den Jungen Krieger in den Armen.

Ihre Kräfte verließen sie dennoch zu schnell.

Sie hatte kaum noch die Kraft ihre schwingen zu bewegen...

Ihre Sinne schwanden mehr und mehr, und sie hätte wetten können, dass der Pfeil aus Silber gewesen war, zumindest die Spitze die nicht gebrannt hatte.

Die Umgebung begann sich zu drehen, und sie spürte, wie sie schwer hinuntersackte.

Das letzte, was sie noch wahrnahm, war eine Gestalt, die pfeilschnell auf sie zuschoss.

Dann glitt sie hinüber in die Bewusstlosigkeit.



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