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Legenden der Verdammnis

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Die Angst vor dem Unbestimmten

Tenten liebte Musik. Am meisten hörte sie Gothic Logic und Aural Vampire, und das eigentlich wann immer es möglich war. Sie lebte bei ihren Eltern, und in ihrem Zimmer spielte sie die Musik so laut sie durfte. Wenn sie zur Schule ging und ihre beste Freundin einmal wieder krank war, dann stöpselte sie sich ihre Kopfhörer rein und ließ den Mp3 Player sogar während des Unterrichts laufen. Natürlich sehr leise und nur, wenn sie keine Angst haben musste erwischt zu werden.

Musik bedeutete Tenten einfach alles. Ging es ihr schlecht, dann brachte sie die Musik wieder auf die Beine. Mit Musik ließ sich feiern, und eine Party ohne Musik – gab es das überhaupt?

Tentens zweite Leidenschaft galt der Mode. Vor allem mochte sie es dunkel und verrückt. In ihren Haaren trug sie manchmal schrille Farben, aber ansonsten hielt sie es mit grau und schwarz. Und nicht nur was ihre Klamotten anging – auch in ihrem Zimmer hatte sie alles so eingerichtet, wie es ihr am besten gefiel, und was zu ihr passte.

Und Tenten mochte es mystisch und dunkel.

Die Gothic Szene in Japan war recht klein, und es gab auch nur wenige Treffpunkte in Tokio, aber immer wenn sie konnte, war sie auch dabei. Ihre Eltern sahen es nicht gern, aber sie akzeptierten ihre Tochter wie sie war. Und zudem – und das war auch der ausschlaggebende Punkt für die Eltern – war ihre beste Freundin vollkommen „normal“.

Sakura Haruno lief in vernünftigen Klamotten herum, hörte vernünftige Musik und gab sich so vernünftig, wie sich Eltern die beste Freundin ihrer Tochter nur wünschen konnten. Sie wussten, dass Sakura Tenten zurückhielt, auf sie aufpasste und immer nach Hause brachte, wenn es Zeit war. Mit Sakura gab es nie Schwierigkeiten, wie mit manch anderen Freundinnen, die Tenten einmal gehabt hatte. Und das, obwohl Sakura auch erst sechzehn war.

Tenten fragte sich selbst manchmal, wie Sakura schon so erwachsen sein konnte. Und manchmal ärgerte es sie auch. Sakura war die beste Freundin der Welt, aber ebenso war sie auch wie ein aufpasserischer Hund, der einfach alles roch. Sie konnte schlimmer als ihre Eltern sein, wenn Tenten auf einer Party zum Beispiel trinken wollte.

„Du bist minderjährig!“, schimpfte Sakura dann, und die Flasche war schneller aus ihren Händen, als sie gucken konnte. „Du kannst dich betrinken, wenn du achtzehn bist. Und das ist noch eine Weile hin!“

Und meistens folgte dann ein Vortrag über die furchtbarsten Dinge, die unter Alkoholeinfluss passieren konnten. Und so wenig Sakura zuweilen reden wollte – in so einer Situation hielt sie fünf Minuten aus, ohne Luft zuholen.

Aber Tenten nahm es hin. Meistens zumindest. Sakura bedeutete ihr sehr viel, denn sie war immer für sie da, und das Tag und Nacht. Egal welche Probleme sie plagten; Sakura war da, und das kompromisslos. Sei es wegen einem Jungen, den Eltern oder schlechten Noten – Sakura wusste zu allem ein aufmunterndes Wort zu sagen, und es war selten, dass sie keine Lösung parat hatte.

Sakura war einfach jemand für sich. Sie war hübsch und klug, und sie war bei Mädchen und Jungen gleichermaßen beliebt.

Hier und da ertappte sich Tenten dabei, wie sie manchmal neidisch wurde, denn bei Sakura schien alles zu funktionieren. Da war es egal, ob es eine knifflige Aufgabe in Mathe war, oder eine idiotisch schwere Übung in Sport. Sakura gelang alles, und es kostete sie nicht einmal Mühe. Tenten dagegen tat sich oft schwer, und nur im Sportunterricht konnte sie ihrer besten Freundin das Wasser reichen. Es gab nicht wenige, die deswegen eifersüchtig auf Sakura waren, aber Tenten schämte sich für diese Gefühle. Dass sie sie nicht ändern konnte, machte es nur schwerer.

Doch auch Sakura hatte Probleme. Tenten hatte lange gebraucht, um ihr irgendetwas aus der Nase ziehen zu können. Ihre Freundin tat immer unbeschwert, und doch war sie oft krank und wollte nicht einmal Tenten sehen. Häufig fehlte sie sogar jede zweite Woche, und eigentlich stellte jeder Schulkamerad die Frage nach dem Warum.

Sakura hatte Tenten zwar irgendwann erzählt, dass sie sehr anfällig gegenüber Viren war, aber so recht glauben konnte sie es bis heute nicht. Allerdings wollte Tenten auch nicht aufdringlich werden. Sakura lebte erst seit einem Jahr in Tokio, und das ganz alleine. Ihre Eltern arbeiteten in China bei einer großen Produktionfirma und hatten nur wenig Zeit für ihre Tochter. Sakura flog selten zu ihnen, und nie kamen sie nach Japan. Sie hatten den Geburtstag ihrer Tochter übergangen, und sie waren auch nicht zum großen Frühlingsfest der Stadt gekommen. Stattdessen war Sakura mit Tenten und ihren Eltern hingegangen, und auch bei dem Sommerfest im nächsten Monat würde es so sein.

Manchmal war Tenten wirklich wütend auf Sakuras Eltern, und sie verstand nicht, warum ihre Freundin es so einfach hinnahm.

„So ist das nun mal“, hatte sie einmal gesagt. „Außerdem bist du meine Familie, Tenten. Du bist das Wichtigste für mich, und es reicht mir, wenn du da bist.“

Sakura sprach nicht viel über sich, und am wenigsten sprach sie über ihre Familie in China. Nachvollziehen konnte es Tenten nicht, doch fand sie sich damit ab. Etwas anderes ließ Sakura auch nicht zu.

Stur konnte sie sein, und dass wie ein Esel.

Auch heute, als Sakura wieder in der Schule gefehlt hatte und Tenten ihr die Hausaufgaben hatte bringen wollen – da hatte sie ihr am Telefon erklärt, dass es unnötig sei. Tenten hatte protestiert und gemeint, übermorgen würde darüber ein Test geschrieben werden, aber Sakura hatte einfach auf Durchzug gestellt und über das schöne Wetter gesprochen. Also hatte Tenten nachgeben müssen; wie immer eigentlich …

„Hat sie eben Pech!“, fluchte Tenten in sich hinein und hielt an einer roten Ampel. Sie war gerade auf dem Weg nach Hause, doch von hier war es auch nicht weit bis zu Sakura. „Hey, pass doch auf!“, rief sie dann laut, als jemand an ihr vorbei rannte ohne auf Grün zu warten. Idioten …

Tenten drehte ihre Musik leiser, überquerte die Straße und entschied sich eine Abkürzung zu nehmen. Auch das war so eine Sache, in der Sakura wie eine alte Oma tat: Sie begleitete Tenten eigentlich immer nach Hause, aber von dieser Abkürzung hielt sie nichts.

„Da wird man doch überfallen“, lachte sie, wenn Tenten das Thema anschlug. „Da sind kaum Menschen und die Gegend ist echt düster. Zudem tut uns Bewegung gut, immerhin sitzen wir den halben Tag!“

Im Winter gab Tenten ihrer Freundin Recht. Wenn es zeitig dunkel wurde, hatte sie auch Angst durch dieses Viertel zu laufen, aber heute? Die Sonne schien, und es war gerade einmal fünfzehn Uhr. Da würde sie kaum von einer brutalen Motorradgang überfallen werden!

„Und wenn, dann bist du Schuld“, murmelte Tenten zu sich selbst und schlug die Richtung ein, die durch die zerfallene Fabrikanlage führte. Hier wurden bis vor ein paar Jahren noch allerlei Elektronikartikel hergestellt, bis man jedoch herausfand, dass die Hälfte Schwarzarbeiter waren. Die Fabrik musste geschlossen werden, und niemand fand mehr Interesse an dem Gelände.

Tenten suchte sich einen Weg durch den gelagerten Müll und seufzte, als sie endlich die andere Seite der Anlage erreichte. Auch wenn sie Sakura nicht Recht geben wollte, so machte der Ort doch einen beängstigenden Eindruck auf sie, und irgendwie fand sie ihn auch trotz des Sonnenscheins düster.

Es war einfach ein einsamer Ort, der in Vergessenheit geraten war. Das war kein schöner Gedanke.

Tenten war erleichtert, als sie das Eisentor auf sich zukommen sah. Dahinter lag die Nebenstraße, die direkt in ihre Straße mündete. Auf diesem Weg konnte man gute zehn Minuten sparen, und abgesehen von dem erdrückenden Gedanken, war es eine angenehme Abkürzung. Von wegen Motorradbanden …

„Huh?“ Tenten blinzelte erschrocken und stellte ihre Musik aus, als sie dachte etwas hinter dem großen Müllcontainer gesehen zu haben. Sie packte ihren MP3 Player ein und lief schneller, doch kurz bevor sie das Tor erreichte, blieb sie noch einmal stehen.

War sie denn ein Angsthase, der sich von seiner besten Freundin einschüchtern ließ? Niemals!

Tenten atmete tief durch und lief zu dem Container hinüber. Vielleicht war es ein verletzter Hund und brauchte Hilfe, oder ihre Augen hatten ihr nur einen Streich gespielt. Auf jeden Fall war sie kein Feigling, und das konnte sie sich am besten beweisen, wenn sie nachschauen ging.

Tenten holte abermals Luft und lugte um die kurze Seite des Containers. Sie sah nichts außer noch mehr Müll, doch dann bemerkte sie den Raum zwischen Mauer und Container. Es wurde ihr doch etwas unheimlich und sie musste daran denken, wie dort plötzlich etwas herausgesprungen kommen könnte. Vielleicht war der Hund auch krank oder infiziert? Vielleicht tollwütig und gefährlich?

„Kein Feigling …“, flüsterte Tenten.

Sie stellte ihre Schultasche ab und hielt sich am Müllcontainer fest, ehe sie vorsichtig dahinter spähte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als dort nichts außer noch mehr Dreck war, und beruhigt drehte sie sich um und griff nach ihrer Tasche.

„Gott!“, stieß sie aus, als plötzlich jemand vor ihr stand und sich ebenfalls am Container festhielt. Tentens Augen wurden groß, als sie merkte wie bleich der Fremde aussah. Er mochte höchstens ein paar Jahre älter sein als sie, aber seine Haut war fahl und matt, als würde er schon ein alter Greis sein.

„Gott, geht’s dir gut?“, fragte Tenten den Jungen, der sich krampfhaft festhalten musste und zu zittern begann. „Hey, brauchst du einen Krankenwagen?“

„Durst …“, kam es hauchend zurück, und als der Junge einen Schritt nach vorne machte, ging Tenten instinktiv zurück. „Ich hab … durst.“

„Ähm … ich hab Wasser da, aber … nen Arzt wär wohl besser. Du siehst wirklich … krass schlecht aus.“

„Nur durst …“, flüsterte der dunkelhaarige mit der hellen Haut heiser, und er wollte schon einen weiteren Schritt auf Tenten zugehen, als seine Beine nachgaben und er zu Boden sackte.

„Mist, hey was machst du denn?“ Tenten kniete sich zu dem Jungen, doch war er viel zu kraftlos um wieder aufzustehen. Mühevoll hievte ihn das Mädchen hoch und versuchte ihn stützend festzuhalten. Er war jedoch viel größer als sie und trotz seiner schlanken Erscheinung zu schwer, als dass sie ihn weit bringen konnte.

„Ich ruf Hilfe, okay?“, sagte sie hektisch, obwohl sie versuchte Ruhe zu bewahren. „Das wird schon.“ Sie wählte die Notrufnummer, doch im gleichen Moment blinkte ihr Akku auf.

„Mist!“ Tenten drückte ihr Handy wieder an, doch ging es auch gleich wieder aus. „Das darf doch nicht wahr sein!“

„Durst …“, hörte sie den Jungen an ihrer Seite sagen, und entschuldigend blickte sie ihn an.

„Kannst du nen … bisschen laufen? Meine Freundin wohnt gleich in der Nähe, das geht vielleicht am schnellsten. Oder willst du hier warten und ich geh Hilfe holen?“

„Freundin …“, flüsterte der Dunkelhaarige und zwang sich zu einem dankbaren Lächeln.

Tenten nickte nur, doch irgendwie machte ihr dieses Lächeln mehr Angst, als sie es erwartet hatte. Es jagte ihr einen Schauer über, auch wenn sie es sich nicht erklären konnte.

„Gut“, sagte sie und stützte den Jungen so gut sie konnte. „Wir machen langsam. Sag, wenn’s nicht geht. Ist aber nicht weit. Na los …“

Und dann nahm sie den Jungen mit, ohne auf das beklemmende Gefühl zu hören.

Das Gefühl, Angst zu haben.

Angst vor etwas Unbestimmten …



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  TinaChan
2010-02-17T15:59:21+00:00 17.02.2010 16:59
Oi!
Eine neue FF :)
Auch jetzt les ich sie natürlich wieder :)
Ich erwarte viel von dir, nachdem ich deine anderen FFs gelesen habe! ;)
Es fängt auch mal wieder sehr viel versprechend an :)
Außerdem ist Tenten mein Lieblingschara <3 Also auch da ein Pluspunkt :)
Gleich mal weiter lesen x3
Liebe Grüße, Tina^^~
Von:  fahnm
2010-02-16T23:03:40+00:00 17.02.2010 00:03
Klasse Anfang mal sehen wie esweiter gehen wird!^^
Von: abgemeldet
2010-02-16T14:31:53+00:00 16.02.2010 15:31
Es schneit nich,aber es liegt noch verdammt viel schnee -.-

das ist schon mal n toller anfang für die ff
dein schreibstil ist wie immer klasse

lg<3
nami ^-^
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-16T13:57:45+00:00 16.02.2010 14:57
ein klasse kapi und ein geiler einfall für die story! =D
ich bin sehr gespannt wie es weitergeht.. der junge ist doch bestimmt vampir was? o0
schreib schnell weiter

greetz
Von:  Maii_chan
2010-02-16T12:52:08+00:00 16.02.2010 13:52
wuhu, wenns um vampire geht, bin ich sofort dabei! *__* XD""
ich bin gespannt, wer dieser vampir ist^^
richtig spannend!
freu mich schon auf das nächste kapi x3
lg Maii_chan
Von:  endoftherainbow
2010-02-16T12:42:31+00:00 16.02.2010 13:42
uhhh gruselig! :D
bin schon gespannt wie es weiter geht.
Ich frage mich wie Sakura zu wohl zu einem Vampir geworden ist? mhm..
werden wir bestimmt noch erfahren.
Ich mag eig. Vampir ff's nicht weil ich bis jetzt fast nur schlechte, total übertriebene gelesen habe, aber hier bin ich gespannt wie sie wird.^^
Der Anfang hört sich schon mal sehr gut an. :)

Liebe Grüße.
Von:  Sakura-Jeanne
2010-02-16T12:40:03+00:00 16.02.2010 13:40
hammer deine story und dein schreibstil
freue mci hwenn es weite rghet
Von:  Zuckerschnecke
2010-02-16T11:16:21+00:00 16.02.2010 12:16
oh man wie doof kann sie denn sein mensch >.<
hätte sie den lieber liegen gelassen oder?
oder ist das ein netter vampier der niemandem
was zu leide tut
aufjeden fall ein intressanter anfang,
nur hoffe ich es wird bald mehr um sakura handelen xDD
mach weiter so =)
Von:  Saika_a
2010-02-15T18:32:22+00:00 15.02.2010 19:32
mal Tenten als eine Hauptperson zu sehen hat doch was^^
ich bin doch sehr gespannt,
besonders warum ihr eindeutig 'durstiger' Freund nicht gleich versucht, seinen Durst an ihr zu stillen?
und übrigens:wenn du die steckbriefe weiter bearbeitest, solltest du vielleicht bei Sasuke eine Null streichen, sonst wird er erst in 17640 Jahren geborenXDDDD
RÄD SvM
Von:  Suzumi-chan
2010-02-15T17:05:27+00:00 15.02.2010 18:05
hmhm geheimnisvoll ;)
haja wieder eine vampirgeschichte :D Ohje ich glaub der junge ist ein vampir O.o
und welche art ist eigentlich sakura?? sie ist doch ein unreiner vampir...
also eine larve oder so kann sie ja nicht sein... hmhm
ich glaubdas werd ich schon bald herrausfinden..... und tenten bald auch glaub ich :DD

uiuiui freu mich schon total auf das nächste Kapitel und auf die anderen deiner geschichten natürlich auch ;P

glg Liying ^^


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