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Mississippi Dreams

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Ehekrach und andere Desaster

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Mississippi Dreams
 

Kapitel 10
 

Ehekrach und andere Desaster
 


 

»Du… kleines undankbares… Biest«, zischte Logan durch zusammen gebissene Zähne und streckte die Hände nach June aus. Seine Hände schlossen sich um Junes Oberarme, und er zog ihn an sich.

Einen Moment lang schien alles still zu stehen, und der Blondschopf sah wütend hinauf in Logans blaue Augen, die so kalt und hell wie Diamanten funkelten. Dann senkte Logan mit einem Laut, der Ähnlichkeit mit einem Knurren hatte, den Kopf.

Als er ihn diesmal küsste, hatte der Kuss nicht die geringste Gemeinsamkeit mit seiner vorherigen zarten Annäherung. Dieser Kuss war heftig und roh und gleichzeitig dazu gedacht, seine Wut an June auszulassen und dem Jungen eine Lektion zu erteilen.

Mit weit aufgerissenen Augen versuchte June seinen Kopf zur Seite zu drehen, doch Logan verhinderte diese Bewegung und presste Junes Kopf mit seinen Armen an seine harte, unnachgiebige Schulter. Gewaltsam teilte er dessen Lippen und stieß seine Zunge zu Junes ungläubigen Entsetzen in seinen Mund, forderte ihn für sich und ergriff Besitz von ihm, tastete sich über seinen Gaumen, die Innenseiten seiner Wangen und seine Zunge.

Dieses heiße, leidenschaftliche Eindringen erschreckte den Blondschopf und ließ ihn leise Wimmern. Mit aller Kraft wand er sich in Logans Armen, um frei zu kommen und zu Junes unsäglicher Erleichterung löste sich Logan plötzlich von ihm, hob den Kopf und blieb starr stehen.

Einen Moment lang starrten sie einander nur an.

Junes Augen waren weit aufgerissen und drückten eine gewisse Furcht aus.

In Logans Augen standen dagegen Empfindungen, die er nicht benennen konnte.

Dann wurde June ganz plötzlich losgelassen und Logan trat zurück.

»Jetzt kannst du mich ohrfeigen«, sagte er mit ruhiger Stimme.

June handelte blind, rein aus Instinkt, und nicht, weil der andere es ihm gesagt hatte. Er holte mit einem Arm aus und gab seinem Gegenüber eine Ohrfeige, die in dem kleinen Zimmer unheilvoll widerhallte und Logans Kopf zur Seite schleuderte. Dann wich er eilig aus seiner Reichweite zurück.

Eine Ewigkeit stand Logan da und sah ihn an, sah ihn einfach nur an.

Der Abdruck von Junes Hand zeichnete sich jetzt schon deutlich auf seiner Wange ab. Mit großen Augen und einem dicken Kloß im Hals starrte June einfach nur zurück, bis Logan das Schweigen schließlich brach.

»Geh ins Bett, June.«

Seine Stimme war vollkommen ausdruckslos. Auch sein Gesicht war nichtssagend, als er ihm in die Augen sah. Junes Instinkte drängten ihn, zu Logan zu gehen und sich zu entschuldigen, die Ohrfeige, die er ihm gegeben hatte irgendwie wieder gut zu machen.

Doch dann fiel ihm dieser abscheuliche Kuss wieder ein und ohne noch ein Wort zu sagen, drehte June sich auf dem Absatz um und floh aus dem Zimmer.
 

Im Laufe der nächsten zehn Tage verschlimmerten sich die häuslichen Verhältnisse auf der Plantage sichtlich. June verbrachte die meiste Zeit damit, Logan aus dem Weg zu gehen, und er hegte den Verdacht, dass auch er sein Bestes tat, um ihn zu meiden.

Cecile hingegen schwankte zwischen erbitterten sarkastischen Ausbrüchen und verdrossenem Schweigen, und fast über Nacht bildeten sich Falten der Unzufriedenheit und ließen ihr junges Gesicht altern.

Junes Schlafzimmer lag am anderen Ende des Hauses, weit ab von den getrennten, aber aneinander grenzenden Schlafzimmern von Cecile und Logan. Doch sie führten spät Nachts derart heftige Auseinandersetzungen, dass June sie nicht überhören konnte. Oder zumindest hörte er Cecile, die ihren Mann wütend ankreischte. Logans Erwiderungen hörte er im Allgemeinen nicht, doch einmal hörte er ihn schreiben: »Zum Teufel, habe ich gesagt, du sollst verschwinden, du Luder!«

Er war laut genug, um June aus dem Halbschlaf aufschrecken zu lassen. Bei einer anderen Gelegenheit hörte er ein nachhallendes Klatschen, als sei etwas Schweres auf den Boden gefallen, oder durch die Luft geworfen worden und direkt danach folge Cecile Aufschrei.

Diese Geräusche beunruhigten und ängstigten June. Er vergrub den Kopf unter dem Kissen und tat so, als hätte er nichts gehört. Da sämtliche Sklaven bei ihren Familien in den Unterkünften schliefen, war June der einzige Zeuge dieser Gewalttätigkeiten, zu denen es fast allabendlich kam. Wenn die Sonne aufging und die Dienstboten erschienen, liefen die Dinge etwa so weiter wie bisher, doch eine beträchtliche Spannung hatte sich über das Haus gesenkt. Diese spannungsgeladene Luft war so dick, dass June ihr Gewicht wie eine Decke spüren konnte, sowie er sich im Haus aufhielt. Auch die Dienstboten nahmen sie wahr und gingen ihren Pflichten ungewohnt still nach. Sie alle, June inbegriffen, neigten dazu zusammen zu zucken, wenn Cecile irgendwo auftauchte.

Als Gegengewicht hatte entgegen seiner Erwartungen des öfteren Besuch von ein paar Jugendfreunden. In den ersten Tagen nach der Party bei den Chandlers kamen Oscar Castel, Billy Cummings und Mitchell Todd alle mehr als einmal zu Besuch und wollten etwas mit ihm unternehmen. Gemeinsam ritten sie mal aus, plauderten über alte Zeiten, in denen sie noch gemeinsam gespielt hatten und ganz aktuelles Thema waren natürlich Frauen.

Bei diesen Gesprächen hielt June sich ziemlich zurück, denn was hatte er schon für Erfahrungen vorzuweisen? Richtig! Gar keine… und die, die er mit seiner Stiefmutter hatte – aufs Zwischenmenschliche bezogen natürlich – schätzte er nicht besonders. Und genau das hatte ihn auch nie besonderes Interesse für das weibliche Geschlecht entwickeln lassen.

Ansonsten konnte Erfahrung betreffend nur die beiden Küsse von Logan vorweisen, wobei der letzte nicht sonderlich erinnerungswürdig war. Außerdem hätte er eh niemandem jemals davon erzählt.

Es hatte Zeiten gegeben in denen er außer sich vor Glück gewesen wäre, wenn man ihn auf diese Weise an der Gesellschaft hätte teilhaben lassen. Doch jetzt war er so abgelenkt durch die unselige Stimmung, die auf der Plantage herrschte, insbesondere jedoch über die Entwicklung seiner Beziehung zu Logan, dass ihm die Erkenntnis kaum Freude machte, einen Traum verwirklicht zu sehen.

June hätte nicht sagen können, ob Logan wahr nahm, wie beliebt er plötzlich war. Der andere verbrachte seine Tage in den Baumwollfeldern, während die Arbeitskräfte sich damit abmühten, den Rest der Ernte vor dem ersten Nachtfrost zu pflücken. Die Baumwollblüten waren nicht mehr rosarot, sondern purpurn. Wenn die Blüten verwelkten und sich damit zeigte, dass die Pflanzen ausgereift waren, wurden sämtliche Bewohner der Plantage zur Feldarbeit eingesetzt, Männer, Frauen und Kinder. Wie ein Ameisenvolk zogen sie über die vielen Morgen Land, die mit weißbesprenkelten Pflanzen bewachsen waren. Das ferne Summen der Gesänge der Neger vermischte sich mit den Strömen des nahen Flusses, und beides gemeinsam bildete ein Hintergrundgeräusch, dass June es kaum noch hörte – so vertraut war es ihm. Niemand – außer Cecile und den Hausangestellten – war von der Feldarbeit freigestellt. Auch June hätte nicht mitarbeiten müssen, aber er wollte es so, schließlich hatte er das schon immer getan, solange er denken konnte und wollte auch gar nicht bevorzugt behandelt werden, auch wenn ihm das durchaus zustand. Aber es war auch sein zu Hause und da wollte er sich auch nützlich machen.

So verbrachte er die meiste Zeit auf den Feldern, wo es natürlich unumgänglich war, dass er Logan über den Weg lief, doch sie sprachen eh nie mit einander, außer dieser gab Anweisungen, die jedoch fast ausschließlich an die Allgemeinheit gerichtet waren.

Zweimal ritt er nach Tulip Hill, um den Nachmittag mit Miss Flora und Miss Laurel zu verbringen, die ihm jedes Mal weiter ans Herz wuchsen.

Fast immer war June bestrebt erst lange nach dem Abendessen zurück zu kommen, das Cecile und Logan nach wie vor mit grimmigem Schweigen gemeinsam einnahmen.

Chancey Dart machte Nell Bidswell schließlich einen Heiratsantrag, und die Bidswells veranstalteten eine Party, um die Hochzeit im großen Rahmen bekannt zu geben. Zu Junes Erstaunen lehnte Cecile die Einladung ab. Auch Logan nahm mit der Begründung Abstand, er habe zuviel Arbeit damit, die Baumwolle rechtzeitig einzulagern.

Junes Eigeninitiative wurde von dem Verlangen angespornt ihm zu zeigen, dass er gesellschaftlich nicht so zurückgeblieben war, wie Logan offensichtlich glaubte und er ging allein hin. Aban begleitete ihn und zu Junes großem Erstaunen machte ihm das Fest richtig Spaß. Er vermutete, dass Ceciles ungewohntes Ausschlagen einer Einladung zu einer Party auf Logan zurückging, der vermutlich darauf bedacht war, eine Wiederholung dessen zu vermeiden, was sich Cecile mit Seth Chandler geleistet hatte. June hielt solch vorbeugende Maßnahmen von Logans Seite allerdings für reine Zeitverschwendung.

Cecile war wild auf Männer, und sie würde so oder so einen willigen Partner finden. Zum Beispiel auf ihrer eigenen Plantage an den langen, heißen Nachmittagen.

Der Oktober kam. Es wurde kühler. Es war einer der Tage an denen June nur am Vormittag mit auf den Feldern gewesen und bei der Ernte geholfen hatte, weil Aban ihn am Nachmittag bei den Pferden gebraucht hatte. Bis zum Abendessen dauerte es nicht mehr lang, doch June hatte sich schon etwas zu Essen geholt und wollte gerade aus dem Haus schleichen, als Cecile ihn zu seinem Leidwesen erwischte.

»Willst du dich wieder einmal verdrücken?«, fragte sie gehässig und June senkte den Kopf. Er kannte Cecile. Es nutzte nichts, wenn er etwas sagte. Sie würde wie eine Wespe immer und immer wieder zustechen.

Sie hatte sich offensichtlich schon für das Abendessen umgezogen und trug ein lavendelblaues Kleid, dessen schmeichelhafte Farbe der Härte ein wenig entgegen wirkte, die ihre Gesichtszüge in der letzten Zeit angenommen hatten.

»Ich muss noch mal in den Stall…«, sagte June verspätet und vermied es seiner Stiefmutter in die bösartig funkelnden Augen zu blicken.

In dem Augenblick kamen zwei Reiter die Auffahrt hochgeritten und June erkannte, dass es sich dabei um Chancey Dart und Billy Cummings handelte. Sie waren ihn schon öfter besuchen gekommen und bisher war es immer eine nette Zeit gewesen. Meistens waren sie zusammen ausgeritten und hatten über belanglose Dinge geredet. Die Atmosphäre war locker gewesen und June hatte das mehr als genossen.

Sowie er die beiden sah atmete June auf, denn es war seine Rettung

Der große Gong begann ebenfalls zu läuten und kündigte das Ende des Arbeitstages auf der Plantage an.. Der erste Schlag war kaum verhallt, als Logan mit Graydon angeritten kam. In der Ferne konnte er sehen, wie die Felder sich leerten, und die Sklaven machten sich in einer langen Kolonne zu Fuß und auf Maultieren auf den Heimweg. Ihre Lieder schwollen wie nach jedem beendeten Arbeitstag zu größerer Lautstärke an, als die erschöpften Sänger näher kamen und dann am anderen Ende des Obstgartens zu ihren Unterkünften abbogen.

Chancey und Billy erreichten das Haus vor Logan und Graydon und stiegen ab. Thomas lief ihnen entgegen, um ihnen die Pferde abzunehmen.

Zuerst kam Chancey die Treppe hinauf und zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung, die er sich – aus für June schleierhaften Gründen – angewöhnt hatte. Billy dagegen reichte ihm nur die Hand und erkundigte sich dann höflich nach Ceciles Befinden, nachdem er zuerst die Dame des Hauses begrüßt hatte.

June wollte sich gerade erkundigen, wieso die Beiden denn nun gekommen waren, vor allem zu dieser Zeit, als Logan und Mr. Graydon ebenfalls eintroffen. Auch ihnen wurden von Thomas die Pferde abgenommen.

Die beiden Männer kamen die Stufen hinauf und June trat einen Schritt zur Seite, um ihnen den Weg ins Haus frei zu machen. Er verabscheute sich zwar selbst dafür, doch wie jedes einzelne Mal, wenn Logan nach Hause kam, sogen seine Augen begierig dessen Anblick auf und er hatte seinen Besucht fast vergessen. Logan war verschwitzt, und das schwarze Haar lockte sich feucht um seinen Kopf. Die Stoppeln färbten seine gebräunten Wangen noch dunkler, und sein weißes Hemd wies einen langen Schmutzfleck auf. Die schwarze Hose und die üblicherweise makellos polierten Stiefel waren staubig. Inzwischen hatte June ihn des öfteren so gesehen, aber merkwürdigerweise raubte ihm das nicht ein bisschen von seiner Anziehungskraft.

Graydon, der Logan folgte, sah auch nicht gepflegter aus, doch June hatte nur Augen für Logan. Es war, als existierte Graydon überhaupt nicht.

In der Ferne ertönte der letzte Gongschlag. Die Gesänge verstummten allmählich.

»Du kommst wie üblich zu spät zum Abendessen.« Cecile sah Logan an, der gerade eben auf die Veranda getreten war. Ihre Stimme klang gereizt, und June hoffte, dass nur diejenigen, die sie gut kannten, es allzu deutlich merkten.

»Ich brauche nicht lange zum Umziehen. Gray, wenn Sie Lust haben, können sie gern mit uns essen. June, hast du deine Freunde zum Essen eingeladen?«

Die Frage rüttelte ihn aus seiner bewundernden Begutachtung und ihm wurde schon bei der Vorstellung ganz anders, er müsste mit Logan und Cecile, die aufeinander herumhackten, gemeinsam im Esszimmer sitzen, und gleichzeitig versuchen Chancey und Billy abzulenken, doch er konnte sich nicht aus seiner üblen Lage winden. Seine einzige Ausrede, er müsste noch in den Stall würde nicht ziehen, weil er ja Besucht hatte.

Daher zwang er sich zu einem Lächeln, ehe er sich an seine beiden Freunde wandte, die hinter ihm standen.

»Wir würden uns freuen, wenn ihr zum Abendessen bleibt, falls ihr mögt.«

Chancey und Billy sagten eifrig zu, und June konnte nur Vermutungen darüber anstellen, ob die beiden das geplant hatten oder nicht.

Nachdem er Höflichkeitsfloskeln mit ihnen ausgetauscht und Bradshaw fortgeschickt hatte, damit er sich umziehen konnte, wandte sich Logan an seine Frau und richtete ein paar leise Worte an sie. Cecile hatte ein paar Minuten lang Konversation mit Junes Gästen betrieben und dabei einen Charme an den Tag gelegt, der nur dazu gedacht war, Logan aufzubringen, soviel stand für June fest. June merkte auch, dass es diesem aufgefallen war und dass er sich ärgerte, denn sein Gesicht wurde eine Spur härter. Das Geschehen steuerte zielstrebig auf eine entsetzliche Auseinandersetzung zu, und da er das wusste, graute June sekündlich mehr vor dem bevorstehenden Abendessen.

Es war für keinen der Anwesenden verständlich, was Logan zu Cecile sagte, doch ihr Gesicht rötete sich bei seinen Worten vor Wut. June hielt den Atem an… der Ausbruch den er befürchtet hatte, stand deutlich bevor.

Aber Logan wandte die drohende Szene mit einem einzigen warnenden Blick ab, den er seiner Frau zuwarf. Dann stand er mit schnellen Bewegungen, die nicht im entferntesten den Eindruck von Eile vermittelten, neben Cecile und nahm ihren Arm. June vermutete, dass seine Geste auf einen Zuschauer der keine Ahnung hatte, wie die Dinge zwischen den beiden standen, liebevoll wirken konnte. Dann zog er sie mit sich zur Tür.

»June, du kannst Tudi sagen, dass wir in etwa zwanzig Minuten zum Essen kommen«, sagte er über die Schulter und seine Worte wirkten freundlich. June glaubte, dass nur jemand, der ihn so gut kannte wie er selbst, die Wut heraus hören konnte, die unter dem sorglosen Gebaren brodelte.

Flüchtige Bekannte hätte in seiner Hand auf Ceciles Arm wohl eher eine besitzergreifende Geste gesehen und nicht den eisernen Griff, mit dem er sie festhielt. Trotz ihrer Differenzen waren Cecile und er nach wie vor ein attraktives Paar, und ihre zierliche blonde Gestalt war die perfekte Ergänzung zu seiner dunklen Schönheit. Aber June zweifelte nicht daran, dass es innerhalb der nächsten Minuten zu einem Ehekrach kommen würde, und er konnte nur hoffen, dass es keine der allzu lauten Auseinandersetzungen werden würde. Er verspürte nicht den geringsten Wunsch, sich vor seinen Gästen in Verlegenheit bringen zu lassen.

Ein Ehekrach. Selbst derart unangenehme Vorgänge waren von einer Vertraulichkeit, die June bedrückte. Es machte ihm allzu deutlich die Tatsache bewusst, dass die beiden miteinander verheiratet waren, wenn Logan Cecile auch noch so sehr verabscheuen mochte und sie ihn ebenfalls. Aneinander gebunden, bis das der Tod sie scheide.

Logan hatte ihn zweimal geküsst. Einmal aus Dankbarkeit und einmal aus Wut. Aber er war mit Cecile verheiratet. June wusste nur zu gut, dass er sich das merken musste, es sich immer wieder einprägen musste, und nicht vergessen durfte. Alles andere wäre mehr als unklug gewesen.

Aber ganz gleich, was er wusste, es zog sich doch etwas in Junes Magengrube zusammen und verspannte sich, als er den beiden nachblickte, wie sie gemeinsam ins Haus gingen. Im aller ersten Moment war er überrascht. Bei dieser inneren Anspannung hatte er nicht damit gerechnet, dass er Hunger haben könnte. Doch dann wurde ihm klar, dass das, was er empfand, nichts mit Hunger zu tun hatte.

Es mochte lachhaft sein, und es mochte noch so dumm sein, aber er war eifersüchtig auf Cecile!
 

Zu Junes Erstaunen verlief der Abend recht freundlich. Falls Logan und Cecile miteinander gestritten hatten, und dessen war sich June ziemlich sicher, dann war ihnen nach außen hin nicht davon anzumerken. Cecile brachte es fertig, für die Dauer der Mahlzeit ihre Zunge im Zaum zu halten, und sie versprühte kein Gift gegen Logan, flirtete aber auch nicht mehr mit Chancey und Billy, als angemessen wäre. Sie richtete sogar tatsächlich ihre meisten Bemerkungen an Gray und überließ es June und Logan, Junes Gäste zu unterhalten.

Amüsiert stellte June fest, dass die beiden jüngeren Männer Logan mit einem Respekt behandelten, als gehörte er einer anderen Generation an und sei nicht kaum zehn Jahre alter als sie. Er dagegen behandelte sie mit einer gönnerhaften Art, die ebenso unangemessen war. Oder vielleicht doch nicht. Rein rechnerisch gesehen mochte der Altersunterschied vielleicht nicht allzu groß sein, aber in ihrer Haltung und in ihrem Erfahrungshorizont klaffte ein tiefer Abgrund zwischen den Männern.

Nach dem Abendessen zog sich die Gesellschaft mit Ausnahme von Cecile, die Kopfschmerzen vorgab, auf die Veranda zurück. Logan und Gray rauchten, während Chancey und Billy sich mit June unterhielten und endlich zum Grund ihres späten Auftauchens kamen, den der Blondschopf schon neugierig erwartet hatte.

June war sich bewusst, dass Logan ihn wachsam im Auge behielt, wahren er sich den Anschein gab, unbefangen mit Gray zu plaudern. Aber es war ja wohl nichts dabei, wenn er sich mit Freunden aus seiner Kindheit unterhielt und außerdem war er auch kein Mädchen, dass eine Anstandsdame gebraucht hätte. Doch so führte Logan sich im Moment auf. Der Gedanke belustigte June ein wenig, doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, lenkte Billy ihn ab.

»Und? Hast du es dir überlegt? Kommst du nun am Wochenende zu der Party der Culpeppers?«

Um ehrlich zu sein, hatte June irgendwie keine Lust auf diese Feier. Schon gar nicht, wenn Billy ihn so sehr drängte. Die letzten Partys hatten sie immer zusammen besucht und deswegen schienen die Beiden jetzt davon auszugehen, dass er auch diesmal wieder mitkam. Aber es widerstrebte ihm auch in Logans Anwesenheit abzusagen. Der andere sollte ruhig sehen, dass er auch allein Spaß haben konnte, dass er unabhängiger geworden war. In Abwägung dieser beiden Gedanken, hielt June sich dann jedoch erst mal unabhängig.

»Das wirst du noch früh genug sehen.«

Als es dunkel wurde und Sissie die Lampen im haus anzuzünden begann, stand Logan auf und warf seinen Stumpen über das Geländer.

»Gray und ich haben noch zu tun. Ihr werdet doch nicht mehr all zu lange hier draußen sitzen, oder, June?«

»Ähm.. wir wollten gerade gehen, Mr. Edwards«, meinte Billy und erhob sich respektvoll.

»Und vielen Dank für die Essenseinladung«, bedankten sich beide fast gleichzeitig.

June hätte bei dem Unterton in Logans Stimme jedoch an die Decke gehen können. Der nicht allzu gut versteckte Hinweis, dass es schon spät war und die beiden June nicht mehr behelligen sollten hätte sich vielleicht für ein Mädchen geziemt. Aber das waren seine Freunde! Dennoch.. ein Pfiff von Logan reichte aus und alle fügten sich seinem Willen. Erneut kam dem Blondschopf der Gedanke der Anstandsdame in den Kopf und er murrte unzufrieden wegen der Bevormundung. Allerdings war er klug genug vor seinen Gästen den Mund zu halten.

Logan nickte ihnen nur freundlich zu und lud sie ein, jederzeit wieder zu kommen.

Dann begab er sich mit Gray ins Haus, höchstwahrscheinlich in die Bibliothek, denn dort erledigten sie den größten Teil der Büroarbeiten.

»Thomas, hol doch bitte schon die Pferde von den beiden Herren«, rief June dem Schatten zu, den er um die Hausecke schleichen sah. Er wusste, dass Thomas auf dem Weg zu Rosa in die Küche war. Nach dem Abendessen bettelte er am liebsten und wollte noch ein Häppchen zu essen haben.

»Ja, sofort…«, rief Thomas zurück, doch June glaubte einen leisen Widerwillen aus seiner Antwort herausgehört zu haben. Er feixte. Rosa hatte zum Abendessen frischen Schinken und Jamswurzeln gemacht und zum Nachtisch hatte es Pfannkuchen mit Zuckerrübensirup gegeben. Thomas liebte nichts auf Erden mehr als Zuckerrübensirup, und jetzt hatte er Angst etwas zu verpassen. Aber Rosa würde ihm zweifelsohne etwas aufheben, und daher empfand June kein allzu großes Schuldbewusstsein. Er würde den anderen nicht um diese Leckerei bringen.

»Und? Hast du es dir noch mal überlegt?«, fragte Billy mit gesenkter Stimme, als Chancey sich abgewandt hatte, um seinen Hut vom Schaukelstuhl aufzuheben. June stutzte. Nicht wegen der erneuten Frage, sondern weil Billy ihm auf einmal ziemlich nahe gekommen war. Und seine Stimme klang auch ganz anders, viel eindringlicher und ernster…

Bisher hatte June sich keinen Reim daraus machen können, wieso Billy ihn schon auf den ganzen letzten Treffen so seltsam angeschaut hatte, wenn er glaubte, dass June es nicht bemerkte. Beim Abendessen waren ihm diese Blicke ebenfalls ab und zu aufgefallen, doch er hatte sich nichts dabei gedacht. Allmählich glaubte er jedoch zu verstehen, was das ganze sollte. »Glaubst du es geht, dass ich noch einen Moment bleibe? Ich… ich möchte dir nämlich noch etwas sagen«, flüsterte Billy hastig, als Chancey mit dem Hut in der Hand zurückkam.

»Was habt ihr beide denn zu flüstern?«

Chancey musterte seinen Freund argwöhnisch und warf Billy dann den Hut zu, den er ihm mitgebracht hatte. Billy fing den Hut, machte aber keine Anstalten ihn aufzusetzen.

»Es geht dich nichts an, was ich June zu sagen habe. Und du kannst ruhig schon nach Hause reiten. Wir haben ohnehin nicht dieselbe Richtung.«

Nachdenklich schaute Chancey erst Billy und dann June an und schüttelte dann den Kopf.

»Du solltest es nicht zu weit treiben«, warnte er seinen Freund und warf June einen vielsagenden Blick zu. Dann verabschiedete er sich und lief die Stufen hinunter zu Thomas, der schon mit seinem Pferd wartete.

Billy sah finster hinter ihm her.

June war nun ebenfalls nachdenklich und legte den Kopf schief, während er Chancey hintersah, als dieser die Auffahrt hinunter ritt und dann um die Biegung verschwand.

Er konnte Billy Cummings recht gut leiden, aber für Billy schien da eindeutig mehr zu sein. June empfand es ja schon als Frevel, dass er überhaupt Gefühle für Logan entwickelt hatte, aber das Billy ihn anscheinend mehr als nett fand, das verunsicherte ihn ganz schön. Bisher hatte er in dem anderen nicht mehr als einen wiedergefundenen Kindheitsfreund gesehen.

»So, und was wolltest du mir nun sagen?«, fragte er schließlich, nachdem Chancey bereits eine Weile verschwunden war.

Billy sah sich unsicher um.

»Äh… können wir ein kleines Stück gehen? Es muss nicht weit sein, aber es, äh… es wäre mir lieber, wenn wir nicht gestört werden.«

Aha.. so war das also. June war nicht dumm. Er konnte sich denken, was Billy vorhatte, vor allem nach diesem vielsagenden und gleichzeitig warnenden Blick von Chancey. Unsicherheit machte sich in dem Blondschopf breit. Er wusste nicht, ob es wirklich klug war, sich anzuhören, was Billy zu sagen hatte.

Sein Problem war, dass er sich zu Logan hingezogen fühlte, einem Mann! Und das war schon sehr gefährlich, da hierzulande solche Beziehungen nicht gerne gesehen wurden.

Jetzt kam auch noch Billy, der ihn jahrelang nicht beachtet hatte und bei dem er nur vermuten konnte, was für ein Geständnis gleich kam. Sicherlich… Billy sah gut aus, war kräftig gebaut, auch wenn seine Schultern nicht ganz so breit waren, wie die von Logan. Er war groß, besaß ein markantes, aber noch etwas jungenhaft anmutendes Gesicht und seine braunen Haare waren modisch zurückgekämmt. Trotzdem hielt er einem direkten Vergleich mit Logan nicht stand.

June wünschte er hätte Logan nie kennen gelernt, dann hätte er trotz der Regeln vielleicht für Billy begeistern können.

Er war schon im Begriff dessen Bitte abzulehnen, gab sich dann aber einen Ruck und beschloss sich wenigstens anzuhören, was sein Freund ihm zu sagen hatte.

»In Ordnung. Gehen wir ein Stück.«

Es war jetzt schon fast dunkel, und der Mond stand hoch am Himmel, obwohl es erst kurz nach acht sein konnte. Mit dem Sonnenuntergang war ein leichter Wind aufgekommen, der June leicht frösteln ließ, als er mit Billy die Verandatreppe hinunter ging.

Thomas wartete immer noch mit Billys Pferd. Er sah sie beide erwartungsvoll an, als sie näher kamen.

»Mr. Cummings bleibt noch eine Weile, Thomas. Du kannst sein Pferd wieder in den Stall bringen.«

»Ja, mach ich…« Thomas reagierte angemessen, doch in seinen Augen konnte June deutlich die Frage erkennen, die er sich wohl gerade stellte.

»Worum geht es denn nun?«, fragte June, nachdem Thomas mit dem Pferd im Stall verschwunden war. Gemeinsam schlenderten sie nebeneinander her und June konnte nicht leugnen, dass er ein wenig nervös war.

»Tja, also…« Zu seinem Erstaunen schien sich Billy unsicher zu fühlen. Etwas, was er von dem anderen gar nicht kannte. Er sah sich unruhig um, ehe er June an der Hand nahm und ihn zu den Obstbäumen zog. Billys Finger fühlten sich warm an und June widerstand dem ersten Reflex seine Hand zurückzuziehen. Als das Haus durch die dichten Bäume nicht mehr zu sehen war, blieb Billy stehen.

June wurde sich immer sicherer mit seiner Vermutung, was der andere ihm sagen wollte. Es war zwar nicht unschicklich hier mit seinem Freund hinter den Obstbäumen zu stehen, aber jeder der sie zufällig gesehen hatte, würde sich so seine Gedanken machen. June wollte nicht das Gerüchte entstanden.

»Ich kann nicht allzu lange hier bleiben…«, sagte June und Billy nickte verständnisvoll.

»Ich weiß, aber es ist wichtig…«

Billy holte tief Atem. Er sah in Junes Gesicht hinunter, obwohl in der Dunkelheit kaum etwas zu erkennen sein musste und begann dann zu sprechen.

»June… ich… ich habe mich in dich verliebt.« Eine kleine spannungsvolle Pause entstand, bevor er gleich weiter redete, ohne das June überhaupt etwas dazu sagen konnte.

»Ich weiß… es ist nicht erlaubt, aber ich musste es dir unbedingt sagen.«

Obwohl er bereits mit so etwas gerechnet hatte, war June derart entgeistert, dass er kein Wort über die Lippen brachte. Er sah Billy ins Gesicht und fragte sich, ob er es ernstlich ins Auge fassen könnte, sich auf Billy einzulassen. Vielleicht sollte er zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, denn bisher hatte er sich wirklich nichts aus Frauen gemacht, schon gar nicht aus denen auf den Parties. Und Logan hatte ihn auch schon geküsst, zwar aus Dankbarkeit bzw. Wut, aber immerhin. Das hieß wohl, dass er für Männer mindestens genauso anziehend sein musste wie für Frauen, wenn sogar Billy ihm jetzt den Hof machte.

»Also… ich weiß nicht, was ich sagen soll…«, rang June sich nach einiger Zeit zu ein paar Worten durch, weil Billy unsicher von einem Fuß auf den anderen trat und sich anscheinend unwohl zu fühlen begann.

»Ich auch nicht…«, gestand Billy verlegen, und kratzte sich mit einer Hand am Hinterkopf. »Meine Güte, ich hab so was noch nie gemacht…«, sagte er dann leise und wohl eher zu sich selbst. »Bei einer Frau wäre mir das bestimmt leichter gefallen.«

»Bestimmt…«, gab June zurück und war ein bisschen erschrocken, als Billy ihm auf einmal näher kam und seine Hände umfasste.

»June, ich meins wirklich ernst.« Um dies offensichtlich zu beweisen, führte er Junes Hände an seine Lippen, um der Reihe nach zarte Küsse auf seine Knöchel zu drücken.

»Ach Billy…«

Die Berührung seiner Lippen auf Junes Haut war gar nicht unangenehm, löste aber auch nicht so ein Prickeln aus, wie es Logans Lippen bei seinem ersten Kuss getan hatten. Er kam auf den Gedanken, sich zu fragen, was wohl geschehen würde, wenn Billy ihn richtig küsste, ihn richtig auf die Lippen küsste. Vielleicht würde dann augenblicklich alles, was er für Logan empfand, für Billy entflammen, und er konnte dann möglicherweise einem Zusammensein mit ihm zustimmen.

Die Küsse auf seinen Knöcheln endeten und Billy kam ihm noch näher, so nah, dass June die Wärme spüren konnte, die der andere ausstrahlte. Er sah Billys Gesicht näher kommen und plötzlich fühlte er dessen Lippen auf den seinen. Zart küsste Billy ihn, bedrängte ihn nicht, sondern wartete einfach auf eine Reaktion von June.

Ehe der Blondschopf jedoch irgendwie reagieren konnte, bereitete eine grimmige Stimme, die vom Weg her kam, der Zärtlichkeit ein abruptes Ende.

»Das reicht jetzt wohl, Mr. Cummings«, sagte Logan und der Ärger, der in dessen Stimme mitschwang, ließ sogar June zusammen zucken. Noch schlimmer für ihn war jedoch, dass Logan sie überhaupt erwischt hatte.

»Mr. Edwards!«

Sofort wich Billy zurück und drehte sich mit einem derart schuldbewussten Gesichtsausdruck zu Logan um, dass June ihm am liebsten ans Scheinbein getreten hätte. Sicher, es war bestimmt nicht richtig was sie getan hatten, aber man sollte wohl nicht mit einer Spitzhacke auf dem Eis rumhacken, wenn man selber drauf stand. Also nahm June seinen ganzen Mut zusammen und straffte sich, um Logan deutlich zu zeigen, dass er sich für nichts schämte.

»Ich glaube, Sie sollten jetzt lieber aufbrechen, bevor ich Sie für das, was sie getan haben, eigenhändig vom Hof schleife.« Die unüberhörbare Drohung, die in den Worten mitschwang machte Billy Beine und June fand es schade, dass er sich so sehr von diesen paar Worten einschüchtern ließ. Sicherlich war Logan der Hausherr und hatte das Sagen, aber trotz allem musste ja wohl nicht alle nach seiner Pfeife tanzen!

June hatte er bis auf einen einzigen strafenden Blick noch keiner Aufmerksamkeit gewürdigt. Logan war keine zwei Meter von ihm entfernt, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und stand mit leicht gespreizten Beinen angriffslustig da. Er sah groß, kräftig und eindrucksvoll aus.

Und Billy war schneller verschwunden, als June gucken konnte.

Nun sah Logan ihn doch endlich an. Es war zu dunkel um seinen Gesichtsausdruck zu erkennen, aber June wusste, dass ihm das auch nicht allzu viel genutzt hätte. Wenn er wollte konnte er sein Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske versteinern lassen.

Wenige Minuten später hörten sie die Pferdehufe auf der Auffahrt klappern und da sie nun allein waren, entspannte sich Logans Haltung etwas. Er lehnte sich mit einer Schulter gegen den knorrigen Stamm eines alten Birnbaums und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Wenn du mich jetzt entschuldigst, gehe ich wohl besser wieder ins Haus«, sagte June kühl. Er fragte sich, warum er nicht schon früher gegangen war. Zwar nicht gemeinsam mit Billy, der wortwörtlich geflüchtet war, aber kurz danach hätte er die Chance wohl nutzen sollen.

»Oh nein, das wirst du nicht tun. Noch… nicht.«

Logan streckte die Hand nach seinem Handgelenk aus, als June an ihm vorbeischlüpfen wollte. June musste aufgeben, denn selbst wenn er sich gewehrt hätte, es hätte nichts gebracht. Logan war sowieso viel kräftiger und würde eh seinen Willen durchsetzen.

»Lass mich los! Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen und mir nach zu spionieren!«, fauchte June und ballte seine Hände zu Fäusten.

Logan zog die Augenbrauen hoch und richtete sich auf, stieß sich mit der Schulter vom Baum ab. Seine Hand klammerte sich wie eine Fessel um Junes Handgelenk, und er stand so dicht vor ihm, dass er furchteinflößend aufragte. June weigerte sich jedoch hartnäckig sich einschüchtern zu lassen. Er war wütend auf Logan, geradezu wutentbrannt.

»So, ich spioniere dir also nach?«, fragte er leise und es klang in Junes Ohren sehr gefährlich. June stellte fest, dass Logan mindestens genauso wütend war, wie er selbst. Diese blauen Augen glühten und loderten.

»Du kleine Schlampe, wenn du deine Haut retten willst, wirst du nicht in diesem Ton mit mir reden!«

»Schlampe!«, wiederholte June und hätte dem anderem dafür am liebsten ins Gesicht geschlagen.

»Wie sonst würdest du wohl jemanden nennen, der sich von einem Kerl unter Bäume führen lässt und ihn dann um Küsse anfleht?«

Junes Wangen glühten vor Wut, aber auch vor Verlegenheit, obwohl er sich klar, machte, dass er sich für nichts zu schämen brauchte.

»Du hast mir also wirklich nachspioniert! Wie ekelhaft! Und außerdem… ich habe ihn nicht angefleht. Er hat mich geküsst. Und noch was… ich bin kein Mädchen für das du die Anstandsdame spielen musst. Ich kann auf mich selber aufpassen!!«

»Ach wirklich?«, hakte er ironisch nach.

»Das sah mir aber ganz anders aus. Wäre ich nicht gekommen, hätte er dich doch ins Gras geworfen und sich über dich hergemacht, als wärst du ein Mädchen!«

Sprachlos funkelte June ihn an und versuchte sich nicht voller Wut auf Logan zu stürzen. Der letzte Kommentar war eindeutig beleidigend gemeint.

»Das hätte er nicht! Aber du brauchst dir keine Sorgen machen… dieser Kuss hat mir gar nichts bedeutet, und das nur weil… weil…« June ließ den Satz abreißen und funkelte Logan an, als ihm aufging, dass er dem anderen das unmöglich erklären konnte.

»So, warum denn? Es gibt keinen Grund auf Erden, den du mir nennen könntest, um derart lockere Sitten zu entschuldigen und das schon gar nicht mit diesem Kerl! Gütiger Himmel, es muss in der Familie liegen, dass Cecile und du euch benehmt wie Schlampen.«

»Schlampen!«, fauchte June.

»Wie deine Stiefmutter«, sagte Logan gehässig.

»Du meinst wohl wie deine Frau?« June war so wütend, dass er Logan diesen Hieb unter die Gürtellinie genussvoll entgegenschleuderte.

»Ja, genau wie meine Frau. Meine gottverdammte Frau, die für alles die Beine breit macht, was Hosen anhat. Hast du so lange mit ihr zusammengelebt, dass ihre lockeren Sitten auf die abgefärbt haben?«

Junes Gesicht glühte vor Wut.

»Wenn du noch ein gehässiges Wort zu mir sagst, schlage ich dir ins Gesicht, das kann ich dir versichern!«

Jetzt lächelte Logan, ein gemeines, hämisches Lächeln, das beleidigender war, als alles, was er gesagt hatte.

»Wenn du mir ins Gesicht schlägst, bekommst du genau das, was du das letzte Mal dafür bekommen hast. Aber vielleicht ist es ja gerade das, worauf du hoffst.«

June starrte ihn an, blickte in dieses grimmige, schöne Gesicht auf und spürte, wie ein großer Teil seines Zornes von ihm wich. Wenn er auch noch so heldenhaft dagegen angekämpft hatte, es sich einzugestehen, dann fürchtete er doch, dass Logan den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Nein, nicht etwa, dass er sich nach einer Wiederholung dieses verletzendes, zornigen Kusses sehnte, mit dem der andere ihn bei ihrer letzten Begegnung gestraft hatte. Er lechzte nach einem Kuss von der Sorte, die er Logan zutraute – schon bei dem Gedanken daran wurden ihm die Knie weich. June schaute auf Logans Mund und stellte ihn sich auf seinen Lippen vor – und endlich sah er der Wahrheit ins Gesicht. Der Grund warum er kein Interesse an Frauen hatte – und Billys Kuss kein anderes Verlangen in ihm wachgerufen hatte, als sich den Mund mit dem Handrücken abzuwischen – stand in diesem Moment in seiner Verkörperung vor ihm. Dieser Grund, der sein Handgelenk noch immer fest umklammert hielt, während er finster auf ihn hinunter schaute und seine Brust nur Zentimeter von June entfernt war. Der Grund hieß Logan! June erkannte mit einem flauen Gefühl in der Magengrube, dass er sich in ihn verliebt hatte.

Außerdem hatte er den Verdacht, dass Logan sich auf gewisse Weise auch etwas aus ihm machte. Mit Sicherheit war er wütend auf ihn, weil er zugelassen hatte, dass Billy ihn geküsst hatte, und zwar so wütend, dass es in keiner Relation zu dem eher geringfügigen Vergehen stand. Sicherlich gab es eine Menge gesellschaftliche Regeln die gegen das Zusammensein zweier Männer sprachen, aber es war nicht gerade der Weg auf die schiefe Bahn, zumal Billy ihm seine Gefühle gestanden hatte. Und dieser Kuss… es war kaum ein richtiger gewesen, fast nur eine zarte Berührung, im Vergleich zu dem, den er von Logan bekommen hatte.

Selbst der fürsorglichste Vater auf Erden hätte weniger Anstoß an dem Vorfall genommen. Und Logan war nicht sein Vater.

Wenn er auch noch so oft behauptete, er hätte es nur aus Dankbarkeit getan – das änderte nichts an der Tatsache, dass Logan ihn selbst geküsst hatte, genau wie Billy. Und später hatte er ihn dann auch noch auf eine Art geküsst, die weit anstößiger war.

Sein Frau. Junes Stiefmutter. Wenn Cecile auch ein Luder war, dann war Logan doch ein verheirateter Mann. June sollte ihn jetzt auf der Stelle stehen lassen und bei der nächsten Gelegenheit die sich ergab Billy mitteilen, dass er mit ihm zusammen sein wollte, unter der Vorraussetzung das Land zu verlassen. Da er sich seine Gefühle für Logan eingestanden hatte, wäre es nicht mehr und nicht weniger als eine Katastrophe gewesen auf der Plantage zu bleiben. Hier gab es für ihn keine Zukunft, und bestenfalls würde er mit gebrochenem Herzen davon kommen.

Aber nie von Logan so geküsst zu werden, wie es sein ganzer Körper verlangte – June glaubte nicht fortgehen zu können, ohne es wenigstens einmal erlebt zu haben.

Juen schluckte schwer, weil seine Kehle plötzlich wie ausgetrocknet war, und dann löste er seinen Blick von Logans Mund und sah ihm in die Augen. Gebannt starrte der andere ihn an.

Logans Gesicht war finster vor Wut und seine Augenbrauen über diesen Augen, die Junes Herz stocken ließen, zusammengezogen. Er war entsetzlich wütend auf ihn, und doch schlug Junes Puls schneller, wenn er ihn auch nur ansah.

Zweifellos sah er besser aus, als jeder andere Mann, den er in seinem ganzen Leben gesehen hatte.

»Vielleicht«, meinte June schließlich. »Ja, das könnte vielleicht sein.«

»Was?« Logan zwinkerte verwirrt, als sei ihm im ersten Moment gar nicht klar, wovon June sprach. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm seine hämische Bemerkung wieder einfiel, auf die der Blondschopf keine Antwort gegeben hatte. In dem Augenblick, in dem er sich wieder daran erinnerte, konnte June es ihm sofort ansehen. Diese unglaublich blauen Augen öffneten sich noch weiter und dann starrte Logan wütender denn je auf ihn hinunter.

»Du hast gehört, was ich gesagt habe.«

»Du willst, dass ich dich küsse?«, fragte er ungläubig.

»Ja. Das will ich Logan«, erwiderte June und trat einen Schritt näher an diesen heran. Dann wandte er ihm das Gesicht zu. »Und dich bitte ich sogar darum…«, meinte June und wartete ab.

Logans Ausdruck war unbeschreiblich und wäre ihm die Sache nicht so ernst, June hätte gelacht.

»Gott im Himmel, bist du von Sinnen? Oder fehlt dir etwas? Bist du vielleicht krank – Gehirnfieber oder so etwas? Du kannst doch nicht einfach rumlaufen und Männer auffordern dich zu küssen! Ich sollte dich verprügeln!!«

Seine Stimme drückte ein solches Entsetzen aus, dass June nun doch lächeln musste. Er trat noch einen Schritt näher auf Logan zu, und zu seiner Belustigung wich dieser einen halben Schritt zurück.

»Ich fordere nur dich auf«, erklärte June ruhig. »Und ich will nicht von irgendwelchen Männern geküsst werden. Ich will, dass du mich küsst.«

Er hatte Logan vollständig aus dem Gleichgewicht gebracht, das sah er selbst, und dieses Wissen ermutigte ihn sehr. June wusste nämlich, dass der andere sich nicht allzu oft und allzu leicht aus dem Gleichgewicht bringen ließ.

»Vor einer viertel Stunde hast du dich noch von diesem jungen Cummings küssen lassen.«

»Das«, sagte June, »war nicht beabsichtigt, aber du darfst es als Experiment ansehen.«

»Experiment?«, echote Logan und schien das alles nicht ganz glauben zu können.

June nickte jedoch unbeirrt. »Es hat mir gezeigt, dass er nicht so gut küsst wie du.«

»Gütiger Himmel! June…«

»Es war kein Vergleich«, fuhr er fort, denn er wusste, dass er nun nichts mehr zu verlieren hatte. Er trat wieder einen Schritt näher. Da der Birnbaum hinter Logan stand, konnte er nicht weiter zurückweichen. Er packte June an den Handgelenken, ließ beide Hände bis auf seine Ellbogen gleiten und hielt den Blondschopf weiter von sich.

»Jetzt hör mal zu, June…«

Dieser legte den Kopf auf die Seite und fuhr nachdenklich fort: »Aber andererseits warst du der Erste, der mich je geküsst hat. Vielleicht hat das dazu geführt, dass sich in meiner Vorstellung etwas heraus gebildet hat, was in keinem Verhältnis zur Wirklichkeit steht. Wenn du mich noch einmal küsst, empfinde ich vielleicht auch nicht mehr, als ich bei Billy empfunden habe. Dann kann ich vielleicht doch mit ihm zusammen sein.«

Sein Tonfall war wehmütig und Junes Stirn wies Sorgenfalten auf. Logan hätte ihn nicht entgeisterter anstarren können, wenn ihm plötzlich eine zweite Nase gewachsen wäre.

»Wenn du es wirklich nicht tun willst, verstehe ich das natürlich. Immerhin bin ich ja keine Frau…«, seufzte der Kleine und senkte den Kopf.

»Es ist nicht so, dass ich es nicht tun möchte…«, wandte Logan ein. Kopfschüttelnd sah er auf June hinunter. »Himmel, was ist das nur für ein verteufeltes Gespräch, June! Das erste Mal habe ich dich geküsst, weil… weil… zum Teufel ich weiß es nicht… weil du so süß ausgesehen hast. Das zweite Mal war ein Fehler. Es hätte nicht dazu kommen dürfen. Es wieder zu tun, wäre ein noch größerer Fehler. Das kannst du mir wirklich glauben.«

Erneut seufzte der Blondschopf. Er hatte schon fast geahnt, dass Logan sich dagegen sträubte ihn zu küssen. Verständlich eigentlich, denn der andere mochte ja Frauen. Das sollte er wohl nicht noch einmal vergessen, obwohl es ihm schwer fiel, sich das zu vergegenwärtigen.

»Okay… ich… tut mir leid, dass ich dich so bedrängt habe…«, entschuldigte er sich schließlich nach einer Weile des Schweigens. Logan hatte recht. Es war ein Fehler gewesen, nur konnte June die Gefühle in seinem Inneren nicht einfach ignorieren. Aber er musste! Das alles durfte nicht sein!

Niedergeschlagen sah er hoch in Logans Gesicht und machte den Mund auf, um noch etwas zu sagen, da spürte er wie die großen warmen Hände des anderen von seinen Ellenbogen auf seine Oberarme glitten. Ein leises Fluchen kam dem Mann über die Lippen und ehe June es sich versah, wurde er sachte an Logans breite Brust gezogen.

»Ich weiß, dass ich das Falsche tue«, murmelte Logan, bevor er den Kopf neigte und sein Mund Junes weiche Lippen mit der Zärtlichkeit verschloss, mit der er den Blondschopf bereits das erste Mal geküsst hatte.

Hitze breitete sich in dem Kleineren aus und er drückte sich noch näher an Logan, klammerte sich regelrecht fest und wollte einfach, dass dieser Kuss niemals endete. Es fühlte sich so schön an, so richtig. Sein Körper stand in Flammen, nur weil Logan ihn küsste!

»Himmel!«, flüsterte Logan dann und sah mit einem Ausdruck in Junes Gesicht, den der Blondschopf nur als Bestürzung deuten konnte. Er glaubte schon Logan würde ihn von sich stoßen, und seine Hände hielten flehendlich die Ärmel seiner Jacke fest.

Aber Logan stieß ihn nicht von sich. Stattdessen senkte er wieder den Kopf.

Wenn June in diesem Moment gestorben wäre, wäre er mit Freuden gestorben. Die Berührung von Logans Lippen durchzuckte ihn wie ein Blitzstrahl. Innerlich erbebte er, und seine Knie wurden furchtbar weich. Sogar Junes Lippen zitterten leicht, obwohl es kaum ein richtiger Kuss war. Logans Mund bewegte sich nur sachte über seine zitternden Lippen. Um June herum drehte sich alles, doch er hielt seine Augen geschlossen und reckte sich noch höher auf die Zehenspitzen, um dem anderen näher zu kommen, und sein Herz schlug so schnell, dass er glaubte es würde ihm aus der Brust springen.

»Ach, June…« Er flüsterte die Worte gegen seine Lippen.

June spürte den warmen Atem und einen Moment lang fürchtete er Logan könnte sich von ihm lösen. Große erfahrene Hände glitten sanft über seine nackte Haut von den Ellenbogen bis zu den Handgelenken und der Kleine bekam eine Gänsehaut, und sofort waren seine Zweifel wieder verflogen.

Dann legten sich Logans Hände auf Junes, die immer noch dessen Ärmel umklammert hielten. Sachte zog er sie von dem Stoff und hob sie zu seinem Nacken.

Das veranlasste den Blondschopf die Augen aufzuschlagen und er stellte fest, dass Logan ihn fast genauso benommen ansah, wie er sich fühlte. Als hätte der andere sein Handeln genauso wenig unter Kontrolle wie June selbst.

Wortlos senkte er den Kopf erneut und diesmal war Logans Kuss ein klein wenig unsanfter als zuvor. Junes Lider schlossen sich erneut und seine Arme schlangen sich enger um den starken Hals. Streichelnd ließ der Blondschopf seine Finger über den kräftigen Rücken gleiten, kraulte Logans Nacken unter dem kurzen Haar und krallte sich dann einfach nur fest, als dessen Zunge sich zwischen seine Lippen schob und sachte den Umriss derselbigen nachzeichnete. June erschauderte, als seine Mundwinkel geküsst wurden und sich Logans Finger in die seidigen Locken in seinem Nacken gruben. Er bebte, hörte das Blut in seinen Adern rauschen und öffnete seine Lippen ganz automatisch, als Logan ihn erneut etwas stürmischer in Besitz nahm. Dennoch war der andere immer noch sanft, sodass June kein bisschen Angst verspürte, sondern nur das Verlangen nach mehr hatte. Er schlang seine Arme nur noch fester um Logans Hals und reagierte instinktiv auf das sachte Eindringen von dessen Zunge, kam dieser mit seiner eigenen entgegen und genoss die innigen Berührungen.

Daraufhin atmete Logan hörbar ein und hob dann den Kopf.

»L~logan…« Plötzlich verspürte June wieder Angst, dass der andere ihn stehen ließ.

»Sch…«

Der andere drückte ihm Küsse auf die Wange und erkundete dann mit seiner Zunge die Windungen von Junes Ohr, glitt über den Hals des Kleineren, bis er am Kragen angelangt war.

»Hm… du durftest nach Sonne…«, raunte Logan mit tiefer Stimme, die dem Blondschopf einen heißen Schauder über den Rücken rinnen ließ. Keuchend drückte der Kleine sich fester an den kräftigen Körper und das Keuchen ging in ein Stöhnen über, als er spürte, wie Logans Hände seinen Po umfassten und ihn leicht kneteten. Es waren große, kräftige Hände. June konnte ihre Wärme und ihre Kraft deutlich durch seine Hose spüren und diese Hände zogen ihn noch enger an den anderen.

Dann konnte der Kleine etwas Hartes an seinem Bauch spüren und als Logan ihn daran presste, entkam seiner Kehle erneut ein Stöhnen, diesmal jedoch ein überraschtes. Mit großen Augen schaute er zu dem Mann auf und wurde sich noch im selben Moment bewusst, dass es in seiner eigenen Hose ebenfalls zu eng wurde. June schluckte und seine Wangen glühten vor Verlegenheit, aber ein unbeschreibliches Glücksgefühl breitete sich dabei in ihm aus, denn das Logan erregt war konnte nur bedeuten, dass dieser ihn ebenfalls anziehend fand und ihn begehrte. Bei dem Gedanken daran wurden dem Blondschopf die Knie weich und als er in Logans Armen zusammensackte, glitt dessen Mund noch tiefer und blieb auf seiner Knospe liegen. June spürte die Glut durch sein Hemd und als der andere an seiner Brustwarze knabberte, schrie er erstickt auf.

Dann ließ Logan ihn sanft auf den Boden gleiten und legte sich auf ihn.

June wimmerte als er das Gewicht des anderen auf sich spürte, aber nicht aus Schmerz, sondern weil er gar nicht mehr erwarten konnte, dass der Mann endlich weiter machte. Er verzehrte sich nach jeder noch so kleinen Berührung, drängte sich ihm entgegen und stöhnte in den leidenschaftlichen Kuss, als Logan erneut seinen Po umfasste und sich fordernd an ihm rieb. Seine Knospen hatten sich verhärtet und reckten sich dem anderen entgegen. June krallte sich lustvoll an den breiten Schultern fest, legte den Kopf in den Nacken und drückte seine Brust raus, um Logan mehr Angriffsfläche zum verwöhnen zu geben. Sein Atem kam stoßweise und sein Herz wollte ihm fast aus der Brust springen. Er gab sich vollkommen hin, ließ zu, dass der andere ein Knie zwischen seine Schenkel schob und öffnete seine Beine von selbst ein Stück, denn die Enge in seiner Hose war nicht besonders angenehm.

»Bitte…«, kam es flehendlich über Junes Lippen und er nahm es noch nicht einmal bewusst wahr.

Doch Logan verstand ihn. June spürte, wie an seinem Hosenbund herumgenestelt wurde und kurz darauf fühlte er die Hand des anderen zwischen seinen Schenkeln. Stöhnend zuckte der Kleine mit der Hüfte nach oben. Er stand in Flammen und erbebte vor Lust, während Logan ihn sanft streichelte. Lasziv leckte er sich über seine trockenen Lippen, strich mit einer Hand über die Wange des Mannes und wollte ihn gerade von sich aus küssen, als dieser dem Kuss auswich.

Dann hielt Logan auch mit seinen Berührungen inne und blieb still liegen.

June brauchte einen kurzen Moment, bis sich sein lustverhangener Blick klärte und er schaute unsicher zu dem anderen auf.

»Logan?«

Mit steifen Bewegungen sprang der Mann plötzlich auf und June zuckte erschrocken zusammen.

»W~was ist denn los?« Verwirrt richtete der Kleine sich ein Stück auf und fühlte sich plötzlich so verlassen wie noch nie in seinem Leben. »Hab.. hab ich was falsch gemacht?«

Er war total verunsichert und das sah man ihm deutlich an.

»Ich bin ein Schwein«, sagte Logan durch zusammengebissene Zähne, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und den Kleine zurückließ. Zitternd zog June die Beine an seine Brust und umschlang sie mit den Armen. Warum hatte Logan ihn gerade jetzt sitzen lassen? Er verstand das nicht. Zwar hätte er dem Mann hinterher laufen können, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es nichts brachte. Zutiefst betrübt senkte er die Stirn auf seine Knie und begann leise vor sich hinzuweinen. Logans Reaktion hatte ihn tief verletzt. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Brust und June wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der andere zurück kam und ihn in den Arm nahm, ihm sagte, dass es ihm leid tat und ihm diese wunderschönen Zärtlichkeiten schenkte. Dennoch war June realistisch genug um zu wissen, dass dies nicht passieren würde.

Das alles… es hatte sich so wunderschön angefühlt… Die Berührungen, die Küsse… es war wie in einem Traum gewesen… eben zu schön um wahr zu sein.

Aber nun war es vorbei und bestimmt würde Logan es nicht noch einmal so weit kommen lassen. Vielleicht sollte er froh sein, dass es überhaupt so weit gekommen war.

June schluchzte. Wie sollte er je jemand anderes lieben können, wenn er immer Logans Hände auf seinem Körper spüren würde, die Glut, die sich in seinem Inneren ausgebreitet hatte, als ihre Lippen miteinander verschmolzen waren… June war sich absolut sicher, dass niemand anderes das bei ihm bewirken konnte. Schon gar nicht Billy, dessen Kuss ihn ja schon kalt gelassen, nein, dessen Kuss ihn angeekelt hatte.
 

Tbc
 

17/05/2011

© by desertdevil



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  eden-los
2011-05-19T15:06:04+00:00 19.05.2011 17:06
ich bin immer noch überrascht, dass logan an der stelle erst einsieht was er tut und abhaut. für june tuts mir natürlich leid.langsam kommen wir in die interessante phase. ^^

lg eden ;P
Von:  kaya17
2011-05-18T21:34:28+00:00 18.05.2011 23:34
Oh jetzt ist er noch verwirrter der arme. Ich bin bespannt
wie die beiden jetzt wohl miteinander umgehen werden.
Sehr interessant ihre entwicklung zu verfolgen
Von:  2you
2011-05-18T13:49:36+00:00 18.05.2011 15:49
o ich mag die Geschichte. Sie berührt mich total und ich konnte die Gefühle spüren und hätte mitweinen können. Warum nur??
Ich hoffe es iwrd alles gut.

Ich freu mich sehr auf die Fortsetzung :-)


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