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Mississippi Dreams

von

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Gewinner und Verlierer

Autor: desertdevil
 

Teil: Prolog
 

Beschreibung: June ist ein Junge der auf einer Plantage im Mississippi Delta aufgewachten ist und mit seiner Stiefmutter zusammenleben muss. Ihren Launen ausgesetzt muss er sich ziemlich viel gefallen lassen, da sein leiblicher Vater nicht ihm, sondern seiner zweiten Frau die Plantage hinterlassen hat. Diese lässt keinen Mann aus und bringt schließlich sogar einen Liebhaber mit nach Hause, den sie gedenkt zu heiraten. June ist damit überhaupt nicht einverstanden, stellt sich quer und macht sich damit nicht nur weiter seine Stiefmutter zum Feind, sondern auch ihren Liebhaber.

Sooo.. mehr will ich gar nicht voraus nehmen, ist eigentlich schon viel zu viel. ^^

Viel Spaß beim Lesen…
 

Disclaimer: Die Geschichte ist frei erfunden und gehört mir, einschließlich aller Personen die darin vorkommen. Wer ausleihen möchte, bitte vorher fragen.
 

Rating: PG-16
 

Warnung: lemon/lime, rape, romantik, yaoi
 


 

Prolog
 

Gewinner und Verlierer
 


 

Tanner Cloud spielte Stud Poker. Er rekelte auf seinem bevorzugten Stuhl. Mit dem Rücken zur Wand saß er an einem runden Tisch in dem kleineren drei der öffentlichen Salons auf dem Flussschiff Mississippi Belle.

Ein dünner Stumpen hing in seinem Mundwinkel, das dunkle Halstuch war gelockert und die langen, mit schwarzen Stiefeln bekleideten Beine waren lässig ausgestreckt. Die schöne, spärlich bekleidete Frau mit der fülligen Figur, die hinter ihm stand, ließ ihre Finger durch sein welliges, schwarzes Haar gleiten.

»Lass das, Alice!«, sagte er gedehnt. »Du raubst mir die Konzentration.«

Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu und bemerkte, wie sie zufrieden auf ihn herab sah, mit einem wollüstigen, anzüglichen Lächeln, das den anderen drei Männern am Tisch neidvolle Blicke entlockte. Doch Alice ignorierte sie. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich Tanner.

»Ach was.. nichts könnte dir die Konzentration rauben, Süßer«, flötete sie und fuhr mit ihren Finger liebevoll und einschmeichelnd über seine mit dunklen Bartstoppel überzogene Wange. Dann zog sie die Hand zurück, blieb aber hinter ihm stehen. Ihre Augen, wurden schmaler, als sie das Blatt in seiner hand betrachtete. Seine Augen, die von einem hellen und verblüffenden Himmelblau waren, wandten sich nun wieder vollkommen ausdruckslos den Karten zu. »Verdammt noch mal, Cloud, was haben sie vor?«

Der Mann zu seiner Linken, der Tanner nur als Hulton bekannt war, war gereizt, das lag klar auf der Hand. Der größte Teil seiner Scheine lag mitten auf dem Tisch. Die wenigen, die noch vor ihm lagen würden aller Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, und dann musste er eben ausscheiden. Er hatte bereits versucht seine Taschenuhr anstelle von Bargeld einzusetzen, doch es war ihm verweigert worden. Hier wurde professionell gepokert, man spielte um hohe Einsätze. Nur Bargeld wurde angenommen.

Hulton war in die Runde aufgenommen worden, weil er die erforderlichen zehntausend Dollar aufweisen konnte, die als Mindesteinsatz verlangt wurden. Wenn ihm das Geld ausging, und dazu würde es sicherlich in den nächsten Minuten kommen, schied er aus dem Spiel aus. So einfach war das. Und wie die übrigen Mitglieder hatte er diese Regeln gekannt ehe er sich an diesen Tisch gesetzt hatte.

Nervöse Verzweiflung spiegelte sich in den Augen des Mannes und ließ ein seltsames Mitleid in Tanner aufsteigen, in das sich Verachtung mischte. Aus den hohen Einsätzen des Mannes war deutlich ersichtlich, dass er das Blatt seines Lebens in der Hand hatte, oder es zumindest glaubte. Doch seine guten Karten würden sich für ihn nicht auszahlen, weil er nicht länger mitbieten konnte. In dieser Situation war Tanner selbst schon ein paar Mal gewesen, deswegen konnte er Hultons Enttäuschung nachvollziehen. Trotzdem.. Der Mann hätte gar nicht erst spielen sollen, wenn er nicht mit einem Achselzucken und einem Lächeln auf den Lippen verlieren konnte. Dann hatte er unter Kartenspielern absolut nichts verloren.

Tanner hoffte nur, dass er nicht irgendwo eine Frau und eine Horde Kinder hatte, die fest mit dem Geld rechneten, das Hulton gerade verspielt hatte. Andererseits ging ihn das überhaupt nichts an.

Tanner war jetzt schon seit zehn Jahren professioneller Spieler, seit er als junger Kerl von sechszehn Jahren mit einem Flaum im Gesicht an Bord seines ersten Schaufelraddampfers gegangen war. Derart ablenkende Gefühlsregungen – wie Mitleid mit einem Gegner – hätten ihm fern liegen müssen. In diesem Augenblick hätte nur eins seine Aufmerksamkeit beanspruchen dürfen – nämlich das Spiel!

In der letzten Zeit neigte seine gerühmte Konzentration jedoch zum Abschweifen und das war überhaupt kein gutes Zeichen. Nach diesem Spiel würde er vielleicht eine Zeit lang aussetzen, überlegte Tanner. Wenn es der Gewinn hergab vielleicht eine Reise unternehmen. Und das ganz sicher nicht auf einem Flussschiff! Inzwischen hatte er Flussschiffe so satt wie das Pokern. Diese Erkenntnis, die ihm ausgerechnet jetzt kam, kurz vor einem Gewinn, vor einem sehr großen Gewinn noch dazu, machte ihm Sorgen.

Nahezu unmerklich runzelte Tanner die Stirn und gab sich dann innerlich einen Ruck, um sich wieder in den Griff zu kriegen. Jetzt darüber nach zu denken… Das konnte er sich beim besten Willen nicht leisten! Er musste sich ganz auf das Spiel konzentrieren.

Wenn Tanner richtig rechnete – und er hatte für Zahlen fast ein ebenso gutes Gespür wie für Karten – dann lagen jetzt einundvierzigtausendzweihundertundsechs Dollar auf dem Tisch.

Das war ein Vermögen! Und wenn seine Glückssträhne noch ein klein wenig länger anhielt und er sich nicht von Hultons misslicher Lage zu Tränen rühren ließ, gehörte es ihm.

»Ich gehe mit und erhöhe um zweihundert.« Tanner nahm von den Scheinen vor sich und warf sie auf den Stapel in der Mitte. Er wandte sich nicht direkt an Hulton, sondern richtete seine Bemerkung an Davis, der rechts neben ihm saß.

Hulton war jetzt an der Reihe. Finster sah er seine Karten an, bevor er sie fluchend auf den Tisch knallte.

»Ich bin draußen«, sagte er bitter, schnappte die wenigen Scheine, die ihm noch geblieben waren, während er den Haufen in der Tischmitte so ansah, als hätte er ihn ebenfalls gerne sofort eingesteckt. Geräuschvoll kippte sein Stuhl um, als der Mann aufsprang und sich halb abwandte. Dann drehte er sich aber doch noch einmal um, beugte sich vor, stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte und ließ seine Blicke mit loderndem Hass über die drei verbliebenen Spieler gleiten. Unter den Zuschauern erhob sich ein Raunen und Murren, manche wichen vor Hulton zurück.

Tanners Augen drückten täuschende Gleichgültigkeit aus, als er von seinen Karten aufblickte und Hulton ausdruckslos ansah. Ein Mord wegen wesentlich geringerer Verluste als der, den Hulton gerade erlitten hatte, war nichts Ungewöhnliches. Das hatte Tanner im Laufe der Jahre oft genug erlebt. Aus diesen Gründen war das Tragen von Waffen an Bord verboten. Der Kapitän der Mississippi Belle legte größten Wert darauf, doch Tanner war trotzdem vorbereitet.

Die kleine Pistole, die er sich speziell hatte anfertigen lassen, steckte in einem Halfter in seinem Stiefel. Sollte Hulton auch nur eine falsche Bewegung machen, hatte er nur noch wenige Sekunden zu leben!

Im Gegensatz zu Tanner, war Hulton anscheinend unbewaffnet. Lediglich sein finsterer Blick glitt über die Spieler der Runde und dabei arbeitete sein Kiefer unaufhörlich, ehe er einen abscheulichen Fluch ausstieß und sich wieder abwandte. Ein wenig ängstlich machten die Zuschauer ihm sofort Platz und Tanner behielt ihn im Auge. Hulton hatte einen verzweifelten Eindruck gemacht und ein Verzweifelter konnte gefährlich sein. Allerdings.. Wenn Hulton mit dem Gedanken an Gewalttätigkeit gespielt hatte, hatte er es sich anscheinend doch noch anders überlegt. Im Herausgehen griff sich Hulton seinen Hut vom Ständer, drückte in sich in einer immer noch wütenden Bewegung auf den Kopf und verließ mit eiligen Schritten den Salon, ohne noch einmal einen Blick zurück zu verschwenden.

Sowie die Türen hinter ihm zuschlugen, wandte sich Tanner wieder seinen Karten zu und das Spiel wurde ohne weitere Verzögerungen fortgesetzt.

Als es vorbei war, war Tanner wie erwartet rund fünfundvierzigtausend Dollar reicher.

»Und das mit einem Pärchen Dreier«, hauchte Alice ihm ins Ohr, als sie ihm einen leidenschaftlichen Siegerkuss gab. Nun, da das Spiel aus war, konnte Tanner sich entspannen. »Tja.. was zählt ist nicht so sehr, was man hat..« Er zwinkerte ihr zu. »Sondern wie man es einsetzt«, meinte er mit einem anzüglichen Grinsen, während sich seine Hände auf ihren rundlichen Hintern legten und leicht zukniffen, um seinen Worten den richtigen Ausdruck zu verleihen. Sie kicherte hell, begann zart an seinem Hals zu knabbern und Tanner nahm einen Packen Scheine und stopfte diesen in den verführerischen Spalt ihrer Brüste.

»Oh, Cloud…«, hauchte sie erstaunt und mit großen Augen, als sie das kühle Knistern der Banknoten spürte. Augenblicklich wandte sie sich von seinem Hals ab, um das Geld aus ihrem Ausschnitt zu fischen.

»Als Anerkennung, dass du mir Glück gebracht hast«, sagte er und kniff sie noch einmal leicht in den Hintern. Automatisch quietschte sie auf, gab ihm noch einen Kuss und wandte sich ab, um ihr Geld zu zählen. Tanner grinste breit, während er sie musterte. Alice hatte einen mindestens so harten Schädel wie er auf den Schultern sitzen.

Das sie Männer mochte, lag zweifelsfrei auf der Hand, vor allem ihn mochte sie. Aber noch lieber war ihr Geld. Bereits bei der bloßen Berührung der Banknoten lief ihr ein Schauder über den Rücken.

Als Tanner sich erhob, wurden ihm viele Glückwünsche entgegen geworfen. Mit einem Nicken und ein paar Scherzen nahm er sie entgegen. Dabei war ihm bewusst, dass ihn fast alle Anwesenden im Salon beobachteten, während er seine Gewinne in seinen Hut schaufelte.

Es war ein guter Gewinn und noch dazu ein sauberer. Bereits vor Jahren hatte er gelernt Asse verschwinden zu lassen, Karten von unten aus zu geben, aber auch alle anderen Tricks die ein Spieler können musste, wenn er überleben wollte. Er machte es nicht gerne, nur wenn es sein musste. Aber diesmal war es ja nicht nötig gewesen und deshalb freute er sich umso mehr über seinen Sieg. Noch ein paar solche Gewinne und er konnte sich ein Stück Land kaufen. Dann konnte er endlich den Fluss und den Gestank des Mississippischlamms hinter sich lassen und vergessen!

Schließlich verließ Tanner den Salon, sah sich vorsichtig auf dem Deck nach allen Seiten um. Eine so große Summe wollte er nicht länger als nötig bei sich behalten. Es war spät am Abend, nein, besser gesagt früh am Morgen. Die meisten Passagiere hatte sich längst in ihre Kabinen zurück gezogen. Ein einziger Unbekannter stand an der Reling und hielt diese umklammert, während er auf das Ostufer des Flusses hinaus starrte.

Es war Dezember und der Regen hatte den Strom anschwellen lassen, der seltsam nach Würmern roch. Keine einzige Wolke war am Himmel, die Sterne funkelten am blauschwarzen Himmel und ein leichter Wind fegte über das Deck. Der Vollmond warf genügend Licht, sodass das schlammige braune Wasser und auch die unteren Decks zu sehen waren. Nur das rhythmische Plätschern des Schaufelrades und die Stimmen aus dem Salon , den er gerade verlassen hatte, störten die Ruhe der Nacht. Alles schien in Ordnung zu sein, doch Tanner war nur so alt geworden, weil er nie ein Risiko einging. Er bückte sich, zog die Pistole aus seinem Stiefel und legte sie auf das Geld in seinem Hut. Erst dann machte er sich auf den Weg zu seiner Kabine. Gleich am Morgen würde er seine Gewinne im Büro des Zahlmeisters abgeben und dann würde das Geld die weitere Reise über bis nach New Orleans im Tresor der Mississippi Belle zurücklegen.

In New Orleans würde er das Geld zur Bank bringen und damit würde sich der nette kleine Notgroschen, den er sich angespart hatte mehr als verdoppeln. Irgendwann, nicht mehr allzu weit in der Zukunft würde er das Leben als Spieler aufgeben, sich ein Stück Land kaufen und sich den Lebensunterhalt auf redliche Weise verdienen.

Wenige Stunden später schlief Cloud in seiner Kabine. Er erwachte von dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte und das er in Gefahr war. Augenblicklich war er hellwach, denn sein Lebensstil als Spieler hatte über mehrere Jahre seine Sinne geschärft. Daher spürte er genau, dass außer ihm noch jemand in der Kabine war. Und bei diesem Jemand handelte es sich nicht um Alice, die nackt neben ihm lag und tief und fest schlief. Dieser Jemand, schlich sich gerade in dem Moment auf das Bett zu, wenn er sich nicht irrte.

Es war stockfinster in der Kabine, weswegen er nicht das geringste erkennen konnte. Lautlos griff Tanner unter sein Kissen. Seine Hand schloss sich um die Pistole, zog sie heraus und richtete sie auf den Eindringling, dessen Gegenwart er spürte, wenn er ihn auch nicht sah.

»Wer Sie auch sind… bleiben Sie auf der Stelle stehen, oder ich…«, weiter kam er nicht, denn als seine Augen endlich den dunklen Umriss erkennen konnten, der sich durch die finstere Kabine schlich, brach der Teufel los. Tanner entsicherte die Waffe, während plötzlich ein Schatten auf dem Boden vor dem Bett zum Leben erwachte und dort aus der Dunkelheit aufragte, wo er nichts vermutet hatte. Der Mann fluchte heiser.

In seiner Verblüffung reagierte Tanner mit einem Reflex, setzte sich blitzschnell auf und riss die Mündung der Pistole zu der neuen Gefahr herum. Ehe er sich jedoch orientieren konnte, , ehe er sich so weit von seinem Schock erholt hatte, um das Ziel zu erkennen und einen Schuss abzugeben, sah er, wie das Licht auf der Klinge eines Messers schimmerte, das gefährlich schnell näher kam, zu nah…

»Ahhh!«, schrie Cloud auf, als sich das Messer durch das Fleisch seiner Hand schnitt, in der er die Pistole hielt. Am Anfang spürte er die Klinge eiskalt, dann schien die verwundete Stelle zu explodieren vor Hitze und Schmerz, als seine Hand mit der Handfläche auch noch nach unten gegen die Matratze gepresst wurde. Einen zweiten Aufschrei unterdrückte Cloud mühsam, verzog nur gequält das Gesicht.

»Cloud!« Neben ihm erwachte Alice jäh aus ihrem Schlaf.

»Jetzt komm endlich! «, rief der Mann nervös, der näher an der Tür stand, riss sie auf und winkte seinen Partner hektisch zu sich.

Als das matte Licht durch die geöffnete Tür fiel, erkannte Tanner den zweiten Mann. Es war Hulton. Dann sah er den Umriss seines eigenen großen Stiefels, in dem er seine Gewinne versteckt hatte.

»Verdammt und zum Teufel!«, fluchte er und jeglicher Schmerz war vergessen. Hart schloss sich seine unverletzte Hand um das Messer und zog es aus der Wunde. Nur eines herrschte in seinem Kopf vor. Das Geld! Er musste sein Geld wieder an sich bringen…

Sobald seine Hand frei war, sprang er aus dem Bett, schnappte sich die Pistole, die auf das Laken gefallen war und rannte so schnell er konnte hinter den Dieben her, die ihm seinen Gewinn abspenstig gemacht hatten. Er war so auf sein Ziel fixiert, dass er gar nicht merkte, wie das Blut aus seiner Handfläche strömte und warm auf seine Beine tropfte. Nichts drang zu ihm durch, weder der Schmerz, noch dass er splitterfasernackt über das Deck rannte.

Mit großen Sätzen verfolgte er die Kerle, die ihn natürlich bemerkt hatten und aufs untere Deck flüchteten. Er schrie, wusste aber nicht, was er sagte.

Hinter ihm kreischte Alice, die hinter ihm herlief und alarmierte mit ihrem Geschrei den Wachoffizier. Dieser kam daraufhin von der Brücke, war aber zu weit weg um Tanner eine Hilfe zu sein. Die Mistkerle hatten ein Boot an die Reling gebunden. Tanner verfluchte dieses Pack, als er das Boot zu Gesicht bekam.

»Riplay!«, rief Hulton seinem Komplizen zu, der gut zwei Meter vor ihm war. Der Mann drehte den Kopf um, ohne jedoch langsamer zu laufen. Als Tanner gerade die Hand hob und stehen blieb, um sein Ziel anzupeilen, da er mit der linken Hand nie so gut hatte schießen können wie mit der rechten, warf Hulton den Stiefel. Der Mann, der ihm voraus lief, fing ihn auf, hatte die Reling gerade erreicht und wollte ins Boot springen.

Im gleichen Moment hatte Cloud die Mündung seiner Waffe herum gerissen und zielte nun auf den Mann, der jetzt den Stiefel in der Hand hielt.. auf den Mann mit SEINEM Geld.

Er drückte ab. Der Schuss hallte noch laut in seinen Ohren wieder, als der getroffene Dieb aufschrie, im Kreis taumelte und mit einem lauten Poltern auf dem Deck zusammenbrach. Trotz der keineswegs optimalen Vorraussetzungen hatte Tanner seinen Hinterkopf genau getroffen.

Während der Mann sich noch im Todeskampf wand, sprang Hulton mit einem Satz über ihn hinweg, löste das Tau von der Reling und hechtete ins Boot. Die Mississippi Belle tuckerte weiter voran, während Hulton heftig in die entgegen gesetzte Richtung ruderte, bis er schließlich im dunstigen Morgengrauen verschwand.

Cloud schenkte den Schritten, die sich ihm von hinten näherten, keine Beachtung, ebenso wenig wie Hultons Flucht. Der Stiefel war nirgends zu sehen, doch er ging zu dem Toten, drehte ihn um und entdeckte ihn unter ihm.

Eine Woge der Erleichterung spülte über ihn hinweg, als er sich hinkauerte, um sich sein Geld zurück zu holen. Zum ersten Mal nahm er nun auch den Schmerz in seiner Hand wahr.

Verdammte Hölle noch mal, wie das weh tat!!

Aber das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, der ihn durchzuckte, als er in den Stiefel sah, mit der linken Hand tief hinein griff und feststellen musste, dass er leer war.

»Diese gottverdammten Dreckskerle!!«, schrie er wie von Sinnen und sprang fuchsteufelswild auf. Er rannte an die Reling und sah finster in die Richtung, in die das Beiboot verschwunden war.

Ihm wurde in diesem Moment nur allzu klar, dass dieser miese Betrüger Hulton den Stiefel nur geworfen hatte, um ihn irrezuführen, dass er das Bargeld jedoch bei sich behalten hatte. Wütend darüber, so reingelegt worden zu sein, ballte er ungeachtet der Schmerzen beide Hände zu harten Fäusten und schlug auf die Reling.

»Sie haben ihn erschossen, Mr. Tanner…«, hörte Cloud die Stimme des jungen Unteroffiziers wie durch einen Nebel. Die Ehrfurcht und Besorgnis, die in dem Tonfall lagen, ignorierte er geflissentlich. Hart malmten seine Kiefer aufeinander und er starrte noch immer in die Dunkelheit. Allmählich kämpfte sich jedoch der Schmerz zurück in sein Bewusstsein und Tanner öffnete die Fäuste und ließ die Hände sinken.

»Dieser Scheißkerl!«, fluchte er voller Abscheu. Wenn er sich nicht entschloss seinem Geld hinterher zu schwimmen, würde keine Verfolgung aufgenommen werden – das wusste er. Es war keine Sache von Minuten einen Raddampfer umkehren zu lassen. Selbst unter den besten Bedingungen war es verzwickt und konnte eine Stunde, wenn nicht länger dauern.

Die Mississippi Belle würde die Verfolgung des Diebes nicht aufnehmen.

Cloud konnte nur hoffen, dass sie in der nächsten Stadt anhalten würde, damit er den Diebstahl melden konnte. Doch selbst das würde ihm wohl kaum etwas nutzen.

So schwer es für ihn auch war.. Er musste sich eingestehen, dass sein Gewinn wohl verloren war. Tief atmete er ein paar Mal ein und aus, um keinen Tobsuchtanfall zu bekommen. Dann wandte er sich von der Reling ab, drehte sich zu dem Toten um und konnte kaum wiederstehen, der Leiche einen Fußtritt zu verpassen. Wütend schnaubte er. Es war aber auch das einzige, was er an Emotion zeigte. Den Rest seines tobenden Inneren hielt er gut hinter seiner versteinerten Miene verschlossen.

»Hier, Liebling.«

Alice war schnaufend hinter dem Schiffsoffizier aufgetaucht, der neben der Leiche kniete, die er immer noch verächtlich und voller Hass betrachtete. Sie hielt ihm ein Bettlaken hin. Tanner sah, dass sie sich in die Bettdecke gehüllt hatte, unter der sie beide gelegen hatten, und er stellte fest, dass er splitternackt im kühlen Morgengrauen auf dem Deck stand und sich bereits neugierig Hälse aus den offenen Türen der nächsten Kabinen nach ihm verrenkten.

Ruppig nahm er das Laken und schnürte es sich um die Taille, während sein Blut auf den weißen Stoff rann und ihn leuchtend rot färbte.

»Oh Cloud… deine Hand…«, jammerte Alice.

»Zum Teufel mit meiner Hand!«, fauchte er und unterbrach sie barsch.

»Diese Scheißkerle haben mein Geld gestohlen… Hulton und der hier! Wer zum Teufel ist das überhaupt? Ich hab den Kerl in meinem ganzen Leben noch nie gesehen.«

Mit zornesfunkelnden Augen sah er auf den Toten hinunter und konnte sich gerade noch beherrschen ihm nicht doch einen Tritt zu verpassen.

»Ich glaube er heißt Riplay. Logan Riplay. Er ist in St. Louis an Bord gekommen.«

Der Schiffsoffizier stand auf.

»Mr. Tanner, ich spreche sie ungern gerade jetzt darauf an, aber da wäre die Sache mit ihrer Pistole…« Leichte Unsicherheit schwang in der Stimme des jungen Mannes mit, doch seine Augen zeigten Anteilnahme und Verständnis.

Dennoch. Entweder streckte er aus Tollkühnheit oder aus Dummheit die Hand nach Clouds Waffe aus. Der Dunkelhaarige sah ihn einen Moment lang ungläubig an, überließ ihm dann aber kopfschüttelnd und ohne ein Wort zu sagen mit zusammengepressten Lippen die Pistole.

»Vielen Dank. Ich bin sicher, dass man sie nicht gerichtlich belangen wird…«

»Gerichtlich belangen?«, echote Cloud böse lachend, als ihm die Worte zu Ohren kamen und es war kein angenehmes Geräusch. Seine rechte Hand, von der das Blut immer noch tropfte, hing matt an ihm herunter und pochte und schmerzte, als hätte der Teufel persönlich mit seine Mistgabel zugestochen, aber das war Clouds geringste Sorge.

»Gerichtlich belangen? Mir sind gerade fünfundvierzigtausend Dollar gestohlen worden, und Sie glauben, ich mache mir Sorgen gerichtlich belangt zu werden, weil ich den Mistkerl erschossen habe, der das getan hat? Mir macht nur Sorgen, wie ich mein Geld wieder bekomme!«, schnaubte er und war drohend und mit vernichtendem Blick einen Schritt auf sein Gegenüber zugegangen.

»Ja, gewiss…« Voller Respekt trat der Schiffsoffizier zurück und hob beschwichtigend die Hände. Gerade wollte er etwas sagen, als plötzlich eine andere Person übers Deck brüllte.

»Mr. Smithers! Mr. Smithers, was um Himmels Willen geht hier vor?«

Jemand hatte anscheinend den Kapitän aus seiner Kajüte geholt, denn er kam schnellen Schrittes auf sie zu und knöpfte noch im Gehen sein Hemd zu.

Mr. Smithers, der Offizier, schien darüber erleichtert zu sein, seinen Vorgesetzten zu sehen. Er beendete seinen Satz nicht, wie immer er auch gelautet haben mochte und eilte auf den Kapitän zu, um sich flüsternd mit ihm zu besprechen.

Alice stellte sich neben Tanner und tätschelte beschwichtigend seinen kräftigen nackten Arm, während er erneut finster auf die Leiche des Mannes herab schaute, den er getötet hatte.

»Du schuldest mir noch etwas, Logan Riplay«, knurrte er an die Leiche gewandt. »Du schuldest mir noch etwas, du mieser Dieb, und du kannst dich drauf verlassen, dass ich es mir wieder hole!«
 

Tbc…
 

Soo.. der Prolog ist fertig. Doch jetzt geht’s erst richtig lohoooos.. ^^ *freu*

Ist so eine Story, die eher zwischendurch entstanden ist. Trotzdem liegt sie mir inzwischen sehr am Herzen.

Kommis und Kritik sind wie immer sehr erwünscht.

*Kekse verteil*
 


 

© by desertdevil



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-06-07T13:48:07+00:00 07.06.2011 15:48
Einen schönen guten Tag! ^^

Dein Titel sprang mich an. XD Ich muss gestehen, dass ich mich über Kurzbeschreibungen freue, aber sie nicht nochmal im Prolog lesen muss... oder im zweiten Kapitel oder im... aber wie ich beim Durchklicken gesehen habe, hast du es inzwischen aufgegeben. Also sage ich einfach nichts mehr dazu. ^^
Nicht dass du jetzt den falschen Eindruck von mir bekommst! Es passte irgendwie nicht zum Gesamtbild, was schon ein sehr gutes ist. Deine "Fanfic"liste ist ausgesprochen kurz und du scheinst stetig daran zu arbeiten. Unbeendete nicht vergessene Geschichten... aber ich schweife ab. Dann mal los zum Text, nicht wahr?

Vielleicht ist die erwähnte Warnung ganz gut, allerdings kann man es ziemlich schnell in den falschen Hals bekommen. Ja, ich wollte es lassen, da hatte ich aber noch nicht das kleine Wort rape gelesen. Jetzt bin ich erstrecht skeptisch.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich pingelig bin? Nun, je besser die Geschichte, desto schlimmer wird es. ;)
Er rekelte auf seinem bevorzugten Stuhl.
Wäre hier ein sich nach räkelte angebracht?
Alles weitere ist bisher fantastisch. ^^

Diese Erkenntnis, die ihm ausgerechnet jetzt kam, kurz vor einem Gewinn, vor einem sehr großen Gewinn noch dazu, machte ihm Sorgen.
Manchmal sind Wortwiederholungen klasse, aber hier weiß ich nicht, ob man das zweite Gewinn nicht einfach weglassen könnte.

Keine Sorge, ich mache mich hier jetzt nicht auf unnötige und sinnlose Fehlersuche. Zumal in diesem Text kaum oder vielmehr keine vorhanden sind, er schon ein paar Tage hinter sich hat und so bleiben kann und soll wie er ist. ^^

Im Herausgehen griff sich Hulton seinen Hut vom Ständer, drückte in sich in einer immer noch wütenden Bewegung auf den Kopf...
Hier fehlt nur ein kleiner Buchstabe, aber ich bin dadurch hängengeblieben. drückte ihn sich

»Sondern wie man es einsetzt«, meinte er mit einem anzüglichen Grinsen, während sich seine Hände auf ihren rundlichen Hintern legten und leicht zukniffen, um seinen Worten den richtigen Ausdruck zu verleihen.
Diese Szene! Von Anfang an bis jetzt habe ich deutlich Maverick und andere Filmstreifen vor Augen - sorry, ich bin nunmal ein Filmliebhaber, kann ich nicht ändern - und ich finde es so großartig!
Dein Charakter Tanner ist so lebendig und 3D. ^___^

Es war stockfinster in der Kabine, weswegen er nicht das geringste erkennen konnte.
Da du ja anscheinend Ahnung zu haben scheinst, frage ich einfach dich. Der ein oder andere würde hier dazu tendieren geringste groß zu schreiben, weil es ja ein Nomen wäre? Entspricht das Tatsachen, was wäre richtig und wie kriege ich die Regel in meinen Kopf? Irgendwelche Vorschläge? Ich würde es genauso schreiben, wie es bei dir im Text steht...

Ehe er sich jedoch orientieren konnte, , ehe er sich so weit von seinem Schock erholt hatte...
Hier habe ich einfach nur ein überflüssiges Komma gesehen. Die Szene ist im Übrigen wunderbar beschrieben!

Okaaaayyyy, JETZT bin ich mehr als neugierig, wie das alles zum Rest passen wird. Und die Skepsis hätte ich mir sparen können. ;)

Ist so eine Story, die eher zwischendurch entstanden ist.
Angeber. XD

Was soll ich sagen? Alles einfach fantastisch. Inhaltlich, Stilistisch, Orthographisch. Was will man mehr?

Liebe Schreibziehergrüße,
Gaemon
Von:  me-luna
2010-02-22T13:30:49+00:00 22.02.2010 14:30
wow, das ist verdammt spannend.
und äußerst vielversprechend.
absolut spannendes szenario, das liest man wirklich sehr selten.
mir hat dein prolog sehr gut gefallen und jetzt warte ich hibbelig auf mehr. ^^

lg
Von:  ApfelringDeluxe
2010-02-21T23:40:22+00:00 22.02.2010 00:40
uhhh spannender, actionreicher Prolog!
Was er sich wohl als Ersatz holt, einen kleinen, süßen Uke!?
Schnell mehr!
LG


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