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Liebeslinguistik

aoianisch*urupäisch + urupäisch*aoianisch
von

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Sprachfindung

Diese E-Mail ...
 

Mit einem Schlag drang alles Blut aus Keiyuus Kopf in seine Beine, ihm wurde kalt. Sein Kreislauf verarbeitete bereits, was sein Verstand noch nicht einmal ansatzweise begriffen hatte. Sein Körper forderte die einzig mögliche Reaktion auf diese unerwartete Wendung: Ohnmacht.
 

Fast fließend rutschte Keiyuu vom Stuhl auf den Boden. Ohne sich ernsthaft wehzutun, war er hinab geglitten und blieb einfach reglos in seiner Wohnung liegen.
 

Wäre er gestanden, wäre er wie eine Spirale in sich zusammengefallen.
 

Oft hatte er sich vorgestellt, was wohl sein würde, wenn der Andere es erführe, wie er selbst, Keiyuu, reagieren würde, wie er es ihm sagen würde, was er sagen würde ...
 

Aber mit dieser Fatal-Reaktion hatte auch er nicht rechnen können. Das er so überreagieren würde, so machtlos war ... Er hatte immer gedacht, er würde zittern und vielleicht schlimmstenfalls ein wenig stammeln, aller schlimmstenfalls würde er gar nichts sagen können. Aber nun lag er dort. Auf dem kalten Boden seiner Wohnung und bekam nichts mit von all der Aufregung, die in ihm tobte. Sein Körper hatte Auszeit gefordert und das zu Recht!
 

Die Uhr tickte weiter, der Laptop pustete, doch Keiyuu war fort, weit weg von allem, dass ihm Angst machte ... Und so weit weg, wie noch nie ... von ihm.
 

~~~~~
 

Da waren diese zwei Männer losgezogen, um aus der Videothek ein paar Spiele auszuleihen und nun liefen sie ihren Weg nach Hause, durch die hintersten Gassen, um nicht erkannt zu werden - Reita mit einem breiten Grinsen und Uruha mit hochroten Ohren. Fast ein bisschen grob schleuderte der Bassist die Beutelhenkel hinter seine Schulter.
 

„Seit wann ist das so mit euch ...?“, fragte er mit klappernder Kette am Bein.
 

„Seit einer ganzen Weile ...“ Das hatte Uruha vor nicht allzu langer Zeit schon mal ...
 

„Hm“, machte der Kleinere selbstbewusst, „Ich hab mir schon so was gedacht ... Das hat angefangen, als du diese komische Zeitung mitgebracht hast ... An dem Tag hat Oi-kun dich ganz seltsam angesehen ...“ Seltsam war auch, dass Reita Aoi »Oi-kun« nannte. Uruha wusste noch nicht so recht, warum ... so was hatte bei Reita immer einer besondere Bedeutung. Aber ob das nun gut ... oder schlecht war ...
 

„Das ist dir aufgefallen?!“ Ein großes Blinzeln über roten Wangen flog dem Bassisten entgegen. SchwUPS ... Uruha stolperte ... hoppte auf einem Bein weiter und fing sich dann wieder. Reita lachte. Uruha kam ihm manchmal vor wie eine Prinzessin auf viel zu hohen Schuhen.
 

„Klar ist mir das aufgefallen, schließlich hab ich ja das Bandana auf der Nase und nicht auf den Augen. Oi-kun hat da wohl gedacht: WOW ... Uruha hat ein Sexleben ... Und dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten ...“
 

„So ungefähr“, schlackste Ruha weiter, und weiter und weiter. Oh, Reita war stehen geblieben! Das hatte er erst bemerkt, als er schon drei Meter vorgelaufen war. Er tänzelte zurück, schlurfte nebenher, seine weite Hose hing ihm wieder unter der Sohle. Reita hatte an einem großen Süßigkeitenautomat angehalten und wollte sich etwas ziehen. Er war wohl das coolste, reitaströseste Leckermaul in ganz Japan! Er zog eine Rolle Kaubonbon, die gab es in ein, drei und fünf Metern Länge zum beinahe endlosen Kauvergnügen in L, XL und XXL. Himbeere. Mochte er nicht sonderlich. Aber Uruha. Deshalb bekam dieser die Rolle auch. Münze rein und weiter geht’s, bis er das bekam, was er wollte und alles andere wurde mit an Sicherheit grenzender Tendenz auch vernichtet und zwar ohne Kommentar.
 

„Wie dem auch sei ... Ich hab mich eigentlich schon dran gewöhnt, dass ihr eine Affäre habt. Irgendwas war da schon immer ... Ihr wart ständig weg, kamt ausgepowert zurück, aber mit diesem Funkeln in den Augen.“
 

„Hai, danke ... Wir sind aber über eine Affäre hinaus, Rei ...“ Prompt richtete dieser, der zuvor in ungesunder Rückenhaltung vor dem Automaten gedienert hatte, sich auf und schaute seinen besten Freund undefinierbar an.
 

„Ach so ...? Anou ... dann bleibt mir nichts anderes als euch alles Gute zu wünschen.“ Das Lächeln des Blonden war wahrer als das Leben. Er verbeugte sich sogar höflich vor dem Anderen, zweimal und nickte dann befürwortend. „... und zu hoffen, dass ihr euch beziehungsmäßig nicht so zofft, dass ihr dann nie wieder ein Wort miteinander redet und die Band dabei drauf geht.“
 

„Ich hab auch Angst davor, aber ich kann mich meiner Liebe nicht entziehen ... Ich kann nicht. Ich komme nicht dagegen an. In letzter Zeit hat sich so ein Verlangen in uns aufgebaut. Zuerst dachte ich, es wäre nur sexueller Natur, aber dann wurde mir durch ein paar ganz dumme Sachen bewusst, dass das Offensichtliche die ganze Zeit vor meiner Nase lag.“
 

Reita konnte nur staunen und schauen, wie Uruha mehr mit sich selbst philosophierte als mit ihm. Es konnte nur eine logische Erklärung dafür geben: Uruha war unrettbar, über beide Ohren und bis in die untersten Haarspitzen verknallt. Warum sonst verwandelte sein Blick sich gerade in den eines schwärmenden Schulmädchens? Er kannte diesen Zustand, nur in so extremer Art und Weise hatte er das noch nie erlebt. Irgendwas war anders als sonst. Ganz anders. Es hätte Reita entweder beunruhigen oder beruhigen sollen. Er entschied sich für die hoffnungsvollere Variante.
 

Aoi und Uruha waren schon immer Kehrseiten ein und derselben Medaille gewesen. Ying und Yang. Hell und Dunkel. Tag und Nacht. An diesem „Wir-ergänzen-uns-gut-und-haben-gerade-so-viel-gemeinsam-wie-uns-gut-tut-Prinzip“ musste etwas dran sein, dachte Reita bei sich. „Und habt ihr die Sprachen der Liebe erlernt?“
 

Uruha fing an zu husten. Ebenso hätte Reita auch fragen können: Hattet ihr schon Sex in den unmöglichsten Varianten? „Wir haben einiges ... ausprobiert ...“
 

„Ausprobiert?“
 

„Ausprobiert ...“
 

Ich muss mir ja noch was ausdenken, schweifte es durch Uruhas Kopf, seine Finger spielten mit dem leckeren, rosa Himbeer-Kaubonbon. Seine Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich an das Wakashudo, von dem ihm Saga erzählt hatte, dachte an besondere Orte. Aber was war denn bekloppt genug und gleichzeitig so erregend, dass es zu ihm, Uruha, passte? Ein lebendes Büffet aus Süßkram? Süßkram ... Sex in der Fußgängerzone? - Oh Gott! Sex mit Handstand und artistischen Einlagen – zu ... artistisch. Wakashudo ... Auto ... Kino ... Kornfeld ... Dach ... Süßkram ...
 

So ging es nebenher die ganze Zeit in seinem Kopf zu wie in einem Taubenschlag. Kaum kam ein Gedanke heran geflogen, schon entschwand er wieder in die Weite. Beinahe weggetreten zwirbelte er das Kaubonbonband zwischen seinen Fingern. Dann machte es Klick. DAS war es! Sofort machte sich ein breites Lächeln auf Uruhas Gesicht breit. Reita hatte schon seit zwei Minuten nicht mehr mit ihm gesprochen, aus Respekt vor dem Trance-Zustand, in den sich der Andere gerade sinniert hatte.
 

Ungeduldig kramte Uruha sein Handy hervor. »Hey, Aoi! Bitte nimm dir für morgen Abend nichts vor ... Ich hab mein Urupäisch entdeckt ^^ Also, wenn du dein Aoianisch auch entdeckt hast, meine ich ...«, tippte er in T9 ein, weil es schneller war, trotzdem er die »Sprachen« seinem Handy erst mal beibringen musste.
 

Senden.
 

Danach grinste er wie ein Teufel durch die Gegend, sodass es Reita unheimlich wurde. „Lass uns schnell nach Hause gehen! Ich will Geisterhunden bleihaltiges Shappi servieren!!!“, brüllte das Füchschen, krempelte die Ärmel hoch und stapfte in Monkey-D.Ruffy-Manier voran.
 

Reita wunderte sich über gar nichts mehr. Er biss von seinem Kaubonbon ab und lachte kurz und tief. Vorbei, die Philosophiererei.
 

~~~~~
 

Aoi schreckte auf. Das Wasser in der Badewanne plätscherte. Er legte sein Buch zur Seite und griff nach seinem mobilen Telefon, nachdem er sich im Handtuch die Hände abgetrocknet hatte. Nasse Strähnen klebten dekorativ an seinem Gesicht, als seine Augen größer wurden. Uruha hatte etwas gefunden. Aoi hatte sich auch schon etwas ausgedacht. Morgen Abend ... das ließ ihn ein wenig trocken schlucken ... Sein Puls fuhr rauf. Es gab kein Zurück.
 

»Ich hab auch was. Also dann morgen. Ich freu mich. Aoi ^///^«
 

~~~~~
 

Keiyuu lag immer noch auf dem Boden der Tatsachen ... Keiner sorgte sich um ihn. Keiner vermisste ihn. Es gab nur einen Mann, der auf seine Antwort wartete und der dachte, er wäre ein unendlicher Hasenfuß und würde sich nicht trauen zurückzuschreiben.
 

Ein Schlüssel wurde in der Tür gedreht und jemand Vertrautes lugte um die Ecke. Mai.
 

Keiyuu hatte ihm schon vor Ewigkeiten uneingeschränkten Zutritt in seine Wohnung vermacht.
 

„Kei? Bist du da?“ Mai schlich in das Wohnzimmer. Hm. Hm? OH! Sofort stürmte er auf den anderen zu. „Kei? Kei! Wach auf! Was ist denn passiert?!“, er klopfte Keiyuu wieder zurück ins Bewusstsein.
 

„Diese E-Mail ... ich muss ihm ... was antworten ...“, stammelte dieser nur durcheinander.
 

Mai reagierte sofort und schaute auf die geöffnete Mail im Client-Programm. Keiyuu checkte gerade noch rechtzeitig die Situation und stürzte sich auf Mai, damit dieser nicht lesen konnte. Gerade noch rechtzeitig? Von wegen! Mai hatte alles gelesen ... Inklusive dem Absender ...
 

Zum zweiten Male an diesem Abend wurde Keiyuu einfach nur schlecht. Er plumpste resignierend auf seinen Hintern zurück. Ohne dass er es hätte aufhalten können, plumpsten große Tränen aus seinen Augen mit. Seine Hand krallte sich nur in Mais Ärmel fest, er senkte den Kopf, verbarg seine Schwäche mit der anderen. So bekam er auch nicht mit, dass Mai von einem Ohr zum Anderen grinste, wie es für ihn so typisch war. Ein Schniefen ließ ihn seinen Blick vom LED-Bildschirm abwenden und sich seines kleinen Sängers besinnen.
 

„Wurde aber auch Zeit, dass da ein bisschen Bewegung rein kommt.“
 

Keiyuu hielt inne und schaute auf. Doch er konnte gar nicht lange schauen, denn Mai umarmte ihn im gleichen Moment auf das Herzlichste.
 

„Du wusstest es schon?“
 

„Hai, natürlich ... Wir sehen uns doch jeden Tag ...“
 

„Wissen Yasuno und Yura es auch? Ich möchte nicht, dass es Probleme und Spannungen zwischen uns gibt. Ich ...“ Wieder ein Schniefen.
 

„Ich weiß schon, was du meinst.“ Und im gleichen Zug nahm Mai sein Handy aus der hinteren Hosentasche und tippte darauf rum, er wählte eine Nummer an. Ließ kurz klingeln bis jemand abnahm. „Yura? Ist Yasuno bei dir?“ Kurze Pause. „Super! Habt ihr Zwei mitbekommen, dass Keiyuu verliebt ist?“
 

Keiyuus Herz würde gleich einfach den Geist aufgeben, er konnte Mai nur fassungslos anstarren.
 

Mai nickte immer wieder und machte ein Geräusch das wohl das gleiche ausdrücken sollte. „Ach, ihr wisst sogar in wen ...?!“
 

„Jaha~“, kam es von den anderen Beiden am anderen Ende der Leitung so laut, dass sogar Keiyuu es gehört hatte und das anschließende einvernehmliche Lachen der Beiden hatte er auch gehört.
 

„Also habt ihr kein Problem damit?“
 

Was Keiyuu nun hörte, war etwas wie ein „Iie, natürlich nicht ... Er soll sich nur endlich rantrauen, an den Mann.“
 

Noch zwei, drei Sätze folgten und dann legte Mai wieder auf. Und für Keiyuu hatte sich wieder bestätigt, was er seit Anbeginn ihrer Zusammenarbeit wusste: Seine Jungs waren aufmerksam, offen und vor allem einfach klasse! Und wieder überkam ihn ein Schwall von Tränen. Aber diesmal waren es Tränen der Erleichterung und des Glücks und beinahe hätte er Mai einfach umgeschmissen, doch der Größere hielt ihn eine kleine Weile fest und strich ihm über den Rücken.
 

„Es ist alles gut ... Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen ... Wir haben kein Problem damit. Hab keine Angst.“ Als sie sich wieder ansahen, fühlte Keiyuu sich um einiges besser und stärker. Mai griff nach der Taschentuchbox auf dem Schreibtisch und reichte sie dem Anderen.
 

„Komm! Jetzt überlegen wir gemeinsam, was wir ihm antworten ...“
 

„Aber, Mai ... ich ...“
 

„Nix ich! Wir. Komm!“ Schon hatte er auf den »Antworten«-Button gedrückt und ein neues Fenster öffnete sich ...
 

~~~~~
 

Reita wachte am nächsten Morgen auf und lächelte, als er in das verschlafene Gesicht eines seiner besten Freunde sah. Wie er schmatzte und sich dann streckte, um bald darauf aufzuwachen. „Was habt ihr vor?“, fragte er leise und hoffte, Uruha wäre schon aufnahmefähig genug, um ihn zu verstehen.
 

Angesprochener blinzelte. Dann gähnte er genüsslich. „Wir belassen es dabei ... wie es jetzt ist.“ Seine Stirn zog sich kraus. „Weißt du ... zwar weißt du es jetzt – und Kai weiß es, aber ...“
 

Reita zog die Augenbrauen hoch. „Kai weiß es?“
 

„Ja, wir – sind ihm mal zufällig auf einen unserer Touren begegnet – und da mussten wir ihm reinen Wein einschenken.“ Der Gitarrist lächelte und setzte sich auf. Der Pyjama streichelte seine Haut und er seufzte wohlig auf. „Jedenfalls wollen wir es erst mal so lassen. Wir versuchen es miteinander – ernsthaft natürlich – aber vorerst umgehen wir Erklärungsversuche und Peinlichkeiten.“
 

Der Bassist fuhr sich durch die Haare und grinste. „Ruki wird das gar nicht gefallen, wenn er nichts weiß.“
 

„Das ist mir egal“, sagte Uruha und umarmte Reita plötzlich fest und herzlich. „Dass du es weißt und ich mit dir darüber reden kann, ist mir sehr viel Wert, Akira.“
 

„Aber nicht zu viel Einzelheiten“, lachte der Ältere und tätschelte seinem Freund den Rücken. „Was ihr im Bett macht, interessiert mich nicht ...“ In diesem Moment kräuselten sich ihm innerlich die Zehennägel. „Sag ... Habt ihr ... hier auch?“
 

Uruha lachte und es genügte Reita als Antwort, sodass er in Shorts aus dem Bett sprang.
 

~~~~~
 

Eine Hand zog ihn in die Besenkammer, in die eigentlich tatsächlich nur Putzutensilien passte. Sogleich haschten Lippen nach seinen, Hände strichen über seinen Oberkörper, hin zum Rücken, hinunter zum Po, um dort das in Besitz zu nehmen, was ihnen gehörte.
 

„Yuu ...“ Uruha keuchte leise und kicherte, als Aoi inne hielt, ihn aber immer noch berührte. „Was machst du denn?“
 

Dou you speak Urupean?“
 

Uruha lachte und tätschelte ihm die Schulter. „Keine Chance ... du erfährst nichts über meine Sprache ...“
 

„Haben wir es schon mal getan?“
 

„Ist das ein Hinweis auf deine Sprache?“
 

Ihre Lippen strichen übereinander und Aoi spürte Uruhas Schmunzeln. „Das geht dich gar nichts an!“
 

„Schon gut.“ Elegant wand er sich aus der Umarmung seines Freundes, um wieder klar denken zu können. „Hast du mich deswegen in diese Kammer gezogen? Du wolltest mich aushorchen?“
 

Der Ältere trat von einem Bein aufs andere. „Nein, nicht nur ... Weißt du ... einerseits ist das ganz witzig, dieses Versteckspiel ...“
 

„Äh ... ja.“
 

„Vor Kai würde mir das zwar nichts ausmachen – vielleicht sollten wir sogar mal -“
 

„Nix da! Wenn wir mit allen unseren Spaß haben würden, die unser Geheimnis kennen ... müssten wir Akira auch -“
 

„Also doch!“ Aoi schupste ihn leicht gegen das Regal. „Ich hab dir gesagt, du sollst aufpassen!“
 

„Er hat mich überlistet“, flunkerte Uruha ein bisschen und schmuste sich im nächsten Moment wieder an. Seine Augen funkelten im Zwielicht, während seine Hände sanft, aber bestimmt über Aois Schultern strichen und ihn massierten. „Es ist alles okay ... Er verrät uns schon nicht.“
 

„Das erklärt sein Grinsen vorhin ...“
 

„Den Spaß musst du ihm schon lassen. Ach komm schon, so schlimm?“
 

„Nein ... zumindest einer weniger, dem wir es dann sagen wollen, wenn wir heiraten und illegal ein Baby adoptieren wollen!“
 

„Yuu ...!“ Nach diesem kleinen Ausflug in eine Welt voller Spinnereien wurde der Jüngere wieder ernster. „Heute Abend ... ist es soweit ... bist du aufgeregt?“
 

„Wenn du mich so fragst, ja ... sehr sogar ... Ich hoffe nur, ich schock-“
 

„Psst ... wir können einander nicht mehr schockieren, glaube ich – aber wenn du nicht magst, was ich -“
 

„Eben“, sagte Aoi leise und senkte verlegen den Blick. „Was, wenn du meine Sprache nicht magst?“
 

„Ich glaube, das geht gar nicht ...“, erwiderte Uruha noch leiser. Errötend. „Ich habe deinen Körper und deine Seele zu lieben gelernt. Ich“, er fasste nach Aois Händen, „liebe jeden Zentimeter an dir ...“
 

„Hör auf, Kouyou ... keine Liebeserklärung in einer Besenkammer!“
 

„Das wäre doch eine schöne Geschichte ...“
 

„Lieber ist es mir, wenn du mir so etwas zustöhnst, während ich dich mit meinen Händen und meinen Lippen in den Wahnsinn treibe ...!“
 

Ein Seufzen. „Du hast es wieder geschafft ... Wir sind noch keine zwei Stunden auf der Arbeit und du hast schon mehr Obszönitäten von dir gegeben als Ruki in der ganzen Woche gesagt hat!“
 

~~~~~
 

Der Abend war gekommen. Nachdem Uruha Aoi darum gebeten hatte, ihm etwas Vorsprung an Zeit zu geben, war er nach Hause gefahren, um dort ein paar Sachen vorzubereiten. Das Schlafzimmer, sich selbst, seine Sprache ... Sein Werk fühlte sich merkwürdig an. Mit roten Wangen linste er immer wieder in den bodentiefen Spiegel, indem sich ihm sein nacktes Ebenbild präsentierte. Das tat er sonst nie ... so selbstverliebt war er nicht. Nur heute konnte er seine Nervosität anscheinend nur so überwinden. Er redete sich ein, er sei ansehnlich und fast hübsch – dass Yuu ihn länger als ein paar Monate akzeptieren und lieben konnte.
 

Uruha schloss die Augen. In Gedanken an Aoi erzitterte er bereits innerlich. Seine Sprache war etwas Verspieltes, doch er war sich sicher, dass dies nicht immer sein Favorit sein würde. Schließlich hatten sich Sprachen in Jahrtausenden entwickelt – und wenn seine und auch Aois Sprache noch in den Kinderschuhen steckte, würden sie sich vielleicht irgendwann in der Mitte treffen und verschmelzen. Wie würde ihre gemeinsame Sprache wohl aussehen?
 

Er schnappte sich seine Armbanduhr und bemerkte die Stellung der Zeiger. Aoi würde gleich da sein ... also verpackte er sich schnell in den Klamotten, die er schon in der Arbeit getragen hatte. Die ausgewaschene Jeans, sein Shirt, die Weste darüber ... das war seine legere Art, sich anzuziehen. So sehr er die Bühnenauftritte genoss und er strahlte und stolzierte, wenn er Uruha ein Gesicht und einen Körper gab. Der Mann, der ihm aus dem Spiegel heraus ungeschminkt in die Augen sah, dessen Haare ihm umgestylt über die gepiercten Ohren fielen, das war Kouyou.
 

Kouyou liebte einen anderen Mann. Einen Mann, der ihm schon lange den Kopf verdreht hatte.
 

Es klingelte und Uruha wartete an der Tür, bis Aoi zu ihm hochgekommen war. Er ließ ihn noch eintreten, bevor er ihn umarmte und fest an sich drückte. Er spürte Aoi zittern. „So nervös?“
 

Aoi nickte und versteckte sich an seiner Halsbeuge.
 

Uruha drückte ihn stärker an sich. „Ich bin auch nervös“, antwortete er mit einem Flüstern. „Möchtest du etwas trinken? Etwas essen?“
 

„Ist das nicht etwas merkwürdig, wenn wir eigentlich Sex planen, aber essen?“ Der Dunkelhaarige lachte noch nervöser als zuvor.
 

Kopfschüttelnd zog der Jüngere seinen Freund – wie er ihn jetzt doch bezeichnen konnte – ins Wohnzimmer, wo der Fernseher lief und diverse DVDs vor dem Player lagen. Auf dem Tisch standen verschiedene Schüsseln und Flaschen, Knabberzeug und Limonaden – kein Alkohol, Uruha-san, sehr vorbildlich. „Ich möchte das ruhig angehen. Außerdem ...“ Uruhas Gesicht näherte sich Aois ganz vorsichtig. Zarter als nie zuvor berührten ihre Lippen sich. „Hattest du je so Herzklopfen, wenn es nur um Sex ging?“
 

„Nein ...“ Aois Blick war verklärt. „Komisch, oder?“
 

„So komisch finde ich das gar nicht ...“ Wieder ein Kuss, dieses Mal war er etwas fester. Uruha musste über sich selbst grinsen. In seinen Fingern juckte es, den Anderen zu berühren, an sich zu drücken, ihn zu streicheln – aber er wollte noch nicht. Erst wollte er Yuu beruhigen. Seine Hand legte sich sanft auf Aois Brust. „Wenn man bedenkt, welche Angst wir vor unserem Geständnis hatten ...“
 

Aoi nickte und küsste ihn. „Ich hab tatsächlich seit der Frühstückspause nichts gegessen ...“
 

Uruha grinste und verstand seine kleine Fluchtreaktion. Er nickte. „Komm her, ich hab zwar nichts Nahrhaftes hier ...“
 

„Hast du Ramen da?“
 

Der Jüngere hielt inne und überlegte, ehe er erneut nickte. „Huhn?“
 

„Huhn.“
 

Und schon war der Gastgeber in der Küche verschwunden, um das Instant-Ramen vorzubereiten.
 

Aoi setzte sich nicht in Uruhas Abwesenheit auf die Couch, sondern ging ein bisschen im Wohnzimmer umher. Neben den Snacks und Getränken, die auf dem Tisch ausgebreitet waren, konnte er statt der üblichen Ordnung, die nur dann zu Tage trat, wenn Uruha Besuch erwartete, nur noch den DVD-Hüllenstapel neben dem Fernseher ausmachen. Sonst war alles wie immer. Aoi entdeckte keinen einzigen Hinweis auf Sex, noch auf Urupäisch. Was also beinhaltete die Liebessprache seines Freundes, wenn es nicht so augenscheinlich war? „Ähm ...“
 

„Ja?“
 

Er schrak zusammen, als Uruhas Stimme so nah neben ihm erklang. Anscheinend hatte dieser ihn während der vergangenen Minuten beobachtet. „Wollen wir nachher zu mir gehen?“
 

„Fühlst du dich unwohl?“
 

„Nein, wirklich nicht. Ich ... möchte dir nur bei mir Zuhause etwas zeigen, weißt du?“
 

„Okay ... eine Überraschung?“, wollte Uruha lächelnd wissen und war schon wieder auf dem Weg in die Küche.
 

„Ja, so kann man es durchaus bezeichnen. Kann ich dir helfen?“
 

„Ach was.“ Und schon war er wieder da, in jeder Hand eine abgedeckte Keramikschale. „Such dir doch ne DVD aus. Oder ne Videokassette?“
 

„Du bietest mir aber nicht an, auf deiner Playstation zu spielen, oder?“
 

Uruha verzog das Gesicht. „Nur wenn du unbedingt möchtest. Eigentlich solltest du weitestgehend beide Hände frei haben.“
 

Also wollte er doch hier auf der Couch ...? „Dann such ich mir nen Film aus“, sagte er und beugte sich sogleich über den DVD-Stapel. Ein bunter Mischmasch aus Romanzen, Action, Science-Fiction und Komödie. Er wollte diese Filme nicht sehen. Er wollte Uruha. Er wollte mit ihm schlafen und keinen DVD-Abend. Deswegen griff er recht lustlos nach dem obersten Film auf dem Stapel, öffnete die Hülle und legte die DVD in den Player. Und dann begann ein kleiner Albtraum für ihn.
 

Der Film fing an und sie saßen stumm nebeneinander auf der Couch, während sie die Nudeln in sich reinschlürften. Nachdem sie aufgegessen und Uruha das Geschirr zurückgebracht hatte, schmiegte dieser sich an Aoi, dass dieser schon dachte: Jetzt geht’s los!
 

Doch nichts geschah. Sein anfänglicher Unmut darüber, dass nichts passierte, wechselte mit jedem weiteren ruhigen Atemzug des Jüngeren mehr in Müdigkeit und Ruhe. Geborgenheit und die Wärme eines Zuhauses. Die Liebe eines geliebten Menschen. Er wusste nicht, wovon der Film handelte, und er erfuhr es auch nicht mehr.
 

Er war eingeschlafen.
 

Uruha hob den Kopf und lächelte. Das hatte er sich gedacht. Aoi war schon den ganzen Tag so müde gewesen. Vor allem hatte er wahrscheinlich die halbe Nacht nicht geschlafen, zu aufgeregt wegen ihrem geplanten Treffen. Vorsichtig stand er auf und ließ leise die Rollläden runter, damit es im Raum dunkler wurde. Den Couchtisch schob er etwas weiter von der Couch weg, damit man nichts umstoßen konnte. Aus der Schublade, in der eigentlich nur PS-Spiele Platz fanden, holte er eine andere DVD heraus. Jene, die ihm aus der Hand gefallen war, als Reita ihn demaskiert hatte. Er wechselte die DVDs aus, ließ den Film aber noch nicht laufen, sondern kuschelte sich noch ein bisschen an seinen ... Geliebten. Aoi schlief wie ein Stein. Zwei Stunden, dachte Uruha und schloss die Augen. Er würde ihnen beiden noch zwei Stunden Schlaf gönnen.
 

~~~~~
 

Aoi blinzelte und seine Augen schlossen sich wieder. Ein Summen entkam ihm über die Lippen. Er war sich sicher, er sei beim Film eingeschlafen. Uruha war bestimmt eingeschnappt.
 

„Bist du wach?“
 

Wie unaufmerksam konnte er eigentlich sein? Uruha hing mit den Lippen an seinem Hals und er hatte es nicht bemerkt! Und komisch ... er klang überhaupt nicht eingeschnappt. Aoi umarmte seinen Partner und gähnte noch mal kurz, bevor er Uruha auf die Lippen küsste. Er schmeckte anders als sonst ... nach Erdbeere. „Warum hast du Lipgloss ...?“
 

„Weil dir der Geschmack gefällt. Oder nicht?“ Uruha richtete sich auf und schwang eines seiner Beine über Aois Schoß, wo er es sich bequem machte und ihm aufmerksam in die Augen sah.
 

„Doch, aber ...“ Schon wurde er bei seinen Worten gestoppt. Ein Finger lag auf seinen Lippen.
 

„Wenn es dir nicht gefällt, mache ich es nie wieder“, schwor er und wischte sich unwirsch über den Mund, um den Lipgloss abzukriegen. „War nur ein Versuch, aber jetzt ...“ Er lächelte verführerisch und spielte wie unauffällig an Aois Hemdbund, um nur Sekunden später mit der Hand unter den Baumwollstoff zu verschwinden. Er kitzelte ihn liebevoll am Bauchnabel und küsste ihn wieder.
 

Eine letzte Spur von Erdbeere konnte Aoi auf seinen Lippen schmecken, ehe sie übereinander herfielen. Er begrub Uruha unter sich und küsste ihn so hemmungslos, wie er es sich in den letzten Wochen immer gewünscht hatte. So wie er es sonst tat, wenn er Jemanden verführte ... doch es war bereits zu spät. Uruha hatte er bereits verführt und sein Herz erobert. Nun galt es nur noch, diese Aufregung in seiner Brust niederzukämpfen. Eigentlich sollte er seinem Liebhaber das Ruder überlassen, schließlich ging es um seine Sprache. Aber wenn er nichts tat, würde er noch vor Lampenfieber durchdrehen!
 

„Yuu ...“ Der Blonde streichelte seine Wange, etwas Klebriges blieb an seiner Haut hängen.
 

Aoi blickte darauf. Einer seiner Finger war von etwas Rotem umwunden. Eine Erdbeerschnur? „Bist du heute ganz süß, ja?“
 

„Das ist ein Teil meiner Sprache“, flüsterte Uruha und Aoi küsste jenen Finger mit der Erdbeerschnur, leckte darüber und biss zu. Geradezu fasziniert wurde er dabei beobachtet, wie diese süße Schnur zwischen seinen Lippen verschwand und er schluckte. „Ich für meinen Teil bin etwas verspielt ...“
 

„Nicht verraten“, warnte Aoi. „Lass es mich herausfinden ...“ Wieder ein Kuss.
 

Ein verhaltenes Stöhnen riss den Älteren aus ihrer Unterhaltung, sodass er den Kopf hob und zum Ursprung des Geräusches spähte. Auf dem Fernsehbildschirm war ein junges, asiatisches ... schwules Paar zu sehen. Sie küssten einander, streichelten sich und verschlangen einander mit Blicken. Sie waren noch ganz bekleidet, doch es war wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sich ineinander verknoteten.
 

„Gehört das auch dazu?“ Aoi grinste.
 

„Nur indirekt“, sagte Uruha und leckte sich die Lippen, während sein Blick auch auf den Bildschirm gerichtet war. „Ich fand einfach, es sei eine nette Untermalung ...“
 

„Nette Untermalung, ja?“
 

„Ja.“ Der Jüngere schnellte hoch und küsste ihn wieder, brachte ihn zum Sitzen. „Ich ... wollte heute mal recht unschuldig sein ...“
 

„Du warst noch nie unschuldig“, warf Aoi ein und strich mit einem Finger über Uruhas offenstehenden Mund.
 

Uruha zuckte die Schultern. „Mag sein.“ Wieder ein Kuss, es war wie ein Zurückfedern, als sie sich danach in die Augen sahen. Ein Aufblitzen. Und dann begann das Verschlingen. Ihre Küsse waren unverhohlen leidenschaftlich und unverschämt offen, sodass ihnen des Öfteren die Luft wegblieb. Mit hastigen Fingern öffnete Uruha Aois Hose und griff ohne Umschwung hinein, um ihn zu streicheln. Beide stöhnten, Aoi stellten sich die Haare auf vor Erregung.
 

„Das ... fühlt sich nicht ganz so unschuldig an ...“ Zwar berührte Uruha seine anschwellende Erregung, doch trennte sie immer noch der Stoff seiner Unterwäsche. Dieses Massieren war so anders, intimer als je zuvor. Er wollte die weiße Haut seines Partners berühren, wollte ihn besitzen, viel mehr als sonst. Hastig streifte er ihm die Jeansweste von den Schultern und den dünnen, beigen Pullover zog er ihm über den Kopf, obwohl er sehr die Unterbrechung ihres Kontakts bedauerte. Sogleich freute er sich über die hellen Schultern, die Kuhle an seinem Schlüsselbein, die zartgefärbte Brustwarze, die sich durch einen Atemzug zusammenzog.
 

Wieder verschwand Uruhas Hand in Aois geöffneter Hose, und Aoi zog ihn näher an sich, nahm seine Hand gefangen, während eine seiner eigenen Hände ihn herrisch im Nacken packte, um ihn zu einem Kuss zu nötigen, und die andere sich in seine Jeans schob, um ihn noch besser an sich halten zu können.
 

„Kouyou ...“
 

Uruha lachte. „Das ist das erste Mal, dass du meinen richtigen Namen gestöhnt hast!“
 

„Und?“ Aoi grinste und glitt tiefer, strich mit einem Finger bestimmt über Uruhas Schließmuskel, er zuckte. „Turnt es dich an?“
 

Die Antwort war ein bebendes Ausatmen. „Es kribbelt im ganzen Körper ...“ Er lehnte sich ein wenig zurück und machte sich umständlicher Weise einhändig daran, Aoi den Baumwollpullover auszuziehen, der ihm bereitwillig Hilfestellung leistete und die Arme hob. Ihre Lippen fanden sich erneut, Uruhas Hand nahm ihre Arbeit wieder auf, immer noch auf dem Stoff seine Erregung reibend. „Du vibrierst ...“, raunte er dunkel zu.
 

„Kouyou.“ Der Blonde erzitterte. Sein schwarzhaariger Partner öffnete nun auch seine Jeans und wollte sie ihm ausziehen, stöhnte wieder auf: „Kouyou!“, wieder ein Zittern. Uruha hob die Hüften und vermied es, sich allzu weit von Aoi zu lösen, und seufzte erleichtert auf, als er endlich nackt auf Aois Schoß zu sitzen kam. „Kouyou ...“
 

Die dunkelbraunen Augen leuchteten im Licht des Bildschirms.
 

„Was auch immer du vorhast ... wenn du nicht beeilst, ist es vorbei, bevor wir angefangen haben ...“
 

Uruha kicherte. „Ich habe schon angefangen!“ Wieder küsste er Aoi auf die Lippen, doch schnell wandte er sich ab und nippte an Aois Ohrläppchen, küsste sich hinab zu dessen Brustansatz, wo er an einer der dunklen Knospen saugte, während eine seiner Hände wieder in die offenstehende Hose eintauchte. Auch seine zweite Hand machte sich am Beinkleid zu schaffen, ruckelte an dem Stoff und kniete sich zwischen Aois Beine auf den Boden, damit er aus dieser Position, auch seinen Lebensgefährten endlich entkleiden konnte.
 

Nun saßen sie voreinander. Nackt, erregt und keuchend. Abwartend und ... mit heftigem Herzklopfen.
 

Der jüngere Mann atmete ein Mal, kaum merklich tief durch, ehe er sich wieder vorbeugte, näher rückte und Aois freie Brust küsste. Hände glitten in seine Haare, streichelten ihm über den Kopf, kraulten ihn hinter den Ohren, strichen ihm über die Schultern. Alles war so sanft und doch spürte er Aois Aufregung, so wie er seine eigene. Er befeuchtete seine Lippen, leckte auch Aoi über die Haut, glitt tiefer, saugte an seinem Bauchnabel, wo der Ältere wegen der Piercingnarbe so empfindlich war.
 

Als der Blonde mit seinen Lippen noch tiefer wanderte, hielt Aoi den Atem an. „Ich weiß nicht, ob ich gut darin bin“, warnte Uruha flüsternd und knabberte kurz an den leicht gebräunten Hüftknochen, die ihm entgegenzuckten. Er sah auf, in Aois leicht verzerrtes Gesicht, auf dem er eine Mischung aus Schamgefühl und Erregung ausmachte. Natürlich versuchte er sich zurückzuhalten, wollte ihn nicht drängen. Wie durch einen dicken Schleier nahm er wahr, wie das schwule Pärchen langsam begann, immer lauter zu stöhnen.
 

Aoi war plötzlich abgelenkt, seine Brust bewegte sich wieder unter bemüht kontrollierten, tiefen Atemzügen. Doch die Hand in seinen Haaren verriet ihm etwas ganz anderes als Ruhe und Geduld.
 

Uruha umschloss Aois Erregung mit seinen Lippen und begann zu saugen. Aois Hand in seinen Haaren machte ihm sehr deutlich, wie es sich anfühlte. Er leckte an ihm, versuchte herauszufinden, was ihm am besten gefiel, deshalb entließ er ihn, küsste seinen Schaft, berührte ihn gleichzeitig mit einer freien Hand an den Innenschenkeln, streichelte ihn, wollte ihm alles geben, wollte ausprobieren, erproben, ihn zittern lassen und ihn schmecken, doch dazu kam es nicht mehr.
 

Grob zog Aoi ihn an den Haaren von sich weg, stieß ihn zu Boden und warf sich kurzerhand über ihn, drängte sich gegen ihn, ihre Erregungen berührten sich und sie stöhnten. Aoi bewegte die Hüften, wusste jedoch nicht, ob er durfte, ob er sich gehen lassen durfte, um in Uruha einzutauchen. Uruhas Hände lagen schon jetzt auf seinem Po, damit er seinen Körper an sich drücken und dirigieren konnte. War das eine Einladung?
 

„Yuu?“ Oh wie süß seine Stimme klang, so schwach vor Erregung, wenn er seinen Namen flüsterte! „Ha-hab ich dir wehgetan?“
 

Aoi lachte heiser und ließ sich neben Uruha auf den Boden sinken, damit sie beide eine einigermaßen angenehme Haltung hatten. „Du hast ja keine Ahnung ... wenn ich schon so in Fahrt bin, darfst du doch nicht einfach -“ Plötzlich war seine Hand ohne sein Zutun zwischen Uruhas Beinen, seine Finger umfassten die pochende Erregung und er schluckte schwer.
 

„Wenn ich schon so in Fahrt bin, darfst du nicht einfach Romane dichten!“ Und wie um seine Worte zu unterstreichen, wanderte Uruhas Hand zwischen Aois Beine, um auch ihn zu massieren. „Oh Yuu ...“
 

Sie rückten näher aneinander, massierten sich gegenseitig weiter, bis sie sich nah genug waren, um sich von Kopf bis Fuß zu berühren. Ihre Lippen lagen offen übereinander, sie atmeten einander die Luft weg, doch das machte nichts. Sie verschlangen einander mit Blicken, bis es fast zu spät war, dann küssten sie sich wieder heiß und innig. Mit leisem Seufzen und Stöhnen erreichten sie ihren Höhepunkt und entluden ihre Lust.
 

Es vergingen ein paar Minuten, in denen ihre verschwitzten Körper miteinander schmusten und sie sich träge küssten. Wie hatten sie es so lange ohne Küssen ausgehalten? Wieder tauschten sie Blicke, ihre Augen glänzten und leuchteten. Uruhas Hand lag auf Aois Brust, und erst jetzt fiel ihm auf, dass sich um dessen Handgelenk auch eine Erdbeerschnur wand. Wortlos knabberte auch hier die Süßigkeit auf und naschte davon, ehe er genüsslich über Uruhas Puls leckte.
 

Uruha schnurrte und schloss die Augen. „Das hat nicht ganz geklappt“, sagte er leise und lächelte. „Aber ich fand es schön.“
 

„So hast du es dir vorgestellt?“ Lächelnde Lippen berührten sich.
 

„Nicht ganz, aber weitestgehend.“ Seine Augen öffneten sich wieder. „Ich wollte langsam anfangen ... weil ich denke, dass ... Sprachen sich auch – über Jahrhunderte und Jahrtausende entwickelt haben.“
 

Aoi nickte und drückte Uruha an sich. „Das ist eine süße Idee.“
 

Es vergingen wieder Minuten, in denen sie nicht redeten, doch es war kein unangenehmes Schweigen. Vielleicht half dabei auch ein bisschen der Dialog, der noch auf dem Bildschirm stattfand. Nacheinander dösten sie ein und ruhten sich auf dem Teppich zwischen Couchtisch und Sofa aus.
 

Es war Aoi, der anfing zu säuseln und an Uruhas Hals nippte. „Du riechst so gut ...“
 

Ein Kichern antwortete ihm. „Heißt das, ich soll nicht duschen, bevor wir zu dir gehen?“
 

„Hm ...“ Anscheinend überlegte er angestrengt. „In der Arbeit sind wir auch nicht immer zum Duschen gekommen.“
 

„Wir sind ganz schöne Schweine“, lachte Uruha, murrte noch ein Mal und stand dann auf. „Komm, deine Wohnung wartet auf uns! Ich will doch wissen, welche Überraschung du für mich hast!“
 

Der Ältere setzte sich umständlich auf und spürte in dieser Situation, dass er über Dreißig war. Auch er murrte und holte mithilfe der Couchkante Schwung, um aufzustehen. „Vielleicht gefällt es dir doch gar nicht ...“
 

„Ich hab noch nie erlebt, dass mir etwas nicht gefällt, was du mir zeigst.“
 

„Das war eindeutig zweideutig, Kyouki.“
 

„Anou“, beschwerte sich Uruha und fächerte diesen Spitznamen von sich. „Es ist bestimmt acht Jahre her, dass man mich so genannt hat. Wieso kramst du das wieder raus?“
 

Der Schwarzhaarige umfasste die Taille seines Partners und kuschelte sich an seinen Rücken. „Ich probiere Kosenamen aus ... Kyouki ist süß, finde ich. Schatz kann ich dich auch nennen. Und Kouyou und ... Stöhnmaus.“
 

Uruha errötete und schürzte die Lippen. „Wie du meinst ... Natsume ...“
 

Aoi zuckte zusammen.
 

„Das ist das kleinere Übel“, warnte der Jüngere und sammelte lachend seine Sachen zusammen. „Für dich finde ich auch schon noch einen peinlichen Kosenamen!“
 

~~~~~
 

Eine ganze Stunde später waren sie in Aois Wohnung angekommen, wo Uruha sich immer noch grübelnd die Stiefel auszog und sich auf die Kante im Flur setzte.
 

„Was hast du denn?“
 

„Ich bin nicht halb so kreativ in Worterfindungen wie du“, maulte Uruha und schmollte. „Mir fällt kein peinlicher Spitzname ein.“
 

„Vielleicht kann ich trotzdem deine Stimmung aufhellen.“ Aoi warf den Motorradschlüssel in die Dekoschale im Flur und hängte seine Jacke an der Garderobe auf, ehe er auch Uruha die Jacke auszog, obwohl der noch immer auf der Stufe saß und quengelte. „Komm schon ... meine Überraschung wartet auf dich.“
 

Beleidigt ließ sich Uruha auf die Beine ziehen und wurde durch den Flur geschoben und gestoppt, als Aoi die Wohnzimmertür aufschob. „Ich möchte dir die Laune nicht verderben, Koi“, sagte Uruha leise und wollte gerade eine große Entschuldigungsaktion starten, was ihr Vorhaben bezüglich ihrer Sprachen anging, als sein Blick in die Wohnzimmermitte fiel und ihm das Herz stehen blieb.
 

Ganz unschuldig, glänzend und groß stand dort eine Couch. Ein Dreisitzer mit schwarzem Leder überzogen, schon etwas lädiert, weil an manchen Stellen abgewetzt und durchgesessen. Dort war eine Kerbe an der rechten Seitenkante, von der Uruha wusste, woher sie rührte. Reita war gestürzt und sein Bassgitarrenschaft hatte sich dort hineingebohrt. Es war die Couch aus ihrem Proberaum, den sie vor Wochen geräumt hatten.
 

„Das ... das ... Yuu, das ist ...“
 

„Die Couch, auf der wir unzählige Soli geprobt und viele Lieder geschrieben haben, hai“, flüsterte Aoi leise. „Aber vor allem ... anou ...“ Die Sprache versagte ihm vor Aufregung.
 

„Yuu ...“ Uruha drehte sich lächelnd um und umrahmte Aois Gesicht mit beiden Händen. „Du bist ein hoffnungsloser Romantiker!“
 

„Also weißt du, warum ich sie hier haben wollte?“
 

„Weil wir auf ihr das erste Mal ...?“
 

„Das erste Mal miteinander geschlafen haben, ja.“
 

„Das ist echt total süß. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen ...!“ Uruha fiel Aoi um den Hals und küsste ihn mit aller Liebe, die er in seinem ganzen Körper mobilisieren konnte. „Danke, Koibito, vielen, vielen lieben Dank!“
 

„Bedank dich bei Keiyuu-san. Er hat das hier klar gemacht ...“
 

„Was? Wie das denn?“
 

„Ich muss dir was erzählen ...“ Nun wurde Aoi ein wenig ruhiger und zog Uruha zur Couch um auf der Seitenlehne Platz zu nehmen. Sein Freund setze sich daneben. „Erinnerst du dich, als Keiyuu uns in der Abstellkammer erwischt hat?“ Uruha nickte mit einem peinlich berührten Grinsen. „Da hast du uns vor Reita doch eine kleine Schauspieleinlage geboten. Und da hast du mir deine Wasserflasche zugeworfen ... Ich weiß noch, dass ich einen Moment gezögert hatte, daraus zu trinken. Ich hab mich an unser unwirsches erstes Mal auf dieser Couch erinnert und daran, dass ich dich nicht küssen durfte. Ich hab gedacht: Wenn du jetzt aus dieser Flasche trinkst, dann ist das ein bisschen so, als würdest du Uruha küssen ... Ich glaube im Nachhinein, war ich schon zu diesem Zeitpunkt in dich verliebt.“
 

Nun musste Uruha grinsen, wie ein Honigkuchenfuchs. Das war ja wohl obersüß ... Gespannt lauschte er weiter Aois Worten:
 

„Gleich danach wusste ich, dass du mir schmeckst ... Und da wollte ich plötzlich diese Erinnerung in mich einschließen. Ich hab den Abholschein für das abgehalfterte Ding schon liegen sehen. Und dann hab ich kurzerhand Keiyuu-san angerufen und sie mir gesichert ... Ich wollte sie einfach nicht auf dem Sperrmüll sehen ... Ein bisschen bekloppt, oder?“
 

„Nein, gar nicht ... Ich hab ihr auch nachgetrauert. Das war immer meine Lieblingscouch und egal wie anstrengend unsere Studiotage auch waren, darauf abzuhängen war immer so erholsam, wie drei Stunden Schlaf. Du bist süß, Aoi ...“ Uruha bedankte sich mit einem extralangen Kuss bei dem Anderen. „Süß-Aoi... japp, so nenn ich dich!“, stellte er danach entschlossen fest.
 

„Na toll ...”
 

„Was? Ich finde du bist gut dabei weggekommen! Ist besser als Stöhnmaus!“ Beide Männer mussten lachen. Süß-Aoi also. Ein kurzes Lippenbekenntnis folgte. Und dann wurden beide ernst.
 

Aois Blick verriet seinem Freund, dass es an der Zeit für die Aoianisch-Stunde war. Ganz plötzlich beschleunigte sein Herz und auch sein Gegenüber wurde unruhiger. „Wartest du hier kurz?“
 

Uruha nickte und blinzelte seinem Koi nach. Dieser zündete eine Kerze an, und mit dieser noch eine und noch eine, bis es siebzehn Stück waren. Für jede Woche eine, in der ihre Affäre nun schon andauerte. Aber das verriet er Uruha nicht, dessen Augen nur immer mehr funkelten, weil das Zimmer mit jedem Licht stimmungsvoller wurde, besonders, als Aoi die Deckenbeleuchtung ausschaltete und dass Zimmer in Kerzenschimmer tauchte. Dann lächelte Aoi ein wahres Aoilächeln und verschwand kurz in seinem Badezimmer.
 

Uruha konnte es kaum mehr erwarten. Die Idee mit den Kerzen war schön, seine Hand strich über das schwarze Polster. Mit einem Schmunzeln erinnerte er sich daran, dass ihr erstes mal auf diesem Sitzmöbel gar nich so einfach gewesen war. Die schwitzige Haut klebte sehr an dem Leder. Vielleicht lag deshalb wie zufällig die brombeerfarbene, flauschige Kuscheldecke bereit. Uruha griff danach und legte sie über der Sitzfläche und den Lehnen aus. Er liebte diese Decke, die Aoi ihm immer überließ, wenn sie einen DVD-Abend gemacht hatten. Sie roch nach dem Rhythmusgitarristen. Das liebte Uruha am meisten an ihr.
 

Dann hörte er hinter sich die Tür knarren. Vorsichtig drehte er sich um. Vor ihm stand ein Aoi, den er nur ganz selten so gesehen hatte. Oder besser Yuu? Ohne Hairstyling, ohne Schminke, ohne Schmuck, nur mit einem schwarzen Seidenyukata bekleidet. Uruha blinzelte irritiert, aber nicht, weil sich ihm da ein schrecklicher Anblick bot, sondern weil der Andere schlicht nichts sagte.
 

Aois Hände zitterten heftig, an denen die Sehnen mehr hervortraten als sonst, sein Kreislauf war auf Hochtouren. Die Wangen rosig und ein seltsam ängstlicher Glanz lag in seinen Augen, den Uruha nicht deuten konnte. Barfuß schritt Aoi auf seinen Gitarrenpartner zu, den er mit seiner unverfälschten Erscheinung und seinem fesselnden Blick bereits so hypnotisiert hatte, dass er sich lieber einen Finger abgebissen hätte, als einen Ton zu sagen ...
 

Uruha musterte den Anderen ganz genau. Besah die Leberflecken in Aois Gesicht, für die er sich immer so genierte, die kleine Narbe von seinem Lippenpiercing, die winzigen Fältchen an den Augen, leichte Krähenfüße, die vom Schmunzeln und dem schrägen Grinsen kamen und verrieten, dass Aoi keine zwanzig mehr war, die Augen, die ohne dunkle Umrandung eher müde wirkten, aber dennoch jene geblieben waren, in die Uruha sich verliebt hatte. Und der Leadgitarrist konnte gar nicht anders, als zu einem einzigen Schluss kommen: Dieser Mann ist schön. Auch ohne Nachhilfe, ohne Tamtam und Dekoration. Er ist schön, dachte er und streichelte das Gesicht vor sich mit der Oberseite seiner Finger, ganz umsichtig. Denn dieser Aoi kam ihm nun vor, wie aus Porzellan ...
 

Aoi schloss die Augen.
 

Er genoss diesen Moment, diese leichte Berührung, diese Genugtuung, dass Uruha ihn scheinbar auch so annahm. Auch ohne, dass er zwingend »Aoi« sein musste. Es war ein warmes Gefühl. Es ließ ihn innerlich schweben. Er war glücklich.
 

Ihm gingen die Sachen durch den Kopf die in den letzten siebzehn Wochen passiert waren, unheimlich viele Sachen ...
 

Sie waren so holterdipolter in diese Affäre gestürzt, miteinander auf einem Vulkanrand getanzt, hatten ihr Duell mit dem Feuer ausgefochten.
 

Sie hatten einen neuen Bandraum bekommen. Mein Gott, Keiyuu hatte sie in Flagranti erwischt! Uruha war in dessen Wohnung eingebrochen ... Kai hatte seinen Liebeskummer offenbart. Sie hatten sich beide in ein Lovehotel gewagt und dort Miyavi als den Grund für diesen Liebeskummer enttarnt. Uruha hatte ihn zurückgewiesen.
 

»Wenn wir zusammen wären, würde ich dich nie betrügen«, diesen Satz hatte Aoi gebraucht, um es zu verstehen und um einzusehen, dass er Uruha liebte. Er hatte sich krankschreiben lassen und seinen Freund mit einem Anderen gesehen. Das war offenbar für Uruha der Grund gewesen, seine Liebe zu erkennen. Aoi hatte ihm geschworen, ihn nie mehr allein zu lassen, aber in Unwissen auch still hingenommen, lediglich eine Affäre für Uruha zu sein. Er hatte mit Melody-san gesprochen und erkannt, dass sie der Eindringling in Miyavis und Kais Beziehung war, aber auch, dass sie eine liebende, stolze Frau war, die niemals aufgeben würde. Am selben Abend noch hatte Aoi sich mit Miyavi versöhnt, erkannt, dass er ihm Unrecht tat und beschlossen um Uruha zu kämpfen. Deshalb hatte er eine Hütte gebucht. Diesen Bergausflug würden beide nicht so schnell vergessen. Dieser Blizzard und dann mussten sie zurück und Uruha brach im Eis ein. Aoi war dem Himmel so dankbar, dass er ihn retten konnte und sie beide beinahe unbeschadet aus der Sache herauskamen. Unbeschadet? Nicht ganz. Denn es musste erst dieses Nahtodereignis eintreten, damit sie einander endlich ihre Liebe eingestehen konnten. Der erste Kuss. Im Hotelzimmer schon, hatten sie diesen Abend geplant. Und nun waren sie hier ...
 

Angekommen an diesem Punkt.
 

Welch ein komplexes Chaos war dort in den letzten Wochen über sie hereingebrochen? Welches Chaos hatten sie über den armen Keiyuu gebracht, um schließlich hier zu landen?
 

Aoi öffnete die Augen wieder.
 

Uruha war ihm näher gekommen, hatte mit seinem Gesicht, dass seines Freundes gekost, dem wahrscheinlich selber einiges durch den Kopf ging. Sie waren mutig, stark, unfair, frech und dumm gewesen, um an diesen Punkt zu gelangen. An diesen Punkt, an dem keine Fassade mehr zählte, keine Masken existierten, keine Worte mehr nötig waren und ihre Affäre zu einer Liebe gewachsen war, die unerschütterlich echt war, die täglich Raum schuf, Neues zu entdecken. Nur eines noch hatte Aoi zu sagen:
 

„Heute Nacht beweise ich dir, dass ich dir vertraue ...“ Dann zog er den Knoten des Gürtels auf und der Stoff glitt fließend von seinen Schultern auf den Boden, „Ich gehöre dir ... Mach mit mir, was du willst ...“
 

Uruha verstand sofort, was das zu bedeuten hatte. Er erinnerte sich, als er wie trunken vor Adrenalin nach dem Einbruch in Keiyuus Wohnung über Aoi hergefallen war und ihm gedroht hatte. Er erinnerte sich auch an die Angst, die den Körper des Dunkelhaarigen durchzog, als es darum ging devot zu sein. Wie obszön Uruha darauf reagiert hatte, wie grobschlächtig darüber geurteilt ... Heute tat ihm das alles Leid. Wenn er an diese Momente dachte, kam er sich vor wie ein respektloser, rotzfrecher Teenager. So wollte er nie wieder mit Aoi reden. Nie wieder.
 

Umso klarer wurde ihm auch, was dieses Angebot von seinem Koi abverlangte. Wie viel Überwindung er gerade brauchte, sich einfach fallen zu lassen. Er würde vorsichtig sein. Ganz vorsichtig, schließlich war der Mann vor ihm immer noch gleich einem Bildnis aus Porzellan.
 

Aois Liebessprache war absolute Devotion, absolutes Vertrauen, absolute Selbstlosigkeit.
 

Uruha küsste die Angst des Anderen hinfort, streichelte seinen verspannten Rücken weich. Er sog den puren Geruch ein, selbst sein Parfum hatte Aoi abgewaschen. Er bildete sich ein diesen Mann schon oft nackt gesehen zu haben, doch nie so wahr und unverhüllt, so schutzlos wie gerade in diesem Augenblick. Alles kam ihm neu vor. Nur die Küsse schmeckten gleich. Uruha überkam ein Verlangen, dass er schon von vorher kannte, nur nicht in dieser Intensität. Er wollte ihrer beider Haut spüren, aufeinander, ohne eine noch so winzig kleine, störende Komponente. Er nahm Aois Hand und ließ seine Finger den Reißverschluss an seiner Weste aufziehen, dann legte er sie unter sein Shirt auf seine Hüfte. Er streifte beide Kleidungsstücke von sich und dann gab er auch seiner Hose und dem Rest einen Schups, die in einem Zug seine langen Beine hinabglitten und aus denen er ohne Widerstand aussteigen konnte. Einen Moment lang schauten sie einander an, betrachteten den Körper des Anderen unter leichtem Streicheln. Mit den Fingern sehen war ein berauschendes Gefühl. Unschuldiger als vorher teilten sie einige Küsse, verschlangen dann einander ohne Umwege. Uruha erkundete jeden Zentimeter des Anderen, denn er hatte herausgefunden, dass es noch einige gab, die er nicht kannte. Aber er fühlte sich recht unbeholfen in seiner Rolle als führender Part.
 

Wie ein wiegendes Blatt so leicht ließ sich Aoi auf die weiche Decke legen, Uruha deckte ihn mit sich selbst zu. Er war aufgeregt und wärmte Aoi mit seinem Fieber. Dieser legte die Arme nach oben und ließ seinen Körper von Küssen beregnen. Leichtes Knabbern und Necken, nicht frech, sondern zielgerichtet erregend. Als er den Kopf ein wenig zurückzog, merkte Uruha, dass Aois Körper ihm folgte, den Rücken durchgedrückt versuchte er jede verschwindend leichte Berührung zu erhaschen. Sein Mund klappte auf. Sein Atem schwer. Er zog die Beine an, stellte sie rechts und links neben Uruha auf. Seine Zehen zerknüllten den Stoff in dem sie sich ballten, als seine Innenschenkel Uruhas Hüfte streiften.
 

Dieses Gefühl hatte der Größere lange nicht mehr gehabt. Er strich über Aois Brustwarzen und sogleich hörte er ein Summen. Aoi war wie weggetreten, er versuchte immer wieder sich am Anderen zu reiben, vergaß alle Peinlichkeit dabei. Uruha war verblüfft von dem Kino, das der Mann unter ihm bot. Aber nichts von alledem war geschauspielert. Dies war echte Emotion, wahres Verlangen. Aoi hatte sich einfach fallen gelassen, war abgetaucht in eine Welt aus Sinnlichkeit, in der es nur sie beide gab.
 

Hattest du jemals Herzklopfen, wenn es nur um Sex ging ...
 

Diese Frage hatte Uruha vorhin gestellt. Gerade hatte Aoi so starkes Herzklopfen wie noch nie in seinem Leben. Wenn er dies durchstehen würde, gäbe es eine neue offene Tür für sie beide, keine Grenzen mehr, dann wäre mit einem Schlag alles möglich.
 

Es ging schon lange nicht mehr nur um Sex.
 

Willig, aber angespannt ließ Aoi sich vorbereiten, biss sich in den eigenen Handrücken. Die Schmerzen, die er spürte, waren wohl die Revanche für jene, die er Uruha beigebracht hatte, als er auf dieser Couch zum ersten Mal ungeduldig und wenig feinfühlig über ihn hergefallen war. Er murrte, aber das Drängen seines Körpers verhieß Uruha weiterzumachen. Das kühle Gel linderte das Ziehen jedoch ein wenig und Aoi kam es nach einer Weile vor, als würde er sich tatsächlich daran gewöhnen. Er wurde mutiger, kam dem Anderen entgegen, gespannt darauf, was ihn erwartete. Und als Uruha den Schlüssel zu seinem Glück gefunden hatte, war Aoi nicht mehr zu halten. Sein Köper bebte vor Erregung. Er wollte mehr. Mit einem simplen „Bitte“ wünschte er die Finger des Anderen aus sich heraus und gewehrte endgültig Einlass. Es war für Uruha nicht einfach, das zu tun, denn auch für ihn war dies ein erstes Mal. Es verlangte ihm alles an Feingefühl und Sensibilität ab, was er aufbringen konnte.
 

Liebeslinguistik ... Liebessprachen. Eine gemeinsame? Darüber hatte Uruha nachgedacht. Jetzt war ihm klar, dass Aoi Recht hatte. Die Sexualität eines Menschen war so vielschichtig und komplex, dass man sie nicht klassifizieren konnte. Nicht einmal in hetero- und homosexuell, nicht in schwarz oder weiß. Dies wäre blanke Anmaßung. Ebenso einmalig wie ein Mensch, wie seine DNS, sein Charakter, jede Zelle war auch dieses. Umso faszinierender der Gedanke, dass zwei Menschen sich allein durch alle fünf Sinne und geteilte Gefühle so auf einander einstellen konnten ...
 

Es ging um Liebe.
 

Es passte einfach. Auf dem Zenit ihrer Leidenschaft verbrannten alle Zweifel an der Zukunft. Und auch die Angst vor dieser. Gemeinsam würden sie alle Hürden aus dem Weg schaffen. Doch nun waren beide vorerst erschöpft, blieben mit rhythmischem Atem aufeinander liegen. Erst als Aoi noch ganz benommen in die Dunkelheit blinzelte, bemerkte er, dass alle Kerzen erloschen waren. Sie waren mit sich und der Nacht verschmolzen ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2011-03-16T21:20:01+00:00 16.03.2011 22:20
*_*
eine echt süße geschichte!
diese schreibweise is so schön romantisch und verträumt...
hat ein lächeln auf meine lippen gezaubert
(obwohl ich im moment eher ne depri-phase habe...)

also dankeschön! :)
Von: Aoifreak
2011-01-29T17:55:05+00:00 29.01.2011 18:55
Juchu^^*wink*! Ja, auch ich schaff es noch zu lesen und zu kommentieren*gomen*...Ich liebe dieses Kapi mal wieder;). Wirklich schön diese beiden Sprachen.Und dann wieder diese ganzen Details an die beide denken, einfach toll.Aoi-San ich bin stolz auf dich!! Wenn das kein echter Liebesbeweis ist, dann weiß ich auch nicht.
Obwohl ich das Gespräch von Kouyou und Akira fast noch besser fand, man konnte sich richtig vorstellen wie gut sie einander kennen, wie sie miteinander umgehen, das ist wirklich toll.
Es ist ein wirklich schönes,romantisches Kapitel, einfach wieder zum Dahinschmelzen und wie ich es bei euch liebe, kommt der Humor auch nicht zu kurz.
Ich persönlich finde aber immer noch Stöhnmaus am besten*lol*
Ach, und mein Lieblingssatz dieses Mal auch wenn ich am liebsten mehrere genommen hätte, ist: Reita hatte schon seit zwei Minuten nicht mehr mit ihm gesprochen, aus Respekt vor dem Trance-Zustand, in den sich der Andere gerade sinniert hatte.XDD
Vielen Dank und bis zum nächsten Mal!!
Eure Tina

Von:  Armaterasu
2011-01-27T21:18:40+00:00 27.01.2011 22:18
So, dann möcht ich auch endlich mein Kommentar zu diesem Kapitel loswerden :D Sorry, dass ich es nicht eher geschafft habe... aber durch Arbeit und so keine Zeit ^^'' aber jetzt bin ich eine woche zu hause, weil ich krank geschrieben bin und darf nicht viel laufen... da bin ich ja förmlich gezwungen den ganzen tag vor dem rechner zu sitzen *lach*

keiyuus reaktion macht neugierig in wen er sich da verliebt hatte... aber wenn ich ehrlich bin, ist mir das mit ihm nicht so wichtig, dann eher mit aoi und uruha *lach* seid mir nicht böse ._.

reita findet das ganze zwischen Uruha und Aoi ja ziemlich interessant xDD hach, ich mag ihn einfahc *reita knuddel*
es ist so niedlich, wie ihr uruha beschreibt, wie er stolpert und reitas gedanken dazu *lach* ich musste beim lesen selbst herzhaft lachen :D ich finde es gut, dass reita so reagiert hatte, dass er ihm keine vorwürfe macht, sondern ihn eher noch etwas neckt und wo uruha so über aoi schwärmt... boah, das war so niedlich, da ging bei mir regelrecht die sonne im herzen auf.
kouyou ist so niedlich, als er akira beichtet, dass sie über die affäre hinaus sind *O* da kann einem nur die sonne im herz aufgehen! ♥

sie wollen ihre beziehung vor ruki geheimhalten? xDDD
respekt xDD ich freue mich auf die reaktion von ihm, wenn er erfährt, dass er der letzte ist, der davon nichts mitbekommen hatte xDD
das gespräch zwischen aoi und uruha in der besenkammer ist wirklich sehr schön. mir gefällt es, wenn sie so miteinander reden, wenn sie so gefühlvoll miteinander reden und ich lege persönlich sehr viel wert auf die art, wie die gespräche in storys geführt werden. und gerade dieses gespräch fand ich wirklich sehr schön, genauso wie das zwischen akira und kouyou ♥

der abend ist gekommen... der abend, an dem kouyou aoianisch und yuu urupäisch kennen lernen werden. ich finde es klasse, wie ihr es beschrieben habt, wie liebevoll kouyou mit yuu umgegangen war, dass er doch erst einmal etwas schlafen sollte und dass er es sogar beabsichtigt hatte, dass er einschlief. das ist wirklich reine liebe ♥
hach ♥ die idee mit der erdbeerschnur ist ja sowas von niedlich und sie passt zu uruha :D ich finde ihn schon bei der ganzen story total verspielt ♥

da hat yuu doch echt die couch aus dem probenraum zu sich nach hause kommen lassen, weil sie sonst entsorgt werden sollte? das ist wirklich niedlich ♥ und wie sie dann auf dem sofa saßen und wie yuu beichtete wie er zu der couch gekommen war. ich finde es auch sehr niedlich, dass er siebzehn kerzen anzündet, dass die siebzehn kerzen für die woche ihrer affäre stehen. wirklich sehr niedlich ♥

aoi überlässt sich uruha, er würde für ihn unten liegen... wenn das nicht mal ein sehr großer vertrauensbeweis war. klasse! ich liebe es, wie ihr schreibt, ich liebe es wie ihr die gefühle rüberbringt und wie die charaktere sich bei euch entwickeln. es ist einfach unglaublich.

wenn ich ehrlich bin, dann hätte dieses kapitel auch durchaus das letzte sein können, zumindest in der geschichte mit aoi und uruha, denn dazu ist der abschluss perfekt! nur was mit keiyuu passiert, wird wohl noch einige leser hier interessieren ^^''

Viele liebe Grüße und danke dafür, dass ihr so wunderschöne Geschichten schreibt!
Von:  AliceDeLarge
2011-01-26T22:09:18+00:00 26.01.2011 23:09
Eine schöne, romantische Geschichte.
GazettE-FFs, die korrekte Rechtschreibung beinhalten, findet man auch nur selten. Das einzige, was mich am Schreibstil stört, ist das Japanische.
Auch, wenn ich die Sprache liebe und lerne, finde ich, dass sie nicht in einen deutschen Text gehört, aber das ist wohl Geschmacksache, denn prinzipiell hat er mir ja gefallen, was man schon daran erkennen kann, dass ich ihn durchgelesen habe, obwohl ich Aoi nicht mag.

KKU fand ich übrigens besonders niedlich, weil es so eine liebe Bezeichnung ist.



Von: abgemeldet
2011-01-21T20:10:39+00:00 21.01.2011 21:10
Ich kann irgendwie nie ein ganzes Kapitel auf einen Schlag lesen..
Gott~
das war so~ niedlich? süß? leidenschaftlich? urupäisch+aoianisch?
Ich glaub dafür find ich keine Worte, ich hab nicht so einen tollen Ausdruck wie ihr beim Schreiben xD"
demnach.

hat mich sehr gefreut mal wieder ein Kapitel lesen zu können. Ich liebe es wirklich <3

Macht weiter :DDDDDDD
LG 8D
Von:  Toffelchan
2011-01-20T22:30:40+00:00 20.01.2011 23:30
wuuuh *////////*
sehr süß wie uruha und aoi zusammengekommen sind *O* ich mags wie es beschrieben wird, wie sie sich immer so verliebte blicke zugeworfen haben und alles
sehr toll <3333

ich fand das mit dem eis-einbruch draaamaaatiiiisch >___< toll *O* <333 LIEBE xD <3

und keiyuu... ich bin sehr gespannt, wen er abbekommt û___u ich hab schon vermutungen und ich hoffe, dass die nicht wahr sind XDDD~

hoffentlich gehts sehr sehr bald wieter *O* <33333333333
*vor neugier sonst sterbZ*

lg ♥
Von:  Ruha_Chan
2011-01-20T19:03:31+00:00 20.01.2011 20:03
Es gibt wenig Geschichten, wo ich noch nach Monaten genau weiß, was im letzten Kapitel passiert ist und auch wenige, auf die ich mit solcher Vorfreude warte wie eure.
Gott, das mit den beiden Herzchen wäre ein perfektes Ende gewesen - beide zusammen, glücklich, Sex klappt. Aber das macht ihr nicht, nicht wahr? Ich finde das gut und hoffe sehr, dass es auch noch etwas um Aoi und Uruha gehen wird im nächsten Teil. Natürlich könnte ich Keiyuu gerade knutschen^^ (okay, könnte ich öfters). Ich freu mich schon so drauf, zu lesen, wie es mit ihm und ??? weitergeht.
Was mich auch intresieren würde, ist, was eigentlich mit unseren beiden Hobby-Stalker passiert. Ich finde ja, die zwei haben eine "Strafe" verdient. Zumal sowohl Keiyuu als auch sein Schatz ja wissen, dass sie spionieren. Aber das liegt bestimmt nur daran, dass ich die zwei auch so mag.
Auf jeden Fall war das mal wieder ein tolles Kapitel, dass ich gestern nacht zwischen halb eins und eins gelesen hab und dann zu müde war, einen sinnvollen Kommie abzugeben!
LG, Ruha
Von:  eiko
2011-01-20T16:33:23+00:00 20.01.2011 17:33
ich bin sprachlos.. das ist nicht einfach nur süß, das ist... so gefühlvoll und... ich will eigentlich nciht so viel schreiben und das kapi 'zerschreiben'
ich hoffe, ihr versteht trotzdem oder gerade deshalb wie gut es mir gefällt! ^^
glg, eiko
Von:  Sarcasm
2011-01-19T22:42:30+00:00 19.01.2011 23:42
og ist das niedlich ;////////; *am ende fast heulen könnte*
das wäre so ein perfektes ende für die ff gewesen, aber es geht noch weiter, oder?! Q////////Q'
*keiyuu ja auch noch zu seinem glück finden muss*
aber..oh gott..das war wirklich mehr als süß am ende , großes kompliment v////v *keks gebs*
*sniff* T^T diese liebe <3 hach..da wird man ja schon fast neidisch XD
*LG dalass*
*-*
Von:  Michou
2011-01-19T21:36:28+00:00 19.01.2011 22:36
Reita's reaktionen machen mich so happy xDDD und wie er aus dem bett sprang LOL (und wie Ruki wohl reagiert?? Am besten ist ja wenn Uru und Aoi so tun alsob sie's ihm als ersten sagen LOL)

Omg, diese zwei sind noch immer genauso süss wie am anfang xDDD (UND YAY FÜRS ADOPTIEREN!!! *anfeuer* LOL)

Ach man Aoi du...! Statt dich zu freuen sagst du sowas XDDD; (und schon ist er wieder entsüss ó3o nicht zittern!!)

(Übrigens bin ich seit Uruha's sms genauso aufgeregt und gespannt wie die jungs ;A;)

"...eine Mischung aus Schamgefühl und Erregung..." Ich mag den satz, und wenn männer so sind vor einem blowjob...<3
DDDDD| und schon ist ende?? Uru hat noch nichtmal richtig damit angefangen qq *Aoi hau*

Lädierte ledercouchen sind verdammte liebe QAQ!!!!

Hawwwhh Liebe für den schwarzhaarigen der heute wieder ein jahr älter geworden ist ^W^

Omg, ich liebe das süsse Urupäisch, aber das Aoianisch ist fast noch fantastischer QQ Okay, es ist ganz okay das kein detailierterer hingeschriebener sex da ist, stattdessen ist es nur schön und süss und haaww <3


Aber Keiyuu. Das regt mich langsam auf wie geheimnistuerisch ihr zwei seit >DDDD Wartet nur, am ende hab ich recht um wenn es geht òwo

Süsses kapitel >W< Danke fürs schreiben~!


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