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Kleine Valentinsgeschichten

von

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Einmal Liebe bitte

Einmal Liebe bitte
 

Das Jahr hat 365 Tage, mit rund 10 offiziellen und tonnenweise inoffiziellen Feiertagen, Geburtstage ausgenommen.

Ich drücke mich von allen 365 Tagen inklusive Feiertagen, vor genau zwei. Drei Mal dürfte ihr raten welchen und warum.

Es sind der 14. Februar und 14. März, Valentin und White Day. Für jeden der es nicht weis: An Valentin schenkt sie ihm selbstgemachte Schokolade und genau einen Monat später, am White Day, schenkt er seiner Angebeten Schokolade; das gilt natürlich auch für alle anderen Arten von Paaren und Beziehungen, z.B. Ranghöher und Rangniedriger.

Auch ich bekomme viel Schokolade an Valentin, so ist das als Kaptain der Kickboxer-AG, und ich gebe auch viel Schokolade im White Day zurück, aber was ich viel lieber mal hätte, wäre genau diese eine Person. Es ist schon deprimierend, ich bin jetzt im letzten Schuljahr und hatte seit der Mittelschule keinen Freund mehr, das ist zum heulen! Ich meine so schlecht sehe ich ja nun nicht aus, meine blauen Augen sieht man schon von weitem, dazu das schwarze Haar, ordentlich geflochten. Alle sagen mit immer ich hätte ein Babyface mit einem leicht kantigen Touch, was auch immer das heißen soll… Meine Schultern sind relativ breit und über so weniger oder scwhache Muskeln kann sich nun wirklich keiner beschweren, nicht ohne Grund bin ich der AG-Chef… trotzdem hatte ich meine letzte längere festeBeziehung vor drei Jahren, drei, Leute DREI! Das ist absoluter Horro für mich. Mein Bruder, fünf Jahre älter als ich, ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder adoptiert und lacht mich aus, weil ich mich mit One-Night-Stand am Leben erhalte muss! Das Leben ist echt nicht fair... sight.

Um aber wieder auf Valentin zurück zu kommen, heute haben wir den 12. Februar und einige Mädchen unserer Schule meinten unbedingt einen Valentin-Schul-Ball zu organisieren. Ganz deutlich haben sie mir klar gemacht, dass ich doch bitte dort erscheinen soll. Netterweise meinte ich darauf, dass sie doch wüssten, dass es ein offenen Geheimnis an der Schule ist, dass ich nur auf Kerle stehe, aber das hielt sie leider nicht davon ab mir eine Einladung als Ehrengast in dei Hand zu drücken und zu sagen, dass ich nur rein käme, wenn ich eine Begleitung hätte.

Soviel zu dem Thema, drücken wir uns wie jedes Jahr um Valentin… Leider ist man als AG-chef fast schon verpflichtet diese dämlichen Schulbälle zu besuchen, das Problem ist, wie komme ich in zwei Tagen an einen Kerl ran, der sich nicht zu fein ist in einem roten Anzug auf diesen Ball zu gehen. Man muss wissen bei uns an der Schule ist es üblich, dass er in weis und sie in rot zum Valentinstag kommt, wenn man denn einen Freund oder eine Freundin hat. Ist es nicht an dem, dann trägt sie weiß und er rot… Mein Bruder hat von diesem Ball erfahren und sich die Mühe gemacht mir einen schönen roten Anzug zu kaufen, entweder weil er erwartet, dass ich da allein hingehe oder in der Hoffnung, dass wenn ich jemanden finde, dann das Mädchen spiele. Es war sein Glück, dass auf diesem Anzug Armani drauf stand, sonst hätte ich ihn in der Luft zerfetzt und ihn ihm sonst wohin gestopft… grummel!

Wir haben ja noch zwei Tage Zeit, vielleicht passiert ja ein Wunder, jetzt jedenfalls geht erst mal die Schule los.
 

Die Schulglocke klingelte direkt neben meinem Ohr, während wir darauf wartete, dass unser Klassenlehrer kam.

Die Minuten verstrichen und dann ging die Tür endlich auf, ich musste gestehen, ich war schon fast wieder eingeschlafen, was wahrscheinlich aber auch daran lag, dass ich gestern ungewollt zu einer Kostprobe des Könnens meines Bruders kam. Ich wohne nämlich bei ihm und seinem hoch geschätzten Ehegatten, die beiden lernt ihr noch früh genug kennen, wie auch immer, ich musste letzte Nacht feststellen, dass entweder die Wände in diesem Haus nicht so dick sind, wie mein Bruder es beschreiben hat oder aber er seine bessere Hälfte so sehr in den Wahnsinn getrieben hat, dass er nicht leiser stöhnen konnte… bemühen wir uns trotzdem dem Unterricht zu folgen.

„Guten Morgen Klasse… bla bla… neuen… bla bla… ab heute…“

Gekicher in der Bankreihe vor mir ließ mich die Augen öffnen und nach vorn schauen.

\\Ah, der Alte sprach von einem neuen Schüler, mal schauen.\\

Ich richtete mich nun ganz auf und musterte den Jungen.

In der ausgewachsenen, weiten Jeans steckten starke Beine, das wusste ich einfach mal so. Oh und riesige Hände, schienen mit sanft zu sein, nicht vergessen, ich bin auf der Suche nach einem Freund. Die Hände wurden zu starken Armen und endeten an noch breiteren Schultern als meine eigenen, der rote Anzug würde wohl doch mein werden…

Verdeckt waren die breiten Schultern und der sicher gut trainierte Körper von einem einfachen weißen T-Shirt über welches noch ein Jeanshemd gezogen war. Es fiel ein wenig von seiner Schulter. Uh, was sah ich da auf seiner Schulter, einen blonden Zopf.

Mein Blick fiel nun auf sein Gesicht und ich viel fast vom Stuhl, nein, eigentlich viel ich ganz vom Stuhl, mit einem heiden Lärm versteht sich.

\\Ach du heiliges Stoffwechselendprodukt, genau die richtige Vorstellung, des Klassenbesten, Chefs der Kickboxer-AG und unter Liebesmangel leidenden Mitschülers…\\

Die Klasse johlte.

„War das wirklich nötig Alexander?“ fragte der Lehrer seufzend.

Eilig stand ich auf, ich musste die Reaktion des neuen sehen, er schmunzelte.

\\Damit hast du deine Chance verspielt… oder warte mal, vielleicht macht dich das ja auch interessant, gut, beliebt und berühmt, aber auch ein wenig ungeschickt zu sein. Immerhin, wenn du ihn bekommst, spielst du selbst sicher den passiven Part. Bitte, wenn es da oben eine höhere Macht gibt, hilf mir.\\

Ich legte mein bestes Lächeln auf, „Entschuldigung, gestern war noch ein Turnier und es wurde etwas später“, log ich gekonnt und setzte mich wieder, auf meinen Einzelplatz, dem einzigen.

Wie ein Blitzschlag durchfuhr es mich, ich hatte den einzigen freien Platz, er musste sich also zu mir setzten. \\Jackpot!\\

„Schon gut Alexander. Also gut, vielleicht stellst du dich mal kurz selbst vor.“

Der Riese nickte. Irgendetwas war an ihm, aber mri viel nicht auf was es war…

„Guten Tag, mein Name ist Takuya Minama. Ich…“

\\Was für eine schöne Stimme, die erinnert mich stark an Eric, er ist auch Asiate, ich mag diese Stimmenart sehr. Bis auf seine Stimme ist an ihm allerdings wenig Asiatisches dran… Na ja, das lässt sich herausfinden, wenn denn die Mädchen etwas für mich übrig lassen…\\

„Danke, warum setzt du dich nicht hinter zu Alexander, er ist auch der Klassensprecher und weis auch so viele wichtige Sachen rund um die Schule“, erklärte der Lehrer.

Aufgeschreckt setzte ich wieder mein Lächeln auf und räumte meine Sachen etwas zusammen, die ich sonst immer auf dem ganzen Tisch verteilte.

Takuya kam zu mir und hob meine Kickboxer-Handschuhe von seinem Stuhl.

\\Ups...\\

Ich nahm sie ihm ab und legte sie auf meine Sporttasche.

Er setzte sich und packte einen Block und eine Federmappe aus. Das Jeamshemd zog er von seinen Schultern und Armen und deckte dabei ein Tattoo frei. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich es, es waren japanische Zeiten und bedeuten soviel wie ‚mächtiger Berg‘.

Berg… mächtig… ja das konnte ich, allein seinem Aussehen nach, nur bestätigen.

Während der Lehrer vorn sprach und ich versuchte nicht zu Takuya zu sehen, sah er zu mir, vermutlich hatte er meinen Blick auf das Tattoo bemerkt.

„Magst du wissen was es bedeutet?“ fragte er leise.

„Ich weis was es heißt. Ich komme in den Genuss der japanischen Sprache in Wort und Schrift“, meinte ich weniger so neutral, wie es klang.

„Das ist cool, ich bin froh, gleich jemanden gefunden zu haben, der meine Heimatsprache versteht. Wo lernst du sie?“

„Zu hause. Mein Vater ist Wirtschaftsdiplomat in Japan und mein Bruder ist Dolmetscher“, sagte ich zum Fenster, in welchem ich das Spiegelbild von meinem Banknachbarn betrachtete.

„Ist bestimmt toll.“

„Hm…“

Das Kichern der Mädchen vor uns lenkte immer wieder den Blick des Lehrers in unsere Ecke, was dazu führte, dass wir kein richtiges Gespräch führen konnte, worüber ich auch recht froh war, denn sein Akzent war für mich recht irritierend, aber nicht auf die Art, dass ich ihn nicht verstand, sondern er brachte meine Gefühle durch einander. Mein Bruder hätte ja jetzt gesagt, dass ich verliebt wäre, aber ich konnte mich doch nicht einfach in jemanden verlieben ohne zu wissen, ob er auf Jungen oder Mädchen stand oder vielleicht sogar auf beides…

In keiner einzigen Pause kam ich dazu mit ihm zu reden und auch nach der Schule wurde nichts daraus, denn die Mädchen mussten ihm unbedingt die Schule zeigen… und ich hatte in meinem Zustand jetzt auch noch Training mit den Neulingen, viel kam dabei nicht raus.

Das Training wurde zu einer Selbstbeschäftigungstherapie, während ich meinen Gedanken nach hing, zumindest bist die Hallentür aufging und ein gewisser Riese eintrat. Abgelenkt von ihm, knallte mir der Sandsack frontal ins Gesicht, gegen welchen ich gerade noch geschlagen hatte, und ich ging zu Boden.

„Auwah….“, seufzte ich mit blutiger Nase, während Takuya gleich zu mir geeilt kam und mich auf die Beine zog.

\\So sollte man seine AG nicht präsentieren, Alex…\\, dachte ich und lehnte mich unmerklich in die starken Arme.

„Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe“, sagte er und setzte mich auf einen der Stühle und reichte mit ein Taschentuch.

„Schon okay, ich war selbst unaufmerksam“, erwiderte ich mich zugedrückter Nase. \\Wie peinlich ist das denn? Ich bin Nationaler Jugendmeister und lasse mich von einem Sandsack nieder strecken…\\

„Das Training ist beendet, raus mit euch“, wand ich mich den Kleinen zu die sich verbeugten und dann aus der Halle eilten.

„Du solltest ins Krankenhaus, nicht, dass sie gebrochen ist.“

„So leicht bricht es einem nicht die Nase. Was ist dein Anliegen?“

„An meiner alten Schule war ich auch im Kickboxer-Team und als ich erfahren habe, dass es hier auch eines gibt, wollte ich einfach mal schauen.“

\\Zufälle gibt’s, die gibt es nicht…\\, dachte ich und stand auf, „die Fortgeschrittenen, dazu darf ich dich doch zählen, trainieren Dienstag und Freitag, 16 Uhr, zwei Stunden. Für besonders vorbildliche gibt es noch Mittwochs eine Zusatzstunde.“

„Dienstag kann ich leider nicht“, meinte er doch recht niedergeschlagen.

„Es gibt ja noch Mittwoch und Freitag“, sagte ich und ging aus der Halle, er folgte mir ins Büro wo ich einen Unfallmeldeschein holte und ihm einen Stift gab, „füll das bitte mal aus, während ich mich umziehe.“

Takuya nickte nur und machte sich gleich daran.

Im Spiegel betrachtete ich erst mal meine Nase.

„Du bist echt arm dran, jetzt lässt du dich schon so leicht ablenken… Er ist doch nur ein Kerl…“, meinte ich zu mit selbst und wusch das Blut aus meinem Gesicht, „verliebst dich in irgendeinen daher gelaufenen Neuling, ohne zu wissen ob er vielleicht gar nicht auf Kerle steht… Liebe ist absoluter Mist!“

Beim aufrichten viel mein Blick in den Spiegel. Man konnte die Tür stehen und in ihr stand Takuya.

\\Er hat bestimmt alles gehört…\\, dachte ich und stolperte vor Panik über meine eigenen Füße, allerdings kam ich nicht auf dem Boden auf… Takuya war mit einem Satz über die kleine Bank gesprungen die uns trennte und hatte mich aufgefangen.

\\Und schon wieder liegst du in seinen Armen…\\

Rot angelaufen richtete ich mich auf und murmelte ein Danke, bevor ich um die Ecke eilte und mich umzog.

Auch dahin folgte er mir. Ich hatte ihm zwar den Rücken zugewandt, wie ich da nackt vor ihm stand, aber trotzdessen, dass auch er ein Kerl war, war mir das richtig peinlich und ich beeilte mich meine Sachen anzubekommen.

\\Hat er mich gemustert? Nein, er hat bestimmt höflich weggesehen, hoffe ich… Mensch, Alexander reiß dich zusammen! Er ist ein Kerl und er sieht gut aus, aber das heißt nicht, dass er auch gleich schwul ist…\\

Fertig angezogen holte ich mein Handy aus der Tasche und fragte beim suchen der Nummer Takuya, „ist die Unfallmeldung fertig?“

„Ja, alles ausgefüllt. Willst du nicht vielleicht doch gleich ins Krankenhaus?“

„Nein, geht schon. Ich lasse mich jetzt erst mal abholen und wenn es morgen nicht besser sein sollte, kann ich immer noch ins Krankenhaus“, sagte ich ganz entspannt und wartete dann mit dem Handy am Ohr, dass mir jemand antwortete.

„…“

„Hi, Eric. Kannst du mich vielleicht von der Schule abholen?“

„…“

„Wir haben unverhofft etwas früher Schluss gemacht.“

„…“

„Danke, ich warte dann am Tor, bis gleich.“

„…“

Ich legte auf und packte dann meine Tasche.

Takuya brachte mir die Meldung, ich musste damit ja sowieso zu einem Arzt, „danke.“

Mit geschulterter Tasche verließ ich die Halle, gefolgt von meinem neuen Anhängsel, und schloss ab. Den Schlüssel hing ich an den Hacken neben der Tür und trottete zum Schultor.

„Tut mir wirklich leid, das mit deiner Nase“, entschuldigte sich Takuya noch mal.

„Du hast keine Schuld, wirklich.“

Meinen blick hatte ich starr auf den Boden gerichtet, was dazu führte, dass meine Nase wieder zu bluten begann und weh tat sie auch höllisch. Der andere gab mir ein Taschentuch.

„Danke.“ Ich drückte das Tuch gegen meine Nase und gerade als Takuya wieder etwas sagen wollte, parkte auch schon der schnittige Lexus vor dem Tor.

„Bis morgen“, meinte ich nur zu Takuya und beeilte mich ins Auto zu kommen.

„Was hast du denn mit deiner Nase gemacht? Haben sie kleinen dich niedergeschmettert?“ feixte Eric.

„Ha ha, sehr witzig.“

„Oder hat dich dieser Schönling abgelenkt, der da neben dir stand?“

Wie ich es hasse, wenn er genau ins schwarze trifft. Mein Blick wanderte aus dem Fenster, „mich hat der Sandsack frontal getroffen.“

„Also doch abgelenkt von Schönling“, kicherte er und fuhr ins nächstliegende Krankenhaus, dort war ich schon gekannt, da sie meist die Ringärzt für die Schule stellten und regelmäßig verletzten Kickboxer vorbei kamen.

„Du magst ihn, oder?“

„Eric, er ist heute erst an die Schule gekommen, ich weis noch gar nicht über ihn.“

„Deswegen magst du ihn trotzdem.“

Da er recht hatte half widersprechen auch nicht. Murrend ließ ich mich auf einem Stuhl nieder, während Eric mich anmeldete.

Keine fünf Minuten später war ich dran und keine halbe Stunde später verließ ich mit einer gegipsten Nase das Krankenhaus.

Valentin konnte kommen, mit der Nase ließ ich mich definitiv nicht auf dem Ball sehen, egal womit man mich bestach!

Den Rest des Tages zog mich mein Bruder damit auf, dass ich mir hatte die Nase von einem Sandsack brechen zu lassen. Verprügeln tat ich ihn dafür, auch wenn er nicht unrecht hatte, irgendwie war es schon zum lachen…
 

Gebrochene Nase hin oder her, ich musste am nächsten Tag in die Schule, dass ich fortan den Mund hielt war ja klar, immerhin klang ich als hätte mit jemand die Eier abgeschnitten…

Da ich niemanden erzählen konnte was der wahre Grund war, sagte ich einfach, dass ich zu hause einen Unfall hatte.

Takuya formulierte die Frage wie folgt, da er mit bekommen hatte, was ich den andere gesagt hatte: Mitten in der Geschichtsstunde, die meisten von uns schliefen noch oder schon wieder, fand eine Schachtel japanisches konfekt den Weg auf meinen Schoss und ein Zettel übertage auch, welcher mich fragte, ob meine Nase ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen wurde?

Die Pralinen wanderten gleich in meine Schultasche, bevor die Mädchen etwas merkten und auf den Zettel schrieb ich nur „gebrochen“.

Durch das Zetteln brauchte ich ihn nicht ansehen. Im laufe des Tages artete unser Gespräche in einen ganzen Block aus und irgendwie kamen wir auf das Thema Valentin-Schul-Ball. Eigentlich wollte ich nur wissen ob er schon eine Begleitung hatte… Auf meine Frage antwortete er mit folgender Kombination aus Aussage und Gegenfrage: „Ich mag dich sehr. Darf ich dich auf den Ball begleiten“

\\Schock schwere Not, das ist jetzt ein Scherz oder?\\

Ungläubig sah ich ihn an, \\bitte sag mir das noch mal ins Gesicht.\\

Lächelnd nickte er auf meinen Blick und schrieb dann noch auf den Zettel, er hat übrigens eine wunderschöne Handschrift, „du musst mir nur die Sache mit den Klamotten erklären.“

Das war überhaupt kein Problem, Hauptsache ich hatte eine perfekte Begleitung.

Nach dem Unterricht musste ich feststellen, dass mein Berg eine musikalische Ader hatte, denn Dienstags war von 15 bis 17 Uhr Musik-AG, zu der er komplementiert wurde und ich musste zugeben er spielte fantastisch Violine.

Ich selbst konnte zwar im Moment kein Kickboxen mit machen, aber ich konnte trotzdem mein Team stressen, was ich mit sehr viel Freude tat. Da Musik nur bis 17 Uhr ging, machte sich Takuya noch die Mühe die eine Stunde uns mal zu zeigen, was er alles drauf hatte. Zu schade, dass ich nicht kämpfen konnte… aber ich musste mir meine Kräfte ja aufheben, denn heute wurde noch an ganz anderen Fronten gekämpft. Zum einen nahm ich ihn mit zu mir nach hause, da ich ihm unsere Valentinsspezialitäten noch erklären musste und zum anderen würde ich ihn dazu bekommen bei mir zu übernachten. Ja, ich weis, eine Beziehung muss man langsam angehen, aber wir sind jung, wir sehen das anders, vielleicht kommt es dazu, vielleicht auch nicht.

Meinem Bruder hat Takuya sehr zugesagt, die beiden haben viel Zeit mit einander verbracht und mich vernachlässigt. Erst als Eric ein Machtwort sprach und ihm drohte, dass er zu mir ins Bett kriecht, hat er von meinem Takuya abgelassen und zur Bettzeit geröhrt.

Unsere Sitten im Haus waren doch etwas verwirrend für Takuya, aber er schien sich damit angefreundet zu haben und wollte nicht nach hause, da, wie ich herausgefunden habe, er sowieso allein wohnte.
 

Am nächsten Morgen hieß es: „Sankt Valentin, du hasst mich doch nicht!“

„Deine Gedanken möchte ich manchmal verstehen“, meinte Takuya lieb.

„Das ist eine lange Geschichte, komm, bevor mein Bruder das Bad blockiert, dann kommen wir nämlich zuspät zur Schule.“

Wir duschten natürlich nach einander und übrigens, in der Nacht ist nichts geschehen.

Aus seinem Kleiderschrank hatte mein Bruder noch einen weißen Anzug gezaubert, der Takuya auch tadellos passte. Ich lief den ganzen Tag schon in dem Anzug rum, allerdings nur weil ich ja sonst nichts rotes im Kleiderschrank hatte und alle Mädchen wollten natürlich gleich wissen wer denn an meiner Seite kommen würde, das gleiche galt auch für Takuya, der ja theoretisch auch in rot rumlaufen müsste, denn er war ja, für die Damen zumindest, Single. Entspannt erklärten wir ihnen, unabhängig voneinander, dass sie das noch früh genug erfahren würden.

Vor allem unter den Oberstuflern viel ich mit meinem roten Anzug auf, da die meisten von ihnen eine Freundin hatten und somit in weiß verkehren durften.

\\Ich bekomme eine Krise, die Weiber gehen mir auf den Keks!\\ „Wenn ich das hier überlebe, dann prügel ich die grün und blau, sobald ich meine Handschuhe wieder habe.“

Takuya lachte freudig auf und schob mich in die Turnhalle, „ich werde dir deine Handschuhe wegnehmen.“

„Ich kann das auch ohne sie“, murrte ich und ließ mich am Rand nieder.

„Komm, lass uns tanzen“, er zog mich wieder hoch und ich war gezwungen den anderen zu zeigen mit wem ich hier war.

„Ich kann nicht tanzen“, murmelte ich, obwohl ich ja eigentlich doch tanzen konnte, dank meines Vaters, der mich und meinen Bruder zu einem Tanzkurs gezwungen hatte…

„Und wie du tanzen kannst oder schämst du dich für mich?“

„Nein, es weis ja auch die ganze Schule, dass ich Jungs nicht abgeneigt bin, aber trotzdem, das ist peinlich.“

„Genau, Liebe ist peinlich.“

Der Ball ging lange und zum ende hin wurde die Musik noch mal so schön romantisch, also tanzten wir noch mal, unmerklich bildete sich ein Kreis um uns, wir tanzten nur noch allein, begleitet von einem schönen großen Scheinwerfer. Völlig hin und weg von der Nähe des anderen bekam ich gar nicht mit wie sich seine Lippen meinen näherten, das würde unser erster Kuss werden. Ganz sanft legten sich unsere Lippen aufeinander und wir schlossen beide die Augen. Dieses Gefühl, das habe ich drei Jahre lang vermisst. Es ist das wundervollste was es gibt, verliebt zu sein.
 

„ICH LIEBE DEN VALENTINSTAG!!!“

Liebe zum mitnehmen

Liebe zum mitnehmen
 

Was ist schlimmer als an Valentin allein zu sein und Schicht in einem Schnellimbiss zu schieben? Richtig, an Valentin allein zu sein, Schicht in einem Schnellimbiss zu schieben und beobachten zu müssen wie gut zwei dutzend Pärchen sind an unserem Valentinsevent beteiligen und selbst dabei immer freundlich grinsen zu müssen.

Kann man diesen Tag nicht abschaffen!? Um andere Feiertage wird doch auch nicht so ein Aufwand gemacht…

Das Schnellrestaurant, in dem ich Arbeite, wurde rosa ausgeschmückt, mit Herzchen und Rosen und was weis ich nicht allem kitschigem und jedes Paar, das eintritt und unser spezielles Valentinsmenü bestellt bekommt noch eine rote Rose und eine kleine Tafel Liebeschokolade…

Alle um mich herum schienen zu denken, dass es keine Singles auf dieser Welt gibt, aber hallo! Hier steht einer! In meinem Schlafzimmer steht ein Doppelbett, möchte nicht jemand darin mit mir für immer und Ewig glücklich werden?

Seufzend lehnte ich am Bestelltrese und versuchte einen Punkt zu fingen, den ich anstarren konnte, ohne ein knutschendes oder händchenhaltendes Liebespaar zu sehen, was allerdings recht schwer war.

Mein Blick schweifte zur Tür, da, einer ganz allein, irgendwie wirkt er gerade genauso verloren wie ich hier. Er blieb in dem kleinen Zwischenraum stehen und blickte durch das Restaurant.

Nein, bitte, nicht!

Er drehte sich rum und verließ das Restaurant wieder.

\\Irgendwas zum zertrümmern bitte! \\, dachte ich und schlug meinen Kopf kurz gegen den Getränkeautomaten.

Schmunzelnd kam mein Chef um die Ecke.

„Alles okay mit dir? So verzweifelt weil deine Schicht noch lange geht? Wartet wohl ein liebster auf dich?“, fragte er freundlich.

Mein Chef ist cool, er weis, dass ich schwul bin und es stört ihn kein bisschen, auch nicht, wenn ich den ein oder anderen Gast an flirte.

„Wenn es doch nur so wäre“, seufzte ich und riss schon die fünfte Tafel Schokolade auf.

„Wenn du noch mehr davon isst, wirst du mir am Ende noch krank“, sagte er und trat zwischen mich und die Schokolade. Die angebissene Tafel nahm er mir auch aus der Hand, „warum machst du nicht Schluss und schaust, ob du nicht wenigstens noch einen One Night-Stand bekommst?“

„Das ist nicht sehr hilfreich. Gehen Sie doch mal durch die Stadt ohne zu heulen. Wo bitte ist keine Valentin-Stimmung?“, fragte ich schon fast böse und ging wieder meiner Arbeit nach, da ein neues Pärchen Gäste gekommen war.

„Romeo, warum gehst du dich nicht um die Autos kümmern, an der Kasse“, er drückte mir den Kopfhörer in die Hand und schob mich hinter der Theke hervor, „und Finger weg von der Schokolade!“

Seufzend nahm ich die Kopfhörer und setzte mich in den Raum.

Monoton leierte ich meinen Spruch runter und kassierte das Geld, natürlich mit einem freundlichen Lächeln.

Für einige Minuten war es still, und gerade wollte ich mich über das Schokoladenverbot hinwegsetzten, da kickte es im Hörer. Ich drückte auf den Freisprechknopf an dem Hörer und begann zu sprechen, dass Liebesverzweiflung in meiner Stimme lag merkte ich gar nicht, „guten Abend. Was möchten Sie bestellen?“ fragte ich, doch kam keine Antwort, es begann nur leise zu rauschen. „Verdammte scheiße, die Anlage ist schon wieder kaputt!“

Schöner Valentinstag auch. Seufzend verließ ich den Raum, trat in den Küchenbereich und verließ das Gebäude.

„Romeo, wo willst du hin?“ fragte mein Chef mir hinterher.

„Die Sprechanlage ist schon wieder kaputt“, sagte ich und lief zu den Autos, es saß nur eine Person darin und die kannte ich nur zu gut, es war mein Kumpel.

„Was willst du?“ fragte ich ihn mürrisch und lehnte mich auf das herunter gelassene Fahrerfenster.

„Wo ist deine Freundlichkeit? Ich bin Kunde“, grinste er.

„Du bekommst gleich eine Trachtprügel von mir, also was willst du?“

„Ich hätte gern… hm, das Valentinmenü.“

„Du und welches Girl von der Ecke?“

„Du und ich.“

„Johannes, zwinge mich nicht dazu dich zu schlagen. Also einmal das übliche“, drückte ich ihm auf und ließ mir das Geld geben. Ich bestellte das Essen für ihn und er fuhr vor um das und sein Wechselgeld zu bekommen, was ich ihm aber verwehrte, „eine Anzahlung deiner Schulden für die letzten drei mal, wo ich dich habe kostenlos versorgt. Verschwinde!“

Lachend nahm er die Tüte, schenkte mir noch einen Luftkuss und fuhr davon.

Fragend sah mein Chef mich an.

„Kein potentieller Liebhaber“, sagte ich nur und ging wieder raus um die Autos zu bitten zum zweiten Fenster vor zu fahren.

Gerade als keine Autos mehr kamen wollte ich das Schild aufstellen, dass sie bitte weiter fahren sollten, da donnerte es über mir und es begann zu regnen, na ja, eigentlich war es mehr eine Poolparty der Götter. Nach der einen Minute die ich dafür brauchte war ich nass, bis auf die Knochen durch geweicht. Einmal atmete ich tief durch, dann wand ich den Blick zum Himmel, „ICH HASSE VALENTIN!“, schrie ich in brünstig und stapfte wieder in die Küche.

„Lass mich raten, ein Exfreund?“, meinte mein Chef, der sich das Lachen ernsthaft verkneifen musste.

Ich gebe ja zu, an mir ist nicht viel dran und dann auch noch die Klamotten an mir klebend…

„Wolkenbruch“, knurrte ich und tötete ihn mit meinem Blicken. Die ganze Küche volltropfend verschwand ich auf der Toilette und trocknete mich erst mal so gut es ging, bevor er die Ersatzuniform anzog. Mit immer noch nassen Haaren kam ich wieder.

„Tut mit leid, ich wollte nicht lachen“, entschuldigte sich mein Vorgesetzter und richtete noch etwas meine Haare, bevor ich wieder an den Tresen durfte.

Es war gerad niemand da, also wand ich mich zu ihm um, „darf ich all die Herzen verbrennen, wenn Valentin vorbei ist?“, fragte ich mit einem diabolischen Grinsen

„Nein darfst du nicht, aber ich schenke dir alle übrigen Rosen“, lächelte er so freundlich, schon fast liebevoll, wie er mich nie gelächelt hatte.

Sofort wurde ich knallrot im Gesicht und blickte auf den Eimer voller Rosen, ich wusste, dass wir hinten noch einen stehen hatten und da wir in zwei Stunden schon zumachten, würden wir die nie los werden.

Er lächelte mich immer noch so an, war das um mich zu ärgern oder flirtete er mit mir?

Die Tür holte mich aus meinen Gedanken, ein Pärchen war genommen und wollte das übliche ein Valentinsmenü. Während sich die Küche darum kümmerte legte ich die Schokolade und zwei Rosen auf das Tablett, eigentlich gab es nur eine. Ich musste die Dinger los werden. Das Essen kam und sie gingen sich einen Platz suchen. Ich schielte zu der Schokolade, ließ sie dann aber und hielt Ausschau nach nahm meinem Chef, der stand in der Küche und half einem Azubi, aber das Lächeln was er mir mit den Rosen geschenkt hatte, hatte er noch immer auf den Lippen. Sein Kopf drehte sich zu mir, mit dem Lächeln. Ich lief wieder rot an und drehte mich weg.

\\Warum rast mein Herz so? Und dieses Lächeln, richtig warm… Moment, stopp, nicht so was denken, er ist dein Chef! \\, machte ich mich zur Ordnung und atmete tief durch, es kamen wieder Gäste, die mussten das rot nicht unbedingt sehen.

Für die letzten Stunden meiner Schicht hielt ich mich so fern wie möglich von ihm, allerdings sah er das ganz anders und suchte immer wieder meine nähe auf.

Ich finde den Mann immer noch cool, aber irgendwie auch noch ein bisschen wie anders. Na ja, darüber kann ich mir ach noch den Kopf zerbrechen wenn ich einsam in meinem Bett liege…

Gerade wollte ich ein neues Kundenpaar bedienen, da machte es Klick und alle Lichter gingen aus. Erschrocken schrieen einige Leute auf, andere zückten gleich ihre Feuerzeuge. Auch ich holte ein Feuerzeug aus meiner Hosentasche, ich bin übrigens Nichtraucher, und suchte damit nach der Taschenlampe.

„Schau gar nicht erst nach der Sicherung, alle umliegenden Gebäude haben keinen Strom mehr“, erschrak mich mein Chef, so, dass ich mit den Daumen an dem Feurzeug verbrannte und es fallen ließ.

„Au. Das ist der schlimmste 14. Februar den ich je erlebt habe“, seufzte er und gab meinem Chef die Taschenlampe um meinen Daumen zu kühlen, der im Moment noch in meinem Mund steckte.

Er wand sich an die Gäste und ließ dann auf den Tischen Kerzen verteilen.

„Das kommt alles von deiner miesen Laune“, meinte er zu mir und langte nach meiner nassen Hand um auf den Daumen zu sehen.

„Meine Schuld? Kann ich was dafür, dass mein Freund mich zwei Tage vor Valentin sitzen lässt?“ maulte ich und hielt meine Hand wieder unter das eisige Wasser, „den Gästen scheint es nicht auszumachen, ihnen gefällt der Kerzenschein.“

Mein Chef war verschwunden und kam nach einer Minute wieder, „gib mir deinen Finger.“

Murrend machte ich das Wasser aus. Er nahm sich meine Hand wieder und trocknete sie ab bevor er begann einen kleinen Verband um meinen Daumen und meine Hand zu wickeln, der er mit Klebestreifen befestigte.

Seufzend sah ich auf den Verband und konnte nur erahnen wo er sich gerade aufhielt, hinten hatten wir keine Kerzen aufgestellt und besaßen taten wir nur zwei Taschenlampen im Restaurant. Eine Tüte knisterte.

„Ich fahre dich nach Hause, sonst bist du wieder durchgeweicht.“

Dazu sagte man nicht nein. Im Finsteren Drückte er mir die Tüte in die Hand. Er hatte auch etwas in der Hand, es schien mir groß und unförmig.

Wir eilten durch den Regen zu seinem Auto und stiegen schnell ein. Im Licht des Autos sah ich, dass ich eine Tüte von uns auf dem Schoss hatte und auf dem Rücksicht des valentinroten Mercedes lagen die Rosen, er hatte das also doch ernst gemeint oder waren die für seine Frau? War er überhaupt verheiratet?

Der Motor wurde gestartet und wir fuhren los. An der Ausfahr bogen wir nach links.

„Ich wohne aber in der anderen Richtung“, meinte ich so beiläufig wie möglich, da mir wieder die röte, noch wegen der Blumen, ins Gesicht stieg, die Schokolade lag auch dort hinten.

„Ich weis, aber zu meinem Haus ist es kürzer und du wirst nicht nass bis wir drinnen sind, nicht, dass du mir krank wirst, wo kurz zwei kalten duschen hinter einander“, sagte er, da war wieder dieses Lächeln und dazu seine blauen Augen die mich anlachten.

„O…okay“, nickte ich nur knall rot und sah aus dem Seitenfenster.

Bis zu seinem Haus war es wirklich nicht weit. Es war ein schönes Einfamilienhaus. Die Garage, in die wir fuhren, war nicht direkt am Haus, aber für die zwei Schritte gab es einen kleinen Glasgang, zumindest sah er für mich klein aus. Wir stiegen aus und er ging voraus. Mit einem Schritt abstand folgte ich ihm durch die Tür in den Glasgang.

Hoffnungsvoll drückte er auf den Lichtschalter, aber auch hier ging kein Licht. „Pass auf, hier im Wintergarten liegen irgendwo meine Hund, nicht, dass du über sie stolperst.“

Da ich eh nichts sehen konnte, blieb ich so nahe hinter ihm, dass ich sein Aftershave riechen konnte.

„Vorsicht zwei Stufen.“

Ich stieg sie hinauf und nun stand ich nicht mehr auf Fliesen, sondern auf hochwertigem Laminat-

„Warte hier, ich hole aus der Küche eine Taschenlampe.“

Brav blieb ich wo ich war und wartete. Nahe liegend klirrte es. Hinter mir hörte ich etwas kratzendes, vermutlich die Krallen der Hunde auf den Fliesen, also trat ich aus der Tür. Kaum hatte ich das getan schnupperte etwas an mir und bellte laut. Das musste ein sehr großer Hund sein. Ganz ruhig blieb ich wo ich war.

„Romeo aus!“, kam es aus der Küche und der Hund verstummte.

Romeo? Ein Zufall? Wieder kratzte es auf dem fließen und wieder wurde an mir geschnuppert und gebellt.

„Julian Ruhe!“ in der Küche ging ein Licht an.

Julian? Habe ich in meiner Bewerbung meinen Zweitnamen angegeben? Oder war er Fan von Shakespeare, immer hin hieß er selbst mit Vornamen William…

Ich hatte mir mittlerweile die Schuhe und Jacke ausgezogen

Der Lichtstrahl der Taschenlampe erschien im Flur leuchtete mich und die Hunde an. Neben mir saßen eine schwarz-weiße Dogge und ein brauner Langhaar-Dackel, Romeo und Julian.

„Ich habe ein paar Kerzen gefunden“, sagte er freudig, ich glaube mal sein Lächeln war wieder da bzw. immer noch, „gehen wir in den Wintergarten.

Die Hunde traten die zwei Stufen nach unten und ich folgte ihnen. Nach hinten ging der Raum weit. In halber Finsternis erkannte ich viele Pflanzen und eine Couchgarnitur. Auf der hohen Sessellehne saß etwas, ich konnte aber nicht sehen was. Auch erkannte ich ein großes Bücherregal.

„Setzt dich“, meinte der Hausherr als er die Kerzen angezündet und den Dackel auf die Couch gehoben hatte. Der große Hund saß auch darauf und in der Mitte der Mann. Im Schein der Kerzen konnte ich erkennen, dass auf dem Sessel eine Katze saß, sie sah mich an, während ich mich vorsichtig näherte.

„Das ist …, sie tut dir nichts“, schmunzelte er.

Bedächtig setzte ich mich vor sie und stellte die Tüte auf den Tisch. Neben dieser und den Kerzen lag noch die Taschenlampe darauf und auf der andere Seite stand ein… Walkie-Talkie!?“

Er schien meinem Blick so folgen, „oh, das gehört meinem Sohn“, erklärte er, während er auspackte, „er spielt gern Geheimagent, manchmal muss es auch als Babyphone herhalten“, er packte die Tüte aus.

Geheimagent… Babyphone, doch verheiratet…?

„Die Mutter meines Sohnes kam bei einem Unfall ums Leben als er zwei war. Das andere ist mein Neffe, ich wohne mit meinem Bruder zusammen.“

Witwer… ich nickte nur und blickte dann auf den Tisch. Vor mir stand das Valentinsmenü.

Herr im Himmel, warum strafst du mich so?

„Magst du Kinder?“

„Wie? Oh, ich wollte immer einen kleinen Bruder, aber meiner Eltern schieden sich als ich fünf war und bisher hat meine Mutter niemanden wieder gefunden und wenn, sie wollte sicher kein Kind mehr haben, ich habe noch drei Geschwister.“

Warum erzähle ich ihm das? Er ist mein Chef. Er bezahlt nur mein Essen und meine Wohnung. Ich lehnte mich in dem Sessel zurück und schob den Katzenschwanz aus meinem Gesicht, dem es da aber dort anscheinend gefiel, denn er kam immer wieder.

„Hast du keinen Hunger? Ich kann dir auch was anderes machen.“

„Ich habe die Nase voll von Valentin“, seufzte er und legte und meinen Kopf auf den Schwanz, was auch wieder nicht genehm war, denn die Katze sprang fauchend von der Lehne.

„Auch vom verlieben?“

Ver… was? Verlieben? Wie kam er auf verlieben? In wen sollte ich mich denn jetzt verlieben, außer in eine Topfpflanze und ein paar Tiere, doch nicht etwa in ihn, meinen Chef? Okay, zählen wir mal. Er wollte mir früher Schluss geben, okay nein, das war weil ich geschaut habe wie vierzehn Tage Regenwetter. Gut, er wollte mir die Rosen und die Schokolade mit geben. Dann hat er mich die ganze Zeit traumhaft angelächelt und ist um mich herum gehüpft. Dann war da noch das mit dem Finger, das hätte auch jeder andere machen können. Er schlägt mir vor, mich nach Hause zu fahren, aber kommen dann hierher, die Rosen und die Schokolade hat er dabei. Jetzt konnte man fast meinen das wäre ein Candlelight Dinner mit Fast Food, okay ja, es ist ein Candlelight Dinner mit Fast Food. Aber er hat doch Kind und ist Witwer…

„Romeo, geht es dir gut? Willst du eine warme Duschen nehmen?“ riss er mich aus meinen Gedanken und sah mich lieb lächelnd an.

„Uhm… ja, klingt gut“, murmelte ich.

„Ich zeige dir das Bad.“

Wir erhoben uns beide und er ging mit der Taschenlampe voraus. Das Bad lag auf der anderen Seite der kleinen Eingangshalle. Auf dem Weg dort hin stolperte ich über Bagger, Rennautos und Plüschtiere.

„Zehnjährige nehmen es nicht so genau mit dem aufräumen“, lächelte er und gab mir die Taschenlampe, „Handtücher sind im Schrank, lass dir so viel Zeit wie du brauchst.“

Ich nickte und schloss hinter mir die Tür. Mit den Rücken lehnte ich an der Tür und lauschte. Die Spielsachen wurden weggeräumt, dann ging jemand die Treppe hoch.

Hier im Bad roch es stark nach dem Aftershave, ich mochte den Geruch. Mein Herz raste.

Mit der Taschenlampe sah ich mich um. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet. Die Waschbeckenarmatur, die Badewanne und die Dusche waren aus Künstlichem schwarzen Marmor, Wände und Boden in weißem Marmor. Wasserhähne und dusche waren golden, ob er so etwas wirklich mochte? Aus dem Schrank nahm ich mir zwei Handtücher und zog mich dann aus. Mit meinen paar mickrigen Euros, die ich verdiente fühlte ich mich hier mehr als fehl am Platze. Ehrfürchtig trat ich in die Dusche, die Taschenlampe lag angeschaltet auf dem Waschbecken, zu mir gerichtet.

Ich genoss das warme Wasser sehr und setzte mich auf den Boden der Kabine. Ich ging das mit dem verlieben noch mal durch. Ich musste dabei jetzt einfach mal davon ausgehen, dass er bi war. Den ganzen Tag über hatte er mir schon einige Anspielungen gemacht, aber vielleicht auch nur weil er mich aufmuntern wollte…? Das ist schrecklich verwirrend! Moment, andere Frage. Ich bin die ganze Zeit immer rot geworden, als er so mit mir geflirtet hat… Ich habe schon öfters gehört, dass Witwer sich manchmal nach dem Tod der geliebten Ehefrau Männer suchen, um sie symbolisch nicht mit einer andere Frau zu kränken bzw. sogar zu betrügen, aber das ist nicht der Punkt.

Die Frage ich: Liebe ich ihn auch? Ich mag ihn als Chef und als Mensch ist er auch nett. Sein Lächeln versüßt mir den Tag ungemein und einen kleinen Bruder wollte ich auch schon immer haben. Ich kenne seinen Bruder nicht, aber der ist bestimmt auch nett. Ich glaube schon, dass ich ihn liebe und vom verlieben habe ich eigentlich nicht genug, nur von Valentin.

Während des Nachdenkens war ich wieder auf gestanden und machte das Wasser aus. Mit dem einen Handtuch trocknete ich mich ab, das andere Band ich um meine Haare. Ich blickte in den Spiegel und überlegte mir was ich auf seine Frage antworten sollte, ob ich auch genug vom verlieben hätte und ich überlegte ob ich ihm sagen sollte, dass ich ihn sehr mochte. Schwierig, aber da ich mich eh immer schnell verplapperte, ließ ich das auf mich zu kommen.

Ich zog mich wieder an hängte die Handtücher noch über die Heizung und ging mit der Taschenlampe zurück in den Wintergarten.

„Na, wieder warm?“, fragte er. Sein Lächeln, von den Kerzen beleuchtet, ließ mich rot anlaufen und mein Herz rasen.

„Ja“, murmelte ich nur und setzte mich wieder in den Sessel.

Der Tisch hatte sich verändert, er wurde nun dominiert von einer Vase in der all die vielen Rosen steckten.

„Wie viele sind das?“, fragte ich einfach mal, mehr um die Stille abzulenken.

„69 Stück“, erwiderte er und die Schamesröte stieg mit auch noch ins Gesicht; was für ein Zufall…

Wieder war es still zwischen uns. Zwar war das Essen jetzt schon kalt, dennoch aber nahm ich mir einen der Burger, denn ich hatte Knast, die Schokolade hatte nicht gereicht um meinen Magen zu füllen.

William erhob das Wort, „ich muss dir etwas sagen.“

Liebesgeständnis oder Kündigung?

Ich legte den halb gegessenen Burger weg und sah ihn an.

„Weist du, du bist ein netter Junge und ein sehr engagierter Mitarbeiter, mal abgesehen von heute“, begann er und redete noch sehr umständlich weiter.

Seufzend beugte ich mich über den Tisch und zog eine Rose aus der Vase, jetzt waren es nur noch 68. Einen Moment sah ich dir Rose an und dann mein nahezu Gegenüber. Zögerlich streckte ich ihm den Arm mit de Rose hin, „kurz gesagt, ich liebe dich“, meinte ich dazu. Ich wurde rot.

Er nahm sie und wurde ebenfalls rot, „ja, so stimmt das, ich habe mich in dich verliebt.“

Seine Tiere sahen uns an, wir aber uns nicht.

Die Dogge, Romeo hieß er glaube ich, rutsche von der Couch und drängte mich aus dem Sessel. Auch die andere beiden suchten sich darauf bzw. davor einen Platz, dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich auf die Couch zu setzten. Ich tat es.

Zögerlich legte sich ein Arm um meine Schultern.

Liebe ist schon komisch…

Nach dem mehr oder weniger kargem Abendessen, bot William mir an bei ihm zu übernachten, was ich gern annahm. Ich schlief mit bei ihm Bett und bekam meinen ersten richtigen echten Kuss seit drei Tagen; nichts geht über Liebe.

„So schrecklich ist der Valentinstag doch nicht“, murmelte ich gegen die Brust meines Williams.

„Freut mich zu hören.“



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